Schwarzfahrer |
30.11.2018 09:21 |
Zitat:
Zitat von sybenwurz
(Beitrag 1422524)
Kann ich mich nu nimmer dran erinnern (schön, dassd 'entgegengehalten' schreibst, 'vorgeworfen' träfs wohl nicht, denn) letztlich stimmts ja auch,
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Sollte auch kein Vorwurf sein, ich finde ja auch, daß es stimmt - es hat mir nur damals richtig bewußt gemacht, daß ich in so mancher Hinsicht ziemlich aus der "Norm" raushänge. Ich kann damit gut leben.
Zitat:
Den Verlust an Lebensfreude oder tollen Sachen seh ich nu auch nedd so;- das ist, denke ich, ne Frage der Perspektive.
Guck dir afrikanische Kinder an, die Spass dran haben, ein simples, aus Holz geflochtenes Rad vor sich her zu treiben und die höchste Freude dran haben. Gut, ist von der Carrera-Bahn n gutes Stück weit entfernt, entspringt aber immerhin lokaler Herstellung unter Verwendung natürlicher Resourcen und wird sicherlich umweltfreundlich entsorgt oder einer hilfreichen Weiterverwendung zugeführt.
Anyway, ich hab früh gelernt, dass Zufriedenheit keine Frage des Einkommens oder Vermögens ist.
Die besten und wesentlichen Dinge im Leben kann man nicht kaufen, mit der Höhe des Guthabens bei der Bank verlagern sich nur auch die Probleme in ne andere Preislage.
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Stimmt alles. Nur ist der Mensch nun mal auch ein "Genußmensch". Auch wenn man vernünftig auf vieles verzichten kann, das Leben wird z.T. auch schön durch Sachen, die nicht rational sind und trotzdem Freude machen. Bei aller Vernunft und Weltrettung darf dies nicht ganz verloren gehen. Und natürlich vermißt ein Kind in Arfika die Carrera-Bahn nicht, solange es sowas nicht kennt. Aber nachdem man sowas hatte, ist das simple Rad vieleicht doch nicht ganz so erfüllend. Ich bin in Rumänien aufgewachsen, und hatte auch vor Ort wenig Auswahl, und konnte damit zufrieden leben - aber die Träume, die der Neckermann-Katalog geweckt hat, waren trotzdem schön.
Zitat:
Nur, wie erreicht man mit dieser Vorbelastung (oder ohne diese Erkenntnis) wieder geschmeidigere Regionen, wie anerkennt man auch einfache Dinge wieder als befriedigend und ausreichend und und und...
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Ich glaube, das geht nur langsam und punktuell. Verordnen läßt sich dies eben nicht. Nur wenn Eltern entsprechendes vorleben, wachsen Kinder mit der gleichen Haltung auf. Natürlich kann das durch Erziehung in Kindergarten und Schule verstärkt werden (aber bitte ohne dogmatisch zu werden). Das ist m.M.n. der einzig langfristig wirksame Hebel (in einer Welt der schrillen bunten Werbung und Gruppendruck natürlich immer schwierig; nicht jeder bringt die Charakterstärke auf, bewußt anders zu sein als die Mehrheit, das liegt nun mal in der Natur des Menschen als soziales Wesen). Per Verordnung und Gesetz (z.B. Strohhalmverbot) läßt sich auch Bescheidenheit und Genügsamkeit erreichen - aber dann ohne Zufriedenheit und Lebensfreude, und ohne Verständnis, fürchte ich. Es muß funktionieren wie beim Rauchen: es wurde m.M.n. nicht weniger in der Öffentlichkeit, weil die Schachteln mit häßlichen Bildern beklebt sind, sondern weil es ein gesellschaftlich negatives Image bekommen hat - weil immer mehr Eltern es ihren Kindern beigebracht haben, es nicht als "gegeben" hinzunehmen. Deshlab konnten auch Verbote überhaupt durchgesetzt werden.
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