Schwarzfahrer |
21.10.2020 14:02 |
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
(Beitrag 1559544)
Falls wir uns darauf einigen würden, 100 Tote am Tag seien ein guter Kompromiss:
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Ich glaube nicht, daß man sich jemals auf eine Zahl "im voraus" einigen kann. die zahl ergibt sich aus der Priorisierung der Gesellschaft im Laufe der Gewöhnung. in den 70-er Jahren hat die alte Bundesrepublik m.W. jährlich 20.000 Verkehrstote akzeptiert, bis heute kamen wir durch langsame, schrittweise Verbesserungen auf weniger als 4000. Aber keine dieser Zahlen würden wir akzeptieren für eine neu einzuführende Technologie, genauso wenig für eine neue Krankheit, solange wir glauben, die Kontrolle zu haben. Darum meinte ich, eine Zahl kann keiner nennen.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
(Beitrag 1559544)
Wie stoppen wir die Pandemie, sobald wir diesen Wert erreicht haben? Wie verhindern wir, dass wir auf die 200 zusteuern?
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Bei jeder Konfiguration von Maßnahmen bzw. Verhalten ergibt sich ein "Gleichgewichtszustand". Ein totaler Lockdown hat möglicherweise die wenigsten Corona-Toten, aber die schwersten Nebeneffekte mit Sekudär-Sterblichkeit und schweren Freiheitseinbußen. Ingenieurmäßig gedacht ist es eine multiparametrische Optimierungsaufgabe, bei der möglichst viele Menschen, und damit möglichst große Teile der Gesellschaft ein normales, nicht von Angst geprägtes Leben führen, und durch wenige Maßnahmen mit maximalem Effekt die Menschen mit höchstem Risiko zu einem gewissen Anteil geschützt bzw. die Erkrankten optimal behandelt werden. Die Höhe von Corona an der Gesamt-mortalität ergibt sich dann zu x %, wobei x mit einiger logischen Wahrscheinlichkeit unter den ca. 10 - 20 % sein dürfte, die die große Frühlings-welle in den am schlimmsten betroffenen Staaten erreicht hat (un durch lerneffekte langsam über die Jahre sinkt). Für wie viele Todesursachen um oder auch über 10 % Anteil greifen wir vergleichbar tief in andere Grundrechte und in das Leben der Menschen ein? Solche Fragen stehen hinter der Frage nach Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen, finde ich. Ich würde es vermutlich anders sehen, wenn es eine Krankheit wäre, die für alle Betroffenen zu über 20 -30% tödlich ist, eine, die die Sterblichkeitt dauerhaft um über 20 - 30 % steigern würde - aber ein so hohes Risiko erkenne ich bei Corona bei weitem nicht, auch wenn einige das wohl so sehen.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
(Beitrag 1559544)
Ich sehe keine anderen Mittel, als dass wir beim Stand von 100 Toten täglich genau jene Maßnahmen ergreifen müssten, die durch diesen Kompromiss vermieden werden sollten. Wir müssten die sozialen Kontakte beschränken und zwangsweise Teile der Wirtschaft lahm legen.
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Im Gegensatz zu meinem hypothetischen Szenario ist Deins praktisch ins Unendliche extrapoliert: es hat kein Ende, der Gleichgewichtszustand ist immer der Wechsel zwischen strenger Einschränkung und explodierende Infektionszahlen. Ist das wirklich eine Basis für längerfristiges Planen? Endet das Ganze erst mit einer sicheren Impfung? Das wäre mir zu vage, allein darauf zu setzen.
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