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welfe 15.12.2022 10:50

Nebenbei bemerkt: Gandhi hatte genau im Blick, die englische Regierung ihn aufgrund der herrschenden Gesetze verurteilen musste, und war (britischer Anwalt, der er war), bereit dies zu akzeptieren.
Im 21. Jahrhundert verlangen die Eltern, dass die Fehlstunden ihrer Kinder für FFF- Demonstrationen nicht nur entschuldigt sind, sondern gar nicht erst auftauchen. Und die Lehrer nachbeschulen. War ja „für einen guten Zweck“.
Ziviler Ungehorsam: ja gerne, nur weh tun darf er nicht.

Schwarzfahrer 15.12.2022 11:05

Zitat:

Zitat von welfe (Beitrag 1693546)
Nebenbei bemerkt: Gandhi hatte genau im Blick, die englische Regierung ihn aufgrund der herrschenden Gesetze verurteilen musste, und war (britischer Anwalt, der er war), bereit dies zu akzeptieren.

Das tun ja die "Letzte Generation"-Mitglieder (zumindest zum Teil) auch; sie wissen, worauf sie sich einlassen und sind darauf vorbereitet:
Zitat:

Mitglieder werden danach kategorisiert, wie weit sie gehen
Ein Blick hinter die Fassade der Gruppe zeigt, wie klar die Aktivisten untereinander strukturiert sind: So würden Mitglieder intern danach kategorisiert werden, wie weit sie gehen. Die Einstufung erfolgt Welt-Informationen zufolge in drei Kategorien: „Ja’s“ seien dazu bereit sich festnehmen zu lassen. „Jakk“ stehe für „Ja, aber kein Knast“, während „Neins“ lediglich logistisch unterstützen würden.

Anhand der Kategorisierung werden dann „Bezugsgruppen“ gebildet – diese bestehen aus mehreren „Ja’s“, welche über die Dauer der Protestkampagne zusammenleben würden, so die Welt.

Festgenommene Aktivisten können sich darüber hinaus an einen Ermittlungsausschuss wenden – auch Psychologen der Gruppe „Psychologists for Future“ würden den Aktivisten zur Verfügung stehen.

Wobei sie neben der staatlichen Reaktion zunehmend auch direktere Reaktionen verkraften müssen.

Klugschnacker 15.12.2022 11:26

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1693533)
Der praktizierende Ungehorsame hält sein Verhalten immer für legitim. Aus staatlicher sind sind aber alle, die gegen Gesetze verstoßen, illegal. Legitim ist eine moralische Kategorie, legal eine juristische.

Was wir in unserer Gesellschaft als legal und was als illegal betrachten, ist Gegenstand einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung und verhandelbar. Früher waren homosexuelle Menschen Kriminelle, ein paar Jahrzehnte später vertraten sie uns vor aller Welt als Außenminister. Gesellschaften verändern sich eben, und mit ihnen ihre Gesetze.

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1693533)
Und welche Bewegungen sind da förderlich, welche nicht? Warum soll die letzte Generation so viel besser sein, als die Querdenker? Auch die Reichsbürger könnten noch von Einzelspinnern zur größeren Bewegung werden - ist das ein Kriterium?. Bei wem lassen wir das zivile Ungehorsam zu, wo nicht?

Ein Kriterium ist die Zielsetzung: Klimaaktivisten wollen nicht Deutschland abschaffen oder die Demokratie durch eine Diktatur ersetzen.

Ein weiteres Kriterium besteht darin, dass Klimaaktivisten auch die Andersdenkenden als legitime Teilnehmer der Debatte akzeptieren. Sie wollen also nicht die Andersdenkenden umbringen oder in Gefängnisse sperren, wie das die Nazis taten. Sie sprechen auch nicht allen staatlichen Organen jede Legitimität ab, wie die Reichsbürger oder in abgeschwächter Form die Querdenker ("Lügenpresse").

qbz 15.12.2022 11:51

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1693533)
......
Und welche Bewegungen sind da förderlich, welche nicht? Warum soll die letzte Generation so viel besser sein, als die Querdenker? Auch die Reichsbürger könnten noch von Einzelspinnern zur größeren Bewegung werden - ist das ein Kriterium?. Bei wem lassen wir das zivile Ungehorsam zu, wo nicht? Wenn ich mein Anliegen mit diesen Methoden vertrete, muß ich akzeptieren, daß der Staat den Gesetzen entsprechend reagiert, und darf hoffen, daß meine Ideen genug Resonanz finden, daß sie mittelfristig die Gesetze verändern. Ein Recht auf sichere Umsetzung meiner Ideen gibt es nicht,, solange demokratische Prozesse funktionieren, nur ein Recht auf gehört und diskutiert werden.

Der Präsident des Verfassungsschutzes hat übrigens die gleiche Begründung wie Arne unten angeführt, weshalb der Verfassungsschutz die "letzte Generation" nicht beobachtet im Unterschied zu den Reichsbürgern.

LisaH 15.12.2022 12:05

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1693549)
Das tun ja die "Letzte Generation"-Mitglieder (zumindest zum Teil) auch; sie wissen, worauf sie sich einlassen und sind darauf vorbereitet.

Das ist nicht ungewöhnlich. Beim Aktivismus soll jeder mitmachen können. Damit klar ist, wen man wie "einsetzen" kann, werden die individuellen Grenzen besprochen. Es gibt Tierrechtsaktivisten, die in Ställen und Laboren filmen und es gibt welche, die nur bei bewilligten Demos teilnehmen. Wo ist das Problem? Ich kenne viele Tier- und Klimaaktivisten und keiner davon hat auch annähernd das Ziel, einen Jäger, einen Metzger oder einen Vivisektor zu töten oder die Regierung zu stürzen.

keko# 15.12.2022 12:22

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1693551)
Was wir in unserer Gesellschaft als legal und was als illegal betrachten, ist Gegenstand einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung und verhandelbar. Früher waren homosexuelle Menschen Kriminelle, ein paar Jahrzehnte später vertraten sie uns vor aller Welt als Außenminister. Gesellschaften verändern sich eben, und mit ihnen ihre Gesetze.
...

Das sind natürlich unbestrittene Erfolgsgeschichten, von denen es zum Glück viele gibt. Wir wissen aber auch, dass Gesellschaften samt Staat komplette Irrläufer produzieren können. Also immer aufpassen, dass man nicht nur an die Positivbeispiele denkt.
Auch ist es nicht so, dass wir 80 Millionen mündige Bürger haben, die sich den ganzen Tag über dies und das Gedanken machen können, um sich ihre eigene Meinung zu formen. Meinung werden schon mal gelenkt, s. den aktuellen EU-Korruptionsskandal.

Schwarzfahrer 15.12.2022 12:52

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1693551)
Was wir in unserer Gesellschaft als legal und was als illegal betrachten, ist Gegenstand einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung und verhandelbar.

Nein, geltende Gesetze sind nicht "verhandelbar". Sie sind änderbar über politische Willensbildung, nicht durch Aktivismus.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1693551)
Gesellschaften verändern sich eben, und mit ihnen ihre Gesetze.

Eben, sie verändern sich, das ist ein Prozeß, und wir können nicht "auf Kredit" aktuelle Gesetzesübertretungen ignorieren, weil sie vielleicht in der Zukunft nicht mehr als solche gelten.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1693551)
Ein Kriterium ist die Zielsetzung: Klimaaktivisten wollen nicht Deutschland abschaffen oder die Demokratie durch eine Diktatur ersetzen.

Nein, kein Zweck heiligt die Mittel, und hebt keinen über das geltende Gesetz.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1693551)
Ein weiteres Kriterium besteht darin, dass Klimaaktivisten auch die Andersdenkenden als legitime Teilnehmer der Debatte akzeptieren.

Nein, nach meiner persönlichen wie medialen Erfahrung tun sehr viele von ihnen eben das nicht. Als Teilnehmer einer Debatte akzeptieren heißt, die andere Meinung sich anhören, und als mögliche Meinung auch zu akzeptieren, bzw. mit Argumenten zu überzeugen, wenn es klappt, und zu akzeptieren, wenn man nicht alle überzeugen konnte. Die Klimaaktivisten akzeptieren keine alternative Vorstellungen, viele sind bereit, Gegenmeinungen auch zu unterdrücken (s. z.B. Drohungen gegen Veranstalter von EIKE-Konferenzen, um diese zu verhindern) und sind darin in einem gewissen Maße totalitär.

Klugschnacker 15.12.2022 12:59

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1693558)
... wir können nicht "auf Kredit" aktuelle Gesetzesübertretungen ignorieren, weil sie vielleicht in der Zukunft nicht mehr als solche gelten.

Das tun wir ja auch nicht. Leute, die Lebensmittel aus Müllcontainern holen, werden vor Gericht verurteilt.

Wir sehen aber auch, dass hier ein ungeeignetes Gesetz das Problem ist.


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