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the grip 22.11.2011 15:34

Mal was zum Lauschen und nicht zum Lesen, von Fritz Eckenga:
 
http://www.swr3.de/Novembagedicht-Po...7vc/index.html

the grip 23.11.2011 16:15

Bertolt Brecht
 
Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 1)
Familien, wenn ihnen ein Kind geboren ist
Wünschen es sich intelligent.
Ich, der ich durch Intelligenz
Mein ganzes Leben ruiniert habe
Kann nur hoffen, mein Sohn
Möge sich erweisen als
unwissend und denkfaul.
Dann wird er ein ruhiges Leben haben
Als Minister im Kabinett.

Warum mir dabei spontan Rösler und Westerwelle einfallen, keine Ahnung ... hatte gerade das Apotheker-Rundschau-Foto der beiden aus der TITANIC versucht zu googeln, aber nicht gefunden

Wandergsellin 23.11.2011 17:44

:Lachen2: :Blumen:

the grip 24.11.2011 10:15

Heute mal ein Gedicht zum Thema Paleo ;-), von Axel Sanjosé
 
Dinkel

Einst, da war’n die Menschen frei,
lebten froh und ohne Dinkel.
aßen Kohl zu fettem Pinkel
und zum Frühstück Speck und Ei.

Heute sind die Menschen froh
wenn sie aus dem Augenwinkel
schauen einen Bau von Schinkel
(Sellerie zerkauend, roh.)

the grip 27.11.2011 13:47

Kästner
 
Es läuten die Glocken

Wenn im Turm die Glocken läuten,
kann das viererlei bedeuten.
Erstens: daß ein Festtag ist.
Dann: daß du geboren bist.
Drittens: daß dich jemand liebt.
Viertens: daß dich’s nicht mehr gibt.
Kurz und gut, das Glockenläuten
hat nur wenig zu bedeuten.

the grip 01.12.2011 10:23

Heinrich Heine
 
Sie saßen und tranken am Teetisch,
Und sprachen von der Liebe viel.
Die Herren, die waren ästhetisch,
Die Damen von zartem Gefühl.

Die Liebe muß sein platonisch,
Der dürre Hofrat sprach.
Die Hofrätin lächelt ironisch,
Und dennoch seufzte sie: Ach!

Der Domherr öffnet den Mund weit:
Die Liebe sei nicht zu roh,
Sie schadet sonst der Gesundheit.
Das Fräulein lispelt: Wie so?

Die Gräfin spricht wehmütig:
Die Liebe ist eine Passion!
Und präsentieret gütig
Die Tasse dem Herren Baron.

Am Tische war noch ein Plätzchen;
Mein Liebchen, da hast du gefehlt.
Du hättest so hübsch, mein Schätzchen,
Von deiner Liebe erzählt.

Alfalfa 01.12.2011 10:32

Was du nur immer mit Heine hast...

the grip 04.12.2011 14:13

Zitat:

Zitat von Alfalfa (Beitrag 678999)
Was du nur immer mit Heine hast...

o.k., dann nur für Dich Heinz Erhardt:

Überlistet

Wenn Blätter von den Bäumen stürzten,
die Tage täglich sich verkürzten,
nicht nur die schönsten, auch die meisten
der Vögel nach dem Süden reisten,
und all die Maden, Motten, Mücken,
die wir versäumten zu zerdrücken,
von selber sterben – so glaubt mir:
es steht der Winter vor der Tür!

Ich laß ihn stehn!
Ich spiel ihm einen Possen!
Ich hab die Tür verriegelt
und gut abgeschlossen!
Er kann nicht rein!
Ich hab ihn angeschmiert!
Nun steht der Winter vor der Tür ---
und friert!

Alfalfa 04.12.2011 14:23

Volltreffer :)

Wandergsellin 04.12.2011 14:38

:Blumen:

pumuggel 04.12.2011 17:55

Schön :Blumen:

Das Mädchen 04.12.2011 19:58

Heinz Erhardt ist einfach großartig!
Und wenn er dann dieses Gedicht mit seinem ihm typisch schelmischen Unterton zum besten gibt...
Danke dafür :Blumen:

the grip 08.12.2011 12:01

Kästner:
 
Der Humor ist der Regenschirm der Weisen
Und insofern unsoldatisch.
Daß wir ihn trotzdem öffentlich preisen,
scheint problematisch.
In praxi ist’s gleichgültig, was wir meinen.

Denn wir haben ja keinen.

fitschigogeler 08.12.2011 12:35

Mehr Kästner und Heinz Erhardt :Blumen:

Gibts auch Sportliches von Tucholsky?????

the grip 11.12.2011 19:53

Kurt Marti:
 
event advent

die in nebelfeuchten städten wohnen
hören heilsarmeegesänge
in den alpen schleudern die kanonen
kunstschnee auf noch grüne hänge

kläuse gibts und engel zur genüge
bettler leiden unterm wetter
wers vermag bucht jetzt karibikflüge
junge kaufen snowboardbretter

jahr um jahr adventets kühner greller
ein event in dunklen tagen
alle waren zirkulieren schneller –
wär’ da sonst noch was zu sagen?

the grip 14.12.2011 15:10

Christian Fürchtegott Gellert:
 
Daß oft die allerbesten Gaben
Die wenigsten Bewund'rer haben,
Und daß der größte Teil der Welt
Das Schlechte für das Gute hält;
Dies Übel sieht man alle Tage.
Jedoch, wie wehrt man dieser Pest?
Ich zweifle, daß sich diese Plage
Aus unsrer Welt verdrängen läßt.
Ein einzig Mittel ist auf Erden,
Allein es ist unendlich schwer:
Die Narren müssen weise werden;
Und seht! sie werden's nimmermehr.
Nie kennen sie den Werth der Dinge.
Ihr Auge schließt, nicht ihr Verstand:
Sie loben ewig das Geringe,
Weil sie das Gute nie gekannt.

the grip 15.12.2011 21:28

Theodor Fontane:
 
Noch einmal ein Weihnachtsfest,
Immer kleiner wird der Rest,
Aber nehm ich so die Summe,
Alles Grade, alles Krumme,
Alles Falsche, alles Rechte,
Alles Gute, alles Schlechte –
Rechnet sich aus all dem Braus
Doch ein richtig Leben heraus.
Und dies können ist das Beste
Wohl bei diesem Weihnachtsfeste.

the grip 16.12.2011 11:01

Theodor Fontane zum zweiten ...
 
Heute früh, nach gut durchschlafener Nacht,
Bin ich wieder aufgewacht.
Ich setzte mich an den Frühstückstisch,
Der Kaffee war warm, die Semmel frisch,
Ich habe die Morgenzeitung gelesen
(Es sind wieder Avancements gewesen).
Ich trat ans Fenster, ich sah hinunter,
Es trabte wieder, es klingelte munter,
Eine Schürze (beim Schlächter) hing über dem Stuhle,
Kleine Mädchen gingen nach der Schule, –
Alles war freundlich, alles war nett,
Aber wenn ich weiter geschlafen hätt'
Und tät' von alledem nichts wissen,
Würd' es mir fehlen, würd' ich's vermissen?

the grip 18.12.2011 13:14

Erich Kästner:
 
Nachtgesang des Kammervirtuosen

Du meine Neunte Sinfonie!
Wenn du das Hemd* anhast mit rosa Streifen …
Komm wie ein Cello zwischen meine Knie,
und laß mich zart in deine Seiten greifen!

Laß mich in deinen Partituren blättern.
(Sie sind voll Händel, Graun und Tremolo.)
Ich möchte dich in alle Winde schmettern,
du meiner Sehnsucht dreigestrichnes Oh!

Komm, laß uns durch Oktavengänge schreiten!
(Das Furioso, bitte, noch einmal!)
Darf ich dich mit der linken Hand begleiten?
Doch bei Crescendo etwas mehr Pedal!

Oh deine Klangfigur! Oh die Akkorde!
Und der Synkopen rhythmischer Kontrast!
Nun senkst du deine Lider ohne Worte …
Sag einen Ton, falls du noch Töne hast!

(*Anmerkung: In besonders vornehmer Gesellschaft ersetze man das Wort 'Hemd' durch das Wort 'Kleid)

the grip 20.12.2011 08:20

Charles Bukowski:
 
Den Sinn des Ganzen mit der Lupe suchend

Ja, sicher, Huxley tourte per Auto
durch ganz Südeuropa und schrieb ein
fabelhaftes Buch darüber, und Lawrence
malte dieses tolle Bild von einem
pissenden Mann, und Huxley schluckte
Peyote und Frieda gab Lawrence ein
richtiges Zuhause, und Huxley faßte sich
an den Kopf und sagte "Es ist hier oben"
und Lawrence griff sich an den Bauch
und sagte "Nein, da unten."
Huxley erblindete, wie man weiß, und
Lawrence hatte einen sechsten Sinn
wenn es um Tiere ging und manchmal
denke ich an ihn, manchmal an Huxley
und manchmal auch an Charo mit ihrer
Löwenmähne, so chi-chi sexy, aber
Manchmal denke ich an zwei junge Mexikaner
die im Olympic Auditorium aufeinander
eindreschen. Ja, sicher, unsere Welt
ist voll von Träumen, und manchmal
wenn ich nachts nicht schlafen kann
und mein Kopf an nichts mehr
denken will, starre ich nur
noch an die dunkle Decke

the grip 22.12.2011 10:33

Peter Hacks
 
Auf dem Tisch die neue Decke
und das Porzellanservice
und die süßesten Gebäcke,
was gäbs Schöneres als dies?
Silbern klappern die Tabletts,
hin und her geht das Geschwätz:
Bitte sehr,
danke schön,
bitte sehr,
danke schön.

Aufgetan ist für die Kleinchen
köstlich und verschwenderisch.
Und die rotbehosten Beinchen
schaukeln unterm Kaffeetisch.
Höflich wie Erwachsene
reicht man sich die Schlagsahne:
Bitte sehr,
danke schön,
bitte sehr, danke schön.

Alfalfa 22.12.2011 11:33

Zitat:

Zitat von the grip (Beitrag 687636)
Den Sinn des Ganzen mit der Lupe suchend

Ja, sicher, Huxley...

Ein ganz wunderbarer Text, von Bukowski.
Gerade nochmal gelesen: Immer noch.

Schöne Weihnachten, grip.

pumuggel 22.12.2011 20:31

Ringelnatz
 
Schenken

Schenke groß oder klein,
Aber immer gediegen.
Wenn die Bedachten
Die Gaben wiegen,
Sei Dein Gewissen rein.

Schenke herzlich und frei.
Schenke dabei,
Was in Dir wohnt
An Meinung, Geschmack und Humor,
So daß die eigene Freude zuvor
Dich reichlich belohnt.

Schenke mit Geist ohne List.
Sei eingedenk,
Daß Dein Geschenk
Du selber bist.

fitschigogeler 22.12.2011 21:12

Zitat:

Zitat von Alfalfa (Beitrag 688773)
Ein ganz wunderbarer Text, von Bukowski.
Gerade nochmal gelesen: Immer noch.

Der Held meiner verflossenen Jugend.

Danke für die vielen schönen und überraschenden Texte, Grip!

the grip 26.12.2011 15:08

Shakespeare:
 
Der Mund, den Liebe bildete,
Er sprach zu mir das Wort: "Ich hasse",
Der ich um sie verschmachtete.
Doch als sie sieht wie ich erblasse,
Kommt Mitleid in ihr Herz zurück,
Sie schilt die Zunge, die mit süßem
Gewähren sonst mir gab das Glück,
Und lehrt sie so von neuem grüßen:
Zum Hasse wird ein Wort getan,
Das folget ihm wie Tageshelle
Der Nacht, die von des Himmels Bahn
Dämonen gleich, entfloh zur Hölle:
Dem Haß entriß sie Hasses Sieg,
Gab Leben neu und sprach "Nicht dich".

Wünsche Euch noch schöne Rest-Weihnachten !

the grip 29.12.2011 10:43

Steffen Jacobs:
 
Haltloser Gesang für zwei

Ach Gott, ein neues Jahresende,
die Tage kurz und nebelschwer –
so hasten sie durch das Gelände,
und halten kann sie keiner mehr.

Das Leben war mal ein Versprechen
auf vieles, das erreichbar wär.
Nun sehen wir Versprechen brechen,
und halten kann sie keiner mehr.

Im nächsten Jahr wird alles besser,
die Meute schreit: Viel Feind, viel Ehr.
Dann läuft sie geradewegs ins Messer,
und halten kann sie keiner mehr.

Wir aber finden zueinander
und fliehen über Land und Meer.
Nur flüchtig sind wir beieinander,
sind wir für immer beieinander –

und halten kann uns keiner mehr.

Guten Rutsch und fangt das Neue Jahr gut an !

bellamartha 29.12.2011 19:52

Lieber grip,

schon lange habe ich überlegt, ob ich mein absolutes Lieblings-Gedichte-Highlight mal hier posten soll. Dachte dann oft, nein lieber nicht, ich mag es nicht teilen, es ist so kostbar. Aber erstens kennst du (und die anderen) es vermutlich, weil es so schön und auch nicht soo unbekannt ist und zweitens soll man nicht mit Schönem Geizen. Also will ich es heute, gleichsam als nachträgliches Weihnachtsgeschenk und als Präsent für ein gutes neues Jahr, mit euch teilen und hoffe, dass es euch auch so gut gefällt. Es handelt, wie sollte es bei mir auch anders sein, vom Schwimmen im weitesten Sinne. Oder vom Sommer. Nein, von beidem:

Vom Schwimmen in Seen und Flüssen - Bertolt Brecht

Im bleichen Sommer, wenn die Winde oben
Nur in dem Laub der großen Bäume sausen
Muss man in Flüssen liegen oder Teichen,
Wie die Gewächse, worin Hechte hausen.
Der Leib wird leicht im Wasser. Wenn der Arm
Leicht aus dem Wasser in den Himmel fällt
Wiegt in der kleine Wind vergessen
Weil er ihn wohl für braunes Astwerk hält.

Der Himmel bietet mittags große Stille.
Man macht die Augen zu, wenn Schwalben kommen.
Der Schlamm ist warm. Wenn kühle Blasen quellen
Weiß man: Ein Fisch ist jetzt durch uns geschwommen.
Mein Leib, die Schenkel und der stille Arm
Wir liegen still im Wasser, ganz geeint.
Nur wenn die kühlen Fische durch uns schwimmen
Fühl ich, dass Sonne überm Tümpel scheint.

Wenn man am Abend von dem langen Liegen
Sehr faul wird, so, dass alle Glieder beißen
Muss man das alles, ohne Rücksicht, klatschend
In blaue Flüsse schmeißen, die sehr reißen.
Am besten ist's, man hält's bis Abend aus
Weil dann der bleiche Haifischhimmel kommt
Bös und gefräßig über Fluss und Sträuchern
Und alle Dinge sind, wie's ihnen frommt.

Natürlich muss man auf dem Rücken liegen
So wie gewöhnlich. Und sich treiben lassen.
Man muss nicht schwimmen, nein, nur so tun, als
Gehöre man einfach zu den Schottermassen.
Man soll den Himmel anschaun und so tun
Als ob einen ein Weib trägt, und es stimmt.
Ganz ohne großen Umtrieb, wie der liebe Gott tut
Wenn er am Abend noch in seinen Flüssen schwimmt.



Ich freue mich schon jetzt auf's Schwimmen in freien Gewässern!
Lieber grip, komm gut ins Neue Jahr! Ihr anderen natürlich auch.
Schöne Grüße
J.

the grip 01.01.2012 12:28

Kästner zum Neuen Jahr ...
 
Zum Neuen Jahr

"Wird’s besser? Wird’s schlimmer?"
fragt man alljährlich.
Seien wir ehrlich:
Leben ist immer
lebensgefährlich

the grip 05.01.2012 10:55

Frank Schulz:
 
Stoßgebet eines Rentners. Mit patzigen Antworten vom Lieben Gott.

Ruhestand, du lieber Gott!
Jeden Tag der gleiche Trott!
Nichts zu tun und nichts zu machen …
Lieber Gott: … und nichts zu lachen.

Lieber Gott, was soll denn das!
So ein Leben ist kein Spaß!
Nichts zu zaudern, nichts zu zanken …
Lieber Gott: … tja, nichts zu danken.

Lieber Gott, so hilf mir doch!
Aus dem langweiligen Joch!
Nichts zu werkeln, nichts zu stricken …
Lieber Gott: … und nicht zu saufen.

Teufel auch! Jetzt hab ich’s satt!
Ich häng mich auf! Da bist du platt!
Ich hab genug von deinen Zoten!
Lieber Gott knüpft ihm den Knoten.

the grip 08.01.2012 12:43

Ludwig Thoma:
 
Sexuelle Aufklärung

Der alte Storch wird nun begraben.
Ihr Kinder lernt im Unterricht,
Warum wir dies und jenes haben,
Und es verbreitet sich das Licht.

Zu meiner Zeit, du große Güte!
Da herrschte tiefe Geistesnacht
Man ahnt manches im Gemüte
Und hat sich selber was gedacht.

Mich lehrte dieses kein Professer;
Nur eine gute, dicke Magd
Nahm meine Unschuld unters Messer
Und machte auf dieselbe Jagd.

Ihr Unterricht war nicht ästhetisch,
Im Gegenteil, sehr weit entfernt.
Und doch, wenn auch nicht theoretisch,
Ich hab es ziemlich gut gelernt.

the grip 12.01.2012 11:40

Endlich mal wieder Ringelnatz:
 
Telefonischer Ferngruß

Ich grüße dich durchs Telefon,
Guten Morgen, du Gutes!
Ich sauge deiner Stimme Ton
In die Wurzeln meines Mutes.

Ich küsse dich durch den langen Draht,
Du Meinziges, du Liebes!
Was ich dir – nahe – je Böses tat,
Aus der Ferne bitt ich: Vergib es!

Bist du gesund? – Gut! – Was? – Wieviel? –
Nimm’s leicht! – Vertraue! – Und bleibe
Mir mein. – – Wir müssen dies Wellenspiel
Abbrechen – – Nein "dir" Dank! – – Ich schreibe! – –

the grip 15.01.2012 10:30

Heinrich Heine:
 
O mein gnädiges Fräulein, erlaubt
Mir kranken Sohn der Musen
Daß schlummernd ruhe mein Sängerhaupt
Auf eurem Schwanenbusen!

"Mein Herr! wie können Sie es wagen,
Mir so was in Gesellschaft zu sagen?"

the grip 19.01.2012 10:34

Kästner:
 
Kleiner Rat für Damokles

Schau prüfend deckenwärts!
Die Nähe des möglichen Schadens
liegt nicht in der Schärfe des Schwertes,
vielmehr in der Dünne des Fadens.

Triathletin 19.01.2012 13:22

Coole Gedichte :cool:

The Grip wo liegt eigentlich "Passivhaus " ?

the grip 19.01.2012 13:26

Zitat:

Zitat von Triathletin (Beitrag 700722)
Coole Gedichte :cool:

The Grip wo liegt eigentlich "
Passivhaus " ?

Nicht in Schond(r)a.

the grip 22.01.2012 10:26

Goethe ...
 
Selbstbetrug

Der Vorhang schwebet hin und her
Bei meiner Nachbarin:
Gewiß, sie lauschet überquer,
Ob ich zu Hause bin,

Und ob der eifersüchtge Groll,
Den ich am Tag geheget,
Sich, wie er nun auf immer soll,
Im tiefen Herzen regt.

Doch leider hat das schöne Kind
Dergleichen nicht gefühlt.
Ich seh, es ist der Abendwind,
Der mit dem Vorhang spielt.

the grip 29.01.2012 11:56

Kästner
 
Kleine Stadt am Sonntagmorgen

Das Wetter ist recht gut geraten.
Der Kirchturm träumt vom lieben Gott.
Die Stadt riecht ganz und gar nach Braten
und auch ein bißchen nach Kompott.

Am Sonntag darf man lange schlafen.
Die Gassen sind so gut wie leer.
Zwei alte Tanten, die sich trafen,
bestreiten rüstig den Verkehr.

Sie führen wieder mal die alten
Gespräche, denn das hält gesund.
Die Fenster gähnen sanft und halten
sich die Gardinen vor den Mund.

Der neue Herr Provisor lauert
auf sein gestärktes Oberhemd.
Er flucht, weil es so lange dauert.
Man merkt daran: Er ist hier fremd.

Er will den Gottesdienst besuchen,
denn das erheischt die Tradition.
Die Stadt ist klein. Man soll nicht fluchen.
Pauline bringt das Hemd ja schon!

Die Stunden machen kleine Schritte
und heben ihre Füße kaum.
Die Langeweile macht Visite.
Die Tanten flüstern über Dritte.
Da drüben, auf des Marktes Mitte,
schnarcht leise der Kastanienbaum.

the grip 31.01.2012 10:20

Klabund:
 
Winterschlaf

Indem man sich nunmehr zum Winter wendet,
Hat es der Dichter schwer,
Der Sommer ist geendet,
Und eine Blume wächst nicht mehr.

Was soll man da besingen?
Die meisten Requisiten sind vereist.
Man muß schon in die eigene Seele dringen
–* Jedoch, da haperts meist.

Man sitzt besorgt auf seinem Hintern,
Man sinnt und sitzt sich seine Hose durch,
– Da hilft das eben nichts, da muß man eben überwintern
Wie Frosch und Lurch.

the grip 02.02.2012 10:31

Heinrich Heine ...
 
An?

Stehst du in vertrautem Umgang mit Damen,
Schweig, Freundchen! still, und nenne nie Namen:
Um ihretwillen, wenn sie fein sind,
Um deinetwillen, wenn sie gemein sind.

the grip 05.02.2012 10:15

Henry Aldrich
 
Wenn alles stimmt, was ich mir denk‘,
Greift aus fünf Gründen man zum Getränk.
Der Wein ist gut – ein Freund ist da
Man ist zu nüchtern,
Oder es ist halt schon lang her –
Und selbst aus andern Gründen fällt’s nicht schwer.


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