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captainbeefheart 20.02.2017 18:42

Zitat:

Zitat von DocTom (Beitrag 1292495)
...

Im Verhältnis zu den normalen und den öffentlich Angestellten bei der Berechnungsbasis mMn schon sehr abgehoben, ohne die Berlinpolitiker dadurch unabhängiger gemacht zu haben.
Die meisten Nullrunden haben die Angestellten im ÖD auch gehabt.

...

Im Schnitt also (1991 bis 2016, nur dafür habe ich Vergleichszahlen gefunden) pro Jahr um 2,49 % (und ich hab jetzt einfach mal Deinen Zahlen geglaubt). Im Vergleich hat sich das Einkommen aus Löhnen und Gehälter in Deutschland um 2,0 % pro Jahr erhöht.

Keine dramatische Schere die sich öffnet, oder?

Wo ich Dir zustimmen würde ist, dass sich die Schere aus der - den Einkommenssteigerungen zugrundeliegenden Produktivitätssteigerungen - weiter geöffnet hat. Und hier liegt ein größerer Anteil der derzeitigen Verwerfungen unserer Gesellschaft und des damit verbundenen Rechtsrucks, als in den Diäten der Abgeordneten.

qbz 20.02.2017 19:59

Zitat:

Zitat von captainbeefheart (Beitrag 1292521)
Lieber qbz, Du bist doch eigentlich immer sehr gut informiert.

Die Wasserwerke und die damit zusammenhängende Wasserversorgung ist in Deutschland - trotz eines Versuches dazu - nicht privatisiert. Die Grünen, CDU, CSU, Die Linke und SPD haben die Privatisierung der Trinkwasserversorgung abgelehnt.

Das stimmt leider so auch nicht ganz! In Berlin verkaufte SPD-Finanzsenatorin Fugmann-Hesing in einer SPD-CDU Koalition über eine Teilprivatisierung Anteile der Wasserwerke mit Geheimverträgen (!), gültig bis 2028, an RWE und Viola. Teilprivatisierungen mit Ziel der kompletten Privatisierung gab es auch noch in Wiesbaden und ?. Erst das politische ausserparlamentarische Engagement und die Mobilisierung schaffte in der Abwehr der Privatisierung des Wassers Erfolge und die Rekommunalisierung (Wiesbaden z.B.). So nahm in Berlin der Souverän einen Volksentscheid an, der eine Rekommunalisierung des Wassers fordert. Die Umsetzung ist kompliziert und stösst auf Widerstände. Wer sich dafür interessiert, liest am besten die Websiten der Initiativen zum Wassertisch.
Berlin:
Berliner Wassertisch
sowie
Nach den Plänen des Senats sollen die Anteile von RWE und Veolia an den Berliner Wasserbetrieben zurückgekauft werden – für 1,3 Milliarden Euro. Ist das
eine kostengünstige Rekommunalisierung, wie sie der Berliner Wassertisch von
Anfang an verlangt hat? Nein. Zusätzlich zu den bisher von uns, den Berlinerinnen und Berlinern, über den Wasserpreis gezahlten 1,4 Milliarden Euro will Finanzsenator Nußbaum den Konzernen die vertraglich bis 2028 garantierten Gewinne zuschieben: fürs Nichtstun.


Gegen-Privatisierungen-und-PPP

In Europa gelingt es längerfristig allein durch ausserparlamentarische Aktivitäten und Linke das Wasser in staatlicher Hand zu behalten oder wieder zu bringen.

Es liegt doch auf der Hand, dass private Versorger als Aktiengesellschaften eine Gewinnmaximierung auf Kosten der nachhaltigen Entwicklung (Infrastruktur) als höchstes Ziel betreiben und langfristige Investitionen auf die Gemeinschaft abwälzen.

Grundlage für eine differenzierte Diskussion könnte dieser Überblick der Böckler Stiftung sein:
Privatisierungen in Deutschland – eine Bilanz

Ps: Wie neben der CDU/CSU, FDP, Grüne auch die SPD-/Gewerkschaftsspitzen die Versorger verscherbelten (für deren Verstaatlichung die SPD und die Arbeiter mal kämpften) und wer damals alles aus der Spitze der Eigenbetriebe auf lukrativere Posten in die AG´s wechselten, es lief wie geschmiert und die Menschen wurden angelogen.

captainbeefheart 20.02.2017 20:14

Wie Du richtig schreibst, ist im Berliner Fall eine Teilprivatisierung erfolgt, Berlin hat mit 50,1% weiterhin die unternehmerische Hoheit. Mir ist auch kein einziger Fall bekannt, in dem die Hoheit gewechselt hätte. Deutschland hat sich, wie geschrieben, prinzipiell GEGEN die Privatisierungsinitiative der EU gestellt.

captainbeefheart 20.02.2017 20:18

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1292550)

Zur Einordnung der Studie gehört, dass die Hans-Böckler-Stiftung das Mitbestimmungs-, Forschungs- und Studienförderungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes ist. Das heißt wiederum nicht, dass die nicht professionelle Studien abliefern.

flaix 20.02.2017 20:37

Zitat:

Zitat von Nobodyknows (Beitrag 1292519)
O.k. KEIN Zweifel: Es gibt in Deutschland eine beschämend große Kluft zwischen arm und reich. Bei den Reformen die u. a. dazu geführt haben, dass die deutsche Wirtschaft brummt (dpa-Meldung von heute 15:17 Uhr "Dax wieder über 11 800 Punkte - MDax erklimmt Rekordhoch") wurde zu Lasten von großen Teilen der Bevölkerung zu sehr an den falschen Stellschrauben gedreht.

Aber es ist ja nicht so als werde für sozial und finanziell Benachteiligte überhaupt nichts getan: https://www.bundeshaushalt-info.de/#...plan/1101.html

Den Deutschen denen es jetzt bescheiden geht, ging es vor dem Anstieg der Flüchtlingszahlen auch schon bescheiden. Notwendige Korrekturen bei der Bekämpfung der Armut haben daher m. E. nichts bis wenig mit den Flüchtlingen zu tun.

Die Weichen für eine Zunahme der Armut wurden bereits viele Jahre zuvor gestellt. Ein Beispiel aus dem Sommermärchen-Jahr 2006 in dem wir uns glückstrunken mit rosaroten, bzw. schwarz-rot-goldenen Brillen auf der Nase, anläßlich der gekauften WM-Austragung gegenseitig in den Armen lagen: http://www.deutschlandfunk.de/die-kl...ticle_id=63471

Und wenn ich mir dann noch anschaue welche Gestalten z. B. auf entsprechenden Facebookseiten die schon sprichwörtlich gewordenen deutschen Obdachlosen und deutschen Pfandflaschen sammelnden Rentner bemühen, bestärkt mich das in meiner Annahme.

FAZIT: Es ist falsch und nicht zielführend es "denen da oben" mal zeigen zu wollen und aus Protest und Enttäuschung Parteien am rechten Rand zu wählen.

Gruß
N. :Huhu:

alles komplett richtig. Und ich würde gerne noch einen Punkt hinzufügen. Ich wette es kann kein einziger Fall genannt werden wo in einer Gesellschaft durch höhere Alimentierung letztendlich mehr Wohlstand geschaffen wurde. Die linke Doktrin von der Umverteilung ist nur kurzfristig heilsam, langfristig führt sie zu einem Einkommenssuggorat welches die Bedürftigen dann auch noch abhängig macht. Deswegen bin ich in diesen Fragen eher für liberale bis neo-liberale Positionen. Wohlstand entsteht nur aus Anreiz zur Leistung. Selbstverstänlich muss man Härtefälle auffangen...aber wo ist die Grenze?

flaix 20.02.2017 20:40

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1292467)
Zur Verteuerung der Energie für die Privatverbraucher trug zuallerst die Privatisierung.....

Warum sind dann seltsamerweise in Ländern mit komplett privatisiertem Energiesektor die Preise niedriger als in Deutschland?

Ich befürchte die allgemeine Negativität ggü Privatisierung ist politisch motiviert und nicht wegen des Gemeinwohls

captainbeefheart 20.02.2017 20:57

Zitat:

Zitat von flaix (Beitrag 1292560)
alles komplett richtig. Und ich würde gerne noch einen Punkt hinzufügen. Ich wette es kann kein einziger Fall genannt werden wo in einer Gesellschaft durch höhere Alimentierung letztendlich mehr Wohlstand geschaffen wurde. Die linke Doktrin von der Umverteilung ist nur kurzfristig heilsam, langfristig führt sie zu einem Einkommenssuggorat welches die Bedürftigen dann auch noch abhängig macht. Deswegen bin ich in diesen Fragen eher für liberale bis neo-liberale Positionen. Wohlstand entsteht nur aus Anreiz zur Leistung. Selbstverstänlich muss man Härtefälle auffangen...aber wo ist die Grenze?

Wir (Deutschland) sind im EINKOMMEN (BIP bzw. GDP) im Vergleich zu allen relevanten Clustern (große europäische Länder, sehr gut gestellte europäische Länder, große Industrienationen) absolut top, und das seit Jahren bzw. Jahrzehnten. Das ist der einzigartigen Anstrengung vieler über Jahrzehnte zu verdanken. Hier haben wir KEIN Problem.

Unser Problem ist allerdings, dass wir im Benchmark gegen diese Cluster bei der Einkommens-VERTEILUNG schlechter abschneiden. Wir fallen v.a. sehr deutlich gegen die skandinavischen Länder ab, aber auch (nicht mehr ganz so deutlich) gegen die anderen großen EU Staaten und andere Industrienationen. Einzig die USA ist hier noch deutlich schlechter aufgestellt und wozu das geführt hat, haben wir jetzt gesehen.

Ich bin jetzt ganz sicher kein sozialistischer Umverteilungsbefürworter. Wir brauchen aber mittelfristig eine gesellschaftsfähige Idee, dass die Schere aus Produktivitätssteigerungen, dem daraus resultierendem höheren Einkommen und der Einkommensverteilung kleiner statt größer wird, dann wird auch die Spannung und der Druck durch "links" und "rechts" nachlassen. Und gleichzeitig darf dadurch der Leistungsanreiz zu Innovation und zur Produktivitätssteigerung nicht nachlassen.

qbz 20.02.2017 21:12

Zitat:

Zitat von flaix (Beitrag 1292561)
Warum sind dann seltsamerweise in Ländern mit komplett privatisiertem Energiesektor die Preise niedriger als in Deutschland?

Ich befürchte die allgemeine Negativität ggü Privatisierung ist politisch motiviert und nicht wegen des Gemeinwohls

konkrete Länderbeispiele wären ganz nett ;) . Mir fehlen sowieso die Kenntnisse und Zeit für sachgerechte Ländervergleiche von Preis, Qualität, Energiequellen der Länder usf.


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