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Trimichi 15.05.2017 16:30

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1304819)
Ist aber gescheitert. Die Anderen wollen deiner Vereinfachung nicht folgen.

MfG
Matthias

Die Anderen? :-) Hm. Bitte verdivisionalisieren. :Lachanfall: :Lachanfall: :Lachanfall:

Ernsthafter, zur Kenntnis genommen. Werde mich wieder zurücklehnen und mit Spannung die Diskussion verfolgen und mitlesen dürfen.

Klugschnacker 15.05.2017 16:50

Theologie ist nach heute überwiegend gültigem Verständnis keine Wissenschaft, weil sie nicht ergebnisoffen ist. Das bedeutet mit anderen Worten, es wird bereits zu Beginn der "Forschungen" festgelegt, welches Ergebnis nicht herauskommen darf.

Etwa kann ein Theologe nicht zu dem Ergebnis kommen, dass Jesus nicht gelebt habe, sondern eine erfundene Figur sei. In der Religionswissenschaft ist das etwas anderes als in der Theologie: Hier werden auch Quellen aus anderen Kulturkreisen ausgewertet usw. Die Existenz Jesu als historische Person ist umstritten, wenn auch nur von einer Minderheit. Religionswissenschaft gilt als Wissenschaft, die Theologie aber nicht.

Was geschieht mit einem Theologen oder einer Theologin, die in ihrer Forschungsarbeit gegen kirchliche Dogmen und Lehrmeinungen verstößt? Er oder sie wird rausgeworfen und ist ihrem Arbeitsplatz los.

Prof. Uta Ranke-Heinemann, Professorin für Theologie in Essen, verlor ihren Lehrstuhl, weil sie zu dem Ergebnis kam, die Jungfräulichkeit Marias sei nur im übertragenen Sinne zu verstehen. Dem widersprach ein gewisser Joseph Ratzinger als Inquisitor des Vatikans.

Prof. Ute Ranke-Heinemann arbeitete nach ihrem Rauswurf als Religionswissenschaftlerin an der Universität Essen. Sie ist meines Wissens nach Deutschlands meistgelesene Religionswissenschaftlerin.

Rälph 15.05.2017 23:18

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1304315)
Man hat Computern beigebracht, Musik im Stile Johann Sebastian Bachs zu komponieren. Als das System nach 7 Jahren fertig trainiert war, komponierte es 5000 Choräle an einem Nachmittag. Die besten davon kamen in einem Musikfestival in Santa Cruz zur Aufführung, das Publikum zeigte sich erschüttert ob der emotionalen Tiefe. Als man sie über die wahre Urheberschaft aufklärte, reagierten sie erbost. Der Computer lernte zudem die Stile von Rachmaninov, Stravinsky, Chopin, Beethoven, Vivaldi und Mahler. Der leitende Forscher, Prof. David Cope, verschaffte dem Computer einen Plattenvertrag. Das erste Album namens Classical Music Composed By Computer verkaufte sich gut (Amazon).

Beispiel im Stile Bachs
Beispiel im Stile Beethovens
Beispiel im Stile Vivaldis
Beispiel im Stile eines Nocturnes von Chopin

Sony hat ein Computerprojekt, bei dem ein Computer Musik in verschiedenen Stilen komponiert, und zwar durch selbständiges Lernen. Beispiel:

Von Computer komponiert im Stil der Beatles
Von Computer komponiert im Stil Bachs
Vom Computer komponierte Jazz-Improvisation

Interessant, aber auch wieder nicht so erstaunlich. Wirklich verblüfft wäre ich, würde ein Computer Musik mit der gleichen Leidenschaft wie ein Mensch anhören.

Klugschnacker 16.05.2017 00:16

Zitat:

Zitat von Rälph (Beitrag 1304960)
Interessant, aber auch wieder nicht so erstaunlich. Wirklich verblüfft wäre ich, würde ein Computer Musik mit der gleichen Leidenschaft wie ein Mensch anhören.

Ebenfalls interessant wäre es, wenn Computer sich so weit entwickeln, dass wir sie bezüglich ihrer Intelligenz nicht mehr so ohne weiteres von Menschen unterscheiden können. Man denke sich das Szenario, dass man per Telefon ein Gespräch führt und nicht unterscheiden kann, ob der entfernte Gesprächspartner ein Mensch oder ein Computer ist. Und zwar selbst dann nicht, wenn man es als Mensch explizit darauf anlegt, den Computer zu entlarven.

Dieser Test wurde vom englischen Wissenschaftler Alan Turing erdacht. Mit ihm soll ermittelt werden, ob eine Maschine eine dem Menschen ebenbürtige Intelligenz hat. Selbstverständlich ist der Test noch etwas grob, aber als Gedankenexperiment interessant und hilfreich. Er stammt aus den frühen 50er Jahren.
Da wir über Kirche, Moral und Gesellschaft reden: Alan Turing wurde 1952 aufgrund seiner im Vorjahr bekannt gewordenen Homosexualität von einem Gericht zu einer chemischen Kastration verurteilt. Wegen der Hormonbehandlung erkrankte er an einer Depression und nahm sich zwei Jahre später das Leben.
Alan Turing gilt als einer der wichtigsten Theoretiker und Informatiker. Er war maßgeblich daran beteiligt, während des Zweiten Weltkriegs den Code der Enigma-Verschlüsselung der Nazis zu knacken.

Heute nähern sich Computer der 60%-Grenze. Das bedeutet, dass bei Tests immerhin sechs von zehn Testpersonen ihren Gesprächspartner für einen Menschen hielten, obwohl es sich um einen Computer handelte. (Ein bereits veralteter Rechner dieser Art soll angeblich aus dem Labor abgehauen und heute als Betreiber eines großen deutschen Triathlonforums unnötig Strom verbrauchen).

---

Der Mensch spricht sich eine Ebenbildlichkeit Gottes zu und stellt fest, eine unsterbliche Seele zu besitzen. Dazu kommen Eigenschaften wie Empathie, Bewusstsein und Intelligenz. Alle diese Eigenschaften hat er vermeintlich exklusiv. Kein Wesen in der Natur hat eine Seele, nur der Mensch. Kein Wesen außer dem Menschen ist ein Ebenbild Gottes, die Krone der Schöpfung. Auch das Bewusstsein des Menschen ist etwas ganz und gar Einzigartiges.

Die Forschung hat uns in den meisten dieser Punkte wieder auf den Teppich geholt. Computer werden womöglich ebenfalls den Beweis antreten, dass unsere psychischen Fähigkeiten keineswegs so magisch sind, wie wir dachten.

Jörn 16.05.2017 01:20

Sehr interessant!

Zu Alan Turing: Er hat ja auch mit seiner Enigma-Maschine die Geheim-Codes der deutschen U-Boot-Flotte im zweiten Weltkrieg geknackt. Historiker gehen davon aus, dass er damit den Weltkrieg verkürzt und vielen Menschen das Leben gerettet hat. Auch und besonders vielen Engländern. Das hat die religiöse Gesellschaft Englands nicht davon abgehalten, ihn zu einem Irren abzustempeln.

Ich habe diese Enigma-Maschine (es gibt mehrere) im Technischen Museeum in München gesehen; dort in der Abteilung für Informationstechnik.



Zur Ebenbildlichkeit des Menschen mit Gott wollte ich noch eine Anmerkung machen. Ist es nicht erstaunlich, dass Gott nichts kann, was die Menschen können? Etwa Autos bauen oder Mikroprozessoren entwerfen?

Und der Mensch kann nichts, was Gott kann. Etwa Gegenstände durch reine Willenskraft erzeugen oder Gedanken lesen.

Irgendwie ist das wenig glaubhaft.

captainbeefheart 16.05.2017 07:21

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1304961)
Der Mensch spricht sich eine Ebenbildlichkeit Gottes zu und stellt fest, eine unsterbliche Seele zu besitzen. Dazu kommen Eigenschaften wie Empathie, Bewusstsein und Intelligenz. Alle diese Eigenschaften hat er vermeintlich exklusiv. Kein Wesen in der Natur hat eine Seele, nur der Mensch. Kein Wesen außer dem Menschen ist ein Ebenbild Gottes, die Krone der Schöpfung. Auch das Bewusstsein des Menschen ist etwas ganz und gar Einzigartiges.

Die Forschung hat uns in den meisten dieser Punkte wieder auf den Teppich geholt. Computer werden womöglich ebenfalls den Beweis antreten, dass unsere psychischen Fähigkeiten keineswegs so magisch sind, wie wir dachten.

Eine "Ebenbildlichkeit Gottes" sprechen sich nur ein Teil der Menschen zu, nämlich die, die in einem bestimmten religiösen System daran glauben.

Demgegenüber zeichnen alle Menschen tatsächlich psychische Phänomene aus, die allerdings nicht "magisch" sind, sondern uns einen Vorteil in der Evolution gegeben und uns hierher gebracht haben. Genau weil wir "Fühlen" , "Empathie zeigen" und auf einer "Metaebene" uns selbst in unseren Handlungen und Gefühlen wahrnehmen können (wir können Gefühle über Gefühle entwickeln wie z.B. Ärger darüber, dass wir wütend sind), sind wir Menschen und keine Maschinen.

Computer sind letztlich "Fachidioten", die voraussetzungslos, emotionslos, unvoreingenommen Sachverhalte kalkulieren. Damit fehlt ihnen z.B. die Fähigkeit zu täuschen, Scharlatane wie der Klerus - und damit auch noch erfolgreich zu sein :-)

Warum lassen wir Menschen uns täuschen? Weil wir in andere Menschen oder Situationen etwas hineinprojizieren, was dort nicht vorzufinden ist. Deshalb unterscheidet sich der Glauben an Scharlatanerie-getriebene Religion strukturell nicht vom Turning Test, der nichts weiter ist, als ein netter Versuchsaufbau, aber nicht beweist, dass Computer Emotionen oder Bewusstsein haben.

Klugschnacker 16.05.2017 07:27

Zitat:

Zitat von captainbeefheart (Beitrag 1304968)
... Turning Test, der nichts weiter ist, als ein netter Versuchsaufbau, aber nicht beweist, dass Computer Emotionen oder Bewusstsein haben.

Verstehst Du das wirklich nicht? Darum geht es bei dem Test doch gar nicht.

captainbeefheart 16.05.2017 07:40

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1304969)
Verstehst Du das wirklich nicht? Darum geht es bei dem Test doch gar nicht.

Ich weiß nicht, was ich nicht verstanden haben sollte.

keko# 16.05.2017 07:46

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1304961)
Ebenfalls interessant wäre es, wenn Computer sich so weit entwickeln, dass wir sie bezüglich ihrer Intelligenz nicht mehr so ohne weiteres von Menschen unterscheiden können. Man denke sich das Szenario, dass man per Telefon ein Gespräch führt und nicht unterscheiden kann, ob der entfernte Gesprächspartner ein Mensch oder ein Computer ist. Und zwar selbst dann nicht, wenn man es als Mensch explizit darauf anlegt, den Computer zu entlarven

......

Die Forschung hat uns in den meisten dieser Punkte wieder auf den Teppich geholt. Computer werden womöglich ebenfalls den Beweis antreten, dass unsere psychischen Fähigkeiten keineswegs so magisch sind, wie wir dachten.

Deine bekannte Technikgläubigigkeit in Ehren, aber bis es so etwas gibt, dass auch nur annähernd auf dem Niveau eines Menschen ist, wird noch einige Zeit vergehen müssen.
Zwar kann es durchaus sein, dass man bald, statt den Arzt oder den Rechtsanwalt zu befragen, eine Software aufruft, aber das sind meist Dinge, wo man Auswertungen in riesige Datenbeständen machen muss. Abgesehen vom Internet gibt es wenig Neues zu berichten. Und das Internet beruht auch nur auf Datensammeln und Auswerten. Es ist immer das Gleiche. Klicki-bunti... mehr nicht.
Selbstfahrende Autos scheitern schon an rollenden Mülltonnen am Straßenrand und du redest von der Psyche eines Menschen. Die haben selbst Menschen nicht begriffen.... Auf diese Algorithmen wäre ich mal gespannt :Cheese:

captainbeefheart 16.05.2017 08:02

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1304971)
Auf diese Algorithmen wäre ich mal gespannt :Cheese:

Die Frage hatte ich vor ein paar Seiten auch gestellt, leider ohne einen weiterführenden Hinweis.

Jörn 16.05.2017 08:03

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1304971)
Selbstfahrende Autos scheitern schon an rollenden Mülltonnen am Straßenrand und du redest von der Psyche eines Menschen. Die haben selbst Menschen nicht begriffen.

Das beweist, dass es nicht nötig ist, die Psyche zu begreifen. Das ist ja gerade der Punkt. Man muss die Psyche nicht begreifen, um der Psyche eines anderen Menschen einen bestimmten Eindruck zu vermitteln. Man muss einfach wissen, worauf der Mensch "anspringt".

Ich habe einen Bekannten, der in Gesprächen einfach das wiedergibt, was sein Gesprächspartner gerade gesagt hat. Er wiederholt es also; jedoch leicht variiert, oder mir einem bestimmten Ausdruck (etwa Zustimmung, oder Entrüstung, oder ungläubig usw.). Seine Gesprächspartner denken (und das habe ich selbst schon mehrfach bezeugen können): "Oh, das ist aber ein netter, interessierter und charmanter Gesprächspartner!". Die Leute plappern dann umso mehr, ohne zu erkennen, dass sie ein Selbstgespräch führen.

Das ist ein einfacher Algorithmus. Es spielt keine Rolle, dass es plump ist. Entscheidend ist, dass der Adressat es nicht bemerkt. Der Gesprächspartner springt auf Worte an, die er selbst gesagt hat; man verwendet Synonyme oder Umschreibungen, damit die Wiederholung nicht sofort auffällt. Dann kleidet man es in ein paar Standard-Fragen mit ein paar Standard-Emotionen ("ach, wirklich?"; "neeeiiin, das hat er wirklich gesagt?"; "oh, das klingt aber sehr interessant".)

In den USA gibt es bereits Sprachcomputer, die Anrufe tätigen, um Gesprächstermine für Versicherungen zu vereinbaren und Angebote zu versenden. Wenn man diese fragt, ob sie ein Roboter seien, antworten sie: "Nein, ich bin kein Roboter. Vielleicht ist die Leitung nicht gut. Sind Sie bereits krankenversichert?". Solche Computer führen 400 Telefonate gleichzeitig.

keko# 16.05.2017 08:15

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1304975)
Das beweist, dass es nicht nötig ist, die Psyche zu begreifen. Das ist ja gerade der Punkt. Man muss die Psyche nicht begreifen, um der Psyche eines anderen Menschen einen bestimmten Eindruck zu vermitteln. Man muss einfach wissen, worauf der Mensch "anspringt".

Ich habe ein paar Jahre im Bereich Bildverarbeitung gearbeitet (bewegte Bilder algorithmisch auswerten) und kann sagen, dass das extrem komplex ist. Verschiedene Dinge (Komplexität, Fehleranfälligkeit...) steigen exponentiell. Problem ist letztendlich, dass man (ein Mensch) fast jeden Pups programmieren muss.

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1304975)

In den USA gibt es bereits Sprachcomputer, die Anrufe tätigen, um Gesprächstermine für Versicherungen zu vereinbaren und Angebote zu versenden. Wenn man diese fragt, ob sie ein Roboter seien, antworten sie: "Nein, ich bin kein Roboter. Vielleicht ist die Leitung nicht gut. Sind Sie bereits krankenversichert?". Solche Computer führen 400 Telefonate gleichzeitig.

Beeindruckt mich wenig.

captainbeefheart 16.05.2017 08:22

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1304975)
Das beweist, dass es nicht nötig ist, die Psyche zu begreifen. Das ist ja gerade der Punkt. Man muss die Psyche nicht begreifen, um der Psyche eines anderen Menschen einen bestimmten Eindruck zu vermitteln. Man muss einfach wissen, worauf der Mensch "anspringt".

Worauf ein Mensch "anspringt" ist eine Frage der Motive zur Entscheidung und Handlung von Menschen. Das ist Kern der Psyche eines Menschen und maßgeblich emotionsgebunden. Insofern ist Voraussetzung für die Programmierung der Sprachcomputer ein ausreichend tiefes Verständnis der Motive und damit Psyche :-)

Jörn 16.05.2017 08:24

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1304977)
Ich habe ein paar Jahre im Bereich Bildverarbeitung gearbeitet (bewegte Bilder algorithmisch auswerten) und kann sagen, dass das extrem komplex ist. Verschiedene Dinge (Komplexität, Fehleranfälligkeit...) steigen exponentiell. Problem ist letztendlich, dass man (ein Mensch) fast jeden Pups programmieren muss.

Nein, mit neuronalen Netzen können Computer lernen; ganz besonders gut gelingt das bei der Erkennung von Mustern.

Gib in der Google-Bildersuche ein: "Auto rot", und Du wirst sehen, dass Googles Computer bereits gelernt haben, Objekte aus dem Pixelbrei zu erkennen. Facebook kann Personen erkennen, selbst wenn diese sich einen Bart ankleben.

Wenn Du ein iPhone und die aktuelle Fotos-App hast, dann kannst Du in der Suche eingeben: "Haus" oder "Frau lachend", und Du wirst auch hier sehen, dass neuronale Netze bereits Dinge erkennen und eine Bedeutung zuordnen können. Dahinter stecken Milliarden von Rechenoperationen pro Bild, die das iPhone nachts durchführt.

Jörn 16.05.2017 08:33

Zitat:

Zitat von captainbeefheart (Beitrag 1304979)
Worauf ein Mensch "anspringt" ist eine Frage der Motive zur Entscheidung und Handlung von Menschen. Das ist Kern der Psyche eines Menschen und maßgeblich emotionsgebunden. Insofern ist Voraussetzung für die Programmierung der Sprachcomputer ein ausreichend tiefes Verständnis der Motive und damit Psyche :-)

Nein. Ein Sprachcomputer, der tausende "Gespräche" pro Stunde führen kann, kann sich merken, an welcher Stelle ein Gespräch erfolgreich verlief, und wo es scheiterte. Er merkt sich bestimmte Worte, Antworten, Stimmlagen und so weiter, ohne irgendwas davon zu begreifen. Anhand dieser Daten verfeinert sich das Vorgehen des Computers immer weiter, indem er erfolglose Komponenten reduziert und erfolgreiche Komponenten verstärkt, bis eine akzeptable Trefferquote erzielt wird. Der Computer "weiß" dann, wie er es anstellen muss; aber natürlich nicht so wie ein Mensch, weil er keinen Kontext hat.

Es spielt dabei keine Rolle, dass der Computer womöglich sehr viele Telefonate führt, die inhaltlich völlig sinnlos sind. Die Fehlerquote kann sehr hoch sein. Dennoch wird der Computer irgendwann herausfinden, wie sich leichte Verbesserungen erzielen lassen, und diesen Weg weiter verfolgen.

Google lernt, welche Webseiten angeklickt werden, wenn die Leute nach "Versicherung" suchen. Die angeklickten Links werden in der Datenbank als "gut" markiert, und jene, die nie angeklickt werden, als "schlecht". Mit der Zeit kann Google ausschließlich "gute" Webseiten anzeigen. Dabei versteht Google überhaupt nicht, was das Wort "Versicherung" bedeutet. Entscheidend ist, dass die Menschen es verstehen.

keko# 16.05.2017 08:33

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1304980)
Nein, mit neuronalen Netzen können Computer lernen; ganz besonders gut gelingt das bei der Erkennung von Mustern.

Gib in der Google-Bildersuche ein: "Auto rot", und Du wirst sehen, dass Googles Computer bereits gelernt haben, Objekte aus dem Pixelbrei zu erkennen. Facebook kann Personen erkennen, selbst wenn diese sich einen Bart ankleben.

Wenn Du ein iPhone und die aktuelle Fotos-App hast, dann kannst Du in der Suche eingeben: "Haus" oder "Frau lachend", und Du wirst auch hier sehen, dass neuronale Netze bereits Dinge erkennen und eine Bedeutung zuordnen können. Dahinter stecken Milliarden von Rechenoperationen pro Bild, die das iPhone nachts durchführt.

Neuronale Netze haben natürlich auch ihre Schwierigkeiten. Die geisterten schon vor 25 Jahre während meines Studiums durch die Welt.
Klugschnacker erwähnte die Psyche des Menschen. Da schoß ich einfach mal quer :Cheese:
Du redest von Musterkennung und vom Handy. Dazwischen liegen Welten.

Jörn 16.05.2017 08:42

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1304983)
Neuronale Netze haben natürlich auch ihre Schwierigkeiten. Die geisterten schon vor 25 Jahre während meines Studiums durch die Welt.
Klugschnacker erwähnte die Psyche des Menschen. Da schoß ich einfach mal quer :Cheese:
Du redest von Musterkennung und vom Handy. Dazwischen liegen Welten.


Ach so, wir tauschen Phrasen aus. :Lachen2:

Na gut. Es hat ja niemand behauptet, dass das iPhone eine Psyche hätte.

Klugschnacker 16.05.2017 08:46

Das Problem ist grundsätzlicherer Art. Was ist Bewusstsein, was ist Intelligenz? Kann es Intelligenz auch außerhalb von Gehirnen geben?

Ja, Intelligenz gibt es außerhalb von Gehirnen, und es gab sie bereits hundert Millionen Jahre vor der Existenz menschlicher Gehirne. Beispielsweise ist das Verfahren, mit dem eine Spinne ein Insekt fängt, sehr intelligent. Es wird ein komplex geformtes Netz gebaut, hauchdünn und von gerade ausreichender Stärke, an dem die Beute festklebt, die Spinne jedoch nicht. Das Netz wird klug platziert. Die Spinne reagiert auf Erschütterungen in diesem Netz, jedoch nicht auf solche, die vom Wind verursacht sind. Jeder Ingenieur und Stratege wird die Spinne beglückwünschen wegen der Intelligenz ihres Vorgehens. Gleichwohl ist die Spinne strunzdumm. Die Intelligenz liegt außerhalb ihres Gehirns. Sie wurde hervorgebracht von einem Verfahren (Evolution), welches seinerseits nicht intelligent ist und nur würfelt.

Jetzt zu den Computern. Sind sie intelligent oder können sie es werden? Können sie grundsätzlich, und sei es in einer fernen Zukunft, Bewusstsein erlangen?

Denken wir uns den Besuch außerirdischer Menschen auf der Erde. Wie können wir herausfinden, ob sie intelligent sind und womöglich über ein Bewusstsein verfügen, oder ob es sich um computergesteuerte Roboter handelt?

Wir können es unter Umständen nicht herausfinden. Wir können lediglich mit ihnen kommunizieren und dabei Frage und Antwort untersuchen. Es geht also um Input und Output, und wir würden über den dahinter liegenden Algorithmus urteilen. Verhält sich der Außerirdische dabei so, als wäre er intelligent und als hätte er Bewusstsein, können wir nicht umhin, ihm diese Fähigkeiten auch tatsächlich zuzugestehen.

Wir können ab einem gewissen Punkt nicht mehr unterscheiden zwischen einem Ding, das nur intelligent handelt, und einem, das intelligent ist. Das gleiche gilt für das Bewusstsein. Dass mein Gegenüber ein Bewusstsein hat, unterstelle ich dann, wenn es sich so verhält, als hätte es Bewusstsein.

Zweiter Punkt: Wir können die Außerirdischen nur dahingehend prüfen, ob sie ein Bewusstsein haben, welches so ist, wie das menschliche Bewusstsein. Eine andere Bewusstseinsform kennen wir nicht. Trotzdem kann es andere Formen des Bewusstseins geben, von denen wir keine Vorstellung haben.

Würden die Außerirdischen ihrerseits prüfen, ob die Menschen auf diesem Planeten Bewusstsein haben, was wäre ihr Ergebnis? Sie würden uns nach dem Schema Input/Output testen, ob wir eine Form des Bewusstseins haben, die ihrem eigenen entspricht. Wahrscheinlich kämen sie zu dem Ergebnis, dass wir kein solches Bewusstsein haben.

---

Intelligenz, Bewusstsein und andere psychische Phänomene haben sich aus ganz einfachen Zutaten entwickelt. Die Beschäftigung mit künstlicher Intelligenz kann helfen, diese Entwicklung zu verstehen. Vielleicht versetzt uns das irgendwann in die Lage, und sei es erst in 500 Jahren, einfache Formen von Bewusstsein zu erzeugen. Und nach weiteren 500 Jahren vielleicht komplexere Formen von Bewusstsein.

Die Menschen haben sich zur Zeit von Jesus von Nazareth im Mittelpunkt des Universums gesehen, geschaffen von Gott, mit einer unsterblichen Seele. Seit diesem leicht größenwahnsinnigen Irrtum sind wir einen weiten Weg gegangen, auf dem unser Krönchen immer kleiner wurde. Vielleicht kommt bald der nächste Schritt.

Klugschnacker 16.05.2017 08:48

Zitat:

Zitat von captainbeefheart (Beitrag 1304974)
Die Frage hatte ich vor ein paar Seiten auch gestellt, leider ohne einen weiterführenden Hinweis.

Ich hatte die Antwort bereits vorher gegeben, inklusive Bild.

Trimichi 16.05.2017 09:03

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1304988)
Intelligenz, Bewusstsein und andere psychische Phänomene haben sich aus ganz einfachen Zutaten entwickelt. Die Beschäftigung mit künstlicher Intelligenz kann helfen, diese Entwicklung zu verstehen. Vielleicht versetzt uns das irgendwann in die Lage, und sei es erst in 500 Jahren, einfache Formen von Bewusstsein zu erzeugen. Und nach weiteren 500 Jahren vielleicht komplexere Formen von Bewusstsein.

Falsch. Bewusstsein setzt Komplexität voraus. Ohne Komplexität kein Bewusstsein.
Oder anders formuliert: ein Computer kann keine Psyche haben, weil er durch Algorithmen begrenzt ist. Algorithmen sind kompliziert, und können analysiert werden, Komplexität kann nicht analysiert werden und somit wird auch ein Computer, mag er auch 100000mal schneller und "intelligenter" als ein Mensch Daten verarbeiten (Input-Throughput-Output) keine Psyche haben können.

Klugschnacker 16.05.2017 09:09

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1304971)
Deine bekannte Technikgläubigigkeit in Ehren...

Du beschäftigst Dich beruflich mit Computern, ich mit Menschen. :Huhu:

Klugschnacker 16.05.2017 09:20

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1304992)
Falsch. Bewusstsein setzt Komplexität voraus. Ohne Komplexität kein Bewusstsein.
Oder anders formuliert: ein Computer kann keine Psyche haben, weil er durch Algorithmen begrenzt ist. Algorithmen sind kompliziert, und können analysiert werden, Komplexität kann nicht analysiert werden und somit wird auch ein Computer, mag er auch 100000mal schneller und "intelligent" als ein Mensch Daten verarbeiten (Input-Throughput-Output) keine Psyche haben können.

Eine einzelne Gehirnzelle eines Menschen ist so dumm wie die einer Maus. Es ist der Grad an Vernetzung zwischen den Gehirnzellen, welche für die Komplexität und Leistungsfähigkeit des Gehirns sorgt.

Schaltkreise können milliardenfach zu Prozessoren vernetzt werden, und Computer kann man untereinander vernetzen. Wir tun das gerade in einem weltweiten Maßstab. Die Komplexität dieser Vernetzung wird irgendwann der eines Katzengehirns nahekommen, oder hältst Du das für grundsätzlich ausgeschlossen? Und dort wird die Entwicklung nicht stehen bleiben.

Die Algorithmen sind ebenfalls nicht begrenzt. Es gibt bereits Software, welche ihrerseits Software erzeugt. Und dabei lernt.

keko# 16.05.2017 09:41

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1304994)
Die Algorithmen sind ebenfalls nicht begrenzt. Es gibt bereits Software, welche ihrerseits Software erzeugt. Und dabei lernt.

Und wer entwickelt das initial? Der Mensch! Das ist nämlich ein großes Problem. Denn er kann der Rechenmaschine nur das mitgeben, was er weiß. Zudem wertet er dabei ganz automatisch, er gibt eine Richtung vor.
Wie will man ein intelligentes Bild konstruieren, wenn man nicht mal im Detail weiß, wie das Urbild funktioniert? Das wird bestenfalls eine Dumm-Software oder etwas, das man überhaupt nicht mehr im Griff hat.

trithos 16.05.2017 10:03

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1304994)
Eine einzelne Gehirnzelle eines Menschen ist so dumm wie die einer Maus. Es ist der Grad an Vernetzung zwischen den Gehirnzellen, welche für die Komplexität und Leistungsfähigkeit des Gehirns sorgt.

Schaltkreise können milliardenfach zu Prozessoren vernetzt werden, und Computer kann man untereinander vernetzen. Wir tun das gerade in einem weltweiten Maßstab. Die Komplexität dieser Vernetzung wird irgendwann der eines Katzengehirns nahekommen, oder hältst Du das für grundsätzlich ausgeschlossen? Und dort wird die Entwicklung nicht stehen bleiben.

Die Algorithmen sind ebenfalls nicht begrenzt. Es gibt bereits Software, welche ihrerseits Software erzeugt. Und dabei lernt.

Und wenn ich dem Computer den Stecker ziehe, bin ich dann ein Mörder?

keko# 16.05.2017 10:12

Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1304999)
Und wenn ich dem Computer den Stecker ziehe, bin ich dann ein Mörder?

Oder kommt der Programmierer in den Knast, wenn sein Auto wegen einem Bug ein Kind überfährt? Falls nicht, wird die Software zur Verantwortung gezogen? Wer übermittelt das? "Tut uns leid mit ihrem Kind, war ein Bug in der Software. Ist aber jetzt gefixt.".

Klugschnacker 16.05.2017 10:19

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1304994)
Die Algorithmen sind ebenfalls nicht begrenzt. Es gibt bereits Software, welche ihrerseits Software erzeugt. Und dabei lernt.

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1304997)
Und wer entwickelt das initial? Der Mensch!

Ja, ein intelligentes und bewusstes Wesen. Und warum sollte das ein Argument dafür sein, dass die Werke des Menschen niemals intelligent und bewusst werden können?

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1304997)
Wie will man ein intelligentes Bild konstruieren, wenn man nicht mal im Detail weiß, wie das Urbild funktioniert? Das wird bestenfalls eine Dumm-Software oder etwas, das man überhaupt nicht mehr im Griff hat.

Die Intelligenz und evtl. das Bewusstsein eines Computers wird sich entwickeln müssen, Schritt für Schritt, Evolutionsstufe für Evolutionsstufe. So kamen wir Menschen ja auch an unsere Talente. Wir haben uns aus primitiven Vorstufen entwickelt. Es ist nicht nötig, dass sich ein Mensch hinsetzt und in einem Zug den Algorithmus für "Bewusstsein" niederschreibt.

captainbeefheart 16.05.2017 10:20

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1304982)
Nein. Ein Sprachcomputer, der tausende "Gespräche" pro Stunde führen kann, kann sich merken, an welcher Stelle ein Gespräch erfolgreich verlief, und wo es scheiterte..

Und wer legt initial entlang welcher Kriterien fest, ob der Sprachcomputer eine weibliche. oder männliche, oder androgyne Stimme hat. Wer legt initial die "Trigger" Begriffe entlang welcher Kriterien fest, entlang derer dann das lernende System agiert?

captainbeefheart 16.05.2017 10:28

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1305004)
... das Bewusstsein eines Computers wird sich entwickeln müssen, Schritt für Schritt, Evolutionsstufe für Evolutionsstufe. So kamen wir Menschen ja auch an unsere Talente. Wir haben uns aus primitiven Vorstufen entwickelt. Es ist nicht nötig, dass sich ein Mensch hinsetzt und in einem Zug den Algorithmus für "Bewusstsein" niederschreibt.

Hier eine recht gute Definition von Bewusstsein und der Punkte, in dem sich ein Mensch und ein Computer in der Ausbildung von Bewußtsein unterscheiden (vgl. Klaus Heinerth):

"1. Bei Bewußtsein sein ist das Gegenteil von bewußtlos sein, ist lebendig, nämlich reagibel, nicht im Koma, sondern ansprechbar sein.

2. Bewußt ist das Gegenteil von unbewußt, also reflektierend, wobei die Reflexion nicht permanent, sondern wahlweise möglich ist. (Im Gegensatz zu unbewußt steht auch vorbewußt und bewußtseinsfähig.)

3. Wir verwenden den Terminus im Bewußtsein von etwas zu sein und meinen damit eingedenk der Tatsache, der Umstände, des Bezugsrahmens zu sein. Dies steht im Gegensatz zu routiniert oder automatisch und meint absichtlich, geistesgegenwärtig.

4. Bewußte Wahrnehmung einer Erfahrung meint die Konzentration der Aufmerksamkeit auf etwas, das wahrgenommen wird. Es ist dies die Betrachtung der Prozesse im Arbeitsspeicher unseres Hirns: Das Gewahrwerden zum Beispiel einer Blume, präsent sein im Angesicht einer Wahrnehmung.

5. Diese Präsenz kann auch mir selbst gelten, meinen Selbstwahrnehmungsvorgängen: Selbst-Bewußtsein (im Unterschied zu Selbstbewußtsein im Sinn von Selbstsicherheit).

6. Mit Bewußtsein meinen wir auch die prinzipielle Fähigkeit die Möglichkeit zu Bewußtsein. Dem Menschen wird Bewußtsein zugeschrieben, auch wenn er im Moment schläft, döst oder sein Hirn mit Rechenaufgaben beschäftigt.

Auf eine technische Art können wir Maschinen die Phänomene 1 bis 4 mehr oder weniger treffend zuschreiben. Das eigentliche Bewußtsein ist damit jedoch nicht erfaßt: Das Erleben des Bewußtseins und des Selbst-Bewußtseins."

keko# 16.05.2017 10:30

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1305004)
Ja, ein intelligentes und bewusstes Wesen. Und warum sollte das ein Argument dafür sein, dass die Werke des Menschen niemals intelligent und bewusst werden können?

Angenommen du bekommst den Auftrag, eine Grundgerüst für eine intelligente Maschine zu erstellen. Wie sie also aussehen soll. Dieses Grundgerüst ist subjektiv, weil von dir gezeichnet (meine wäre anders). Du hast keine Ahnung, ob es erfolgversprechend sein wird. Das kann gut gehen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass es nicht gutgeht, ist sehr hoch. Mit jeder Geburt macht die Natur Trial&Error. Wir sind alle nur Versuche.


Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1305004)
Die Intelligenz und evtl. das Bewusstsein eines Computers wird sich entwickeln müssen, Schritt für Schritt, Evolutionsstufe für Evolutionsstufe. So kamen wir Menschen ja auch an unsere Talente. Wir haben uns aus primitiven Vorstufen entwickelt. Es ist nicht nötig, dass sich ein Mensch hinsetzt und in einem Zug den Algorithmus für "Bewusstsein" niederschreibt.

Eben, vom ersten Lebewesen bis zu uns Menschen war es ein langer Weg. Und ob Käfer nicht den längeren Atem haben als wir Menschen und wir aus der Sicht der Käfer nur eine temporäre Erscheinung sind? Dann wären Käfer wohl intelligenter und wir müssten Käfer entwickeln :Cheese:

schnodo 16.05.2017 10:40

Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1304999)
Und wenn ich dem Computer den Stecker ziehe, bin ich dann ein Mörder?

Ich schätze, diese Frage wird in den nächsten 30 bis 50 Jahren beantwortet werden - vorausgesetzt wir bomben uns bis dahin trotz aller technischen Fortschritte nicht ins Mittelalter zurück.

Vielleicht wird man, wenn es initial gelungen ist eine echte künstliche Intelligenz zu schaffen, beschließen - ähnlich wie bei den Grenzen, die man für das Klonen von Menschen zieht - dass der Bau von intelligenten und womöglich fühlenden Maschinen weltweit geächtet wird.

schnodo 16.05.2017 10:46

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1305008)
Eben, vom ersten Lebewesen bis zu uns Menschen war es ein langer Weg.

Wir können uns nicht wie die Natur Millionen Jahre Zeit lassen. Aber wir haben die Möglichkeit, hunderte ähnlicher Mutationsstränge und tausende Generationen in Sekunden auszuprobieren und das Ergebnis maschinell zu bewerten, vorausgesetzt wir haben begriffen, wie man am besten vorgeht und ausreichend rechnerische Firepower. Letzteres sehe ich nicht als Problem.

Klugschnacker 16.05.2017 10:46

Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1304999)
Und wenn ich dem Computer den Stecker ziehe, bin ich dann ein Mörder?

Selbstverständlich.

Vergleiche es mit einem Hund. Wer einen treuen Hund tötet, begeht keinen Mord, denn Tiere sind rechtlich gesehen Sachen. Wie ist es aber für den Besitzer des Hundes? Für ihn sind die Vandalen, die ohne Not und aus Spaß seinen Hund überfahren haben, Mörder. Auch die Nachbarn werden wegen der Grausamkeit dieser Tat den Kopf schütteln. Der Hundebesitzer kann sich deren Mitgefühls sicher sein.

Computer werden ähnliche Begleiter werden. Sie wissen alles über Dich seit Deiner frühesten Kindheit und vergessen nie auch nur das winzigste Detail. Der Computer kennt jeden einzelnen Deiner zigtausend Likes auf facebook. Er kennt auch alle Likes Deiner Freunde, selbst Deiner Kinder und Ehefrau. Und zwar seit deren frühester Kindheit und vergisst niemals etwas. Er kennt alle Bücher, die Du auf Deinem Kindle gelesen hast. Er kennt alle Bücher, die Deine Freunde beeinflusst haben. Er weiß, an welcher Stelle sie aufgaben und das Buch beiseite legten. Er kennt alle Deine Einkäufe und alle Deine Urlaubsbilder. – Wenn Du mit Deiner Frau in einer Krise bist, wird er vielleicht besser als alle Deine Freunde wissen, was ihr Problem ist, denn er vergisst kein Detail aus ihrer Geschichte. Er kennt ihre Telefongespräche, die sie mit ihrer Freundin führt und wertet die darin vorkommenden Begriffe aus. Sein Rat wird Dir wichtig sein.

Er spricht mit Dir und hat gelernt, mit einer Stimme und einem Tempo zu sprechen, das Dir gefällt. Er kennt über Deine Uhr am Handgelenk Deinen Pulsschlag zu jeder Sekunde und weiß, wie er Dich ärgern oder beruhigen kann. Ihr habt Jahrzehnte gemeinsam verbracht.

Eines Tages löschen Vandalen aus Spaß alle Deine Daten dieses Computers. Wie wäre das für den Menschen?

Klugschnacker 16.05.2017 10:49

Zitat:

Zitat von captainbeefheart (Beitrag 1305007)
Auf eine technische Art können wir Maschinen die Phänomene 1 bis 4 mehr oder weniger treffend zuschreiben. Das eigentliche Bewußtsein ist damit jedoch nicht erfaßt: Das Erleben des Bewußtseins und des Selbst-Bewußtseins."

Na und? Das zeigt doch nur die Unzulänglichkeit der Definition. Damit kannst Du noch nicht einmal für eine Blattlaus bestimmen, ob sie Bewusstsein hat. Weil man nicht wissen kann, wie sie sich erlebt.

Zarathustra 16.05.2017 10:53

(Ein religiöses Bedürfnis des Menschen scheint ja auch durch Technikgläubigkeit gestillt werden zu können...)

Die Gefahr, daß Maschinen irgendwann mit Menschen verwechselt werden könnten, rührt m.E. (am Meisten) daher, daß die Menschen sich in ihrem Handeln und Verhalten den Maschinen angleichen, nicht umgekehrt.

trithos 16.05.2017 10:54

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1305013)
Selbstverständlich.

Vergleiche es mit einem Hund. Wer einen treuen Hund tötet, begeht keinen Mord, denn Tiere sind rechtlich gesehen Sachen. Wie ist es aber für den Besitzer des Hundes? Für ihn sind die Vandalen, die ohne Not und aus Spaß seinen Hund überfahren haben, Mörder. Auch die Nachbarn werden wegen der Grausamkeit dieser Tat den Kopf schütteln. Der Hundebesitzer kann sich deren Mitgefühls sicher sein.

Computer werden ähnliche Begleiter werden. Sie wissen alles über Dich seit Deiner frühesten Kindheit und vergessen nie auch nur das winzigste Detail. Der Computer kennt jeden einzelnen Deiner zigtausend Likes auf facebook. Er kennt auch alle Likes Deiner Freunde, selbst Deiner Kinder und Ehefrau. Und zwar seit deren frühester Kindheit und vergisst niemals etwas. Er kennt alle Bücher, die Du auf Deinem Kindle gelesen hast. Er kennt alle Bücher, die Deine Freunde beeinflusst haben. Er weiß, an welcher Stelle sie aufgaben und das Buch beiseite legten. Er kennt alle Deine Einkäufe und alle Deine Urlaubsbilder. – Wenn Du mit Deiner Frau in einer Krise bist, wird er vielleicht besser als alle Deine Freunde wissen, was ihr Problem ist, denn er vergisst kein Detail aus ihrer Geschichte. Er kennt ihre Telefongespräche, die sie mit ihrer Freundin führt und wertet die darin vorkommenden Begriffe aus. Sein Rat wird Dir wichtig sein.

Er spricht mit Dir und hat gelernt, mit einer Stimme und einem Tempo zu sprechen, das Dir gefällt. Er kennt über Deine Uhr am Handgelenk Deinen Pulsschlag zu jeder Sekunde und weiß, wie er Dich ärgern oder beruhigen kann. Ihr habt Jahrzehnte gemeinsam verbracht.

Eines Tages löschen Vandalen aus Spaß alle Deine Daten dieses Computers. Wie wäre das für den Menschen?

Der Mensch wäre doch nur "Angehöriger" des Opfers. Wie wäre es für den Computer? Würde der sich ermordet fühlen?

captainbeefheart 16.05.2017 10:58

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1305013)
Selbstverständlich.

Vergleiche es mit einem Hund. Wer einen treuen Hund tötet, begeht keinen Mord, denn Tiere sind rechtlich gesehen Sachen. Wie ist es aber für den Besitzer des Hundes? Für ihn sind die Vandalen, die ohne Not und aus Spaß seinen Hund überfahren haben, Mörder. Auch die Nachbarn werden wegen der Grausamkeit dieser Tat den Kopf schütteln. Der Hundebesitzer kann sich deren Mitgefühls sicher sein.

Sicher?

Manche Nachbarn werden froh sein, dass er tot ist, weil er dann nicht mehr in Nachbars Garten scheißen kann ...

So unterschiedliche können Gefühle für dieselben Situationen sein.

Wir sind aber ziemlich offtopic.

schnodo 16.05.2017 10:59

Zitat:

Zitat von Zarathustra (Beitrag 1305016)
Die Gefahr, daß Maschinen irgendwann mit Menschen verwechselt werden könnten, rührt m.E. (am Meisten) daher, daß die Menschen sich in ihrem Handeln und Verhalten den Maschinen angleichen, nicht umgekehrt.

Indem sie irrational shoppen, Kriege führen, fremdenfeindlich und sadistisch sind? Ich halte das für weit hergeholt.

Was wäre denn ein Beispiel?

keko# 16.05.2017 11:01

Zitat:

Zitat von Zarathustra (Beitrag 1305016)
Die Gefahr, daß Maschinen irgendwann mit Menschen verwechselt werden könnten, rührt m.E. (am Meisten) daher, daß die Menschen sich in ihrem Handeln und Verhalten den Maschinen angleichen, nicht umgekehrt.

Im Moment entwickelt man bestenfalls irgendwelche isolierten Dumm-Maschinen und reduziert dann den Menschen darauf, um zu jubeln, dass die Maschine das gleiche kann wie der Mensch.

keko# 16.05.2017 11:09

Zitat:

Zitat von schnodo (Beitrag 1305019)
Indem sie irrational shoppen, Kriege führen, fremdenfeindlich und sadistisch sind? Ich halte das für weit hergeholt.

Was wäre denn ein Beispiel?

Es ist ungleich schwieriger eine intelligente Maschine zu entwickeln, die allen Bedürfnissen gerecht wird. Das ist nämlich ein höchstgradig subjektives Unterfangen.

Jetzt nähern wir uns wieder Gott.... :Cheese:

schnodo 16.05.2017 11:18

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1305025)
Es ist ungleich schwieriger eine intelligente Maschine zu entwickeln, die allen Bedürfnissen gerecht wird. Das ist nämlich ein höchstgradig subjektives Unterfangen.

Jetzt nähern wir uns wieder Gott.... :Cheese:

Das hört sich weniger nach Gott und eher nach Partnerwahl an, wenn man sich mal die Maschine wegdenkt und durch eine existierende Person ersetzt. ;)


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