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Wilhelm Busch:
Reue
Die Tugend will nicht immer passen, Im ganzen läßt sie etwas kalt, Und daß man eine unterlassen, Vergißt man bald. Doch schmerzlich denkt manch alter Knaster, Der von vergangnen Zeiten träumt, An die Gelegenheit zum Laster, Die er versäumt. |
Charles Bukowski:
Ohne Titel
Alle Theorien wie Klischees verpufft; all die kleinen Gesichter wie sie aufschauen so gläubig und schön; mir ist nach Heulen aber Kummer ist blöd. Ich möchte glauben können doch glauben ist ein Friedhof. Wir haben es auf dem Punkt: Schlachtermesser und Spottdrossel. Wünsch uns Glück |
Christian Morgenstern:
Der Sperling und das Känguru
In seinem Zaun das Känguru – es hockt und guckt dem Sperling zu. Der Sperling sitzt auf dem Gebäude – doch ohne sonderliche Freude. Vielmehr, er fühlt, den Kopf geduckt, wie ihn das Känguru beguckt. Der Sperling sträubt den Federflaus – die Sache ist auch gar zu kraus. Ihm ist, als ob er kaum noch säße … Wenn nun das Känguru ihn fräße?! Doch dieses dreht nach einer Stunde den Kopf, aus irgend einem Grunde, vielleicht auch ohne tiefern Sinn, nach einer andern Richtung hin. |
Sommergedichte, Grip, Sommergedichte! Hast du welche im Angebot?
Gruß, J. |
Reue war/ ist doch eins oder? :Cheese:
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Joachim Ringelnatz:
Die Ameisen
In Hamburg lebten zwei Ameisen, Die wollten nach Australien reisen. Bei Altona auf der Chaussee Da taten ihnen die Beine weh, Und da verzichteten sie weise Dann auf den letzten Teil der Reise. |
Wilhelm Busch:
Liebesgeschichten des Jeremias Pechvogel. Dritte Liebe
1. Meine Freunde und Gesellen Haben mich dazu verleitet, Daß zu den Kasinobällen Ich sie neuerdings begleitet. Leicht und krinolinen-luftig, Halb gefühlt und halb gesehen, Fein Eau-de-Cologne-duftig Spürt' ich ihr Vorüberwehen. Kaum daß in den Saal wir kamen, Fühlt' ich schon mein Herz erbeben, Denn die schönste aller Damen Sah ich leicht vorüberschweben. Ihre Wange war umgaukelt Von den Locken, lang und lose, Und als wie auf Wellen schaukelt' Ihr am Busen eine Rose. Und das Aug', das feurig matte, – Ja! ich mußt' sie engagieren. Eilig zupft ich die Krawatte, Würdig mich zu präparieren. 2. Ach! Wie ist mir nur geschehen?! – Ihn, den ich schon lange scheute, Hatt' ich gänzlich übersehen, Jenen Herrn an ihrer Seite. Er fixierte mich so listig Mit vertrautem Augenzwinken; Und, weiß Gott! mir war, als müßt' ich Spurlos in den Boden sinken. – Heimlich bin ich fortgeschlichen. – Jener Herr – so war es leider! – Dem ich lang schon ausgewichen, War ihr Vater und – mein Schneider. |
Shakespeare:
Cupido ward die Fackel hin, und schlief;
Ein Mädchen der Diana stahl den Fang, Und taucht der Liebe Feuerzunder tief In einen kalten Quell, der dort entsprang. Alsbald durchdrang vom heil’gen Brand die Wellen Für alle Zeit lebendig rege Glut, Und ward ein siedend Bad, in schlimmen Fällen Der Menschen letzte Hülf’ und höchstes Gut. Doch – die an Liebchens Blick frisch angefachte Kerze Hielt mir aufs Herz der Knabe zum Versuch; Daß ich, erkrankend von dem heißen Schmerze, Ein trüber Gast, mich nach dem Bade trug. Doch half mir’s nicht: Die Bäder, die mir taugen, sind Amors Feuerquellen, Liebchens Augen. |
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