Zitat:
Zitat von Nepumuk
(Beitrag 1751695)
Viel wesentlicher als Meinungsvielfalt ist doch das Verständnis, dass es überhaupt eine objektive Wahrheit gibt und es das gemeinsame Ziel ist, diese Wahrheit zu erkennen, aufzuschreiben und bekannt zu machen. Das ist ja auch das Fundament der modernen Wissenschaft auf der wieder unser Wohlstand aufbaut.Und eben damit konnte man den alten Autoritäten, wie Kirche oder Könige, das Wahrheitsmonopol zu entreißen.
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Du bist Naturwissenschafter. Für die Gesellschaftswissenschaften weiss eigentlich schon jeder Proseminar Student der Soziologie oder Volkswirtschaftslehre, dass es unterschiedliche Theorien und Schulen gibt zur Beschreibung der Gesellschaften. In der Regel gehen in diese Theorien auch die unterschiedlichen Interessen der Klassen einer Gesellschaft ein. So haben die Gelehrten des Bürgertums bekanntlich eine andere Vorstellung von Erziehung, Bildung, Ehe, Eigentum und Besitz, Freiheit, Gerechtigkeit formuliert als der Adel, die Kirche oder die Arbeiterklasse. Neoliberalismus, Neokeynesianismus oder MMT empfehlen andere staatliche Steuerung der Volkswirtschaft bei gleichen empirischen Daten.
Rousseau wurde überall wegen seines "Contrat social" verfolgt, bis er in einer preussischen Enklave in einem kleinen Schweizer Dorf von Friedrich dem Großen Asyl erhielt. Auch Feuerbach oder Marx sind verboten worden und Marx ging nach England ins Exil. Beide haben auf die unterschiedlichen Rollen und Funktionen spezifischer Gesellschaftsklassen hingewiesen. Heute steht die Zeitschrift "Junge Welt" in DE unter staatlichen Repressionen, weil sie unsere Gesellschaft als eine Klassengesellschaft bezeichnet (nach Aussage der Bundesregierung), was schon Rousseau und Marx getan haben und weswegen sie verfolgt worden sind.
Vor dem 1. WK wurden die Kritiker der Kriegskredite als "Vaterlandsverräter" beschimpft, heute die Kritiker der in 10 Jahren erfolgten Verdoppelung des deutschen Rüstungsetats so ähnlich.
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