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keko# 25.09.2023 23:12

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1723211)
Wie meinst Du das?

KI wird in vielen Branchen für niedrigere Löhne sorgen, der Staat als Geldverteiler wichtiger. Gut möglich, dass ein bedingtes Grundeinkommen kommen werden muss.

Schwarzfahrer 26.09.2023 07:09

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1723210)
Das wird zwangsläufig sowieso kommen müssen, weil menschliche Tätigkeiten an Wert verlieren werden und der Anteil der Bürgergeldempfänger (direkt oder indirekt) steigen wird.

Es ist aktuell tatsächlich so, daß die Zahl der Menschen, deren Lebensunterhalt von staatlichen Leistungen (mit)bestritten wird, stark ansteigt. Das ist aber kein Naturgesetz und auch nicht zwangsläufig, sondern einfach der aktuellen Politik geschuldet. Menschen vom Staat abhängig zu machen ist auf Dauer nicht sinnvoll, aber politisch hilfreich, da abhängige Menschen weniger aufbegehren.

Auch finde ich die formulierung "an Wert verlieren" falsch: der Wert dieser Tätigkeiten (z.B. in Pflege, Bildung, aber auch Produktion) ist für die Menschen m.M.n. sehr hoch, da überwiegend nicht durch Automatisierung oder KI zu ersetzen. Die dafür von der Gesellschaft bereitgestellten Mittel werden leider weniger, u.a. auch wegen der stetigen Ausweitung von Sozialtransfers, die auch noch dazu beitragen, die Motivation für mehr Arbeit zu senken, da das Zusatzeinkommen gegen die Sozialtransfers verrechnet wird.

Klugschnacker 26.09.2023 09:09

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1723221)
Die dafür von der Gesellschaft bereitgestellten Mittel werden leider weniger, u.a. auch wegen der stetigen Ausweitung von Sozialtransfers, die auch noch dazu beitragen, die Motivation für mehr Arbeit zu senken, da das Zusatzeinkommen gegen die Sozialtransfers verrechnet wird.

Die Menschen in den einkommensschwachen Berufen können nicht einfach mehr arbeiten. Das ist eine Sichtweise der Springerpresse, die häufig nicht den Realitäten entspricht.

Was sollen eine Kassiererin, ein Bauarbeiter, ein Kellner, eine Krankenschwester oder eine allein erziehende Mutter denn machen, wenn sie die ständig steigenden Mieten nicht aufbringen können? Ihre Arbeitszeiten und damit ihr Einkommen können sie nicht frei wählen.

Sozialtransfers nützen unserer Gesellschaft und sind aus meiner Sicht zu befürworten. Die Kinder allein erziehender Mütter sollen mit auf die Klassenfahrt gehen können und alle Chancen für eine gute Ausbildung erhalten. Der Vollzeit-Altenpfleger soll eine vernünftige Wohnung mieten können, andernfalls wird den Job keiner mehr machen wollen.

Last not least bleibt jeder Euro der Sozialtransfers nur vorübergehend bei den Empfänger:innen und fließt in kürzester Zeit zurück an die Gesellschaft. Dieses Geld wird schließlich vollständig ausgegeben und landet in unserem Wirtschaftskreislauf.

keko# 26.09.2023 09:26

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1723221)
Es ist aktuell tatsächlich so, daß die Zahl der Menschen, deren Lebensunterhalt von staatlichen Leistungen (mit)bestritten wird, stark ansteigt. Das ist aber kein Naturgesetz und auch nicht zwangsläufig, sondern einfach der aktuellen Politik geschuldet. Menschen vom Staat abhängig zu machen ist auf Dauer nicht sinnvoll, aber politisch hilfreich, da abhängige Menschen weniger aufbegehren. ....

Ich stimme dir im Grund in deinen Momentaufnahmen zu, aber ich habe den Eindruck, du suchst die Lösung in einer völligen Sackgasse.
Bsp: In Thüringen wurde über eine "Familienförderung" abgestimmt, die AfD war bekanntlich mit dabei. Nutznießer sind aber die Vermögenden, die mit Immobilien handeln. Fehlende Einnahmen müssen Eltern mit Kürzungen bei Schule und Kitas büßen. Die AfD spaltet "unten" und schiebt Geld nach oben. Siehst du das denn nicht? Ein typisches, rechtspopulistisches Muster. Es wundert mich, dass dies scheinbar immer noch zieht.

Genussläufer 26.09.2023 09:39

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1723214)
KI wird in vielen Branchen für niedrigere Löhne sorgen, der Staat als Geldverteiler wichtiger. Gut möglich, dass ein bedingtes Grundeinkommen kommen werden muss.

Ah, das ist gemeint. Danke :Blumen:

Ich stimme Dir hier grundsätzlich zu. Wir haben aber Sommer. Und wenn es 30 Grad sind, ziehst Du keine fettenStiefel an. Die holst Du raus, wenn es kalt ist und nicht, weil es aller Voraussicht nach in einigen Monaten kalt wird :Blumen:

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1723221)
Auch finde ich die formulierung "an Wert verlieren" falsch: der Wert dieser Tätigkeiten (z.B. in Pflege, Bildung, aber auch Produktion) ist für die Menschen m.M.n. sehr hoch, da überwiegend nicht durch Automatisierung oder KI zu ersetzen.

Das sind zwei Ebenen. Auf der einen Seite werden Arbeiten mit emphatischen Anteil sicher nicht oder deutlich weniger betroffen sein. Auf der anderen Seite betrifft es weniger den Wert der Arbeit. Der bleibt gleich. Es geht vielmehr um den Preis. Wenn für diverse Arbeiten mehr Angebot vorliegt, sinken die Preise. Auch der Arbeitsmarkt ist ein Markt. Wir sollten hier Wert und Preis auseinanderhalten.

Buffet hat es schön beschrieben: "Price is what you pay, value is what you get." Bezog sich zwar auf Aktien, trifft aber auch hier.

Genussläufer 26.09.2023 09:48

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1723229)
Nutznießer sind aber die Vermögenden, die mit Immobilien handeln. Fehlende Einnahmen müssen Eltern mit Kürzungen bei Schule und Kitas büßen. Die AfD spaltet "unten" und schiebt Geld nach oben. Siehst du das denn nicht? Ein typisches, rechtspopulistisches Muster. Es wundert mich, dass dies scheinbar immer noch zieht.

Ich lebe in Thüringen. Was Du schreibst, kann ich so hier um die Ecke gut beobachten, Zwei Ecken weiter sieht es anders aus. Warum? Du hast hier in den "größeren" Städten ein ähnliches Wählerverhalten wie in vielen anderen Städten. Thüringen ist aber ein Flächenland. Du hast hier einen beachtlichen Teil der Bevölkerung im ländlichen Raum. Und da ticken die Leute anders. Nicht weil sie rechts sind, sondern weil dort das Thema Eigenheim eine andere Priorität hat.*

Und das die Vermögenden die Nutznießer sind, ist wirklich eine Mär. Wer etwas Vermögen hat, plant das ganze eh als Sharedeal. Wer das nicht macht, ist ein Vollidiot. Also wenn es Profiteure gibt, sind es vermögende Vollidioten :Cheese:

*Natürlich gibt es dort auch klare rechte Gesinnungen, die weit über das konservative Spektrum hinausgehen. Die sind aber m.E. in der Minderheit.

Trimichi 26.09.2023 10:07

:Blumen:
Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1723214)
KI wird in vielen Branchen für niedrigere Löhne sorgen, der Staat als Geldverteiler wichtiger. Gut möglich, dass ein bedingtes Grundeinkommen kommen werden muss.

Ja, das BGE muss kommen. Zahlte die KI Steuern? Kaufte die KI eBMWs? Steigt vielleicht der Druck im Erwerbsleben weiter wegen der KI? Saenken daher die Löhne? Was machen wir mit 10-15% zusätzlichen Arbeitslosen? Manche Forschen meinen, dass 40-50% Jobs wegfallen in den nächsten 2-3 Dekaden.

Heute beginnt jmd mit E10 nach der Uni, dass sind 3920,- im Monat. Netto 2,3 T als Single. Weil alle immer auf die Alleinerziehenden abzielen usw., ja, ist so wie Arne schrieb. Nur wie soll wer mit 2,3 T plus Miete in Munich z.B. zurecht kommen, Altersvorsorge, Versicherungen, Auto (?), usw. Das ist auch hier in Grossraum ER (Medical Valley) so. Minizimmer in ER kostet derzeit 1000,-. Arbeiten oder nicht arbeiten? Ein Nullsummenspiel. Ein gutes Akademikergehalt reicht nicht um eine Familie abzusichern. Das ist auch irgendwie ohne Perspektive. 50% sind Single. Gut für den Kapitalismus, denn ein Paar braucht 1 eAuto, zwei Singles 2 eAutos. Grün, gelb, blau usw. ändert nichts daran und das

BGE wäre die Lösung, um dieses Thema zu erledigen.

Nichts arbeiten, zwei Kinder in die Welt setzen bringt bald soviel wie wenn beide Erwachsene buckeln und malochen? Btw. ist es vielerorts schon so, finde ich. Und vllt haben wir auch deswegen diese Ausweich- und Moralthemen wie Gender, Wetter, Auslaender usw.? Auch um davon abzulenken, dass man sich weiter oben die Taschen voll stopft?

BGE wäre eine Lösung, das ginge, wer Vermögen hat zwischenfinanziert, der Staat verteilts, alle "streiken oder streiten" solange, bis es fair und menschlicher zugeht und die unzumutbaren Jobs Roboter btw. die KI erledigen koennen. ;) :)

Genussläufer 26.09.2023 10:13

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1723228)
Die Menschen in den einkommensschwachen Berufen können nicht einfach mehr arbeiten. Das ist eine Sichtweise der Springerpresse, die häufig nicht den Realitäten entspricht.

Was sollen eine Kassiererin, ein Bauarbeiter, ein Kellner, eine Krankenschwester oder eine allein erziehende Mutter denn machen, wenn sie die ständig steigenden Mieten nicht aufbringen können? Ihre Arbeitszeiten und damit ihr Einkommen können sie nicht frei wählen.

Sozialtransfers nützen unserer Gesellschaft und sind aus meiner Sicht zu befürworten.

Das würde ich auch teilen und noch eine wichtige Komponente hinzufügen. Du belastest so den Arbeitsmarkt nicht. Der Arbeitnehmer bekommt den realen Preis seiner Arbeit. Was er mehr benötigt, wir aufgestockt. Damit gibt es aber immerhin keine Verwerfungen oder negative Einflusse auf den Faktor Arbeit selbst. Mein erster Impuls wäre auch, dass hier die Vorteile überwiegen.

keko# 26.09.2023 11:01

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1723236)
:Blumen:

Ja, das BGE muss kommen. Zahlte die KI Steuern? Kaufte die KI eBMWs? Steigt vielleicht der Druck im Erwerbsleben weiter wegen der KI? Saenken daher die Löhne? Was machen wir mit 10-15% zusätzlichen Arbeitslosen? Manche Forschen meinen, dass 40-50% Jobs wegfallen in den nächsten 2-3 Dekaden....

Lieber Trimichi,

nein, KI zahlt keine Steuern. Entwicklungskosten sind einmalig hoch, dann wird das Dinge geclont, angedockt, geupdated, bekommt neue coole Features oder wird geschrottet. Ab dann wird es rentabel.
Nein, KI Kauft keine eBMWs. Entweder werden die eBMW sündhaft teuer, dass es sich wieder lohnt oder es werden einfach woanders neue Märkte erschlossen. Du musst global denken, Alder! Es gibt mehr als Bayern ;-)
Ja, der Druck auf menschliche Arbeitskräfte wird steigen. Die KI hockt dir im Nacken. Dreh dich mal kurz um! ;-)
Die 10-15% zusätzlichen Arbeitslosen bekommen ein paar Euro vor die Füsse geworfen. Wo ist das Problem?! Der Staat hat Geld ohne Ende. Du bist doch der Staat.
Zwar werden Jobs wegfallen, dafür schöne, neue entstehen ;)

:Blumen:

Rausche 26.09.2023 11:17

Wo wir gerade bei Sozialtransfer und Lohn sind. Woran liegt es eigentlich das in Deutschland 54% der Erwerbstätigen unter 20€ Brutto pro Stunde verdienen (3040€ pro Monat, 36480€ pro Jahr) und damit im Vergleich zu anderen Industrieländern sehr schlecht abschneidet. Dazu ist die Steuerlast in Deutschland ja mit am höchsten. Bei den heutigen Lebenskost (Miete, Essen, Kita, etc.) bleibt da nichts über oder man muss bei Klassenfahrten der Kinder sogar um Hilfe Bitten.
Mit Bürgergeld und evtl. ein wenig Schwarzarbeit würde man wohl besser auskommen. Das kann doch in einem so starken Industrieland wie Deutschland eigentlich auch nicht sein und sorgt für wenig Motivation und Frust. Dann liest man in der Zeitung noch wie viel Flüchtlinge bekommen und es entwickelt sich, milde gesagt, Unverständnis.

In Nordhausen ging das Amt des Oberbürgermeisters jetzt doch nicht an die AFD. Der "Trick" war wohl Probleme offen anzusprechen und der Bevölkerung zuzuhören. Nancy klopft sich stattdessen jeden Tag 3x selbst auf die Schulter.

Plasma 26.09.2023 11:29

Man sollte aufhören mit Alleinerziehenden irgendwas zu begründen. Das Gejammer aus der Ecke ist der Tatsache geschuldet, dass wir es hier überwiegend mit einer Klientel zu tun haben, die beruflich nichts auf die Reihe bekommen hat oder generell keine Lust auf Arbeiten hat. Nur 30% aller Frauen arbeiten Vollzeit, 40% arbeiten in einem Minijob oder Teilzeit und die restlichen 30% arbeiten gar nicht ! Wenn die vielleicht mal vom Sofa runter kommen würden, dann wäre das Problem mit dem Fach- und Arbeitskräftemangel deutlich geringer.

Ich bin auch alleinerziehend und schaffe das alles auch ohne einen Euro Transferleistung für mich vom Staat. Und ich bekomme nicht mal Kindsunterhalt von der Kindsmutter weil die nicht leistungsfähig ist, sondern nur Unterhaltsvorschuss, was ein Witz ist angesichts dessen, was Kinder kosten.

Klugschnacker 26.09.2023 11:41

Zitat:

Zitat von Plasma (Beitrag 1723243)
Ich bin auch alleinerziehend und schaffe das alles auch ohne einen Euro Transferleistung für mich vom Staat.

Respekt, falls das den Tatsachen entspricht! :Blumen:

Könnte es sein, dass Du über die Steuern am Ende doch von der Solidarität der Gesellschaft profitierst? Das wäre der Fall, wenn Du weniger Steuern bezahlst als der Durchschnitt.

Auch im Gesundheitssystem findet man solidarische Querfinanzierungen zugunsten von Familien und Geringverdienern und zulasten von Gutverdienern, Singles und Selbständigen.

Stefan K. 26.09.2023 13:24

Zitat:

Zitat von Plasma (Beitrag 1723243)
Man sollte aufhören mit Alleinerziehenden irgendwas zu begründen. Das Gejammer aus der Ecke ist der Tatsache geschuldet, dass wir es hier überwiegend mit einer Klientel zu tun haben, die beruflich nichts auf die Reihe bekommen hat oder generell keine Lust auf Arbeiten hat. Nur 30% aller Frauen arbeiten Vollzeit, 40% arbeiten in einem Minijob oder Teilzeit und die restlichen 30% arbeiten gar nicht ! Wenn die vielleicht mal vom Sofa runter kommen würden, dann wäre das Problem mit dem Fach- und Arbeitskräftemangel deutlich geringer.

Ich bin auch alleinerziehend und schaffe das alles auch ohne einen Euro Transferleistung für mich vom Staat. Und ich bekomme nicht mal Kindsunterhalt von der Kindsmutter weil die nicht leistungsfähig ist, sondern nur Unterhaltsvorschuss, was ein Witz ist angesichts dessen, was Kinder kosten.

Schon mal bedacht, dass Menschen unterschiedlich leistungsfähig sind?
Beim Triathlon mischt auch nicht jeder vorne mit, erbringt subjektiv nichtsdestotrotz seine Leistung.
Was dem einen leicht fällt, lastet auf jemanden Anderen eventuell schwer.

tandem65 26.09.2023 13:27

Zitat:

Zitat von Plasma (Beitrag 1723243)
Ich bin auch alleinerziehend und schaffe das alles auch ohne einen Euro Transferleistung für mich vom Staat. Und ich bekomme nicht mal Kindsunterhalt von der Kindsmutter weil die nicht leistungsfähig ist, sondern nur Unterhaltsvorschuss, was ein Witz ist angesichts dessen, was Kinder kosten.

So wie Du weiter oben in dem Post geschrieben hast scheint mir der Unterhaltsvorschuss auch in Deinem Fall schon eine Staatliche Transferleistung zu sein. Da die Kindsmutter wahrscheinlich den Unterhalt an den Staat zurückzahlen können wird.
So geht es jedenfalls meiner Schwester weil der Kindsvater für Deutschland nicht greifbar ist.

Schwarzfahrer 26.09.2023 14:19

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1723228)
Die Menschen in den einkommensschwachen Berufen können nicht einfach mehr arbeiten. Das ist eine Sichtweise der Springerpresse, die häufig nicht den Realitäten entspricht.

Mir gehet es nicht darum, daß die Leute mehr arbeiten sollen; aber z.B. darum, daß Überstunden-verdienste gegengerechnet werden, und damit die Motivation sinken kann. Vielmehr geht es aber darum, daß es nicht sein sollte, daß man praktisch gleich gut mit Sozialhilfe leben kann, wie mit einer niedrig qualifizierten Erwerbsarbeit, sich also für letzteres die Motivation stark sinkt.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1723228)
Sozialtransfers nützen unserer Gesellschaft und sind aus meiner Sicht zu befürworten.

Das ist so allgemein formuliert völlig richtig. Es kommt aber auf das richtige Maß an - und einem ständigen Zuwachs and solchen Leistungen, und an Menschen, die davon abhängen, stehe ich skeptisch gegenüber.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1723228)
Die Kinder allein erziehender Mütter sollen ...alle Chancen für eine gute Ausbildung erhalten.

Dazu trägt ein Geldbetrag an die Eltern ausbezahlt am wenigsten bei. Das Geld muß in die Bildung, Lehrer und gutes Schulsystem gesteckt werden.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1723228)
Der Vollzeit-Altenpfleger soll eine vernünftige Wohnung mieten können, andernfalls wird den Job keiner mehr machen wollen.

Dafür muß das Geld in die Einrichtungen fließen, damit sie ausreichende Gehälter bezahlen können. Wenn das übers Wohngeld gelöst wird, lohnt es sich für den Pfleger vielleicht eher, mal in Teilzeit zu gehen - die Miete hat er dann sowieso, und lebt entspannter - und wir haben noch größere Personallücken.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1723228)
Last not least bleibt jeder Euro der Sozialtransfers nur vorübergehend bei den Empfänger:innen und fließt in kürzester Zeit zurück an die Gesellschaft. Dieses Geld wird schließlich vollständig ausgegeben und landet in unserem Wirtschaftskreislauf.

Ja, es sind Steuergelder, die zu max. 19 % wieder im Steuersäckel landen, der Rest bei den Firmen, die Konsum verkaufen. M.M.n. kein guter Tausch. Der Staat sollte mehr Geld im Wirtschaftskreislauf belassen, und nicht immer mehr über die Finanzämter filtern und umverteilen.

tandem65 26.09.2023 15:19

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1723254)
Ja, es sind Steuergelder, die zu max. 19 % wieder im Steuersäckel landen, der Rest bei den Firmen, die Konsum verkaufen. M.M.n. kein guter Tausch. Der Staat sollte mehr Geld im Wirtschaftskreislauf belassen, und nicht immer mehr über die Finanzämter filtern und umverteilen.

Ich vermute daß das Geld einerseits zu großen Teilen in mit 7% MwSt. belastet ausgegeben wird. Andererseits wird es wohl auch bei Firmen ausgegeben die eventuell auch noch zu versteuernde Gewinne machen oder gar Lohnsteuer damit bezahlen.
Wenn der Staat nicht umverteilt und für sozialen Ausgleicht sorgt, was glaubst Du wer es dann macht? Ich denke daß der Staat Einnahmen benötigt darüber gibt es keine Meinungsverscheidenheit. Also sind die Fragen wer wird wie stark belastet und wo wird das Geld ausgegeben.

Schwarzfahrer 26.09.2023 20:52

Zitat:

Zitat von tandem65 (Beitrag 1723255)
Wenn der Staat nicht umverteilt und für sozialen Ausgleicht sorgt, was glaubst Du wer es dann macht? Ich denke daß der Staat Einnahmen benötigt darüber gibt es keine Meinungsverscheidenheit. Also sind die Fragen wer wird wie stark belastet und wo wird das Geld ausgegeben.

Ja, der Staat benötigt Einnahmen, darin sind wir einig.

Aber wofür dies ausgegeben werden soll, darüber gibt es viele unterschiedliche Vorstellungen. Ich bin z.B. nicht überzeugt, daß Umverteilung und sozialer Ausgleich eine zwingende Aufgabe des Staates sein muß. Unterstützung derer, die nicht für sich selbst sorgen können (Waisen, Behinderte, Pflegebedürftige, ...) oder die temporär unverschuldet in Not sind (Arbeitslose, ...) sehe ich als Kernaufgaben. Das Gefälle zwischen ärmer und reicher auszugleichen, dafür soll der Staat Chancen schaffen, Möglichkeiten, durch eigene Anstrengung etwas zu ändern, aber möglichst wenig durch direktes Geldverteilen.

Und zur Frage wer wie belastet werden sollte: eine gewisse Progression in der Besteuerung von hohen Einkommen und ausreichend hohe Freibeträge bei niedrigen Einkommen halte ich für sinnvoll und angemessen. Abschreibungsmöglichkeiten würde ich persönlich komplett abschaffen, halte ich für entbehrlich, überkompliziert und eine Quelle von möglichem Steuerbetrug. Hohe Belastung von Vermögen und Erbschaften sehe ich auch eher kritisch; sowas darf nie zu Problemen führen wie zwingenden Verkauf von Immobilien oder Firmen.

Klugschnacker 26.09.2023 21:25

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1723271)
Das Gefälle zwischen ärmer und reicher auszugleichen, dafür soll der Staat Chancen schaffen, Möglichkeiten, durch eigene Anstrengung etwas zu ändern, aber möglichst wenig durch direktes Geldverteilen.

Nehmen wir als Beispiel einen Krankenpfleger. Was sollte er Deiner Meinung nach tun, um nach Wegfall aller Sozialtransfers seine Familie zu ernähren?

Wie kann ich mir die Chancen vorstellen, die der Staat Deiner Meinung nach schaffen sollte? Was ist damit gemeint?

Schwarzfahrer 26.09.2023 21:47

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1723272)
Nehmen wir als Beispiel einen Krankenpfleger. Was sollte er Deiner Meinung nach tun, um nach Wegfall aller Sozialtransfers seine Familie zu ernähren?

In meinen Augen sollte für jemanden, der einen Job hat, der nach Tarif und sogar über Mindestlohn bezahlt wird, kein Sozialtransfer nötig sein - das wäre für mich eine wesentliche Definition von Mindestlohn. Wenn sich das System erst mal auf Sozialtransfer auch in diesem Bereich eingestellt hat, ist die Umstellung natürlich nicht einfach. Es ist immer einfacher, etwas schlechter zu machen, als es wieder zu richten.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1723272)
Wie kann ich mir die Chancen vorstellen, die der Staat Deiner Meinung nach schaffen sollte? Was ist damit gemeint?

Rahmenbedingungen, die gut sind für Arbeitssuchende und Arbeitgeber: Rechtssicherheit bzgl. Arbeitsverträge, Arbeitszeitregeungen u.ä., geringe Belastung der Arbeitgeber mit Abgaben und Bürokratie, um möglichst viel direkt in die Gehälter stecken zu können, sinnvolle/angemessene Mindestlohn-Regeln (sicher schwierig zu definieren), Minimierung von Bürokratie in der Pflege, damit der Pfleger seine eigentliche Arbeit machen kann, gesicherte Kinderbetreuungsmöglichkeiten, um auch mit Kindern flexibel bleiben zu können, geringe besteuerung von Überstunden - das wären einige schnelle Gedanken, noch lange keine komplette Liste.

Plasma 26.09.2023 21:50

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1723244)
Könnte es sein, dass Du über die Steuern am Ende doch von der Solidarität der Gesellschaft profitierst? Das wäre der Fall, wenn Du weniger Steuern bezahlst als der Durchschnitt.

Eigentlich nicht. Als Geschiedener ist man ohne Kinder in Steuerklasse 1 und mit in Steuerklasse 2. Der Unterschied fällt bei mir kaum ins Gewicht. Das Gleiche gilt für den Kinderfreibetrag.

Familienpolitik ist in einem Rechtsruck Thread aber ein interessantes Thema. Es gibt ja Leute, die halten die AfD für so eine Art NSDAP 2.0, was natürlich Quatsch ist. Es gibt aber eine interessante Parallele. Die Nazis sahen die Rolle der Frau als die einer Hausfrau am Herd. Und wenn ich das richtig sehe, dann ist das bei der AfD auch so. Dieser Doktrin folgend haben die Nazis dann zu Beginn ihrer Terrorherrschaft übrigens knapp eine Millionen Frauen aus dem öffentlichen Dienst entlassen.

Ansonsten gibts absolut fundamentale Unterschiede. Antisemitismus spielt bei der AfD keine Rolle. Das war bei den Nazis bekanntermaßen ganz anders, und zwar von Anfang an. Basierend darauf waren sie und Muslime damals Brüder im Geiste im Kampf gegen das "Weltjudentum". Das führte unter anderem dazu, dass sehr viele Muslime in der SS waren. So viele, dass sie sogar ein eigenes Abzeichen hatten: Die bekannten SS Runen mit einem Krummsäbel. Da sind gewisse AfDler ganz anders drauf. Die schlagen eher auf Muslime gemünzte xenophobe Töne an.

Vielleicht sollten manche sich das mal zu Gemüte führen, was LidlRacer verlinkt hat, also das mit afdnee. Dann hören diese unsäglichen NS Vergleiche vielleicht mal auf.

Plasma 26.09.2023 22:01

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1723272)
Nehmen wir als Beispiel einen Krankenpfleger. Was sollte er Deiner Meinung nach tun, um nach Wegfall aller Sozialtransfers seine Familie zu ernähren?

Eine Gewerkschaft gründen und/oder streiken.

Ernsthaft, ich glaube ein Krankenpfleger mit Beruferfahrung verdient heutzutage so viel, dass er auch ohne Sozialtransfers über die Runden kommt. Das sieht bei einem Mindestlohnempfänger schon ganz anders aus. Ohne Kindergeld und Wohngeld wirds tatsächlich verdammt eng.

qbz 26.09.2023 22:16

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1723277)
In meinen Augen sollte für jemanden, der einen Job hat, der nach Tarif und sogar über Mindestlohn bezahlt wird, kein Sozialtransfer nötig sein - das wäre für mich eine wesentliche Definition von Mindestlohn. Wenn sich das System erst mal auf Sozialtransfer auch in diesem Bereich eingestellt hat, ist die Umstellung natürlich nicht einfach. ....

Krankenpfleger werden in der Regel aus der Kranken- oder Pflegeversicherung bezahlt. Darüber erfolgen Transferleistungen, sei es, dass die Mitglieder / Arbeitgeber und / oder der Staat seine Leistungen, gestaffelt nach Einkommen der Versicherten oder Steuertarifen, bezahlen. Seine Aufgabe besteht ökonomisch betrachtet darin, für die Wiederherstellung / Erhaltung der Ware Arbeitskraft zu sorgen, sein Lohn wird von einem Teil des Lohnes aller Lohnabhängigen, den Kosten der Arbeitskraft, und dem Arbeitgeberanteil, bezahlt oder vom Staat über Steuertarife.

Ganz allgemein gilt (nicht auf Krankenpfleger speziell bezogen): Je geringer der Anteil der Beschäftigten einer Gesellschaft im produktiven Sektor wird, weil er zunehmend automatisiert wird, je höher die Arbeitsproduktivität im produktiven Sektor pro Arbeitskraft, je grösser der Reichtum, der im produktiven Sektor geschaffen wird, desto mehr wird in andere Sektoren mit geringer Arbeitsproduktivität umverteilt.

keko# 27.09.2023 07:29

Zitat:

Zitat von Plasma (Beitrag 1723278)
...
Vielleicht sollten manche sich das mal zu Gemüte führen, was LidlRacer verlinkt hat, also das mit afdnee. Dann hören diese unsäglichen NS Vergleiche vielleicht mal auf.

Ich verwende manchmal "auch ein Hitler ist nicht vom Himmel gefallen", das soll aber kein Vergleich NSDAP/AfD sein, sondern ein Hinweis darauf, dass sich Prozesse langsam einschleichen können. Gewinnt man durch Wahlen Einfluss, kann man Gelder und Themen lenken. Der Sprachgebrauch kann sich ungünstig entwickeln, man lacht wieder über Witze über Minderheiten, man fühlt sich in seinen Ansichten bestärkt.

Helmut S 27.09.2023 07:47

Zitat:

Zitat von Plasma (Beitrag 1723278)
Eigentlich nicht. Als Geschiedener ist man ohne Kinder in Steuerklasse 1 und mit in Steuerklasse 2. Der Unterschied fällt bei mir kaum ins Gewicht. Das Gleiche gilt für den Kinderfreibetrag.

Zumal die Wahl der Steuerklasse keinen Einfluss auf die zu bezahlende Einkommenssteuer hat (lediglich auf unterjährige Liquidität). In D bezahlt jeder mit zu versteuerndem Einkommen X die gleiche Höhe an EKSt. Es gibt eine Ausnahme: Ehegattensplitting.

:Blumen:

Helmut S 27.09.2023 08:18

Zitat:

Zitat von Plasma (Beitrag 1723278)
Dann hören diese unsäglichen NS Vergleiche vielleicht mal auf.

Dieses Thema ist etwas, was ich auch als Übermoralisierung empfinde. Kaum ist man etwas rechts von der gefühlten medial-moralischen Mitte oder des "guten Anstands", läuft man sehr schnell Gefahr als Nazi betitelt zu werden. Wenn man Pech hat realisiert sich die Gefahr sogar und ist man im Netz (z.B. auf X) unterwegs, ist der Shitstorm nahezu gesichert.

Das tut einerseits einer rechten Politikposition unrecht, vergiftet die Debatte und verharmlost den Nationalsozialismus. Wenn ich es recht überlege hat sich da seit Strauß nicht viel getan: Strauß beschimpfte SPDler als Kommunisten und Grüne als Sowjetkavallerie. Kommunist ist heute kein Schimpfwort mehr, der Käs' ist gebissen. Heute ist es der Nazi oder der Putinversteher, was als "Doppel-Wums" der Schimpfwörter eingesetzt wird.

Der Unterschied: Heutzutage lamentieren nicht nur nur politische Populisten wie damals Strauß und heute Aiwanger oder Söder. Die Rede vom Putinversteher und Nazi ist mehr oder weniger direkt in den Kommentaren und in Teilen der Bevölkerung angekommen. Jedoch wird die Schlacht auf dieser Ebene erbarmungs- und gnadenloser geführt als noch zu Strauß Zeiten in der Politik.

Eines ist aber trotz allem aus meiner Sicht klar: Bei der AFD gibt es neben völlig weltfremden Positionen (z.B. Austritt Eurozone uvm.), die deren thematische Inkompetenz deutlich zeigen, eben auch Positionen die extrem grenzwertig oder gar drüber sind. Das Problem: In den Programmen der AFD liest man solche Positionen nur zwischen den Zeilen, als Konsequenzen des Faktischen (wenn-dann) oder nur sehr abgeschwächt. Allerdings führen ihre Personen derartige Reden - und hier kann man die Gefahr erkennen, meine ich. Allen voran spreche ich von Höcke, Chruppalla, Gauland, Weidel oder Kalbitz. Die Wahlkampf und Bierzeltreden noch gar nicht berücksichtigt. :Maso:

:Blumen:

TobiBi 27.09.2023 09:17

Zitat:

Zitat von Plasma (Beitrag 1723278)
Antisemitismus spielt bei der AfD keine Rolle. .

Bist du wirklich dieser Meinung? :confused:

Amadeu Antonio Stiftung oder Spiegel sind da anderer Meinung:

https://www.spiegel.de/politik/deuts...e-d68e0bac8f73

https://www.amadeu-antonio-stiftung....die-afd-99509/

TobiBi 27.09.2023 09:25

Zitat:

Zitat von Plasma (Beitrag 1723280)
Ernsthaft, ich glaube ein Krankenpfleger mit Beruferfahrung verdient heutzutage so viel, dass er auch ohne Sozialtransfers über die Runden kommt.

Da meine Frau Krankenschwester ist, kann ich hier glaub ganz gut mitreden.

Als Median-Krankenpfleger verdient man in Dtland ca. 3650 Euro/Monat zzgl. ggf. Schichtzulagen.
Ja, damit kann man im Grunde recht gut verdienen und liegt deutlich über Mindestlohn.

Wenn man nun aber alleinerziehend (warum auch immer) ist und in einem Ballungsgebiet/Großstadt lebt, dann wird das trotzdem ganz schön eng am Ende des Monats.

Plasma 27.09.2023 09:32

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1723293)
Eines ist aber trotz allem aus meiner Sicht klar: Bei der AFD gibt es neben völlig weltfremden Positionen (z.B. Austritt Eurozone uvm.), die deren thematische Inkompetenz deutlich zeigen, eben auch Positionen die extrem Grenzwertig oder gar drüber sind.

Das stimmt, und deswegen wäre es ja auch so wichtig, dass sich die anderen Parteien und gewisse Medien mal inhaltlich mit dieser Partei auseinander setzen, anstatt ständig nur rechtsradikal zu grölen und Höckeframing zu betreiben.

Ich lehne die AfD auch ab. Aber nicht weil ich sie für eine rechtsradikale Partei halte. Für mich ist sie eine rechts-populistische Partei, vergleichbar mit der PiS in Polen oder Fidez in Ungarn.

Ich lehne sie ab, weil ich gewisse politische Positionen ablehne, die sie einnehmen. Im Wesentlichen sind das:

- Klimawandel
- Blick auf Ukrainekrieg/Putin/Russland
- Euro/EU Feindlichkeit.

Schwarzfahrer 27.09.2023 09:39

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1723289)
Gewinnt man durch Wahlen Einfluss, kann man Gelder und Themen lenken. Der Sprachgebrauch kann sich ungünstig entwickeln, man lacht wieder über Witze über Minderheiten, man fühlt sich in seinen Ansichten bestärkt.

Der erste Satz gilt ja für jede Seite. Aktuell liegt die Mediale Meinungshoheit immer noch überwiegend linkslastig (s. Statistiken zu politischen Zuordnung von Medienschaffenden...), mit entsprechenden Schwerpunkten - die auch nicht jedem gefallen, und zum Teil die Polarisierung sogar befeuern. Schließlich fühlen sich durch Böhmermann oder Heute-Show inzwischen alle mit der richtigen linken Gesinnung in ihrer Sicht auf Rechts bestätigt, und findent es toll, daß sie über Rechte Witze machen können, seien sie noch so unterirdisch. Daß da auch Gegenteilige Positionen versuchen, sich Gehör zu verschaffen, ist erst mal verständlich.

Mehr Gelassenheit bzgl. Vielfalt in Medien, bzgl. der Akzeptanz unterschiedlicher Sichtweisen auf die Welt wäre nötig, um die Polarisierung und damit auch die gefühlte Überhöhung der Gefahr von der Gegenseite abzubauen.

keko# 27.09.2023 09:42

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1723293)
...

...

Der Unterschied: Heutzutage lamentieren nicht nur nur politische Populisten wie damals Strauß und heute Aiwanger oder Söder. Die Rede vom Putinversteher und Nazi ist mehr oder weniger direkt in den Kommentaren und in Teilen der Bevölkerung angekommen. Jedoch wird die Schlacht auf dieser Ebene erbarmungs- und gnadenloser geführt als noch zu Strauß Zeiten in der Politik. ...

Putinversteher, Lumpenpazifist, Rassist oder Nazi usw. dienen das eine oder andere Mal lediglich dazu, eine Person zu diffamieren und/oder sich nicht mit dem Thema auseinander setzen zu müssen. Diesen Mechanismus sollte mittlerweile jeder kennen, er findet in jeder "Krise" Anwendung.
Manchmal sind sie halt auch berechtigt, deshalb muss man genau hinschauen und die Argumente anhören :Blumen:

Schwarzfahrer 27.09.2023 09:46

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1723293)
Dieses Thema ist etwas, was ich auch als Übermoralisierung empfinde. Kaum ist man etwas rechts von der gefühlten medial-moralischen Mitte oder des "guten Anstands", läuft man sehr schnell Gefahr als Nazi betitelt zu werden. Wenn man Pech hat realisiert sich die Gefahr sogar und ist man im Netz (z.B. auf X) unterwegs, ist der Shitstorm nahezu gesichert...

Ja, empfinde ich ähnlich.
Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1723293)
Eines ist aber trotz allem aus meiner Sicht klar: Bei der AFD gibt es neben völlig weltfremden Positionen (z.B. Austritt Eurozone uvm.), die deren thematische Inkompetenz deutlich zeigen, eben auch Positionen die extrem grenzwertig oder gar drüber sind. Das Problem: In den Programmen der AFD liest man solche Positionen nur zwischen den Zeilen, als Konsequenzen des Faktischen (wenn-dann) oder nur sehr abgeschwächt. Allerdings führen ihre Personen derartige Reden - und hier kann man die Gefahr erkennen, meine ich. Allen voran spreche ich von Höcke, Chruppalla, Gauland, Weidel oder Kalbitz. Die Wahlkampf und Bierzeltreden noch gar nicht berücksichtigt. :Maso:

:Blumen:

Hier stimme ich auch weitgehend zu (vermtulich hätten wir nur Diskrepanzen darin, was wir als weltfremd einstufen:Blumen: ). Ich sehe aber noch ein Aspekt im Gesamtbild AfD: neben den genannten Personen, die sicherlich zum Teil recht Grenzwertiges vom Stapel lassen, gibt es gerade auf kommunaler Ebene wie auch im parlamentarischem Fußvolk noch viele AfD-Abgeordnete, und erst recht Wähler, die sich eher am konservativen Wortsinn des Programms orientieren und einfach konservative Politik machen. Diese Leute wollen die Möglichkeit, mitzugestalten, nicht aufgeben nur weil die Promis z.T. Unfug von sich geben. Vielleicht auch weil sie erleben mußten, wie Frauke Petry und viele mit ihr Ausgetretene mit ihrem Versuch, eine weniger polarisierte Version zu gründen, gescheitert sind. Es gibt in jeder Partei Mitglieder, die ihre Arbeit fortsetzen, auch wenn sie nicht mit der Spitze harmonisieren - alle diese sollte man an ihrer faktischen Arbeit messen, und nicht an den Frontleuten ihrer Partei.

Genussläufer 27.09.2023 09:59

Zitat:

Zitat von TobiBi (Beitrag 1723300)
Bist du wirklich dieser Meinung? :confused:

Amadeu Antonio Stiftung oder Spiegel sind da anderer Meinung:

https://www.spiegel.de/politik/deuts...e-d68e0bac8f73

https://www.amadeu-antonio-stiftung....die-afd-99509/

Ich hätte das auch wie Plasma gesehen. Die Studien lesen sich dann immer wieder beeindruckend eindeutig. Wenn man dann ins Detail geht und die Definition von "extrem" mal genauer prüft, sieht die Welt häufig wieder anders aus. Das ist mir stark bei der viel zitierten Studie der Heinrich-Böll-Stiftung aufgefallen. Von daher sehe ich diese Berichte kritisch.

Was ich nicht einschätzen kann, sind die Auswirkungen aufgrund von Sprache und Wörding. In dem einen Artikel wurde von Sprach Codes gesprochen. Mein Gefühl sagt mir, dass dies Unsinn ist. Das Gefühl trügt aber auch ganz gern. Von daher traue ich mir hier keine Einschätzung zu.

@ Helmut: Du schreibst sehr richtig:

Zitat:

Eines ist aber trotz allem aus meiner Sicht klar: Bei der AFD gibt es neben völlig weltfremden Positionen (z.B. Austritt Eurozone uvm.), die deren thematische Inkompetenz deutlich zeigen, eben auch Positionen die extrem grenzwertig oder gar drüber sind. Das Problem: In den Programmen der AFD liest man solche Positionen nur zwischen den Zeilen, als Konsequenzen des Faktischen (wenn-dann) oder nur sehr abgeschwächt.
Da fand ich hart aber fair diese Woche sehr aufschlussreich. Dort hatte Voigt einen ganz soliden Aufritt gehabt. Leider hat der sich dann mit einer m.E. umpraktikablen "Überrdistanzierung" zur AfD wieder ein wenig unglaubwürdig gemacht. Chrupalla musste gar nichts sagen. Den Wahlkampf für die AfD hat Göhring-Eckhardt bravourös für die Band geliefert. Es wäre ja schonmal eine Verbesserung, wenn die aktuelle Regierung sich nicht selbst zerlegen würde :Blumen:

longo 27.09.2023 11:13

Immerhin hat die amtierende Regierung mit den Razzien und Verboten der "Hammerskins" und der "Artgemeinschaft" in den letzten Tagen gleich zwei Schläge gegen den extremen rechten Rand in Deutschland unternommen.

Nancy Faeser hatte zu Amtsbeginn als Innenministerin angekündigt, rechtsextreme Netzwerke zu zerschlagen
Das Verbot wurde von den Behörden seit rund einem Jahr vorbereitet.

keko# 27.09.2023 12:32

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1723306)
Der erste Satz gilt ja für jede Seite. Aktuell liegt die Mediale Meinungshoheit immer noch überwiegend linkslastig (s. Statistiken zu politischen Zuordnung von Medienschaffenden...), mit entsprechenden Schwerpunkten - die auch nicht jedem gefallen, und zum Teil die Polarisierung sogar befeuern. Schließlich fühlen sich durch Böhmermann oder Heute-Show inzwischen alle mit der richtigen linken Gesinnung in ihrer Sicht auf Rechts bestätigt, und findent es toll, daß sie über Rechte Witze machen können, seien sie noch so unterirdisch. Daß da auch Gegenteilige Positionen versuchen, sich Gehör zu verschaffen, ist erst mal verständlich. ....

Ja und? Das wissen wir doch alle seit Jahren...
1. Lieber linkslastig als rechtslastig
2. Mach doch einfach, was du willst! Ich mache das auch (im Rahmen der Gesetze natürlich). Und dabei lebe ich noch immer gut und gerne hier.

Schwarzfahrer 27.09.2023 13:31

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1723339)
1. Lieber linkslastig als rechtslastig

Das ist kein Naturgesetz, sondern eine (Deine) Meinung. In einer Demokratie genauso viel Wert die jede andere. Ich bin da neutraler; auf beiden Seiten gibt es Gutes und Übles, entscheidend ist, welche Aspekte in der praktischen Umsetzung überwiegen. In den 80-ern und 90-ern habe ich selbst noch viel Gutes auf der linken Seite gesehen - das vermisse ich leider inzwischen.
Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1723339)
2. Mach doch einfach, was du willst! Ich mache das auch (im Rahmen der Gesetze natürlich). Und dabei lebe ich noch immer gut und gerne hier.

Danke, noch mache ich tatsächlich meistens, was ich will (na gut, während Corona ging es ja schon nicht ganz so gut, mit dem Heizungsgesetz wird es auch Grenzen geben; dafür ignoriere ich verschiedene modische Sprachauswüchse und benutze gerne die alten Rechtschreibregeln). Auch lebe ich noch recht gut hier; das mit dem "gerne" wird allerdings inzwischen deutlich getrübt, speziell durch die zunehmende Polarisierung und der daraus sich abzeichnenden möglichen Ende eines liberalen, freien Systems. Ich fürchte, egal welche Seite Oberwasser bekommt, eine gemäßigte Mitte kommt dabei nicht mehr heraus.

DocTom 27.09.2023 13:38

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1723350)
Das ist kein Naturgesetz, sondern eine (Deine) Meinung. In einer Demokratie genauso viel Wert die jede andere. Ich bin da neutraler; auf beiden Seiten gibt es Gutes und Übles, entscheidend ist, welche Aspekte in der praktischen Umsetzung überwiegen. ... Auch lebe ich noch recht gut hier; das mit dem "gerne" wird allerdings inzwischen deutlich getrübt, speziell durch die zunehmende Polarisierung und der daraus sich abzeichnenden möglichen Ende eines liberalen, freien Systems. Ich fürchte, egal welche Seite Oberwasser bekommt, eine gemäßigte Mitte kommt dabei nicht mehr heraus.

+1, vor allem diese Ideologische Getriebenheit der Linken erscheint mir pers. sehr schlecht für vermittelnde Kommunikation zwischen (extrem) links und (extrem) konservativ ...

Dass zB auf der linken Seite Antisemitismus garnicht geht, es sei denn, er wird von Palästinensern oder Arabern gelebt, ist reine Ideologie. Ganz schlecht für vermittelnde Positionen. Dass auch die jüdischen Israelis nicht immer vermittelnd, sondern oft sehr annektiv handeln, ist jedem gut gebildeten Menschen natürlich bekannt.:Blumen:

Plasma 27.09.2023 14:16

Dass es in Deutschland keinen Rechtsruck sondern einen Linksruck gegeben hat, sieht man mMn auch an dem Framing das viele Medien vornehmen. Beispiel Kuba, das bekanntermaßen von Linken regiert wird. Dort gab es 2021 einen Aufstand gegen das Regime, der äußerst brutal niedergeschlagen wurde, mit zig Toten. Wurde hier groß darüber berichtet ? Nein. Ein paar kleine Zeitungsartikel hie und da, und das wars auch schon. Ganz nach dem Motto, es kann nicht sein was nicht sein darf. Die Linken sind ja schließlich die Guten.

Ich weiß das nur, weil ich Leute kenne, die persönliche Verbindungen in dieses Land haben.

Aus Iran hört man auch nicht mehr so besonders viel. Das liegt wahrscheinlich daran, dass wenn die Medien das tun würden, die Menschen realisieren würden, dass es mit der Baerbockschen "feministischen Außenpolitik" nicht so weit her ist. Mal ganz abgesehen davon, dass es nicht die Aufgabe der Außenministerin ist, sich um die Frauenrechte weltweit zu kümmern.

Hab ich schon erwähnt, das ich nicht der Meinung bin dass der Islam zu Deutschland gehört und auch nie gehören sollte? Ich will nämlich nicht, dass sich hier eine Kultur breit macht, gemäß der Töchter von der eigenen Familie umgebracht werden weil sie drogenabhängig geworden sind, oder von Religionswächtern erschlagen werden, weil sie das Kopftuch angeblich falsch getragen haben, usw, usf.

MattF 27.09.2023 14:28

Zitat:

Zitat von Plasma (Beitrag 1723356)
Hab ich schon erwähnt, das ich nicht der Meinung bin dass der Islam zu Deutschland gehört und auch nie gehören sollte? Ich will nämlich nicht, dass sich hier eine Kultur breit macht, gemäß der Töchter von der eigenen Familie umgebracht werden weil sie drogenabhängig geworden sind, oder von Religionswächtern erschlagen werden, weil sie das Kopftuch angeblich falsch getragen haben, usw, usf.


Genau für den Missbrauch haben wir schon unsere deutschen Pfarrer.

holti72 27.09.2023 14:32

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1723359)
Genau für den Missbrauch haben wir schon unsere deutschen Pfarrer.

Den wollte ich auch bringen. :Cheese:

Ich glaube auch nicht das der Islam zu Deutschland gehört, aber nicht aus den Gründen wie Plasma geschrieben. Denn ich denke man muss unterscheiden was der Islam tatsächlich vorgibt und was die Menschen daraus machen.
Analog wie MattF schreibt würde der Sichtweise nach das Christentum auch nicht zu Deutschland gehören. Deren Priester f.... nämlich unsere Kinder

El Stupido 27.09.2023 14:34

Zitat:

Zitat von Plasma (Beitrag 1723356)
(...)Beispiel Kuba, das bekanntermaßen von Linken regiert wird. Dort gab es 2021 einen Aufstand gegen das Regime, der äußerst brutal niedergeschlagen wurde, mit zig Toten. Wurde hier groß darüber berichtet ? Nein. Ein paar kleine Zeitungsartikel hie und da, und das wars auch schon. Ganz nach dem Motto, es kann nicht sein was nicht sein darf. Die Linken sind ja schließlich die Guten. (...)

Liegt das nicht vielleicht eher daran, dass 2021 noch ein ganz anderes Thema ganze Nachrichtensendungen füllte? ;)

Zitat:

(...)
Aus Iran hört man auch nicht mehr so besonders viel. Das liegt wahrscheinlich daran, dass wenn die Medien das tun würden, die Menschen realisieren würden, dass es mit der Baerbockschen "feministischen Außenpolitik" nicht so weit her ist. Mal ganz abgesehen davon, dass es nicht die Aufgabe der Außenministerin ist, sich um die Frauenrechte weltweit zu kümmern.
Es ist doch ihr gutes Recht, das Thema anzusprechen. Wer wenn nicht eine der bekanntesten und einflussreichsten Frauen weltweit (ja, als solches sehe ich unsere Außenministerin) sollte da mal das Thema anpacken?

Zitat:

Hab ich schon erwähnt, das ich nicht der Meinung bin dass der Islam zu Deutschland gehört und auch nie gehören sollte? Ich will nämlich nicht, dass sich hier eine Kultur breit macht, gemäß der Töchter von der eigenen Familie umgebracht werden weil sie drogenabhängig geworden sind, oder von Religionswächtern erschlagen werden, weil sie das Kopftuch angeblich falsch getragen haben, usw, usf.
Du musst jetzt ganz stark sein:

Zitat:

Art 4
(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.
(2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.(...)


Und du willst doch jetzt nicht verallgemeinern (den Mord und Totschlag den du erwähntest) auf eine ganze Glaubensgruppe, oder?


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