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Hafu 26.01.2021 15:39

Zitat:

Zitat von Adept (Beitrag 1580408)
Ich sehe das anders, ich sehe nicht nur die Russen, sondern die Norweger recht auffällig. Spreche da von LL.

Sundby und Johaug waren die letzten bekannten Dopingfälle in jüngster Zeit. Also nur Russen sind es auch nicht.

https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Johnsrud_Sundby
https://de.wikipedia.org/wiki/Therese_Johaug

Das ist mir bewusst und gerade der Fall Johaug wurde hier im Thread einst ja ausführlichst thematisiert.

Es gab aber eben noch nie einen norwegischen Dopingfall im Biathlon, was nicht ausschließt, dass es auch dort mal ein schwarzes Schaf gibt, aber was eben doch klar gegen eine dort verbreitete systematische Dopingmentalität spricht, so dass man sich schon die Mühe machen sollte zu differenzieren und nicht alleine nach Nationenzugehörigkeit Verdachtsposts zu erstellen.
Der eigentlich beste norwegische Ski-Längläufer Johannes Klaebo, der wegen der Covid-19-Pandemie vorerst keine Rennen bestreitet, gehört vom außerordentlichem Talentniveau her meiner Meinung nach etwa in die Boe-Kategorie. In den besonders dopingträchtigen Ski-Nordisch-Disziplinen, wie etwa den 50km Massenstart, wo Russland in Sootchi alle drei Medaillen geholt hat, ist er interessanterweise bei weitem (noch) nicht Weltspitze, während er bei kürzeren und technisch komplexeren Rennen die gesamte Weltspitze seit zwei bis drei Jahren regelmäßig düpiert.

Adept 26.01.2021 17:31

Ja, beim Biathlon kann das in der Tat sein. Da kommen ja auch nicht 5 Norweger in die TOP6 ins Ziel wie beim Langlauf. :Lachen2:

Wobei, bei der letzten Biathlon-Staffel hat es mich auch gewundert hat, wie der eine Norweger jedesmal in die Strafrunde musste und dann die 20-30s in einer halben Runde auf die Deutschen und Co. wieder aufgeholt hat.

Naja, es gilt immer noch die Unschuldsvermutung. :Blumen:

rookie2003 26.01.2021 18:38

Naja, der DSV unterhält im Berchtesgadener Land ein eigenes Institut für die Materialentwicklung mit Fokus auf Schliff. Alpin, LL/Biathlon, und Sprunglauf.

Dass Schliffe mittlerweile (fast) wichtiger sind als Wachse bzw. beim Schliff noch mehr Tuningpotential herrscht, ist bekannt.

Die Deutschen haben auch seit 10 Jahren einen Materialtruck, der bei fast allen Rennen dabei ist und wo auch eine Schleifmaschine integriert ist, um auch kurzfristig Veränderungen vorzunehmen.
Schliffe testet/entwickelt man aber in der Regel nicht während der Saison (zumindest nicht von den Läufern selbst), sondern mit einem eigenen Team bzw. in der Vor- und Nachsaison.

Klaebo ist noch jung und hat seine Stärken eher noch auf den kürzeren Distanzen. Bedenkt auch, dass im LL bei den langen Kanten und Großereignissen immer zw. klassisch und skating abgewechselt wird. Nur die wenigsten Athleten sind in beiden Techniken gleich stark.

Neben dem Material spielen natürlich auch körperliche Voraussetzungen wie Gewicht eine Rolle. Northug oder Cologna waren bzw. sind sehr schwer und haben dann bei weicheren/wärmeren Verhältnissen ihre Probleme.
Topografie natürlich auch, ähnlich wie im Radsport.

Ob bzw. wie von einigen Nationen getrickst wird, ist schwierig zu belegen. Diskussionen gibt es immer wieder.

In DE wurde im Nachwuchs in den letzten Jahren nicht optimal gearbeitet (Biathlon wie LL). Das wissen die Verantwortlichen aber selbst und ein Aufbau dauert eben. Lebenskilometer sind das A und O (Ausnahmen bestätigen die Regel).
Bei den Frauen haben die Arrivierten (Stars) lange vieles verdeckt, jetzt bezahlt man die Rechnung. Gibt es in anderen Disziplinen und Nationen auch immer wieder.
Profisport ist kein Wunschkonzert und nicht immer 100% planbar.
Fair ist er ohnehin nicht. Das wissen auch alle Beteiligten.

Loretta2.0 26.01.2021 18:50

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1580417)
Das ist mir bewusst und gerade der Fall Johaug wurde hier im Thread einst ja ausführlichst thematisiert.

Es gab aber eben noch nie einen norwegischen Dopingfall im Biathlon, was nicht ausschließt, dass es auch dort mal ein schwarzes Schaf gibt, aber was eben doch klar gegen eine dort verbreitete systematische Dopingmentalität spricht, so dass man sich schon die Mühe machen sollte zu differenzieren und nicht alleine nach Nationenzugehörigkeit Verdachtsposts zu erstellen.
Der eigentlich beste norwegische Ski-Längläufer Johannes Klaebo, der wegen der Covid-19-Pandemie vorerst keine Rennen bestreitet, gehört vom außerordentlichem Talentniveau her meiner Meinung nach etwa in die Boe-Kategorie. In den besonders dopingträchtigen Ski-Nordisch-Disziplinen, wie etwa den 50km Massenstart, wo Russland in Sootchi alle drei Medaillen geholt hat, ist er interessanterweise bei weitem (noch) nicht Weltspitze, während er bei kürzeren und technisch komplexeren Rennen die gesamte Weltspitze seit zwei bis drei Jahren regelmäßig düpiert.

Hier und auch in dem vorhegehenden Post von Hafu stehen einige Dinge, die bei mir Fragen aufkommen lassen:
Die Begründung, dass Langlauf und Biathlon bekanntlich zwei verschiedene Sportarten sind und dass es noch nie einen Dopingfall im norwegischen Biathln gegeben habe überzeugt mich nicht. Wenn die konditionellen Ansprüche sehr ähnlich ist, wieso sollte dann Doping bei der einen Sprtart eher verbreitet sein als in der anderen?
Zumal das ja auch auf einen Großteil der Norwegischen Athleten zu dem Zeitpunkt zutraf:
https://www.focus.de/sport/olympia-2...d_8457228.html

Was ist das denn für eine Mentalität, wenn nicht die eines "alles für den Erfolg!"

Und die Begründung, dass ein Norweger deshalb auf den kürzeren Strecken (wohl sauber) dominiert liegt dann daran, dass die Technik einen größeren Einfluss hat?
Das ist meiner Meinung nach eine Argumentation wie im Fussball, wo ja auch nicht gedopt wird weil man dadurch den Ball nicht besser trifft (ebenso wie im Tennis...).
Nur dass man eben bei konditionell besserem Stand auch technische Dinge besser hinbekommt. Dass kann jeder mal selber ausprobieren: einmal ausgeruht balancieren, einmal mit Puls 180 nach einem 1000m Test.
Es ist doch gerade andersherum, dass die Kondition dann noch einen viel höheren Stellenwert in dieser Kombination einnimmt.
Und die 50kmim Massenstart sollen (da wo die Russen dominieren...)besonders dopingträchtig sein? Im Gegensatz zu den 15km, dem Sprint, etc? Häh?
Also ist im Schwimmen auch das Langsterckenschwimmen besonders dopingträchtig, die restlichen WK Strecken weniger?
Und in Analogie dann beim Radfahren die langen Fahrten, 4000m Verfolgung und Sprint dagegen weniger?
Wo soll denn da der Sinn sein? Dass das nicht so ist haben wir doch alle schon oft genug gesehen! Gedopt wird in allen Disziplinen einer Sportart, nur die Mittel unerscheiden sich etwas.
Und damit kommen wir zur zweiten interessanten Aussage, bzw. der immer wieder gebrachten Begründung: neue, junge und extrem talentierte Athleten, die gar nicht mehr dopen müssen und trozdem alle in Grund und Boden sporteln:

Zitat:
"Insgesamt sehe ich also im Biathlon derzeit keinerlei Indizien, den führenden Athleten Doping vorzuwerfen und sehe auch keinen Anhalt, dass überhaupt Doping dort aktuell eine große Rolle im Weltcup spielt.

Die Athleten die dort derzeit sportlich führend sind, kamen meist schon Anfang 20 in den Weltcup, also weitaus früher, als man im Ausdauersport üblicherweise erst sein Höchstleistungsalter erreicht (üblicherweise liegt dies bei technisch komplexen Sportarten mit Ausdauerkomponente, wozu Biathlon ja genauso wie Triathlon zählt) erst im Alter von 27 bis Anfang / Mitte 30.

Wer mit 20 oder 21 schon gut genug ist, um im Weltcup starten und sich dort sportlich behaupten zu können, ist oft eben derartig talentiert, dass ein paar Jahre später damit zu rechnen ist, dass er in der absoluten Weltspitze angekommen ist. Johannes Thingnes Boe hatte übrigens mit 19 sein Weltcupdebüt. Lagreid (der aktuell WC-Zweitplazierte und mutmaßlich kommende Superstar) kam mit letztes Jahr im Alter von erst 22 in das Norwegische Weltcupteam.
Die beiden Top-Schweden sind 23 und 25. der Franzose Jacquelin (auch mutmaßlich einer der kommenden Superstars ist ebenfalls erst 25."

Also eine neue, saubere Generation, die schon mit 20 unglaubliche Leistungen bringen. Und natürlich nich dopen, dafür sind die ja noch zu jung;) .
Dass es aber sowohl im Radsport, als auch in vielen anderen Sportarten schon sehr früh mit dem Doping losgeht scheint hier ignoriert oder verschwiegen zu werden. Und das mit dem frühen Dopingstart war auch schon vor vielen Jahren so, ein Riccardo Ricco war auch schon sehr früh und sehr gut gedopt international gut unterwegs, die Gebrüder Szczepaniak aus Polen in der U23 wurden schon bei der Cross WM 2010 als Gewinner und Vizeweltmeister positiv auf Epo getestet und unzählige mehr, das hatte ich alles schon mal beleuchtet:
https://www.triathlon-szene.de/forum...t=Einzelfa ll

Jugendlichkeit ist noch lange kein Beweis für sauberen Sport und überragendes Talent, Gegenbeispiele gibt es reichlich wo gedopt wurde.
Was auch nicht verwundert, denn die Professionalisierung geht immer früher los, Talente werden immer früher von Teams und/oder Managern "abgeholt" um maximalen Erfolg und Gewinn zu erzielen. Wieso sollte das professionelle Doping da eine Ausnahme bilden?

Bunde 26.01.2021 20:46

Auch wenn wir uns etwas vom Thema entfernen:

Zitat:

Zitat von Kiwi03 (Beitrag 1580348)
Hab das jetzt nicht komplett präsent, aber in einem
Interview vom Pfeiffer war das ziemlich deutlich neulich.

Der Mann heißt Peiffer. Mit 2 f.


Zitat:

Zitat von NBer (Beitrag 1580339)
Wo alle anderen noch mit Wachsköfferchen unterwegs waren, kamen die Norweger schon mit einem Wachs Truck. Herrscht da heute eher Waffengleichstand?

Nein. Im besagtem Doppelzimmer- Podcast werden man Summen genannt. Leider hab ich die Zahlen nicht 100%ig im Kopf, aber sie waren bei den Norwegen um bis zu 10x höher (Budget Deutschland 6stellig, Norwegen gut 7stellig).

hanse987 26.01.2021 23:21

Die Norweger sind im Materialbereich schon extrem. Irgendwo hab ich mal gelesen, dass man teilweise ganze Wachschargen aufgekauft wenn diese für gut befunden werden, nur das andere Länder nicht ran kommen.

captain hook 27.01.2021 06:33

Das der nordische Skisport kein Problem hat, ist doch spätestens seit der Operation Aderlass bekannt. 😂

Hafu 27.01.2021 08:46

Zitat:

Zitat von captain hook (Beitrag 1580539)
Das der nordische Skisport kein Problem hat, ist doch spätestens seit der Operation Aderlass bekannt. ��

Hier geht es gerade seit zwei bis drei Seiten relativ konkret um die derzeit besten Biathlon-Nationen (Norwegen, Frankreich, Schweden) und insbesondere um Norwegen, das auch im Cross-Country-Weltcup aktuell sportlich dominiert. Von zwei Usern wurde suggeriert, dass der aktuell bessere der Boe-Brüder gedopt sein müsse, da er anderen Athleten deutlich überlegen ist.

Bei der Operation Aderlass waren aus dem Bereich Nordischer Skisport Österreich, Estland und Kasachstan beteiligt. Im Bereich Radsport bzw. Eisschnellauf waren dann neben den o.g. Ländern auch noch Deutschland, die Schweiz, Kroation, Slowenien direkt oder indirekt beteiligt.

Du weißt das, weil du mit der Materie im Zusammenhang mit der Operation Aderlass vertraut bist. Andere, die deinen obigen sehr kurzen Post lesen, wissen das mutmaßlich nicht und ziehen falsche Suggestivschlüsse.

Für diese halb-informierten User wirkt eine Bemerkung wie dein jüngster Post eher so, dass Norwegische Sportler bzw. die Weltspitze des aktuellen Biathlons von der Operation Aderlass ebenfalls betroffen waren.

Du nährst daher mit so einem Post den Generalverdacht, dass jeder der im nordischen Skisport (wozu Biathlon übrigens offiziell nicht zählt) irgendwo auf dem Podium steht, gedopt sein müsse.

Dieser unreflektierte, halb-informierte Pauschalverdacht, gegen den du dich berechtigterweise in deinser eigenen bevorzugten Disziplin Radsport immer gewehrt hast, scheint dir also bei anderen Sportarten ohne weiteres angebracht zu sein?


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