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Hafu 27.11.2020 10:46

Zitat:

Zitat von merz (Beitrag 1569344)
im Moment ist es ja wohl eine Art Seitwärtsbewegung, ist ja schon mal was, besser als Anstiegs-Kurven.

Die Seitwärtsbewegung hat aber, wie man bei der 3-Tage Inzidenzkurve sehr gut erkennt nahezu unmittelbar mit bzw. knapp vor dem "Lockdown light" begonnen, beruht also v.a. auf Verhaltensänderungen und Maßnahmen von Mitte Oktober und hat also mutmaßlich nichts mit dem Schließen von Schwimmbädern, Theatern, Hotels und Restaurants zu tun, denn diese Maßnahmen konnten frühestens 14 Tage nach Beginn, also etwa ab Mitte November einen sichtbaren Effekt in den Inzidenzzahlen entfalten.

Ich hätte eigentlich schon erwartet/ erhofft, dass die bereits Anfang November eingeschlagene Seitwärtsbewegung durch den "Lockdown light" in eine nenenswerte Abwärtsbewegung überführt wird.

Dass dieser Effekt ausgeblieben ist, spricht dafür dass die Maßnahmen vom 3.11. offensichtlich die falschen Stellschrauben waren, um eine Infekteindämmung zu erreichen. Warum man also erkennbar nicht wirksame Maßnahmen einfach mal um weitere 4 Wochen verlängert, ist für mich nicht nachvollziehbar.

Zitat:

Zitat von merz (Beitrag 1569344)
@Hafu: Wenn es jetzt wirklich die Covidioten sind (von denen ich immer hoffte sie seinen zahlenmässig irrelevant), die uns reinreiten, tja, was soll man machen?
...

Die Covidioten sind sicher nur ein Faktor, aber die Beispiele Oberlausitz und Hildburghausen sind schon eindrückliche Beispiele, dass der Effekt nicht komplett zu vernachlässigen ist.

Auch in den USA beobachtet man ja seit Monaten einen deutlichen Zusammenhang zwischen Staaten, in denen Coronaregelen absichtlich nicht eingehalten werden und Masken verpönt sind und den lokalen Infektzahlen.

Wie die Politik solche Menschen erreicht, die überwiegend wohl kaum noch klassische Medien nutzen, sondern lieber es sich in ihren eigenen Informationsblasen via Facebook und Telegram bequem gemacht haben, weiß ich leider auch nicht und ich beneide, trotz der von mir geäußerten Kritik, die Politik derzeit nicht.
Gesundheitsminister Spahn war gestern im Interview in einer Sondersendung auch ziemlich ratlos und hat auch da relativ offen eingeräumt, dass weitgehend unabhängig von irgendwelchen Geboten und Verboten das private Verhalten jedes Einzelnen letztlich der Schlüssel zur Bekämpfung der Pandemie ist.

Einige von den Landkreisen, die jetzt am meisten betroffen sind, sind auch die, die von der ersten Welle komplett verschont worden sind, so dass sich dort wohl auch die Meinung am stärksten verfestigen konnte, dass die Medien die Pandemie übertreiben, weil dort kaum jemand Corona-Tote oder schwer Covid-19-Erkrankte persönlich kennenlernen konnte.
Das persönliche Verhalten von verbohrten Skeptikern lässt sich wohl am ehesten noch durch persönliche Betroffenheit beeinflussen (schwere Erkrankungen, Todesfälle im erweiterten Bekanntenkreis).

aequitas 27.11.2020 11:12

Da wir hier regelmäßig über Zahlen und Daten sprechen empfehle ich euch ein Interview mit Stefan Mau, einem Makrosoziologen, der sich mittlerweile schwerpunktmäßig mit Selbstvermessung/Quantifizierung beschäftigt (eines seiner Hauptwerke: Das metrische Wir):

Das Problem ist, dass viele der Werte, die aktuell im Umlauf sind, mit Vorsicht zu genießen sind. Auch eine relativ einfache Zahl wie die der Neuinfektionen kommt nicht ohne weitere Erklärung aus. Die Epidemiologen weisen immer wieder darauf hin, dass damit nur die Zahl der registrierten, nicht der tatsächlichen Fälle angegeben wird. Eine aktuelle Studie der LMU besagt etwa, dass die tatsächliche Zahl der Infizierten in München im Frühjahr viermal höher war als die der offiziell positiv Getesteten. Es wird leider häufig übersehen, dass Zahlen immer auf Kontexte zurückgeführt werden müssen.

[...]

Was ich in der politischen Kommunikation hingegen derzeit schwierig finde, sind diese starken Wenn-Dann-Festschreibungen. Also so Sätze wie: Wenn wir bei X Neuinfektionen sind, dann kippt das System oder dann müssen wir das und das machen. Gerade weil wir Zahlen ja eine magische Realität zuschreiben, weil sie so eine Kraft auf uns ausüben, muss man vorsichtig mit ihnen umgehen und darf sie nicht fetischisieren.


Er beschreibt dabei auch aus einer kritisch-soziologischen Perspektive heraus, welche Probleme mit einer starken Fokussierung auf Daten und Technologie einhergehen. Zum Einstieg in diese Perspektive ein lesenswertes Interview und im Vergleich zu anderen Debattenbeiträgen zu diesen Themengebieten realistisch, statt dystopisch/fatalistisch.

deralexxx 27.11.2020 12:26

Irgendwie witzig wie jeder hier sich immer wieder im Kreis dreht und skandiert "wir brauchen mehr unterschiedliche Maßnahmen und Möglichkeiten" damit das und das erlaubt wird. Statistiken werden zitiert bis zum geht nicht mehr um den eigenen Standpunkt zu untermauern, wenn aber jemand eine neue App zur Diskussion hier rein stellt die es ggf. ermöglicht, Kontaktketten nachvollziehbar zu machen (mit opt-in, nicht Zwang) wird der Beitrag übergangen / gelesen / ignoriert?

aequitas 27.11.2020 13:40

Zitat:

Zitat von deralexxx (Beitrag 1569408)
Irgendwie witzig wie jeder hier sich immer wieder im Kreis dreht und skandiert "wir brauchen mehr unterschiedliche Maßnahmen und Möglichkeiten" damit das und das erlaubt wird. Statistiken werden zitiert bis zum geht nicht mehr um den eigenen Standpunkt zu untermauern, wenn aber jemand eine neue App zur Diskussion hier rein stellt die es ggf. ermöglicht, Kontaktketten nachvollziehbar zu machen (mit opt-in, nicht Zwang) wird der Beitrag übergangen / gelesen / ignoriert?

Hier werden andauernd lesenswerte Beiträge ignoriert/übergangen.

Versuche doch eine Diskussion über die App im Thread zur Corona App zu initiieren, da es dort besser aufgehoben wäre.

merz 27.11.2020 17:35

Ich hab mir die Seite angeschaut, Danke für den link, in meiner PLZ (westdeutsche Großstadt) kein Service, und ich hab sie auch noch nicht in der Wildbahn gesehen,... schwierig

Seit Monaten bettle :Lachen2: ich hier nach Hinweisen auf eine App die meinen Standorte auf der Zeitachse lokal auf dem Gerät speichern und auch vernünftig darstellt, über eine GPS Wandererapp bin ich nicht hinausgekommen, bislang :Huhu:

Meine naive Erwartung war, dass Google, Facebook und Apple und Amazon hier mehr tun, aber war nicht, lässt sich eben kein Hundefutter mit verkaufen....
m.

TriVet 27.11.2020 17:52

Zitat:

Zitat von Adept (Beitrag 1569269)
Wir drehen uns hier im Kreis, aber Schweden und Schweiz ggü. Deutschland haben keine Zuwachsraten, was neue Todesfälle angeht.
Im Gegenteil!
In Schweden und Schweiz sind die Zahlen seit einer Woche rückläufig, das kann also auf die kürzlich ausgesprochene Verschärfung der Massnahmen nicht zurückzuführen sein.

Also für die Schweiz klingt das aber in FAZ und NZZ ganz anders!
FAZ: Höhere Todeszahlen als in den Vereinigten Staaten: In der Corona-Pandemie hat die Schweiz einen Sonderweg eingeschlagen. Endet er in einem Debakel für das Land?

NZZ: Das tödliche Zögern im Oktober – in der Schweiz sterben zurzeit mehr Menschen an Covid-19 als in den meisten anderen

Und Schweden verläßt auch seinen Sonderweg:
Südwestpresse
Im Umgang mit Corona hatte Schweden lockerere Maßnahmen als andere Länder ergriffen. Nun verschärft das Land die Regeln. Ist der schwedische Sonderweg gescheitert?

Adept 27.11.2020 18:03

Keine Ahnung, was die da berechnen.

In den letzten Wochen waren
...in den USA ca. 2.000 Tote pro Tag
...in der Schweiz ca. 150 Tote pro Tag

TriVet 27.11.2020 18:12

Zitat:

Zitat von Adept (Beitrag 1569494)
...in den USA ca. 2.000 Tote pro Tag
...in der Schweiz ca. 150 Tote pro Tag

das heißt bei 328 Millionen Amerikanern trifft es jeden 164.000, bei 8,5 Millionen Schweizern jeden 57.000.

Jeden Tag aufs Neue.:Traurig:


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