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Weit davon entfernt gegen eine solche Diskussion zu sein, denke ich nur, daß Du sehr überschätzt, was sich damit erreichen läßt. |
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Jedoch haben Insekten ein klares Schmerzempfinden, und sie versuchen auch, dem Tod zu entrinnen. Ein Insekt, welches gelähmt, aber noch lebendig, von innen aufgefressen wird, empfindet sowohl den Schmerz als auch die Todesangst und den Fluchtinstinkt (ansonsten wäre es nicht erfoderlich, es zu lähmen). Hier haben wir also ein unwiderlegbares Beispiel dafür, dass Gott nicht allgütig sein kann, denn seine Güte wäre in Bezug auf das Insekt noch steigerungsfähig. Übrigens hat nach christlicher Logik Gott überhaupt erst dafür gesorgt, dass Insekten Schmerz und Todesangst empfinden können. Er hat also selber die Umstände geschaffen, in denen das Leid überhaupt erst entstehen kann. Leid ist nicht zwangsläufig. Steine empfinden kein Leid. Bakterien empfinden kein Leid. Einzeller empfinden kein Leid. Gott allein hat das Leid erzeugt, niemand sonst (nach christlicher Logik). Er ist allein dafür verantwortlich. |
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Wenn man den Blick etwas erweitert und auch jene Kulturen berücksichtigt, die früher lebten: da haben wir beispielsweise die antiken Griechen, deren Philosophie dem Christentum bereits vor zweitausend Jahren überlegen war. Jeder von uns kennt ein paar Namen dieser griechischen Denker, selbst nach so langer Zeit. Hingegen kennt praktisch niemand von uns auch nur einen einzigen christlichen Denker. Das Christentum ist aus philosophischer oder ethischer Sicht völlig unbedeutend -- ein kleiner Schlenker der Geschichte, der bald völlig vergessen sein wird. Ich würde keineswegs fordern, dass man die Kirchen abschafft, denn ich bin für Religionsfreiheit. Aber ich sehe nicht, dass die dort gelehrte krause Theologie einen nennenswerten Verlust darstellen würde. Die meisten Menschen wissen überhaupt nicht, was die christliche Theologie überhaupt sein soll. |
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Hier wird jedenfalls eine andere Sichtweise vertreten: "Aus wissenschaftlicher Sicht sei zu viel Empathie nicht angebracht, sagt auch Alexander Borst vom Max-Planck-Institut für Neurobiologie in Martinsried. Menschen unterschieden sich viel zu sehr von Tieren, um über das Schmerzempfinden von Tieren urteilen zu können: "Ein Insekt mit einem kaputten Bein läuft genauso wie vorher, ohne das Bein sichtbar zu schonen." Auch Heuschrecken fressen einfach weiter, während sie selbst von einer Gottesanbeterin verspeist werden." Schmerz lass nach - Wie geht's dem Wurm am Haken? Überzeugender fand ich Dein Beispiel, wo Insektenlarven Augen menschlicher Babys zerstören (oder so ähnlich). Wenn ich ein gütiger und allmächtiger Gott wäre, würde ich keine Insektenlarven erschaffen, die so etwas tun. Nebenbei bemerkt wäre ich als Gott viel zu faul, um die Welt derart unnötig groß und kompliziert zu erschaffen, wie sie ist, nur um nach x Milliarden Jahren Wartezeit ein wenig Spaß daran zu haben, ein paar Menschen (und evtl. anderswo ein paar Außerirdische) dabei zu beobachten, wie sie meine Ge- und Verbote (miss-)achten etc. |
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Steve Jobs und das iPhone wären vor einiger Zeit auf dem Scheiterhaufen gelandet, ebenso wie alle, die es gewagt hatten, durch ein Fernrohr oder ein Mikroskop zu blicken. Aber an seine Erfindung wird man sich länger erinnern als an die abwegigen Schriften von Papst Benedikt, der sich als "Seine Heiligkeit" ansprechen lässt. Die Kirchen, die mal im Zentrum des gesellschaftlichen und geistigen Lebens standen, haben diese Position längst eingebüßt. Es ist also durchaus möglich, Veränderungen zu erwirken. |
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Es wird (womöglich unabsichtlich) suggeriert, dass die Atheisten versuchen würden, jemanden vom Glauben abzubringen; und zwar deshalb, weil die Kirchen genau das Gegenteil wollen. Dass also beide Gruppen versuchen würden, den Gläubigen irgendeinen Glauben einzureden, nur mit unterschiedlichem Inhalt. Das trifft aber nicht zu. Die Atheisten verfechten keinen "Glauben" und auch keine klar definierte Moral, Ethik oder Philosophie. Sie sagen lediglich, dass der Anspruch auf Wahrheit begründet sein muss, und dass dafür bestimmte Kriterien einzuhalten sind, die sich aus der Logik ergeben. Wenn Gott eines Tages vor uns steht und ein Rührei in ein Ei verwandelt, werden es die Atheisten nicht abstreiten. :Blumen: |
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Für die Gläubigen ist ihr Anspruch begründet in der Autorität ihres Glaubens und ihrer Glaubensgemeinschaft sowie der Glaubenspraxis. Mit welchem Recht forderst Du eine weitere Rechtfertigung von ihnen? _____ Nochmals zu den Eigenschaften Gottes: Das Problem, daß die Eigenschaften eines Gottes für uns nicht begreifbar sind, wurde schon z.B. von Platon aufgeworfen und wird mindestens seitdem diskutiert (Stichwort: Negative Theologie). Es ist ein Irrtum anzunehmen der katholische Katechismus hätte es endgültig überwunden. (Der erfüllt eine ganz andere Funktion.) Daß es Leid in der Welt gibt, beweist nicht, daß Gott nicht x ist, sondern nur, daß er das Leid in der Welt nicht verhindert. Daß x etwas damit zu tun hat alles Leid auf der Welt zu verhindern, ist eine Annahme, die erst noch zu begründen wäre. |
@Jörn: aber wenn die Entropie vor unser aller Augen plötzlich rückwärts rollen würde, würden wir doch eher beim lokalen Lehrstuhl für Physik anrufen, als den für (christliche) Theologie?
m. (Wollte eigentlich nur sagen, daß Atheisten eine härtere weitreichende These vertreten als Agnostiker) |
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Beispielsweise behauptet die kath. Kirche, die Wahrheit der Verkündigung wäre absolut zuverlässig, weil Jesus dafür bürgen würde. Das ist Unsinn. Genau so kann ich die Wahrhaftigkeit von Grimms Märchen nicht damit begründen, dass im Vorwort steht, alle diese Märchen wären wahr. Ebensowenig wird ein Richter einem Angeklagten nur deswegen glauben, weil er behauptet, er sage die Wahrheit. Auch das Vorlegen einer Schrift, die er selbst verfasst hat, mit dem Inhalt "Ich sage die Wahrheit, Amen!", wird nichts nützen. Die christliche Religion basiert auf Zirkelschlüssen. Die Bibel sei angeblich wahr, weil in der Bibel steht, dass sie wahr ist. Zitat:
Der Kathechismus sagt: "Gott ist in sich unendlich vollkommen". Also nicht nur einfach vollkommen. Sondern unendlich vollkommen. Das sollte alle Unsicherheiten in der Interpretation beseitigen. Die Argumentation, dass Gott nicht begreifbar wäre, ist eine Schein-Argumentation, weil sie einfach das gewünschte Ergebnis per Definition verkündet. Es ist wiederum ein Zirkelschluss. Wenn Gott nicht begreifbar ist, dann begreifen wir auch nicht, ob er begreifbar ist. Es ist eine unsinnige Debatte, die sich nur im Kreis dreht. Ich lege einfach mal per Definition fest, dass ich Gott begreifen kann. Du kannst den gesamten Vatikan dagegen aufbieten, und es wird ihm nicht gelingen, das Gegenteil zu beweisen. Zitat:
Und weil die Welt offenbar nicht vollkommen ist (das beweist die Existenz von Dieter Bohlen), kann irgendwas mit seiner Offenbarung nicht stimmen. |
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Ich fürchte, auch dieses Beispiel mit dem Ei und der Entropie ist nicht glücklich gewählt. 1. versteht kaum jemand (inkl. meiner Wenigkeit), was Entropie wirklich ist. Die Umschreibung als "Maß der Unordnung" ist laut Wikipedia "sehr umstritten". 2. gilt der Grundsatz, dass die Entropie nicht abnehmen kann, nur für ein abgeschlossenes System, bei dem also kein Austausch von Energie oder Materie mit der Umgebung stattfindet. Bei der Frage, ob jemand/Gott ein kaputtes Ei in ein heiles verwandeln kann, wäre dieser Austausch (insbesondere Zufuhr von Energie) gerade nicht ausgeschlossen. Und genau deshalb ist es auch nicht grundsätzlich unmöglich. Gut, bei einem Ei ist es schwierig, zumindest theoretisch könnte ich aber jedes Atom wieder an seine Ausgangsposition bewegen. Aber Du zeigst ja selbst auch als einfacheres Beispiel das Bild ordentlich angeordneter Würfel. Die kann man selbstverständlich nicht nur durcheinander bringen, sondern auch wieder richtig ordnen. Theoretisch könnte ich sogar meine Wohnung aufräumen. ;) |
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Entscheidend ist, dass man ein Experiment so anlegt, dass es den Naturgesetzen widerspricht. Dann wäre ich überzeugt, dass über-natürliche Dinge existieren können. Weil das jedoch ein Zirkelschluss ist, wird es nie passieren. |
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Ich bezweifle weiterhin, daß damit behauptet wird, wir könnten die Eigenschaften Gottes begreifen. Es sollte klar sein, daß dem Wort Allmacht noch die Ergänzungen vollkommen und unendlich hinzufügen nicht dasselbe heißt wie begreifen. Wo steht, daß es eine Eigenschaft Gottes ist, alles Leid in der Welt zu verhindern? ___ *Das lustige hier ist: Du spürst zuverlässig die Axiome der Religion auf. Dann aber passiert immer der gleiche Fehler: Du willst sie unbedingt als Thesen oder Deduktionen mißverstehen, um sie widerlegen zu können. So etwa als ob in der Mathematik Einer Antritt, um endlich zu beweisen, daß es eigentlich gar keine Zahlen gibt... |
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Die bekannten Vorzeige-Atheisten englischer Sprache (etwa Richard Dawkins oder Sam Harris) sagen übereinstimmend, dass der Widerstand gegen ihre Thesen mindestens zur Hälfte von anderen Atheisten (!) stammt. Diese würden sich endlos an irgendwelchen Formulierungen oder begrifflichen Spitzfindigkeiten abarbeiten. Oft heißt es: "Sie haben zwar Recht, aber mit diesem Begriff können sie es nicht formulieren, weil... blabla...", und dann beginnt ein endloser Vortrag über Semantik, Sprachlogik und ein paar altgriechischen Zitate. Ich finde diese Art von Wortklauberei äußerst ermüdend, weil es nur weg vom eigentlichen Kern der Debatte führt. |
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Es ist das Theodizee-Problem. Es ist seit 2.000 Jahren ungelöst, weil es es von unsinnigen Annahmen ausgeht. Es wurde bereits mehrfach im Thread besprochen. Eine übliche Ausflucht, auf die Du vermutlich zusteuerst, ist die Behauptung, Gott würde Leid ganz absichtlich erzeugen (etwa aus Erziehungsgründen), sodass es sowohl eine Folge seiner Allgüte als auch seiner Allmacht wäre. Diese Ausflucht wird allerdings versperrt durch einen Haufen Bibelstellen, die zuverlässig bezeugen, dass Gott irgendwie eine unerklärliche Abneigung gegen Leid hat. Es sieht fast so aus, als könne er Leid nicht leiden. Folgendes sagt die Bibel über das Himmelreich, wo Gott tun kann, was er will: »Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein« (Offenbarung 21,4).Der übliche Einwand ist, dass im Himmel eben andere Umstände herrschen als auf der Erde. Aber da Gott die Umstände selbst erzeugt hat und verändern kann (per Allmacht) kann er die Umstände so einrichten, dass Leid fernbleiben kann. Dass er diesen Zustand ohne Leid als den besten aller Zustände betrachtet, bezeugt das obige Zitat. |
Ich würde gerne noch auf eine Abscheulichkeit hinweisen, die in der Debatte über das Leid mitschwingt, aber oft nicht in seiner kompletten Monströsität angesprochen wird, weil es schwer verdaulich ist.
Nämlich die Unterstellung, dass Leid gewollt ist und einen Sinn verfolgt. Dass also Kinder, die an chronischen Krankheiten leiden und häufig im Krankenhaus sind, dieses Leid ertragen müssen, weil Gott es will, da sie nur "Kinder zweiter Klasse" sind, während die "Kinder erster Klasse" ein Leben im Sonnenschein führen dürfen. Kinder glauben sowas (weil ihre Eltern ebenfalls daran glauben). Dieser Teil der christlichen Ideologie ist vielleicht einer der verachtenswertesten Aspekte des Gottes-Wahns. Jede Form von Höflichkeit ist an dieser Stelle komplett fehl am Platz. Da hört der Spaß einfach auf. Die Wissenschaft hat die Menschen nicht nur vom Leid befreit (wo es ihr möglich war). Sondern sie hat die Menschen auch von einem zerstörerischen Wahn erlöst: Anstelle von Gottes Strafe waren es rein biologische oder chemische Vorgänge, die das Leid verursachten; und ebenso konnte man das Leid beseitigen. Und statt diese segensreiche Entdeckung mit allen Mitteln zu fördern, hat die Kirche in den letzten 2.000 Jahren jede nur denkbare Maßnahme ergriffen, um jeden wissenschaftlichen Fortschritt (gerade in der Medizin!) zu verhindern. Die Kirche tut so, als sei sie der beste Freund der Leidenden; stattdessen weidet sie sich parasitär an den Wunden der Menschen. Leidende Menschen sind gut für den Glauben. Derzeit stirbt alle fünf bis zehn Sekunden ein Mensch an Hunger. Häufig sind Kinder unter fünf Jahren betroffen, nämlich 45% aller Sterbefälle. Das sind 3,1 Millionen Kinder unter fünf Jahren jedes einzelne Jahr. (Wikipedia) Wir reden hier nicht von einem Schwarm Fliegen, sondern von Kindern. Es ist wie die Stadt Berlin, komplett übersät mit Leichen. Jedes Jahr. Nur Kinder unter 5. Das Wort "Apokalypse" beschreibt dieses Horror-Szenario nicht annähernd. Angesichts dieses Leids ist es geradezu obszön, in deutschen Kirchen singend und händeklatschend die unendliche und vollkommene Güte von Gott zu bejubeln, und sich daran zu berauschen, wie sehr man persönlich von Gott geliebt und bevorzugt wird; während man völlig ignoriert, wie viel Leid dieser Gott für andere Menschen verursacht oder gleichgültig toleriert. Und genauso ist es obszön, selbstgerechte philosophische Debatten über den angeblich göttlichen Sinn des Leids der anderen zu führen. Wer würde es sich trauen, eine theoretische Debatte über das Leid der Juden zu führen? Hier ist jedem vernünftigen Menschen sofort einleuchtend, dass die Debatte obszön ist, speziell wenn sie von Menschen geführt wird, die in Freiheit und Wohlstand leben. (Natürlich wird sie in der Kirche trotzdem geführt.) |
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Spekulative Schlüsse, wie Du sie aus dieser Beobachtung ableiten willst, lehne ich ab. |
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Ich meinte diejenigen, die mir die Religion austreiben wollen. |
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Fasst man die Gottesvorstellungen als gesellschatliche Ideologien (im Sinne von Projektionen auf eine Gottesfigur) auf, versteht man erst, weshalb es keine in sich konsistente Lehre / Theorie für das Christentum und für andere Religionen gab und geben wird, weil sie unterschiedliche Interessenlagen und Bedürfnisse der Gesellschaftsmitglieder ausdrücken, und es so sinnlos wie der Kampf von Don Quijote gegen Windmühlen wäre, eine konsistente Universal-Lehre des Christentums einzufordern oder das Fehlen einer solchen als ein Mangel zu kritisieren. |
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Zur Gesamtschau müssen wir, glaube ich, auch zugeben, daß es schwer ist zu beurteilen, ob nicht die Menschen auch ohne Religionen genug Gründe und Rechtfertigungen dafür gefunden hätten, anderen und sich selbst großes Leid zuzufügen. (Es gelingt ja schließlich sogar auch im Namen von Freiheit und Demokratie.) |
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Aber: Was ist der Kern der Debatte? |
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Nein :Cheese: |
Danke an alle für die - bei allen gelegentlichen Zirkelschlüssen - produktive Diskussion, die Interesse verfolge. Nur selten finde ich Zeit, meine Gedanken zu äußern.
Ich frage mich, bis zu welchem Grad es in einer Gesellschaft Privatsache bleiben kann, welchem Glauben jemand anhängt. Die in Deutschland bzw. in weiten Teilen Europas und der westlichen Welt sehr weit verbreiteten Varianten eines selbst geschnitzten christlichen Privatglaubens, der die Grundwerte der freiheitlichen Welt über die christlichen Urtexte stellt, hat ebenso wenig oder viel Wirkung wie viele anderen privaten Ansichten auch, welche diese Grundwerte nicht infrage stellen. In diesem Thread wird von Seiten der Gläubigen diese Variante eines Privatglaubens verteidigt. Sicherlich leben die meisten derjenigen, die in diesem Thread einen privaten Glauben verteidigen, in ihrem Glauben völlig im Einklang mit dem Grundgesetz bzw. den Menschenrechten. Aber auch dieser christliche Privatglaube hat seinen Kern in den Texten, deren detaillierte Ausbreitung hier nicht viele Leser zu interessieren scheint. Dieser Privat-Glaube hat sich beispielsweise offensichtlich verabschiedet vom Gedanken des Auserwählten Volkes, als das sich die den Urtexten zugewandten Gläubigen des Christentums, Judentums und Islam betrachten. Dieser Gedanke ist sehr ausgrenzend und einem globalen Zusammenleben der Menschen auf der ganzen Welt nicht zuträglich. Ich denke, dass es ein Fehler ist, diesen Grundsatz als unwichtig wahrzunehmen, weil er in der Welt tatsächlich große Wirkung zeigt. Wir sehen dies beispielsweise im Israel-Konflikt, aber auch bei den Gläubigen in Deutschland (Beispiel in der Süddeutschen Zeitung von heute: http://www.sueddeutsche.de/politik/e...ffe-1.3476141). Ohne Link, weil ich annehme, dass sich alle mitlesenden daran erinnern, erwähne ich in diesem Zusammenhang die hohe Anzahl von Menschen in Deutschland, die den Koran über das Grundgesetz stellen. Mich stört diese weltweit wirksame Ausgrenzung all derjenigen, die nicht zum auserwählten Volk gehören - unter Hinweis auf den religiösen Glauben. Desgleichen stört mich die weltweit sehr wirksame Ausgrenzung der Frauen unter dem Hinweis auf Urtexte behaupteten göttlichen Ursprungs. Und es fällt mir schwer, die christlichen Texte frei von den diskriminierenden Dogmen zu betrachten, weil mir das zu beliebig erscheint. |
Hallo waden, danke für Dein interessantes Posting! Wenn ich Dich richtig verstehe, ist dies die zentrale Frage:
Ist Religion Privatsache? Ich habe meine Meinung dazu geändert. Früher dachte ich, Religion kann logischerweise nur Privatsache sein. Aber seit man von religiösen Leuten in die Luft gesprengt oder auf dem Weihnachtsmarkt überfahren wird, ist es wohl notwendig, diesen Gedanken erneut auf den Prüfstand zu stellen. Ein kurzes Beispiel: Nach dem Fußball-Training trifft sich die Mannschaft noch auf das übliche Bier (natürlich alkoholfrei). Einer der Fußballer fällt mit Nazi-Thesen auf. Die anderen Fußballer argumentieren dagegen. Aufgrund der Argumente und des allgemeinen Widerstands kommt der Nazi-Fußballer irgendwann vielleicht ins Grübeln und verlegt sich vielleicht auf etwas moderatere Töne. Die Chance besteht jedenfalls, dass die Gemeinschaft hier einen ausgleichenden Effekt hat. Aber was ist, wenn der Nazi-Fußballer einfach sagen würde: "Wieso, das ist meine Religion, da könnt Ihr mir überhaupt nichts sagen!" Dann wäre die Debatte an dieser Stelle zu Ende. Religion ist unantastbar -- angeblich wegen des gesellschaftlichen Friedens. Mittlerweile kann man die absurdesten gesellschaftlichen Thesen für unangreifbar erklären, solange man behauptet, sie wären religiös. Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine religiöse Debatte erlebt zu haben, in der es um Engel oder den Heiligen Geist ging. Stattdessen ging es stets um rein weltliche Dinge, nämlich um Adoptionsrecht, Gleichberechtigung (man stelle sich vor!), Arbeitsrecht, Erziehungsrecht, neuerdings sogar Kleidung, und so weiter.
Aus diesem Grund bin ich der Meinung, dass Glaube zwar insofern Privatsache ist, als dass man niemandem vorschreiben kann, welche Überzeugungen er haben soll. Aber es ist nicht so sehr Privatsache, als dass man nicht darüber debattieren dürfte oder Kritik üben dürfte. Es sollte den gleichen Status haben wie jede andere Meinung. Gerade wenn wir in Deutschland zunehmend mit islamischen Positionen konfrontiert werden, und wenn wir alle gut miteinander auskommen wollen, dann müssen Religionen es sich gefallen lassen, infrage gestellt zu werden. Es gibt nicht den geringsten Beweis, dass es in einer Gesellschaft jemals ein Zuviel an kritischer Debatte gegeben hätte. Aber es gibt viele scheußliche Beispiele dafür, was passiert, wenn die kritische Debatte ausbleibt. |
@Jörn: Was ist der Skandal am Naturrecht?
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Religion ist übrigens nicht unantastbar. Ganz im Gegenteil: Sie ist in weiten Teilen doch längst aus der Gesellschaft verbannt. Wir sind also schon einen Schritt weiter. |
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Ich wollte darauf hinweisen, dass religiöse Menschen eine Argumentation aufbauen, bei der diese Katastrophe einen Sinn gehabt hätte, dass sie notwendig gewesen wäre (um Gottes Plan zu verwirklichen), dass sie gerecht gewesen wäre (Gott kann schließlich nicht ungerecht sein), oder dass sie von den Opfern verschuldet worden wäre (nicht fest genug geglaubt, zu wenig gebetet, zu viel gesündet, usw.). |
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Problematisch finde ich deshalb Weltanschauungen, zu deren Kern die Überzeugung der eigenen Überlegenheit gehört. Und insofern finde ich die Jahwe-Weltanschauungen (Auserwähltes Volk) problematisch. Ich finde es in diesem Zusammenhang erstaunlich, welchen geistigen Spagat die christliche Theologie versucht, einerseits dieses Dogma beizubehalten und andererseits nichtchristlich gläubige Menschen nicht auszugrenzen. |
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Ist halt immer auch die Frage, wer ist der Kleine und wer ist der Große. |
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Hat ein religiöser Mensch sowas gemacht? Und wenn ja, dann wäre das natürlich genauso falsch und kritisierbar wie die Nazizeit. Darüber muss man sich eigentlich nicht unterhalten. Das der IS eine letztlich faschistische Organistation ist, ist doch klar. |
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Wenn jemand privat etwas glaubt, was diskriminierend ist - inwieweit kann ein soziales Leben führen, ohne dass sein diskriminierende Denken Wirkungen nach außen zeigt? Nach den Regeln unserer Gesellschaft kann er denken, was er will, solange er sich im Zusammenleben an die Regeln hält. Ist es von der Religionsfreiheit gedeckt, wenn jemand Homosexuelle für Sünder hält? Wenn er aus diesen Gründen einen Homosexuellen schlechter behandelt als einen Heterosexuellen - ist das unter Hinweis auf die Religionsfreiheit besser als bei jemandem, der sich nicht auf eine Religion berufen kann? Merkt man das immer? Die gleiche Frage lässt sich beispielsweise in Bezug auf die Rolle der Frau in der Gesellschaft stellen. In unserer Gesellschaft wird darum gerungen, die Diskriminierung der Frauen aufgrund des Geschlechtes zu verringern. Gleichzeitig ringt man darum, Muslime nicht zu diskriminieren, die einer Frau nicht die Hand reichen wollen aus religiösen Gründen bzw. aus sogenanntem Respekt. Ich frage mich: kann man privat in den dogmatischen Schemata der jeweiligen Kirche denken, ohne dass dies eine Auswirkung auf das Verhalten im Alltag hat? Wie ich schon in einem anderen Posting schrieb, will ich den Gläubigen in diesem Forum nicht unterstellen, dass sie dogmatisch beschränkt sind. Sie haben ja schon wiederholt darauf hingewiesen, dass sie mit den Dogmen der Kirche nichts zu tun haben wollen. Ich frage mich generell, ob ein privater geistiger Rückzugsraum, der sich jeglicher kritischen Hinterfragung entziehen darf, nicht der Boden sein kann für ein kritikfreies Denken auch in anderen Bereichen und insbesondere im sozialen Leben. |
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Natürlich kann es das sein. Das hast du ja auch bei Sekten z.b. oder extrem religiösen christlichen Gemeinschaften, z.b. die zwölf Stämme. Die Frage ist wie geht man damit um. Schränkt man die Glaubenfreiheit ein (wie auch immer) nur um Extremisten zu bekämpfen (z.b. auch IS)? Reicht der normale Rechtsstaat nicht aus, gegen sowas vorzugehen? Ändern wir unser Leben, weil wir vom IS bedroht sind? Hat dann nicht der IS einen Sieg erzielt? Wie würde denn Gesellschaft und Rechtsordnung aussehen, die obige Gefahr anders als heute bekämpfen würde? |
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