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repoman 09.08.2021 09:27

Zitat:

Zitat von bentus (Beitrag 1615910)
Gibt auch noch echten olympischen Sportsgeist :

https://twitter.com/bennysaint/statu...45565458567169

Konnte jemand den Sportsfreund identifizieren?

captain hook 09.08.2021 09:30

Zitat:

Zitat von repoman (Beitrag 1616017)
Konnte jemand den Sportsfreund identifizieren?

Beim Marathon über 42,195 Kilometer hat der französische Läufer Morhad Amdouni für einen unsportlichen Moment gesorgt und den olympischen Gedanken mit Füßen getreten. Als das Athletenfeld bei Kilometer 28 an einer Verpflegungsstation vorbeilief, räumte der 33-Jährige mit seiner rechten Hand fast eine gesamte Reihe mit Trinkflaschen auf einmal ab. Die allerletzte schnappte sich Amdouni selbst und genehmigte sich eine Erfrischung.

https://www.ran.de/olympia/news/olym...gner-um-128768

repoman 09.08.2021 09:43

Zitat:

Zitat von captain hook (Beitrag 1616018)
Beim Marathon über 42,195 Kilometer hat der französische Läufer Morhad Amdouni für einen unsportlichen Moment gesorgt und den olympischen Gedanken mit Füßen getreten. Als das Athletenfeld bei Kilometer 28 an einer Verpflegungsstation vorbeilief, räumte der 33-Jährige mit seiner rechten Hand fast eine gesamte Reihe mit Trinkflaschen auf einmal ab. Die allerletzte schnappte sich Amdouni selbst und genehmigte sich eine Erfrischung.

https://www.ran.de/olympia/news/olym...gner-um-128768

Danke!

"Der ehemalige Olympia-Weitspringer Dave Culbert glaubt nicht, dass der Franzose versehentlich derart viele Flaschen auf den Boden befördert hat: "Aber das muss das Publikum beurteilen." Die australische Mittelstreckenläuferin Tamsyn Lewis nahm ihn dagegen in Schutz. "Es ist ziemlich schwer, sich diese Getränke zu schnappen", erklärte sie: "Für die Athleten hinter ihm ist es sicher nicht hilfreich."

Wie kann man glauben, dass das keine Absicht war. Ausgerechnet die letzte Flasche nimmt er sich.:-((

iChris 09.08.2021 11:15

Zitat:

Zitat von captain hook (Beitrag 1616018)
Beim Marathon über 42,195 Kilometer hat der französische Läufer Morhad Amdouni für einen unsportlichen Moment gesorgt und den olympischen Gedanken mit Füßen getreten. Als das Athletenfeld bei Kilometer 28 an einer Verpflegungsstation vorbeilief, räumte der 33-Jährige mit seiner rechten Hand fast eine gesamte Reihe mit Trinkflaschen auf einmal ab. Die allerletzte schnappte sich Amdouni selbst und genehmigte sich eine Erfrischung.

https://www.ran.de/olympia/news/olym...gner-um-128768

Da war die Belgierin doch etwas anders gestrickt:
https://www.instagram.com/p/CSTqd6-nDmH/ :)

OhneRad 09.08.2021 13:28

Zitat:

Zitat von abc1971 (Beitrag 1615841)
Inzwischen ist es sicherlich angebracht eine Bilanz zu ziehen, was das deutsche Abschneiden anbetrifft. Was bleibt unterm Strich?
Bezüglich der Medaillienausbeute das schwächste Abschneiden seit Wiedervereinigung. Ein Trend, der sich fortsetzt. In den Mannschaftssportarten geht fast nichts mehr. Leider schwächeln inzwischen auch ehemalige "Aushängesportarten", wie Kanu oder Rudern. Inzwischen holen die Niederlande fast so viel Edelmetall, wie Team D. Nur das die Niederlande so viele Einwohner haben, wie das Bundesland NRW. Woran liegt das? Offenbar machen andere mehr aus Ihren Möglichkeiten.

Ich glaube aber auch, dass Deutschland eben kein Sportland ist, so wie dies z.B. Großbritanien ist. Sport ist in Deutschland nicht Teil des kulturellen Selbstverständnisses.

Vor 5 Jahren gab es ja eine intensive Diskussion über die Restrukturierung der Finanzierung im Spitzensport. Das Ergebnis ist ja eher ernüchternd, wenn Medaillien die Währung sind.

Dazu in Japan noch eine schwache Funktionärsperformance durch Team D, gipfelnd im Fall Mostert.

Leider kann man nur wenig positives in Erinnerung behalten.

Ich teile deine Grundaussage, würde das aber weniger am Medaillenspiegel festmachen. 2008, 2012 und 2016 waren medaillentechnisch relativ ähnlich, also eindeutig ist der Trend nicht. Zudem gab es überdurchschnittlich Pech würde ich sagen, Zeidler und Vetter haben ihre Disziplinen die letzten Jahre unfassbar dominiert und sind einfach mit den Bedingungen nicht richtig klar gekommen. Schleu wäre, wenn ich das richtig verstanden habe, auch mit 5 Abwürfen im Springreiten noch klare Goldfavoritin gewesen. Kaul hat sich verletzt. Nur als ein paar Beispiele. Bei den letzten olympischen Spielen waren die Niederlande noch weit entfernt, vielleicht haben die einfach eine besonders gute Generation gehabt. Japan hat alleine 9 von 27 Goldmedaillen im Judo geholt; generell sind viele Gewichtsklassen-Sportarten überproportional im Medaillenspiegel und z. B. im Gewichtheben kann man eigentlich froh sein (dort wird statistisch gesehen die Hälfte in den nächsten 10 Jahren wegen Doping aberkannt werden).

Bei einigen deiner Beispielen würde ich auch ein wenig relativieren wollen, Rudern wäre mit Zeidler und dem Damen-Doppelvierer, der einen technischen Fehler gemacht hat, absolut solide gewesen und mit Zeidler im Einer und dem Achter, der seit über 10 Jahren konstant um Gold mitfährt und manche WM gewonnen hat, sind Aushängeboote gut besetzt.

Beim Kanu war man bei der letzten WM2019 ebenfalls noch sehr stark, allerdings schwächeln hier die Frauen (vor allem der K4 war ja lange eine Bank) und bei den Männern muss es dringend einen Generationenwechsel geben; wenn man bedenkt das Brendel seit 10 Jahren die Canadierszene dominiert hat und Max Hoff jetzt mit 38 und Ronnie Rauhe mit 39 abgetreten sind.

Mannschaftssport war bei der letzten Olympiade mit Gold und Silber im Fußball, 2x Bronze im Hockey, Bronze im Handball und Gold im Beachvolleyball auch noch breit aufgestellt. Ob da jetzt in den paar Jahren alles verloren ist, wage ich zu bezweifeln, aber es ist natürlich festzuhalten, dass in allen Sportarten vor Talentmangel gewarnt wird, selbst im Fußball gibt es wohl eine Lücke.

Erschreckend finde ich vor allem, dass man im Beckenschwimmen weiterhin gar keine Rolle spielt, so sehr ich Wellbrock und Köhler feiere, aber bei über 30 Entscheidungen sind zwei Medaillen für ein Land von der Größe Deutschlands einfach nur peinlich und es ist ja auch nicht so, dass man dahinter viele Finalisten oder wenigstens ein paar Staffeln in der Breite hätte.

Zudem baut die Leichtathletik auf sowieso niedrigen Niveau immer weiter ab. Bei den Männern war kein einziger Läufer von 100 m bis Marathon irgendwo in der Weltspitze zu finden. Bei den Frauen sieht es im Laufen in der Breite etwas besser aus, aber letztlich ist Krause die einzige, die wirklich konstant auf den Punkt abliefern kann. Viele tolle Läuferinnen dahinter haben immer wieder Probleme, pünktlich fit zu sein, siehe z. B. Reh, Klein oder Lückenkemper. In den Sprungdisziplinen hat man hier und da mal Finalisten oder eben eine Einzelkönnerin wie Mihambo aber auch bei den Stabhochspringern und Mehrkämpfern hat man sich in der Breite von der absoluten Weltspitze verabschiedet (Kaul natürlich ein Versprechen, aber das kann ja nicht alles sein). Und selbst im Werfen funktionieren nur noch Diskus und Speer und auch hier immer partieller.

lqw 09.08.2021 15:30



Interessant wäre ja z.B. mal die Frage, was Polen anders macht als wir in der Leichtathletik. Die waren ja überproportional erfolgreich dort, und das soweit ich das sehen konnte ohne "Auslandseinkäufe" wie andere europäische Nationen teilweise.

bentus 09.08.2021 15:41

Warum „soll/muss“ Deutschland bei Olympia erfolgreich sein?

captain hook 09.08.2021 16:51

Zitat:

Zitat von bentus (Beitrag 1616119)
Warum „soll/muss“ Deutschland bei Olympia erfolgreich sein?

Ich empfinde das als eine sehr berechtigte Frage.

Stefan 09.08.2021 17:01

Zitat:

Zitat von bentus (Beitrag 1616119)
Warum „soll/muss“ Deutschland bei Olympia erfolgreich sein?

Aktuell: Weil man eine Menge Geld in den Spitzensport steckt.
Wenn man die Olympiastützpunkte für die Bevölkerung öffnet, keine Sportsoldaten mehr beschäftigt und die Trainer im Freizeitsport einsetzt, dann kann man gerne den Anspruch runterschrauben.

Helios 09.08.2021 17:28

Ganz klaa ein Sanierungsfall.

Prio 1 Kosteneinsparung

7 von 10 Gold wurden von viemahle geholt - mähll bleibt in 3 Jahren daheim, nix Sause in Paris :Cheese:

Die Stützpunkte müssen sich ihr Geld selber verdienen - *open 4 all* heisst das ;)

So wird aus den Stützpunkten Kondensations-Cluster für die nächste Generation, die jetzige ist eh schon abgehängt.

.......
.......
usw.
:)

Körbel 09.08.2021 17:54

Zitat:

Zitat von bentus (Beitrag 1616119)
Warum „soll/muss“ Deutschland bei Olympia erfolgreich sein?

Weil sie beim Eurovison Song Contest schon so schlecht waren
und nicht zu vergessen die letzte Fussball-WM und EM.

Irgendwo muss man ja glänzen.

noam 10.08.2021 00:38

Zitat:

Zitat von bentus (Beitrag 1616119)
Warum „soll/muss“ Deutschland bei Olympia erfolgreich sein?

Gute Frage, wenn auch sehr philosophisch.

Solange man Profisport mit Steuergeldern fördert, Berufssportler in Bundeswehr und anderen Behörden ermöglicht sollte der entsprechende Anspruch sein, auch möglichst gut im Vergleich mit anderen Profisportlern abzuschneiden. In vielen Sportarten ist Olympia der ultimative Vergleich und eine Medaille das klar definierte Ziel.

Mit dem Infragestellen einer Notwendigkeit von Erfolg, stellt man eigentlich sämtliche Notwendigkeit von Sportförderung durch staatliche Zuwendungen im Profisport in Frage. Was bringt einer Behörde ein Olympiasieger in der Praxis? Genau gar nichts. Er schadet sogar, da er Planstellen besetzt und damit andere seine Arbeitskraft kompensieren müssen.



Solange wir die olympischen Sportarten massiv mit Steuermitteln fördern, für gerade diese Sportler exklusive Infrastruktur (Trainingsstädten, Trainer und Betreuer) schaffen und vorhalten, solange dürfen "wir" auch den Anspruch haben, dass diese Sportler bestmöglich ausgebildet, trainiert und vorbereitet an den Start gehen und dabei sollte fortwährend das gesamte System auf dem Prüfstand stehen.




Nun sind wir in Deutschland eine Gesellschaft in der Sport bei weitem nicht den Stellenwert hat, den der Sport in anderen Ländern genießt. In meinen Schwimmerzeiten war es zB für viele niederländische Vereine völlig selbstverständlich ein eigenes Schwimmbad für Trainingszwecke und Schwimmausbildung von der Gemeinde zur Verfügung gestellt zu bekommen. Bei uns werden Bäder mehr und mehr privatisiert und in moderne Wasserspielplätze umgebaut. Gerade Vereine in ländlichen Regionen leiden erheblich unter Wassermangel oder sind Bittsteller bei den privaten Badbetreibern, was zu erheblichem finanziellen Aufwand führt, den sich nicht jeder leisten will. Wenn ich zurückschaue, hatten wir hier oben innerhalb von 50km vier Hallen und noch mehr Freibäder mit Sportbecken vor 20 Jahren. Davon sind ein sanierungspflichtiges Hallenbad und zwei Freibäder geblieben. Die anderen Bäder sind entweder nicht nutzbare Spielplätze oder geschlossen worden. Und das wird ja nicht exklusiv beim Schwimmsport so zu sein, sondern auch andere Sportarten betreffen. Dazu kommen so starre Kaderstrukturen, wo es mehr um die eigenen Pfründe auf Funktionärsebene geht als um die Leistungsfähigkeit der Sportler.

Weiter geht es mit der Einstellung zu Leistung, Gewinnen und Verlieren im Sport. Wenn man Bundesjugendspiele in Grundschulen abschafft, da man es als diskriminierend empfindet, wenn das unsportliche (körperlich benachteiligte) Kind als Reaktion auf seine Leistung "nur" eine Teilnehmerurkunde erhält, wo doch der sportliche eine Ehrenurkunde erhält, muss man sich doch nicht mehr Fragen, warum es kaum mehr Nachwuchs für Leistungssport gibt.


Woher soll denn die Breite an Sportlern kommen, aus denen man die herausragenden zu Spitzensportlern formen kann, wenn an der Basis kaum mehr für viele die Möglichkeit besteht einem Sport in ausreichender Intensität nachzugehen?





Witzigerweise gibt es diese Diskussion alle 4 Jahre nach Olympia, dann verschwindet sie wieder und nach 4 Jahren hat sich nichts geändert und die Diskussion kommt erneut auf. Ja komisch. Es hat sich ja weder die Stellung von Sport in der Gesellschaft noch Strukturen in der Förderung verändert.



Wie man es anders machen könnte, sieht man an den USA, wo Sport bzw die Identifikation mit Sport sehr tief in der Gesellschaft verwurzelt ist. Da treten Schulen in sportlichen Wettkämpfen in allen möglichen Sportarten gegeneinander an und das in Stadien, die mehr Zuschauer haben, als so manche Deutsche Meisterschaft. Von den infrastrukturellen Möglichkeiten mal abgesehen. Viele Schulen dort haben umfangreiche Sportanlagen, professionelle gut ausgebildete Trainer und Betreuer. Hier müssen sich drei Schulklassen 80min eine baufällige Sporthalle teilen und werden vom Sportlehrer (der Sport als Drittfach im Lehramtsstudium nebenher mitgemacht hat) in Bewegungsfeldern unterrichtet.

TobiBi 10.08.2021 07:19

Zitat:

Zitat von noam (Beitrag 1616199)
Wie man es anders machen könnte, sieht man an den USA, wo Sport bzw die Identifikation mit Sport sehr tief in der Gesellschaft verwurzelt ist. Da treten Schulen in sportlichen Wettkämpfen in allen möglichen Sportarten gegeneinander an und das in Stadien, die mehr Zuschauer haben, als so manche Deutsche Meisterschaft. Von den infrastrukturellen Möglichkeiten mal abgesehen. Viele Schulen dort haben umfangreiche Sportanlagen, professionelle gut ausgebildete Trainer und Betreuer. Hier müssen sich drei Schulklassen 80min eine baufällige Sporthalle teilen und werden vom Sportlehrer (der Sport als Drittfach im Lehramtsstudium nebenher mitgemacht hat) in Bewegungsfeldern unterrichtet.

Ist dann halt die Frage ob man das Schulsystem dann auch so umstellen will, dass die Schulen Schulgebühr kosten, denn die tollen Anlagen wollen natürlich auch unterhalten werden.
Da ist meine Präferenz: Lieber schlechter im Sport als gute Bildung nur für die Wohlhabenden.

HerrMan 10.08.2021 07:49

Zitat:

Zitat von bentus (Beitrag 1616119)
Warum „soll/muss“ Deutschland bei Olympia erfolgreich sein?


Meine Güte, kindische Frage. "Brot und Spiele" - war da was.... mehr gibt es darauf eigentlich nicht zu sagen.

Wenn das Sysrem besser funktionieren würde, und die über eine halbe Milliarde Förderung, die in den letzten 4 Jahren in den Spitzensport gesteckt wurden, zu vielen vielen Medaillen geführt hätten, wären im Folk für ein paar Tage Corona, Baerbocks Irrungen in Brandenburg, Flutkatastrophe und Klimawandel in Vergessenheit geraten. Solch temporäre Auszeiten beruhigen die Nerven ganzer Völker und können somit auch zu internationaler Entspannung führen.

Bestes Beispiel: Das Sommermärchen 2006.

captain hook 10.08.2021 07:56

Zitat:

Zitat von noam (Beitrag 1616199)
.

Weiter geht es mit der Einstellung zu Leistung, Gewinnen und Verlieren im Sport. Wenn man Bundesjugendspiele in Grundschulen abschafft, da man es als diskriminierend empfindet, wenn das unsportliche (körperlich benachteiligte) Kind als Reaktion auf seine Leistung "nur" eine Teilnehmerurkunde erhält, wo doch der sportliche eine Ehrenurkunde erhält, muss man sich doch nicht mehr Fragen, warum es kaum mehr Nachwuchs für Leistungssport gibt.



Wie man es anders machen könnte, sieht man an den USA, wo Sport bzw die Identifikation mit Sport sehr tief in der Gesellschaft verwurzelt ist. Da treten Schulen in sportlichen Wettkämpfen in allen möglichen Sportarten gegeneinander an und das in Stadien, die mehr Zuschauer haben, als so manche Deutsche Meisterschaft. Von den infrastrukturellen Möglichkeiten mal abgesehen. Viele Schulen dort haben umfangreiche Sportanlagen, professionelle gut ausgebildete Trainer und Betreuer. Hier müssen sich drei Schulklassen 80min eine baufällige Sporthalle teilen und werden vom Sportlehrer (der Sport als Drittfach im Lehramtsstudium nebenher mitgemacht hat) in Bewegungsfeldern unterrichtet.

In den USA bekommt man dann halt auch nen Platz an so einer Schule wenn die schulischen Leistungen nicht reichen, aber die Schule ihr Standing auf sportlicher Ebene verbessern kann. Ich halte das nicht für erstrebenswert.

Der erste zitierte Absatz trifft es in meinen Augen ganz gut. Hochleistungssport ist halt ne harte Sache. Und man muss meist früh anfangen. Entweder es kommt dann von innen heraus oder es hat auch was mit Druck zu tun. Da zweiteres nicht so sehr gefragt ist in D, muss man sich auf ersteres beschränken. Und da ist die Trefferquote dann halt nicht so hoch. Vielleicht sollte man eher Psychologen als Trainer beschäftigen um festzustellen, wie man möglichst viele Möglichkeiten und Motivation schafft sich auszuprobieren, Lust auf Sport zu machen und aufzuzeigen, dass es sich lohnen kann. Zumindest außerhalb von Fußball und Co. Da wird Talentsichtung und Co ja aktiv betrieben. Vom sozialen Ansehen und Zukunftschancen noch gar nicht gesprochen.

Ich habe in meiner sportlichen Zeit nur selten das Gefühl gehabt, dass mir das deutsche Sportsystem sowas aufzeigt. Die, die es taten taten das aus persönlichem Engagement und außerhalb solcher Strukturen.

Vielleicht haben wir deshalb bessere Fußballer*innen als Marathonläufer*innen.

Hafu 10.08.2021 08:44

Zitat:

Zitat von TobiBi (Beitrag 1616208)
...
Da ist meine Präferenz: Lieber schlechter im Sport als gute Bildung nur für die Wohlhabenden.

Was auf jedem Fall ein Riesen-Vorteil des US-amerikanischen, historisch gewachsenen Systems ist, sind die vielen Sport-Stipendien, die es neben Mannschaftssportarten gerade auch für Schwimmen und Leichathletik in den USA gibt.

Für einen deutschen Studenten ist Leistungssport neben dem Studium eher eine zusätzliche Belastung und Leistungssportler werden im Unibetrieb eher belächelt.


In den USA ist es gerade umgekehrt: vielen Studenten ermöglicht ihr Sport überhaupt erst den Zugang zu attraktiven Unis und an den Colleges/ Hochschulen selbst genießen die besten Sportler auch mit das höchste Ansehen, weil die Hochschulen das ganze College-Sportsystem nutzen, um sich im Wettbewerb mit anderen Hochschulen in Szene setzen.
Ich habe mehrere Triathleten in meinem Bekanntenkreis (darunter auch eine Olympiateilnehmerin von Tokyo), die alleine wegen der Sportstipendien zum Studieren in die USA gegangen sind (wobei sie sich in der Studienzeit dann aufs Laufen fokussiert haben).

OhneRad 10.08.2021 09:14

Also ich für meinen Teil messe (Breiten-)Sport eine erhebliche Bedeutung in Hinblick auf Gesundheitsprävention sowie pädagogische Aufgaben zu. Man kann jetzt viel über den Zusammenhang zwischen Leistungssport und Breitensport philosophieren, ich persönlich glaube, dass internationale Erfolge oder Persönlichkeiten oder Geschichten sehr zum Erfolg des Breitensports beitragen (hinsichtlich finanzieller Mittel, Aufmerksamkeit, Bereitschaft zum Engagement etc.) und es darüber hinaus auch einen kulturellen Wert des Leistungssports gibt. Ich sehe das letztlich als eine Form von Kulturförderung.

Wenn man im internationalen Vergleich an der Spitze in vielen Disziplinen keine Rolle mehr spielt, zeigt das in meinen Augen einen Mangel an Talentförderung, Verlust von Know-how etc. und wird nicht zur Gesundung der vielen Vereine beitragen. Wie gesagt mache ich das nicht so sehr am Medaillenspiegel (pro Kopf haben wir übrigens mehr Medaillen geholt als die Amerikaner...) als vielmehr am Fehlen von erfolgreichen Sportlern in der Breite klassischer Disziplinen fest - und Leichtathletik und Schwimmen besitzen da meiner Meinung nach noch mal eine besondere Rolle, weil hier sehr basale Bewegungen wie Laufen und Schwimmen ausgeübt werden.

Und der Hauptgrund für das schwache Abschneiden ist meiner Meinung nach in erster Linie, dass es für junge Sportler schlicht eine rationale Entscheidung ist, den leistungsorientierten Sport aufzugeben und sich auf andere Dinge zu konzentrieren, weil er nicht honoriert wird. Bei mir in der Stufe bzw. Schule im allgemeinen waren zahlreiche Leute in LA, Schwimmen, Kanu, Rudern oder Radsport auf Landesmeisterschaftsniveau aufwärts aktiv, die meisten haben in der 11. Klasse, also Beginn der abiturelevanten Schulzeit oder etwas später, zur Studienzeit aufgehört "um sich darauf zu konzentrieren", verschärft in den G8-Jahrgängen weil es mit dem völlig chaotischen Nachmittagsunterricht auch einfach schwierig wurde, sich an Trainingszeiten zu halten. Das finde ich schon ein Problem, auch wenn mir klar ist, dass die Diskussion 2024 wieder geführt wird.

Von dem bereits angesprochenen Problem der kaputtgesparten Infrastruktur für LA und Schwimmen insbesondere ganz zu schweigen.

Rolle und Ansehen des Sports spielt übrigens durchaus auch eine Rolle zur Bereitschaft, dutzende Kilometer Straße für Triathlon- und Radwettkämpfe zu sperren....

PS: Es gibt echt nichts deutscheres, als Sportförderung mit Klimaschutz zu verknüpfen, nachdem Motto "wie viele Bäume können wir statt der Laufbahn pflanzen" ...

JENS-KLEVE 10.08.2021 09:49

Zitat:

Zitat von bentus (Beitrag 1616119)
Warum „soll/muss“ Deutschland bei Olympia erfolgreich sein?

Aus Antrieb, Ehrgeiz… Leidenschaft

Oder bist du eher der Typ „Jeder in unserer Klasse ist Sieger. Kai-Sören, du bist 18. Gewinner!“:liebe053: :liebe053:

Oscar0508 10.08.2021 19:41

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1616262)
Aus Antrieb, Ehrgeiz… Leidenschaft

Oder bist du eher der Typ „Jeder in unserer Klasse ist Sieger. Kai-Sören, du bist 18. Gewinner!“:liebe053: :liebe053:

Da formulierst du zu kurz.
Geh mal nach Lensahn.... da ist auch der 18. Gewinner. Mit Antrieb, Ehrgeiz und Leidenschaft.
Da wurde doch die belgische Marathonläuferin gefeiert, die sich über den 24. (?) Platz freute.

JENS-KLEVE 10.08.2021 21:27

Zitat:

Zitat von Oscar0508 (Beitrag 1616386)
Da formulierst du zu kurz.
Geh mal nach Lensahn.... da ist auch der 18. Gewinner. Mit Antrieb, Ehrgeiz und Leidenschaft.
Da wurde doch die belgische Marathonläuferin gefeiert, die sich über den 24. (?) Platz freute.

Ich sprach vom Unterricht in einer Schulklasse, in der es keine Verlierer geben darf:Lachanfall:

An anderer Stelle lobte ich auch die Leistungen der deutschen Marathon Läufer. Es ging aber um Sportförderung, Talentschmieden, Breitensport und Mentalität. Sport und Wettkampfsport wird in Deutschland nur auf Fußball reduziert. Das ist traurig.

bentus 10.08.2021 23:04

Hintergrund meiner Frage war, dass ich keine Notwendigkeit einer staatlichen Spitzensportförderung sehe.

Die Argumente pro staatlicher Spitzensportförderung sehe ich nicht wirklich. Oftmals wird die Vorbildsfunktion der Spitzensportler für die Breitensportler angeführt. Aber warum müssen Vorbilder Deutsch sein? Sind deutsche Sportler so wichtig als Vorbildsfunktion? Reichen hier nicht die internationalen Spitzensportler? Als konkretes Beispiel, wenn ich einen Marathon laufen will, nehme ich mir dann Richard Ringer als Vorbild oder Eliud Kipchoge?

Auch sehe ich nicht, dass Geld welches in den Spitzensport fließt, Strukturen für den Breitensport/Leistungssport schafft. Wäre das Geld nicht besser verteilt wenn die Verbände es für Aktivierung von Mitgliedern, beispielsweise jährliche neue Verbandsmitglieder oder ähnliches bekommen anstatt für Olympiamedaillen?
Meine persönliche Wahrnehmung ist, dass die Gelder sehr exklusiv verteilt werden. Möglichkeiten die Sportanlagen an Stützpunkten zu nutzen sind quasi nicht vorhanden. Dann lieber ein Schwimmbad für alle Sportler in der Stadt bauen.

Die internationale patriotische Darstellung und indirekte Propaganda dargestellt durch internationale Erfolge deutscher Leistungssportler hat Deutschland meiner Meinung nach nicht nötig. Ich persönlich verstehe nicht wie man Stolz auf eine Sportler sein kann und sich als Teil dessen Erfolges fühlt nur weil man den gleichen Pass besitzt. Stolz bin ich auf meine eigenen Leistungen und auf Dinge für die ich etwas getan habe, nicht weil ich die gleiche Staatsbürgerschaft wie erfolgreiche Leute haben.

Gleichzeitig lehrt auch die Vergangenheit, dass staatliche Sportförderung auch erschreckende Ausmaße annehmen kann (Staatsdoping, DDR als Beispiele).

Ich bin nicht dagegen, dass deutsche Sportler bei Olympia starten. Aber ich bin gegen staatlicher Spitzensportförderung. Die Gelder sind in anderen Bereichen besser angelegt. Man kann wie schon vorgeschlagen Verbände für gute Breiten/Leistungssport Arbeit, Trainerausbildung, Sportstätten fördern.

NBer 11.08.2021 09:51

Zitat:

Zitat von bentus (Beitrag 1616405)
......Aber warum müssen Vorbilder Deutsch sein? Sind deutsche Sportler so wichtig als Vorbildsfunktion? Reichen hier nicht die internationalen Spitzensportler? Als konkretes Beispiel, wenn ich einen Marathon laufen will, nehme ich mir dann Richard Ringer als Vorbild oder Eliud Kipchoge?......

Die Frage ist aber...wenn Ringer genauso gut und erfolgreich wäre wie Kipchoge....wer wäre dann wohl dein Vorbild? Wenn du diese Frage ehrlich beantwortest erkennst du, dass erfolgreiche deutsche (Spitzen)sportler durchaus die Vorbildwirkung haben.

HerrMan 11.08.2021 10:01

Zitat:

Zitat von bentus (Beitrag 1616405)
Hintergrund meiner Frage war, dass ich keine Notwendigkeit einer staatlichen Spitzensportförderung sehe. .

Wie hältst du es mit der staatlichen Förderung der Hochkultur?

Hafu 11.08.2021 10:25

Zitat:

Zitat von OhneRad (Beitrag 1616251)
...

:Blumen:

Sehr schön formuliert.

Ich halte deutsche Spitzensportler auch für sehr wichtig als Vorbilder für den Breitensport. Selbst bin ich zwar auch so aufgestellt, dass ich Leistungen von Kipchoge, Ingebrigtsen oder Yee als ausgesprochen inspierend empfinde, aber für den Durchschnittsdeutschen gilt dies sicher nicht so, wenn ich die jeweiligen Schlagzeilen in den Medien nach einer Medaille der o.g. Athleten vs. nach Medaillen eines x-beliebigen deutschen Athleten innerhalb der letzten zwei Wochen Revue passieren lasse.
Es hilft ja nichts, wenn man stets die eigenen Einstellungen als beispielhaft für die gesamte Gesellschaft annimmt.

Im Vergleich zu dem, was sich der Staat sonst so alles an Ausgaben und Subventionen leistet, sind die paar Milliarden die die Spitzensportförderung in Deutschland kostet, reine Peanuts und fallen im Bundeshaushalt absolut nicht ins Gewicht.

Es ist hoch optimistisches Wunschdenken, dass im Spitzensport eingespartes Geld tatsächlich dem Breitensport direkt zu Gute käme. In der Realität würde man damit eher irgendwelche Unternehmenssteuern senken oder den Steurzuschuss für die Rentenkasse um ein paar Promille erhöhen.

Natürlich ist es auch nach diesen Olympischen Spielen sinnvoll, nochmal ernsthaft nach zu denken, ob man wirklich weiter nach dem Gießkannenprinzip alle olympischen Sportarten mit Grundsockelbeiträgen unterstützten muss, oder nicht besser- so wie andere Länder wie z.B. GB- Sportarten ohne deutsche Medaillenchancen so gut wie gar nicht und Sportarten mit Medaillenchancen umso mehr unterstützen sollte. Und man darf natürlich auch gerne darüber nachdenken, ob man in weiteren Details die Sportförderung optimiert. Aber alles in allem finde ich, dass Deutschland trotz suboptimaler Plazierung im Medaillenspiegel ganz gut dasteht.

Immerhin ist bei diesen Spielen kein deutscher Sportler als Doper negativ aufgefallen und das deutsche Innenministerium unterstützt das System engmaschiger Trainingskontrollen deutlich umfangreicher, als es andere Staaten tun. Wenn man die Güte eines Sportfördersystem alleine am Medaillenspiegel messen will, wäre es natürlich das Einfachste, beim Thema Doping einfach mal nicht so genau hinzusehen und hier selektiv die Mittel zu kürzen. Und dass dies nicht passiert, finde ich gut.

qbz 11.08.2021 10:47

Wen es interessiert, hier eine aus dem Jahre 2008 stammende Vergleichsstudie der Struktur und Effizienz der Spitzensportförderung über einige ausgewählte europäische Länder vom Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages. DE verfolgt zwischen zentral organisierten Strukturen (Frankreich) und vorwiegend vereinsbasierten (Finnland) quasi einen Mittelweg.
Die Förderung des Spitzensports im internationalen Vergleich

Die staatlichen Mittel für den Spitzensport sind wie Hafu schreibt wirklich Peanuts, allerdings kann die Art der Förderungs- und Trainingsstrukturen durchaus auch den Breitensport beeinflussen so wie in Finnland z.B..

Necon 11.08.2021 11:06

Da die USA als positives Beispiel gebracht wurde wenn es um Sportförderung geht.
Hier ein spannendes Video wie es im Schwimmsport aussieht und welche finanziellen Mittel nötig sind um es zu schaffen.

https://www.youtube.com/watch?v=OAFc_CA2YQg

Schwimmstunden für Kinder mit 350 Dollar/Monat
NCAP Clubmemebership 5860 Dollar pro Jahr
usw

Geschätzt werden Kosten zwischen 16-40.000 Dollar für die Kinder bis sie ins College kommen.

abc1971 11.08.2021 11:23

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1616448)
:Blumen:

....

Im Vergleich zu dem, was sich der Staat sonst so alles an Ausgaben und Subventionen leistet, sind die paar Milliarden die die Spitzensportförderung in Deutschland kostet, reine Peanuts und fallen im Bundeshaushalt absolut nicht ins Gewicht.

...

Die Stadt Köln subventioniert jedes Opernticket durchschnittlich mit 500 EUR.
Hält man die Hochkultur für förderungswürdig, ist es der Sport allemal.
Sprt ist sozialer Klebstoff in unserer immer mehr individualisierenden Gesellschaft. Spitzenleistungen schieben immer noch den Breitensport an, siehe Tennis Boom nach Becker/Graf, Entwicklung im Radsport nach Jan Ullrich, Zulauf in den Vereinen nach Gewin der Handball WM oder Fussball WM.
Keine Frage: Spitzensport ist wichtig für den Breitensport

abc1971 11.08.2021 11:26

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1616448)
:Blumen:

...

Natürlich ist es auch nach diesen Olympischen Spielen sinnvoll, nochmal ernsthaft nach zu denken, ob man wirklich weiter nach dem Gießkannenprinzip alle olympischen Sportarten mit Grundsockelbeiträgen unterstützten muss, oder nicht besser- so wie andere Länder wie z.B. GB- Sportarten ohne deutsche Medaillenchancen so gut wie gar nicht und Sportarten mit Medaillenchancen umso mehr unterstützen sollte. Und man darf natürlich auch gerne darüber nachdenken, ob man in weiteren Details die Sportförderung optimiert. Aber alles in allem finde ich, dass Deutschland trotz suboptimaler Plazierung im Medaillenspiegel ganz gut dasteht.

...

Kann und sollte man drüber nachdenken
Ist Erfolg nicht aber auch eine Momentaufnahme und insofern vielleicht nicht als Maßstab für Förderung geeignet? Nach diesem Grundatz wäre es wohl in Deutscghland schwierig, ein so langfristiges Projekt an den Start zu bringen, wie es Norwegen mit dem Triathlon-projekt vor rund 10 Jahren gemacht hat, oder?

bentus 11.08.2021 11:27

Ich finde USA als so positives Beispiel fragwürdig. Klar gibt es dort teilweise guten Highschool und College Sport aber wie sieht es für die Bevölkerung danach aus? Es gibt quasi keinen Vereinssport und gerade nach dem College sieht es für die meisten sportlichen Karrieren düster aus. Nach meinen persönlichen Erfahrung sehe ich auch nicht, dass die vielen Medaillen und der erfolgreiche College Sport dort die Bevölkerung zu aktivem Sport motiviert. Ich glaube im Schnitt machen die Amerikaner deutlich weniger Sport und ich sehe keine positive Korrelation von Medaillen und Sport in der normalen Bevölkerung.

bentus 11.08.2021 11:29

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1616448)
:Blumen:

Sehr schön formuliert.

Ich halte deutsche Spitzensportler auch für sehr wichtig als Vorbilder für den Breitensport. Selbst bin ich zwar auch so aufgestellt, dass ich Leistungen von Kipchoge, Ingebrigtsen oder Yee als ausgesprochen inspierend empfinde, aber für den Durchschnittsdeutschen gilt dies sicher nicht so, wenn ich die jeweiligen Schlagzeilen in den Medien nach einer Medaille der o.g. Athleten vs. nach Medaillen eines x-beliebigen deutschen Athleten innerhalb der letzten zwei Wochen Revue passieren lasse.
Es hilft ja nichts, wenn man stets die eigenen Einstellungen als beispielhaft für die gesamte Gesellschaft annimmt.

Im Vergleich zu dem, was sich der Staat sonst so alles an Ausgaben und Subventionen leistet, sind die paar Milliarden die die Spitzensportförderung in Deutschland kostet, reine Peanuts und fallen im Bundeshaushalt absolut nicht ins Gewicht.

Es ist hoch optimistisches Wunschdenken, dass im Spitzensport eingespartes Geld tatsächlich dem Breitensport direkt zu Gute käme. In der Realität würde man damit eher irgendwelche Unternehmenssteuern senken oder den Steurzuschuss für die Rentenkasse um ein paar Promille erhöhen.

Natürlich ist es auch nach diesen Olympischen Spielen sinnvoll, nochmal ernsthaft nach zu denken, ob man wirklich weiter nach dem Gießkannenprinzip alle olympischen Sportarten mit Grundsockelbeiträgen unterstützten muss, oder nicht besser- so wie andere Länder wie z.B. GB- Sportarten ohne deutsche Medaillenchancen so gut wie gar nicht und Sportarten mit Medaillenchancen umso mehr unterstützen sollte. Und man darf natürlich auch gerne darüber nachdenken, ob man in weiteren Details die Sportförderung optimiert. Aber alles in allem finde ich, dass Deutschland trotz suboptimaler Plazierung im Medaillenspiegel ganz gut dasteht.

Immerhin ist bei diesen Spielen kein deutscher Sportler als Doper negativ aufgefallen und das deutsche Innenministerium unterstützt das System engmaschiger Trainingskontrollen deutlich umfangreicher, als es andere Staaten tun. Wenn man die Güte eines Sportfördersystem alleine am Medaillenspiegel messen will, wäre es natürlich das Einfachste, beim Thema Doping einfach mal nicht so genau hinzusehen und hier selektiv die Mittel zu kürzen. Und dass dies nicht passiert, finde ich gut.



Man kann ja auch Profi/Spitzensportler außerhalb der Verbände sein. Dein Sohn ist doch bestes Beispiel dafür. Klar hat er auch im Nachwuchsbereich von den Verbänden profitiert, aber sind dafür Stützpunkte notwendig? Ich habe ja nix gegen Profisport, der muss sich dann aber halt selbst tragen. Ich sehe halt keine staatliches Interesse an der Spitzensportförderung, auch wenn es absolut gesehen nicht viel Geld ist.

captain hook 11.08.2021 11:32

Vielleicht sollte man die Förderung mal daraufhin untersuchen, wo sie nötig ist und wo sie eh auf hochprofessionellen Strukturen trifft. Kommerzsportarten wie Fußball, Tennis oder Golf sehe ich nicht in der Verantwortung des Staates. Vom Kugelstoßen oder Gewichtheben hingegen wird man in D hingegen kaum leben können und auch außerhalb des Verbandssports kaum gute Bedingungen vorfinden.

MatthiasR 11.08.2021 12:27

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1616448)
Im Vergleich zu dem, was sich der Staat sonst so alles an Ausgaben und Subventionen leistet, sind die paar Milliarden die die Spitzensportförderung in Deutschland kostet, reine Peanuts und fallen im Bundeshaushalt absolut nicht ins Gewicht.

Ich kenne zwar die Zahlen nicht, aber das ist doch bestimmt ein Tippfehler und soll Millionen heißen?!

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1616448)
Natürlich ist es auch nach diesen Olympischen Spielen sinnvoll, nochmal ernsthaft nach zu denken, ob man wirklich weiter nach dem Gießkannenprinzip alle olympischen Sportarten mit Grundsockelbeiträgen unterstützten muss, oder nicht besser- so wie andere Länder wie z.B. GB- Sportarten ohne deutsche Medaillenchancen so gut wie gar nicht und Sportarten mit Medaillenchancen umso mehr unterstützen sollte.

Und wie legt man diese Unterscheidung fest? Mal davon abgesehen, dass das ja zumindest zum Teil auch ein Henne-Ei-Problem ist, woher weiß man denn, in welchen Sportarten Deutschland keine Medaillenchancen hat? Im Langstreckenlauf z.B. (natürlich nicht nur da) kann sich die Situation durch Zuwanderung schnell ändern, ich verweise nur auf die Beispiele Mo Farah, Sifan Hassan oder (für DE) Melat Kejeta und Amanal Petros.
Oder vielleicht stellt sich morgen raus, dass wir ein Ausnahmetalent im Bogenschießen, Boxen, Klettern oder Skateboarden haben? Nur dummerweise werden diese Sportarten nicht mehr gefördert ...
Und willst du dann die Förderung fürs Fechten einstellen?

Gruß Matthias

LidlRacer 11.08.2021 12:38

Zitat:

Zitat von MatthiasR (Beitrag 1616507)
Ich kenne zwar die Zahlen nicht, aber das ist doch bestimmt ein Tippfehler und soll Millionen heißen?!

Hier steht was von ca. 300 Mio. vom Bund:
https://www.deutschlandfunk.de/haush...icle_id=488318

Gibt's daneben evtl. noch andere Geld-Töpfe?

NBer 11.08.2021 13:02

Zitat:

Zitat von bentus (Beitrag 1616482)
Man kann ja auch Profi/Spitzensportler außerhalb der Verbände sein. Dein Sohn ist doch bestes Beispiel dafür.....

Wobei man zwischen olympischen und nichtolympischem Sport unterscheiden muss. Profi zb über die Olympische Distanz zu machen ist ohne Verbandsstrukturen kaum möglich. Oder anders....wenn ich gut genug für Profi über die OD bin, bekomme ich sowieso Angebote aus den Strukturen, die man kaum ablehnen wird.

Hafu 11.08.2021 13:16

Zitat:

Zitat von MatthiasR (Beitrag 1616507)
Ich kenne zwar die Zahlen nicht, aber das ist doch bestimmt ein Tippfehler und soll Millionen heißen?!
...

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1616512)
Hier steht was von ca. 300 Mio. vom Bund:
https://www.deutschlandfunk.de/haush...icle_id=488318

Gibt's daneben evtl. noch andere Geld-Töpfe?

Naja, es gibt die Geldtöpfe der Gehaltszahlungen an Sportsoldaten, Spitzensportler beim Bundesgrenzschutz und Sportfödergruppen bei der Polizei, wo ebenfalls etliche Spitzensportler formal angestellt und damit finanziell versorgt sind, ansonsten aber weitgehend für Training und Wettkämpfe freigestellt sind.

Wieviel diese Gehälter in der Summe ausmachen kann ich auswendig nicht sagen, aber ich würde da auch schon nochmal etliche Zig-Milionen vermuten.

Und daneben gibt es noch die Spitzensportförderung aus Verbandsmitteln und die Förderung durch die Länder (über die jeweiligen Landessportverbände). Der Triathlon-Stützpunkt in Nürnberg, wo die Olympiastarterin Anabel Knoll sowie auch mein Sohn trainieren, ist erst seit zwei oder drei Jahren "Bundesnachwuchsstützpunkt" mit Anspruch auf Fördermittel des Bundes. Davor (rund 6 Jahre lang) wurden die Trainer dort ausschließlich vom BTV (über Startpasseinnahmen und Wettkampflizenzzeinnahmen) und BLSV bezahlt und ich würde vermuten, dass es solche regionalen Fördermaßnahmen auch in anderen Sportarten und anderen Bundesländern gibt.

HerrMan 11.08.2021 13:24

Innenministerium 317 Mio und Verteidigung 186 Mio.

NBer 11.08.2021 13:26

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1616530)
.......ist erst seit zwei oder drei Jahren "Bundesnachwuchsstützpunkt" ......

Bundesstützpunkt ;-)
Bundesnachwuchsstützpunkte wurden ersatzlos abgeschafft.

Hafu 11.08.2021 13:42

Zitat:

Zitat von NBer (Beitrag 1616533)
Bundesstützpunkt ;-)
Bundesnachwuchsstützpunkte wurden ersatzlos abgeschafft.

Hast Recht.:Blumen:

(ich rede aber auch immer noch von A-, B- und C-Kader, obwohl es die auch längst nicht mehr gibt da ich mir die neuen Bezeichnungen nicht merken kann)

Helmut S 11.08.2021 13:46

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1616448)
[...]ob man wirklich weiter nach dem Gießkannenprinzip alle olympischen Sportarten mit Grundsockelbeiträgen unterstützten muss, oder nicht besser- so wie andere Länder wie z.B. GB- Sportarten ohne deutsche Medaillenchancen so gut wie gar nicht und Sportarten mit Medaillenchancen umso mehr unterstützen sollte.

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1616465)
Wen es interessiert, hier eine aus dem Jahre 2008 stammende Vergleichsstudie der Struktur und Effizienz der Spitzensportförderung über einige ausgewählte europäische Länder vom Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages.

Mittlerweile hat sich das ja geändert - der Drops ist gelutscht. Ende 2016 ist die Leistungs-/Spitzensportreform verabschiedet worden. Ziel ist es neben einer Restrukturierung der Kader und BSP, LZ etc pp (hat mWn überwiegend bereits statt gefunden), diejenigen olympischen Sportarten besser zu fördern, die Potential für eine Medaille haben. Soweit ich mich erinnere sprach man von "... in den nächsten 1-4 Jahren...". Dementsprechend sind die Bewertungs- und Förderzyklen ausgelegt. Aktuell befinden wir uns - wen wundert es - im Zyklus 2021-2024 :Lachen2:

Anstatt den Spitzenverbänden einen Grundförderung auf Basis Anzahl Medaillen, Anzahl Athleten und Anzahl Wettbewerbe zukommen zu lassen, werden diejenigen Sportarten gefördert, die Erfolge, Perspektiven und aufgebaute Strukturen vorweisen können. Dazu gibt es das sog. PotAS, das Potentialanalysesystem und die PotAS Kommission.

Ich sehe das PotAS kritisch. Abgesehen das es (zumindest Anfangs) solche Blüten treibt (trieb) wie Badminton ist plötzlich auf Platz 1 und Rudern auf dem letzten Platz :Cheese: geht es an den Problemen insofern vorbei, als dass es mit einer "klügeren" (hahaha) Verteilung von Geld langfristig zu mehr Erfolg käme.

Medaillen zu gewinnen oder eben nicht beginnt doch schon damit, dass Sportstunden in der Schule ausfallen, dass Sportstätten in schlechtem Zustand sind, dass viele Vereine aus verschiedenen Gründen zu wenig qualifizierte Angebote (zB ausgebildete Trainer) bereits im Kindesalter machen können. Man braucht doch zunächst eine riesige breitensportliche Basis im Kindesalter um die Talente zu erhalten, die dann auch von den talentiertesten Trainern unter Hochleistungsbedingungen trainiert werden können usw. usw. Von dem gesellschaftlichen Kontext, in dem das stattfinden muss, mal abgesehen.

Der erste Schritt der Spitzensportförderung mit dem Ziel Medaillen ist eine massive Breitensportförderung und Verankerung von Leistungssport als Wert in der Gesellschaft. Und hier spricht man über einen Zeitraum von Jahren sicher über ein Milliardenbudget.


:Blumen:

captain hook 11.08.2021 14:33

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1616536)
Man braucht doch zunächst eine riesige breitensportliche Basis im Kindesalter um die Talente zu erhalten, die dann auch von den talentiertesten Trainern unter Hochleistungsbedingungen trainiert werden können usw. usw. :

Und dafür müsste man auch aktive Talentsichtung betreiben. "Gewinne" daraus liegen allerdings dann halt im Bereich von in 10 Jahren plus X. Wenn man 5 Jahre für die Einführung braucht 15 Jahre plus X. Und man müsste sich auch darum bemühen die Talente in die Sportarten zu "bekommen", wo man sie braucht und wo die Talente liegen.

Angenommen man hat heute einen super Sprinter, der auch ein bisschen Fußball spielen kann. Mit welchem Argument will man den heute in D dazu bewegen Sprinter in der LA zu werden? Vermutlich wird er Stand heute beim Fußball landen.


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