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Schwarzfahrer 02.02.2023 08:30

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 1697754)
WAs, wenn du viel öfter die 130 km/h durchfahren könntest, weil zb viel weniger draengler, raser oder auch schleicher den Verkehrsfluss behindern?!
Du wärest öfter schneller am Ziel als bisher, entspannter und haettest letztlich sogar vorteile? :Blumen:

Drängler begrenzen mich gar nicht, die können gerne vorbei; Schleicher sind auch nur ein Problem, wenn sie mit erzieherischer Absicht auf der linken Spur bleiben; ist auch eher selten. Das entscheidende, warum man nie die "Nenngeschwindigkeit" als Durchschnitt hat, sind Baustellen, und die normale Fluktuation bei Einfahrten, Überholmanövern, Pinkelpausen, u.ä.; dies tritt bei Fahrten in Ländern mit Tempolimit exakt genauso auf. Wenn ich Österreich durchquere, oder bei Fahrten in den USA, war es immer ähnlich: real ist man locker 20 -30 km/h im Schnitt langsamer, als die "Nenngeschwindigkeit".

Klugschnacker 02.02.2023 08:32

Wir haben ein Klimaschutzgesetz, das uns zu sehr weitreichenden Reduzierung der Klimagasemissionen verpflichtet. Es ist heute bereits erkennbar, dass diese Ziele im Bereich Verkehr bei weitem verfehlt werden.

Auch ein Verkehrsminister steht nicht über dem Gesetz. Ein Tempolimit ist eine konkrete Möglichkeit, die Emission von Klimagasen zu reduzieren. Es gibt in der Bevölkerung eine klare Mehrheit dafür. Die Maßnahme wäre also politisch durchsetzbar.

Ich verstehe nicht, inwieweit man einen verantwortlichen Politiker zur Einhaltung des Klimaschutzgesetzes verpflichten kann und ob er da persönlich irgendwie haftet. Das Klimaschutzgesetz richtet sich ja nicht an den einzelnen Bürger, sondern setzt Grenzen für Politik und Verwaltung. Kann ein Politiker da einfach drauf pfeifen oder wie kann ich mir das als juristischer Volllaie vorstellen?

MattF 02.02.2023 08:39

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1697761)
Kann ein Politiker da einfach drauf pfeifen oder wie kann ich mir das als juristischer Volllaie vorstellen?


Der Mensch Politiker ist ja nicht die juristische Person um die es bei der Frage geht, sondern letztlich der Staat als soches.

Ein andere Aspekt, nicht nur Wissing könnte ein Gesetz initieren, dass ein Tempolimit einführt, das könnte der Bundestag ja auch allein. Es könnte auch meines Wissens der Bundesrat.

Also wenn würden die alle haften weil sie nichts machen.

Im übrigen läuft die Klage längst:

https://www.tagesschau.de/inland/umw...-bund-101.html


Aber wie gesagt geklagt wird nicht gegen Personen und es kann auch nicht auf spezielle Massnahmen geklagt werden.

Mo77 02.02.2023 08:39

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1697761)
Wir haben ein Klimaschutzgesetz, das uns zu sehr weitreichenden Reduzierung der Klimagasemissionen verpflichtet. Es ist heute bereits erkennbar, dass diese Ziele im Bereich Verkehr bei weitem verfehlt werden.

Auch ein Verkehrsminister steht nicht über dem Gesetz. Ein Tempolimit ist eine konkrete Möglichkeit, die Emission von Klimagasen zu reduzieren. Es gibt in der Bevölkerung eine klare Mehrheit dafür. Die Maßnahme wäre also politisch durchsetzbar.

Ich verstehe nicht, inwieweit man einen verantwortlichen Politiker zur Einhaltung des Klimaschutzgesetzes verpflichten kann und ob er da persönlich irgendwie haftet. Das Klimaschutzgesetz richtet sich ja nicht an den einzelnen Bürger, sondern setzt Grenzen für Politik und Verwaltung. Kann ein Politiker da einfach drauf pfeifen oder wie kann ich mir das als juristischer Volllaie vorstellen?

Gilt das mit der Haftung dann auch für die LNG Nummer?
Abschalten der AKW?

Vermutlich geht das nur wenn das Tempolimit nachweislich die EINZIGE Möglichkeit wäre den Ausstoß zu senken.
Aber bin auch kein Jurist...

Schwarzfahrer 02.02.2023 08:40

Zitat:

Zitat von Voldi (Beitrag 1697755)
Hiermit wären die Menschen in allen Ländern mit Tempolimit (nahezu die gesamte Weltbevölkerung) also nicht mobil oder zumindest in ihrer Mobilität eingeschränkt, da ein deiner Meinung nach funktional entscheidender Faktor für Mobilität (Vollgas für alle) nicht gegeben ist? Sorry das ist doch lächerlich :Maso:

Magst Du gerne so sehen. Nicht frei nach den real sicheren Möglichkeiten fahren zu können ist eine Begrenzung der Mobilität, wie wichtig es für einen ist, ist je nach Person unterschiedlich. Nur weil fast überall Tempolimit existiert, muß es nicht die beste Lösung sein. )Es wurde ja auch fast überall Maskenpflicht verhängt, aber das ist off topic.)

Allerdings sind in vielen Ländern auf Grund der Tempolimits die Autobahnen auch mit deutlich engeren Kurven ausgelegt; in der Schweiz z.B. ist auf vielen Strecken die 130 eh kaum zu übertreten, wenn man sicher fahren will. Bei uns sind nun mal die Autobahnen dafür gebaut, auch schneller fahren zu können; in Italien wären auch viele geeignet, wenn man dürfte.

Übrigens: wenn Tempolimit so wichtig fürs Klima ist, sollte man es nicht auch für Züge überlegen? Die verbrauchen doch auch massiv Ressourcen, um mit über 200 km/h zu fahren? Nur weil die Strecken schon dafür gebaut wurden, oder weil man zügig ans Ziel kommen will, ist dann ja auch kein Argument.

(Nebenthema Mobilität: Daß "zügig" vom "Zug" kommt, halte ich nach meiner gestrigen Dienstreise auch für unwahrscheinlich; bei geplanten 7 Stunden Fahrzeit hatte ich insgesamt 30 % längere Fahrt trotz flexiblen Ausweichens auf Alternativverbindungen, mehr wurde es nur dank mehreren extremen Sprints beim Umsteigen nicht; das nächste Mal nehme ich doch lieber das Auto, zu dritt wäre es auch deutlich billiger geworden).

Schwarzfahrer 02.02.2023 08:51

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1697761)
Ich verstehe nicht, inwieweit man einen verantwortlichen Politiker zur Einhaltung des Klimaschutzgesetzes verpflichten kann und ob er da persönlich irgendwie haftet. Das Klimaschutzgesetz richtet sich ja nicht an den einzelnen Bürger, sondern setzt Grenzen für Politik und Verwaltung. Kann ein Politiker da einfach drauf pfeifen oder wie kann ich mir das als juristischer Volllaie vorstellen?

Zitat:

Zitat von Mo77 (Beitrag 1697765)
Gilt das mit der Haftung dann auch für die LNG Nummer?
Abschalten der AKW?

Berechtigte gegenfrage, die Liste könnte noch weiter verlängert werden. Aber ich kenne praktisch keinen Fall, in dem ein Politiker für irgendetwas persönlich haften musste, egal ob es Unterlassung oder Fehlentscheidung mit üblen Folgen war. (mit Haften meine ich nicht einen Rücktritt, meist in ein weiches Polster, sondern tatsächlich strafrechtliche Haftung.) Juristen mögen es beantworten, ob das juristisch begründet ist, oder nur praktisch durch die Macht. Klagen gegen den Staat gibt es immer wieder (aktuell z.B. auch in der Schweiz wegen der Corona-Maßnahmen, Erfolg gibt es wohl selten - vielleicht auch weil sogar bei einem passenden Urteil eine Exekutive fehlt, die den Staat zu irgendetwas zwingen kann.

Und wenn ein Gesetz wie das Klimaschutzgesetz irgendwelche Grenzen oder Richtungen vorgibt, ist der Interpretationsspielraum zu groß, um irgendeinen Pudding and die Wand zu nageln. Es gibt ja nie nur einen Weg zu einem solchen Ziel.

Harm 02.02.2023 08:57

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1697761)
Auch ein Verkehrsminister steht nicht über dem Gesetz. Ein Tempolimit ist eine konkrete Möglichkeit, die Emission von Klimagasen zu reduzieren. Es gibt in der Bevölkerung eine klare Mehrheit dafür. Die Maßnahme wäre also politisch durchsetzbar.

...und zwei der drei Koalitionsparteien haben das Tempolimit sogar in ihren Wahlkampfrogrammen gehabt...:Huhu:

sabine-g 02.02.2023 08:57

Ein Tempolimit einzuführen kostet nichts. Gar nichts. Das ist ein wichtiger Punkt, sogar ein Totschlagargument.
Es gibt keine Statistik die gegen ein Tempolimit spricht, weder in Sachen Klima noch in Sachen Unfall -häufigkeit und/oder -schwere.

TriVet 02.02.2023 08:58

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1697766)
Übrigens: wenn Tempolimit so wichtig fürs Klima ist, sollte man es nicht auch für Züge überlegen? Die verbrauchen doch auch massiv Ressourcen, um mit über 200 km/h zu fahren? Nur weil die Strecken schon dafür gebaut wurden, oder weil man zügig ans Ziel kommen will, ist dann ja auch kein Argument.

Na da machst Du aber ein Fass auf!:Lachanfall:
Bei der Bahn ist sicher sehr vieles verbesserungswürdig, trotzdem dürfte sie bei bei weitem das umweltfreundlichste Fernreisen bedeuten.
Schon alleine, dass der Wandel von fossil auf elektrisch bereits großteils vollzogen ist und wohl auch zu großen Teilen mit Ökostrom.

Zum Rest mit deiner eingeschränkten Mobilität muss man nichts mehr schreiben, das ist de facto albern.

Harm 02.02.2023 09:00

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1697766)

Übrigens: wenn Tempolimit so wichtig fürs Klima ist, sollte man es nicht auch für Züge überlegen? Die verbrauchen doch auch massiv Ressourcen, um mit über 200 km/h zu fahren?

Sehr interessante Frage und intelligenter Ansatz. Ich überlasse die Diskussion aber Anderen.
Sabine, hast Du Lust?:Huhu:

...Zu spät, TriVet hat schon übernommen!

Mo77 02.02.2023 09:05

Jetzt mal ganz ehrlich, fahrt ihr alle immer nur 130 oder auch mal schneller?

Ich bin mittlerweile ein Befürworter vom Tempolimit.

Zum Thema 2 der 3 Parteien hatten es im Wahlprogramm fällt mir spontan ein: keine Waffen in Kriegsgebiete.
Die halbwertszeit ist oft leider höchstens bis zur Wahl

Klugschnacker 02.02.2023 09:07

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1697750)
Der Reiz ist ein Teil, effektives Vorankommen im Rahmen der von den Bedingungen gegebenen Möglichkeiten der wichtigere, da funktional für Mobilität entscheidend.
Richtig und wichtig, wie auch Bewertung von Vorteilen als groß oder marginal sind bei solchen Themen Kategorien der privaten Meinung bzw. Prioritäten. Es wird nie eine Einheitsmeinung aller Menschen geben, dafür sind Lebensumstände und Ziele zu unterschiedlich, und das streben nach einer einheitlicher Bewertung von Prioritäten halte ich für illusorisch und bevormundend. Aber das ist eben der große Unterschied zwischen individualistischen und kollektivistischen Gesellschaftsbildern, den werden wir hier nicht ausräumen. Jeder wird weiter für sein bevorzugtes Bild eintreten, vermute ich. :Blumen:

Ich stolpere hier über eine Wortwahl, die mir aus Verschwörungstheorien bekannt ist. "Einheitsmeinung aller Menschen", Bevormundung, individualistisches oder kollektivistisches Gesellschaftsbild. Aus meiner Sicht lädst Du das an sich einfache Thema damit ziemlich auf, als würden sich ganze Weltbilder gegenüberstehen.

Wenn ich mit Menschen über dieses Thema spreche, geht es beim Tempolimit vor allem darum, dass die Straßen rappelvoll sind und wir besser miteinander klar kommen, wenn wir die Höchstgeschwindigkeit begrenzen. Gewiss, eine einzelne Person ist schneller am Ziel, wenn sie mit 200 Sachen auf der linken Spur fährt. Für alle anderen wird es dadurch aber schlechter: Sie haben weniger Platz auf der Autobahn zur Verfügung, sind dadurch langsamer, es wird gefährlicher und kostet Nerven.

Die Klimadebatte kommt dann noch oben drauf. Große Probleme erfordern eben große Lösungen, auf die wir uns als Gesellschaft gemeinsam einigen müssen. Mit einer staatlich angestrebten Einheitsmeinung, Bevormundung und kollektivistischer Gesellschaft hat das nichts zu tun. Wir leben in einer der liberalsten Demokratien der Welt.
:Blumen:

Matthias75 02.02.2023 09:12

Zitat:

Zitat von Mo77 (Beitrag 1697774)
Jetzt mal ganz ehrlich, fahrt ihr alle immer nur 130 oder auch mal schneller?

Ich bin mittlerweile ein Befürworter vom Tempolimit.

Ich versuche ich großteils an Tempo 130 zu orientieren, da ich für mich festgestellt haben dass es der beste Kompromiss aus schnellem Vorankommen und gleichzeitig halbwegs entspanntem Fahren ist. Ausnahmen mache ich nur selten, z.B. wenn ich bei mehrspurigen Autobahnen nur die Wahl zwischen 80/100 und 140/150 habe.

M.

TriVet 02.02.2023 09:23

Zitat:

Zitat von Mo77 (Beitrag 1697774)
Jetzt mal ganz ehrlich, fahrt ihr alle immer nur 130 oder auch mal schneller?

Auch mal schneller, aber immer seltener.
Verkehrsdichte, Vernunft, meine langsam nachlassende Reaktionsgeschwindigkeit, you name it.
Es ist wie in Arnes Beispiel mit den kleinen Plastiktütchen für Obst im Supermarkt; man weiß es und macht es trotzdem. wenn man es nicht könnte, würde man sich anders behelfen.
manchmal muss der mensch zu seinem glück gezwungen (ungute wortwahl) werden, auch wenn das einschränkungen mit sich bringt.

Zitat:

Ich bin mittlerweile ein Befürworter vom Tempolimit.
+1
sollte eigentlich mittlerweile jeder sein.

Mo77 02.02.2023 09:27

Und Schuld ist mitunter das forum.
Da stimmt es, dass forum lesen langsam macht.

basti2108 02.02.2023 09:41

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 1697782)


+1
sollte eigentlich mittlerweile jeder mit einem IQ über dem eines XXX sein.

So ein insgesamt kluger Beitrag mit so einem bescheidenen Ende. Eine Korrelation zwischen Intelligenz und politischer Meinung existiert nicht.
Personen mit anderer Meinung die Intelligenz abzusprechen ist schon reichlich selbstgefällig :Maso:

TriVet 02.02.2023 09:45

Zitat:

Zitat von basti2108 (Beitrag 1697785)
So ein insgesamt kluger Beitrag mit so einem bescheidenen Ende. Eine Korrelation zwischen Intelligenz und politischer Meinung existiert nicht.
Personen mit anderer Meinung die Intelligenz abzusprechen ist schon reichlich selbstgefällig :Maso:

Ok, you're right.:Blumen:
Habe es korrigiert.

Schwarzfahrer 02.02.2023 09:52

Zitat:

Zitat von sabine-g (Beitrag 1697770)
Es gibt keine Statistik die gegen ein Tempolimit spricht, weder in Sachen Klima noch in Sachen Unfall -häufigkeit und/oder -schwere.

Hier etwas in Sachen Unfallhäufigkeit, mag jeder seine Schlüsse ziehen, inwieweit damit für ein Tempolimit argumentiert werden kann:
Zitat:

Der internationale Vergleich von Todeszahlen und km/h Beschränkungen bestätigt: Zwischen der Zahl der Todesopfer und dem generellen Höchsttempo auf der Autobahn besteht kein direkter Zusammenhang. Für derartige Gegenüberstellung setzen Verkehrsexperten die Zahl der Getöteten in Relation zur gefahrenen Gesamt-Distanz im Land. Dabei liegt Deutschland in einer ETSC-Auswertung aus 2018 im europäischen Mittelfeld. 1,9 Tote pro Milliarde zurückgelegter Kilometer bedeutet: In Polen (generelles Limit 140 km/h, 4,8 Tote pro Million km) und Litauen (130 km/h, 5,3 Millionen Tote pro Milliarde km) ist die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Unfalles auf der Autobahn mehr als doppelt so hoch, in den Nachbarländern Österreich (130 km/h, 1,8 Tote pro Milliarde km) und der Schweiz (120 km/h, 1,6 Tote pro Milliarde km) etwas geringer.
Natürlich ist das auch kein Argument gegen ein Tempolimit, nur eine Klarstellung der Wirkgrößen. Ich finde es einfach faszinierend, daß eine Maßnahme mit so geringem Effekt (positiv wie negativ) im Vergleich zu vielen anderen Möglichkeiten solch hohe Symbolwirkung hat und solch emotionale Reaktionen provoziert.

Genussläufer 02.02.2023 10:05

Zitat:

Zitat von sabine-g (Beitrag 1697770)
Ein Tempolimit einzuführen kostet nichts. Gar nichts. Das ist ein wichtiger Punkt, sogar ein Totschlagargument.
Es gibt keine Statistik die gegen ein Tempolimit spricht, weder in Sachen Klima noch in Sachen Unfall -häufigkeit und/oder -schwere.

Dann verweise ich nochmal auf meine Frage an Harm. Darin bezog ich mich auf die hier mehrfach angeführte Studie der Uni Stuttgart, die vom Bundesumweltamt veröffentlicht wurde.

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1697702)
Danke für den Hinweis auf die Studie. Ich habe die n der Mittagspause mal überflogen. Wirklich interessant. Habe ich es richtig verstanden, daß bei der Einsparung auch eine veränderte Routenauswahl und ein geplanter Wegfall der PKW Nutzung inkludiert ist?

Wäre völlig ok. Macht es auch nicht weniger sinnvoll. Man sollte es nur im Hinterkopf behalten. Die Studie betrachtet übrigens auch Tempo 30 innerorts. Bei gleicher Methodik rechnet man dort mit einer höhere Treibstoffbelastung. Habe ich das richtig wiedergegeben?

Es haben sich einige der Leser hier mit der Studie beschäftigt. Ich würde mich freuen, wenn Ihr mir auf meine Fragen eine Antwort geben könntet.

@sabine-g: Wenn wir uns an der Studie festhalten wollen, was scheinbar Konsens ist, akzeptieren wir gleichermaßen die Methodik. Wenn wir die Methodik akzeptieren, müssten wir Tempolimit 30 innerorts ablehnen. Oder suchen wir uns beliebig die Methodik, die unsere Einstellung widerspiegelt? Der Eindruck könnte durchaus entstehen. Nur würde das einen sehr breiten Konsens außerhalb der jeweiligen Lebensblase deutlich erschweren.

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 1697782)
+1
sollte eigentlich mittlerweile jeder sein.

Nun liegen aber auch Gründe dagegen vor. Siehe Studie in Bezug auf Tempo 30. Sollte dennoch jeder dafür sein?

basti2108 02.02.2023 10:08

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 1697786)
Ok, you're right.:Blumen:
Habe es korrigiert.

:Blumen:

Genussläufer 02.02.2023 10:14

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1697787)
Hier etwas in Sachen Unfallhäufigkeit, mag jeder seine Schlüsse ziehen, inwieweit damit für ein Tempolimit argumentiert werden kann:

Was Du schreibst ist richtig. Und dennoch ist die Gesamtrechnung irreführend. Sinnvoller ist hier die Marginalperspektive. Und da wird man feststellen, daß an Stellen, wo ein Tempolimit eingeführt wurde, tatsächliche messbare Verbesserungen aufgetreten sind. Und dieser Marginaleffekt ist entscheidend. Z.B. Frankreich oder Italien mit Deutschland zu vergleichen, wo das Tempolimit nur eine Variable darstellt, kann einen schnell auf die falsche Fährte führen.

Aber zugegeben, der nachgewiesene Effekt ist nicht groß. Die Lautstärke der Diskussion würde hier ganz anderes vermuten lassen ;)

Schwarzfahrer 02.02.2023 10:19

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1697775)
Ich stolpere hier über eine Wortwahl, die mir aus Verschwörungstheorien bekannt ist. "Einheitsmeinung aller Menschen", Bevormundung, individualistisches oder kollektivistisches Gesellschaftsbild. Aus meiner Sicht lädst Du das an sich einfache Thema damit ziemlich auf, als würden sich ganze Weltbilder gegenüberstehen.

Sorry, wenn es so rüberkommt. Aber die Reaktionen einiger Protagonisten hier legen es nahe daß sie es einfach nicht gelassen akzeptieren können, daß es Menschen mit konträren Meinungen bzw. Prioritäten gibt und immer geben wird. Ich nehme es gerne zurück, wenn die entsprechenden Kollegen hier einfach sich zu "leben und leben lassen" bekennen.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1697775)
Wenn ich mit Menschen über dieses Thema spreche, geht es beim Tempolimit vor allem darum, dass die Straßen rappelvoll sind und wir besser miteinander klar kommen, wenn wir die Höchstgeschwindigkeit begrenzen.

Die Straßen sind zu gewissen Zeiten an gewissen Orten rappelvoll, dort halte ich auch situative Geschwindigkeitsanpassung für sehr hilfreich, da nützt aber nicht eine pauschale 120-Grenze was, sondern flexibel je nach Aufkommen alles zwsichen 60 und 140.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1697775)
Gewiss, eine einzelne Person ist schneller am Ziel, wenn sie mit 200 Sachen auf der linken Spur fährt. Für alle anderen wird es dadurch aber schlechter: Sie haben weniger Platz auf der Autobahn zur Verfügung, sind dadurch langsamer, es wird gefährlicher und kostet Nerven.

Einzelne schnelle Fahrer bei geringer Verkehrsdichte machen für keinen etwas schlechter, dafür gibt es ja mehrere Spuren auf der Autobahn. Möglicherweise fahren auch weniger Leute schnell als gemütlich - ist das ein Grund, der Minderheit die Möglichkeit zu nehmen?
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1697775)
Die Klimadebatte kommt dann noch oben drauf. Große Probleme erfordern eben große Lösungen, auf die wir uns als Gesellschaft gemeinsam einigen müssen.

Ein Tempolimit ist aber keine "große Lösung", nur ein symbolischer Tropfen auf dem heißen Stein; daher passt für mich die Priorisierung in der Klimadebatte überhaupt nicht.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1697775)
Mit einer staatlich angestrebten Einheitsmeinung, Bevormundung und kollektivistischer Gesellschaft hat das nichts zu tun. Wir leben in einer der liberalsten Demokratien der Welt.
:Blumen:

Der letzte Satz stimmt für die Staatsform, für die Gesellschaft leider m.M.n. inzwischen weniger; der moralische Druck zu einer Art Einheitsmeinung kommt nicht vom Staat, sondern von einer Gruppe von Menschen, die darin einen Nutzen für die Gesellschaft sehen. Ohne dies würden nicht ca. die Hälfte der Menschen hierzulande bedenken haben, ihre Meinung offen zu äußern.

LisaH 02.02.2023 10:30

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1697793)
Ich nehme es gerne zurück, wenn die entsprechenden Kollegen hier einfach sich zu "leben und leben lassen" bekennen.

"leben und leben lassen" ist ok, wenn Deine Lebensweise sich nicht negativ auf andere Menschen auswirkt. Sonst nicht und dann musst Du auch mit Gegenwind leben können.

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1697793)
.... der moralische Druck zu einer Art Einheitsmeinung kommt nicht vom Staat, sondern von einer Gruppe von Menschen, die darin einen Nutzen für die Gesellschaft sehen. Ohne dies würden nicht ca. die Hälfte der Menschen hierzulande bedenken haben, ihre Meinung offen zu äußern.

Da sind wir wieder bei der Wortwahl der Verschwörungstheoretiker, von der Klugschnacker schrieb.

Stefan K. 02.02.2023 10:44

Ich kann einem Tempolimit nur positives abgewinnen.
Nach einigen Jahren hier in Schweden hab ich erfahren können, dass Autofahren auch deutlich stressfreier zu erleben sein kann. In Deutschland hat man bei 140km/h noch nen Sprinter mit Blinker links im Rückspiegel.
Hier erlebe ich täglich deutlich mehr Rücksichtnahme und Zurückhaltung im Straßenverkehr. Natürlich ist hier weniger los, nichtsdestotrotz kommt es mir so vor, als hätte die Tempobeschränkung ein positiven Effekt auf die Fahrweise der meisten Verkehrsteilnehmer.
Seit ich hier wohne hab ich die Hälfte meines Tachos nicht mehr benutzen müssen und ich denke, dass schont nicht nur meine Nerven und die Umwelt, ich denke es schont auch die Langlebigkeit der Fahrzeuge. Berufsbedingt hatte ich mir in Deutschland eine unangemessene Fahrweise angewöhnt. Ich bin sehr zufrieden damit, dass ich den Prozess umkehren konnte. Ein Tempolimit ist also klein Weltuntergang oder Einschnitt in die Freiheitsrechte, sondern hat auf vielen Ebenen einen positiven Effekt.

Matthias75 02.02.2023 10:45

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1697787)
Ich finde es einfach faszinierend, daß eine Maßnahme mit so geringem Effekt (positiv wie negativ) im Vergleich zu vielen anderen Möglichkeiten solch hohe Symbolwirkung hat und solch emotionale Reaktionen provoziert.

Andersrum faszinierend, dass eine Massnahme, die lediglich eine geringe Einschränkung für einen kleinen Personenkreis darstellt, für diese eine so große Symbolwirkung hat, dass man sich mit allen Mitteln dagegen wert.

M.

Schwarzfahrer 02.02.2023 10:50

Zitat:

Zitat von LisaH (Beitrag 1697796)
"leben und leben lassen" ist ok, wenn Deine Lebensweise sich nicht negativ auf andere Menschen auswirkt. Sonst nicht und dann musst Du auch mit Gegenwind leben können.

Tja, schnell fahren wirkt sich negativ auf die aus, die lieber langsamer fahren würden; Tempolimit wirkt sich negativ auf die aus, die zügig vorankommen wollen. Jede Handlung kann sich negativ auf andere auswirken, also muß auch jeder mit Gegenwind zurechtkommen, ohne persönlich oder beleidigend zu werden. Versuche den Gegenwind komplett abzustellen sind sinnlos, die Sichtweise des Gegenübers zu verstehen und als eine Möglichkeit zu akzeptieren kann hilfreich sein, auch wenn man es nicht teilt.
Zitat:

Zitat von LisaH (Beitrag 1697796)
Da sind wir wieder bei der Wortwahl der Verschwörungstheoretiker, von der Klugschnacker schrieb.

Heißt das, daß es Deiner Meinung nach solche gesellschaftlichen Phänomene nicht gibt? Oder würdest Du es nur anders ausdrücken? Wenn letzteres, wie? Ich lerne gerne etwas über andere Sichtweisen.

sybenwurz 02.02.2023 10:51

Zitat:

Zitat von dr_big (Beitrag 1697682)
Der Selbstbetrug beginnt ja damit, dass jemand der sagt er fährt 180 in Wirklichkeit vielleicht auf einen Schnitt von 130 kommt.

In Zeiten, wo jeder Pups aufm Bike aufgezeichnet und in Kurven gepackt wird, fast ein bissl in Vergessenheit geraten, aber zu Zeiten so kleiner Digital-Tachos am Bike machte es noch lange keinen 30er-Schnitt, wenn hin und wieder auf ner seichten Abfahrt die Anzeige mal über die 30 tickerte...



Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 1697754)
WAs, wenn du viel öfter die 130 km/h durchfahren könntest, weil zb viel weniger draengler, raser oder auch schleicher den Verkehrsfluss behindern?!
Du wärest öfter schneller am Ziel als bisher, entspannter und haettest letztlich sogar vorteile? :Blumen:

Ja nee, manche pennen ein, wennse so konstant und entspannt dahingurken. Die (also vorallem Deutschländer, so gut wie alle anderen weltweit haben ja derart Tempolimits schon, ohne dass kreuz und quer Karren mit schlafenden Fahrern auf der Bahn rumstehn) brauchen den Adrenalinkick, um wachzubleiben.
:Cheese:

Mitsuha 02.02.2023 10:56

Zitat:

Zitat von Matthias75 (Beitrag 1697799)
Andersrum faszinierend, dass eine Massnahme, die lediglich eine geringe Einschränkung für einen kleinen Personenkreis darstellt, für diese eine so große Symbolwirkung hat, dass man sich mit allen Mitteln dagegen wert.

M.

Ich glaube, vielen geht es primär um das "Dagegen sein". Wo kommen wir denn dahin, wenn wir uns für die ganzen unbekannten Menschen da draußen einschränken würden? MEINE FREIHEIT!

Dass die FDP sich nicht zu schade ist, notwendige Reparaturen an Brücken etc. zu blockieren, weil man ja unbedingt unnötige fünfspurige Autobahnen etc. haben will, zeigt, dass die Partei nix verstanden haben.

Es heißt ja immer so schön, die Grünen wären eine Verbotspartei. Das ist die FDP auch. Eine Denkverbotspartei.

Schwarzfahrer 02.02.2023 11:03

Zitat:

Zitat von Matthias75 (Beitrag 1697799)
Andersrum faszinierend, dass eine Massnahme, die lediglich eine geringe Einschränkung für einen kleinen Personenkreis darstellt, für diese eine so große Symbolwirkung hat, dass man sich mit allen Mitteln dagegen wert.

M.

1. Die individuelle Selbstbestimmung in einer freiheitlichen Gesellschaft ist ein hoher Wert. Jede, auch kleine Einschränkung davon muß gut begründet sein, weil sonst dieser Wert scheibchenweise verlorengeht. Darum finde ich Debatten auch über (scheinbar kleine) Einschränkungen sehr wichtig. Und sollte ein Tempolimit kommen, wäre es auch ein deutlicher Unterschied bzgl. Akzeptanz, wenn die Befürworter z.B. sagen würden: "ja, es trifft einige unangenehm, manche haben dadurch wirklich Nachteile, aber wir sehen unsere Argumente als wichtiger an", als wenn es heißt: es gibt gar kein Grund gegen ein Tempolimit, jeder Befürworter eines Tempolimits ist ein Idiot, unmoralisch, Klimasau oder sonst ein Schimpfwort. Der Ton macht die Musik.

2. Sich mit allen Mitteln wehren würde heißen, daß ich z.B. an Demonstrationen gegen ein Tempolimit auf die Straße ginge. Das ist sicher nicht der Fall; sollte es so kommen, kann ich damit leben, fände es aber eben (wie vieles andere auf der Welt, wogegen ich auch nicht aktiv werde) nicht gut. Aber bis dahin halte ich Punkt 1 für sehr wichtig, und versuche verständlich zu machen, daß für manche Menschen andere Argumente zählen können. (Natürlich ist die Einschränkung durch ein Tempolimit z.B. im Vergleich zu den zum Teil unmenschlichen Corona-Maßnahmen deutlich weniger dramatisch, aber deswegen nicht ganz egal).

Harm 02.02.2023 11:25

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1697788)
Nun liegen aber auch Gründe dagegen vor. Siehe Studie in Bezug auf Tempo 30. Sollte dennoch jeder dafür sein?

Da Du die Studie ja aufmerksam gelesen hast, siehst Du, doch dass etwaige Anstiege bei den Emissionen durch die geminderte Fahrleistung -mit Ausnahme von Magdeburg- überall wieder wettgemacht wird. Geminderte Fahrleistung wird auch als Rückgang der Verkehrsnachfrage bezeichnet. Dieser Effekt ist innerorts sogar deutlich höher als auf Autobahnen und Landstraßen. In meinen Augen werden innerorts daher zwei Fliegen mit einer Klappe gefangen. Es ist weniger Verkehr unterwegs und daher sinken nsgesamt Emissionen.

Genussläufer 02.02.2023 12:03

Zitat:

Zitat von Harm (Beitrag 1697808)
Da Du die Studie ja aufmerksam gelesen hast, siehst Du, doch dass etwaige Anstiege bei den Emissionen durch die geminderte Fahrleistung -mit Ausnahme von Magdeburg- überall wieder wettgemacht wird. Geminderte Fahrleistung wird auch als Rückgang der Verkehrsnachfrage bezeichnet. Dieser Effekt ist innerorts sogar deutlich höher als auf Autobahnen und Landstraßen. In meinen Augen werden innerorts daher zwei Fliegen mit einer Klappe gefangen. Es ist weniger Verkehr unterwegs und daher sinken nsgesamt Emissionen.

Ja, ich fand das spannend. Und der Dank für für den Hinweis war völlig frei von Ironie. ich teile Deine Meinung und würde gern folgendes hinzufügen:

Der Effekt kommt eben nicht durch die Senkung des Tempos. Er kommt dadurch, daß man Autofahren deutlich unattraktiver macht. Ich finde das völlig legitim. Man sollte es aber auch so benennen. Das ist auch eine Form von Verzicht. Schwarzfahrer würde an diesem Punkt wahrscheinlich sogar echte Wohlstandsverluste verspüren. Da ist er sehr sicher nicht der einzige.

Wir sind uns einig, daß der Effekt da ist. Ich habe auch herauslesen können (oder auch wollen), daß auch Du den Effekt darauf zurückführst, daß wir das Auto mies machen. Damit haben wir eine Entscheidungsgrundlage, die relativ klar ist und deutlich ehrlicher.

Wenn ich jetzt mit diesem Wissen abstimmen müsste, würde ich gar nicht lange überlegen müssen. ich wäre klar pro Tempolimit. Ich hätte die Effekte in der Tat kleiner eingeschätzt.

tridinski 02.02.2023 12:25

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1697813)
Das ist auch eine Form von Verzicht. Schwarzfahrer würde an diesem Punkt wahrscheinlich sogar echte Wohlstandsverluste verspüren. Da ist er sehr sicher nicht der einzige.

Einige empfinden da sicher einen Wohlstandsverlust, es gibt aber auch eine deutlich größere Gruppe die dadurch WohlstandsGEWINNE empfinden wird:
* Anwohner: weniger Lärm, weniger Gestank, weniger Schadstoffe in der Luft
* andere Verkehrsteilnehmer Fußgänger, Radfahrer: sicheres Bewegen im öffentlichen Raum
* Verlagerung von Autoverkehr auf andere Verkehrsträger, weniger Parkplätze erforderlich, Nutzung von öffentlichem Raum durch Menschen statt durch Parkplätze
* alle: Weniger Schadstoffe, langsamerer Klimawandel

Die Menge der Vorteile durch Tempolimit ist um ein Vielfaches größer als die Nachteile.
Warum wir es als Gesellschaft zulassen das eine kleine Gruppe mit Konzepten von vor 50 Jahren den Rest des Landes ihren Willen aufzwingen kann ist kaum rational erklärbar, da muss die Freiheit herhalten. Ein Argument was auch die US-Waffenlobby bemüht, dabei ist in beiden Fällen in Summe das Gegenteil richtig.

hanse987 02.02.2023 12:42

Zitat:

Zitat von Mo77 (Beitrag 1697774)
Jetzt mal ganz ehrlich, fahrt ihr alle immer nur 130 oder auch mal schneller?

Ich bin mittlerweile ein Befürworter vom Tempolimit.

Wenn frei ist, schiebe ich meist bei 160-180 den Tempomaten rein.

Tempolimit kann man machen, aber für mich ist es eher Symbolpolitik. Man müsste mehr den Warenverkehr vom LKW auf die Schiene bekommen. Dieser hat ein den letzten Jahren sehr zugenommen und ist für einen Großteil des Verkehrs auf der Straße verantwortlich.

Die Geschwindigkeit in Städten müsste aus meiner Sicht nicht reduziert werden, sondern endlich mal die max. Geschwindigkeiten durchgesetzt werden. 50km/h auf dem Schild sind halt nicht 55, 60 oder 65 km/h. Strafenkatalog wie in der Schweiz und bei bei größeren Vergehen die Strafe Einkommensabhängig. Wenn wir jetzt 30km/h machen fährt der Großteil ja auch wieder 40km/h.

anlot 02.02.2023 13:02

Zitat:

Zitat von LisaH (Beitrag 1697796)
"leben und leben lassen" ist ok, wenn Deine Lebensweise sich nicht negativ auf andere Menschen auswirkt. Sonst nicht und dann musst Du auch mit Gegenwind leben können.

Inwiefern wirkt es sich auf andere negativ aus, wenn ich Nachts um 24 Uhr auf dem Nachhauseweg von einer Kundenveranstaltung mit 180 km/h über eine menschenleere, abgelegene Autobahn fahre? Es ist halt nicht immer alles schwarz oder weiß. :Blumen:

Helmut S 02.02.2023 13:09

Zitat:

Zitat von tridinski (Beitrag 1697817)
Einige empfinden da sicher einen Wohlstandsverlust, es gibt aber auch eine deutlich größere Gruppe die dadurch WohlstandsGEWINNE empfinden wird:
* Anwohner: weniger Lärm, weniger Gestank, weniger Schadstoffe in der Luft
* andere Verkehrsteilnehmer Fußgänger, Radfahrer: sicheres Bewegen im öffentlichen Raum
* Verlagerung von Autoverkehr auf andere Verkehrsträger, weniger Parkplätze erforderlich, Nutzung von öffentlichem Raum durch Menschen statt durch Parkplätze
* alle: Weniger Schadstoffe, langsamerer Klimawandel

Man sollte nicht die Doppelmoral vieler Menschen außen vor lassen. Diejenigen, die durch ein Tempolimit Wohlstandsgewinn z.B. als Anwohner empfinden, könnten die genau selben sein, wie diejenigen, die Wohlstandsverlust empfinden. Tempolimit auf keinen Fall, außer vor meiner Haustüre. St. Floriansprinzip: Heiliger St. Florian, verschon mein Haus, zünd' andere an. Daran krankt die Minidebatte um das Tempolimit und daran krankt die Mega-Herausforderung Klimawandel bekämpfen.


:Blumen:

tandem65 02.02.2023 13:13

Zitat:

Zitat von Stefan K. (Beitrag 1697798)
Ein Tempolimit ist also klein Weltuntergang oder Einschnitt in die Freiheitsrechte, sondern hat auf vielen Ebenen einen positiven Effekt.

Beschneidet also das Freiheitsrecht sich und andere zu stressen im Straßenverkehr.:Lachen2: :Blumen:

Stefan K. 02.02.2023 13:31

Zitat:

Zitat von tandem65 (Beitrag 1697829)
Beschneidet also das Freiheitsrecht sich und andere zu stressen im Straßenverkehr.:Lachen2: :Blumen:

Jeder hat selbstverständlich das Recht sich stressen zu dürfen. Ist halt manchmal entspannter auf sein Recht zu verzichten.

Schwarzfahrer 02.02.2023 14:55

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1697813)
Der Effekt kommt eben nicht durch die Senkung des Tempos. Er kommt dadurch, daß man Autofahren deutlich unattraktiver macht. Ich finde das völlig legitim. Man sollte es aber auch so benennen. Das ist auch eine Form von Verzicht. Schwarzfahrer würde an diesem Punkt wahrscheinlich sogar echte Wohlstandsverluste verspüren.

Nein, das stimmt nicht. Für mich hat die freie Wahl des Tempos oder des Verkehrsmittels nichts mit Wohlstand zu tun, sondern mit dem Grundprinzip der Selbstbestimmung. Diese einzuschränken, indem Autofahren disfunktional gemacht wrid, ist nicht Wohlstands- sonder Freiheitsverlust - und für mich wiegt das schwerer. Wenn mir Autofahren "nur" sehr teuer gemacht wird, mag es Wohlstandverlust sein, aber ich kann dann immer noch entscheiden, wann und wieviel und wie ich fahre, also macht es mir weniger aus.

Ich fahre möglichst selten Auto, ich wähle mein Verkehrsmittel und mein Weg immer nach den Kriterien Funktionalität (Verfügbarkeit, Flexibilität, Transport) und Effizienz (zügig ans Ziel kommen, Ressourcenverbrauch/Kosten). D.h., wenn ich auf das Auto verzichten soll, müssen die Alternativen für die jeweilige Anwendung in diesen Kriterien gleichziehen, und nicht das Auto künstlich genauso schlecht gemacht werden, wie die anderen. Ansonsten fahre ich weiter Auto, nur unzufriedener.

Für mich ist Autofahren unattraktiv zu machen daher reine Schikane ohne Nutzen, und vor allem ohne Überzeugungskraft, solange die Mobilität nicht mindestens vergleichbar funktional anders gelöst wird, oder der Mobilitätsbedarf entsprechend reduziert wird; Autofahren wird nur durch die letzteren Maßnahmen wirklich unattraktiv, bzw. überflüssig.

Schwarzfahrer 02.02.2023 15:05

Zitat:

Zitat von tridinski (Beitrag 1697817)
Warum wir es als Gesellschaft zulassen das eine kleine Gruppe mit Konzepten von vor 50 Jahren den Rest des Landes ihren Willen aufzwingen kann ...

Wer genau ist die kleine Gruppe? Wieviel % der Besitzer der 48. Millionen Autos zwingt dem großen Rest ihren Willen auf, und welchen Willen überhaupt? Wie viele zwingen überhaupt andere, schnell zu fahren (bis auf ein paar idiotische Drängler)? Es kann doch jeder fahren, wie er will, keiner wird zu mehr gezwungen, als die gesetzliche Mindestgeschwindigkeit auf Autobahnen einzuhalten.

Was die Umfragen angeht, wie viele für ein Tempolimit sind, fallen mir als Vergleich die Umfragen ein, wonach bis zu 50 % für eine Maskenpflicht ist; wenn sie aber wegfällt, tragen plötzlich keine 10 % mehr Maske. Ich vermute, ist mit dem Tempolimit auch so; viele sind im Prinzip dafür, aber kaum einer findet es wichtig genug, um es einfach selbst zu tun (außer der katholischen Kirche, das sollte hier einige aus dem Reli-thread doch gleich gütig stimmen, oder?). Hauptsache, die anderen müssen das tun, was man selber freiwillig nicht umsetzt. Sowas ist für mich keine überzeugende "Mehrheitsmeinung" sondern Heuchelei (ich meine damit keinen speziell, auch nicht Dich).

Genussläufer 02.02.2023 15:21

Zitat:

Zitat von tridinski (Beitrag 1697817)
Einige empfinden da sicher einen Wohlstandsverlust, es gibt aber auch eine deutlich größere Gruppe die dadurch WohlstandsGEWINNE empfinden wird:

Das ist richtig. Eine höhere Zahl von Profiteuren ist aber noch kein zwingender Grund für eine Einschränkung.

Zitat:

Warum wir es als Gesellschaft zulassen das eine kleine Gruppe mit Konzepten von vor 50 Jahren den Rest des Landes ihren Willen aufzwingen kann ist kaum rational erklärbar, da muss die Freiheit herhalten. Ein Argument was auch die US-Waffenlobby bemüht, dabei ist in beiden Fällen in Summe das Gegenteil richtig.
Wie oben schon geschrieben. Es wäre auch vernünftig Alkohol, Tabak, Skifahren, etc. zu verbieten. Auch gibt es schlüssige Gründe für die private Nutzungsmöglichkeit von Langstreckenflügen. Letzteres ist übrigens ein schönes Beispiel für unsere Doppelmoral.

Hier wurde letztlich auf die beiden Mitglieder der Letzten Generation hingewiesen. Beide haben sich gerade einen Flug nach Bali genehmigt. Natürlich privat und nicht in ihre Profession als Klimaaktivisten.

Ein Flug hin und zurück verursacht ungefähr soviel CO2 wie der Deutsche Michel im Jahr in Summe an Sprit durch den Auspuff jagt. Annahme ist hier 15.000km im Jahr mit einen Durchschnittsverbrauch von 7l.

Jetzt wir das Tempolimit gefordert. Sagen wir mal, daß damit ca. 5% gespart werden. Kannst Du auch anpassen. Dann müssen wir den Michel 20 Jahre lang gängeln, um den Aktivisten zu helfen, sich von den Strapazen zu erholen, die er bei der Forderung nach dem Tempolimit erleiden musste.

Es ist ja gut, die Dinge richtig zu tun. Ob wir uns dabei auch auf die richtigen Dinge konzentrieren, ist nicht immer so klar.

Disclaimer: das ist bewusst ironisch geschrieben. Es ist auch nicht ganz ernst gemeint, hat aber einen wahren Kern ;)

Wie weiter oben geschrieben, bin ich auch für ein Tempolimit. Ich kann aber die Argument von Schwarzfahrer nachvollziehen, auch wenn ich sie nur partiell teile.


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