Zitat:
Zitat von Klugschnacker
(Beitrag 1784904)
Wie stehst Du persönlich zu dieser Frage? Können wir realistischerweise das künftige Klima beeinflussen oder nicht? "Wir": Das sind die 197 Unterzeichner des Pariser Klimaschutzabkommens.
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Persönlich halte ich es für unrealistisch, daß wir je eine belastbare Korrelation zwischen CO2-beeinflussenden Maßnahmen und einer zukünftigen Klimaänderung sehen werden. Unter belastbar meine ich nicht, daß wir im Nachhinein ein Modell finden, der erklärt was passiert ist, sondern daß wir ein Modell finden, das auch für die Zukunft aussagt was passieren wird, und damit die Annahmen der Wirkungsgrößen sicher belegt.
Gründe habe ich verschiedene, hier ein paar "high level"-Gedanken:
- Es sind 197 Staaten mit entsprechend vielen Interessen, die zusätzlich und teilweise gegensätzlich zu diesem Abkommen da sind und auch verfolgt werden. Alle streben mehr Wohlstand, Gesundheit, bessere Ernährung, etc. an - all das braucht Energie, Ressourcen, deren Bereitstellung aus technischen, finanziellen und vor allem organisatorisch/bürokratisch/politischen Gründen nicht innerhalb der angepeilten Zeit umgesetzt wird.
- Das System Klima halte ich für komplexer, als daß es so stark wie gerne dargestellt allein über den CO2-ausstoß "geregelt" werden kann.
- Die Gesellschaften und Menschheitsbedürfnisse sind viel zu komplex, die Änderungsfähigkeit von Gesellschaften zu träge, um alle Ebenen diesem Ziel realitisch und effektiv unterzuordnen.
Nichtsdestotrotz halte ich viele Grundgedanken der Klimaschutzbewegung für sinnvoll, wenn auch aus anderen Gründen: Es ist sinnvoll, soweit ohne wesentliche funktionale Einbußen und ohne technischen Rückschritt möglich, Emissionen (nicht nur CO2) zu reduzieren und Resourcenverbrauch zu senken. Dies sollte m.M.n. immer zuerst dort gemacht werden, wo der größte Effekt mit dem kleinsten Einsatz zu erreichen ist (also PV vor allem in sonnenreichen Gebieten, Wind vor allem in Windreichen, eher dünn besiedelten Gebieten, Wasserkraft wo es geographisch passt, etc., aber auch zuerst die schlechteste Bausubstanz zu verbessern statt überall den letzen Watt durch enormen Kosteneinsatz herauszuquetschen, u.ä.m.). Kleine, schnell umsetzbare Teilschritte finden m.M.n. mehr und leichter Akzeptanz, als große, visionäre Transformationsgedanken, und bringen daher unterm Strich mehr.
Was das Klima selbst angeht, halte ich Anpassungsmaßnahmen für wirksamer im Sinne vor direktem Nutzen für die Menschen, als CO2-Ziele, deren Effekt auch bei Erfüllung keiner spürt. Also Ziele wie z.B. Stadtplanung, die zu x °C weniger Überhitzung der Innenstädte führt (oder auch y Tage weniger über 35 °), oder Umstellung auf Landwirtschaft, deren Ernten stabil bleiben bei Dürre oder die weniger Bewässerung braucht, Forstwirtschaft die die Baumzusammensetzung Hitzeresistenter macht, halte ich für wichtiger als x % Elektroautos oder y % CO2-Reduktion.
Und ich bin kritisch allem gegenüber, was nach "Brechstange" klingt, wenn z.B. politisch Technologien vorgegeben werden, die noch nicht ausreichend funktional sind, um die alten zu ersetzen, und damit viel Geld verbraten bei gleichzeitiger funktionaler Einschränkung für die Menschen. (Was Förderung der Entwicklung von Zukunftstechnologien nicht ausschließt). Ich halte möglichst weiten Spielraum für alle mit minimaler staatlicher Einmischung für wichtiger, als präzise Lenkung; nur dann haben die wirklich kreativen Geister das Umfeld, in dem gute Neuerungen entstehen können.
Schließlich bin ich gegen "Untergangsszenarien", die über Angst wirken sollen als Motivation*, auch wenn viele á la Letzte Generation oder Wetterfrösche, die sich weigern, einen sonnigen Tag als "schönes Wetter" zu bezeichnen, sich dieser Methode bedienen.
*außer es funktioniert wie im Weltuntergangswitz: Gott verkündet dem amerikanischen, russischen und israelischen Präsidenten die nächste Sintflut in 3 Monaten. Der Russe geht heim, und sagt: Leute, die Welt geht unter, laßt uns Trinken. Der Ami sagt zu seinen Leuten: die Welt geht unter, laßt und Buße tun und bereuen, dann wenden wir es vielleicht ab. Ich halte es mit dem Israeli, der sagt: Leute, wir haben drei Monate, um zu lernen, unter Wasser zu leben - an die Arbeit!