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DocTom 02.11.2018 18:11

Zitat:

Zitat von schnodo (Beitrag 1417324)
...
PS: Nebenbei eine Frage für Sprach-Nerds; ist "den ersten fällt auf" oder "den Ersten fällt auf" richtig? Oder geht beides? :confused:

mMn " den ersten (Menschen, Politikern etc) fällt auf..."
Bei " den Ersten " müssten diese ja wirklich die ersten Personen sein, denen dies auffällt. Das ist aber ja nicht der Fall, im Bundestag wird das schon länger diskutiert.:Blumen:
Lasse mich in diesem Punkt aber gerne sprachlich noch weiter voran bringen!
Grüße und omtc
Thomas

qbz 02.11.2018 19:08

Der Duden schreibt es groß, weil es sich um eine substantivierte Ordnungszahl handelt. Duden, Regel D-80

Die Ersten geben auf.
Jetzt fällt es auch dem Letzten auf.
Den Letzten beißen die Hunde.

Während meiner Studentenzeit verdiente ich meine Brötchen als Korrektor und mit dem Duden auf dem Tisch. :)

schnodo 02.11.2018 19:18

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1417359)
Während meiner Studentenzeit verdiente ich meine Brötchen als Korrektor und mit dem Duden auf dem Tisch. :)

Schön, dass davon noch so viel hängen geblieben - oder hängengeblieben? :Cheese: - ist.

Vielen Dank! :Blumen:

Helmut S 03.11.2018 20:29

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1417269)
Nun, ich bezog mich bei der Beschreibung "neoliberal" auf die früheren politischen Aktivitäten von Merz und verstehe darunter einen Oberbegriff für diverse wirtschaftspolitische Strömungen, wozu unter anderem auch der Ordoliberalismus gehört.

Naja. Es ist schon richtig, das Neoliberalismus im Allgemeinen ein Sammeltopf ist. Das hat man Anfang/Mitte des 20. JH mal so gemacht, weil aus allen Ecken neue Strömungen kamen. Um das aber zu verstehen müssten wir politikphilosophisch zurück in die Aufklärung und z.B. auch zu Hegel. Notwendig ist das freilich nicht. Aber im Besonderen (in der Gesprächspraxis kenne ich es heute nicht anders) meint Neoliberalismus heute schon: Der Markt regelt Alles. Friedmann halt. Und Es ist ein Schimpfwort. Meist für Raubtierkapitalisten und vor allem wenn es "von links" kommt. Ordo dagegen ist mindestens Euken/Hayek. Das ist das was wir heute sehen. Lindner ist ein klassischer Ordoliberaler. Wenn er das vermutlich auch nicht gerne hört.

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1417269)
Merz´s Konzepte jetzt darauf abzuklopfen, ob mehr neo-, ordo- oder wirtschaftsliberal (wie er sich selbst beschreibt) empfände ich ein "Streit" um Begriffe.

Da hast du recht. Wir müssen halt nur das selbe meine, sonst wird's anstrengen ;) Ich nehme zu deinen Gunsten :Cheese: an und wahr, dass du es allgemeiner meinst, nicht despektierlich und das die die Unterschiede so und so egal sind, weil du beides nicht gut findest. :Blumen:

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1417269)
Was IMHO wirklich notwendig wäre, klänge utopisch.

Heureka! Das ist es was wir in der Politik brauchen: Utopien. (Das "wir" hab ich in voller Absicht geschrieben. :Blumen:

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1417269)
Die Partei in DE, welche zentral für Abrüstung und eine aktive Friedenspolitik streitet, möchte "nicht zurück zu Willy Brand" (wie Du schriebst), sondern für eine zukünftige Welt ohne Kriege sich engagieren.

Ich schrieb das soweit ich mich erinnere in Zusammenhang mit Sozialpolitik und nicht in Zusammenhang mit Rüstungspolitik oder Aussenpolitik. Das was da angeboten wird ist eine Retropie. Keine Utopie.

Anstatt die Arbeit zu besteuern um den Staat zu finanzieren, könnte eine Alternative die Prüfung einer Finanztransaktionssteuer sein. Diese hätte viele positive Effekte u.a. auf die Regulierung der Finanzmärkte.

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1417269)
Ich verstehe sehr gut, dass Arbeitern nicht zum Singen zumute ist, werden sie durch Roboter freigesetzt, weil Hartz IV auf sie wartet und sie die Roboter in der Regel nicht im existenzsichernden Umfang (mit)besitzen.

Was ist, wenn wir den Menschen ein bedingungsloses Grundeinkommen geben? Deutlich über dem Hartz IV Satz? Und wenn wir in der Bildungspolitik ein Menschenbild vermitteln, in dem sich der Wert des Menschen nicht danach bemisst ob er lohnabhängig einer stumpfsinnigen Arbeit nachgeht? In einer 8h Büro- oder Fließband-Käfighaltung, die ja nichtmal artgerecht ist? Dann könnten die Arbeiter tatsächlich singen .... das ist meine Utopie. :Blumen:

Und bevor du den Herrn B. anführst: Ich halte Christoph Butterwegge diesbezüglich für unglaublich engstirrnig und verbohrt. ;)

ThomasG 03.11.2018 21:20

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1417539)
Was ist, wenn wir den Menschen ein bedingungsloses Grundeinkommen geben? Deutlich über dem Hartz IV Satz? Und wenn wir in der Bildungspolitik ein Menschenbild vermitteln, in dem sich der Wert des Menschen nicht danach bemisst ob er lohnabhängig einer stumpfsinnigen Arbeit nachgeht? In einer 8h Büro- oder Fließband-Käfighaltung, die ja nichtmal artgerecht ist? Dann könnten die Arbeiter tatsächlich singen .... das ist meine Utopie. :Blumen:

Und bevor du den Herrn B. anführst: Ich halte Christoph Butterwegge diesbezüglich für unglaublich engstirrnig und verbohrt. ;)

Ach was lese ich solche Zeilen so gerne ganz besonders von Menschen, die auf mich einen äußerst sympathischen und auch sehr gebildeten Eindruck machen :-).
Der Autor des Beitrages auf den Du mit diesem Beitrag geantwortet hast, ist auch so einer :-).
Du dürftest mit diesen Worten bei ihm ziemlich offene Türen einrennen :-))).

Schönen Abend und schönen Sonntag!
Hier stehen sehr viele Beiträge, die mich sehr beeindrucken :-)!

qbz 04.11.2018 10:26

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1417539)
........
Ich schrieb das soweit ich mich erinnere in Zusammenhang mit Sozialpolitik und nicht in Zusammenhang mit Rüstungspolitik oder Aussenpolitik. Das was da angeboten wird ist eine Retropie. Keine Utopie.

Anstatt die Arbeit zu besteuern um den Staat zu finanzieren, könnte eine Alternative die Prüfung einer Finanztransaktionssteuer sein. Diese hätte viele positive Effekte u.a. auf die Regulierung der Finanzmärkte.
........
Was ist, wenn wir den Menschen ein bedingungsloses Grundeinkommen geben? Deutlich über dem Hartz IV Satz? Und wenn wir in der Bildungspolitik ein Menschenbild vermitteln, in dem sich der Wert des Menschen nicht danach bemisst ob er lohnabhängig einer stumpfsinnigen Arbeit nachgeht? In einer 8h Büro- oder Fließband-Käfighaltung, die ja nichtmal artgerecht ist? Dann könnten die Arbeiter tatsächlich singen .... das ist meine Utopie. :Blumen:

Und bevor du den Herrn B. anführst: Ich halte Christoph Butterwegge diesbezüglich für unglaublich engstirrnig und verbohrt. ;)

Eine Gruppierung im linken Spektrum, der ich besondere Sympathien entgegenbringe, nämlich Attac, brachte ca. 2000 die ersten Projekte in DE zur Finanztransaktionstaxe (FFT) auf den Weg, dann die Linke. Nach der Finanzkrise (2008) übernahmen in der Reihenfolge die Grünen, die SPD und auch die CDU ein solches Konzept. In der EU scheiterte leider die gemeinsame Umsetzung und die Gesetzesvorhaben, weil es der Finanzlobby (wozu Merz gehört) gelang, ein gemeinsames Vorgehen der EU-Staaten zu verhindern, indem sich immer wieder einzelne Staaten gegen eine FFT stellten. Nur Italien und Frankreich führten dann eine solche isoliert ein, während die Schweiz schon seit Jahrzehnten eine Börsenumsatzsteuer besitzt.
Ich denke, längerfristig kommt die FFT bestimmt als notwendige Reform, quasi als Anpassung des Kapitalismus an die Tatsache, dass der Einfluss des Finanzkapitals immer weiter wächst. Ich verbinde allerdings keinerlei Transformationsillusionen mit der Umsetzung ;-), auch wenn die Linke einige Hoffnungen weckt, dadurch die spekulativen Tendenzen auf den Finanzmärkten einzugrenzen. https://www.linksfraktion.de/themen/...aktionssteuer/

Im allgemeinsten Sinne gesehen würde ich eine FFT auch als eine Besteuerung der hochproduktiven Sektoren zugunsten der weniger produktiven ansehen, weil der Reichtum, der sich im Finanzkapital wiederfindet, in den ersteren entsteht (und nicht im Friseurladen um die Ecke :) ).

Die angedachte Grössenordnung der FFT hält sich im Vergleich zu den anderen Steuereinnahmen in eher engen Grenzen: 30 Milliarden FFT zu ca. 734 Milliarden insgesamt in DE.

Mehr Transformationspotential besässe IMHO natürlich ein echtes bedingungsloses Grundeinkommen, wie es von Attac oder in Teilen der Linke ausgearbeitet ist (u.a. von Kippling) und wie es auch Dir offenbar vorschwebt, also ein Grundeinkommen für alle und in einer Höhe, die deutlich über der jetzigen Grundsicherung liegt und an keine Bedürftigkeitsnachweise gebunden ist. Anderenfalls wäre es nur ein staatlich finanzierter Lohnzuschuss. Ohne eine Verschiebung des politischen Kräfteverhältnisses nach links bestehen in meinen Augen leider kaum Chancen für ein solches bedingungsloses Grundeinkommen. Deswegen lehnen manche Linke wie z.B Wagenknecht die Forderung aktuell als nachrangig bzw. als Illusion ab. (In der unterschiedlichen Einschätzung des Grundeinkommens liegt übrigens ein inhaltlicher Anlass für die Kontroverse zwischen Wagenknecht und Kippling, was die Presse gerne als reine Konkurrenz um Macht darstellt.). https://www.die-linke-grundeinkommen...Brosch2016.pdf
Aktuell wurde bei Attac über Digitalisierung und das bge in einer grossen Veranstaltung diskutiert und es arbeiten kontinierlich AG´s, welche zum bge regelmässig Infoveranstaltungen organisieren. https://www.grundeinkommen-attac.de/...rundeinkommen/
Also neben den Wahlen :) engagieren sich eine Menge Leute für diese Ziele.

Solange man keinen weltweiten Klimaschutz, keine Abrüstung, keine soziale Sicherheit für alle Meinschen im Kapitalismus hinbekommt, blicke ich persönlich eher pessimistisch in die Zukunft und bin schon dankbar um jeden kleinen Hoffnungsschimmer ....

Olli 04.11.2018 14:00

Bevor man hier Geld verschenkt, würde ich ein Mindestlohn von 10€ einführen und jeden Arbeitgeber bei Abschluss einen Vollzeitjobs unbefristet das komplette Harz IV Geld geben.

qbz 04.11.2018 16:55

Die Mehrheit der Wähler und die Koalitionsverhandlungen sorgten halt bei der letzten Wahl dafür, dass der Mindestlohn bis 2020 nicht über 9,34 steigen wird, egal ob Groko oder eine Jamaika-Koalition die Regierung bildet. Ebenso werden immer noch durch Gesetz Langzeitarbeitslose vom Mindestlohn ausgenommen. Die Festlegung der Höhe des Mindestlohnes übertrug die Politik nämlich einer Kommission von Arbeitgebern und Gewerkschaften, was die Politik aber per Gesetz jederzeit ändern kann.

Es wäre ein Mindestlohn von ca. 12.- Euro notwendig, damit jemand, der 45 Jahre arbeitet, eine Rente erhält, die über der Grundsicherung liegt, was die Linke 2017 in einem Beschlussantrag im Bundestag konkret einforderte. http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/000/1900096.pdf .

Auch die Finanzierung der Einstellung von Langzeitarbeitslosen durch Steuermittel (Hartz IV an Arbeitgeber) bekommt keine Mehrheit im Bundestag.

Ich würde im Unterschied zu Helmut eine solche konkrete sozialpolitische Interessenpolitik unbedingt als notwendig erachten und nicht in die "Retro-Ecke" als überholt stellen wollen, weil sie sich mit längerfristigen Zukunftsprojekten / Visionen ergänzen kann. Das eine schliesst das andere nicht aus.


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