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Worin besteht jetzt da genau der strukturelle Unterschied zur Religion? |
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Allerdings, wenn Papst Franziskus (der Gute und Wahrhaftige! :bussi: ) einen Priester hinauswirft, weil dieser sich als schwul zu erkennen gab, dann besteht keinerlei Klärungsbedarf über Begriffe oder "philosophische Traditionen". Wir wissen auch ohne diese Hilfsmittel, wie es gemeint ist. Weiterhin, wenn Bischof Overbeck im TV wiedermal gegen alle hetzt, die seinem engstirnigen Weltbild nicht entsprechen, dann muss ich mir kein mittelalterliches Sprachlexikon besorgen, um zu verstehen, was er meint. Offenbar verstehen wir ihren Kontext ganz passabel. ![]() Komischerweise haben diese Herren keinerlei Schwierigkeiten damit, sich verständlich auszudrücken, wenn es darum geht, anderen eins auszuwischen oder ihre eigenen Pfründe zu sichern. Aber sobald ihre eigenen Grundlagen infrage gestellt werden, beginnt ein nebulöses Schwurbeln und Raunen, und plötzlich verschwimmt die Realität vor unser aller Augen zu einem nicht mehr identifizierbaren Brei aus Worthülsen und Allgemeinplätzen. |
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Sprechen wir jetzt über den vermeintlichen Wahrheitsanspruch oder Steuerprivilegien? Wenn über Letzteres: Worin genau unterscheidet sich das Steuerprivileg des Bischof strukturell von dem des z.B. Selbständigen, bestimmter gesellschaftstechtlicher Konstruktionen oder jedes anderen, der aus bestimmten Gründen in der Unterscheidung zahlen/nicht zahlen bzw. Ressourcen bekommen/nicht bekommen ein Privileg genießt? |
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Ich sprach vom Realitäts- und Wissensbegriff im theolog. Kontext. In welcher Verbindung sollen dazu die von Dir angesprochenen Punkte stehen? |
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Es ist aus meiner unmaßgeblichen Sicht die Aufgabe der Religionen, sich selbst zu entrümpeln. Maria sei durch den Heiligen Geist durch’s Ohr geschwängert worden – damit kann man sich im Jahr 2017 nicht ernsthaft auseinander setzen. Gibt es Hexen? Niemand lieferte je einen Beweis. Hat der Schöpfer des Universums, das aus hunderten Milliarden Galaxien mit jeweils hundert Milliarden Sonnen besteht, eine Abneigung gegen Sex vor der Ehe? Totaler Bullshit. Sokrates, Einstein, Gandhi, die Geschwister Scholl und viele mehr, vielleicht auch Jesus, waren Geschenke für die Menschen. Mich würde interessieren, was Jesus damals gemeint hat – auch wenn ich seine Ansichten niemals auf die heutige Zeit übertragen wollte, in der er rückständig und (sorry) primitiv wirken muss. Er war, gemessen an heutigen Maßstäben, schrecklich ungebildet; er irrte sich in vielen Dingen und war in religiösen Angelegenheiten übereifrig, an der Grenze zum Fanatismus. Dennoch würde mich interessieren, was er wollte. Die sakrale Überhöhung, und, damit einhergehend, die Bullshitisierung seiner Motive ist sehr bedauerlich und allein das Werk der Kirche. Es ist ihre Schuld, dass wir heute über so unsäglichen Quatsch wie die Jungfräulichkeit seiner Mutter (!) diskutieren, anstatt wirklich spirituelle Fragen. Am Hymen Marias ist de facto gar nichts spirituell. |
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Wenn Bischof Overbeck im TV spricht, dann spricht er so, dass er verstanden wird, und zwar im Kontext seiner Zuhörer und dem "Hier und Jetzt". Sollte er in einem für die Zuschauer nebulösen Kontext reden, dann wird man ihn auffordern, sich verständlich auszudrücken. Falls er das nicht kann, geht die Debatte ohne ihn weiter. Der Kontext ist völlig klar. Ob Gott die Welt erschaffen hat, interessiert nur in diesem heute verständlichen Kontext, nämlich, ob er die Welt erschaffen hat. Niemand will einen Exkurs über die Worte "Welt" und "Erschaffung" hören. Hat er sie geschaffen oder nicht? Wenn der Klerus nicht imstande ist, darauf eine klare Antwort zu geben, dann ist der Klerus nicht Teil der Debatte. |
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Die Bemühung um eine wohldefinierte Terminologie halte ich dagegen für sehr wünschenswert, vernahm aber diesbezüglich bis jetzt von Seiten der Religionskritiker eine überwiegend ablehnende bis destruktive Haltung. |
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Da steckt doch System dahinter. Kritiker im Keim ersticken und auf jeden Fall eine fassbare Angriffsfläche vermeiden. Ich befürchte nur, das solche Menschen irgendwann sehr einsam sterben werden. |
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Wäre die Erklärung über die Entstehung der Erde eine "spezifisch religiöse" Sache? |
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Ich weiß ja nicht, ob es nur mir so geht, aber ich halte die Vorstellung von der Schöpfung der Welt für eine ausgesprochen schwierige Vorstellung. Vor allem ist sie mir alles andere als klar und hat für mich viel eher einen rätselhaften Charakter. Die Annahme, daß ein Theologe mit den Worten „Gott ist der Schöpfer der Welt“ etwas anderes meint als ein moderner Atheist halte ich weiterhin für nicht unplausibel. (Ein konsequenter Atheist müßte diesen Satz als unsinng beurteilen, nicht als falsch.) |
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Dagegen hat die religiöse Erklärung keinen Platz für Hypothesen und Beweise. Auf Empirisches nimmt sie generell wenig Rücksicht. Sie bietet stattdessen ein intuitiv mehr oder weniger anschauliches Bild, das eine überempirische Ordnung repräsentieren soll. Dieses ist in sich geschlossen und nicht offen für Veränderungen. Vorteile zur praktisch-technischen Naturbeherrschung sind daraus nicht zu erwarten. Es werden aber normative Ansprüche und ein fester Rahmen für das praktisch-ethische Leben abgeleitet. usw. usf. Wir sehen: Beides nennt sich Erklärung und doch sind sie so verschieden in ihren Ansprüchen. |
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Papst Pius der Viertelvorzwölfte hat sich ausführlich dazu geäußert, dass das Christentum auf faktischen Wahrheiten beruht, also nicht auf Mythen oder Legenden: Klartext: Papst Pius sagt, die beiden Testamente (und damit auch die Genesis-Berichte) sind keine mythischen Erfindungen. Er beansprucht stattdessen eine faktische Wahrheit. Das bedeutet, dass es nicht ausreicht, auf die Frage nach einer "Erklärung über die Entstehung der Erde" einfach irgendeine Antwort zu geben. Wenn es eine religiöse Erklärung im Sinne des römisch-katholischen Christentums sein soll, und wenn wir den Äußerungen des genannten Papstes folgen, dann gehört das Kriterium der Wahrheit zwingend dazu. Ansonsten wären es mystische Erfindungen (und damit Ketzerei); aber Papst Pius sagt, es wären keine mystische Erfindungen in der Bibel enthalten. Eine religiöse Erklärung hat also dieselbe Verwundbarkeit und denselben Prüfstein wie die Wissenschaft, nämlich die Wahrheit. Wenn Du sagst, es sei eben eine "mystische Wahrheit" oder eine "legendarische Wahrheit", dann bist Du ein Ketzer. Das wiederum bedeutet, dass die Position unhaltbar ist, man hätte es eben mit zwei unterschiedlichen Systemen zu tun, einem wissenschaftlichen und einem religiösen System. Denn egal wie unterschiedlich die Systeme anfangs sein mögen: Spätestens die Erfordernis der Wahrheit führt beide Systeme wieder zusammen. |
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Zur Klärung undeutlicher Begriffe oder Vorgänge frage ich häufig nach einem konkreten Beispiel, bekomme aber nie eine Antwort. Beispiel: "Übernatürliches Phänomen". :Blumen: |
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Er gehört zu der Reihe der philosophischen Begriffe (Substanz, Realität, Wissen, usw.), die von Theologen systematisch anders verwendet werden als von Naturwissenschaftlern. |
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Schau zur Übersicht zum Wahrheitsbegriff einmal bei Wikipedia nach, der Eintrag beginnt hier so: "Dem Begriff Wahrheit werden verschiedene Bedeutungen zugeschrieben ..." Sodann werden allein für die religiösen Systeme 5 Wahrheitsbegriffe unterschieden. In der Realität werden es noch viel mehr sein, die unterschieden werden müssten. Dazu kommen Wahrheitsbegriffe in der Philosophie, Sozialwissenschaft, Rechtswissenschaft, Naturwissenschaft, Erzählforschung etc. Und in jedem dieser Kontexte kommt die historische Dimension dazu ... Aus meiner Sicht duckt sich weg bzw. simplifiziert unnötigerweise, wer diese Komplexität eindimensional und autoritär auf einen Kontext reduziert. |
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Über einzelte Bibelstellen und Ergüsse eines Klerikers zu diskutieren ist sinnlos, solange die eigentliche(n) Fragestellung(en) unklar ist/sind. Mir ist nicht ganz klar, worum es (der Atheistenfraktion) eigentlich geht: - Den Beweis, dass es keinen (also gar keinen) Gott bzw. nichts Übersinnliches geben kann, also alle Gläubigen mit ihrem jeweiligen Glauben falsch liegen? - Die Frage ob und wie ein Gottesbeweis erfolgen kann/darf/muss? - Den Beweis, dass der christliche Glaube falsch ist (weil er auf einem fehlerbehafteten Buch beruht)? - Den Beweis, dass die Kirche mit ihrer Lehre falsch liegt? - Den Nachweis, dass die meisten Christen keine Ahnung haben, an was sie eigentlich glauben, ihr Glaube somit irrational/sinnlos/unüberlegt/... ist? - Was Wahrheit ist und wie diese bestimmt/auseglegt werden kann/darf? - ... Was soll z.B. mit den Ergüssen eines Papstes aus dem 19. Jahrhundert, die vermutlich nur eine im niedrigen Prozentbereich anzusiedelnde Anzahl der Gläubigen kennt, bewiesen werden? Solange nicht klar ist, worüber diskutiert wird und diese Fragen möglichst klar voneinander getrennt werden, lohnt es sich nicht, auf einzelne Punkte einzugehen. M. |
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Wurde an anderer Stelle bereits erwähnt: eine Diskussion die niemals konkret wird, läuft irgendwann ins Leere und macht aus meiner Sicht keinen Sinn. Wir können doch nicht ständig jedes einzelne Wort solange umdeuten und interpretieren, bis alles zum Erliegen kommt. Da wünsche mir etwas mehr Bodenständigkeit, die hier scheinbar so manch einem verloren gegangen ist. Ich frage mich dann schon, wie Eure Diskussion im Kreise Eurer Familie aussehen mögen. |
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Was hat das Eine mit dem Anderen zu tun? Aus meiner Sicht: nichts! Deine Fragestellungen finde ich sehr sympathisch und zeigen in der Frage auch schon die Antwort. Sehr praktisch. |
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Nehmen wir an, Jörn hält Religion für eine Erfindung von Dichtern und stößt auf das Papstzitat, so ergeben sich für ihn zwei logische Möglichkeiten: 1. Der Papst verwendet die Begriffe Wahrheit, Dichtung, usw. genauso wie Jörn und liegt mit seiner Behauptung falsch. 2. Der Papst verwendet die Begriffe anders. Sofern sich Jörn in diesem Fall auf die Begrifflichkeit nicht einläßt, indem er sich z. B. um eine Übersetzung in seine eigene Begrifflichkeit bemüht, kann die Behauptung des Papstes für ihn weder wahr noch falsch sein. Sie muß ihm dann sinnlos sein. ___ Zu leicht macht es sich, wer die zweite Möglichkeit ohne weitere Gründe ausschließt. Meiner Meinung nach kann ein Grund dafür die zweite Möglichkeit auszuschließen nur ein normativer sein, und nicht einer aus Erkenntnis. |
Der Wahrheitsbegriff und seine Definitionen sind völlig irrelevant. Nehmen wir an, es gäbe eine Wahrheitsdefinition, mit der ich redlich behaupten könnte, ich hätte im Jahr 2016 den IM auf Hawaii gewonnen (etwa im Traum), dann mag das es diese Definition geben. Aber kein Mensch würde sich darüber mit mir streiten, weil es nicht relevant ist.
Es ist völlig egal, ob die Behauptung des Klerus in einer seltsamen Parallel-Wahrheit irgendwie "wahr" sein könnte. Niemand will das wissen. Sondern es geht um die konkrete Wahrheit, die alle vernünftigen Leute gleichermaßen sehen und prüfen können. Nur das steht zur Debatte. Wenn in dieser normalen Wahrheit die Erde nicht von Gott geschaffen wurde, dann haben die Atheisten diese Debatte gewonnen. Wenn sich herausstellt, dass Sterne nicht wie kleine Flocken auf die Erde herabfallen können (wie die Bibel behauptet), und wenn die Atheisten daraufhin sagen, dass die Bibel fehlerhaft ist, dann haben die Atheisten diese Debatte gewonnen. Wenn die Historiker nachweisen, dass Jericho bereits eine Ruine war, als Gott die Stadt angeblich zerstört hat, sodass diese Bibelgeschichte falsch sein muss, dann haben die Historiker diese Debatte gewonnen. Die Philosophen im Thread bemängeln dauernd, dass (hier schon wieder!) verschiedene "Wahrheits-Ebenen" verglichen würden. Aber stattdessen sollten die Philosophen zur Kenntnis nehmen, dass nur die allgemein sichtbare und prüfbare Wahrheit überhaupt zur Debatte steht. |
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Sagte sich ja: eine normative Entscheidung. Auf der Ebene finde ich die Diskussion aber nicht spannend genug, da hier wohl kaum jemandem etwas grundsätzlich Neues erzählt wird, und überlasse das Feld anderen. |
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Sorry, aber an Pius IX wirst Du Dir die Zähne ausbeißen. :Blumen: |
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M. |
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"...Gilt das eigentlich für alle Religionen oder redest du nur über Christen? Du + Klugschnacker, ihr diskutiert das Thema anhand der Christen und Päbsten. Wie sieht das mit den anderen Weltreligionen aus, wo es kein Pabst gibt? |
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Deine Argumentation finde ich sehr interessant. Aber sie tut so, als gebe es eine Religionswelt neben der alltäglich von uns erfahrenen Realität; aber der religiöse Alltag findet doch mitten in dieser statt. |
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![]() Dass ich mich auf das Christentum beziehe, liegt einfach daran, dass ich mich dort am besten auskenne; außerdem bevorzuge ich schriftlich vorliegende Aussagen (etwa vom Papst oder anerkannten Theologen), damit klar ist, über was gesprochen wird. Scharlatanerie werfe ich jedoch allen Religionen vor. Scharlatanerie bedeutet, Wissen und/oder Fähigkeiten zu behaupten, die man nicht hat (oder nicht haben kann). Der Begriff impliziert auch eine Unterscheidung zwischen Tätern und Opfern. Ich habe nichts gegen den privaten Glauben einer Person einzuwenden; jedoch scheint mir bei offiziellen Vertretern und deren Äußerungen in den Medien eine offensive Konfrontation angebracht. |
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