Klugschnacker |
01.02.2013 09:48 |
Zitat:
Zitat von Kurt D.
(Beitrag 865781)
Aber halt immer nur solange, bis vom nächsten Wissenschaftler eine andere Theorie aufgestellt wird. Nichts ist endgültig!
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Nehmen wir mal ein konkretes Beispiel aus der Medizin. Luther und seine Zeitgenossen waren davon überzeugt, ein behindert auf die Welt gekommenes Kind sei das Ergebnis einer "Teufelsbuhlschaft", auf deutsch: Die Mutter habe mit dem Teufel Geschlechtsverkehr gehabt, oder der Teufel habe das ursprünglich gesunde Kind gegen eines aus seiner Nachkommenschaft ausgetauscht. Vergessen wir für einen Augenblick das unbeschreibliche Leid, das mit dieser Diffamierung hilfsbedürftigen Menschen im Namen der Nächstenliebe angetan wurde.
Die wissenschaftlichen Erklärungen für Behinderungen und Krankheiten, zum Beispiel Epilepsie, schreiten ständig voran und sind deshalb nie abgeschlossen. Aus Sicht von Wissenschaftskritikern kommt also "alle Nase lang eine neue Theorie" daher, was so natürlich nicht stimmt. Aber selbst eine noch unvollständige wissenschaftliche Erklärung kann man nicht auf eine Stufe mit einer religiösen stellen. Denn alle wissenschaftlichen Erklärungen, auch zukünftige, haben eines gemeinsam: Einen Zusammenhang von Ursache und Wirkung auf der Basis der Naturgesetze.
Noch nie, in keinem einzigen Fall, wurde eine unvollständige wissenschaftliche Erklärung durch die Entdeckung eines Wunders abgelöst. Das gibt es immer nur, ohne Ausnahme, in umgekehrter Richtung: dass sich für vermeintliche Wunder rationale Erklärungen finden lassen. Deshalb ist eine auch nur vorläufige, unvollständige wissenschaftliche Erklärung überzeugender als eine okkulte.
Sollten wir nicht aus ethischen Motiven von okkulten Weltbildern Abstand nehmen, wenn man bedenkt, wie viel Leid damit den Menschen angetan wurde? Niemand hat je mit dem Teufel Geschlechtsverkehr gehabt, Hexen erwiesen sich rückblickend allesamt als unschuldig und ihre Tötung war Mord, Ablasshandel war schnöder Betrug, und so weiter. Haben wir aus der Geschichte nichts gelernt?
Grüße,
Arne
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