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Jörn 29.03.2019 08:19

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1442907)
Also wenn man alles verbieten will, was einen Wahrheitsanspruch hat und nicht wahr ist, hat man sehr viel zu tun auf dieser Erde.

Strohmann-Argument (falsche Darstellung der Prämisse, um damit eine falsche Schlussfolgerung plausibel erscheinen zu lassen).

keko# 29.03.2019 08:22

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1442909)
Strohmann-Argument (falsche Darstellung der Prämisse, um damit eine falsche Schlussfolgerung plausibel erscheinen zu lassen).

Das bringst du immer, wenn du nicht weiter weißt :Lachen2:

Jörn 29.03.2019 08:25

Zitat:

Zitat von schoppenhauer (Beitrag 1442908)
Und ich sehe Europa, das ohne Zweifel vor allem von den alten Griechen und dem Christentum geprägt wurde.

Europa wurde aber auch von den Germanen, den Hunnen und den Neandertalern geprägt.

Das wirst Du nicht gelten lassen, weil es zu lange her ist. Da gebe ich Dir recht.

Und ebenso ist der Einfluss des Christentums zu lange her. Denn das moderne Europa, mit seinen heutigen Werten, hat nichts mit dem Christentum zu tun. Nur das Europa des Mittelalters hat etwas mit dem Christentum zu tun. Und da würdest Du ebensowenig leben wollen wie in China, Nordkorea oder Saudi-Arabien.

Zeig' mir doch mal die modernen europäischen Werte, wie sie in der Bibel oder einer sonstigen (moderneren) christlichen Schrift stehen. Das wird Dir jedoch nicht gelingen.

Noch 1867 hat die kath. Kirche verfügt, dass die Kirche immer Recht hat, wenn kirchliche und staatliche Gesetze in Konflikt geraten sollten. (vgl. Saudi-Arabien)

schoppenhauer 29.03.2019 08:30

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1442911)

Und ebenso ist der Einfluss der alten Griechen zu lange her. Denn das moderne Europa, mit seinen heutigen Werten, hat nichts mit den [I]Griechen[/i] zu tun. Das Europa der Zeit vor Christi hat etwas mit den alten Griechen zu tun. Und da würdest Du ebensowenig leben wollen wie in China, Nordkorea oder Saudi-Arabien.

Denk mal drüber nach.....

keko# 29.03.2019 08:31

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1442911)
Und ebenso ist der Einfluss des Christentums zu lange her. Denn das moderne Europa, mit seinen heutigen Werten, hat nichts mit dem Christentum zu tun.

Ganz ehrlich: dann verstehe ich nicht, warum du seit Monaten hier schreibst.

Oder glaubst du, ich lebe in einem anderen Europa als du? Du etwa in einem Besseren?

Jörn 29.03.2019 08:37

Dann nenne doch ein paar der heutigen europäischen Freiheitsrechte und zeige mir die entsprechende Bibelstelle (oder eine sonstige offizielle Schrift).

So könnten wir den Disput sehr schnell lösen.

Fangen wir an mit Demokratie und Religionsfreiheit. Oder der Trennung von Kirche und Staat, und dem Primat des Staates über die Kirchen. Wo sind die christlichen Schriften dazu?

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Hier ist so eine Schrift:

Papst IX: Als falsch verurteilt wird folgende Aussage: "In unserer Zeit ist es nicht mehr denkbar, daß die katholische Religion als einzige Staatsreligion anerkannt und alle anderen Arten der Gottesverehrung ausgeschlossen werden".

Positiv formuliert:

- katholische Religion als einzige Staatsreligion durchaus denkbar
- Verbot aller anderen Gottesverehrungen durchaus möglich.

Vorgetragen am 9. Juni 1862, als verbindliche Lehre festgesetzt am 8. Dezember 1864.

Zum Vergleich: Ebenfalls im Jahr 1864 formuliert James Maxwell die Maxwell-Gleichungen, seine Theorie der elektrischen und magnetischen Felder, ein riesiger Meilenstein der Wissenschaftsgeschichte. Diese führten zwei Jahrzehnte später zur Relativitätstheorie.

Man bemerke den Kontrast: dumm - klug.

KalleMalle 29.03.2019 08:54

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1442911)
Denn das moderne Europa, mit seinen heutigen Werten, hat nichts mit dem Christentum zu tun.

Vielleicht könntest Du nochmal kurz zusammenfassen, welche Werte dem Christentum zugeordnet sind.
Dann wird vermutlich auch schnell Einigkeit darüber herrschen, daß (das moderne) Europa damit nichts zu tun hat.

Jörn 29.03.2019 09:43

Zitat:

Zitat von KalleMalle (Beitrag 1442923)
Vielleicht könntest Du nochmal kurz zusammenfassen, welche Werte dem Christentum zugeordnet sind.

Dem Christentum sind überhaupt keine modernen/europäischen staatsrechtlichen Elemente zugeordnet. Auch keine Persönlichkeitsrechte. Der Mensch der Bibel ist rechtlos. Es steht dem Menschen überhaupt nicht zu, irgendwelche Rechte zu haben. (Hiob 38) Wozu auch; will etwa jemand DEN HERRN verklagen? Vor welchem Gericht?

Das Alte Testament ist in weiten Teilen ein Gesetzbuch, das bestimmte Eigentumsfragen klärt und daraus gelegentlich Verhaltensregeln ableitet (Frauen müssen sich so-und-so verhalten, weil sie das Eigentum von dem-und-dem sind).

Aber dies war trotzdem kein Individualrecht, sondern im Vordergrund stand das Sippenrecht. Denn die alten Götter waren ja Donner- und Wettergötter, und die kümmerten sich logischerweise nicht um das einzelne Individuum. Es regnet und donnert ja für alle gleich. Auch Jahwe ist folglich der Gott einer bestimmten Sippe, ausgehend von einer bestimmten Region. Das Individuum ist ihm schnuppe. Der "persönlich liebende Gott" (personal loving God) war noch nicht erfunden.

Für die Sünden der Einzelnen wird daher die ganze Sippe bestraft; und für die Sünden der Sippe wird gelegentlich ein Einzelner getötet (am besten einen Unschuldigen, weil das ein besonders "reines" Opfer darstellt -- wer will schon einen ungewaschenen Verbrecher als Opfer, igitt). Ein Rechtssystem, das vom Individuum ausgeht und dieses schützt, war den Autoren unbekannt. Man erkennt das an der Arche Noah: Gott bringt aus einer Laune heraus alle Menschen und Tiere um, Einwände sind zwecklos, persönliche Schuld/Unschuld ist irrelevant (man denke an die Kinder).

Die Bibel klärt über das Sippenrecht hinaus gewisse Eigentums- und Sachfragen, beispielsweise, wenn Du eine Ziege findest, dann sollst Du sie bei Dir unterstellen, bis der Eigentümer kommt, und er muss Dir das Futter bezahlen; bezahlt er es nicht, wird die Ziege verkauft/geschlachtet, und jeder erhält seinen Anteil. (Dies hat angeblich der Schöpfer der Welt verfügt.)

Man muss dabei bedenken, dass die Siedlungen und "Städte" meist nur hundert bis dreitausend Häuser oder Zelte hatten; heute würde man sie als Dörfer bezeichnen. Von ordentlichen Gerichten oder einem organisiertem Staatswesen hatte man noch nichts gehört, bis die Römer kamen. Das Alte Testament endet bei dieser Entwicklungsstufe.

Europa, zumal das moderne Europa, könnte nicht weiter entfernt sein. In Europa kann ein Individuum den ganzen Staat verklagen und Recht bekommen. Das bedeutet, dass auch der Gesetzgeber in seiner Macht beschränkt ist und verklagt werden kann. Dies widerspricht der ganzen Logik des Götterglaubens. Man kann Gott nicht verklagen.

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Das Neue Testament verschiebt den Fokus von der Sippe auf das Individuum. Die Erfindung des "Jesus" folgt einem neuen Trend der umliegenden Regionen, nämlich dem des "persönlich liebenden Gottes".

Aber das Neue Testament führt kein neues Rechtssystem ein. Wozu auch, denn die Botschaft des Neuen Testaments besteht ja darin, dass die Welt bald enden und sich Gottes Reich auf die Erde herabsenken würde. Es ging also darum, die bestehenden Gesetze zu erfüllen, sich vorzubereiten, und nicht darum, ein modernes Rechtssystem zu schaffen.

Das bedeutet: Wer von vom europäischen Rechtssystem als Folge des Christentums spricht, spricht vom Alten Testament. Denn das Neue Testament gibt nichts her.

Ich würde eine Ausnahme machen. Das deutsche Recht geht nicht von Rache aus, sondern sieht die Möglichkeit der Versöhnung, Wiedergutmachung und Wiedereingliederung. Dies kann man mit viel Mühe als ein christliches Erbe ansehen.

Im Alten Testament geht es um Rache. Im Neuen Testament geht es teilweise um Versöhnung, vorausgesetzt, man gehört zur Sippe, und vorausgesetzt, man ignoriert das Johannes-Evangelium mit seinem rasenden Hass auf Andersdenkende. Aber da wir ja jeden Krümel suchen, ist hier ein Krümel zu finden. Nur: Verwirklicht wurde es in den "christlichen Zeiten" nie, weder von Jesus, noch von Petrus oder einem seiner selbsternannten Nachfolger. Verwirklicht haben es säkulare Gelehrte, nachdem das Christentum entmachtet worden war.

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Der spätere Katholizismus sieht sich in der Position der göttlich legitimierten Alleinherrschaft. Deswegen braucht er kein Rechtssystem zu schaffen, abgesehen von ein paar internen Verwaltungsvorschriften. Jedenfalls will er vom Pöbel nicht verklagt werden. Eine Systematik ist nicht notwendig, denn göttliche Willkür (immer so, wie's einem grad passt) ist viel geschickter.

Aus diesem Grund endete mit dem Christentum das teilweise ausgefeilte Rechtssystem der Griechen und Römer. Stattdessen ahmte es die spätrömische und (im Anschluss) europäische Feudalherrschaft nach. Das Ziel war nicht Gerechtigkeit, sondern eigene Bereicherung. Wenige Jahre, nachdem das Christentum zur Staatsreligion erhoben wurde, gehörte der Kirche bereits 20% allen Grundbesitzes, war damit der größte und reichste Grundbesitzer geworden und verfügte über den größten Bestand an Sklaven im gesamten römischen Imperium (um das Jahr 450-500).

Man beachte, dass viele Bischöfe gleichzeitig auch Landesfürsten waren, d.h. sie besaßen die Befugnis, Steuern zu erheben und Recht zu setzen. (Dies soll dem Einwand vorbeugen, die Kirchen hätten ja gar keine Gesetze erlassen können.)

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Wegen all dem bin ich sehr sicher, dass niemand auch nur einen Krümel der europäischen Freiheitsrechte in den christlichen Schriften finden wird, außer vielleicht den Gedanken der Wiedereingliederung von Straftätern (dies ist jedoch kein Freiheitsrecht).


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