![]() |
Zitat:
Ein Bedürfnis nach übersinnlichen Phänomenen scheint es mir jedoch nicht zu geben. Das meine ich daran zu erkennen, dass kaum jemand als Erwachsener religiös wird, der nicht bereits als Kind mit dem Glauben aufgewachsen ist. Er verspürt dann in der Regel kein Bedürfnis nach Engeln oder Göttern. Menschen fragen gelegentlich nach den Ursachen oder dem Sinn ihrer Existenz. Die Antworten auf diese Fragen waren früher eine alleinige Sache der Religionen. Heute laufen ihnen die Wissenschaften und die Philosophie bei der Beantwortung existenzieller Fragen den Rang ab. Wer wir Menschen sind, welche Stellung wir auf unserem Planeten und im Universum haben – darauf geben heute vor allem die Philosophie und die Wissenschaften Auskunft. Die Entdeckung der Evolution hatte eine bedeutende spirituelle Auswirkung auf unser Selbstverständnis, ebenso die Entdeckung unserer Stellung im Universum. Wir sind nicht der Mittelpunkt der Welt, das war über Jahrtausende bloße Einbildung. Wir sind auch nicht die Ebenbilder Gottes, sondern das vorläufige Ergebnis einer natürlichen Entwicklung, die über uns Menschen hinausgehen wird. Die Erforschung der Welt hat eine spirituelle Dimension. Es war vor allem spirituell bedeutend, als Giordano Bruno erkannte, dass die Welt millionenmal größer ist, als wir dachten; dass alle Sterne am Firnament ebenfalls Sonnen sind (er wurde dafür lebendig verbrannt, was die spirituelle Dimension beweist). Und wer wollte die spirituelle Dimension der Erkenntnis der Astronomen leugnen, dass unsere Welt einen Anfang hatte? Spirituelle oder existenzielle Fragen und ihre Antworten sind kein Privileg der Religionen mehr. Ganz im Gegenteil, manche halten heute den Glauben an nachweisbar falsche Dinge für wenig spirituell, man denke nur an die Astrologie (Horoskope). Die Wissenschaften sind längst an einem Punkt angelangt, an dem sie spirituelle Fragen stellen und teilweise auch beantworten. :Blumen: |
Also sollte man Traditionen und Rituale um jeden Preis bewahren, auch wenn sie noch so unsinnig sind, damit man seine Ordnung im Leben aufrecht hält?
Was ist, wenn neuen Rituale und Traditionen viel erfolgreicher sind? Lassen wir das bleiben, weil wir lieber bei dem Alten bleiben? |
Zitat:
Zitat:
|
Zitat:
|
Zitat:
|
Zitat:
Kaum ein Gläubiger hält die konkreten Glaubensinhalte seiner Religion heute noch für tatsächliche Wahrheiten. Kaum ein Christ lebt wirklich nach christlichen Geboten. Und anstatt den Glauben zu reformieren, stellen sie ihn in die geistige Vitrine, wo er zügig verstaubt. Ist das nicht aus Sicht der Gläubigen ein wenig schade? |
Zitat:
In gleicher Weise erinnern wir uns heute an Johannes Gutenberg, der den Buchdruck erfand. War das Jonglieren mit metallenen Lettern eine Großtat? Nein, aber was daraus entstand, welche Wendung die Kulturgeschichte der westlichen Welt dadurch nahm, ist außerordentlich bedeutend. Ehrt man Gutenberg, so meint man weniger seine Erfindung, sondern unsere Kulturgeschichte. Mit Newton ist es ebenso. Er erkannte die universale Gültigkeit der Naturgesetze im gesamten bekannten Kosmos. Für uns ist das heute selbstverständlich, aber damals war es das überhaupt nicht. |
Zitat:
|
Zitat:
Wichtig ist die Jungfräulichkeit nicht mir, sondern der Kirche. Frag’ doch mal beim katholischen Pfarrer Deines Städtchens nach, ob diese Jungfräulichkeit konkret oder sinnbildlich zu verstehen sei (für eine vom angeblichen Schmutz der körperlichen Liebe unbefleckte Person). Da wirst Du lernen, dass nicht mir, sondern der katholischen Kirche das Wörtlichnehmen von Marias Jungfräulichkeit vorzuwerfen ist. Du folgst einer Privatreligion, die Du möglicherweise für das Christentum hältst, was sie aber nicht ist. Aus Sicht der Kirche bist Du ein Ketzer, also willkommen im Club: :Blumen: :liebe053: Ein Ketzer (oder Häretiker) ist laut Duden jemand, der „von der offiziellen Kirchenlehre abweicht“, oder allgemeiner jemand, der „öffentlich eine andere als die in bestimmten Angelegenheiten für gültig erklärte Meinung vertritt“. (Wikipedia) |
Zitat:
Du fragst, ob es nichts unsinnigeres gibt, als Geburtstage zu feiern. Wir feiern damit das Leben. So ganz unsinnig ist das nicht. Nun gebe ich zu, dass ich meinen Geburtstag eher nicht feiere. Wir bekommen übrigens einen halben Tag frei an unserem Geburtstag. Wenn Du das persönlich nicht feierst, ist das Deine Sache. PRIVATSACHE. Genauso, wie es Religionen sind. ;) |
Zitat:
Meiner Meinung nach ist die katholische Kirche keineswegs, so homogen wie du behauptest. Mal ein Beispiel, meine Frau arbeitet an einer katholischen Schule. Wir kamen mal drauf, wie da so wäre, wenn eine Lehrerin ein uneheliches Kind bekäme, ob das ein Problem ist. Sie meint die Oberin würde nach 2-3 Jahren mal anmerken, ob man nicht heiraten könnte. Ich habe katholische Geistliche also die ich persönlich kennen gelernt habe, als wenig dogmatisch kennengelernt. Natürlich gibt es auch andere und ich kann aus meiner Erfahrung keine Statistik aufmachen, genauso wenig wie du. Z.b. der Pfarrer der uns getraut hat ist ein ganz toller Mensch und seine Predigten fand ich z.b. immer sehr anregend (auch wenn mich das theologische nicht interessiert). Er geht im übrigen in dieselbe Saunalandschaft wie ich und sitzt dort nackt zwischen den Schäfchen (auch den weiblichen). Und dieser Pfarrer sagt immer seine Meinung und ihm ist egal was der Pabst oder der Bischoff sagen, er steht da komplett drüber, glaubs mir. In der Presse stehen natürlich nur die Dogmatiker, nicht die die einfach mit Menschen ganz normal umgehen. Im übrigen ist dir sicher schon klar, dass es einen Unterschied gibt zwischen dem Glauben an die Jungfraulickeit Mariens und die Unbeflecktheit Mariens. |
Zitat:
Zitat:
Die Theologieprofessorin Uta Ranke-Heinemann, Tochter des Bundespräsidenten Heinemann, zweifelte an der Jungfräulichkeit Marias während und nach der Geburt ihres Kindes. Sie vertrat die Ansicht, dabei würde es sich um eine Metapher handeln, welche nicht wörtlich zu nehmen sei. Sie verlor deshalb ihren Lehrstuhl für katholische Theologie an der Universität Essen. Maßgeblich dafür war ein gewisser Josef Ratzinger im Vatikan. Kurz: Es ist keineswegs so, dass die Katholiken ein liberaler Verein wären, in dem jeder denkt, was er will. Zitat:
|
Zitat:
Und im übrigen denkt natürlich dort jeder was er will. Was soll er sonst denken? :Huhu: :Lachanfall: Die Gedanken sind frei. Zitat:
|
Zitat:
:Blumen: |
Zitat:
|
Zitat:
|
Zitat:
Ein Teil versucht zu erklären, dass über's Wasser gehen normal ist Der andere Teil hätte gerne Feiertage, die weder mit Leuten zu tun haben, die über's Wasser gehen oder mit deren Sympathisanten Eine Minderheit versucht klarzumachen, dass man mit beiden Anschauungen leben kann, ohne sich gegenseitig überzeugen zu müssen, was diese Seite zum Feindbild für alle macht. Ist so eine Art Satire auf die religiösen Konflikte in der Welt. Okay, manchmal zum fremdschämen, aber insgesamt ganz unterhaltsam. :Blumen: |
Zitat:
|
Zitat:
|
Zitat:
|
Zitat:
Zum Thema Feiertage: Klar kann man die zur Diskussion stellen. Wird auch getan, wenn auch aktuell im Kleinen, z.B. in der Diskussion um die "stillen" Feiertage. Alles andere wird die Zeit ergeben. Wie Keko schrieb: Da ist vieles Tradition, die z.T. sehr tief verwurzelt ist,z.B. der 6. Januar. Schau mal, an wie bielen Türen der Schriftzug zu finden ist. Das alles kippen für einen anderen Feiertag, der (noch) weniger Menschen etwas sagt und mit dem sie (noch) weniger anfangen können? M. |
Zitat:
:Blumen: |
Zitat:
Je länger ich hier mitdiskutiere, desto lieber wird mir Mariahimmelfahrt :Cheese: |
Zitat:
:Blumen: |
Zitat:
Die "Gegenseite" sieht das evtl. ganz anders. Vielleicht möchte man nicht, dass man seine Werte seziert bekommt. Wenn nichts dabei wäre, würden nicht gerade bei Diskussionen um Religion und Politik die Emotionen so leicht hochkochen. |
Zitat:
M. |
Zitat:
|
Zitat:
Nachtrag: Trotz der Strukturen glaube ich, dass die überwiegende Mehrzahl ihren Glauben überwiegend als Privatsache ansehen und auch so leben. Es sei denn, du siehst z.B. ein in der Öffentlichkeit um den Hals hängendes Kreuz nicht meh als privates Glaubensbekenntnis an. M. |
Zitat:
2. Sollten religiöse Dinge in dieser Hinsicht anders behandelt werden als ethische, philosophische oder politische Fragestellungen? 3. Würdest Du Dich dafür einsetzen, dass politische Dinge ebenfalls vor Kritik geschützt werden sollen, sofern sie in einen religiösen Kontext verschoben werden? Beispielsweise ist die Gleichberechtigung der Frauen sowohl eine politische als auch eine religiöse Frage. Sollte man aufhören, diese Frage politisch zu debattieren, sobald jemand nachweisen kann, dass es für ihn eine religiöse Frage ist? 4. Bist Du der Meinung, dass religiöse Regeln irgendeine Autorität haben sollen über Menschen, die dieser Religion nicht angehören? |
Zitat:
Die "Werte" entstammen entweder aus einer sich entwickelnden kulturellen Praxis (z.B. Menschenrechte, Frauenrechte, Homosexuellenrechte) oder aus einer kirchlichen bzw. ideologischen Dogmatik (z.B. Gebote). Die Atheisten hier reagieren dünnhäutig, wenn unsere mühsam errungenen Werte der freiheitlichen Gesellschaft mit Hinweis auf Religion infrage gestellt werden. Ich verstehe, wie man Aspekte verschiedener Religionen als nützlich oder wertvoll ansehen kann. Mir ist aber unverständlich, wie man dieses Konglomerat dann glauben kann, wenn man sich von der theologischen Basis seiner Religion soweit entfernt, dass man die Urtexte und die aktuellen Oberhäupter nicht mehr ernst nimmt. Ich will damit niemanden angreifen. Ich verstehe es wirklich nicht. |
![]() ;) :Blumen: |
Zitat:
Natürlich ist es sinnvoll, dies zu differenzieren. Nun ist scheint es in diesem Thread ganz offensichtlich so zu sein, dass mit Religion die großen monotheistischen Religionen gemeint sind und nicht die germanischen oder griechischen Götter und ebenso wenig der Hinduismus oder Buddhismus. Nun müssen wir also unterscheiden zwischen Judentum/Christentum/Islam. Weil wir alle im christlichen Kulturkreis aufgewachsen sind, ist es nahe liegend, dass wir überwiegend vom in Deutschland überwiegend katholischen und evangelischen Christentum sprechen. Dabei unterscheiden wir zwischen den jeweils Strenggläubigen und jenen, die sich aus ihrer Religion die Aspekte herausgreifen, die man Einklang den in der freiheitlichen Welt geltenden Menschenrechten bringen kann und diesen nicht offensichtlich völlig widersprechen. Die katholischen Fundamentalisten gibt es durchaus auch. Sie begegnen mir beispielsweise in der Gestalt von Lehrern oder bei der Lektüre der Zeitung. |
Zitat:
Das war alles nicht gut genug. Stattdessen wird präsentiert: "Tradition und Rituale". Bedeutet: "Wir feiern halt Traditionen, weil es Traditionen sind". Ich nehme dies mal als Beispiel dafür, wie inhaltsleer und oberflächlich unsere Feiertage sind (und der Glaube daran). Es ist nicht wichtig, welche Geschichten dahinter stehen, solange sie möglichst alt sind. Es ist auch egal, ob die Geschichten wahr sind, oder weise. Wichtig ist nur, dass wir es schon immer so gemacht haben. |
Zitat:
Ich halte Weihnachten für einen Unfug. Trotzdem werde ich es mit meiner Familie begehen und mich pudelwohl dabei fühlen, einfach weil alle anderen um mich herum so vergnügt sind und sich freuen, beieinander zu sein. Aus dem gleichen Grund nötige (Donnerstag ist kein idealer Tag) ich übrigens auch die Familie, Thanksgiving mit mir zu feiern, auch wenn das in unserem Kulturkreis sehr unüblich ist. Bislang gab es keine Beschwerden. :) |
Zitat:
Ich stimme zu, dass man auch die Jungfrau Maria als Symbol verstehen sollte, wenn man bei Newton so vorgeht (der nicht für seine Person, sondern stellvertretend für bestimmte Werte oder Errungenschaften steht). Für welchen Wert oder welche Errungenschaft steht denn nun die Jungfrau Maria, die NICHT nur mit ihrer Person zusammenhängt, sondern der allgemeinen Charakter hat, so wie Arne es bei bei Johannes Gutenberg (Buchdruck, allgemein die Verbreitung von Wissen) und bei Newton vor ein paar Seiten beschrieben hat? Welchen Wert feierst Du an diesem Tag? |
Zitat:
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang finde ich den Ramadan im Islam, also den Fastenmonat. Mich würde interessieren, ob man in der westlichen Welt dem Christkind auch hungernd zu gedenken bereit wäre, anstatt bei Wein und Gänsebraten. ;) |
Zitat:
Die Wandlung eines religiösen Festes hin zu einem sozialen Feiertag zeigt sehr gut, was wir als den Kern von Weihnachten empfinden. Der Kern überlebt und wird stärker. Das Beiwerk gerät in Vergessenheit. Die Realität schafft hier also Fakten. Anstatt Weihnachten abzuschaffen und zu ersetzen, haben wir einfach den Inhalt ausgetauscht und den Namen beibehalten. Wer also argumentiert, dass man Weihnachten nicht abschaffen sollte, weil es eben so ein schönes Fest ist, übersieht, dass wir es längst abgeschafft und durch etwas anderes ersetzt haben. Jedenfalls ist diese Wandlung in vollem Gange. Und das wiederum ist mein Beleg dafür, dass wir ohne weiteres auch alle anderen Feiertage mit der Zeit ersetzen können (oder mit neuen Inhalten füllen können), ohne dass alles auseinander fällt. Genau dies ist übrigens dem 1. Mai widerfahren. (Damit verbinde ich meine besten Grüße an jene, die noch die Walpurgisnacht feiern.) Die Nacht auf den 1. Mai war einer heilig gesprochenen Frau namens "Walburga" gewidmet. Zuvor war es der Gedenktag für die Apostel Philippus und Jacobus. Heute ist es ein "Tag der Arbeit". Offenbar hat niemand ein Problem damit. |
Zitat:
|
Zitat:
|
Ein Wunder? Hier Deine Formulierung in einem Buch von Harro Heuser.
Zitat:
|
Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 13:44 Uhr. |
Powered by vBulletin Version 3.6.1 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, Jelsoft Enterprises Ltd.