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Joachim Ringelnatz:
Der Komiker
Ein Komiker von erstem Rang Ging eine Straße links entlang. Die Leute sagten rings umher Hindeutend: Das ist der und der! Der Komiker fuhr aus der Haut Nach Haus und würgte seine Braut. Nicht etwa wie von ungefähr, Nein ernst, als ob das komisch wär. |
Johann Wolfgang von Goethe:
War schöner als der schönste Tag,
Drum muß man mir verzeihen, Daß ich sie nicht vergessen mag, Am wenigsten im Freien. Im Garten war's, sie kam heran, Mir ihre Gunst zu zeigen; Das fühl ich noch und denke dran, Und bleib ihr ganz zu eigen. |
Erich Mühsam:
Dämmerung
Traurig ist's und jämmerlicht, Wenn der Mensch im Dämmerlicht Früh den Weg nach Hause sucht Und dabei die Welt verflucht. Aus dem grauen Pflasterstein Grinst Verzweiflung, Laster, Pein, Und vom schwanken Lampenpfahl Flackert Aberwitz und Qual. In des Menschen bangem Leid Stöbert die Vergangenheit – Und er steigt voll Scham und Schmach Einer späten Hure nach. |
Karl Kraus:
Vergleichende Erotik
So wird das Wunderbild der Venus fertig: Ich nehm hier ein Aug, dort einen Mund, hier eine Nase, dort der Brauen Rund. Es wird Vergangenes mir gegenwärtig. Hier weht ein Duft, der längst verweht und weit, hier klingt ein Ton, der längst im Grab verklungen. Und leben wird durch meine Lebenszeit Das Venusbild, das meinem Kopf entsprungen. |
Robert Gernhardt:
Vom Leben
Dein Leben ist dir nur geliehn – du sollst nicht daraus Vorteil ziehn. Du sollst es ganz dem andern weihn – und der kannst nicht du selber sein. Der andere, das bin ich mein Lieber – nu komm schon mit den Kohlen rüber. |
Frank Schulz:
Der Olympionike
I Es war einmal Ein Olympionike Der lebte loyal Für die Antike Er warf seinen Diskus Von hier bis dort Das riß sein Meniskus Und schmerzte hinfort Und schmerzte Und schmerzte Herrje Tat das weh II Er war einmal Ein Olympionike Dem war die Antike Fortan scheißegal |
Karl Kraus:
Vergleichende Erotik
So wird das Wunderbild der Venus fertig: Ich nehm hier ein Aug, dort einen Mund, hier eine Nase, dort der Brauen Rund. Es wird Vergangenes mir gegenwärtig. Hier weht ein Duft, der längst verweht und weit, hier klingt ein Ton, der längst im Grab verklungen. Und leben wird durch meine Lebenszeit Das Venusbild, das meinem Kopf entsprungen. |
Hä?
Testest du jetzt, ob wir hier aufmerksam mitlesen? Ja, tun wir: Das Gedicht über die vergleichende Erotik hast du bereits am 12.8. gepostet. Oder magst du es so gern, dass du es uns noch einmal in Erinnerung rufen wolltest? Ich finde es jedenfalls auch ganz schön. Viele Grüße J. |
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