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keko# 20.01.2018 18:08

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1356309)
Für Dich würde sich nach meiner Einschätzung überhaupt nichts ändern, denn Du lebst ja bereits nach modernen und aufgeklärten Grundsätzen. Religiöse Anklänge vernehme ich in erster Linie in der Abgrenzung gegenüber Muslimen und homosexuellen Menschen. Ansonsten bist Du doch gar nicht sehr katholisch, oder täusche ich mich?

Religion begleitet mich mehr oder weniger mein ganzes Leben in verschiedenen Formen. Ich habe nie abgestritten, dass ich ein Feierabendchrist oder Nischenchrist bin. Bei den allermeisten Menschen, die ich kenne, ist das so ähnlich. Egal in welcher Religion. Auch sind Homosexuelle oder Muslime für mich nichts Besonderes, halt in meinem privaten Leben eine Ausnahme. Das ist aber keine Wertung ihnen gegenüber.

Ich stehe nach wie vor dazu, dass ich es für falsch halte, identitätsstiftende Merkmale von aussen zwanghaft zu verbieten. Immerhin leben wir in einem Rechtsstaat. Wer Probleme hat, kann sich auf Gesetze berufen.

Ich halte es u.a. für falsch, weil das einen unglaublichen Rattenschwanz nach sich ziehen würde. Du kannst wohl kaum den Christen etwas verbieten und über Muslime oder Juden hinwegsehen. Du würdest dich lächerlich machen. Ganz zu schweigen von den Ausländern, die hier wohnen. Wer gibt dir das Recht über sie? Und wer wägt ab, was allgemeingültig ist und was nicht? Vielleicht fällt dir dazu etwas ein, dann lass hören :Blumen:

trithos 20.01.2018 18:10

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1356313)
Mein Ziel für mich persönlich ist, einen klaren Standpunkt zu haben, den ich möglichst in einem Satz zusammenfassen kann.

Das basiert auf einer Erkenntnis von Steve Jobs. Er sagte, wenn man einen Sachverhalt nicht simpel ausdrücken kann, sondern sich in langatmigen und widersprüchlichen Erläuterungen verliert, dann hat man meist nicht genügend darüber nachgedacht. Ich finde das zutreffend: ....

Gilt diese Erkenntnis eigentlich auch für diese Diskussion, in der Du regelmäßig Postings von beeindruckender Länge und Komplexität veröffentlichst? :bussi:

Jörn 20.01.2018 18:17

Zitat:

Zitat von FlyLive (Beitrag 1356345)
Die meisten Gläubigen Menschen die mir über den Weg laufen, setzen die Religion, an die sie glauben nicht konsequent um. Sprich, sie glauben und bestreiten ihren eigenen Weg. Verbünden sich mit vielem, aber nicht mit allem aus den Schriften.

Hallo FlyLive, ich antworte Dir trotzdem mal, obwohl Du sagtest, Du wolltest es damit bewenden lassen. Vielleicht ist es ja trotzdem für irgendwen im Forum anregend (ansonsten freut sich Google).

Du schreibst, die üblichen Gläubigen setzen die Religion nicht konsequent um, sondern picken sich jene Dinge aus der Bibel (oder dem Glauben) raus, die heute und nach ihrer Meinung einen Sinn ergeben.

Das ist genau das, was alle Menschen machen: Man pickt sich aus dem, was einem so über den Weg läuft, das Passende raus. Der Unterschied ist jedoch, dass Gläubige ihre Entscheidungen unangreifbar machen, weil sie es mit Gottes Willen begründen. Daraus folgt, dass diese Art der Religionsausübung vor allem ein Diskussions-Stopper ist. Es fördert keineswegs unerhörte und nie dagewesene Weisheiten zutage. Sondern es isoliert relativ banale Einsichten vor Kritik.

Wenn jemand völlig lächerliche Ansichten über die Ehe hat, dann wird man dennoch freundlich mit ihm diskutieren können und anschließend ein Bier trinken. Aber wenn er sagt: "Das ist eben meine Religion", dann ist damit die Debatte beendet. Ob es wirklich seine Religion ist (oder einfach seine private Erfindung), spielt keine Rolle mehr. Sobald das Zauberwort ausgesprochen wurde, ist Schluss.

Das gilt nicht nur privat: Die Kirchen beziehen in Deutschland offiziell Positionen, die man ansonsten nur bei der NPD findet. Papst Ratzinger nuschelt im Deutschen Bundestag etwas über "Naturrecht", was zuletzt von den Nazis an gleicher Stelle vorgetragen wurde und seitdem im Giftschrank der Geschichte verschlossen blieb. Deutsche Bischöfe äußern sich über den demokratischen Rechtsstaat als Irrweg, den man überwinden müsse. Unter normalen Umständen würde das eine Welle der Empörung auslösen. Aber weil das magische Zauberwort gesprochen wurde, ist jede Kritik untersagt.

Was folgt daraus? Ich stimme Dir zu, dass viele Gläubige sich völlig legitim das raussuchen, was ihnen sinnvoll erscheint. Aber das Ergebnis muss kritisierbar bleiben, egal wo es herkommt. Das ist neu, und das empört die Gläubigen.

------

Ich habe gerade die Predigt von Papst Franz verfolgt, dessen Live-Stream ich weiter oben verlinkt hatte. Ich bin fest davon überzeugt, dass er die Welt verbessern und Gutes tun will. Dafür bekommt er meinen Applaus.

Allerdings kann man sich fest vornehmen, die Welt zu verbessern -- und scheitern.

Man kann die Welt verbessern wollen, und sich darin irren, was "die Welt" überhaupt ist. Man kann sich irren, was "besser" wäre. Man kann sich in der Methode irren, die man anwendet.

Wenn man mal alle Möglichkeiten unseres Handelns betrachtet, dann gibt es vermutlich sogar deutlich mehr Möglichkeiten, zu scheitern, als erfolgreich zu sein. Scheitern ist wahrscheinlicher als Erfolg.

In dieser prekären Lage, in der wir uns ja alle befinden, soll Kritik und Debatte nicht statthaft sein?

Ich würde sagen, die größte Wahrscheinlichkeit für Erfolg ergibt sich dann, wenn kluge Leute aufrichtig debattieren und Kritik üben. Das ist der Grund, warum Wissenschaft so enorm erfolgreich ist. Und es ist gleichzeitig der Grund, warum Religion in dreitausend Jahren nichts zustande gebracht hat.

Viele Grüße und Danke für die Diskussion!

keko# 20.01.2018 18:21

Zitat:

Zitat von anlot (Beitrag 1355845)
Und wenn gelehrt wird, dass es bspw eine Hölle gibt oder Gott die Welt erschaffen hat, gehe ich daher auch gegen den Verursacher dieser Lehre an.

Ok, lassen wir das mit der Schule weg.
Angenommen ich lese daheim meinen Töchtern aus der Bibel vor. Gelegentlich kommen auch andere dazu. Wir machen gemeinsame Aktivitäten und finanzieren alles selbst.

Hättest du irgendwie ein Problem damit?

Jörn 20.01.2018 18:24

Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1356366)
Gilt diese Erkenntnis eigentlich auch für diese Diskussion, in der Du regelmäßig Postings von beeindruckender Länge und Komplexität veröffentlichst? :bussi:

Bitte beschäftige Dich mit meinen Argumenten.

keko# 20.01.2018 18:26

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1356326)
Oder denke an die aktuelle Haltung der katholischen Kirche, die unbescholtene Bürger so sehr mit Dreck bewirft, dass diese kaum noch am sozialen Leben teilnehmen können. In Köln wohnen sprichwörtlich viele Homosexuelle -- aber natürlich nur, weil sie von ihren ursprünglichen Wohnorten weggemobbt wurden. Das ist auch ein Ergebnis des Glaubens.

Schwule und Lesben sind in Köln natürlich auch deswegen gern gesehen, weil sie zahlungskräftige Mieter sind und Umsatz bringen.

Ansonsten lässt mich deine erste Zeile mal wieder an deiner Objektivität zweifeln.

keko# 20.01.2018 18:34

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1356313)
Man kann persönlich gegen Religion sein und sich trotzdem für Religionsfreiheit aussprechen. Ich finde es verblüffend, wie schwierig dieser Umstand für viele Gläubige zu verstehen ist.

Spannend sind halt die Schnittpunkte, z.B. Religionsunterricht an Schulen. Du kannst leicht von dir sagen, dass du tolerant bist, solange du dich in deinem Umfeld bewegst. Interessant wird es erst, wenn man über Punkte diskutiert, die uns Beide betreffen. Wenn ich das Gefühle habe, dass du in meinen Teich fischt, trete ich dir auf die Füsse. Das wird dir in deinem Frankfurter Umfeld natürlich nicht passieren. :Blumen:

Jörn 20.01.2018 18:37

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1356364)
Ich stehe nach wie vor dazu, dass ich es für falsch halte, identitätsstiftende Merkmale von aussen zwanghaft zu verbieten. Immerhin leben wir in einem Rechtsstaat. Wer Probleme hat, kann sich auf Gesetze berufen.

Den Nazis wurden Äußerungen über Juden und den Holocaust durchaus verboten. Wo ist das Problem? Wenn Papst Ratzinger vom Satan und der Homo-Ehe faselt, gibt's einen Strafzettel wegen Beleidigung, und einen wegen Volksverhetzung, und einen wegen Störung des öffentlichen Friedens.

Mich würde interessieren, wie Du die Sache beurteilen würdest, wenn es den Nazis nicht per Gesetz untersagt wäre, Juden und den Holocaust in herabwürdigender Weise darzustellen. Würdest Du dann sagen, dass es dennoch (aus moralischen Gründen) unterbleiben sollte? Würdest Du dafür eintreten, dass man solche Gesetze schafft?

Ich würde auch gerne meine Frage wiederholen (hier nun zum dritten Mal), warum für Dich die Rechte der Geschmähten keinerlei Rolle zu spielen scheinen? Ich verstehe Dein Anliegen, den Religionen einen Freiraum schaffen zu wollen. Aber was ist, wenn dieser Freiraum die Rechte anderer tangiert? Gelten deren Rechte dann plötzlich nicht mehr?


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