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Schwarzfahrer 05.02.2021 08:09

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1582705)
Wie würden Sie und andere Naziververfolgte von damals Dir antworten, wenn Sie könnten?

Eventuell so?
Zitat:

Zitat von El Stupido (Beitrag 1582732)
Erich Kästner:
Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät. Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf ...„.

Hängt euch jetzt nicht am "Freiheitskampf" auf, das ist aktuell sicher nicht passend. Es geht um die Kernaussage mit der Lawine. Es tut mir Lied, wenn meine Sicht als Relativierung angesehen wird. Mein Punkt ist, daß wir eine Zeit von zunehmender Polarisierung erleben, in der gerne für die vermeintlich gute Sache jede Seite bereit ist, Grenzen zu überschreiten und zu Mitteln zu greifen, die totalitäre, menschenrechtswidrige Tendenzen zeigen. Ich sehe das, was Kästner im nachhinein gemeint hat. So eine Atmosphäre birgt die große Gefahr, daß die gegenseitige Eskalation zu einem neuen totalitären System führt, weil ja das extrem Böse in die Schranken gewiesen gehört. Ob am Ende eine rechte oder linke Diktatur daraus entsteht, kann keiner vorhersehen, beides könnte passieren, keines ist erstrebenswert, und kein Zweck heiligt die Mittel. Darum sollten m.M.n. solche Ereignisse analog zum damaligen "antifaschistisches Bewusstsein und ihre antifaschistische Einstellung" ein antitotalitäres, demokratiefreundliches Bewußtsein fördern. Eine ständige Zuspitzung des Kampfes gegen Rechts und/oder Links wird keine Besserung, sondern eher eine Verschlechterung der Aussichten bringen. Dabei wird sich die Geschichte sicher nicht einfach wiederholen, was mich aber nicht wirklich beruhigt; kekos Zukunftsvisionen finde ich als Teil einer zukünftig Richtung totalitär sich verschiebenden Ordnung höchst beunruhigend.
Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1582705)
Sarrazin´s Buch war ein Bestseller, wurde von Bild schon im Vorfeld promotet und wenn seine eigene Buchpromotion an manchen Orten auf Proteste stiess, bewies genau das eine lebendige, funktionierende Demokratie.

So mancher in den 30-ern verbotener Schriftsteller war zuvor ein Bestseller. Protetste sind eine Sache, auch unqualifizierte "ist nicht hilfreich" Bemerkungen von Leuten, die es gar nicht gelesen haben, sind in Ordnung, aber Lesung mit Gewalt oder Gewaltandrohung verhindern ist nie ein legitimer demokratischer Vorgang.
Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1582705)
Drittens relativiert man auf diese Weise das damalige Unrecht, indem man heutige Publizisten rassistischer Meinungen, sogar Bestseller, mit der damaligen Verfolgung, Vertreibung, Ermordung humanistischer, bürgerlicher und sozialistischer, jüdischer Schriftsteller und Künstler durch die Nazis gleichstellt und sie als Opfer statt als Schreibtischtäter sowie die Kritiker als Meinungsunterdrücker darstellt.

Nochmal: es geht mir nicht um die Gleichstellung der Opfer. Es geht mir um die inakzeptablen Methoden, Andersgesinnte zu bekämpfen. Völlig unabhängig von der moralischen Bewertung der damals und heute verfolgten: es gibt Mittel, die sind immer und gegen jeden falsch und unrecht. Der Einsatz solcher Mittel ist m.M.n. immer zu bekämpfen, wenn wir ein freies, demokratisches System erhalten wollen.

tandem65 05.02.2021 08:48

Hi Keko#

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1582685)
Etablierte Parteien versammeln sich mehr oder weniger in der "Mitte", wie eine Gruppe Verängstigter, die eins eint, nämlich dass sie keine Antwort auf die Zukunftsfragen haben.....

was ist nun der Unterschied zu Parteien an den Rändern?
Haben diese keine Angst, haben diese Antworten auf Zukunftsfragen oder beides?
Deine Zeilen werfen bei mir die Frage auf, wie konnte die Demokratie früher in Gefahr kommen, wir wissen ja daß sie nicht nur in Gefahr kam, ohne Digitalisierung, KI....?:(

Ich finde da schiebst Du Verantwortung schön weg. :(

Andererseits schreibst Du anderswo daß die Zukunft der Politik der KI gehört.
Ist das dann Hoffnungsschimmer oder Horrorvorstellung?

Estebban 05.02.2021 08:49

Lieber Schwarzfahrer,

Da du ja offensichtlich so tief und fest in der Hufeisentheorie gefangen bist und für dich, jeder noch so lange, hochtrabend geschriebene Post auf eine Aussage runterbrechbar ist „Links ist genauso schlimm wie rechts“.

Setze dich doch bitte mal mit dem Zeitartikel zu Rainer Meyer von der Welt auseinander. Springer hält sich einen Kolumnisten, der vornehmlich junge, gerne migrantische Frauen aus dem linken Spektrum seinen 40.000 Followern zum frass vorwirft. Diese erhalten innerhalb von Minuten danach Morddrohungen, vergewaltigungsphantasien, Briefe an die Privatadresse etc etc. Nebenbei sei bemerkt, dass Erika steinbach ähnliches mit ihrem ehemaligen Parteifreund Walter Lübcke tat.
Natürlich sind Rainer Meyer und Erika steinbach clever genug sich selber nicht strafbar zu machen - was passiert, wenn sie es tun wissen sie aber ganz genau.

Wenn du danach ernsthaft uns noch erzählen willst, dass das linke Spektrum ja genauso autoritär ist, weil eine Buchhandlung Sarazzins Buch nicht mehr verkauft (es ist online verfügbar, das hat ja wohl mit Bücherverbrennung mal überhaupt nichts zu tun) oder lisa Eckhard für ihre antisemitischen Witze (natürlich alles nur Satire) heftigen Gegenwind bekommt, dann fällt mir auch nichts mehr ein.
Die Gewaltbereitschaft der rechten Horden ist tagtägliche Realität, man frage mal bei Lily Blaudszun, Natascha Strobl oder Jasmin Kuhnke nach oder lese sich ihre Erfahrungsberichte durch.

Und zeige mir auch nur einen linken, der nach Lisa Eckhards Ausfällen davon phantasiert, dass sie ja mal richtig durchgef.... gehöre, danach denke sie wieder normal.

https://www.zeit.de/2021/06/rainer-m...htsextremismus

Schlafschaf 05.02.2021 09:18

Zitat:

Zitat von Estebban (Beitrag 1582752)
Die Gewaltbereitschaft der rechten Horden ist tagtägliche Realität, man frage mal bei Lily Blaudszun, Natascha Strobl oder Jasmin Kuhnke nach oder lese sich ihre Erfahrungsberichte durch.

Ach, da zählen jetzt plötzlich wieder Erfahrungsberichte anstatt Fakten? Das hörte sich vor ein paar Seiten noch genau anders rum an.
Hier die Fakten zu deinen Ausführungen, übrigens nicht zum ersten mal hier gepostet. Ich finde da schauen beide Seiten ziemlich Scheiße aus, mir erschließt sich allerdings der Sinn nicht warum man die Frage wer schlimmer ist überhaupt klären muss. :Gruebeln:

vergleich-der-anzahl-von-rechten-und-linken-gewalttaten

qbz 05.02.2021 09:21

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1582742)
Eventuell so?

Mein Punkt ist, daß wir eine Zeit von zunehmender Polarisierung erleben, in der gerne für die vermeintlich gute Sache jede Seite bereit ist, Grenzen zu überschreiten und zu Mitteln zu greifen, die totalitäre, menschenrechtswidrige Tendenzen zeigen. Ich sehe das, was Kästner im nachhinein gemeint hat. So eine Atmosphäre birgt die große Gefahr, daß die gegenseitige Eskalation zu einem neuen totalitären System führt, weil ja das extrem Böse in die Schranken gewiesen gehört. Ob am Ende eine rechte oder linke Diktatur daraus entsteht, kann keiner vorhersehen, beides könnte passieren, keines ist erstrebenswert, und kein Zweck heiligt die Mittel.

Deine Sichtweise stellt quasi rechtsradikale Gruppen, deren erklärte Ziele auf eine Abschaffung der Demokratie hinauslaufen, mit dem antirassistischen Protest von Gruppen gleich, welche sich für die demokratischen Rechte und die Würde des Menschen engagieren, was ich falsch empfinde. Du grenzt damit aktive, gegen rassistische Meinungen und für die Menschwürde engagierte Menschen aus, diskreditierst sie, indem Du sie in die Nähe von Befürwortern totalitärer Staaten stellst bzw. meinst, ihr Protest würde solche Systeme befördern. Im Fall der von Dir zitierten Buchvorstellung von Sarrazin übten die aufrufenden Gruppen mit der angekündigten und gestatteten Demonstration ein demokratisches Grundrecht aus, um ihren Protest zu äussern. Das hatte nichts Gemeinsames mit den Einschüchterungen und Überfällen rechtsradikaler Gruppieren auf Andersdenkende, Politiker und Ausländer, Asylsuchende, welche unser Staat als Straftaten verfolgt. Solche entscheidenden Differenzierungen verschwimmen in Deiner Darstellung einfach und es bleiben Totalitarismus-Unterstellungen an demokratisch gesinnte und handelnde Menschen, welche gegen Rassismus eben im Sinne von Kästner demonstrieren.

"Seit Tagen mobilisiert ein linkes Bündnis aus Erwerbslosenverband, der Kampagne "Nationalismus ist keine Alternative" und der Verdi-Jugend in sozialen Netzwerken gegen die Veranstaltung mit Sarrazin. Es plant eine Demonstration vom Ziegenmarkt im Viertel zur Havanna Lounge, zu der 250 Menschen erwartet wurden. „Sarrazin ist ein ideologischer Brandstifter", sagte der Anmelder der Demonstration, Tobias Helfst. Sarrazin sortiere die Menschen nach vermeintlicher Herkunft, Religion und Geschlecht in nützlich und überflüssig. "Er versucht, unsere Stadt zu spalten. Aber wir lassen uns nicht spalten", erklärte Helfst. Er sagte, es sei fast nicht so wichtig, ob die Organisatoren die Veranstaltung zurückziehen. Man wolle trotzdem demonstrieren. Für den 5. Dezember hat das "Bremer Bündnis gegen rechts" zudem zu einer Veranstaltung im DGB-Haus eingeladen, die sich gegen Rechtspopulismus richtet."

keko# 05.02.2021 09:27

Zitat:

Zitat von tandem65 (Beitrag 1582751)
Hi Keko#



was ist nun der Unterschied zu Parteien an den Rändern?
Haben diese keine Angst, haben diese Antworten auf Zukunftsfragen oder beides?
Deine Zeilen werfen bei mir die Frage auf, wie konnte die Demokratie früher in Gefahr kommen, wir wissen ja daß sie nicht nur in Gefahr kam, ohne Digitalisierung, KI....?:(

Ich finde da schiebst Du Verantwortung schön weg. :(

Andererseits schreibst Du anderswo daß die Zukunft der Politik der KI gehört.
Ist das dann Hoffnungsschimmer oder Horrorvorstellung?

Die Parteien an den Rändern flüchten in Nationalismus oder Abschottung, sehnen die Vergangenheit herbei. Sie haben ebenso das gleiche Problem, dass sie keine Antworten auf Zukunftsfragen haben.

Es war in der Geschichte immer so, dass politische System vom Zeitgeist eingeholt und überholt wurden und etwas Neues entstand. Monarchien wurden von Nationalstaaten abgelöst. Der Kommunismus vom Kapitalismus. Nun eben kommt die Demokratie in Schwierigkeiten. In den letzten Jahre zunächst vom Internet im allgemeinen (z.B. soziale Medien). Nun von Big Data und KI. Hochintelligente Algorithmen werden objektiv bessere Ergebnisse bringen als der Mensch, auch in der Politik. Z.b. weiß Google besser als ich selbst, wenn ich wählen soll. Eine KI wird bessere Entscheidungen treffen können als Politiker (dass sich Politiker im Falle von Corona auf die aktuellen Daten beziehen, macht sie letztendlich schon nur noch zu [bald ersetzbaren] Vermittlern).

Ich sehe die Gefahr, dass diese Algorithmen in die Hände weniger fallen und wir eine nie dagewesene Machtkonzentration haben werden. Wir können die technologischen Möglichkeiten aber auch für alle Menschen arbeiten lassen, das wäre der Hoffnungsschimmer. Es ist noch offen.

(es ist natürlich klar, dass unsere Demokratie und Gesellschaft von vielen Seiten in Bedrängnis kommt, auch vom Rechtsextremismus. In Zukunft halt ich die wachsenden technologischen Möglichkeiten und der sinnvolle Umgang damit aber für die weitaus größte Herausforderung)

Estebban 05.02.2021 09:30

Zitat:

Zitat von Schlafschaf (Beitrag 1582756)
Ach, da zählen jetzt plötzlich wieder Erfahrungsberichte anstatt Fakten? Das hörte sich vor ein paar Seiten noch genau anders rum an.
Hier die Fakten zu deinen Ausführungen, übrigens nicht zum ersten mal hier gepostet. Ich finde da schauen beide Seiten ziemlich Scheiße aus, mir erschließt sich allerdings der Sinn nicht warum man die Frage wer schlimmer ist überhaupt klären muss. :Gruebeln:

vergleich-der-anzahl-von-rechten-und-linken-gewalttaten

Also alles ausgedacht?

Genauso wie die Erfahrungsberichte von

Walter Lübcke

Ferhat Unvar
Mercedes Kierpacz
Sedat Gürbüz
Gökhan Gültekin
Hamza Kurtović
Kaloyan Velkov
Vili Viorel Păun
Said Nesar Hashemi
Fatih Saraçoğlu
(9x Hanau)

Jana L
Kevin S
(2x Halle)

Die Opfer des NSU...


Deine Statistik zeigt es doch recht genau - man schaue sich sowohl die Gesamtzahl an und gerne auch wogegen sich die Straftaten richten - rechts sind Tötungsdelikte, versuchte Tötungsdelikte, Nötigungen und co an der Tagesordnung, links geht es um Landfriedensbruch, Sachbeschädigung, Brandstiftung - das ist nicht zu entschuldigen, hat aber eine völlig andere Qualität als der Rechte terror der letzen Jahre.

Es ging in meiner antwort, wenn du nicht nur einen Teil rausgezogen hättest, um die Hifeisentheorie und das immer gleiche gefasel von „links ist genauso schlimm“. Straftaten sind genau das, Straftaten und sie gehören bestraft - wer aber die Augen verschließt vor der unterschiedlichen „Qualität“ verkürzt einen wichtigen Diskurs (genauso wie du bei Zitaten ;) )

Kälteidiot 05.02.2021 09:33

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1582757)
Deine Sichtweise stellt quasi rechtsradikale Gruppen, deren erklärte Ziele auf eine Abschaffung der Demokratie hinauslaufen, mit dem antirassistischen Protest von Gruppen gleich, welche sich für die demokratischen Rechte und die Würde des Menschen engagieren, was ich falsch empfinde. Du grenzt damit aktive, gegen rassistische Meinungen und für die Menschwürde engagierte Menschen aus, diskreditierst sie, indem Du sie in die Nähe von Befürwortern totalitärer Staaten stellst bzw. meinst, ihr Protest würde solche Systeme befördern. Im Fall der von Dir zitierten Buchvorstellung von Sarrazin übten die aufrufenden Gruppen mit der angekündigten und gestatteten Demonstration ein demokratisches Grundrecht aus, um ihren Protest zu äussern. Das hatte nichts Gemeinsames mit den Einschüchterungen und Überfällen rechtsradikaler Gruppieren auf Andersdenkende, Politiker und Ausländer, Asylsuchende, welche unser Staat als Straftaten verfolgt. Solche entscheidenden Differenzierungen verschwimmen in Deiner Darstellung einfach und es bleiben Totalirismus-Unterstellungen an demokratisch gesinnte und handelnde Menschen, welche gegen Rassismus eben im Sinne von Kästner demonstrieren.

"Seit Tagen mobilisiert ein linkes Bündnis aus Erwerbslosenverband, der Kampagne "Nationalismus ist keine Alternative" und der Verdi-Jugend in sozialen Netzwerken gegen die Veranstaltung mit Sarrazin. Es plant eine Demonstration vom Ziegenmarkt im Viertel zur Havanna Lounge, zu der 250 Menschen erwartet wurden. „Sarrazin ist ein ideologischer Brandstifter", sagte der Anmelder der Demonstration, Tobias Helfst. Sarrazin sortiere die Menschen nach vermeintlicher Herkunft, Religion und Geschlecht in nützlich und überflüssig. "Er versucht, unsere Stadt zu spalten. Aber wir lassen uns nicht spalten", erklärte Helfst. Er sagte, es sei fast nicht so wichtig, ob die Organisatoren die Veranstaltung zurückziehen. Man wolle trotzdem demonstrieren. Für den 5. Dezember hat das "Bremer Bündnis gegen rechts" zudem zu einer Veranstaltung im DGB-Haus eingeladen, die sich gegen Rechtspopulismus richtet."

danke für den Beitrag.




Wenn wir schon über die Verhinderung von Diktaturen jeglicher Art schreiben. Ich persönlich sehe in Deutschland die Möglichkeit einer rechten Diktatur als viel höher an als das Entstehen einer linken Diktatur.

Ist naturlich nur mein persönlicher Eindruck aus meinem Umfeld.

noam 05.02.2021 09:39

Zitat:

Zitat von Estebban (Beitrag 1582752)
Setze dich doch bitte mal mit dem Zeitartikel zu Rainer Meyer von der Welt auseinander.

Eigentlich mag ich Whataboutdism nicht, aber Printmedien, Blogern wie eigentlich allen produzierenden geht es nicht in letzter Konsequenz um Auflage und ums Geld verdienen. Polariesieren und Übertreiben ist hier immer wieder das Mittel der Wahl. Die TAZ beherrscht diesen Spiel auch hervorragend und unterhält viele Schreiberlinge, die mit ihren permanenten Anschuldigungen und Anfeindungen eine Stimmung erzeugen, die nicht zuletzt in Gewalt und Straftaten münden, da die "Follower" glauben den literarischen Kampf auf der Straße austragen zu müssen. Hier kann man nur an die Verantwortung der Medien appellieren, solche Polarisierer nicht mehr zu hofieren, wo es doch aber genau die sind, die Auflage und Reichweite bringen.

Und wenn ich öffentlich überspitzt aus welchen Motiven auch immer mit dem Feuer spiele, darf ich mich nicht beschweren, wenn ich mir die Finger verbrenne und Kritik ernte. Dass dabei die Wahl der Mittel bei manchen aus dem Ruder läuft ist sicher hüben wie drüben gleichermaßen zu verurteilen.



Zitat:

Zitat von Schlafschaf (Beitrag 1582756)
... mir erschließt sich allerdings der Sinn nicht warum man die Frage wer schlimmer ist überhaupt klären muss. ...

Und genau das ist doch das große Problem an der "Rechts gegen Links" Problematik.

Subjektiv wähnen sich beide Lager im Recht der Wahl ihrer Methoden, weil sie ja für das Gute einstehen, während ihr Gegenüber für das Böse eintritt.


Aufgabe der politischen Mitte (und das sind für mich alle abseits der Extrempositionen) ist es einen klaren Standpunkt zu vertreten, in dem man anführt, dass man die politischen Inhalte der "Extremen" im Rahmen einer Demokratie aushalten aber mit den verfassungsmäßig zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpfen muss. Einteilungen in Gute und Böse, Richtig oder Falsch, Falsch und Falscher oder gar Sympathiebekundungen sind hier unangebracht und führen lediglich dazu, dass noch mehr Menschen ihr Vertrauen in die "Mitte" verlieren und je nach Weltanschauung ins Extreme wandern.

Estebban 05.02.2021 09:44

Zitat:

Zitat von Kälteidiot (Beitrag 1582761)
danke für den Beitrag.




Wenn wir schon über die Verhinderung von Diktaturen jeglicher Art schreiben. Ich persönlich sehe in Deutschland die Möglichkeit einer rechten Diktatur als viel höher an als das Entstehen einer linken Diktatur.

Ist naturlich nur mein persönlicher Eindruck aus meinem Umfeld.

Ist ja auch historisch eine nur logische Schlussfolgerung.

Vergleicht man das entstehen von rechten und linken Diktaturen im 21. Jahrhundert so bleibt am Ende ein entscheidender Unterschied (Eingriffe von außen durch CIA etc mal ausgeklammert).

Sowohl 1917 in der UdSSR, in Kuba um Fidel Castro, als auch in China bis 1950 entstanden die Diktaturen aus gewaltsamen Revolutionen/ Bürgerkriegen.

Schaut man sich hingegen Deutschland 1928-33 an, so war die Übertragung der Macht einer Angst der Konservativen geschuldet, die Wählerstimmen am rechten Rand verloren gehen sahen und somit sich die Demokratie von innen heraus selber abschaffte.
Auch in Italien von 1922-1925 befand sich Mussolini in einer Koalition mit Konservativen bis die Demokratie komplett zerbrach.

Sowohl Korea, Vietnam, den europäischen Ostblock als auch den Südamerika Block würde ich ausklammern auf Grund der äußeren Einflüsse sowohl von Seiten KGB als auch CIA.

Sogesehen ist ein Szenario in dem Armin laschet in 4 Jahren um seine Mehrheit bangt und den Höcke Flügel in die Regierung mitnimmt (weil da hat man ihn ja unter Kontrolle, vgl. Papen und Schleicher) natürlich deutlich realistischer, als dass sich eine linke Miliz hinter Katja Knippig versammelt und die Revolution forciert ;)

Kälteidiot 05.02.2021 09:50

Zitat:

Zitat von Estebban (Beitrag 1582766)
....
Sogesehen ist ein Szenario in dem Armin laschet in 4 Jahren um seine Mehrheit bangt und den Höcke Flügel in die Regierung mitnimmt (weil da hat man ihn ja unter Kontrolle, vgl. Papen und Schleicher) natürlich deutlich realistischer, als dass sich eine linke Miliz hinter Katja Knippig versammelt und die Revolution forciert ;)

so eine ähnliche "Vision" hatte ich auch gestern im Kopf. Lindner noch dabei.

Estebban 05.02.2021 09:53

Zitat:

Zitat von noam (Beitrag 1582764)
Eigentlich mag ich Whataboutdism nicht, aber Printmedien, Blogern wie eigentlich allen produzierenden geht es nicht in letzter Konsequenz um Auflage und ums Geld verdienen. Polariesieren und Übertreiben ist hier immer wieder das Mittel der Wahl. Die TAZ beherrscht diesen Spiel auch hervorragend und unterhält viele Schreiberlinge, die mit ihren permanenten Anschuldigungen und Anfeindungen eine Stimmung erzeugen, die nicht zuletzt in Gewalt und Straftaten münden, da die "Follower" glauben den literarischen Kampf auf der Straße austragen zu müssen. Hier kann man nur an die Verantwortung der Medien appellieren, solche Polarisierer nicht mehr zu hofieren, wo es doch aber genau die sind, die Auflage und Reichweite bringen.


Der Unterschied liegt aber doch klar im Ziel. Bei der bspw TAZ und ihrem unsäglichen Müllhalde-Artikel ging es gegen eine Institution die unter Waffen steht. Auch hier gebe ich dir recht, muss sich ein Medium seiner Verantwortung bewusst sein und ist mit verantwortlich wenn es im Anschluss zu Straftaten gegen Beamte kommt. Keine Diskussion.
Bei Rainer Meyer liegt der Fall aber in zwei Punkten anders: erstens folgt nach ausnahmslos jedem seiner „Markierungen“ der Ziele ein solcher mob - vergesawaltigungsphantasien, tote schweineköpfe vor der Haustür, Belästigungen von Kindern der Betroffenen etc. Er weiß ganz genau was er da tut. Zweitens geht es gegen Einzelpersonen. Meist junge Frauen ohne großen Rückhalt in bspw Redaktionen sondern solche, die auf Social Media unterwegs sind und sich dem Mob dann alleine ausgesetzt sehen.

Und dann aus Seiten der Polizei zu hören „wer pointiert öffentlich überspitzt agiert, spielt halt mit dem Feuer und verbrennt sich mal die Finger“ macht es sicher nicht besser.


Um es runterzubrechen: links richtet sich gegen Institutionen, gegen Machtverhältnisse. Rechts richtet sich gegen Menschen, seien diese anderer Herkunft, anderen geschlechts, anderer Sexualität oder einfach nur anderer Meinung.
Straftaten sind bei beiden zu ahnen, wer diese Motive gleichsetzt, sollte meiner persönlichen Meinung nach aber seinen moralischen Kompass neu justieren.

Schwarzfahrer 05.02.2021 09:57

Zitat:

Zitat von Estebban (Beitrag 1582752)
Lieber Schwarzfahrer,

Da du ja offensichtlich so tief und fest in der Hufeisentheorie gefangen bist und für dich, jeder noch so lange, hochtrabend geschriebene Post auf eine Aussage runterbrechbar ist „Links ist genauso schlimm wie rechts“.

Was ich meine: linke wie rechte verwenden häufig problematische Methoden, um ihre Weltsicht durchzusetzen; solche Methoden können (ob geplant oder nicht) zu totalitären Systemen führen, also muß man solche Methoden generell bekämpfen, und sich für einen anderen Umgang mit Andersdenkenden einsetzen. Nur weil die Methodenwahl im einzelnen zwischen Links und Rechts unterschiedlich ist, mag ich keine Seite als "die bessere" empfinden.
Zitat:

Zitat von Estebban (Beitrag 1582752)
Setze dich doch bitte mal mit dem Zeitartikel zu Rainer Meyer von der Welt auseinander. Springer hält sich einen Kolumnisten, der vornehmlich junge, gerne migrantische Frauen aus dem linken Spektrum seinen 40.000 Followern zum frass vorwirft. ...

Und der Spiegel hat eine Kolumnistin, die die Polizei auf die Müllhalde werfen will. (Immerhin sind Meyers langatmige und oft überfrachtete Texte hinter der Bezahlschranke nur für wenige geduldige erreichbar :Cheese: ). Schräge Ansichten wird es geben, solange es Menschen gibt. Es kommt auf den Umgang damit an, auf die Reaktionen; ob mit oder ohne solche "Aufwiegler" ist der generelle Umgang miteinander (z.B. was ich so von Twitter indirekt mitbekomme) zunehmend gröber und hetzerischer. Morddrohungen sind ebenso falsch wie das Stalken von Höcke. Jeder der diesen Umgang (egal auf welcher Seite) weiterführt, ist mitverantwortlich für die Eskalation. Dass von extrem Rechts eher physiche Gewalt(drohungen) kommen, und von extrem Links eher mit Stigmatisierung, Ausgrenzung, wirtschaftliche Existenzbedrohung, hat seine Wurzeln in den jeweiligen Ideologien - im Endeffekt zielen beide Seiten darauf, Andersdenkende zum schweigen zu bringen, statt sich den Ansichten im Diskurs zu stellen, oder gar die Vielfalt zu akzeptieren. Darin sind sie sich gleich, und beide inakzeptabel für mich.

Zitat:

Zitat von Estebban (Beitrag 1582752)
Wenn du danach ernsthaft uns noch erzählen willst, dass das linke Spektrum ja genauso autoritär ist, weil eine Buchhandlung Sarazzins Buch nicht mehr verkauft (es ist online verfügbar, das hat ja wohl mit Bücherverbrennung mal überhaupt nichts zu tun)

Genau lesen: mir geht es um abgesagte bzw. verhinderte Lesungen, weil Menschen die betreffenden Veranstaltungsorte mit Drohungen überziehen, bzw. tatsächlich Scheiben einschlagen. Das geht gar nicht. Gegen Worte sind Worte einzusetzen, nicht Gewalt (weder körperlich, noch sozial).

noam 05.02.2021 09:58

Zitat:

Zitat von Estebban (Beitrag 1582760)
Also alles ausgedacht?

Genauso wie die Erfahrungsberichte von

Walter Lübcke

Ferhat Unvar
Mercedes Kierpacz
Sedat Gürbüz
Gökhan Gültekin
Hamza Kurtović
Kaloyan Velkov
Vili Viorel Păun
Said Nesar Hashemi
Fatih Saraçoğlu
(9x Hanau)

Jana L
Kevin S
(2x Halle)

Die Opfer des NSU...


Deine Statistik zeigt es doch recht genau - man schaue sich sowohl die Gesamtzahl an und gerne auch wogegen sich die Straftaten richten - rechts sind Tötungsdelikte, versuchte Tötungsdelikte, Nötigungen und co an der Tagesordnung, links geht es um Landfriedensbruch, Sachbeschädigung, Brandstiftung - das ist nicht zu entschuldigen, hat aber eine völlig andere Qualität als der Rechte terror der letzen Jahre.

Es ging in meiner antwort, wenn du nicht nur einen Teil rausgezogen hättest, um die Hifeisentheorie und das immer gleiche gefasel von „links ist genauso schlimm“. Straftaten sind genau das, Straftaten und sie gehören bestraft - wer aber die Augen verschließt vor der unterschiedlichen „Qualität“ verkürzt einen wichtigen Diskurs (genauso wie du bei Zitaten ;) )


Auch du bewertest hier qualitativ. Die Qualität der Straftaten könnte allerdings auch darin begründet sein, dass die Ziele unterschiedliche sind. Während sich die Nazis auf schwache ungeschützte Opfer stürzen, ist bei den extremen Linken eher der Staat und die Mitglieder seiner Organe Ziel der Angriffe, der natürlich entsprechend besser geschützt ist und damit die Folgen weitaus weniger tragisch sind.

Man könnte jetzt natürlich streiten, warum das Werfen eines Brandsatzes in ein Wohnhaus als versuchtes Tötungsdelikt bewertet wird, jedoch das Werfen eines Brandsatzes auf Polizeikräfte lediglich einen schweren Landfriedensbruch darstellen soll.

Und auch Leuten aus dem Linken Lager sind Drohungen und Einschüchterungsversuche nicht fremd.


Man sollte aufhören rechts gegen links gegeneinander aufzuwiegen und qualitativ zu bewerten. Natürlich hat der rechte Terror in den letzten Jahren unglaubliches (NSU, Lübcke, Hanau) hervorgebracht. Dennoch führt die Qualitätsmessung immer weiter in eine Gewaltspirale und das letzte was "wir" brauchen ist ein Krieg zwischen NSU 2.0 und RAF 2.0. Wir sollten uns soweit entwickelt haben, Konflikte intellektuell zu lösen.

Estebban 05.02.2021 10:09

Zitat:

Zitat von noam (Beitrag 1582772)
Auch du bewertest hier qualitativ. Die Qualität der Straftaten könnte allerdings auch darin begründet sein, dass die Ziele unterschiedliche sind. Während sich die Nazis auf schwache ungeschützte Opfer stürzen, ist bei den extremen Linken eher der Staat und die Mitglieder seiner Organe Ziel der Angriffe, der natürlich entsprechend besser geschützt ist und damit die Folgen weitaus weniger tragisch sind.

Man könnte jetzt natürlich streiten, warum das Werfen eines Brandsatzes in ein Wohnhaus als versuchtes Tötungsdelikt bewertet wird, jedoch das Werfen eines Brandsatzes auf Polizeikräfte lediglich einen schweren Landfriedensbruch darstellen soll.

Und auch Leuten aus dem Linken Lager sind Drohungen und Einschüchterungsversuche nicht fremd.


Man sollte aufhören rechts gegen links gegeneinander aufzuwiegen und qualitativ zu bewerten. Natürlich hat der rechte Terror in den letzten Jahren unglaubliches (NSU, Lübcke, Hanau) hervorgebracht. Dennoch führt die Qualitätsmessung immer weiter in eine Gewaltspirale und das letzte was "wir" brauchen ist ein Krieg zwischen NSU 2.0 und RAF 2.0. Wir sollten uns soweit entwickelt haben, Konflikte intellektuell zu lösen.



Ich verstehe was du sagen willst. Ich persönlich habe ja auch oft genug gesagt, dass ich Gewalt auf der linken Seite zutiefst verachte. Zum einen weil es nicht in mein Weltbild passt, mit Gewalt zu reagieren, wenn ich mit Worten nicht weiterkomme (offensichtlich waren meine Worte nicht gut genug. Mein gegenüber wird aber kaum meine Meinung übernehmen wenn ich ihm eins auf die Rübe haue). Zum zweiten weil es einfach der Sache einen Bärendienst erweist. Ich kann nicht eine Untersuchung / Studie zu Rassismus bei der Polizei fordern und denken, das wird schon gemacht wenn ich nur genug Steine auf Polizisten werfe - natürlich wird sich zurecht die Politik bzw ihr Dienstherr schützend vor die Polizei stellen.

Das es Gewalt gibt, kann ich aber nicht verleugnen. Und aktuell sterben Menschen in erster Linie auf Grund rechten Terrors. Menschen des linken Spektrums ziehen sich auf Grund realer Angst vor Gewalt aus der Öffentlichkeit zurück. Und lisa Eckhardt steht auf der anderen Seite in einer Talkshow nach der anderen um zu betonen wie sehr sie gecancelt wird.

Auf den Punkt gebracht: ich verabscheue jede Art von Gewalt, sehe die reelle Gefahr für Leib und Leben auf einer Seite aber wesentlich größer als auf der anderen.

Estebban 05.02.2021 10:12

Lieber Schwarzfahrer, du kannst auch einfach sagen, wenn du keine Lust hast dich mit dem Zeit Text zu befassen. Die Kolumnisten beim Spiegel den du meinst, arbeitet bei der TAZ, welche übrigens im Anschluss an die Müllhalde Kolumne öffentlich gegen die Kolumnistin gesprochen hat.
Ulf Poschardt von der Welt sagt er liebt Rainer Meyer und alles was er auslöst.
Und auch an dich, zeige mir den Kolumnisten auf der linken Seite der täglich jemand neues zum Abschuss freigibt und dieser anschließend sich durchlesen darf wie er am besten vergewaltigt werden sollte?

Kälteidiot 05.02.2021 10:14

mir scheint trotzdem, z.B. Schwarzfahrer und noam haben deutlich mehr Angst vor einer linken Diktatur als vor einer rechten Diktatur.
Oder um es nicht ganz so radikal zu sehen. Merz, Lindner und Höcke wären ihnen deutlich lieber als eine Regierung aus Grünen, SPD und Linke.

Schwarzfahrer 05.02.2021 10:14

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1582757)
Deine Sichtweise stellt quasi rechtsradikale Gruppen, deren erklärte Ziele auf eine Abschaffung der Demokratie hinauslaufen, mit dem antirassistischen Protest von Gruppen gleich, welche sich für die demokratischen Rechte und die Würde des Menschen engagieren, was ich falsch empfinde. Du grenzt damit aktive, gegen rassistische Meinungen und für die Menschwürde engagierte Menschen aus, diskreditierst sie, indem Du sie in die Nähe von Befürwortern totalitärer Staaten stellst bzw. meinst, ihr Protest würde solche Systeme befördern.

Ja, kannst Du so verstehen, auch wenn ich damit nicht die vertretene Sache oder die Menschen, aber sehr wohl die Methoden diskreditieren will. Wer für einen noch so edlen Zweck die falschen Methoden einsetzt, ist nicht besser, als das, was er bekämpfen will. Der Weg in die Hölle soll mit guten Absichten gepflastert sein.
Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1582757)
Im Fall der von Dir zitierten Buchvorstellung von Sarrazin übten die aufrufenden Gruppen mit der angekündigten und gestatteten Demonstration ein demokratisches Grundrecht aus, um ihren Protest zu äussern. Das hatte nichts Gemeinsames mit den Einschüchterungen und Überfällen rechtsradikaler Gruppieren auf Andersdenkende, Politiker und Ausländer, Asylsuchende, welche unser Staat als Straftaten verfolgt.

Es wurden schon Lesungen verhindert, indem mit Gewalt gedroht wurde, und es wurden auch schon an Veranstaltungsorten Glasscheiben zerschlagen (Links kann sich jeder suchen, der Zeit hat). Wegen solcher Vorgeschichten ist ein angekündigter Protest nun mal sehr wohl auch als Drohung aufzufassen - warum sonst würden viele Lesungen unter Polizeischutz stattfinden? Einschüchterung bleibt es für mich in allen Fällen. Gibt es übrigens auch abgesagte Linke Veranstaltungen wegen rechter Drohungen? Mein Eindruck ist, die Rechten drohen eher Einzelpersonen - ist eine andere, um nichts weniger verwerfliche Methode.
Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1582757)
Solche entscheidenden Differenzierungen verschwimmen in Deiner Darstellung einfach

Ja, ich sehe wenig Gewinn in Differenzierung unterschiedlicher, aber immer falscher Vorgehensweisen.
Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1582757)
"Seit Tagen mobilisiert ein linkes Bündnis aus Erwerbslosenverband, der Kampagne "Nationalismus ist keine Alternative" und der Verdi-Jugend in sozialen Netzwerken gegen die Veranstaltung mit Sarrazin. Es plant eine Demonstration vom Ziegenmarkt im Viertel zur Havanna Lounge, zu der 250 Menschen erwartet wurden. „Sarrazin ist ein ideologischer Brandstifter", sagte der Anmelder der Demonstration, Tobias Helfst. Sarrazin sortiere die Menschen nach vermeintlicher Herkunft, Religion und Geschlecht in nützlich und überflüssig. "Er versucht, unsere Stadt zu spalten. Aber wir lassen uns nicht spalten", erklärte Helfst. Er sagte, es sei fast nicht so wichtig, ob die Organisatoren die Veranstaltung zurückziehen. Man wolle trotzdem demonstrieren. Für den 5. Dezember hat das "Bremer Bündnis gegen rechts" zudem zu einer Veranstaltung im DGB-Haus eingeladen, die sich gegen Rechtspopulismus richtet."

Hierzu könnte ich auch vieles Kommentieren. Nur zwei Sachen: "Wir lassen uns nicht spalten" suggeriert mir das Bild einer (gewüschten) Einheit aller Menschen - das Gegenteil von Vielfalt und Wettstreit von Ideen. Keine gute Basis für konstruktiven Diskurs. Und "Er sagte, es sei fast nicht so wichtig, ob die Organisatoren die Veranstaltung zurückziehen" - das klingt schon so, daß das eigentliche Ziel die Verhinderung der Lesung ist - das geht mir auch zu weit, ist auch schon die Ablehnung von Auseinandersetzung mit Andersdenkenden. Gegen solche Methoden bin ich immer.

noam 05.02.2021 10:16

Zitat:

Zitat von Estebban (Beitrag 1582769)
... gegen eine Institution die unter Waffen steht...

Bei der letztlich auch nur Menschen in den Uniformen stecken und Ziel der Gewalt der durch diese Artikel aufgestachelten Straftäter sind.

In letzter Konsequenz ist es egal, ob mir ein Pflasterstein im Rahmen meiner Dienstausübung gegen den Kopf fliegt oder privat. Und ich kann dir sagen, dass es nicht angenehm ist, Kollegen löschen zu müssen, Kollegen nach Kopftreffer wegtragen zu müssen und die Familie zuhause sitzen zu haben, die sich sorgt, wenn man sich mal nicht sofort auf ne Nachricht zurückmeldet. Aber es geht ja "nur" gegen eine Institution.

Und auch dies ist ein Problem der Legitimation solange man die Gewalt mit dem Klassenkampf rechtfertig und nicht den Mensch hinter bzw. in der Institution sieht, der ganz individuell eben auch eine ganz andere Ansicht haben kann, wird die dahinterstehende politische Idee eben unter dem Aspekt Schublade Links subsummiert, was natürlich auch zu oberflächlich ist.

Schwarzfahrer 05.02.2021 10:25

Zitat:

Zitat von Kälteidiot (Beitrag 1582775)
mir scheint trotzdem, z.B. Schwarzfahrer und noam haben deutlich mehr Angst vor einer linken Diktatur als vor einer rechten Diktatur.
Oder um es nicht ganz so radikal zu sehen. Merz, Lindner und Höcke wären ihnen deutlich lieber als eine Regierung aus Grünen, SPD und Linke.

Falsch. Ich möchte grundsätzlich nicht wieder in einem totalitären System leben, rechts wie links oder islamisch wäre gleichermaßen schlimm, wenn auch jeweils auf sehr unterschiedliche Art. Und in der aktuellen Polarisierung sehe ich die Gefahr, daß jede dieser drei Optionen eine Chance bekommt, wenn wir nicht deeskalieren. Je mehr man den Kampf gegen eines (welches auch immer) überbetont, desto mehr Auftrieb bekommen die anderen beiden, weil sie aus dem Blickfeld geraten.

Und ja, in Ermangelung von Besserem wären mir Merz und Lindner lieber als aktuelle Grüne, Linke und SPD (mit Ausnahme einzelner Personen wie Palmer oder Wagenknecht). Höcke ist für mich keine Option, ihn mit Merz und Lindner in eine Reihe zu stellen zeugt von einem Blick von sehr weit links (Zoom-Effekt: von weit weg sieht alles sehr eng zusammengerück aus...). Noch viel lieber hätte ich einen pragmatischen Schmidt oder zur Not auch Schröder, aber das bleibt Utopie...

Estebban 05.02.2021 10:26

Zitat:

Zitat von noam (Beitrag 1582777)
Bei der letztlich auch nur Menschen in den Uniformen stecken und Ziel der Gewalt der durch diese Artikel aufgestachelten Straftäter sind.

In letzter Konsequenz ist es egal, ob mir ein Pflasterstein im Rahmen meiner Dienstausübung gegen den Kopf fliegt oder privat. Und ich kann dir sagen, dass es nicht angenehm ist, Kollegen löschen zu müssen, Kollegen nach Kopftreffer wegtragen zu müssen und die Familie zuhause sitzen zu haben, die sich sorgt, wenn man sich mal nicht sofort auf ne Nachricht zurückmeldet. Aber es geht ja "nur" gegen eine Institution.

Und auch dies ist ein Problem der Legitimation solange man die Gewalt mit dem Klassenkampf rechtfertig und nicht den Mensch hinter bzw. in der Institution sieht, der ganz individuell eben auch eine ganz andere Ansicht haben kann, wird die dahinterstehende politische Idee eben unter dem Aspekt Schublade Links subsummiert, was natürlich auch zu oberflächlich ist.



Jetzt hast du aber einen Nebensatz aus meinem Zitat gerissen und daraus mir etwas in den Mund gelegt, was aus meiner Seite überhaupt nicht kam. Im letzten Absatz machst du dann aus meinem Halbsatz noch eine „Legitimation der Gewalt“ während in meinem Beitrag wörtlich steht, dass ich jegliche Art von Gewalt verabscheue und sie auch für absolut nicht zielführend halte.

Beim Satz „gegen eine Institution die unter Waffen steht“ ging es um eine Kolumne, die Probleme einer Institution beschreibt - auf eine Art und Weise die ich nicht gut heiße aber es geht eben im direkten Vergleich, und der wurde ja von dir aufgemacht, zu Rainer Meyer und der WELT nicht gegen einzelne Personen die damit für vogelfrei erklärt werden.

Es wird mir für unerklärlich bleiben, was in einem Hirn vorgeht, welches zu einem Pflasterstein greift und auf einen Menschen, habe er eine Uniform an oder nicht, wirft. Und vor der Aufgabe die sich euch als Beamten stellt habe ich allerhöchsten Respekt - da kann ich noch soviel an der Polizei als solches rumkritisieren

Schwarzfahrer 05.02.2021 10:27

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1582759)
(es ist natürlich klar, dass unsere Demokratie und Gesellschaft von vielen Seiten in Bedrängnis kommt, auch vom Rechtsextremismus. In Zukunft halt ich die wachsenden technologischen Möglichkeiten und der sinnvolle Umgang damit aber für die weitaus größte Herausforderung)

Stimmt. Aber die zwei aspekte sind gekoppelt: in den Händen von Extremisten mit totalitären Neigungen sind diese technischen Möglichkeiten besonders gefährlich, und alle Seiten nutzen sie schon in ihrem Sinne.

Kälteidiot 05.02.2021 10:30

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1582779)
Falsch. Ich möchte grundsätzlich nicht wieder in einem totalitären System leben, rechts wie links oder islamisch wäre gleichermaßen schlimm, wenn auch jeweils auf sehr unterschiedliche Art. Und in der aktuellen Polarisierung sehe ich die Gefahr, daß jede dieser drei Optionen eine Chance bekommt, wenn wir nicht deeskalieren. Je mehr man den Kampf gegen eines (welches auch immer) überbetont, desto mehr Auftrieb bekommen die anderen beiden, weil sie aus dem Blickfeld geraten.

Und ja, in Ermangelung von Besserem wären mir Merz und Lindner lieber als aktuelle Grüne, Linke und SPD (mit Ausnahme einzelner Personen wie Palmer oder Wagenknecht). Höcke ist für mich keine Option, ihn mit Merz und Lindner in eine Reihe zu stellen zeugt von einem Blick von sehr weit links (Zoom-Effekt: von weit weg sieht alles sehr eng zusammengerück aus...). Noch viel lieber hätte ich einen pragmatischen Schmidt oder zur Not auch Schröder, aber das bleibt Utopie...

also von allen dreien gleich viel Angst?


Merz, Lindner und Höcke mögen aus der Ferne betrachtet nah beienanderstehen. Aus der Postition von Merz oder Lindner betrachtet, stehen sie meiner Meinung nach nicht so weit ausseinander, als das ein gemeinsames Regieren grundsätzlich ausgeschlossen wird. Also scheinen sie doch nicht so weit ausseinander zu stehen.

Estebban 05.02.2021 10:31

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1582779)
Falsch. Ich möchte grundsätzlich nicht wieder in einem totalitären System leben, rechts wie links oder islamisch wäre gleichermaßen schlimm, wenn auch jeweils auf sehr unterschiedliche Art. Und in der aktuellen Polarisierung sehe ich die Gefahr, daß jede dieser drei Optionen eine Chance bekommt, wenn wir nicht deeskalieren. Je mehr man den Kampf gegen eines (welches auch immer) überbetont, desto mehr Auftrieb bekommen die anderen beiden, weil sie aus dem Blickfeld geraten.

Und ja, in Ermangelung von Besserem wären mir Merz und Lindner lieber als aktuelle Grüne, Linke und SPD (mit Ausnahme einzelner Personen wie Palmer oder Wagenknecht). Höcke ist für mich keine Option, ihn mit Merz und Lindner in eine Reihe zu stellen zeugt von einem Blick von sehr weit links (Zoom-Effekt: von weit weg sieht alles sehr eng zusammengerück aus...). Noch viel lieber hätte ich einen pragmatischen Schmidt oder zur Not auch Schröder, aber das bleibt Utopie...



Also zusammengefasst. Höcke ist dir zuweist rechts, lindner und merz ist ok, Grün, SPD, Linke alle undenkbar. Und du wirfst anderen einen „Zoom-Effekt“ vor? Spannend...

Bockwuchst 05.02.2021 10:38

Zitat:

Zitat von Schlafschaf (Beitrag 1582756)
Ach, da zählen jetzt plötzlich wieder Erfahrungsberichte anstatt Fakten? Das hörte sich vor ein paar Seiten noch genau anders rum an.
Hier die Fakten zu deinen Ausführungen, übrigens nicht zum ersten mal hier gepostet. Ich finde da schauen beide Seiten ziemlich Scheiße aus, mir erschließt sich allerdings der Sinn nicht warum man die Frage wer schlimmer ist überhaupt klären muss. :Gruebeln:

vergleich-der-anzahl-von-rechten-und-linken-gewalttaten

Ich finde da sieht man einen himmelweiten Unterschied. Schau dir doch mal die ersten 3 Zeilen an, die die wirklich bedrphlichen Dingfe sind. Bei Sachbeschädiging und Widerstandsdelikten sollte man bedenlen dass die Polizei bei Demos von links ganz anders hinlangt als das bei Nazi-Aufmärschen der Fall ist.

noam 05.02.2021 10:44

Zitat:

Zitat von Estebban (Beitrag 1582780)
Jetzt hast du aber einen Nebensatz aus meinem Zitat gerissen und daraus mir etwas in den Mund gelegt

Das wollte ich nicht, es tut mir Leid.

Ich wollte halt darauf abstellen, dass es in letzter Konsequenz egal ist, ob ich indirekt zur Gewalt gegen einzelne aufrufe wie Don Alphonso oder zur Gewalt gegen Institutionen. Am Ende der Kette steht immer ein Mensch und es ist in meinen Augen absolut inakzeptabel zu Gewalt gegen Menschen aufzurufen, sie billigend in Kauf zu nehmen oder eine Grundstimmung zu erzeugen, die zu entsprechenden Handlungen führen kann.

Auch die Nachträgliche Distanzierung der TAZ und Herausstellen des Satireaspekts halte ich für fadenscheinig. Hier sollte in meinen Augen Auflage und Reichweite generiert werden, in dem man bei dem einen Lager Empörung auslöst und vom anderen Beifall erwartet. Dass man dabei die Gräben nur noch tiefer macht und damit einen Beitrag zur weiteren Radikalisierung leistet, wurde wohl aus den Augen verloren.


Ich glaube, dass man seitens mancher (Klientel)Medien seine Verantwortung aus den Augen verloren hat.

keko# 05.02.2021 10:48

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1582781)
Stimmt. Aber die zwei aspekte sind gekoppelt: in den Händen von Extremisten mit totalitären Neigungen sind diese technischen Möglichkeiten besonders gefährlich, und alle Seiten nutzen sie schon in ihrem Sinne.

"Die Daten" geben eine nie dagewesene Möglichkeit. Kein Tyrann, kein Extremist, kein Regim oder kein Faschist hatte in der Vergangenheit je diese Möglichkeiten, die sich damit in Zukunft auftun.

noam 05.02.2021 10:57

Zitat:

Zitat von Kälteidiot (Beitrag 1582775)
mir scheint trotzdem, z.B. Schwarzfahrer und noam haben deutlich mehr Angst vor einer linken Diktatur als vor einer rechten Diktatur.

Ist ja Winter, da sehe ich dir in Anbetracht deines Nicks deine Fehlbeurteilung nach. Wenn du meine Postings gelesen und verstanden hättest, dann würdest du merken, dass ich eine Abwägung zwischen links und rechts als unzulässig betrachte, da beides im Sinne einer Demokratie nicht erstrebenswerte Endpunkte in die eine oder andere Richtung sind.

Zudem habe ich gar keine Angst vor einer Diktatur in Deutschland, da ich großes Vertrauen darauf habe, dass wir ein so hohes Bildungsniveau und historisches Verantwortungsbewusstsein haben, so etwas zu verhindern.


Zitat:

Zitat von Kälteidiot (Beitrag 1582775)
Merz, Lindner und Höcke wären ihnen deutlich lieber als eine Regierung aus Grünen, SPD und Linke.

Alleine Merz und Lindner in der gleichen Aufzählung zu verorten wie Höcke, ist schon ein starkes Stück. Zu dem denke ich, dass es politisch deutlich mehr und wichtigere Themen gibt, als die politische Position von "Einzelpersonen", da wir in D immernoch Parteien und Parteiprogramme wählen und nicht deren Protagonisten. Ich glaube tatsächlich, dass man mit linker Sozialpolitik (also dem Beseitigen von sozialer Ungerechtigkeit) bei gleichermaßen liberaler Wirtschaftspolitk ("Arbeit / Investition muss sich lohnen") sehr viel Dynamik aus der Extremisisierung nehmen kann.

Roini 05.02.2021 10:57

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1582779)
Falsch. Ich möchte grundsätzlich nicht wieder in einem totalitären System leben, rechts wie links oder islamisch wäre gleichermaßen schlimm, wenn auch jeweils auf sehr unterschiedliche Art. Und in der aktuellen Polarisierung sehe ich die Gefahr, daß jede dieser drei Optionen eine Chance bekommt, wenn wir nicht deeskalieren. Je mehr man den Kampf gegen eines (welches auch immer) überbetont, desto mehr Auftrieb bekommen die anderen beiden, weil sie aus dem Blickfeld geraten.

Und ja, in Ermangelung von Besserem wären mir Merz und Lindner lieber als aktuelle Grüne, Linke und SPD (mit Ausnahme einzelner Personen wie Palmer oder Wagenknecht). Höcke ist für mich keine Option, ihn mit Merz und Lindner in eine Reihe zu stellen zeugt von einem Blick von sehr weit links (Zoom-Effekt: von weit weg sieht alles sehr eng zusammengerück aus...). Noch viel lieber hätte ich einen pragmatischen Schmidt oder zur Not auch Schröder, aber das bleibt Utopie...

Eventuell tue ich dir da Unrecht oder habe eine falsche Wahrnehmung. Wenn ich mir aber deine bisherigen Beiträge zu dem Thema durchlese komme ich persönlich zu der Schlussfolgerung, dass du ganz klar "gegen links" bist :Blumen:

Estebban 05.02.2021 11:13

Zitat:

Zitat von noam (Beitrag 1582786)
Das wollte ich nicht, es tut mir Leid.

Ich wollte halt darauf abstellen, dass es in letzter Konsequenz egal ist, ob ich indirekt zur Gewalt gegen einzelne aufrufe wie Don Alphonso oder zur Gewalt gegen Institutionen. Am Ende der Kette steht immer ein Mensch und es ist in meinen Augen absolut inakzeptabel zu Gewalt gegen Menschen aufzurufen, sie billigend in Kauf zu nehmen oder eine Grundstimmung zu erzeugen, die zu entsprechenden Handlungen führen kann.

Auch die Nachträgliche Distanzierung der TAZ und Herausstellen des Satireaspekts halte ich für fadenscheinig. Hier sollte in meinen Augen Auflage und Reichweite generiert werden, in dem man bei dem einen Lager Empörung auslöst und vom anderen Beifall erwartet. Dass man dabei die Gräben nur noch tiefer macht und damit einen Beitrag zur weiteren Radikalisierung leistet, wurde wohl aus den Augen verloren.


Ich glaube, dass man seitens mancher (Klientel)Medien seine Verantwortung aus den Augen verloren hat.

Alles gut - ich würde behaupten, ich verstehe absolut deinen Punkt. Wir können uns jetzt noch 8 mal im Kreis drehen, warum ich am Ende zu einem anderen Schluss komme und rechter Gewalt eine größere Gefahr beimesse als linker Gewalt (zumindest in aktueller Qualität und Quantität), aber wir müssen ja auch am Ende nicht zwangsläufig exakt der gleichen Meinung sein.

Mir persönlich wäre folgender Schluss wichtig. Wenn in Frankfurt ein Demonstrant einen Stein auf einen Zug Polizisten wirft, ist das absolut und ohne Diskussion zu verurteilen - es braucht auch keinen Verweis darauf, dass aber ja in Hamburg ein Polizist Hakenkreuze auf WhatsApp verschickt hat. Ebenso braucht es in dem Moment keinen Ruf nach „rechts ist aber schlimmer“, das hilft dem getroffenen Gerade auch null.

Andersrum genauso, wenn es um rechte Gewalt geht, Mord, morddrohungen, Nötigungen, versandte Stricke für die Neugeborenen etc., dann ist das zweifelsfrei zu verurteilen und braucht vieles - aber nicht die hufeisentheorie und den erst besten Ruf nach „aber in Connewitz sind die Linken gefährlicher“.

qbz 05.02.2021 11:23

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1582776)
.....
Gibt es übrigens auch abgesagte Linke Veranstaltungen wegen rechter Drohungen? Mein Eindruck ist, die Rechten drohen eher Einzelpersonen - ist eine andere, um nichts weniger verwerfliche Methode.

Die Bedrohung von Politikern bis zum Mord ist eigentlich nur die Spitze des Eisberges. Auch der Lübkemörder hat Jahre vorher einem Ausländer das Messer von hinten in den Rücken gerammt. Die alltäglichen Opfer sehen sich Übergriffen im öffentliche Raum ausgesetzt oder erhalten Drohmails.

„Rechte Gewalt zeichnet sich durch die Opferauswahl aus“, erklärt Heike Kleffner, Geschäftsführerin des Verbands der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt (VBRG e.V.). „Angegriffen werden Menschen unter anderem aufgrund ihrer realen oder vermeintlichen Herkunft, Religionszugehörigkeit, sexueller Orientierung oder ihres gesellschaftlichen Status, zum Beispiel, weil sie Geflüchtete sind oder weil sie Frauen sind, die ein Kopftuch tragen, oder weil sie als sogenannte politische Gegner*innen wahrgenommen werden – zum Beispiel aktive Gewerkschafter*innen ebenso wie junge Antifaschist*innen.“ Zudem zeichne sich rechte Gewalt durch ein weiteres Spezifikum aus, „dass die Tat als Botschaft fungiert“, fügt Kleffner hinzu. „Getroffen oder angegriffen wird eine Person stellvertretend für eine abgewertete Gruppe wie etwa Geflüchtete und die mit der Tat verbundene rassistische Botschaft richtet sich an eine ganze Community.“
https://www.der-paritaetische.de/blo...ewalt-im-kiez/

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1582776)
Hierzu könnte ich auch vieles Kommentieren. Nur zwei Sachen: "Wir lassen uns nicht spalten" suggeriert mir das Bild einer (gewüschten) Einheit aller Menschen - das Gegenteil von Vielfalt und Wettstreit von Ideen. Keine gute Basis für konstruktiven Diskurs.
....

Wenn dieser Satz aus dem Umfeld einer antirassistischen Protestdemo und junger Verdi Gewerkschafter kommt, ist damit wohl gemeint, wir lassen uns nicht in Deutsche, Migranten, Juden, Araber, Afrikaner, Weisse usf. aufspalten.

Kälteidiot 05.02.2021 11:29

Zitat:

Zitat von noam (Beitrag 1582789)
Ist ja Winter, da sehe ich dir in Anbetracht deines Nicks deine Fehlbeurteilung nach. Wenn du meine Postings gelesen und verstanden hättest, dann würdest du merken, dass ich eine Abwägung zwischen links und rechts als unzulässig betrachte, da beides im Sinne einer Demokratie nicht erstrebenswerte Endpunkte in die eine oder andere Richtung sind.

Zudem habe ich gar keine Angst vor einer Diktatur in Deutschland, da ich großes Vertrauen darauf habe, dass wir ein so hohes Bildungsniveau und historisches Verantwortungsbewusstsein haben, so etwas zu verhindern.

nun ich schrieb ja "mir scheint" und "deutlich mehr Angst vor" Aber ich hoffe natürlich, dass du mit deinem letzen Satz recht behältst.




Zitat:

Alleine Merz und Lindner in der gleichen Aufzählung zu verorten wie Höcke, ist schon ein starkes Stück. Zu dem denke ich, dass es politisch deutlich mehr und wichtigere Themen gibt, als die politische Position von "Einzelpersonen", da wir in D immernoch Parteien und Parteiprogramme wählen und nicht deren Protagonisten. Ich glaube tatsächlich, dass man mit linker Sozialpolitik (also dem Beseitigen von sozialer Ungerechtigkeit) bei gleichermaßen liberaler Wirtschaftspolitk ("Arbeit / Investition muss sich lohnen") sehr viel Dynamik aus der Extremisisierung nehmen kann.
Stimmt ich hätte natürlich auch CDU/CSU, FDP und AFD schreiben können. Auch ich hab meine Befürchtungen, und ich befürchte eben, dass die drei Herren inclusive ihrer Parteien eine solche Regierungskoalition durchführen würden. In welcher Art auch immer.

Sicher gibt es immer wichtigere Themen. Ist also kein Argument.

Aber auch hier stimme ich dir im letzten Absatz zu. Und muss zugeben, ich hatte deine Position anders eingeschätzt.

Aber auch von mir danke an dich für deine Innenansicht als Polizist.

JENS-KLEVE 05.02.2021 11:46

Zitat:

Zitat von Estebban (Beitrag 1582793)

Mir persönlich wäre folgender Schluss wichtig. Wenn in Frankfurt ein Demonstrant einen Stein auf einen Zug Polizisten wirft, ist das absolut und ohne Diskussion zu verurteilen - es braucht auch keinen Verweis darauf, dass aber ja in Hamburg ein Polizist Hakenkreuze auf WhatsApp verschickt hat. Ebenso braucht es in dem Moment keinen Ruf nach „rechts ist aber schlimmer“, das hilft dem getroffenen Gerade auch null.

Andersrum genauso, wenn es um rechte Gewalt geht, Mord, morddrohungen, Nötigungen, versandte Stricke für die Neugeborenen etc., dann ist das zweifelsfrei zu verurteilen und braucht vieles - aber nicht die hufeisentheorie und den erst besten Ruf nach „aber in Connewitz sind die Linken gefährlicher“.

Eigentlich ein schönes Schlusswort

noam 05.02.2021 12:39

Zitat:

Zitat von Estebban (Beitrag 1582793)
Alles gut - ich würde behaupten, ich verstehe absolut deinen Punkt. Wir können uns jetzt noch 8 mal im Kreis drehen, warum ich am Ende zu einem anderen Schluss komme und rechter Gewalt eine größere Gefahr beimesse als linker Gewalt (zumindest in aktueller Qualität und Quantität), aber wir müssen ja auch am Ende nicht zwangsläufig exakt der gleichen Meinung sein.

Mir persönlich wäre folgender Schluss wichtig. Wenn in Frankfurt ein Demonstrant einen Stein auf einen Zug Polizisten wirft, ist das absolut und ohne Diskussion zu verurteilen - es braucht auch keinen Verweis darauf, dass aber ja in Hamburg ein Polizist Hakenkreuze auf WhatsApp verschickt hat. Ebenso braucht es in dem Moment keinen Ruf nach „rechts ist aber schlimmer“, das hilft dem getroffenen Gerade auch null.

Andersrum genauso, wenn es um rechte Gewalt geht, Mord, morddrohungen, Nötigungen, versandte Stricke für die Neugeborenen etc., dann ist das zweifelsfrei zu verurteilen und braucht vieles - aber nicht die hufeisentheorie und den erst besten Ruf nach „aber in Connewitz sind die Linken gefährlicher“.

Ich denke, dass kann man nur unterstützen und ich freue mich, dass wir trotz unserer Differenzen weg von den persönlichen Angriffen und doch noch zu einem guten Austausch gekommen sind.

Estebban 05.02.2021 12:44

Dann möchte ich noch einmal für die persönlichen Angriffe mit denen ich über das Ziel hinausgeschossen bin um Verzeihung bitten!

Schwarzfahrer 05.02.2021 13:48

Zitat:

Zitat von Estebban (Beitrag 1582783)
Also zusammengefasst. Höcke ist dir zuweist rechts, lindner und merz ist ok, Grün, SPD, Linke alle undenkbar. Und du wirfst anderen einen „Zoom-Effekt“ vor? Spannend...

Wo schrieb ich, daß Grün, SPD und Linke undenkbar wären? Mir ist halt bei dem aktuellen Angebot Merz und Lindner lieber, bzw. das kleinere Übel. Ansonsten haben die meisten Parteiprogramme einzelne Themen im Angebot, wo ich mitgehen kann (Wahlomat gibt regelmäßig über 75 % Zustimmung für die meisten Parteien.) Es geht um Priorisierung, nicht um Ausschluss (im Gegensatz zu z.B. Höcke oder MLPD - gibt es die noch überhaupt?).

Zitat:

Zitat von Roini (Beitrag 1582790)
Eventuell tue ich dir da Unrecht oder habe eine falsche Wahrnehmung. Wenn ich mir aber deine bisherigen Beiträge zu dem Thema durchlese komme ich persönlich zu der Schlussfolgerung, dass du ganz klar "gegen links" bist :Blumen:

Ja, es ist zu vereinfacht. Viele Linke Anliegen finde ich im Prinzip in Ordnung, gerade was soziale Gerechtigkeit in Form von Sicherstellung von Chancengleichheit, solidarische Hilfen für die, die es alleine nicht schaffen, viele Bildungsthemen, Umweltschutz, u.a.m. Habe bis vor gut 10 Jahren nur SPD oder Grün gewählt. Seither schreckt mich aber zunehmend die Verschiebung linker Themen hin zu Ergebnisgleichheit statt Chancengleichheit, Überbetonung von Minderheitenthemen und damit Verlust des Fokus auf die Mehrheit der Gesellschaft, und ein zunehmender Hang zu "mehr Staat" und mehr Kollektivismus. Für diese Richtung bin ich zu sehr Anhänger von liberalen Prinzipien der Priorisierung von Eigenverantwortung des Individuums und gegen das Abtreten der Verantwortung an den Staat. Ich bin also nicht grundsätzlich gegen Links, aber sehr wohl gegen viele Schwerpunkte, die (nicht nur) linke Parteien in den letzten Jahren in Deutschland gesetzt haben. Ich bin mir bewußt, daß meine Position aktuell keine Mehrheit findet, und auch in anderen Parteien nur partiell vertreten ist - das ist aber kein Grund, von meinen Überzeugungen, was ich für richtig halte, abzurücken. Sicher ändert sich die Sicht auch mit dem Alter, da sich Prioritäten verschieben - ist bei mir auf jeden Fall geschehen, denke ich.

keko# 05.02.2021 14:40

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1582852)
...
Ja, es ist zu vereinfacht. Viele Linke Anliegen finde ich im Prinzip in Ordnung, gerade was soziale Gerechtigkeit in Form von Sicherstellung von Chancengleichheit, solidarische Hilfen für die, die es alleine nicht schaffen, viele Bildungsthemen, Umweltschutz, u.a.m. Habe bis vor gut 10 Jahren nur SPD oder Grün gewählt. Seither schreckt mich aber zunehmend die Verschiebung linker Themen hin zu Ergebnisgleichheit statt Chancengleichheit, Überbetonung von Minderheitenthemen und damit Verlust des Fokus auf die Mehrheit der Gesellschaft, und ein zunehmender Hang zu "mehr Staat" und mehr Kollektivismus. ...

Das sind Entwicklungen, die in vielen europäischen Staaten parallel laufen. Die "Schwäche" des linken (elitären) Liberalismus wird in Büchern schon lange erörtert (fern vom Kopp-Verlag) und selbst gelegentlich in betroffenen Medien wie ZEIT und SPIEGEL. Unschöne Auswirkungen waren z.B. die Wahl von Trump, nicht zuletzt durch Minderheiten oder sozial Schwache, also den eher linken und liberalen Wählern, die aber müde von immergleichen linken Versprechungen geworden sind, die sich nicht erfüllt haben.
Hoffnungsvoll stimmt mich die aktuelle Jugend, die gewöhnt ist geschickt und schnell mit den neuen Medien umzugehen und so die Entscheidungsträgern unter Druck setzen können. FFF war da ein gutes Beispiel. Ich denke, da kommt in Zukunft noch viel mehr und völlig neue Dinge. Von den Menschen 50+ darf man kaum auf etwas hoffen ;-)

feinkost 05.02.2021 18:01

Zitat:

Zitat von Estebban (Beitrag 1582609)
Deutschland hat 500.000 Sinti und Roma in wenigen Jahren abgeschlachtet.

Ein bisschen undefiniert oder? Oder meinst Du jetzt alle Deutschen welche in den wenigen Jahren in Deutschland gelebt haben?
Da tust Du aber denen Unrecht welche im Widerstand gelebt und nach Entdeckung gestorben sind. Ich bin froh nicht in dieser Zeit in Europa gelebt zu haben. Aber es gibt ja immer wieder Personen so wie Du, die als Ewiggestrige die Moralkeule schwingen.
Ich ziehe mir den Schuh nicht an, da man mir keine Verfehlung anhängen kann, die Gnade der späten Geburt.
Ich freue mich aber immer wieder darüber, das speziell Personen aus dem linken Spektrum aktive Vergangenheitsbewältigung betreiben und Namen von Unliebsamen Personen ausradieren wollen. Stichwort Hindenburg, so kann man auch versuchen eine weisse Weste zu bekommen. [/quote]

Achso, die Worte Neger und Zigeuner habe ich nicht verwendet, lies noch einmal meinen Text.

Estebban 05.02.2021 18:09

Zitat:

Zitat von feinkost (Beitrag 1582910)
Ein bisschen undefiniert oder? Oder meinst Du jetzt alle Deutschen welche in den wenigen Jahren in Deutschland gelebt haben?
Da tust Du aber denen Unrecht welche im Widerstand gelebt und nach Entdeckung gestorben sind. Ich bin froh nicht in dieser Zeit in Europa gelebt zu haben. Aber es gibt ja immer wieder Personen so wie Du, die als Ewiggestrige die Moralkeule schwingen.
Ich ziehe mir den Schuh nicht an, da man mir keine Verfehlung anhängen kann, die Gnade der späten Geburt.
Ich freue mich aber immer wieder darüber, das speziell Personen aus dem linken Spektrum aktive Vergangenheitsbewältigung betreiben und Namen von Unliebsamen Personen ausradieren wollen. Stichwort Hindenburg, so kann man auch versuchen eine weisse Weste zu bekommen.

Achso, die Worte Neger und Zigeuner habe ich nicht verwendet, lies noch einmal meinen Text.[/quote]

Klar, alle im Widerstand gewesen, mehr als die 20 Hansels die man in Nürnberg verknackt hat gabs nicht, Mitläufer und stille profiteure auch nicht. Wer kennt sie nicht, die Millionen der weißen Rose, da wärst du sicher vorne mit dabei gewesen.
Zu Hindenburgs Rolle gibt es genug Historiker, die sich mit ihm auseinandergesetzt haben - außer ein hessischer Lehrer aus dem thüringischen Landtag sind sich wohl alle einig, dass er niemand ist, den man auf einen Sockel stellen sollte.

Dein Beitrag ist so fernab jeder Realität, dass eigentlich jedes Wort verschwendet ist. An alle, die ihn schon auf der ignoreliste haben, Sorry fürs Zitat, ich schließe mich dann mal an...

noam 05.02.2021 21:28

Zitat:

"Und auf diesem Sockel sehen wir nun in den letzten fünf Jahren eine Radikalisierung innerhalb der Gewalt", also extremere und mehr Taten von einer gleichbleibenden Gruppe von Tätern. "Die Befürchtung innerhalb unserer Kollegenkreise war schon länger, dass wir mit einer Radikalisierung und auch Zunahme von Anschlägen und Terrorattentaten rechnen müssen", sagt Decker und verweist auf den Anschlag von Hanau im Februar 2020.

https://www.zeit.de/gesellschaft/zei...rona-krise-afd


Deckt sich mit meiner Meinung, dass der Rechtsruck vor allem in der Öffentlichkeit durch die Steigerung der Gewalt und weniger in den Köpfen stattgefunden hat.


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