triathlon-szene.de |  Europas aktivstes Triathlon  Forum

triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum (https://www.triathlon-szene.de/forum/index.php)
-   Politik, Religion & Gesellschaft (https://www.triathlon-szene.de/forum/forumdisplay.php?f=30)
-   -   Gernhardt-Sportgedicht der Woche ... (https://www.triathlon-szene.de/forum/showthread.php?t=666)

the grip 28.10.2014 11:00

Ringelnatz:
 
Genau besehen

Wenn man das zierlichste Näschen
Von seiner liebsten Braut
Durch ein Vergrößerungsglas
Näher beschaut,
Dann zeigen sich haarige Berge,
Daß einem graut.

the grip 30.10.2014 11:08

Wilhelm Busch:
 
Niemals

Wonach du sehnlichst ausgeschaut,
Es wurde dir beschieden.
Du triumphierst und jubelst laut:
Jetzt hab ich endlich Frieden.

Ach, Freundchen, rede nicht so wild.
Bezähme deine Zunge.
Ein jeder Wunsch, wenn er erfüllt,
Kriegt augenblicklich Junge.

the grip 02.11.2014 11:54

Christian Morgenstern:
 
Der Vergess

Er war voll Bildungshung, indes,
soviel er las
und Wissen aß,
er blieb zugleich ein Unverbeß,
ein Unver, sag ich, als Vergeß;
ein Sieb aus Glas,
ein Netz aus Gras,
ein Vielfraß –
doch kein Haltefraß.

the grip 04.11.2014 19:03

Emanuel Geibel:
 
Loszuwerden den alten Zopf
Ist ein vernünftiges Begehren,
Aber wer wird darum den Kopf
Gleich rattenkahl sich scheren!

the grip 07.11.2014 10:49

Hans-Ulrich Treichel:
 
Was es war

Dass sich ihr Schlaf
Mit seinem Schlaf vermischte
Dass ihre Furcht sich
Ganz in ihm verlor

Dass er sie auch
An kalten Tagen küsste
Dass sie in seinen
Armen niemals fror

Dass sich ihr Fleisch
Nicht mehr an seinem rieb:
Das war es was
Sie auseinander trieb

the grip 09.11.2014 12:06

Klabund:
 
Deutsches Volkslied

Es braust ein Ruf wie Donnerhall,
Daß ich so traurig bin.
Und Friede, Friede überall,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Kaiser Rotbart im Kyffhäuser saß
An der Wand entlang, an der Wand.
Wer nie sein Brot mit Tränen aß,
Bist du, mein Bayerland!

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Ich rate dir gut, mein Sohn!
Urahne, Großmutter, Mutter und Kind
Vom Roßbachbataillon.

0 selig, o selig, ein Kind noch zu sein,
Von der Wiege bis zur Bahr'!
Mariechen saß auf einem Stein,
Sie kämmte ihr goldenes Haar.

Sie kämmt's mit goldnem Kamme,
Wie Zieten aus dem Busch.
Sonne, du klagende Flamme:
Husch! Husch!

Der liebe Gott geht durch den Wald,
Von der Etsch bis an den Belt,
Daß lustig es zum Himmel schallt:
Fahr wohl, du schöne Welt!

Der schnellste Reiter ist der Tod,
Mit Juppheidi und Juppheida.
Stolz weht die Flagge Schwarzweißrot.
Hurra, Germania!

the grip 11.11.2014 10:26

Wilhelm Busch:
 
Es ist halt schön,
Wenn wir die Freunde kommen sehn. –
Schön ist es ferner, wenn sie bleiben
Und sich mit uns die Zeit vertreiben. –
Doch wenn sie schließlich wieder gehen,
Ist’s auch recht schön. –

the grip 13.11.2014 15:39

Wilhelm Busch:
 
Also spricht der Fatalist:
Du mußt werden, wie du bist.
Widerstreben ist vergebens.
Der Gebieter allen Lebens
Gab dir schon von Anbeginn
Deinen Wunsch und Eigensinn,
Bald mit Ja und bald mit Nein
Grade so und so zu sein.


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 22:51 Uhr.

Powered by vBulletin Version 3.6.1 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, Jelsoft Enterprises Ltd.