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keko# 22.07.2017 22:39

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1318142)
Da Du hier kein Argument anführst, verdient diese Behauptung eigentlich keine weitere Auseinandersetzung.

Ich würde jedoch gerne auf einen rethorischen Trick hinweisen, den Du regelmäßig anwendest. Zuerst weist Du süffisant darauf hin, wie hartnäckig die Atheisten auf ihren Standpunkten bestehen. Damit verschleierst Du, dass Du ebenso hartnäckig auf Deinem Standpunkt bestehst, jedoch mit dem Unterschied, dass Du keine stichhaltigen Argumente anbieten kannst, sondern nur Wunschdenken.

Wieso soll ich auch jedes Mal stichhaltige Argumente ausführen? Ich sehe dazu keine Notwendigkeit. Im Berufsleben muss ich das auch nicht. Ich würde wohl 8h am Tag im gleichen Meeting rumhängen und käme nicht zum Arbeiten. Oftmals ist es einfach so eine Gefühlssache oder irgendein Mischmasch aus 5 Lebensjahrzehnten oder halt einfach "meine Meinung".

Mein Standpunkt, den ich tatsächlich hartnäckig verteidige, ist folgender: Man sollte sich gelegentlich selbst hinterfragen, ob das, was man will oder was man für besser hält, die Menschheit wirklich vorwärts bringt. Aus der eigenen Sicht ist das wohl immer so, aber man ist halt nicht alleine.

Gestern erlebte ich ein extremes Beispiel dazu. Morgens um 7 fing mein Nachbar in der S-Bahn seinem Gegenüber an zu erzählen, was er alles abschaffen und verbieten würde, "damit es Deutschland wieder besser geht". Die Liste wurde immer länger und am Ende, als ich am Hauptbahnhof ausstieg, dachte ich mir nur, dass das Leben dann wohl für die meisten die Hölle wäre. Er war natürlich von sich komplett überzeugt :Lachen2:

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1318142)
Atheisten verändern ihren Standpunkt sofort, sobald Beweise oder zumindest eine plausible Indizienkette vorliegen. Zum Vergleich: Obwohl Du genau weißt, dass die Jungfrau Maria weder eine Jungfrau war noch in den Himmel aufgestiegen ist, feierst Du diesen Feiertag mit Inbrunst und bist strikt gegen die Abschaffung dieses Feiertags. Die Debatte darüber in diesem Thread umfasst über hundert Seiten. Also erzähl‘ hier keine Märchen über die Hartnäckigkeit von Atheisten.

Ich feiere keine kirchlichen Feiertag mit Inbrunst. Ich erinnere mich aber gut an die Diskussion hier. Konsequent gedacht, hätte man als Atheist auch am Sonntag schon ein Problem. Ich kenne auch keinen Atheisten, der einen Feiertag nicht gern mitnimmt. Willst du den Jahresablauf religionsfrei steuern, hast du viel zu bedenken. Tust du das oder richtest du dir dein Leben auch nur bequem ein?

Persönlich bin ich für viel mehr Feiertage und weniger Arbeit :Cheese: Ich fände es halt interessant, in welchen Feiertag du einen christlichen umtaufen wolltest. Selbst Newton ist für einen konsequenten Atheisten untragbar:

"Nach allen diesen Betrachtungen ist es mir wahrscheinlich, dass Gott am Anfange der Dinge die Materie in massiven, harten, undurchdringlichen und beweglichen Partikeln erschuf..."
(Optik, Buch 3, 1704).

Klugschnacker 23.07.2017 00:01

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1318203)
Selbst Newton ist für einen konsequenten Atheisten untragbar:

"Nach allen diesen Betrachtungen ist es mir wahrscheinlich, dass Gott am Anfange der Dinge die Materie in massiven, harten, undurchdringlichen und beweglichen Partikeln erschuf..."
(Optik, Buch 3, 1704).

Nö, wieso sollte er untragbar sein? Weil er die Existenz eines Gottes annahm? Das ist einerlei. Newtons Wert für die Wissenschaft besteht nicht darin, was er über die Götter dachte.

Newton fand das erste allgemein gültige Naturgesetz, das sowohl auf der Erde als auch überall im Kosmos gilt. Bisher war man in der christlich geprägten Welt davon ausgegangen, dass die Erde und die himmlische Sphäre, welche sich über ihr wölbt, zwei ganz unterschiedliche Bereiche seien. Irdische Gesetze müssten dort oben noch lange nicht gelten. Newtons Gravitationsgesetz beschrieb eine leicht fassliche und damit sehr überzeugende Ursache für die Bewegungen am Firnament, ebenso wie auf Erden.

Um es noch klarer zu machen: Die Gleichungen von Johannes Kepler beschrieben, wie sich die Planeten bewegen, lieferten jedoch keine Ursache, keinen Grund für diese Bewegung. Kepler nahm an, dass sich die Planeten auf ihren exakten Bahnen bewegten, weil sie es so wollen. Das Beseeltsein der Planeten hielt er für die Ursache ihrer Bewegung. Seine Gleichungen beschrieben nur den Verlauf der Flugbahnen, nicht die Ursachen.

Newtons Gesetz zielte auf die Ursachen. Die Planeten bewegen sich so und nicht anders, weil ein Gesetz dies vorschreibt. Für die damalige Zeit eine unerhörte Behauptung. Präzise hergeleitet, mathematisch elegant, zutreffend in jedem Fall. Das saß.
:Blumen:

Raimund 23.07.2017 00:11

Ich, als Physiklehrer und Hobbyphilosoph gebe zu bedenken, dass Hinweise der Naturphilosophen auf Gott in Zeiten der Aufklärung mit Vorsicht zu genießen sind.

Man fürchtete sich des Öfteren vor dem klerikalen Mob...!:Huhu:

P.S.: Was Arne sagt stimmt!

sabine-g 23.07.2017 00:24

Zitat:

Zitat von Raimund (Beitrag 1318208)
Was Arne sagt stimmt!

Sowieso

Zarathustra 23.07.2017 01:52

Zitat:

Zitat von waden (Beitrag 1318117)
Das ist nicht Dein Ernst, oder? Du zitierst wieder lediglich eine Ansicht, die nicht Deine ist, oder nicht?

Ich würde sagen: Die Antwort war in etwa genauso ernst wie die Frage.


Zitat:

Zitat von waden (Beitrag 1318117)
"Die innere Erkenntnis, die persönlich, aber objektiv ist." Nenne doch Du bitte einmal ganz konkret und persönlich, welche Erkenntnis diesen Kriterien genügt.

EIn Satz, der diese Art der Erkenntnis möglicherweise ausdrücken kann: „Ich liebe meine Frau.“


Zitat:

Zitat von waden (Beitrag 1318117)
Ich gewinne den Eindruck, dass Dein stets ausweichender "Standpunkt" ist: "das habe ich nicht gesagt, ich wollte nur darauf hinweisen, dass aus der Perspektive von ..."

Mein persönlicher Standpunkt wurde schon vor vielen Seiten für irrelevant erklärt. Hier ging es darum, daß der Wahrheitsanspruch der kathol. Kirche nicht die Form hat, wie es Jörn und Klugschnacker behaupten. Ob die tatsächliche Position der Kirche in dieser Sache gravierende Schwächen haben mag, ist eine ganz andere Frage. Darüber kann ja unter Umständen jeder selbst zu einem Urteil kommen. Für mein Argument reichte es eigentlich zu zeigen, daß das, was die Kirche unter Wahrheit verstanden haben will, wesentliche Merkmale enthält, die dem positivistischen Wahrheitsbegriff von Jörn und Klugschnacker fremd sind. Daß der religiöse Wahrheitsbegriff nicht ohne jede eigene Rationalität ist, kann man versuchen nachzuvollziehen, muß man aber nicht.


Zitat:

Zitat von waden (Beitrag 1318117)
Das heißt doch übersetzt einfach: Ich baue mir die Welt, wie sie mir gefällt.

Nein.

Vicky 23.07.2017 07:43

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1318203)
Wieso soll ich auch jedes Mal stichhaltige Argumente ausführen? Ich sehe dazu keine Notwendigkeit. Im Berufsleben muss ich das auch nicht. Ich würde wohl 8h am Tag im gleichen Meeting rumhängen und käme nicht zum Arbeiten. Oftmals ist es einfach so eine Gefühlssache oder irgendein Mischmasch aus 5 Lebensjahrzehnten oder halt einfach "meine Meinung".

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1317562)
Also bitte, Vicky!!! Ich muss schon sagen...... Ist das einfach so deine Meinung? Du solltest sie mit sachlichen Argumenten hinterlegen und begründen. Und wenn du das nicht kannst, dann bist du dieser Diskussion vielleicht nicht gewachsen und solltest ihr fern bleiben :Cheese:

Das war aber jetzt eine Einladung, oder? :Cheese: :Huhu:

Klugschnacker 23.07.2017 08:11

Zitat:

Zitat von Zarathustra (Beitrag 1318213)
EIn Satz, der diese Art der Erkenntnis möglicherweise ausdrücken kann: „Ich liebe meine Frau.“

Das ist etwas anderes. Deine Frau existiert, das lässt sich nachweisen. Treffender wäre: "Ich bin dem Osterhasen dankbar für seine Gaben".

In Frage steht in diesem Beispiel die Existenz des Osterhasen. Deine (fiktive) Dankbarkeit ihm gegenüber trägt zur Klärung dieser Frage nichts bei. Die Existenz des Osterhasen lässt sich nicht beweisen durch die Existenz Deiner Dankbarkeit ihm gegenüber. Die Einführung des Begriffs der subjektiven Objektivität bringt uns daher aus meiner Sicht nicht weiter.

Zarathustra 23.07.2017 19:49

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1318223)
Das ist etwas anderes. Deine Frau existiert, das lässt sich nachweisen.

Meine Frau ist auch nicht Gott und es wurde noch niemals versucht ihre Existenz nachzuweisen. Zufall?
Die Frage nach der Existenz bestimmter Dinge ist zur Unterscheidung von verschiedener Erkenntnistheorien nicht vorrangig.


Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1318223)
Deine (fiktive) Dankbarkeit ihm gegenüber trägt zur Klärung dieser Frage nichts bei.

Die Dankbarkeit muß eben nicht fiktiv sein, auch wenn der Osterhase es sein mag. In meinem Beispielsatz ging es um die Liebe, nicht um die Existenz dessen, worauf sie sich bezieht.


Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1318223)
Die Einführung des Begriffs der subjektiven Objektivität bringt uns daher aus meiner Sicht nicht weiter.

Diesen Begriff wollte auch keiner einführen. Es ging um eine im Inneren zu findende Wahrheit oder Selbsterkenntnis, die nicht subjektiv ist. Zudem ging es auch nicht darum, ob es sinnvoll und nützlich ist dieses Erkenntnisprinzip anzunehmen, sondern darum, daß die Kirche (siehe Fides et Ratio) es tut, und damit in ihren Erkenntnisprinzipien wesentlich davon abweicht, was Du und Jörn wahrscheinlich als Erkenntnisprinzipien anzunehmen bereit seid.

Klugschnacker 23.07.2017 20:41

Zitat:

Zitat von Zarathustra (Beitrag 1318284)
Es ging um eine im Inneren zu findende Wahrheit oder Selbsterkenntnis, die nicht subjektiv ist. Zudem ging es auch nicht darum, ob es sinnvoll und nützlich ist dieses Erkenntnisprinzip anzunehmen, sondern darum, daß die Kirche (siehe Fides et Ratio) es tut, und damit in ihren Erkenntnisprinzipien wesentlich davon abweicht, was Du und Jörn wahrscheinlich als Erkenntnisprinzipien anzunehmen bereit seid.

Es gibt nicht sehr viele Argumente oder Wege zu der Überzeugung, dieser oder jener Gott existiere. Du nennst hier das häufig herangezogene Argument der persönlichen Selbsterfahrung. "Ich spüre in meinem Inneren, dass es Gott gibt".

Wer dieser Selbsterfahrung unterliegt, hält sie in aller Regel für sehr überzeugend. Für alle anderen Menschen ist es eines der am wenigsten überzeugenden Argumente. Denn einbilden kann man sich vieles. Niemanden kann man leichter täuschen als sich selbst.

Die große Mehrheit der Menschen glaubt nicht an Jesus und den Heiligen Geist. Ich vermute, dass die Kirche die Selbsterfahrung dieser Menschen nicht als Akt der Erkenntnisfindung anerkennen wird. Ebensowenig wie meine oder Deine. In der Kirche sagt eine kleine Gruppe Kleriker, wo’s lang geht.

waden 23.07.2017 23:09

Zitat:

Zitat von Zarathustra (Beitrag 1318213)
EIn Satz, der diese Art der Erkenntnis möglicherweise ausdrücken kann: „Ich liebe meine Frau.“

Ich finde das kein überzeugendes Beispiel.
Es fällt mir schwer, in dieser Aussage Objektivität zu finden.

Zitat:

Zitat von Zarathustra (Beitrag 1318213)
Daß der religiöse Wahrheitsbegriff nicht ohne jede eigene Rationalität ist, kann man versuchen nachzuvollziehen, muß man aber nicht.

Deswegen überzeugt mich auch in diesem Zusammenhang der Begriff der "eigenen Rationalität" nicht

Zitat:

Zitat von Zarathustra (Beitrag 1318213)
Nein.

Deswegen auch: "Doch"

Denn wie Arne schon sagte: Es sind die Kleriker, die sagen, wo es lang geht, und zwar nach deren "eigener Rationalität"

Zarathustra 23.07.2017 23:10

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1318293)
Ich vermute, dass die Kirche die Selbsterfahrung dieser Menschen nicht als Akt der Erkenntnisfindung anerkennen wird.

Die Selbsterkenntnis führt dem Anspruch nach für alle Menschen zum selben unveränderlichen und bereits bekannten Resultat. Insofern vom Christentum abweichende Religionen z.B. auf die Ideen von Transzendenz und Gott kommen, können sie als auf dem richtigen Weg zur Wahrheit anerkannt werden.


Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1318293)
Es gibt nicht sehr viele Argumente oder Wege zu der Überzeugung, dieser oder jener Gott existiere. Du nennst hier das häufig herangezogene Argument der persönlichen Selbsterfahrung. "Ich spüre in meinem Inneren, dass es Gott gibt".

Es geht nicht um die abstrakte Feststellung der Existenz eines Gegenstandes. In Deinem Beispiel ging es um Dankbarkeit, in meinem um Liebe. In derselben Weise handelt es sich bei der Selbsterkenntnis in Bezug auf Gott, um ein Verhältnis; und zwar um das von mir zu Gott sowie auch um mein Verhältnis zu mir selbst.
Existenzfragen sind in diesem Zusammenhang eher nachrangig und werden durch Form und Intensität des Verhältnisses bestimmt.

waden 23.07.2017 23:15

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1318121)
Nein, mir ist aufgefallen, dass es den Atheisten nicht um Religionsfreiheit, sondern um deren Abschaffung geht und zwar im Namen der Toleranz. Meist ist es in meinen Augen eigentlich nur das Durchdrücken des eigenen Weltbild.

Hallo Keko,
ich finde, dass Klugschnacker sehr gut gezeigt hat, wo die Toleranz enden muss (Tiere quälen, Frauenrechte, Homosexuellenrechte, Andersgäubige, Nichtgläubige ...).
Was Du "Durchdrücken" nennst, halte ich für "intolerantes Weltbild nicht tolerieren"

das Paradox der Toleranz: Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz. Denn wenn wir die unbeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen. (Popper 1944)

waden 23.07.2017 23:31

Zitat:

Zitat von Zarathustra (Beitrag 1318321)
Die Selbsterkenntnis führt dem Anspruch nach für alle Menschen zum selben unveränderlichen und bereits bekannten Resultat. Insofern vom Christentum abweichende Religionen z.B. auf die Ideen von Transzendenz und Gott kommen, können sie als auf dem richtigen Weg zur Wahrheit anerkannt werden.

Das ist nur ein Postulat.

Zitat:

Zitat von Zarathustra (Beitrag 1318321)
In derselben Weise handelt es sich bei der Selbsterkenntnis in Bezug auf Gott, um ein Verhältnis; und zwar um das von mir zu Gott sowie auch um mein Verhältnis zu mir selbst.
Existenzfragen sind in diesem Zusammenhang eher nachrangig und werden durch Form und Intensität des Verhältnisses bestimmt.

Je intensiver dein Verhältnis zu dir, um so nachrangiger, ob zutrifft, was du denkst...

merz 24.07.2017 13:29

Kurzer Auflockerer: http://blog.press.princeton.edu/2017...retic-are-you/


m.

keko# 25.07.2017 11:36

Zitat:

Zitat von Vicky (Beitrag 1318216)
Das war aber jetzt eine Einladung, oder? :Cheese: :Huhu:

klar :Lachen2:

wenn ich diese Sachlickeit und Vernunft, die hier im Thread oder auch im Homo-Thread ständig gefordert wird, überall bemühen würde, z.B. in diversen Trainingsblogs, würde ich mich furchtbar unbeliebt machen. :Cheese: I bet.... :Cheese:

keko# 25.07.2017 11:47

Zitat:

Zitat von waden (Beitrag 1318323)
das Paradox der Toleranz: Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz. Denn wenn wir die unbeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen. (Popper 1944)

Hi waden, korrket! Genau das Problem wollte ich vor ein paar Tagen ansprechen.

keko# 25.07.2017 12:16

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1318207)
Nö, wieso sollte er untragbar sein? Weil er die Existenz eines Gottes annahm? Das ist einerlei. Newtons Wert für die Wissenschaft besteht nicht darin, was er über die Götter dachte.

Hi Klugschnacker, spielt für dich dann nur die religiöse Gesinnung keine Rolle oder generell der Mensch nicht?
Hilbert, ein großer Mathematiker, hat einen Sohn mit sehr geringen geistigen Fähigkeiten. Hilbert mied ihn und besuchte ihn nie in der Klinik.

Feiertag ok? :Lachen2:

Jörn 25.07.2017 14:25

Hallo keko, Du verweist auf logische Widersprüche bei der Auswahl von Feiertagen. Damit verschleierst Du den Umstand, dass Du ja selber nicht bereit bist, Logik oder Widersprüche zur Grundlage Deiner Auswahl zu machen.

Beispielsweise bestehst Du auf Feiertagen für fliegende Jungfrauen, obwohl Du davon überzeugt bist, dass es keine fliegenden Jungfrauen gibt.

Wenn Du Newton aus logischen Gründen ablehnst, dann muss diese Logik ebenso auf die christlichen Feiertage angewendet werden. Du musst Dich schon entscheiden.

Übrigens, die Bibel erwähnt die Himmelfahrt Marias mit keiner Silbe. Lediglich eine uralte und höchst verquaste Schrift berichtet davon – aber weil die Schrift so verquast war, wurde sie nicht in den Bibel-Kanon aufgenommen. Mehr noch, die dort verbreiteten Lügengeschichten gelten als Ketzerei. In dieser Schrift steht, dass Maria am 15. August die Koffer packte und in den Himmel zischte.

Seitdem feiert die Christenheit just diesen 15. August als heiligen Tag. Dass dieses Datum aus einem ketzerischen Buch stammt und eine reine Erfindung darstellt, kümmert niemanden. Jehova!

keko# 25.07.2017 15:29

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1318627)
Hallo keko, Du verweist auf logische Widersprüche bei der Auswahl von Feiertagen. Damit verschleierst Du den Umstand, dass Du ja selber nicht bereit bist, Logik oder Widersprüche zur Grundlage Deiner Auswahl zu machen.

Beispielsweise bestehst Du auf Feiertagen für fliegende Jungfrauen, obwohl Du davon überzeugt bist, dass es keine fliegenden Jungfrauen gibt.

Wenn Du Newton aus logischen Gründen ablehnst, dann muss diese Logik ebenso auf die christlichen Feiertage angewendet werden. Du musst Dich schon entscheiden.

Korrekt! Ich bin der Logik halt nicht gewillt oder fähig :Cheese:
Klugschnacker bezieht sich rein auf die wissenschaftliche Arbeit von Newton und blendet sein religiöses Leben aus. Interessant wäre es, wenn ein Wissenschaftler zugleich gegen Schwule schimpft, seine Frau verprügelt oder sich an seinem Kind vergeht.

Reduzierst du den christlichen Feiertag wortwörtlich auf Jungfrauen, die umherfliegen, müsste dir umgekehrt die Tatsache, dass sich ein Wissenschaftler an seinem Kind vergeht, dann auch egal sein.

Jörn 25.07.2017 15:58

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1318639)
Reduzierst du den christlichen Feiertag wortwörtlich auf Jungfrauen, die umherfliegen

Hallo keko, das klingt so, also würdest Du den Feiertag für fliegende Jungfrauen nicht auf ebendies reduzieren.

Könntest Du mir skizzieren, was es für Dich bedeutet (abgesehen von Dingen, die sich aus dem Flug und der Jungfräulichkeit ergeben, denn das wäre ja eine Reduzierung)? Wie sieht Deine nicht-reduzierte Version aus?

Klugschnacker 25.07.2017 16:59

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1318639)
Reduzierst du den christlichen Feiertag wortwörtlich auf Jungfrauen, die umherfliegen, müsste dir umgekehrt die Tatsache, dass sich ein Wissenschaftler an seinem Kind vergeht, dann auch egal sein.

Nein, warum sollte mir das egal sein, wenn ein real existierender Vater sich an seinem real existierenden Kind vergeht? Es ist mir nicht egal.

waden 25.07.2017 21:02

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1318588)
Hi waden, korrket! Genau das Problem wollte ich vor ein paar Tagen ansprechen.

Ich glaube zu verstehen, worauf du dich beziehst. Ich habe aber den Eindruck, dass du die religionsimmanente Intoleranz übersiehst, die ich meinte. Ich halte es beispielsweise für falsch, Kinder zu beschneiden. Es verletzt deren Rechte. Das zu tolerieren bedeutet, Körperverletzung zu tolerieren. Wirfst du mir deshalb vor, mein Weltbild durchdrücken zu wollen?

Muss Deutschland das tolerieren? Oder muss sich nicht eigentlich die religiöse Praktik anpassen, deren diesbezügliche Regeln historisch nachvollziehbar, aber heute moralisch verkehrt sind? Wie würden wir mit einem Verein umgehen, der diese Initiationsregel heute einführen würde?

Wie ist die Haltung der Reliion gegenüber noch nicht zu eigener kritischer Entscheidung fähigen Menschen zu verstehen? Tolerant?

keko# 26.07.2017 22:23

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1318652)
Könntest Du mir skizzieren, was es für Dich bedeutet (abgesehen von Dingen, die sich aus dem Flug und der Jungfräulichkeit ergeben, denn das wäre ja eine Reduzierung)? Wie sieht Deine nicht-reduzierte Version aus?

Kirchliche Feiertage haben für mich viel mit Tradition, Kultur und Lebensrhythmus zu tun. Kein Problem, wenn du das nicht brauchst. Irgendeinen Feiertag mit z.B. einem Newton-Feiertag zu ersetzen, finde ich aber völlig willkürlich. Er ist nur einer in einer ewig fortlaufenden Kette von Menschen mit einem Geistesblitz. Dafür reichen keine 365 Tage. Ich arbeite als Mathematiker und Informatiker und könnte dir aus diesen Fachbereichen locker eine Liste mit 365 feiertagsverdächtigen Personen und Erfindungen erstellen. Vermutlich sieht das in anderen Fachbereichen genauso aus.

Es ging mir aber vorgestern um deine mangelnde Konsequenz: du lässt seit Monaten keine Möglichkeit aus, ausführlich den Kirchen etwas anzukreiden und zur Not das Haar in der Suppe zu finden. Newton war zweifellos gläubig:

"Ohne allen Zweifel konnte diese Welt, so wie wir sie erfahren, mit all ihrer Vielfalt an Formen und Bewegungen, nur und aus nichts anderem entstehen als aus dem absoluten und freien Willen Gottes, der über alles herrscht und regiert."

Ich hätte erwartet, dass du ihm diese Nähe zu Gott ankreidest und er als Kandidat für einen Feiertag völlig unakzeptabel wäre.

Habe ich übrigens dieses Zitat schon gebracht?

"Die moderne Physik führt uns notwendig zu Gott hin, nicht von ihm fort. - Keiner der Erfinder des Atheismus war Naturwissenschaftler. Alle waren sie sehr mittelmäßige Philosophen." (Sir Arthur Stanley Eddington (1882-1946), englischer Astronom und Physiker)

:Cheese:

Jörn 26.07.2017 23:12

Hallo keko, Dein Argument der Willkür wäre überzeugend, wenn der christliche Feiertag nicht willkürlich wäre. Warum soll der erfundene Jungfrauenflug nicht willkürlich sein? Es ist nur eine von ca. dreitausend Göttergeschichten. Warum nimmt man nicht eine Figur aus Grimm's Märchen? Warum nicht Max und Moritz?

Könntest Du mir bitte einen Feiertag nennen, der nicht willkürlich ist?

Dein Argument der Kultur wäre glaubwürdig, wenn es denn tatsächlich um eine kulturelle Glanzleistung ginge. Stattdessen geht es um den antiken Wahn einer klerikalen Minderheit, an den Du selber nicht glaubst. Das Besondere an der fliegenden Jungfrau ist ja gerade, dass sie nicht unserer Kultur entspricht; denn in unserer Kultur gibt es keine fliegenden Jungfrauen. Wenn es wirklich um Kultur ginge, dann würden wir Mozart oder Goethe feiern, oder die Einführung der Kartoffel aus Amerika.

Dein Argument des Lebensrhythmus ist für mich nicht glaubwürdig, weil dessen Gestaltung mit Religion überhaupt nichts zu tun hat. Die Menschen hatten schon immer einen Lebensrhythmus, verursacht von Jahreszeiten, Ebbe und Flut, Nilschwemme, Erntezeit, der Verfügbarkeit bestimmter Lebensmittel und so weiter.

Ehrlich gesagt nehme ich Dir diese Begründungen nicht ab, d.h. ich vermute, dass die wahren Gründe anderer Natur sind. Mir scheint, es ist Konservatismus, der inhaltlich nicht religiös ist, sondern nur dessen Unangreifbarkeit verwendet. Du stimmst den Kirchen nicht inhaltlich zu, magst aber den Konservatismus, das Ewige, das Unantastbare, den Weihrauch, die Autorität und die dunklen Kirchengemäuer.

Jörn 26.07.2017 23:17

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1318965)
"Die moderne Physik führt uns notwendig zu Gott hin, nicht von ihm fort. - Keiner der Erfinder des Atheismus war Naturwissenschaftler. Alle waren sie sehr mittelmäßige Philosophen." (Sir Arthur Stanley Eddington (1882-1946), englischer Astronom und Physiker)

:Cheese:

Du hast vergessen zu erwähnen, dass er diese Erkenntnis nicht durch wissenschaftliche Arbeit gewonnen hat. Du verwendest lediglich den Hinweis darauf, dass er Wissenschaftler war, um ihm eine höhere Autorität zuzuschanzen. Das ist ein rhetorischer Trick ("argument from authority").

In seinen wissenschaftlichen Arbeiten wirst Du nicht den winzigsten Krümel von Gott finden. Seine Beweise kommen komplett ohne die Gotteshypothese aus; andernfalls wäre er kein Physiker.

Seine drei Sätze lassen sich leicht widerlegen. Da er jedoch keine Beweise liefert, kann man sie auch ohne Beweise verwerfen. Würde man ihn jedoch nach Beweisen fragen, stünde er mit leeren Händen da.

Korrekt?

Jörn 30.07.2017 21:17

Zur allgemeinen Aufmunterung berichte ich heute von meinem ach-so-braven Besuch eines sonntäglichen Gottesdienstes. Ich war in der Frankfurter Innenstadt, um mir etwas die Beine zu vertreten, als plötzlich ein geradezu ohrenbetäubendes Glockengeläut erschall. „Das ist ein Zeichen!“, dachte ich mir und schlüpfte in das Halbdunkel einer offenstehenden Eisentür.

Zu meiner Überraschung war die Kirche ziemlich voll; ich schätze mal 40%, also „locker gefüllte“ Bänke. Es waren überwiegend Frauen. Fast alle Besucher hatten das Rentenalter erreicht. Es muss wohl eine evangelische Kirche gewesen sein, da eine Frau einen Vers vorlesen durfte, außerdem bot man einen Vorsänger in kurzen Hosen und Adiletten, die meines Dafürhaltens nicht der katholischen Kleiderordnung entsprechen. Die Predigt war jedoch nach meiner Meinung inhaltlich katholisch.

Die Predigt bestand aus einer Betrachtung dreier Gleichnisse, die das Himmelreich mit einem vergrabenen Schatz und einer gefundenen Perle vergleichen, sowie mit den Fischen in einem Fischernetz, bei dem die „falschen“ Fische wieder zurück ins Meer geworfen werden.

Zu diesen Versen gehören auch die berühmten Jesus-Worte von „Heulen und Zähneklappern“. Und da ich mir überlegte, ob ich nach der Predigt den Pfarrer ansprechen sollte, dachte ich mir bei diesen Worten: „Wow, da hast Du das ganz große Los gezogen!“ Sowas kann man sich als Atheist eigentlich nicht entgehen lassen, also durchlitt ich tapfer den Rest der sehr langen und sehr langweiligen Zeremonie. Ich stand übrigens auf der Empore, direkt vor der Orgel, und hatte so einen guten Überblick. Leichtes Ohrensausen nahm ich dafür in kauf.

Zu meiner Verblüffung nahm die Predigt eine unverhoffte Wendung, als der Pfarrer offenbarte, dass er dieses Gleichnis nicht verstand.
[Jesus sprach:] Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg; und in seiner Freude geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft den Acker. — Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, und da er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.
Der Pfarrer war der Meinung, es würde etwas fehlen, und die Gleichnisse würden abrupt enden, ohne dass es eine Pointe oder Erklärung gäbe. Wie konnte das sein? Die Gemeinde harrte gebannt der Auflösung dieses Mysteriums entgegen.

Dann platzte die Bombe. Der Pfarrer tat kund, dass eben diese Unvollständigkeit ein Zeichen dafür sei, dass das Jenseits eben nicht vollständig, fertig und perfekt sei. Sondern das Jenseits sei unvollständig. Es begegne uns nicht als wohlige Hängematte, und Gott hätte nicht bereits alles eingerichtet, sondern Gott wäre auf unsere Mitarbeit angewiesen, darauf, dass wir es vollständig machen.

Warum ist das bemerkenswert? Das ist bemerkenswert, weil hier eine konkrete Aussage über ein angebliches Jenseits getroffen wird — ohne Begründung. Der Pfarrer weiß über das Jenseits ungefähr so viel wie die Orgel, die ihn gelegentlich (und dankenswerterweise) unterbrach. Man hätte gerne gewusst, mit welcher atemberaubenden Methode er dieses konkrete Wissen zutage gefördert hatte. Aber ebenso wie die Gleichnisse endete sein Vortrag just an dieser Stelle. Allerdings war auch seitens der Zuhörer kein Verlangen nach einer Begründung sichtbar.

Insgesamt dauerte dieses Fest der gegenseitigen Ignoranz eine knappe Stunde.

Als ich die Kirche verließ, schien draußen die Sonne, und ich fand mich zurück im modernen, weltoffenen Frankfurt.

Was für ein Glück.

keko# 31.07.2017 10:20

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1318978)
Hallo keko, Dein Argument der Willkür wäre überzeugend, wenn der christliche Feiertag nicht willkürlich wäre. Warum soll der erfundene Jungfrauenflug nicht willkürlich sein? Es ist nur eine von ca. dreitausend Göttergeschichten. Warum nimmt man nicht eine Figur aus Grimm's Märchen? Warum nicht Max und Moritz?

Von mir aus Max und Moritz. Das sind doch genau meine Worte! Alles ist willkürlich. Newton ist ebenso willkürlich und subjektiv.

keko# 31.07.2017 10:23

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1318978)
Ehrlich gesagt nehme ich Dir diese Begründungen nicht ab, d.h. ich vermute, dass die wahren Gründe anderer Natur sind. Mir scheint, es ist Konservatismus, der inhaltlich nicht religiös ist, sondern nur dessen Unangreifbarkeit verwendet. Du stimmst den Kirchen nicht inhaltlich zu, magst aber den Konservatismus, das Ewige, das Unantastbare, den Weihrauch, die Autorität und die dunklen Kirchengemäuer.

Ja, das ist korrekt. :)

keko# 31.07.2017 10:27

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1319567)
Zur allgemeinen Aufmunterung berichte ich heute von meinem ach-so-braven Besuch eines sonntäglichen Gottesdienstes. Ich war in der Frankfurter Innenstadt, um mir etwas die Beine zu vertreten, als plötzlich ein geradezu ohrenbetäubendes Glockengeläut erschall. „Das ist ein Zeichen!“, dachte ich mir und schlüpfte in das Halbdunkel einer offenstehenden Eisentür.

...

Insgesamt dauerte dieses Fest der gegenseitigen Ignoranz eine knappe Stunde.

Als ich die Kirche verließ, schien draußen die Sonne, und ich fand mich zurück im modernen, weltoffenen Frankfurt.

Was für ein Glück.

:Cheese:

Ich bin am Wochenende in Stuttgart zufällig in den CSD geraten und dachte mir, so ein wenig Konservatismus ist auch nicht übel. :Cheese:

Klugschnacker 31.07.2017 12:52

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1319665)
Von mir aus Max und Moritz. Das sind doch genau meine Worte! Alles ist willkürlich. Newton ist ebenso willkürlich und subjektiv.

Die Wahl zwischen Adolf Hitler, Mutter Theresa und der Zahnfee wäre dann ebenfalls willkürlich und subjektiv.

Ich könnte mir gut vorstellen, einen kirchlichen Feiertag zu ersetzen durch einen Feiertag zugunsten von Giordano Bruno, der ein Stück Wahrheit erkannte und dafür von der Kirche lebendig verbrannt wurde. Stellvertretend für alle anderen, denen es ähnlich erging, und auf deren Schultern unsere freiheitliche Gesellschaft heute steht.

keko# 31.07.2017 13:18

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1319720)
Ich könnte mir gut vorstellen, einen kirchlichen Feiertag zu ersetzen durch einen Feiertag zugunsten von Giordano Bruno, der ein Stück Wahrheit erkannte und dafür von der Kirche lebendig verbrannt wurde. Stellvertretend für alle anderen, denen es ähnlich erging, und auf deren Schultern unsere freiheitliche Gesellschaft heute steht.

Ich wäre ein wenig aktueller und würde einen Feiertag für die 1138 Opfer hergeben, die vor 4 Jahren in Bangladesch ums Leben kamen und z.T. für einen Hungerlohn unsere Kleider zusammennähen, stellvertretend für andere Frauen und Kinder, die das jeden Tag tun. Den von der Kirche vebrannten kann man sowieso nicht mehr helfen.

anlot 31.07.2017 14:57

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1319725)
Ich wäre ein wenig aktueller und würde einen Feiertag für die 1138 Opfer hergeben, die vor 4 Jahren in Bangladesch ums Leben kamen und z.T. für einen Hungerlohn unsere Kleider zusammennähen, stellvertretend für andere Frauen und Kinder, die das jeden Tag tun. Den von der Kirche vebrannten kann man sowieso nicht mehr helfen.

Wo siehst Du hier einen Zusammenhang zur Kirche???

keko# 31.07.2017 16:22

Zitat:

Zitat von anlot (Beitrag 1319743)
Wo siehst Du hier einen Zusammenhang zur Kirche???

Ich sehe keinen. Es ging nur um die willkürliche Festlegung von Feiertagen. Max&Moritz, Newton, usw....

Klugschnacker 31.07.2017 17:16

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1319768)
Ich sehe keinen. Es ging nur um die willkürliche Festlegung von Feiertagen. Max&Moritz, Newton, usw....

Die Festlegung auf Newton wäre willkürlich in dem Sinne, dass wir ebenso gut Albert Einstein, Charles Darwin, W.A. Mozart oder Sokrates würdigen könnten. Jede dieser Personen hat ein besonderes Andenken verdient, ebenso wie viele andere. Sich auf einen festzulegen, wäre in gewisser Weise willkürlich, aber nicht falsch.

Aus der Schwierigkeit einer konkreten Auswahl konstruierst Du das Argument, es stünde beispielsweise die Entdeckung der Atome auf der gleichen Stufe wie die "Erfindung" des fliegenden Besens, auf welchem Hexen reiten. Wer Einstein würdigt, könne auch Max und Moritz würdigen. Dabei übersiehst Du meiner Meinung nach, dass es sich hier um eine ganz andere Art von Willkür handelt. Nämlich um Gleichgültigkeit gegenüber der Wahrheit.

Und genau diese Gleichgültigkeit gegenüber der Wahrheit ist der Grund, warum sich viele Menschen über die steif und fest behauptete Realität der Himmelfahrt Marias ärgern.

Vicky 31.07.2017 17:45

Hmmmh... Arne hat das, was ich ungefähr auch schreiben wollte, viel schöner formuliert.

Ich denke nicht, dass die Kirche diese Feiertage aus reiner Willkür gewählt hat. Hinter jedem "Feiertag" steckt eine Absicht oder soll uns irgendetwas suggerieren. Die Absicht bestand sicher nicht darin, uns allen arbeitsfreie Tage zu bescheren. Die Geschichte hinter diesen kirchlichen "Feier-"Tagen ist dagegen Fiktion. Ein Grimm Märchen könnte diese ebenso füllen.

Meiner Ansicht nach haben wir viele Gründe, die Wissenschaft als Ganzes zu feiern. Ein Feiertag der Wissenschaften. Damit würden wir keine bestimmte Gruppe festlegen und man müsste sich keine bestimmte Person aussuchen. Das wäre keine rein willkürliche Wahl. Inhaltlich hätte ein solcher Tag weit mehr Realitätsbezug, als jemand, der von den Toten aufersteht und deren Mutter auf wundersame Weise als Jungfrau Schwanger wurde. Diese Geschichte erinnert mich immer an diese peinlichen Fragen in der Zeitschrift BRAVO... :Cheese:

Vicky 31.07.2017 17:56

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1319670)
:Cheese:

Ich bin am Wochenende in Stuttgart zufällig in den CSD geraten und dachte mir, so ein wenig Konservatismus ist auch nicht übel. :Cheese:

Dieses schrill bunte für viele vermutlich extreme Auftreten erinnert uns doch daran, dass es eben auch andere Lebensweisen gibt. Es mag einigen vielleicht schwer fallen, dass zu akzeptieren, dass sich eben nicht jeder vorschreiben lassen möchte, wie man doch zu leben hat. Glücklicherweise kann man sich seine Lebensweise ja aussuchen. ;)

Außerdem glaube ich, dass gerade das zur Schau stellen des sehr Extremen die Toleranzgrenzen verschiebt in Richtung "mehr". Die meisten merken es aber zum Glück nicht. Sonst wären sie womöglich total entsetzt, was sie heute alles so ok finden, aber vor 5, 6 oder 10 Jahren völlig inakzeptabel fanden.

Das funktioniert leider in alle Richtungen... Negativbeispiel: Mr. Trump. (für mich ist er ein Negativbeispiel). Auch wegen seines Verhaltens und Auftretens verschieben sich die Grenzen. Plötzlich ist es eben nicht mehr so schockierend, wenn man offen rassistisch ist. Machen die Herren in DC auch.

... ich glaube, dass das OFFTOPIC war. Sorry...

keko# 31.07.2017 21:51

Zitat:

Zitat von Vicky (Beitrag 1319787)
Außerdem glaube ich, dass gerade das zur Schau stellen des sehr Extremen die Toleranzgrenzen verschiebt in Richtung "mehr". Die meisten merken es aber zum Glück nicht. Sonst wären sie womöglich total entsetzt, was sie heute alles so ok finden, aber vor 5, 6 oder 10 Jahren völlig inakzeptabel fanden.

Warst du beim Umzug? Die meisten fallen ja gar nicht. Wenn es zu krass ist, finde ich es eher albern. Da bleibe ich dann lieber konservativ ;-)

keko# 31.07.2017 22:30

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1319779)
Aus der Schwierigkeit einer konkreten Auswahl konstruierst Du das Argument, es stünde beispielsweise die Entdeckung der Atome auf der gleichen Stufe wie die "Erfindung" des fliegenden Besens, auf welchem Hexen reiten. Wer Einstein würdigt, könne auch Max und Moritz würdigen.

So ein Quatsch! Du kommst doch immer mit Jungfernhäutchen, Jesus aufm Esel oder Himmelfahrt daher. Das ist ja wirklich total lächerlich! Glaubst du, ich setz Max und Moritz mit Einstein gleich? Ich habe ein gutes Mathe-Diplom, nebenher Physik gemacht und arbeite als Informatiker in einer High-Tech-Firma an einem Industrie 4.0-Projekt. Logik, Struktur, Analyse, Denken und angewandte Wissenschaft ist meine tägliche Arbeit zwischen 7 und 17 Uhr. Damit verdiene ich mein Geld. Wie sieht es denn bei dir so aus? Für was wirst du bezahlt?
Ab und zu denke ich halt über Religion und Glauben nach. Warum es so was gibt, wohin er (der Glaube) sich entwickeln könnte, wie und ob er mir hilft (z.B bei den www-Fragen [woher, warum, wohin]), Unterschiede von Religion und Metaphysik u.v.m.

Genauso wie man über Newton von mir aus einen Wissenschaftsfeiertag machen könnte, könnte man über Max&Moritz einen Literaturtag konstruieren, über Steve Jobs eine iTag (:Cheese:) und über Chopin eine Klaviertag einführen und zig andere mehr. Du würdest jeweils hinreichend viele Anhänger finden.

Jörn 01.08.2017 00:02

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1319849)
Ich habe ein gutes Mathe-Diplom, nebenher Physik gemacht und arbeite als Informatiker in einer High-Tech-Firma an einem Industrie 4.0-Projekt. Logik, Struktur, Analyse, Denken und angewandte Wissenschaft ist meine tägliche Arbeit zwischen 7 und 17 Uhr.

Das sind durchaus beeindruckende Leistungen, die ich neidlos anerkenne. Meine eigenen Glanzleistungen, mit denen ich gelegentlich prahle, liegen bislang im Bereich der Erotik.

Der Unterschied zwischen Newton und Flugjungfrauen liegt darin, dass Newton existierte und deshalb das Mindeskriterium erfüllt, um überhaupt für einen Feiertag in Betracht zu kommen.

Wenn dieses Mindestkriterium nicht erfüllt ist, ist der Feiertag eine Absurdität.

Wenn diese Absurdität von Leuten verfochten wird, die in Ausübung ihres Broterwerbs goldene Hüte tragen (oder ein Mathe-Diplom vorweisen können), dann ist es dennoch eine Absurdität. Man kann höflich verlangen, keine absurden Vorschläge vorzutragen.

Man braucht sich nicht einreden zu lassen, man solle etwas feiern, was nicht existiert.

Jörn 01.08.2017 00:14

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1319849)
z.B bei den www-Fragen [woher, warum, wohin]), Unterschiede von Religion und Metaphysik u.v.m.

Ja, die großen Fragen nach dem Woher und Wohin.

Nun hat sich aber gerade die Religion als ganz besonders untauglich erwiesen, die Fragen auch nur ansatzweise beantworten zu können.

Ich verstehe nicht, warum wir das nicht einfach zugeben können? Wenn eine Methode untauglich ist, dann sucht man sich eine bessere. Religion hatte ihre Chance, aber es kam nichts dabei heraus. Die Fragen sind heute noch genau so unbeantwortet wie vor zweitausend Jahren.


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