Frau Müller |
07.10.2020 19:55 |
Zuerst einmal vielen Dank vor allem an Klugschnacker, HaFu, Captain Hook und NBer für den lesenswerten und spannenden Input! Ich lese hier begeistert mit. Sowohl in Bezug auf den Inhalt als auch die Art und Weise der Diskussion. Fundierte Argumente und Beiträge. Wertschätzend vorgetragen. Für mich mit die beste Diskussion in diesem Forum seit langem.
Wenn ich die Diskussion für mich einordne, komme ich zu dem Ergebnis, dass eine über Jahrzehnte praktizierte, Sportarten-übergreifende, systematische Dopingvergangenheit nahezu unstrittig ist. Strittig ist hingegen, wie dies am besten zu belegen ist und vor allem, ob ein flächendeckendes Doping auch heute noch existiert.
Mir scheint es erst einmal logisch, dass das Bestreben der Sportler nach bestmöglicher Wettbewerbsfähigkeit heute wie z. B. in den 90ern identisch ist. Oder anders gesagt, damals wurde gedopt, warum sollte es also heute nicht geschehen? Sicherlich nicht, weil Sportler tendenziell bessere Menschen geworden sind. Die Motivation der Sportler ist also gleich. Eher sogar höher, weil Preisgeldanreize und Wettbewerb tendenziell stärker sind.
Als möglicher Hinderungsgrund käme m. E. nur ein funktionierendes Anti-Doping-System in Frage. Eines, das flächendeckend und wirksam prüft sowie hart sanktioniert. Ist das gegeben? Ich glaube nein. Arne hat ja die Möglichkeit eines wirksamen Einsetzens von Blutdoping bereits skizziert. Nicht betrachtet ist zudem, ob es stimulierende, aber in gängigen Tests nicht nachweisbare Substanzen gibt.
Glauben wir aber an einen sauberen Sport und führen als Argument vor allem eine geänderte Trainingsphilosophie heran, bin ich ehrlich gesagt zwiegespalten. Mein Eindruck ist, dass im Ausdauerbereich eine Umkehr von einer umfangsorientierten zu einer eher spezifisch, individuellen Intensitätsphilosophie stattgefunden hat. Ein Blick auf andere Sportarten zeigt, dass trainingswissenschaftlich durchaus Änderungen umgesetzt werden. Schauen wir auf den Fußball, stellen wir eine deutlich sichtbare Veränderung des Spiels fest. Zugegeben aber eher im technisch-taktischen Bereich. Dennoch würde ich der Trainingswissenschaft einen Fortschritt auch im Ausdauerbereich zusprechen.
Am Ende überwiegt jedoch die Skepsis. Ich glaube nicht, dass der heutige Spitzensport sauberer ist, als in den 90ern. Ausnahmen in einzelnen Sportarten mag es geben. Nur eine Meinung, keine belegte und fundierte Argumentation.
|