Danke für das interessante Posting, Schwarzfahrer. Es macht ja am meisten Spaß, wenn man Antworten bekommt; und noch mehr, wenn man neben Applaus auch ein paar Nörgeleien auslöst. Betrachte meine Antwort als gerechten Lohn auf Dein gutes Posting, und nicht als Kritik.
Zitat:
Zitat von Schwarzfahrer
(Beitrag 1357171)
wie ich ruhig schlafen kann, wenn ich keine sichere Antwort auf manche Fragen habe (z.B. wie entstand die Welt, was wird nach dem Tod...).
|
Ja, das verstehe ich. Aber zur Religion gehört auch (und zwar zwingend), dass sie eben
keine sicheren Antworten gibt. Sichere Antworten gibt es allenfalls für Fanatiker, die alles ausblenden. Du sprichst aber ausdrücklich von gemäßigten Leuten. Ausgangspunkt war, was wir einem jungen Mann raten würden.
Wenn jemand ein sicheres Fundemant möchte, dann sollte er sich auf Dinge verlassen, die gut belegt sind. Das ist das Feld der Wissenschaft. In der Religion gibt es keine Belege. Man wüsste ja noch nicht einmal,
welche Religion es denn sein soll.
Ignoranz ist keine Sicherheit. Ich erinnere nochmal an mein Beispiel mit Jürgen Domian vor ein paar Postings, dessen sicherer Glaube mit der Lektüre eines Buches völlig zusammenbrach.
Ich finde, wir sollten hier genau sein, denn unser Rat soll nützlich sein. Gibt die Religion sichere Antworten? Oder stellt sie einfach keine Fragen?
Zitat:
Ich kenne aber viele Eltern behinderter schwerkranker Kinder, die genau diese Antworten im Glauben finden (für mich völlig unverständlich und sicher unerreichbar, aber es ist so). "Gott prüft mich damit, er stellt mich auf die Probe und zeigt mir seine Liebe, etc." Darüber kann man nicht diskutieren, höchstens beneiden, wenn diese Leute damit zufriedener leben, als manch anderer, der hinterfragt.
|
Man kann aber gerade diesen Leuten zeigen, dass sie falsch liegen. Die Frage ist, ob man in dieser Situation darauf verzichtet; aber wenn die Eltern aufnahmebereit sind, dann könnte man sie mit folgendem Gedanken konfrontieren:
Erstens: Wozu dient die Prüfung? Gott ist ja allwissend. Es gibt nichts, was man ihm durch irgend eine Prüfung beweisen könnte. Es ist unsinnig, weil es der Allwissenheit Gottes widerspricht. Es muss falsch sein.
Zweitens: Geprüft werden die Eltern. Aber das Leid trifft die kranken Kinder. Das ist unmoralisch. Man kann nicht die Kinder quälen, um zu sehen, wie sich die Eltern verhalten. Es widerspricht der Allgüte Gottes. Allgüte bedeutet, dass eine maximale, nicht mehr übetreffbare Güte angewendet wird. Das ist hier offensichtlich nicht der Fall. Es widerspricht also der Allgüte Gottes. Es muss falsch sein.
Dies sind keine wissenschaftlichen (atheistischen) Argumente. Man kann sie gegenüber Gläubigen aussprechen. Das legt nahe, dass der Glaube keineswegs von allen Zweifeln befreit. Gläubige Eltern verzweifeln an diesen Fragen ebenso wie alle anderen. Gerade wenn die Bibel wahr sein sollte, ergeben sich Zweifel daran, warum das Leid der Kinder nötig und gut sein sollte.