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Ludwig Thoma:
Des Weisen Lehre
Künstler, wollt ihr Geld verdienen - Und wer wollte dieses nicht? - Höret, was mir recht geschienen, Höret, was der Weise spricht: Wessen Gunst sollst du erringen Mit dem Bild, was du gemalt? Erstens doch vor allen Dingen Dessen, der den Kitsch bezahlt. Zweitens fällt der Kritisierer Bei der Sache ins Gewicht Denn als Mensch und Zeitungsschmierer Ist er ohne Einfluß nicht. Drittens oder allererschtens, Maler, was du auch gemacht, Hast du dabei deines Ferschtens, Deines Landesherrn gedacht? Seine Huld belebt die Musen, Und auch die der Malerei. Sorge, daß in deinem Busen Dieser Glaube innig sei. Male, wie du, wenn du laben Willst dich an des Herrschers Gunst, Wünschen wirst, gemalt zu haben. Dieses heißt man auch’ne Kunst. |
Zitat:
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Christian Morgenstern:
DIE ZWEI WURZELN
Zwei Tannenwurzeln groß und alt unterhalten sich im Wald. Was droben in den Wipfeln rauscht, das wird hier unten ausgetauscht. Ein altes Eichhorn sitzt dabei und strickt wohl Strümpfe für die zwei. Die eine sagt: knig. Die andere sagt: knag. Das ist genug für einen Tag. |
Thomas Tusser:
Bring Krähen um, Elstern und Dohlen,
Saatkrähen, Bussard und Raben, oder sorg dafür, dass sie anderswo sich laben. Zum Plündern der Nester brauchst du viel Geschick, denn wenn du nicht aufpasst, brichst du dir’s Genick. |
Ludwig Thoma:
Sexuelle Aufklärung
Der alte Storch wird nun begraben. Ihr Kinder lernt im Unterricht, Warum wir dies und jenes haben, Und es verbreitet sich das Licht. Zu meiner Zeit, du große Güte! Da herrschte tiefe Geistesnacht. Man ahnte manches im Gemüte Und hat sich selber was gedacht. Mich lehrte dieses kein Professer; Nur eine gute, dicke Magd Nahm meine Unschuld unters Messer Und machte auf dieselbe Jagd. Ihr Unterricht war nicht ästhetisch, Im Gegenteil, sehr weit entfernt. Und doch, wenn auch nicht theoretisch, Ich hab' es ziemlich gut gelernt. |
Wilhelm Busch:
Die Unbeliebte
Habt ihr denn wirklich keinen Schimmer Von Angst, daß ihr noch ruhig schlaft? Wird denn in dieser Welt nicht immer Das Leben mit dem Tod bestraft? Ihr lebt vergnügt trotz dem Verhängnis, Das näher stets und näher zieht. So stiehlt der Dieb, dem das Gefängnis Und später gar der Galgen blüht. Hör auf, entgegnet frech die Jugend, Du altes Jammerinstrument! Man merkt es gleich, du bist die Tugend, Die keinem sein Vergnügen gönnt. |
Ringelnatz:
Ein Pflasterstein, der war einmal
Und wurde viel beschritten. Er schrie: "Ich bin ein Mineral Und muss mir ein für allemal Dergleichen streng verbitten!" |
Christian Morgenstern:
Die Unterhose
Heilig ist die Unterhose, wenn sie sich in Sonn‘ und Wind, frei von ihrem Alltagslose auf ihr wahres Selbst besinnt. Fröhlich ledig der Blamage steter Souterränität wirkt am Seil sie als Staffage, wie ein Segel leicht gebläht. Keinen Tropus ihr zum Ruhme spart des Malers Kompetenz, preist sie seine treuste Blume Sommer, Winter, Herbst und Lenz. |
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