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waden 13.12.2017 21:04

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1348653)
Denken heißt vergleichen. (Walter von Rathenau)

Glauben heißt nicht vergleichen

waden 13.12.2017 23:03

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1348644)
Du müsstest dann auch konsequent fordern, dass die Kunst auf ihre Widerspruchfreiheit überprüft werden muss, weil sie ja ansonsten nicht wahr wäre. Zum Beispiel Bilder von Impressionisten.

Gerade die von Dir zitierte Kunst ist ein gutes Beispiel für die nicht vorhandene Notwendigkeit von Religion und Glauben, um ein geistig reiches Leben zu führen. Es sind eben nicht die mehrdimensionalen, für nichttechnische Aspekte offenen Gläubigen auf der einen Seite und die kalten Ingenieure im Binärwahn auf der anderen Seite. Es ist nicht Wesen des Atheismus, Maschinenmensch zu sein.
Kunst (Musik, bildende und darstellende Kunst, Literatur) und Philosophie bieten reiche Möglichkeiten, über das heute technisch Messbare hinaus Erfahrungen zu machen. Auch als Atheist vermisst man nicht mit dem Lineal ein Bild von Cy Twombly, um es zu betrachten.

Die bereichernden Erfahrungen aus Kunst und Philosophie werden nicht geschmälert durch die Annahme, dass keiner von 10000 Göttern existiert.

Trimichi 14.12.2017 07:25

Zitat:

Zitat von waden (Beitrag 1348699)
Gerade die von Dir zitierte Kunst ist ein gutes Beispiel für die nicht vorhandene Notwendigkeit von Religion und Glauben, um ein geistig reiches Leben zu führen. Es sind eben nicht die mehrdimensionalen, für nichttechnische Aspekte offenen Gläubigen auf der einen Seite und die kalten Ingenieure im Binärwahn auf der anderen Seite. Es ist nicht Wesen des Atheismus, Maschinenmensch zu sein.
Kunst (Musik, bildende und darstellende Kunst, Literatur) und Philosophie bieten reiche Möglichkeiten, über das heute technisch Messbare hinaus Erfahrungen zu machen. Auch als Atheist vermisst man nicht mit dem Lineal ein Bild von Cy Twombly, um es zu betrachten.

Die bereichernden Erfahrungen aus Kunst und Philosophie werden nicht geschmälert durch die Annahme, dass keiner von 10000 Göttern existiert.

Kunst kombiniert die Komponenten Sensorik und Intuition. Religion bzw. Mythologie die Komponenten Ratio und Intuition. Das intuitive Element ist das was Religion bzw. Mythologie und Kunst gemeinsam haben.

Wissenschaft als dritter Quell der Offenbarung von Erkenntnissen enthält die Komponenten Sensorik und Ratio, die in den von dir beschriebenen Binärwahn führen kann.

Bisher ist es noch niemandem gelungen diese drei Ansätze zu vereinen.

waden 14.12.2017 08:03

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1348719)
Kunst kombiniert die Komponenten Sensorik und Intuition. Religion bzw. Mythologie die Komponenten Ratio und Intuition. Das intuitive Element ist das was Religion bzw. Mythologie und Kunst gemeinsam haben.

Wissenschaft als dritter Quell der Offenbarung von Erkenntnissen enthält die Komponenten Sensorik und Ratio, die in den von dir beschriebenen Binärwahn führen kann.

Bisher ist es noch niemandem gelungen diese drei Ansätze zu vereinen.

Du hattest schonmal aus Deinem Vorlesungsskript zitiert. Ein solche Unterscheidung hilft, ein systematisches Konzept abzufragen und mag insofern didaktisch vorübergehend Sinn ergeben.

Aber es ist unsinnig, der Kunst Sensorik und Intuition, nicht aber Ratio zuzuschreiben. Entsteht denn beispielsweise Literatur ohne Ratio?

Trimichi 14.12.2017 08:33

Zitat:

Zitat von waden (Beitrag 1348725)
Du hattest schonmal aus Deinem Vorlesungsskript zitiert. Ein solche Unterscheidung hilft, ein systematisches Konzept abzufragen und mag insofern didaktisch vorübergehend Sinn ergeben.

Aber es ist unsinnig, der Kunst Sensorik und Intuition, nicht aber Ratio zuzuschreiben. Entsteht denn beispielsweise Literatur ohne Ratio?

Ich glaube nicht, dass Literatur über Verhältnisse (lat. ratio), als Rechnung oder Berechnung konzipiert wird wie z.B. 3 + 4 = 7.

Klugschnacker 14.12.2017 08:48

Was unterscheidet denn die hier angeführte "Intuition" von einem spontanen Einfall meiner Nachbarin? Nichts.

Intuition bekommt erst durch Überprüfung einen Wert. Wenn ich intuitiv spüre, dass Angelina Jolie in mich verliebt und wir füreinander bestimmt seien, sollte ich das besser überprüfen, bevor ich mein Flugticket nach Los Angeles buche und ihr dort zur Last falle. Etwa, indem ich ihr einen Brief schreibe und mich nach ihren Gefühlen erkundige.

Viele intuitive oder naive Überzeugungen erweisen sich nach einer Überprüfung als Irrtum. Man denke nur an den Mittelpunktswahn des Menschen, der sich als Krone der Schöpfung, im Zentrum des Weltalls platziert sah, vom Schöpfer des Universums, der jeden Einzelnen von ihnen lieb hat. Intuitiv erkennen wir, dass die Erde eine Scheibe ist, und von der Sonne umkreist wird.

Intuition ist für mein Verständnis keine Form echter Erkenntnis, die für sich selbst, ohne Überprüfung, stehen könnte. Vielleicht liege ich damit falsch, doch ich bitte um ein Beispiel, um mich zu überzeugen.
:Blumen:

Jörn 14.12.2017 08:58

Hier wird einfach Verwirrung gestiftet mit dem Wort "Erkenntnis". Eine "Erkenntnis", die jemand subjektiv beim Lesen eines Romans haben kann, hat nichts zu tun mit einer empirischen oder wissenschaftlichen Erkenntnis.

Die Begriffe werden umgangssprachlich oft synonym verwendet, vergleichbar mit dem Wort "Glaube", welches sowohl für religiöses Wunschdenken als auch für begründete Alltagserwartungen verwendet wird, obwohl beide völlig unterschiedlich sind. ("Ich glaub' es hat geklingelt, gehst Du mal an die Tür?" hat mit "Glaube" nichts zu tun.)

Eine Erkenntnis ist im wissenschaftlichen Sinn etwas, was der Überprüfung zugänglich ist und eine Begründung hat. Man kann diese Eigenschaften und Anforderungen nicht einfach über Bord werfen und behauten, das Betrachten eines Bildes sei eine vergleichbare Erkenntnis, nur weil wir umgangssprachlich den gleichen Begriff verwenden.

Übrigens hat Trimichi diesen Trick tatsächlich bereits vor einigen Seiten mit dem Wort "Glaube" probiert.

Trimichi 14.12.2017 09:22

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1348743)
Was unterscheidet denn die hier angeführte "Intuition" von einem spontanen Einfall meiner Nachbarin? Nichts.

Intuition bekommt erst durch Überprüfung einen Wert. Wenn ich intuitiv spüre, dass Angelina Jolie in mich verliebt und wir füreinander bestimmt seien, sollte ich das besser überprüfen, bevor ich mein Flugticket nach Los Angeles buche und ihr dort zur Last falle. Etwa, indem ich ihr einen Brief schreibe und mich nach ihren Gefühlen erkundige.

Viele intuitive oder naive Überzeugungen erweisen sich nach einer Überprüfung als Irrtum. Man denke nur an den Mittelpunktswahn des Menschen, der sich als Krone der Schöpfung, im Zentrum des Weltalls platziert sah, vom Schöpfer des Universums, der jeden Einzelnen von ihnen lieb hat. Intuitiv erkennen wir, dass die Erde eine Scheibe ist, und von der Sonne umkreist wird.

Intuition ist für mein Verständnis keine Form echter Erkenntnis, die für sich selbst, ohne Überprüfung, stehen könnte. Vielleicht liege ich damit falsch, doch ich bitte um ein Beispiel, um mich zu überzeugen.
:Blumen:

Du fühlst also, dass Angelina Jolie in dich verliebt ist? Ok. Bleiben wir bei dem Beispiel. Im Liebeswahn triffst du die Entscheidung nach L.A. zu fliegen, buchst das Ticket und machst dich auf den weg, landest in der Stadt und versuchst dich Angelina Jolie zu nähern. Weil du in Angelina Jolie verliebt bist, bist du in L.A. Da sie sich von Brad Pitt getrennt hat (stimmt doch oder?) bist du guter Dinge. Während du in Beverly Hills umherschlenderst triffst du auf eine Frau, die in Brad Pitt verliebt ist. Ihr beschließt eine Kaffee zu trinken. Dabei erkennt ihr eure Gemeinsamkeit und euer Schicksal, von den Hollywoodgrößen wohl nie beachtet zu werden. Ihr nehmt euch in den Arm und tröstet euch, anschließend macht ihr Urlaub in Santa Barbara und werdet ein Paar.

Hättest du Angelina Jolie einen Brief geschrieben würdest du nicht glücklich mit deiner Liebsten in Santa Barbara am Strand stehen. :Blumen:

Übrigens: Motivation-, Entscheidung- und Handlungsmodelle (Heckhausen, Rubikon-Modell usw.) befassen sich mit der Thematik. Es gibt Modelle, die sagen, dass Entscheidungen intuitiv gefällt werden. Auch gibt es Modelle die postulieren, dass die intuitive Entscheidung aus rationalen Erwägungen heraus a posteriori überprüft wird wie du sagst. Interessant ist der neuste Ansatz. Hier wird die Intuition via sozialer Netzwerke überprüft, sprich was sagen die anderen dazu.


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