Schwarzfahrer |
08.11.2024 20:14 |
Zitat:
Zitat von merz
(Beitrag 1763391)
Kulturelle , mentalitätsgeschichtliche Frage: in Polen ist mir früher immer die sagen wir mal „kritische“ Haltungen gegenüber RU aufgefallen (weil ich da früher sehr naiv war und mich gewundert habe), tickt man in Ungarn da anders (Du hattest 56 erwähnt)?
m.
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Ungarn sind kritisch gegenüber jedem, der sich über sie erheben will. Solange dies nicht aktuell der Fall ist, sind sie (politisch) wenig nachtragend. Sie haben 300 Jahre unter den Türken gelitten, ähnlich lang unter Habsburgern, gegen beide haben sie auch zeitweise erfolgreich gekämpft, trotzdem pflegt das Land gute Beziehungen zu Österreich und zur Türkei. Aussenpolitisch sind sie pragmatisch, und sie hängen energetisch extrem von Russland ab (ist halt Erbe von vor 1989). Hätten sie ihr AKW in Paks planmäßig erweitert, wären sie fast unabhgängig (zumindest was Strom angeht), aber das dauert leider noch - und wäre auch mit russischer Technologie gebaut. Ungarn hat schon immer mehr Konflikte mit direkten Nachbarn, die ihre jeweilige ungarische Minderheit nicht ganz so behandeln, wie man es sich wünscht, als mit den Russen.
Auch war Russland nie so direkt auf Eroberung von Ungarn aus, wie in Polen. In 1849 kamen die Russen nur den Habsburgern zu Hilfe, in 1956 den ungarischen Kommunisten, und 1945 war Ungarn nur ein Zwischenschritt für die Rote Armee auf dem Weg nach Berlin, weil die Deutschen Ungarn besetzt hatten. Die "Hauptfeinde" waren jedes Mal nicht die Russen selbst.
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