Zitat:
Zitat von Schwarzfahrer
(Beitrag 1550944)
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Verantwortung bei einer Seuche beginnt damit, daß ich dafür sorge, selbst nicht angesteckt zu werden (was auch die stärkste Motivation sein kann) - damit schütze ich alle andere am effektivsten. Als zweites kommt gleich die Rücksicht auf besonders Gefährdete. Sich darauf zu verlassen, daß die Regeln alle anderen zwingen, mich vor Infektion zu schützen, ist zwar bequem, weil es einen von der Eigenverantwortung befreit - ich halte wenig von einer solchen Einseitigkeit.
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Ein solcher gesundheitspolitischer Standpunkt entlässt tendentiell den Staat aus seiner Fürsorgepflicht für die Gemeinschaft. Vor allem alle Erkrankungen, welche eher die Ärmeren treffen und wo sich die Reichen besser schützen können, würden dann einfach deutlich mehr grassieren, wenn man die Gesundheitsämter infolge Deines Ansatzes weiter zusammenstreichen bis auflösen würde, weil jeder allein die Verantwortung tragen soll. Das wird dem Wesen einiger infektiöser Krankheiten nicht gerecht, z.B. der behandlungsbedürftigen und auch -pflichtigen Tuberkulose. Zahlreiche ansteckende, infektiöse Erkrankungen lassen sich eben nur über die Meldepflicht und ein Eingreifen staatlicher Behörden in Verbindung mit einer geeigneten Gesundheitspolitik begrenzen. So gibt es ca. 20 meldepflichtige Erkrankungen in Deutschland. Man muss sich schon mit den einzelnen sozialen Aspekten der meldepflichtigen Erkrankungen und ihrer Geschichte befassen, um zu verstehen, weshalb es bei uns so läuft und welche Rolle die Gesundheitsämter dabei haben. Die Industrieländer vermochten aufgrund von staatlichen Programmen zum Gesundheitsbewusstsein, Hygiene, Reihenimpfungen und Medikamenten die Infektionskrankheiten im Unterschied zu den Entwicklungsländern zurückzudrängen, in denen z.B. die Tuberkulose und andere Erkrankungen weiter ansteigende Zahlen verzeichnet. Dort ist wirklich jeder für sich verantwortlich, mit den erkennbaren nachteiligen Folgen im Unterschied zu den Industrieländern. Insofern schaden pauschale Angriffe auf das RKI der Prävention und der Gesundheitsfürsorge der Bevölkerung wie sie auf den Coronademos vorgetragen werden.
Schaue ich mal auf die Veterinärmedizin: Bei der Fuchwuchstollwut sagte auch niemand: Müssen sich halt die Menschen schützen und auf ihre Haus- Nutztiere aufpassen. Man impfte alle Füchse oder erschoss sie und brachte die Fuchstollwut zum Erliegen. Ähnlich bei der Schweinepest: Niemand sagt, lassen wir Wildschweine einfach frei rumlaufen, schützen wir die Mastanlagen. In Brandenburg baute man Zäune nach Polen, Dänemark baute einen Zaun, man bezahlt Abschussprämien, dezimiert den Bestand radikal bis auf Orte, wo Jagd verboten ist.
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