Schwarzfahrer |
02.10.2015 12:19 |
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
(Beitrag 1169966)
Ich ersetze mal das Wort Schuld durch Verantwortung. Wir haben diese Verantwortung gegenüber den Flüchtlingen auf mindestens zwei Ebenen:
a) Verantwortung für die Ursachen der Missstände
b) Verantwortung für die Beseitigung der Missstände
Angenommen, ein Mann läge auf der Straße, offenbar von einem Auto angefahren, und bräuchte Hilfe. Dann hat der Autofahrer eine Verantwortung, denn er hat den Unfall verursacht. Falls Du als Spaziergänger zufällig vorbei kommst, hast Du zwar keine Verantwortung für die Ursache des Unfalls, wohl aber für die Beseitigung der Folgen. Du bist zur Hilfe verpflichtet, sonst machst Du Dich strafbar.
Unabhängig von der Frage nach den Ursachen der Flucht eines Menschen haben wir demnach eine Verantwortung bezüglich der Folgen. Wir sind zur Hilfe verpflichtet, allein weil wir helfen können.
Häufig wird diese Verantwortung, Hilfe zu leisten, bestritten, weil wir nicht die Ursache der Probleme seien. Wir sind jedoch unabhängig vom Verschulden zur Hilfe verpflichtet.
Grüße,
Arne
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Ich stimme zu, daß wir eine solche Verantwortung den Flüchtlingen gegenüber haben, die zu uns kommen - wie auch gegenüber dem Verletzten auf der Straße, an dem ich gerade vorbeikomme.
Aber ich weise eine nennenswerte Verantwortung für die Ursachen der Flucht von mir (sowohl persönlich als auch im Namen der europäischen Bevölkerung) - ebenso, wie die für die Entstehung des Unfalls - oder muß ich mir vorwerfen, daß ich durch mein Wahlverhalten nicht geschafft habe, ein generelles Tempolimit oder Autoverbot in Wohnstraßen umzusetzen? Nein, der Unfall wurde primär durch Fehlverhalten eines (oder beider) Beteiligten verursacht. Mißstände in Syrien oder Lybien sind ebenso primär durch die dort agierenden Menschen verursacht.
Und haben wir wirklich eine Verantwortung für die Beseitigung der Missstände in weit weg gelegenen Ländern? Welches Recht haben wir überhaupt, uns dort (oft ungebeten) einzumischen, egal wie gut wir es meinen? Deutschland verbittet sich ja auch jegliche Ratschläge, wenn z.B. vor einigen Jahren ein UNESCO-Beobachter Vorschläge zu Verbesserungen des deutschen Bildungssystems machte - obwohl seine Vorschläge so manchen üblen Mißstand beseitigen könnten.
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