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Schwarzfahrer 03.12.2023 11:25

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1731131)
Ich glaube das Pendel nach links habe ich dann in Deutschland verpasst. :Lachen2:

Vielleicht war Dir links nie linksextrem genug (für mich glücklicherweise). Nach Adenauer (+ Zwischenspiel) kam einige Jahre Brandt und Schmidt, bevor Kohl wieder nach rechts schwenkte (wow, fanden wir es damals erst mal deprimierend...). Und dann hatten wir einige Jahre sogar eine SPD-Grüne Regierung (das fanden dann andere deprimierend :)). Damals war in England auch Tony Blair dran, und so mancher Presseartikel träumte schon davon, daß ganz Europa sozialdemokratisch in die Zukunft marschiert. Aber so wird es nie sein. Es ist ein periodischer Wechsel, und es ist gut so.

qbz 03.12.2023 11:59

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1731163)
Vielleicht war Dir links nie linksextrem genug (für mich glücklicherweise). Nach Adenauer (+ Zwischenspiel) kam einige Jahre Brandt und Schmidt, bevor Kohl wieder nach rechts schwenkte. Und dann hatten wir einige Jahre sogar eine SPD-Grüne Regierung. Damals war in England auch Tony Blair dran, und so mancher Presseartikel träumte schon davon, daß ganz Europa sozialdemokratisch in die Zukunft marschiert. Aber so wird es nie sein. Es ist ein periodischer Wechsel, und es ist gut so.

Ich mache das allein an den Inhalten der Politik und an Reformen fest, welche von Linken (nicht Linksradikalen oder -extremen) und Gewerkschaften jeweils gefordert werden und nicht an Namen oder Parteien. Ganz schnell im Galopp und aus dem Gedächntnis durch die Geschichte gesaust:

Brandt hat unter dem Motto "Mehr Demokratie wagen" einige nachhaltige, bedeutsame Reformen auf den Weg gebracht, vor allem im Bildungsbereich, Hochschulreform und Schulreformen und aussenpolitisch die Entspannungspolitik eingeleitet und die Oder-Neisse-Grenze-Anerkennung und den Grundlagenvertrag (DDR-BRD) sowie die Versöhnung mit Polen abgeschlossen, was alles eine gemeinsame Schnittstelle zum Programm der Linken / Gewerkschaften beinhaltete oder gehörte.

Gegen Schmidts Rüstungspolitik hat die Linke und weite Teile der SPD / Grüne wegen der Stationierung der Mittelstreckenraketen und des Natodoppelbeschlusses heftigst protestiert.

Kohl hat mit Blühm als Arbeitsminister eine sozialere Arbeits- / Rentenpolitik gemacht trotz seiner Privatisierungen als später Schröder ("der Genosse der Bosse"), von Schmidt politisch unterstützt, mit seinen Deregulierungen und mit Hartz IV, Riester Rente, deutlichen Steuersenkungen für die Konzerne und Reichen sowie Mehrwertsteuererhöhung. Sowohl Kohl wie Schröder incl. der Länderregierungen (Stadtwerke, Wohnungen!) haben das profitable Gemeineigentum in West und Ost, für das die Arbeiterschaft mal während des letzten Jahrhunderts gekämpft hat, an private Konzerne verscherbelt .

Merkel u. CDU-SPD Koalitionen führten den Pfad von Schröder und die Privatisierung sowie die neoliberale Wirtschaftspoilitik verschärft weiter und verschenkten Milliarden für die Bankenrettung.

Die Ampel verschleudert hunderte Milliarden in die Rüstung und den Ukrainekrieg zulasten der Sozial-, Bildungs-, Familien-, Forschungs-, Wohnungs-, Infrastrukturpolitik und plant weitere Privatisierung der Rente und subventioniert riesige Tech-Monopole und Energiekonzerne: Fortsetzung des Neoliberalismus und ungehemmte Aufrüstung.

Klares Indiz: Die Vermögensschere ist in Deutschland immer weiter auseinander gegangen, die Preise für grundlegende, existentielle Dienstleistungen wie Energie, Wohnen sind im Verhältnis zum Einkommen gestiegen. Die Mehrwertsteuer betrug 1970 10 %, der Spitzensteuersatz 56 % , was sozial gerechter ist.

Fazit: Seit Brandt gibt es keine Regierungspolitik mehr, welche mehr Demokratie und mehr soziale Rechte und gerechte Verteilung des erwirtschafteten Reichtums bringen, und es entstand eine zunehmend neoliberale Wirtschafts- und Sozialpolitk, welche immer radikaler geworden ist. Ich sehe kein links-rechts-Pendel mehr seit Brandt, nur einen neoliberalen Zug in wechselndem Farbdesign und eine immer grösser werdende Vermögensschere.

„Weniger Staat, mehr Markt“. Eine kurze Geschichte der Privatisierungen in Deutschland

Schwarzfahrer 04.12.2023 07:05

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1731166)
Ich mache das allein an den Inhalten der Politik und an Reformen fest, welche von Linken (nicht Linksradikalen oder -extremen) und Gewerkschaften jeweils gefordert werden und nicht an Namen oder Parteien. Ganz schnell im Galopp und aus dem Gedächtnis durch die Geschichte gesaust:

Was linke Politik ausmacht könnte man trefflich diskutieren, da der Inhalt natürlich immer an der jeweiligen Zeit festgemacht werden muß, nicht daran, was heutige Linke fordern. Ich konnte schon immer nur einen Teil linker Forderungen mittragen, andere hingegen hielt ich schon immer für unrealistisch bis kontraproduktiv (z.B. seinerzeit die 35 h Woche mit vollem Lohnausgleich, wegen der zweiten Hälfte).
Hier aber nur ein paar Gedanken zu den sozialen Themen, die für mich ein wesentlicher Kern linker Politik sein sollten, und bzgl. derer ich Deine Auflistung ziemlich anders sehe:

Sozial ist m.M.n. eine Politik, die nicht einfach die staatliche Unterstützung und die Zahl der Unterstützten erhöht (weil dabei die Finanzierbarkeit immer aus dem Blick gerät), sondern die Wirtschaftsbedingungen schafft, in denen die Zahl der Unterstützungsbedürftigen minimiert wird, um den anderen am Besten helfen zu können.

Das hat m.M.n. Schröders Regierung am Besten hinbekommen (zumindest in der Zeit, seit ich in Deutschland lebe). Von seinen Reformen lebte die Merkel-Regierung, um sagen zu können, "ein Land, in dem ich gut und gerne lebe).

Im Gegenzug halte ich den von Dir eher positiv gesehenen Blüm (ohne h) für einen der schädlichsten Sozialpolitiker, da er wohl einen sehr hohen Anteil daran hat, daß das Rentensystem seit Jahrzehnten nicht reformiert wird, und die Sozialkosten sinnlos steigen. Seine Jahrhundertlüge "die Rente ist sicher" hat maßbeglich mit verhindert, das überholte und demografisch nicht mehr tragbare Umlagen-System durch ein zukunftsfähiges Modell zu ersetzen, als es noch mit geringeren Opfern möglich gewesen wäre, als heute. Ich hätte es noch mit 40 für sinnvoll gehalten und gerne akzeptiert, für die Gutverdiener wie mich (also auch vielen Beamten) die Rentenansprüche bis dahin verfallen zu lassen, wenn dafür mutiges neues System aufgesetzt worden wäre, das z.B. mit renditebasierten Rentenmodellen mir erlaubt hätte, meine Beiträge zukunftsfähig anzulegen, so daß der Staatsanteil an der Rente wirklich nur für die Bedürftigen aufgewendet werden müßte.

keko# 04.12.2023 08:30

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1731198)
.... Ich konnte schon immer nur einen Teil linker Forderungen mittragen, andere hingegen hielt ich schon immer für unrealistisch bis kontraproduktiv (z.B. seinerzeit die 35 h Woche mit vollem Lohnausgleich, wegen der zweiten Hälfte)....

Natürlich wäre das möglich. Dies und noch viel mehr. Du redest nur das nach, was dir die entsprechenden Profiteuere vorreden. Denk mal Utopien! Menschen, die es selbst ausbaden müssen, erzählen mir neuerdings von der Rente mit 70. Was soll man da noch sagen?!

Keine Ahnung, was wäre, wenn die von qbz erwähnten Entspannungspolitiker der 70er und 80er Jahren den heutige Kurs gefahren wären. Ohne Bafäg und solche Dinge jedenfalls, die auf das Konto der SPD gingen, hätte weder ich noch meine Geschwister studieren können.

qbz 04.12.2023 09:32

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1731203)
Natürlich wäre das möglich. Dies und noch viel mehr. Du redest nur das nach, was dir die entsprechenden Profiteuere vorreden. Denk mal Utopien! Menschen, die es selbst ausbaden müssen, erzählen mir neuerdings von der Rente mit 70. Was soll man da noch sagen?!

Keine Ahnung, was wäre, wenn die von qbz erwähnten Entspannungspolitiker der 70er und 80er Jahren den heutige Kurs gefahren wären. Ohne Bafäg und solche Dinge jedenfalls, die auf das Konto der SPD gingen, hätte weder ich noch meine Geschwister studieren können.

Das Bafög gehörte zu den von mir erwähnten Bildungsreformen von Willy Brandt unter dem Motto "Bildungsgerechtigkeit" .

keko# 04.12.2023 09:44

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1731211)
Das Bafög gehörte zu den von mir erwähnten Bildungsreformen von Willy Brandt unter dem Motto "Bildungsgerechtigkeit" .

Betraf einkommenschwache Familien mit mehrern Kindern, also genau uns. Ebenso Gleichstellung der Frauen und Entkriminalisierung von Homosexualität geht initial auf sein Konto. Man hat ja den Eindruck, das wäre eine Erfindung aus diesem Jahrzehnt. Meine Genertion profitiert von dieser Politik. Man wird sehen, wie zukünftige Generationen über die aktuelle Politik urteilen.

qbz 04.12.2023 10:06

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1731198)
Was linke Politik ausmacht könnte man trefflich diskutieren, da der Inhalt natürlich immer an der jeweiligen Zeit festgemacht werden muß, nicht daran, was heutige Linke fordern.

Da muss ich Dir klar widersprechen. Unter linke Politik verstehe ich das, was linke Sozialdemokraten und Sozialisten und Gewerkschaften an demokratischen, sozialen, wirtschaftlichen Reformen in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem fordern. Das ist bis hin zu einem Bernie Sanders ziemlich ähnlich. Diese Programme sind in den vertretenen Grundprinzipien der Sozial-, Wirtschafts-, Demokratie- und Bildungspolitik traditionell und in der Nachkriegszeit immer sehr ähnlich gewesen sowohl innen- wie aussenpolitisch (Friedenspolitik), natürlich in der konkreten Anwendung und Umsetzung jeweils differiend. Neu kam da einzig das ökologische Politikfeld mit wichtigerem Schwerpunkt dazu. Eine neoliberale Politik wie sie Schröder mit den Grünen betrieb, gehört(e) niemals dazu, weswegen es ja auch zum Konflikt zwischen ihm und dem Finanzminister Lafontaine und linken Sozialdemokraten (Parteiaustritte --> Gründung der WASG) und den Gewerkschaften kam. Ich kann bei Bedarf gerne die dazugehörigen sozialen und demokratischen Reformforderungen in den einzelnen Politikfeldern konkret erläutern, welche traditionell Bestandteil einer linken sozialdemokratischen und/ oder sozialistischen Politik sind.

Ich habe ja nur als Beispiel dafür, wie wichtig eine inhaltliche Betrachtung statt einer formalen Links-Rechts-Einordnung ist, Blüms Rentenpolitik mit Schröders Aushöhlung der Rente durch die Riester Rente verglichen, weil Norbert Blüm, obwohl CDU, eben linken und gewerkschaftlichen Forderungen unbestritten näher stand als Schröder. Zu Blüms Wirken während der gesamten Amtszeit von Kohl gehörte auch die Einführung der Pflegeversicherung und das Engagement für die Menschenrechte in Chile gegen die Pinochet Diktatur. Dass er nach der Ära Kohl in der CDU auf Parteitagen als "Herz-Jesu-Marxist" gedisst (was Du logischerweise fortführst) und zusammen mit dem christlich-sozialen Arbeitnehmerflügel ausgeschaltet worden ist, war Teil des sozialpolitischen Kurswechsels der CDU auf einen marktradikalen neoliberalen Kurs weg von der sozialen Marktwirtschaft, weil sich die CDU mit Blüms Sozialpolitik auf diesem Politikfeld links von Schröder für die Erhaltung der sozialen Marktwirtschaft positioniert hätte.

Auch Blüm hat es allerding versäumt bzw.in der beamtenstarken CDU nicht durchsetzen können, das umlagefinanzierte Rentensystem um die Beamten zu erweitern und zu vereinheitlichen (da stimme ich Deiner Kritik zu, aber nicht den Alternativen), was z.B. Linke forder(t)en. Das ein solches sehr gut funktioniert, zeigt das Beispiel von Österreich: Das vergleichsweise hohe Rentenniveau in Österreich sei langfristig nicht finanzierbar,meinen Kritiker. Zu Unrecht, zeigt eine Studie. Tatsächlich ist am Beispiel Österreich zu sehen, wie leistungsfähig umlagefinanzierte Rentensysteme sind.

qbz 04.12.2023 10:13

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1731214)
Betraf einkommenschwache Familien mit mehrern Kindern, also genau uns. Ebenso Gleichstellung der Frauen und Entkriminalisierung von Homosexualität geht initial auf sein Konto. Man hat ja den Eindruck, das wäre eine Erfindung aus diesem Jahrzehnt. Meine Genertion profitiert von dieser Politik. Man wird sehen, wie zukünftige Generationen über die aktuelle Politik urteilen.

Gerade die Gleichstellung der Geschlechter war natürlich traditionell schon bei den Parteien der Arbeiterwegung seit Marx / Engels ein zentraler Mittelpunkt der Politik und Forderungen wegen der Frauenarbeit, weil das Einkommen für ein bürgerliches Familienmodell nicht ausreichte. Berühmte Namen Pauline Stegemann, Clara Zetkin. Genauso natürlich die Forderungen nach Bildungsgerechtigkeit.

Schwarzfahrer 04.12.2023 11:43

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1731203)
Natürlich wäre das möglich. Dies und noch viel mehr.

Ob etwas möglich ist, ist kein Maß dafür, ob es richtig, nützlich oder sinnvoll ist.
Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1731203)
Du redest nur das nach, was dir die entsprechenden Profiteuere vorreden.

Magst Du gerne denken, vielleicht hast Du auch Deine "Vorredner" ,deren Gedanken Du nachsprichst. Ich kann aber schon meine eigene Meinung und Gedanken bilden - und die schaffe ich leider schon seit längerem mit keinem der prominenten politischen oder öffentlichen Akteure zur Deckung zu bringen. Meine "Profiteure" müssen also recht versteckt agieren.
Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1731203)
Denk mal Utopien! Menschen, die es selbst ausbaden müssen, erzählen mir neuerdings von der Rente mit 70. Was soll man da noch sagen?!

Meine Mutter fand es ungerecht, mit 65 in Rente gehen zu müssen, für sie war Arbeiten, solange man leistungsfähig ist, das Normale. Sicher schafft es nicht jeder, aber eine Anpassung an die gewachsene Lebenserwartung ist nicht unlogisch. Ansonsten bin ich Utopien gegenüber skeptisch, allzu viele Versuche in der Geschichte, Utopien umzusetzen, haben unendliches Leid verursacht. Ich ziehe Rationales, Effektives und Realistisches vor.
Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1731203)
Keine Ahnung, was wäre, wenn die von qbz erwähnten Entspannungspolitiker der 70er und 80er Jahren den heutige Kurs gefahren wären. Ohne Bafäg und solche Dinge jedenfalls, die auf das Konto der SPD gingen, hätte weder ich noch meine Geschwister studieren können.

Bafög gehört zu vielen Sachen, die ich an der linken Politik über die Jahre sinnvoll und richtig fand. Entspannungspolitik ist aber ein ganz anderes Feld als Sozialpolitik. Der Kommunismus im Ostblock kollabierte nicht wegen der Entspannungspolitik Brandts, da hat Reagans "Kaputtrüsten" mehr bewirkt. Und so manches in der heutigen Politik hätte ein Schmidt völlig gaga gefunden, glaube ich.

Schwarzfahrer 04.12.2023 12:00

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1731218)
Unter linke Politik verstehe ich das, was linke Sozialdemokraten und Sozialisten und Gewerkschaften an demokratischen, sozialen, wirtschaftlichen Reformen in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem fordern.

Klar, da gehen unsere Definitionen auseinander. Für mich ist linke Politik primär ein Einsatz für die Unterstützung der Leistungsschwächeren in der Gesellschaft, für sozialen Ausgleich und Bildungs- bzw. Aufstiegschancen für alle. Diese Grundthemen bis Ende der 80-er konnte ich überwiegend nachvollziehen und unterstützen; was danach kam bis heute geht mir aber oft zu weit, weil die Forderungen nach immer mehr staatlichem Eingriff auf allen möglichen Gebieten kontraproduktiv sind, was die Finanzierbarkeit angeht, und die Bedürftigsten dadurch zu kurz kommen - darum bin ich ab dem Punkt eher bei Schröder, als Lafontaine, der ja auch konsequent zu den Linksextremen wechselte. Und gerade bildungspolitisch sehe ich seit Jahren keinen sinnvollen Ansatz, den ich unterstützen könnte.

Blüm werfe ich kein "Herz-Jesu-Marxismus" vor, sondern einfach Versagen im Amt bzgl. Rente, einschließlich der Sicherheits-Lüge. Die Pflegeversicherung war an sich eine gute Idee und guter Schritt nach vorne, auch wenn man über die Praxis anderer Ansicht sein mag, wenn man betroffen ist (ich sitze gerade am Pflegebett meines 91-jährigen Vaters in Ungarn, das ist dort nochmal eine andere Kategorie, aber ich weiß, wovon ich rede auch durch unseren behinderten Sohn und einer Schwiegermutter, die 8 Jahre im Pflegeheim gelebt hat).

Das Thema Friedenspolitik sehe ich nicht als likes oder rechtes Thema, sondern grundlegend menschlich, wobei ich als Realist nicht glaube, daß Friedenspolitik dauerhaft funktioniert, wenn man selbst nicht effektiv wehrhaft ist; es geht also um verschiedene Wege zu Frieden in Sicherheit (Frieden allein ist nur ein begrenzter Wert).

Adept 04.12.2023 14:31

Ich glaube, die klassische Links/Rechts Politik gibt es nicht mehr.

Links war immer pro Umwelt, Frieden, Benachteiligte. Das Thema findet sich mittlerweile überall und auch nicht links.

MattF 04.12.2023 17:23

Zitat:

Zitat von Adept (Beitrag 1731244)
Ich glaube, die klassische Links/Rechts Politik gibt es nicht mehr.

Links war immer pro Umwelt, Frieden, Benachteiligte.


Links war man mal, wenn man die Klassenfrage gestellt hat.

Das könnte man durchaus Heute immer noch.

Zur Klassenfrage gehört natürlich auch die Frage nach Umwelt und Frieden, dann wenn die Umwelt zerstört wird und es kein Frieden gibt, leidet die untere Klasse.

Das Problem ist oder war vielleicht schon immer, dass keiner zur unteren Klassen gehören will.

Die Sozialdemokraten haben es dann kompensiert in dem manvon Arbeiter*innen sprach.

Das hat ne Zeit lang ganz gut geklappt, insbesondere in Millieus die sich wie Bergarbeiter, Metallarbeiter, Chemiearbeiter auch als Gemeinschaft gefühlt haben, weil es an einem Platz viele davon gab, in großen Betrieben.

Heute gibt es diese Gemeinschaften nicht mehr, weil alles mehr oder minder vereinzelt ist und wie gesagt, zur unteren Schicht will man nicht gehören, also solidarisiert man sich auch nicht untereinander oder recht selten.

Trotzdem macht die Kapitalseite natürlich weiter Politik gegen die da unten, um sie zu benutzen, sei es als Arbeiter oder Soldaten.

Nepumuk 04.12.2023 17:33

Zitat:

Zitat von Adept (Beitrag 1731244)
Ich glaube, die klassische Links/Rechts Politik gibt es nicht mehr.

Links war immer pro Umwelt, Frieden, Benachteiligte. Das Thema findet sich mittlerweile überall und auch nicht links.

Die Definition finde ich zu eng. Ich stimme dir aber zu, dass die Bedeutung von Links/Rechts nicht wirklich gut mehr erkennbar ist. Besser finde ich die Unterscheidung zwischen Progressiv, Konservativ und immer häufiger auch Desktruktiv.

JENS-KLEVE 04.12.2023 18:03

Die Einteilung ist wirklich schwieriger geworden. Ich mache das ja auch beruflich und früher war das recht unkompliziert. Es gab rechts und rechtsextrem, die waren dann gleichzeitig meistens nationalistisch, rassistisch, faschistisch und antisemitisch. Jetzt muss man schwer aufpassen. Nationale Ökos, Rechtsautonome, rassistische Bewegungen gegen Weiße, ACAB und Querfront, Faschismus in fernen Ländern, aggressive Pazifisten, es ist wirklich komplex und oft sogar gewollt. Insbesondere der Begriff Faschismus wird häufig völlig falsch angewendet.

Genussläufer 04.12.2023 22:13

Zitat:

Zitat von Nepumuk (Beitrag 1731282)
Die Definition finde ich zu eng. Ich stimme dir aber zu, dass die Bedeutung von Links/Rechts nicht wirklich gut mehr erkennbar ist. Besser finde ich die Unterscheidung zwischen Progressiv, Konservativ und immer häufiger auch Desktruktiv.

Destruktiv ist eine Menge, die sich partiell auf er progressiven und konservativen Seite wiederfinden. Es ist sicher keine eigene Kategorie.

Nepumuk 05.12.2023 06:41

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1731321)
Destruktiv ist eine Menge, die sich partiell auf er progressiven und konservativen Seite wiederfinden. Es ist sicher keine eigene Kategorie.

Ja, vielleicht. Wenn mir allerdings mache Politiker ansehe, scheinen die destruktiven Tendenzen bei Einigen zu überwiegen (Donald Trump, Liz Truss, Boris Johnson, Sahra Wagenknecht, in Teilen Christian Lindner und weitere). Breiten sich die Tendenzen auf die ganze Partei aus, wie z.B. bei den Republikanern in den USA, könnte sich daraus eine eigene Politikrichtung entwickeln.
Das Ziel wäre dann die Zerstörung der Demokratie bzw. der herrschenden Staatsform.

keko# 05.12.2023 08:00

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1731226)
....
Meine Mutter fand es ungerecht, mit 65 in Rente gehen zu müssen, für sie war Arbeiten, solange man leistungsfähig ist, das Normale. Sicher schafft es nicht jeder, aber eine Anpassung an die gewachsene Lebenserwartung ist nicht unlogisch. ...

Um diese Personen geht es doch gar nicht. Auch heute schon kannst du bis zu deinem letzten Tag auf Erden arbeiten. Es geht um die, die das nicht wollen oder können. Eine Erhöhung des Renteneintrittsalters ist letztendlich eine Rentenkürzung. Möglicherweise wirst du auch mal einer derer sein.
8h bis 70 im Büro zu verbringen würde ich definitiv als Verschwendung von restlicher Lebenszeit ansehen. Viel lieber würde ich die Zeit mit mir wichtigen Personen verbringen. Schon heute geht mir das so - ich bin kaum noch im Büro, arbeite nebenher von überall.

MattF 05.12.2023 11:04

Zitat:

Zitat von Nepumuk (Beitrag 1731282)
Besser finde ich die Unterscheidung zwischen Progressiv, Konservativ und immer häufiger auch Desktruktiv.

Leider kann z.b. Identitätspolitik auch destruktiv sein.

Wenn ich als meine Identitöt definiere dass ich Schwarz bin und mich damit gegen alle Weiße abgrenze und selbst linken weißen Männer (und teilweise sogar Frauen) das Wort verbiete, sich zum Thema Unterdrückung der Schwarzen zu äussern) und gleichzeitig nicht darauf schau, wieso Schwarze eigentlich benachteiligt sind: Meist weil sie auch aus unterprivilegierten Elternhäusern komme, aus der klassischen Arbeiterklasse stammen).
Dann verlieren ich den Blick für die Ursachen.

Früher sagte man mal die Grenzen verlaufen nicht zwischen Ländern sondern zwischen Unten und Oben. Heute muss man das in meinen Augen erweitern durch: Die Grenzen verlaufen auch nicht zwischen den Identitöten sondern zwischen Unten und Oben.

Die Auswirkung der Identitätspolitik ist z.b. dass arme, weiße Amerikaner Trump wählen, weil sie glauben sie würden zur Gruppe der Weißen gehören, dabei gehören sie viel mehr, genauso wie viele Schwarze Mitbürger, zur Gruppe der Working Poor.


Damit sind dann Initiativen we z.b. Black live matters, oft (nicht immer und bei allen) eher destruktiv auch wenn man sie möglicherweise von ihren Vertreter als Progressiv gesehen werden, weil sie vermeintlich gegen Diskriminierung kämpfen, erreichen sie das Gegenteil.

Schwarzfahrer 05.12.2023 11:19

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1731333)
Um diese Personen geht es doch gar nicht. Auch heute schon kannst du bis zu deinem letzten Tag auf Erden arbeiten.

nein, nicht jeder. Ihr wurde die Kassenzulassung als Arzt entzogen, einfach wegen des Alters, ohne sonstigen Grund. Als Privatpraxis war es aber als Lungenarzt nicht überlebensfähig. Also auch finanzielle Grundlage entzogen, da sie wegen der relativ kurzen Zeit in Deutschland kaum Rentenansprüche erwerben konnte.
Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1731333)
Es geht um die, die das nicht wollen oder können. Eine Erhöhung des Renteneintrittsalters ist letztendlich eine Rentenkürzung. Möglicherweise wirst du auch mal einer derer sein.

Weil es mich betrifft, und ich dies schon vor 20 Jahren wußte, war ich schon damals für eine komplette Änderung des Systems - was Blüm erfolgreich verhindert hat. Und ja, die Renten können nicht höher sein, als was das Sozialsystem hergibt. Je mehr Leistungen unters Volk kommen, desto eher müssen vorhandene Leistungen gekürzt werden. Wenn die Besserverdienenden selbst vorsorgen können und müssen, bleibt mehr für die Bedürftigen übrig, als wenn alles mit der Gießkanne verteilt wird.
Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1731333)
8h bis 70 im Büro zu verbringen würde ich definitiv als Verschwendung von restlicher Lebenszeit ansehen. Viel lieber würde ich die Zeit mit mir wichtigen Personen verbringen. Schon heute geht mir das so - ich bin kaum noch im Büro, arbeite nebenher von überall.

Richtig. Darum arbeite ich und meine Frau seit 27 Jahren nur 24 h die Woche. Und können uns als Ingenieure trotzdem leisten, mit Abschlägen früher in Rente zu gehen, weil wir genug ansparen konnten (und weil ich wegen der Herzklappe als Schwerbehindert gelte, und meine Frau die 45 Jahre voll hat). Unsere Abschläge kommen hoffentlich jemandem zu Gute, der sonst eine niedrigere Rente bekommt.

Nepumuk 05.12.2023 13:42

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1731360)
Unsere Abschläge kommen hoffentlich jemandem zu Gute, der sonst eine niedrigere Rente bekommt.

Nein, das kommen die (leider) nicht. Deine Abschläge sorgen nur dafür, dass nicht noch mehr als die aktuell 100Mrd.€ jedes Jahr in die Rente gebuttert werden müssen.

Feanor 05.12.2023 14:08

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1731360)
Wenn die Besserverdienenden selbst vorsorgen können und müssen, bleibt mehr für die Bedürftigen übrig, als wenn alles mit der Gießkanne verteilt wird.

vermutlich nur missverständlich formuliert: Wenn die Besserverdienenden sich dem Sozialsystem "Rente" entziehen ("selbst vorsorgen"), dann bleibt halt nicht mehr für die anderen. Außer man finanziert mit Steuergeldern quer. Oder wie war das gemeint?

qbz 05.12.2023 14:35

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1731360)
nein, nicht jeder. Ihr wurde die Kassenzulassung als Arzt entzogen, einfach wegen des Alters, ohne sonstigen Grund.

Die Altersbegrenzung bei Ärzten bei der Kassenzulassung ist seit 2009 abgeschafft. Ärzte können bis zum Tod als Vertragsarzt arbeiten. Ca. 10 % sind älter als 65, bei Psychotherapeuten arbeiten ca. 1/4 noch nach 65.

Schwarzfahrer 05.12.2023 15:54

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1731389)
Die Altersbegrenzung bei Ärzten bei der Kassenzulassung ist seit 2009 abgeschafft.

Das hat meine Mutter leider nicht mehr erleben können.

Schwarzfahrer 05.12.2023 16:09

Zitat:

Zitat von Feanor (Beitrag 1731386)
vermutlich nur missverständlich formuliert: Wenn die Besserverdienenden sich dem Sozialsystem "Rente" entziehen ("selbst vorsorgen"), dann bleibt halt nicht mehr für die anderen. Außer man finanziert mit Steuergeldern quer. Oder wie war das gemeint?

Querfinanziert wird sowieso. Aber ich finde, wirklich gut Verdienende sollten so viel selbst zurücklegen können (nicht unbedingt gerade über Riester...), daß sie keine hohe staatliche Rente brauchen. Also sollte man die Maximalrente stark deckeln (natürlich auch die Einzahlungen etwas) und nicht mit Einkommen zu hoch steigen lassen. Dann kann die Steuersubvention zu größerem Anteil den Bedürftigen zu Gute kommen. Aber ja: auch mehr Selbstbestimmung, ob ich meine Rente über die Rentenversicherung oder über einen anderen Weg anstrebe.

merz 05.12.2023 17:05

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1731398)
Also sollte man die Maximalrente stark deckeln (natürlich auch die Einzahlungen etwas) und nicht mit Einkommen zu hoch steigen lassen. Dann kann die Steuersubvention zu größerem Anteil den Bedürftigen zu Gute kommen…..

es ist fast ausgeschlossen > 3000 Euro brutto aus der gesetzlichen Rente zu bekommen
Interessant wird das, wenn man es mit den Regelungen für die Beamten vergleicht und die Ausgabenposten mal nebeneinanderstellt
m.

StefanW. 05.12.2023 19:25

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1731398)
...Aber ja: auch mehr Selbstbestimmung, ob ich meine Rente über die Rentenversicherung oder über einen anderen Weg anstrebe.

Grundsätzlich bin ich ein Freund von Selbstbestimmung. Aber ich fürchte, dass es dann auch mehr Helden gibt, die ihr Geld verjubeln und dann im Alter von der Gesellschaft "durchgefüttert" werden müssen. Ein hohes Einkommen allein ist keine Garantie dafür, dass genug auf die Seite gelegt wird.

qbz 05.12.2023 19:51

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1731398)
Querfinanziert wird sowieso. Aber ich finde, wirklich gut Verdienende sollten so viel selbst zurücklegen können (nicht unbedingt gerade über Riester...), daß sie keine hohe staatliche Rente brauchen. Also sollte man die Maximalrente stark deckeln (natürlich auch die Einzahlungen etwas) und nicht mit Einkommen zu hoch steigen lassen. Dann kann die Steuersubvention zu größerem Anteil den Bedürftigen zu Gute kommen. Aber ja: auch mehr Selbstbestimmung, ob ich meine Rente über die Rentenversicherung oder über einen anderen Weg anstrebe.

Der beste Weg, damit möglichst wenige Menschen im Alter auf das Bürgergeld des Staates angewiesen sind, ist ein Mindestlohn in der Grösse, der später eine Rente oberhalb des Bürgergeldes garantiert.

Eine individuelle freie Wahl einer bestimmten Rentenart würde das Ende de umlagenfinanzierten gesetzlichen Rentenversicherung bedeuten. Das fordert nur in Varianten die FDP. Selbst die AFD hat in ihrem Programm: "umlagenfinanzierte Rente stärken", um mal auf das Topic zurückzukommen, nachdem sie intern lange darüber gestritten und gar nichts dazu gesagt hat.

Meik 05.12.2023 22:51

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1731360)
, mit Abschlägen früher in Rente zu gehen, weil wir genug ansparen konnten (und weil ich wegen der Herzklappe als Schwerbehindert gelte, und meine Frau die 45 Jahre voll hat). Unsere Abschläge kommen hoffentlich jemandem zu Gute, der sonst eine niedrigere Rente bekommt.

Nimm mal einen Taschenrechner, es gibt keine Abschläge bei vorzeitigem Renteneintritt. Einfach mal durchschnittliche Rentenbezugsdauer durchrechnen, die gleiche Summe auf 1 oder 2 Jahre mehr verteilen, dann bist du ziemlich genau da wo die "Abschläge" liegen. Erreichst du genau die Durschnittslebenserwartung hast du über die Jahre etwa die identische Summe an Rente bekommen wie bei regulärem Renteneintritt.

Letztlich ist die Rente doch nichts anderes als ein staatlich verordnetes Zwangssparen für das Alter. Da die Leute immer älter werden ist doch klar was passieren muss. Späterer Renteneintritt, weniger Rente oder höhere Beiträge. Sonst geht die Rechnung nicht auf.

https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen...20ausgeglichen.

Die Neiddebatte mit den Beamten ist da eher amüsant. Viel problematischer sehe ich die ganzen die gar nicht einzahlen, Selbstständige, Einkünfte aus Kapitalerträgen etc.. Es dürfte keine Rolle spielen wie die Einkünfte erlangt werden.

keko# 05.12.2023 22:58

Zitat:

Zitat von Meik (Beitrag 1731422)
...

Letztlich ist die Rente doch nichts anderes als ein staatlich verordnetes Zwangssparen für das Alter. Da die Leute immer älter werden ist doch klar was passieren muss. Späterer Renteneintritt, weniger Rente oder höhere Beiträge. Sonst geht die Rechnung nicht auf. ....

Das ist nicht korrekt. Die Lebenserwartung ist im dritten Jahr in Folge in Deutschland zurückgegangen. Entsprechend kann ich dann auf einen früheren Renteneintritt hoffen. Wetten?! ;-)

qbz 05.12.2023 23:10

Zitat:

Zitat von Meik (Beitrag 1731422)
.......
Letztlich ist die Rente doch nichts anderes als ein staatlich verordnetes Zwangssparen für das Alter. Da die Leute immer älter werden ist doch klar was passieren muss. Späterer Renteneintritt, weniger Rente oder höhere Beiträge. Sonst geht die Rechnung nicht auf.
.....

Man muss da die Steigerung der Arbeitsproduktivität, der Anstieg der Beitragszahler und die Zuwanderung miteinrechnen.

Meik 05.12.2023 23:14

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1731424)
Das ist nicht korrekt. Die Lebenserwartung ist im dritten Jahr in Folge in Deutschland zurückgegangen. Entsprechend kann ich dann auf einen früheren Renteneintritt hoffen. Wetten?! ;-)

Nö, dank Wörk-Laif-Bälänz wird ja weniger gearbeitet also trotzdem später :Cheese:

Letztlich wäre es aber sinnvoll ins Rentensystem ein automatisches Anpassungssystem einzubauen dass regelmäßig eine Anpassung an Lebensarbeitszeit und Lebenserwartung durchführt.

Das ist so einigen auch nicht klar mit weniger Stunden, 4Tage-Woche usw.. Ja, man kommt jetzt vielleicht gut klar mit weniger Einkommen. Heißt aber auch weniger Rente und weniger Möglichkeiten der privaten Vorsorge. Ich bin mir da nicht so sicher ob sich darüber so einige junge Leute mit ihrer Bälänz so klar sind. Wer 40 Jahre gearbeitet hat hat bei heutiger Lebenserwartung nicht einmal die Hälfte seines Lebens gearbeitet.

Meik 05.12.2023 23:19

Vergessen: Ich denke auf Dauer wird man statt starrem Alter sinnvoller über flexible Altersregelungen nachdenken (müssen). Auf der einen Seite muss das System bezahlbar bleiben, auf der anderen kann man schlecht von einem Bauarbeiter erwarten mit 70 noch 8h täglich zu buckeln. Dieses Denkmuster von Ausbildung bis Rente Vollzeit im gleichen Job und dann von Heute auf Morgen Rente ist zu starr.

Ich wäre eher für Arbeiten bis 70, ab 65 aber nur noch halbe Tage oder ähnliche Lösungen. Zum einen hab ich es oft genug erlebt dass es den Menschen nicht gut tut von heute auf Morgen gar nichts mehr zu tun zu haben, auf der anderen Seite genauso dass die Gesundheit Vollzeit bis zur Rente oft gar nicht mehr hergibt. Oder das ganze dann fließend. Rente mit 70, aber von 63 an jedes Jahr statt 8h am Tag eine Stunde weniger.

keko# 06.12.2023 07:51

Zitat:

Zitat von Meik (Beitrag 1731426)
....
Das ist so einigen auch nicht klar mit weniger Stunden, 4Tage-Woche usw.. Ja, man kommt jetzt vielleicht gut klar mit weniger Einkommen. Heißt aber auch weniger Rente und weniger Möglichkeiten der privaten Vorsorge. ...

Zitat:

Zitat von Meik (Beitrag 1731428)
Vergessen: Ich denke auf Dauer wird man statt starrem Alter sinnvoller über flexible Altersregelungen nachdenken (müssen). Auf der einen Seite muss das System bezahlbar bleiben, auf der anderen kann man schlecht von einem Bauarbeiter erwarten mit 70 noch 8h täglich zu buckeln. Dieses Denkmuster von Ausbildung bis Rente Vollzeit im gleichen Job und dann von Heute auf Morgen Rente ist zu starr. ....

Veränderungen in der Arbeitswelt werden uns das eine oder andere sowieso aufzwingen. Wir werden darüber nachdenken müssen, wie wir den Spaß finanzieren ohne dass ein großer Teil der Bevölkerung ins Bürgergeld fällt.
Ich habe ein kleines Ehrenamt und mehrere MINT-Lehraufträge an Schulen und Hochschulen. Für die Gesellschaft halte ich das für weitaus sinnvoller als meine reguläre Arbeit. Gern würde ich das ausbauen, nur zahle ich dann letztendlich drauf.
Vielleicht kommt man mal drauf, dass man Wachstum auch in gesellschaftlichen und sozialen Bereichen generieren kann und sich das langfristig auszahlt. :)

kullerich 06.12.2023 09:03

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1731424)
Das ist nicht korrekt. Die Lebenserwartung ist im dritten Jahr in Folge in Deutschland zurückgegangen. Entsprechend kann ich dann auf einen früheren Renteneintritt hoffen. Wetten?! ;-)

Das geben die Zahlen des Statistischen Bundesamtes nicht her.... https://www.destatis.de/DE/Themen/Ge...erbetafel.html

Meik 06.12.2023 09:45

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1731434)
Veränderungen in der Arbeitswelt werden uns das eine oder andere sowieso aufzwingen. Wir werden darüber nachdenken müssen, wie wir den Spaß finanzieren ohne dass ein großer Teil der Bevölkerung ins Bürgergeld fällt.

Auch das Bürgergeld muss finanziert werden. Letztlich ist das doch nur ein Budget-Hinundhergeschiebe. Man kann auch einfach die Rente nach unten auf Bürgergeld deckeln, zahlen müssen wir es eh, würde aber eine Menge Verwaltungsaufwand sparen.

Letztlich muss aber auch den Bürgern eins klar sein, wenn die Lebensarbeitszeit weiter sinkt (weniger Wochenstunden, mehr 4-Tage-Wochen, Altersteilzeit, ...) ist es reine Mathematik dass der Anteil am Gehalt der für Altersvorsorge und Rente investiert wird steigen muss. Das Lebensunterhalt von im Durchschnitt >80 Jahren muss halt in immer weniger Stunden erwirtschaftet werden. Entweder man akzeptiert dass der Standard zugunsten der Freizeit sinkt oder man muss mehr arbeiten.

https://www.igmetall.de/ueber-uns/ge...dungsvergütung.

Aus Wiki, eigentlich eine absolute Luxussituation in der wir Leben:

"Im Jahr 2001 bilanzierte Peter Hartz: „Bei einer Lebenserwartung von 700.000 Stunden oder 80 Jahren und 40 Berufsjahren mit weniger als 1.500 Stunden Jahresarbeitszeit sinkt der Anteil der Erwerbsarbeit am Leben unter zehn Prozent.“[5] In Hartz’ Aussage zur Jahresarbeitszeit sind offensichtlich Teilzeitarbeitskräfte einbezogen. Berücksichtigt man diese, dann war der durchschnittliche Arbeitnehmer im Jahr 2000 an 1.470,8 Stunden im Jahr erwerbstätig (1970 betrug der entsprechende Zahlenwert für die Bundesrepublik Deutschland noch 1.966,4 Stunden"

https://de.wikipedia.org/wiki/Lebensarbeitszeit

keko# 06.12.2023 10:01

Zitat:

Zitat von Meik (Beitrag 1731445)
....
Letztlich muss aber auch den Bürgern eins klar sein, wenn die Lebensarbeitszeit weiter sinkt (weniger Wochenstunden, mehr 4-Tage-Wochen, Altersteilzeit, ...) ist es reine Mathematik dass der Anteil am Gehalt der für Altersvorsorge und Rente investiert wird steigen muss. Das Lebensunterhalt von im Durchschnitt >80 Jahren muss halt in immer weniger Stunden erwirtschaftet werden. Entweder man akzeptiert dass der Standard zugunsten der Freizeit sinkt oder man muss mehr arbeiten.
...

Nur dann, wenn man das traditionell direkt an die Arbeitszeit und -kraft koppelt. Wenn wir an Daimler eine Software verkaufen, mit der man Prozesse optimieren kann und er letztendlich Personal spart, wohin geht das eingesparte Geld? Werden die Fahrzeuge billiger? Wüßte ich nicht.... Werden wir dermassen üppig bezahlt? Wüsste ich auch nicht....

Meik 06.12.2023 11:15

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1731447)
Nur dann, wenn man das traditionell direkt an die Arbeitszeit und -kraft koppelt. Wenn wir an Daimler eine Software verkaufen, mit der man Prozesse optimieren kann und er letztendlich Personal spart, wohin geht das eingesparte Geld? Werden die Fahrzeuge billiger? Wüßte ich nicht.... Werden wir dermassen üppig bezahlt? Wüsste ich auch nicht....

Gutes Beispiel. Letztlich landen solche Ersparnisse auch bei Einkünften, bei Kapitaleinkünften der Anleger. Und da sind keine Rentenbeiträge fällig, das wäre aber sinnvoll wenn alle unabhängig von der Art der Einkünfte einzahlen würden.

Genussläufer 06.12.2023 11:47

Zitat:

Zitat von Meik (Beitrag 1731461)
Gutes Beispiel. Letztlich landen solche Ersparnisse auch bei Einkünften, bei Kapitaleinkünften der Anleger. Und da sind keine Rentenbeiträge fällig, das wäre aber sinnvoll wenn alle unabhängig von der Art der Einkünfte einzahlen würden.

Ich würde mein Vermögen sofort in eine Kapitalgesellschaft ins Ausland schieben. Das wäre sofort ein sensationeller und risikofreier Rendite Booster. Ich kenne wenige, die diesen Weg nicht gehen würden.

merz 06.12.2023 11:59

Wie würde das den versteuert, wenn Du weiterhin in Deutschland leben würdest?

m.

Genussläufer 06.12.2023 13:00

Zitat:

Zitat von merz (Beitrag 1731473)
Wie würde das den versteuert, wenn Du weiterhin in Deutschland leben würdest?

m.

Du kannst das heute z.B. in eine vermögensverwaltende GmbH in Deutschland shiften. Solange Du nichts entnimmst, hast Du hier auch keine Zahlungen zu leisten. Zinserträge müssen versteuert werden. Gleiches gilt für Dividenden. Das liegt je nach Gewerbesteuerhebesatz incl. Körperschaftssteuer bei ca. 30%. Aktienverkäufe liegen bei 1,5%. Da die GmbH eine juristische Person ist, hat sie auch keine Sozialabgabe auf sich selbst (Vergleich zur Privatperson) zu leisten. Du müsstest aber dann versteuern, wenn Du der GmbH Geld entnimmst. Dort könnte dann auch eine Sozialabgabe angesetzt werden.

Wenn man es ins Ausland verschieben würde, könnte man ja auf den Lebensabend eine Auszahlung auf einen längeren Verbleib im Ausland shiften. So könnte man dem dann eventuell auch entgehen. Das muss man aber dann jeweils genau prüfen.

Auf jeden Fall hättest Du in so einer Gesellschaft eine Stundung der Abgaben auf viele Jahre. Alles andere geht zu sehr ins Detail und müsste man auch individuell prüfen. Ich bin kein Steuerberater. Ich bin lediglich ein Suchender. Suchend nach Auswegen und Arbitragemöglichkeiten.

Diejenigen, die ein tatsächlich relevantes Kapital aufweisen, sind übrigens nicht suchend. Die haben schon gefunden.


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