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Schwarzfahrer 10.06.2023 18:09

Zitat:

Zitat von tandem65 (Beitrag 1711566)
Ist es nicht andersherum ebenso Erpressung von Arbeitnehmern im ÖPNV zu verlangen auf Ihr Streikrecht zu verzichten und so auf angemessene Entlohnung zu verzichten?

Tun sie das? Und kann man angemessene Entlohnung tatsächlich nur mit Streiks erreichen? Ich habe vielmehr den Eindruck, daß Streiks oft einfach rituelle Begleitzeremonien zu den Tarifverhandlungen sind. Aber vielleicht fehlt mir auch das Verständnis, wieso die Streiks von Bahnen z.B. den Arbeitgeber irgendwie wehtun sollten - keiner von denen bekommt weniger Gehalt, wenn die Züge drei Tage lang nicht fahren, es leiden ja ausschließlich die "Normalbürger".
Zitat:

Zitat von tandem65 (Beitrag 1711566)
Übrigens sind ja Werksstilllegungen in der Industrie eben auch zulasten von Kund:innen die dann länger auf Ihre Produkte warten müssen. Da wird auch nichts unter den Parteien direkt ausgetragen.

Das sind aber sehr indirekte, stark verzögerte Wirkungen; wenn ein Stahlwerk streikt, merkt davon der Fahrradhändler oder -käufer kaum etwas. Das ist ja der wesentliche Unterschied.

Zitat:

Zitat von tandem65 (Beitrag 1711566)
Ich halte es für ebenso falsch die Arbeitnehmer über den Umweg der verärgerten Kun:innen zu erpressen. Alles was Du geschrieben hast muß auch die Arbeitgeberseite beachten. Die hat da die gleiche Verantwortung!

Womit verärgert der Arbeitgeber den Bahnpassagier? (außer mit den unzuverlässigen Bahnen und überhöhten Preisen, die aber wenig mit der Entlohnung zu tun haben).
Zitat:

Zitat von tandem65 (Beitrag 1711566)
Wenn die moralische Verpflichtung nach Deiner Meinung so problematisch ist müsste ja auch die Arbeitgeberseite ebenso dieser Verpflichtung nachkommen und die Mitarbeiter entsprechend entlohnen.

Der moralische Aspekt war mir speziell im Gesundheitwesen relevant. Dort ist die Entlohnung der Ärzte nicht gerade das größte Problem. Ansonsten ja, es ist natürlich eine moralische Pflicht, eine angemessene Entlohnung zu bezahlen - soweit es die Mittel und die wirtschaftliche Lage hergeben. "Angemessen" ist halt schwer so zu definieren, daß alle gleich zufrieden sind, daher sind natürlich die Tarifverhandlungen wesentlich.

Zitat:

Zitat von tandem65 (Beitrag 1711566)
Du versuchst hier, nach dem wie ich es verstehe, gerade die Mitarbeiter mit Ihrer moralischen Verpflichtung zu erpressen.

Wie gesagt, Moral ist im Gesundheitswesen ein Aspekt für mich. Und nur weil ich eine Meinung habe, erpresse ich niemanden.
Zitat:

Zitat von tandem65 (Beitrag 1711566)
Es kann aber auch sein daß das gar nicht Deine Meinung ist, sondern nur ein Blickwinkel aus dem man die Sache betrachten könne.

Meine Meinung ist halt ein möglicher Blickwinkel, die Sache zu betrachten. Es gibt viele andere mögliche, und auch je nach Branche sehr unterschiedliche. In meinem Beruf finde ich, daß wir Ingenieure sehr großzügig entlohnt werden hier im Südwesten bei einer großen internationalen Firma, und mir fiel nie ein, mir über die Höhe des Gehalts groß Gedanken zu machen, solange am Monatsende immer Geld übrig ist. In meinem Bereich hat kaum einer je bei einer IG-Metall-Aktion mitgemacht; ich fühlte mich auch kaum je von denen echt repräsentiert. Wenn überhaupt, spielen die Arbeitsbedingungen (Sicherheit, Arbeitsmittel, Flexibilität, Vertrauen und Selbständigkeit) eine viel größere Rolle, als paar % mehr oder weniger Geld. Und in der (ähnlich gelagerten) Firma meiner Frau, wo ca. 500 € Gehaltskürzung im Gespräch war, haben die Leute statt Streik mit den Füßen abgestimmt, und die Leistungsträger wechselten in Scharen zur Konkurrenz - das hat auch gereicht, die Gehaltskürzung zurückzunehmen.

Schwarzfahrer 10.06.2023 18:20

Zitat:

Zitat von crazy (Beitrag 1711584)
Menschen und Staat stelle ich in der Bundesrepublik Deutschland auf eine Ebene, da die Menschen in einem demokratischen Wahlprozess den Staat überhaupt ermöglichen und diesem qua Verfassung etc pp ein Gewaltmonopol zusprechen.

Und durch diesen Akt der Übertragung in der repräsentativen Demokratie entsteht eben die Trennung zwischen Volk und Staat; d.h. gewisse Sachen stehen nur dem Staat zu. Wenn wir das aufheben, dann wird die Rolle der Parlamente auch obsolet (ich weiß, die LG möchte das ja auch, durch die Einführung der Räte).
Zitat:

Zitat von crazy (Beitrag 1711584)
Nun ist es leider so, dass demokratische gewählte Regierungen der letzten Jahre das Pariser Abkommen mit Füßen getreten haben.

Wenn's nur das wäre, was sie mit Füßen getreten haben, aber sie haben das mit einer ganzen Reihe anderer Grundgesetz-Artikel auch getan; scheint zur Gewohnheit zu werden. Da kann jeder auswählen, welche Grundgesetzwidrigkeiten ihm am meisten aufstoßen, und dagegen protestieren.
Zitat:

Zitat von crazy (Beitrag 1711584)
Wenn die demokratische Vertretung der 80mio Bundesbürger ihrem gesetzlichen Auftrag, das Klimaschutzkommen nicht umzusetzen, trotz gegenteiliger Klagen nicht nachkommt, ja, dann darf man sie dazu zwingen.

M.W. sind dafür die Wahlen vorgesehen: wenn eine Regierung falsch regiert, kann sie durch eine Mehrhit abgewählt und durch eine bessere ersetzt werden. Von Zwang steht m.W. nichts im Grundgesetz.
Zitat:

Zitat von crazy (Beitrag 1711584)
Nehmen wir an, jede Aktion hat 500 Leute im Schnitt behindert- und das ist recht hoch gegriffen, weil die 1250 jede x-beliebige Aktion mitnimmt, nicht nur Autobahn-Behinderungen- dann sind es dato gesamt 625.000 Menschen gewesen, die gestört wurden.
Weniger als 1% der Bevölkerung der BRD.
Demgegenüber der Verfassungsrang, der 100% betrifft.

ERstens ging es hier schon lange nicht mehr nur um die Straßenblockaden, sondern um Sachbeschädigung in großem Maße. Und zweitens sind wir damit wieder bei der Diskussion, wie viele Schaden im NAmen einer guten Sache angerichtet werden kann, bzw. darf man wenigen schaden um vielen zu nützen. Beim Flugzeug-Urteil wurde dies mit nein beantwortet, ich wüßte keinen Grund, dies zu ändern.

Klugschnacker 10.06.2023 18:27

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1711596)
Und durch diesen Akt der Übertragung in der repräsentativen Demokratie entsteht eben die Trennung zwischen Volk und Staat; d.h. gewisse Sachen stehen nur dem Staat zu. Wenn wir das aufheben, dann wird die Rolle der Parlamente auch obsolet (ich weiß, die LG möchte das ja auch, durch die Einführung der Räte).

Nein, der Bürgerrat soll das Parlament nicht ersetzen, das sind Fake-News. Der angestrebte Bürgerrat spricht Empfehlungen an das Parlament aus.

Ein Bürgerrat ist bereits im Koalitionsvertrag der aktuellen Regierung vereinbart. Dort heißt es wörtlich:
"Wir wollen die Entscheidungsfindung verbessern, indem wir neue Formen des Bürgerdialogs wie etwa Bürgerräte nutzen, ohne das Prinzip der Repräsentation aufzugeben. Wir werden Bürgerräte zu konkreten Fragestellungen durch den Bundestag einsetzen und organisieren. Dabei werden wir auf gleichberechtigte Teilhabe achten. Eine Befassung des Bundestages mit den Ergebnissen wird sichergestellt."
Quelle: Koalitionsvertrag (PDF, Seite 8)
Es ist Anti-Klima-Propaganda, den Eindruck entstehen zu lassen, die Letzte Generation wolle an den demokratischen Strukturen vorbei etwas durchsetzen.

tandem65 10.06.2023 19:27

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1711595)
Tun sie das?

Worauf bezieht sich Deine Frage? In dem Zitierten Absatz sind einige Punkte enthalten auf die sich Deine Frage beziehen kann.

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1711595)
Und kann man angemessene Entlohnung tatsächlich nur mit Streiks erreichen?

Natürlich nicht, dazu gehören aber immer 2 Seiten.
Arbeitgeber im ÖPNV könnten ja auch zügig und ohne Streiks auf die Wünsche Ihrer Mitarbeiter eingehen.

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1711595)
Ich habe vielmehr den Eindruck, daß Streiks oft einfach rituelle Begleitzeremonien zu den Tarifverhandlungen sind. Aber vielleicht fehlt mir auch das Verständnis, wieso die Streiks von Bahnen z.B. den Arbeitgeber irgendwie wehtun sollten - keiner von denen bekommt weniger Gehalt, wenn die Züge drei Tage lang nicht fahren, es leiden ja ausschließlich die "Normalbürger".

In welchem Betrieben ist es so, daß die Manager bei einem Streik weniger verdienen?
Bosch? Opel? Amazon? Google?

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1711595)
Das sind aber sehr indirekte, stark verzögerte Wirkungen; wenn ein Stahlwerk streikt, merkt davon der Fahrradhändler oder -käufer kaum etwas. Das ist ja der wesentliche Unterschied.

Ach so, dann waren die Probleme in den Lieferketten durch die Streiks im ÖPNV verursacht in den letzten 2-3 Jahren. Da war doc hsehr schön zu sehen was passiert wenn Fabriken in Fernost nicht Produzieren wie wir es hier gewohnt sind. Absolut indirekt und stark verzögert. :Huhu: Ich sehe da keinen wesentlichen Unterschied.

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1711595)
Womit verärgert der Arbeitgeber den Bahnpassagier? (außer mit den unzuverlässigen Bahnen und überhöhten Preisen, die aber wenig mit der Entlohnung zu tun haben).

Die Arbeitgeber sind genauso verantwortlich für Streiks wie die Gewerkschaften. Sie sind ebenso verantwortlich für den Ärger der Kund:innen im Streikfalle.

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1711595)
Der moralische Aspekt war mir speziell im Gesundheitwesen relevant. Dort ist die Entlohnung der Ärzte nicht gerade das größte Problem.

Ja fein, im Gesundheitswesen sind nur Ärzte beschäftigt.
Altenpfleger:innen, Krankenpfleger:innen... werden alle Top bezahlt. Schon klar.:Huhu:

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1711595)
Wie gesagt, Moral ist im Gesundheitswesen ein Aspekt für mich. Und nur weil ich eine Meinung habe, erpresse ich niemanden.

Nun gut, die Mitarbeiter:innen im ÖPNV haben auch nur Ihre Meinung daß sie nicht ausreichend entlohnt werden. Nur weil Sie dieser Meinung nachhaltig Ausdruck verleihen erpressen sie niemanden.

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1711595)
Und in der (ähnlich gelagerten) Firma meiner Frau, wo ca. 500 € Gehaltskürzung im Gespräch war, haben die Leute statt Streik mit den Füßen abgestimmt, und die Leistungsträger wechselten in Scharen zur Konkurrenz - das hat auch gereicht, die Gehaltskürzung zurückzunehmen.

OK, Du meinst die Lokführer:innen und andere Mitarbeiter:innen könnten so einfach zu FlixTrain oder SNCF wechseln um so für die verbliebenen für bessere Gehälter zu sorgen und das ganze würde auch ohne Einschränkungen für die Kund:innen im ÖPNV funktionieren.
Oder verstehe ich Dich da falsch?

Schwarzfahrer 10.06.2023 19:59

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1711597)
Nein, der Bürgerrat soll das Parlament nicht ersetzen, das sind Fake-News. Der angestrebte Bürgerrat spricht Empfehlungen an das Parlament aus.

Ist zwar langsam sehr off-topic im Klima-thread, aber mir fehlt das Verständnis, wozu das Parlament noch Empfehlungen braucht von einer Bürgergruppe, deren Kompetenz die der Parlamentarier wohl kaum übersteigt, ansonsten wurden wohl die falschen gewählt. Ansonsten wäre das Thema mehr direkte Demokratie, Volksabstimmungen, Bürgerräte und andere Varianten wohl eher in einem eigenen Thread besser aufgehoben.

Schwarzfahrer 10.06.2023 21:13

Zitat:

Zitat von tandem65 (Beitrag 1711601)
Worauf bezieht sich Deine Frage? In dem Zitierten Absatz sind einige Punkte enthalten auf die sich Deine Frage beziehen kann.

Du deutest an, daß die Arbeitgeber von den Angestellten verlangen, aufs Streikrecht zu verzichten. Davon weiß ich nichts.
Zitat:

Zitat von tandem65 (Beitrag 1711601)
Arbeitgeber im ÖPNV könnten ja auch zügig und ohne Streiks auf die Wünsche Ihrer Mitarbeiter eingehen.

Ist wohl recht unrealistisch, oder? Gehaltsverhandlungen sind eben Verhandlungen, beide Seiten haben Randbedingungen für ihre Forderungen, und es gilt, für beide Seiten akzeptable Lösung zu finden. Es gibt ebenso extrem geizige Arbeitgeber wie überzogene Lohnforderungen, wie auch wirtschaftliche Grenzen von Gehältern bzw. wirtschaftliche Bedürfnisse der Arbeitnehmen. Es gilt, einen akzeptablen und wirtschaftlich tragbaren Kompromiß zu finden, keiner muß einfach auf die Forderung des anderen eingehen. Weil es eben auch wirtschaftliche Grenzen gibt, wird z.T. auch über nicht-monetäre Elemente verhandelt (Arbeitszeit, Sozialleistungen, ...).
Zitat:

Zitat von tandem65 (Beitrag 1711601)
In welchem Betrieben ist es so, daß die Manager bei einem Streik weniger verdienen?

Produktions- oder Umsatzeinbußen können sehr wohl zu weniger Boni bei den Managern führen; auf jeden Fall ist ein Streik ein direkter Schaden für ein Betrieb (weniger für Investitionen, Löhne, Sozialleistungen zur Verfügung), der eben nicht aus Steuermitteln wieder aufgefüllt wird, wie im öffentlichen Dienst.
Zitat:

Zitat von tandem65 (Beitrag 1711601)
Die Arbeitgeber sind genauso verantwortlich für Streiks wie die Gewerkschaften. Sie sind ebenso verantwortlich für den Ärger der Kund:innen im Streikfalle.

Sehe ich nicht so. Klingt nach DonCorleone-Logik: wer die Forderung nicht erfüllt, ist schuld am Schaden, der durch das Erzwingen der Forderung entsteht.
Zitat:

Zitat von tandem65 (Beitrag 1711601)
Nun gut, die Mitarbeiter:innen im ÖPNV haben auch nur Ihre Meinung daß sie nicht ausreichend entlohnt werden. Nur weil Sie dieser Meinung nachhaltig Ausdruck verleihen erpressen sie niemanden.

Meinung bei einer Demo Ausdruck verleihen, ist keine Erpressung; verweigern der Dienstleistung an Kunden geht aber einen Schritt weiter. Ich sehe die Idee des Streikverbots für Beamte darin, daß kritische Infrastruktur (Gesundheit, Verkehr, Unterricht, ...) eben immer funktionieren muß (als das Konzept aufkam, war vieles davon noch rein staatlich). Für diese Bereiche sollte m.M.n. weiterhin eine Funktionsgarantie gelten, und für Lohnverhandlungen andere Wege gefunden werden.

So, das führt jetzt endgültig weit weg vom Klima-Thema, wir sollten irgendwie ein Schlußstrich ziehen: ich finde manche Streiks wie auch manche Gewerkschaftsforderungen unangemessen (wie auch manche Arbeitgeber-Gebaren), aber solange sie dürfen, sollen sie, ich werde damit zurechtkommen.

LidlRacer 10.06.2023 23:21

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1711603)
Ist zwar langsam sehr off-topic im Klima-thread, aber mir fehlt das Verständnis, wozu das Parlament noch Empfehlungen braucht von einer Bürgergruppe, deren Kompetenz die der Parlamentarier wohl kaum übersteigt.

Eine sehr kühne These - m.E. ohne jegliche Basis.

Ich sehe in der Mehrheit des Parlaments einen erschreckenden Mangel an Kompetenz insbesondere beim Klima-Thema.

Trimichi 11.06.2023 06:56

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