Zitat:
Zitat von Mirko
(Beitrag 1379754)
Dass man sich hier keine Atheisten ins Boot [ins Krankenhaus] holen will, die diese Anschauung nicht teilen ist doch völlig in Ordnung.
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Hallo Mirko, Du fragst, warum es verwerflich sein soll, wenn ein christliches Krankenhaus einen nicht-christlichen Angestellten verweigert.
Aus gesellschaftlichen Gründen: Einerseits erkennt unser Staat die Diversität seiner Bürger an. Andererseits (bzw. gerade deswegen) können wir nicht für jede Gruppe einen Parallel-Staat errichten. Pro Fläche oder Einwohnerzahl leisten wir uns eine bestimmte Anzahl an Krankenhäusern, Rettungswagen, Feuerwehren, Polizeistationen. Wo kommen wir da hin, wenn jede Religionsgruppe oder Sekte eine eigene Variante dieser Dienstleistungen verlangt? Die christliche Feuerwehr löscht nur für Christen; die muslimische Polizei geht während der Fastenzeit nichts an Telefon; die jüdischen Rettungswagen fahren niemals am Sonntag. Aber alle beanspruchen die finanzielle Förderung durch die Allgemeinheit.
Der vernünftige Ausweg aus diesem Irrenhaus ist, dass der Staat und alle, die an seiner Infrastruktur teilnehmen, neutral sein müssen. Denn auch die Steuergelder, mit denen das alles finanziert wird, sind neutral. Ein katholisches Krankenhaus in Berlin, mit einem einstelligen katholischen Anteil an der Bevölkerung, bekommt die exakt gleiche Förderung wie in Münster, wo die Katholiken in der Überzahl sind.
Diese Einrichtungen wirken aber nicht nur anhand ihrer Leistungen für den Klienten (beispielsweise für den Patienten), sondern auch anhand ihrer Auswirkungen auf die Region. Das betrifft den Arbeitsmarkt (Muslime stehen die gleichen Chancen zu wie Christen), den Bildungsgrad (Universitäten haben erheblichen Einfluss auf den Wohlstand einer Region und können daher nicht konfessionell gebunden sein), oder den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Die Katholiken können von mir aus ein paar Krankenbetten in einem Kloster einrichten, und dort mögen alle Beschäftigten aus Nonnen oder Patern bestehen. Aber wenn sie an der allgemeinen Infrastruktur teilnehmen wollen, dann müssten sie auch nach allgemeinen Regeln spielen.
Die Ausbildung der Mediziner wurde meines Wissens zu einem guten Teil von der Allgemeinheit bezahlt (Universitäten sind meist staatlich gefördert); dies geschieht jedoch in der Erwartung, dass die Allgemeinheit später davon profitieren wird.