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Zitat:
Auch bei einer religiösen Geschichte muss man sich klar darüber sein, unter welchem Wahrheitsbegriff man sie betrachten will. Sind Adam, Eva und die Schlange literarische Figuren, oder geht es um die Behauptung, die drei hätten tatsächlich existiert? Darauf kommt es an. Wissen wir irgend etwas über real existierende Götter? Haben die Begegnungen mit ihnen, etwa durch brennende Büsche, Sintfluten oder Wiederauferstehungen tatsächlich stattgefunden, oder sind es rein literarische Vorstellungen? Das Christentum beansprucht hier faktische Wahrheit für sich. Nur aus diesem Grunde messe ich seine Aussagen am faktischen Wahrheitsbegriff. Das bedeutet jedoch nicht, dass ich alles und jedes an diesem Wahrheitsbegriff messen würde. --- Zu Deiner Frage: Ja, ich würde der Entscheidung einer intelligenteren Instanz vertrauen, auch wenn es ein Algorithmus ist. Ich würde ihm aber nicht blind vertrauen. Beispielsweise vertraue ich dem Streckenvorschlag meines Navis im Auto, weil es sehr viel mehr Information auswertet, als ich es selbst könnte. Ich vertraue ihm aber nicht blind, sondern bleibe kritisch gegenüber den Ergebnissen, und ich halte die Grenzen des Systems im Blick. |
Ich verstehe keko anders. Seine Gedanke ist, ob es eine Sache gibt, die wir a) nicht durchschauen, von der wir aber b) dennoch rational annehmen würden, dass sie richtige Informationen liefert — selbst dann, wenn uns c) diese Informationen rätselhaft erscheinen.
Daher kommt er auf eine Maschine, deren Algorithmen wir nicht mehr durchschauen können, die aber aber dennoch korrekte Antworten liefert — auch wenn diese Antworten womöglich obskur erscheinen und wir sie nicht prüfen können. Dieser Vergleich enthält ein suggestives Element, nämlich die Behauptung, die Maschine läge immer richtig (oder wäre zumindest intelligenter als wir). Man kommt dadurch nicht umhin (so die Hoffnung), sich der höheren Intelligenz anzuschließen, und zwar als Ergebnis einer rationalen Überlegung. Man kommt also durch rationales Nachdenken zu dem Schluss, sich einer nebulösen Intelligenz anzuschließen und auf die Notwendigkeit einer Nachprüfung zu verzichten. Der Verzicht auf Rationalität wird rational. Eben dies beansprucht keko für sich: Dass es irgendwo eine höhere Intelligenz gibt, der man sich sinnvollerweise (als rationale Handlung) anschließt, obwohl man nichts rational nachprüfen kann. Eine irrationale Handlung wird auf diese Weise rational begründet, und genau das ist das Ziel von kekos Vergleich. Wie fast alle religiösen Argumente ist es aber ein Zirkelschluss. Es kommt genau das heraus, was zuvor als Voraussetzung postuliert wurde. Postuliert wurde als Voraussetzung eine nebulöse, höhere Intelligenz, ohne diese Voraussetzung zu rechtfertigen; und am Ende kam heraus, dass eine solche höhere Intelligenz alles rechtfertigt (vor allem den Glauben daran). Warum ist es gerechtfertigt? Weil es eine höhere Intelligenz ist. Ein Bestandteil des Zirkelschlusses liegt darin, den zu prüfenden Gegenstand einfach in die Voraussetzungen zu verschieben, um dadurch eine Prüfung zu vermeiden. Denn was steht hier eigentlich auf dem Prüfstand? Auf dem Prüfstand steht, ob sich der Glaube rechtfertigen lässt, und in kekos Beispiel ist dafür das Vorhandensein einer höheren Intelligenz erforderlich. Wird aber das Vorhandensein geprüft? Nein. Es wird vorausgesetzt. Die Prüfung unterbleibt. kekos Beispiel ergibt am Ende also das, was zuvor hineingesteckt wurde. Einer höheren Intelligenz zu vertrauen ist nur dann rational, wenn die höhere Intelligenz und ihre Vertrauenswürdigkeit zuvor bewiesen wurden. Das ist das entscheidende Element. Anders gesagt: Das entscheidende Element ist gar nicht das Vertrauen, sondern die Skepsis. Und das ist genau das Gegenteil von dem, was kekos Beispiel zuerst suggeriert. |
Ich will den Thread nicht mit technischen Details zu Künstlicher Intelligenz langweilen. Aber ein kleiner Warnhinweis sei erlaubt, einfach um unsere Sinne zu schärfen:
Wenn Wissenschaftler davon sprechen, dass wir das Zustandekommen von Ergebnissen nicht mehr genau nachvollziehen könnten, dann bedeutet das nicht, dass die Ergebnisse zwangsläufig richtig wären. Sie könnten ebensogut falsch sein. :Huhu: Die Notwendigkeit, die Ergebnisse zu überprüfen, entfällt nie. Wie die Maschine zu ihren Ergebnissen (die falsch sein können) gelangt ist, kann uns dabei völlig egal sein. (Es ist uns bei Ehefrauen ja auch egal, haha!) |
Warum entfällt die Notwendigkeit der Prüfung niemals? Was wäre, wenn die Maschine (oder Gott) absolut und beweisbar fehlerfrei wäre?
Weil, selbst wenn die Maschine oder Gott völlig fehlerfrei wären, wir selbst nicht fehlerfrei sind. Wir könnten etwas aus der Antwort missverstehen. Oder wir könnten etwas aus der Antwort überhören oder übersehen. Das bedeutet, dass es unerheblich ist, ob es einen unfehlbaren Gott gibt, der uns etwas zuflüstert: Wir könnten nie sicher sein, dass es nicht Satan war, oder dass wir einen Traum hatten, oder dass wir uns falsch erinnern. Wir sind eben nicht Gott, sondern fehlbar, und dadurch eben auch im Glauben fehlbar. Die Pflicht zur Prüfung entfällt also bei den Gläubigen ebensowenig wie bei den Ungläubigen; egal ob uns eine perfekte Maschine hilft oder Gott. Am Ende bleibt nur das übrig, was wir selbst überprüft haben und überprüfen können. |
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Reicht uns das? Akzeptieren wir das Ergebnis auch als Wahrheit? Meiner Meinung nach ist das ein echter Bruch mit dem bisherigen Vorgehen. |
Wenn die Black box nach wiederholter Prüfung oftmals (nicht notwendig immer) richtig lieg, würde ich sie als epistemisches Werkzeug jederzeit akzeptieren und das käme mir auch rational vor - und hier versagt mir meine mangelnde Phantasie den Bogen zur Religion zu ziehen
m. p.s. Ich finde den Ansatz aber interessant. ich würde einem Orakel vertrauen, resp. Es nutzen, wenn es klar und eindeutig in seinen Prognosen ist und erfolgreich in seinen Vorhersagen. |
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Ich vemute, dass solche Themen in Zukunft viel stärker in unser Leben eingreifen, als das Religionen tun. |
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