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Wilhelm Busch:
Peinlich berührt
Im Dorfe wohnt ein Vetter, Der gut versichert war Vor Brand und Hagelwetter Nun schon im zehnten Jahr. Doch nie seit dazumalen Ist ein Malheur passiert, Und so für nichts zu zahlen, Hat peinlich ihn berührt. Jetzt, denkt er, überlasse Dem Glück ich Feld und Haus. Ich pfeife auf die Kasse. Und schleunig trat er aus. O weh, nach wenig Tagen Da hieß es: Zapperment! Der Weizen ist zerschlagen Und Haus und Scheune brennt. Ein Narr hat Glück in Masse, Wer klug, hat selten Schwein. Und schleunigst in die Kasse Trat er halt wieder ein. |
Erich Kästner:
Kleine Rechenaufgabe
Allein ging jedem Alles schief. Da packte sie die Wut. Sie bildeten ein Kollektiv und glaubten, nun sei´s gut. Sie blinzelten mit viel Geduld der Zukunft ins Gesicht. Es blieb, wie‘s war. Was war dran schuld? Die Rechnung stimmte nicht. Addiert die Null zehntausend Mal! Rechnet´s nur gründlich aus! Multipliziert´s mit jeder Zahl! Steht Kopf! Es bleibt euch keine Wahl: Zum Schluß kommt Null heraus. |
Christian Morgenstern:
Der Sperling und das Känguru
In seinem Zaun das Känguru – es hockt und guckt dem Sperling zu. Der Sperling sitzt auf dem Gebäude – doch ohne sonderliche Freude. Vielmehr, er fühlt, den Kopf geduckt, wie ihn das Känguru beguckt. Der Sperling sträubt den Federflaus – die Sache ist auch gar zu kraus. Ihm ist, als ob er kaum noch säße … Wenn nun das Känguru ihn fräße?! Doch dieses dreht nach einer Stunde den Kopf, aus irgend einem Grunde, vielleicht auch ohne tiefern Sinn, nach einer andern Richtung hin. |
Johann Wolfgang von Goethe:
Rettung
Mein Mädchen ward mir ungetreu, Das machte mich zum Freudenhasser. Da lief ich an ein fließend Wasser, Das Wasser lief vor mir vorbei. Da stand ich nun verzweifelnd, stumm, Im Kopfe war mirs wie betrunken, Fast wär ich in den Strom gesunken, Es ging die Welt mit mir herum. Auf einmal hört ich was, das rief, Ich wandte just dahin den Rücken, Es war ein Stimmchen zum Entzücken: Nimm dich in acht! der Fluß ist tief. Da lief mir was durchs ganze Blut, Ich seh, so ists ein süßes Mädchen; Ich frage sie: wie heißt du? Käthchen! O schönes Käthchen, du bist gut. Du hältst vom Tode mich zurück, Auf immer dank ich dir mein Leben. Allein das heißt mir wenig geben, Nun sei auch meines Lebens Glück. Und dann klagt ich ihr meine Not; Sie schlug die Augen lieblich nieder, Ich küßte sie und sie mich wieder; Und vor der Hand nichts mehr von Tod. |
Franz Hodjak
Mythos
Ich musste kotzen, also lief ich in die nächste öffentliche Toilette, doch als ich sah, was für Ideologien sich an den Wänden trafen, ist mir das Kotzen vergangen. Ich tat es draußen, an einen Baum gelehnt. Du Schwein, sagte eine ganz ganz feine Dame, wir haben ja öffentliche Toiletten, weißt du das nicht? |
Wilhelm Busch:
Wenn alles sitzen bliebe,
Was wir in Haß und Liebe So voneinander schwatzen; Wenn Lügen Haare wären, Wir wären rauh wie Bären Und hätten keine Glatzen. |
Zitat:
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Christian Morgenstern
Der Maler
Ein Maler kühlte sein Gelüst – und malte in der Apsis Grund den Teufel wüst wie einen Hund. Da stieß ihn dieser vom Gerüst. Doch tiefer unten Maria stand. Die reichte ihm ganz schnell die Hand und, daß er stehn kunnt, seinem Fuß den Schnabel ihres winzigen Schuhs – und sprach zu dem Erschrocknen: Sieh, so lohnt die junge Frau Marie dem Schelm, der heute schier geprahlt, doch vordem sie so schön gemalt! |
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