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Faton 05.10.2016 15:34

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1261242)
In (meinem) bisherigen sozialen Engagement kann ich persönlich kein Wirken von Gott erkennen. Wer es tut, sich sozial engagiert, macht es in meinen Augen aus rein diesseitigen Bedürfnissen heraus und je genauer er diese und sich kennt, umso besser vermag er anderen und der Umwelt zu helfen in der Regel.

Natürlich geht es beim sozialen Engagement um diesseitige Bedürfnisse, volle Zustimmung. (Beim Glauben an ein Jenseits bin ich im übrigen auch ein Zweifler und behalte mir vor dahingehend noch eine Weile unentschlossen zu bleiben).
Da es dir bei deinem sozialen Engagement aber nicht nur um deine eigenen Bedürfnisse (z.B. Selbstbestätigung, finanzielle Vorteile) sondern auch/insbesondere um das Wohl anderer geht, schwingt da meiner Ansicht nach doch ein gesundes Maß an Nächstenliebe mit. Nach meiner Auffassung "Gott ist die Liebe" handelt es sich demnach doch um ein ganz alltägliches Beispiel wie Gott/ die Liebe wirkt.


Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1261242)
Die Theologin Jutta Ranke-Heinemann fragte sich, wie man von einem Gott der Liebe sprechen könne, der seinen Sohn am Kreuz sterben lässt: "Eine blutige Erlösung am Kreuz ist eine heidnische Menschenopferreligion nach religiösem Steinzeitmuster."

Ich bin thelogisch gesehen kein Profi, aber die Liebe kommt meiner Lesart nach in dem Moment wieder ins Spiel, in dem der Gekreuzigte selbst nicht auf Rache aus ist, sondern die Sünde der Täter auf sich nimmt. Damit wären wir dann bei der Vergebung, die zum komplexesten Teil der Liebe gehört. Wenn ich sage ich glaube an die Liebe muss ich gleichzeitig sagen ich bin ein echter Fan von Vergebung. Vergebung hätte auch in unserer Welt die Power um Wunder zu bewirken... wenn wir/ die verantwortlichen in der Welt ihr eine Chance gäben ;)

Das zeigt auch, dass ich Gott/ die Liebe nicht für allmächtig halte im Sinne "Er/ Sie kann zu jeder Zeit nach belieben Wunder wirken". Das geht aus meiner Sicht auch deshalb nicht, weil Er/Sie ja nicht als Wesen existiert und frei nach Laune die Geschicke der Dinge besimmt. Aber es gibt die Liebe in uns allen. Das, was sie bewirken kann verstehe ich eher als Potential, denn als Allmacht.

qbz 05.10.2016 18:18

Zitat:

Zitat von Faton (Beitrag 1261276)
.....
Da es dir bei deinem sozialen Engagement aber nicht nur um deine eigenen Bedürfnisse (z.B. Selbstbestätigung, finanzielle Vorteile) sondern auch/insbesondere um das Wohl anderer geht, schwingt da meiner Ansicht nach doch ein gesundes Maß an Nächstenliebe mit. Nach meiner Auffassung "Gott ist die Liebe" handelt es sich demnach doch um ein ganz alltägliches Beispiel wie Gott/ die Liebe wirkt.
.......

Soweit ich Dich richtig verstehe, bezeichnest Du Eigenschaften des Menschen, wie seine Nächstenliebe, als Beispiele für das Wirken von Gott. D.h. bei einem Narzissten, wo die Selbstliebe in der Persönlichkeit dominiert, würde die Nächstenliebe (Gott) fehlen, bei einem Altruisten (Selbstlose Persönlichkeit), hingegen die Nächstenliebe (Gott) vorherrschen. "Gott ist die Liebe" definiert Gott also durch die Art der Beziehung zwischen den Menschen. Meine Kritik an dem Konzept wäre, dass die Verhältnisse der Menschen und ihr soziales Handeln weitgehend durch wirtschaftliche Zwänge objektiv, unabhängig vom freien Willen einzelner regelhaft bestimmt sind.

Nachdenkenswert finde ich auch, was Freud kulturkritisch über die Nächstenliebe schreibt, aus ganz anderem Blickwinkel:
"Das Gebot »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst« ist die stärkste Abwehr der menschlichen Aggression und ein ausgezeichnetes Beispiel für das unpsychologische Vorgehen des Kultur-Über-Ichs. Das Gebot ist undurchführbar; eine so großartige Inflation der Liebe kann nur deren Wert herabsetzen, nicht die Not beseitigen. Die Kultur vernachlässigt all das; sie mahnt nur, je schwerer die Befolgung der Vorschrift ist, desto verdienstvoller ist sie. Allein wer in der gegenwärtigen Kultur eine solche Vorschrift einhält, setzt sich nur in Nachteil gegen den, der sich über sie hinaussetzt. Wie gewaltig muß das Kulturhindernis der Aggression sein, wenn die Abwehr derselben ebenso unglücklich machen kann wie die Aggression selbst! Die sogenannte natürliche Ethik hat hier nichts zu bieten außer der narzißtischen Befriedigung, sich für besser halten zu dürfen, als die anderen sind. Die Ethik, die sich an die Religion anlehnt, läßt hier ihre Versprechungen eines besseren Jenseits eingreifen. Ich meine, solange sich die Tugend nicht schon auf Erden lohnt, wird die Ethik vergeblich predigen. Es scheint auch mir unzweifelhaft, daß eine reale Veränderung in den Beziehungen der Menschen zum Besitz hier mehr Abhilfe bringen wird als jedes ethische Gebot; "
Unbehagen in der Kultur

Zitat:

Zitat von Faton (Beitrag 1261276)
Ich bin thelogisch gesehen kein Profi, aber die Liebe kommt meiner Lesart nach in dem Moment wieder ins Spiel, in dem der Gekreuzigte selbst nicht auf Rache aus ist, sondern die Sünde der Täter auf sich nimmt. Damit wären wir dann bei der Vergebung, die zum komplexesten Teil der Liebe gehört. Wenn ich sage ich glaube an die Liebe muss ich gleichzeitig sagen ich bin ein echter Fan von Vergebung. Vergebung hätte auch in unserer Welt die Power um Wunder zu bewirken... wenn wir/ die verantwortlichen in der Welt ihr eine Chance gäben ;)

Das zeigt auch, dass ich Gott/ die Liebe nicht für allmächtig halte im Sinne "Er/ Sie kann zu jeder Zeit nach belieben Wunder wirken". Das geht aus meiner Sicht auch deshalb nicht, weil Er/Sie ja nicht als Wesen existiert und frei nach Laune die Geschicke der Dinge besimmt. Aber es gibt die Liebe in uns allen. Das, was sie bewirken kann verstehe ich eher als Potential, denn als Allmacht.

Danke für Deine Ausführungen. Weshalb geben die Verantwortlichen in der Welt der Vergebung und der Nächstenliebe keine Chance? Ist die menschliche Natur zu egoistisch, zu narzisstisch?

Klugschnacker 05.10.2016 23:02

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1261218)
Glauben hat für mich die Bedeutung: von der Wahrheit einer Sache überzeugt zu sein.

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1261237)
Bei mir ist das z.B. nicht so.

Zitat:

Zitat von maotzedong (Beitrag 1261240)
Ist bspw. auch nicht meine Ansicht.

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1261229)
Die Frage ist doch eher, was machst du mit dem Menschen die das gar nicht interessiert?

Ich denke, dass zumindest die großen Weltreligionen des Christentums, des Islams und des Judentums sehr wohl der Ansicht sind, ihre jeweiliger Glaube sei wahr. Ihre Theologen studieren den Glauben auf Universitäten, sie legen Prüfungen ab, Geistliche brüten jahrelang über Detailfragen und Verfassen theologische Aufsätze für Fachzeitschriften. Sie haben anders denkende Kollegen teilweise umbringen lassen, als das noch möglich war. In Deutschland verlor die Theologieprofessorin Uta Ranke-Heinemann ihren Lehrstuhl, weil sie behauptete, die Unversehrtheit von Marias Jungfernhäutchen sei im übertragenen Sinne zu verstehen. Und so weiter.

Daraus schließe ich, dass hier durchaus der Anspruch auf eine Wahrheit besteht. Und diesen Anspruch finde ich auch richtig. Es wäre ja noch schöner, wenn die Religionen den Menschen teils sehr drastische Einschränkungen und Strafen auferlegen, und gleichzeitig erklärten, ob ihr Glaube wahr ist, interessiere sie nicht.

Das muss man sich mal plastisch ausmalen! Schaut mal auf eine mit dem Christentum verwandte Religion, den Islam. Da fällt ein kritischer Blick vielleicht leichter als bei der eigenen Religion. Dort wird in manchen Ländern der Abfall von Glauben mit dem Tode bestraft. Gleichgeschlechtlich liebende Männer werden an Baukränen aufgehängt und tagelang hängen gelassen. Der unzeitige Verlust eines Jungfernhäutchens kann ein soziales Leben zerstören; es gibt Chirurgen, die auf die Rekonstruktion des Jungfernhäutchens spezialisiert sind. Raif Badawi wird, wenn es nach dem Willen seiner Richter geht, vor unseren Augen mit Stöcken totgeschlagen, immer freitags vor der Moschee.

Im orthodoxen Judentum studieren junge Männer 10 Jahre lang die Tora, während ihre Frauen mit Mitte 20 bereits ihr zehntes Kind bekommen. Verhütung ist verboten. Demokratie wird strikt abgelehnt, da nur die Gebote Gottes legitime Gesetze darstellen können. Millionen von Juden starben aufgrund ihres Glaubensbekenntnisses allein in der jüngsten Geschichte.

Geht es da nicht zu weit, wenn man die Überzeugung von der Wahrheit eines Glaubens zur Nebensache erklärt? Für mich ist das ein sehr schwieriger Gedanke.

Grüße,
Arne

maotzedong 05.10.2016 23:10

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1261466)
Ich denke, dass zumindest die großen Weltreligionen des Christentums, des Islams und des Judentums sehr wohl der Ansicht sind, ihre jeweiliger Glaube sei wahr.

Ihre Theologen studieren den Glauben auf Universitäten, sie legen Prüfungen ab, Geistliche brüten jahrelang über Detailfragen und Verfassen theologische Aufsätze für Fachzeitschriften.

Geht es da nicht zu weit, wenn man die Überzeugung von der Wahrheit eines Glaubens zur Nebensache erklärt? Für mich ist das ein sehr schwieriger Gedanke.

Grüße,
Arne



Sie legen auch Prüfungen in der Systemtischen Theologie ab. Hierbei geht es um die kritische Reflexion des Glaubens und der Glaubensinhalte. Allein in diesem Fachbereich ist es üblich mehrmals den eigenen Glauben zu hinterfragen und die Richtigkeit der Texte anzuzweifeln.


Deine Beispiele sind zuhauf Beispiele der katholischen Kirche (deren Ansichten ich zum größten Teil auch für mittelalterlich halte :Blumen: ).

zappa 05.10.2016 23:37

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1261466)
Das muss man sich mal plastisch ausmalen! Schaut mal auf eine mit dem Christentum verwandte Religion, den Islam. Da fällt ein kritischer Blick vielleicht leichter als bei der eigenen Religion. Dort wird in manchen Ländern der Abfall von Glauben mit dem Tode bestraft. Gleichgeschlechtlich liebende Männer werden an Baukränen aufgehängt und tagelang hängen gelassen.

Was ist denn, Bitteschön, die "eigene" Religion?

Und: Den Islam gibt es auch bei "uns". Und da passiert das wohl eher selten ...

Es ist demzufolge auch, wenn nicht sogar eher, eine Frage des Entwicklungsniveaus des Landes und nicht allein der Religion, ob so etwas passiert, auch wenn die Wurzeln religiös sind.

LidlRacer 05.10.2016 23:51

Zitat:

Zitat von zappa (Beitrag 1261479)
Was ist denn, Bitteschön, die "eigene" Religion?

Hast Du mehrere?

zappa 06.10.2016 00:12

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1261482)
Hast Du mehrere?

"Haben" gar nicht, kennen recht viel.

MattF 06.10.2016 08:01

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1261466)

Geht es da nicht zu weit, wenn man die Überzeugung von der Wahrheit eines Glaubens zur Nebensache erklärt? Für mich ist das ein sehr schwieriger Gedanke.

Grüße,
Arne


Für dich ist doch Religion eh nicht wahr. Also ich kann nicht nachvollziehen was dich da bedrückt.

Klugschnacker 06.10.2016 08:07

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1261537)
Für dich ist doch Religion eh nicht wahr. Also ich kann nicht nachvollziehen was dich da bedrückt.

Gott existiert nicht, zumindest hat er keine Auswirkungen auf die Welt. Die Religionen existieren jedoch zweifellos, und ihre Auswirkungen auf die Welt können einen durchaus bedrücken.

Kannst Du das nachvollziehen? Mir scheint (ich kann mich irren), dass es vielen Menschen so geht wie mir.

Vicky 06.10.2016 08:12

Zitat:

Zitat von zappa (Beitrag 1261479)
Was ist denn, Bitteschön, die "eigene" Religion?

Und: Den Islam gibt es auch bei "uns". Und da passiert das wohl eher selten ...

Es ist demzufolge auch, wenn nicht sogar eher, eine Frage des Entwicklungsniveaus des Landes und nicht allein der Religion, ob so etwas passiert, auch wenn die Wurzeln religiös sind.

Das klingt ein bisschen nach "Out of sight out of mind". Ich stimme Dir zu, dass Religionen sich entwickeln. Aber kann man denn als westeuropäischer Gläubiger einer Religion X guten Gewissens sagen... "Ach in dem Land X ist meine Religion die Hauptreligion und dort hängen sie Leute auf. So ist das eben... " ? Es handelt sich doch um den gleichen Glauben? Es ist die gleiche Religion, die doch die Menschen... nun ja... eigentlich vereinen sollte.

Sorry, aber das scheint mir ein Widerspruch zu sein. Wenn sich Religion entwickelt, so sollte deren Träger die Entwicklung auch mittragen.

Ich lasse hier ganz bewusst die wirtschaftliche Betrachtung und die Folgen des Eingriffs der "westlichen Welt" mal außen vor. Diese spielen sicherlich eine große Rolle. Hier geht es erst einmal um die Frage der Religionen.

maotzedong 06.10.2016 08:21

Zitat:

Zitat von Vicky (Beitrag 1261547)
Das klingt ein bisschen nach "Out of sight out of mind".


Dann sollte man sich mit der Religion auskennen und unterscheiden. Verkörpert der Machthaber die Religion, oder benutzt er sie nur ?

Bspw. Islam. Ich war letztes Jahr in der Moschee bei uns in der Stadt. Es kamen interessante Gespräche dabei raus. Eine Hauptaussage war, Allah ist Friede. Das was teilweise gemacht wird ist nicht der Islam.

So, kann man sich wieder seine eigene Meinung bilden was man davon halten mag.

Genauso bei der Diskussion hier. Hier sind alle Christen Katholiken und glauben, dass das Jungfernhäutchen nicht im übertragenen Sinne zu verstehen sei. Meiner Meinung nach wird hier in zweierlei Maß gemessen :Blumen:

Faton 06.10.2016 08:39

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1261347)
Danke für Deine Ausführungen. Weshalb geben die Verantwortlichen in der Welt der Vergebung und der Nächstenliebe keine Chance? Ist die menschliche Natur zu egoistisch, zu narzisstisch?

Ich stimme zu dass der Mensch auch egoistisch und narzisstisch ist. Die Beurteilung der Frage, ob er zu egoistisch und narzisstisch ist, also ob diese Eigentschaften gegenüber den "guten" Wesensmerkmalen überwiegen, würde ich in der Gesamtbetrachtung auf die Welt allerdings verneinen. Da bin ich zu sehr Optimist und sehe, dass unser Zusammenleben in weiten Teilen doch recht gut funktioniert. Dass bei Betrachtung der Individuen das Verhältnis "guter" und "schlechter" Eigenschaften auch mal (z.T. auch gehörig) aus den Fugen gerät, gehört dazu.

keko# 06.10.2016 08:47

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1261466)

Geht es da nicht zu weit, wenn man die Überzeugung von der Wahrheit eines Glaubens zur Nebensache erklärt? Für mich ist das ein sehr schwieriger Gedanke.

Grüße,
Arne

Ich denke, du gehst auch zu weit, wenn du ständig nach der Wahrheit in der Religion suchst. Vielleicht solltest du mal definieren, was du unter Wahrheit verstehst. Ich vermute, es sind für dich bloß verifizierbare Dinge, Tatsachen?

zappa 06.10.2016 08:54

Zitat:

Zitat von Vicky (Beitrag 1261547)
Das klingt ein bisschen nach "Out of sight out of mind". Ich stimme Dir zu, dass Religionen sich entwickeln. Aber kann man denn als westeuropäischer Gläubiger einer Religion X guten Gewissens sagen... "Ach in dem Land X ist meine Religion die Hauptreligion und dort hängen sie Leute auf. So ist das eben... " ? Es handelt sich doch um den gleichen Glauben? Es ist die gleiche Religion, die doch die Menschen... nun ja... eigentlich vereinen sollte.

Nein, das will ich nicht sagen, auch wenn es tatsächlich noch weiter weg von meinem "circle of influence" ist.

Was ich ausdrücken wollte ist: Nicht allein "der Islam" ist für die von Klugschnacker beschriebenen Greueltaten verantwortlich, sondern auch das politische System in dem diese Form des Islam stattfindet.

Das gilt für alle Zusammenhänge von Religion in und durch politische Systeme.

Klugschnacker und Jörn sind sehr virtuos im Nennen von Beispielen und dem pauschalen Schlussfolgern auf die Gesamtheit. Es gibt viele, auch friedliche Ausprägungen des Islam, ebenso wie der christlichen und aller anderen Religionen. Es ist eben ein sehr differenziertes Bild, bei dem schwarz-weiß Argumentationen zwar plakativ wirken, aber der Realität nicht gerecht werden.

keko# 06.10.2016 09:10

Zitat:

Zitat von zappa (Beitrag 1261577)
Was ich ausdrücken wollte ist: Nicht allein "der Islam" ist für die von Klugschnacker beschriebenen Greueltaten verantwortlich, sondern auch das politische System in dem diese Form des Islam stattfindet.

Das gilt für alle Zusammenhänge von Religion in und durch politische Systeme.

Klugschnacker und Jörn sind sehr virtuos im Nennen von Beispielen und dem pauschalen Schlussfolgern auf die Gesamtheit. Es gibt viele, auch friedliche Ausprägungen des Islam, ebenso wie der christlichen und aller anderen Religionen. Es ist eben ein sehr differenziertes Bild, bei dem schwarz-weiß Argumentationen zwar plakativ wirken, aber der Realität nicht gerecht werden.

Kaum etwas lässt sich für eigene Zwecke so schön missbrauchen wie Religionen. Meine Frau sagt immer, Religionen seien nur dafür erfunden worden. Zweck einer jeden Religion sei die Manipulation und Einnahme von Menschen :dresche

phonofreund 06.10.2016 09:11

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1261541)
Gott existiert nicht, zumindest hat er keine Auswirkungen auf die Welt. Die Religionen existieren jedoch zweifellos, und ihre Auswirkungen auf die Welt können einen durchaus bedrücken.

Kannst Du das nachvollziehen? Mir scheint (ich kann mich irren), dass es vielen Menschen so geht wie mir.

Damit ist alles gesagt +1

Klugschnacker 06.10.2016 09:55

Zitat:

Zitat von Faton (Beitrag 1261566)
Ich stimme zu dass der Mensch auch egoistisch und narzisstisch ist. Die Beurteilung der Frage, ob er zu egoistisch und narzisstisch ist, also ob diese Eigentschaften gegenüber den "guten" Wesensmerkmalen überwiegen, würde ich in der Gesamtbetrachtung auf die Welt allerdings verneinen. Da bin ich zu sehr Optimist und sehe, dass unser Zusammenleben in weiten Teilen doch recht gut funktioniert. Dass bei Betrachtung der Individuen das Verhältnis "guter" und "schlechter" Eigenschaften auch mal (z.T. auch gehörig) aus den Fugen gerät, gehört dazu.

Was wir als gut und als schlecht empfinden, beurteilen wir von einem gedachten "Mittelwert" aus. Beispielsweise ist ein gewisses Maß an Egoismus gut und lebensnotwendig, ebenso ein gewisses Maß an Kooperationsbereitschaft. Aber was darüber hinaus geht, halten wir für schlecht. Diese Mittellage ist das Ergebnis einer genetischen und kulturellen Evolution. Sie hat sich über natürliche Prozesse zwangsläufig herausgebildet.

Ich stimme Dir in Deinen Grundgedanken weitgehend zu. Ein Unterschied besteht zwischen unseren Positionen in den Ursachen, die Du für die Existenz der Liebe siehst. Du hältst sie, wenn ich Dich richtig verstehe, für das Wirken eines Gottes. Ich begreife die Liebe als psychisches, für bewusste Wesen sehr reales Phänomen, das sich im Rahmen der genetischen und kulturellen Evolution entwickelt hat.

Falls Du Gott nicht als Urheber der Liebe siehst, sondern ihn mit der Liebe identifizierst, wäre das ein Gottesbegriff, mit dem ich gut leben könnte. Freilich ohne die zusätzlichen Mystifizierungen der etablierten Religionen.
:Blumen:

Klugschnacker 06.10.2016 10:29

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1261574)
Ich denke, du gehst auch zu weit, wenn du ständig nach der Wahrheit in der Religion suchst. Vielleicht solltest du mal definieren, was du unter Wahrheit verstehst. Ich vermute, es sind für dich bloß verifizierbare Dinge, Tatsachen?

Das ist ein Missverständnis. Ich sehe mich auf der Seite derer, die definitiv nicht in den Religionen nach Wahrheiten suchen. Ich suche die Wahrheit ebenso wenig in der Theologie wie in der Astrologie.

Ich weiß nicht, was die Wahrheit ist. Woher sollte ich das auch wissen? Ich weiß es ebenso wenig wie Du oder der Papst, bilde es mir aber auch nicht ein. Ich weiß nicht, was wahr ist, doch ich akzeptiere eine Methode, mit der sich herausfinden lässt, was falsch ist.

Ist die Erde der Mittelpunkt des Universums? Nein, denn das Universum hat keinen Mittelpunkt. Flog Mohammed auf einem geflügelten Pferd nach Mekka? Nein, denn es gibt keine geflügelten Pferde. Machte Josua die Stadt Jericho platt? Nein, da hat sich der Autor um ein paar Jahrhunderte vertan. Muss die Welt einen ersten Beweger gehabt haben? Wir wissen es nicht, doch die Sache mit Ursache und Wirkung scheint nicht so einfach zu sein, wie wir dachten.

Man kann freilich jede objektivierende Methode ablehnen oder für unzureichend erklären. Die Wirklichkeit der Welt muss nicht dort enden, wo unsere wissenschaftlichen Methoden enden (wir suchen jedoch seit Jahrhunderten vergeblich nach einem Beispiel dafür). Jedoch: Niemanden kann man leichter täuschen als sich selbst. Deswegen sollte man meiner unmaßgeblichen Meinung nach die eigene Selbsterfahrung nicht für eine Erkenntnis über die tatsächliche Welt halten.
:Blumen:

qbz 06.10.2016 10:33

Zitat:

Zitat von Faton (Beitrag 1261566)
Ich stimme zu dass der Mensch auch egoistisch und narzisstisch ist. Die Beurteilung der Frage, ob er zu egoistisch und narzisstisch ist, also ob diese Eigentschaften gegenüber den "guten" Wesensmerkmalen überwiegen, würde ich in der Gesamtbetrachtung auf die Welt allerdings verneinen. Da bin ich zu sehr Optimist und sehe, dass unser Zusammenleben in weiten Teilen doch recht gut funktioniert. Dass bei Betrachtung der Individuen das Verhältnis "guter" und "schlechter" Eigenschaften auch mal (z.T. auch gehörig) aus den Fugen gerät, gehört dazu.

Ich würde auch schätzen, dass die Menschen zwischen den Polen Narzissmus und Altruismus mehr um den Mittelwert herum einzuordnen wären als an den Polen. Trotzdem haben die Menschen z.B. das Welthungerproblem nicht gelöst und es ist keine Besserung in Sicht, obwohl es ausreichend Ernährungsressourcen und offenbar auch Nächstenliebe gäbe.

keko# 06.10.2016 10:55

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1261630)
Was wir als gut und als schlecht empfinden, beurteilen wir von einem gedachten "Mittelwert" aus. Beispielsweise ist ein gewisses Maß an Egoismus gut und lebensnotwendig, ebenso ein gewisses Maß an Kooperationsbereitschaft. Aber was darüber hinaus geht, halten wir für schlecht. Diese Mittellage ist das Ergebnis einer genetischen und kulturellen Evolution. Sie hat sich über natürliche Prozesse zwangsläufig herausgebildet.

Glaubst du wirklich, dass geht so schnell mit einer genetischen Evolution? Bis vor kurzem wanderten die Menschen in kleinen Gruppen als Jäger und Sammler umher. Man kann sich vorstellen, dass dort ein ausgeprägter Egoismus katastrophale Folgen für die Gruppe hätte. Erst mit dem Seßhaftwerden und später dem Anreichern von Gütern, so wie wir es heute kennen, bringt ein ausgeprägter Egoismus handfeste Vorteile. So schnell ändern sich unsere Gene nicht. Ich glaube nicht an einen Mittelwert, sondern das komplette Spektrum. Auch heute essen Menschen noch Menschen, wenn es sein muss. Die Religion kann in dem Spektrum durchaus mäßigend einwirken.

Klugschnacker 06.10.2016 10:59

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1261584)
Kaum etwas lässt sich für eigene Zwecke so schön missbrauchen wie Religionen.

Fragst Du Dich auch, warum die Religionen hier einen Spitzenrang einnehmen, dicht gefolgt von Ideologien wie Nationalismus, Rassismus und wo weiter? Mich würde interessieren, welchen tieferen Grund Du dafür siehst.
:Blumen:

zappa 06.10.2016 11:09

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1261667)
Fragst Du Dich auch, warum die Religionen hier einen Spitzenrang einnehmen, .... ? Mich würde interessieren, welchen tieferen Grund Du dafür siehst.
:Blumen:

Weil Religionen entwicklungsgeschichtlich maßgeblicher Träger kultureller Entwicklung waren und teilweise noch immer sind. Entwicklung und Ausdifferenzierung der Religionen war also auch Entwicklung und Ausdifferenzierung der Kulturen.

An den entsprechenden Funktionen und Dysfunktionen (von Religion und Kultur) haben sich dann auch entsprechende unterschiedliche Interessen festgemacht, die gerne aus der jeweiligen Perspektive versuchen, religiöse Inhalte zu instrumentalisieren.

Das ist auch heute noch so und damit haben wir Religionen und deren Sub-Religionen eben als Treiber und Projektionsfläche für Interessen.

Klugschnacker 06.10.2016 11:11

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1261630)
Diese Mittellage ist das Ergebnis einer genetischen und kulturellen Evolution. Sie hat sich über natürliche Prozesse zwangsläufig herausgebildet.

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1261662)
Glaubst du wirklich, dass geht so schnell mit einer genetischen Evolution? ... So schnell ändern sich unsere Gene nicht.

Ich sprach deshalb von einer genetischen und kulturellen Evolution.

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1261662)
Ich glaube nicht an einen Mittelwert, sondern das komplette Spektrum. Auch heute essen Menschen noch Menschen, wenn es sein muss. Die Religion kann in dem Spektrum durchaus mäßigend einwirken.

Natürlich existieren heute altruistische und egoistische Verhaltensweisen gleichermaßen. Es bildete sich jedoch ein gedanklich zu verstehender Mittelwert, im Sinne eines durchschnittlichen Verhaltens. Er ist das Ergebnis einer genetischen und kulturellen Entwicklung und bestimmt heute unsere moralischen Bewertungen mit.

Sicher können auch die Religionen die kulturelle Entwicklung beeinflussen, neben vielen anderen Einflüssen. qbz deutet sie immer wieder an, auch merz hat davon gesprochen. Ob das vorwiegend zum Guten ist, darüber kann man streiten. Die meisten Menschen, die ich persönlich kenne, würden nicht gerne in einem Land oder einer Zeit leben, in denen die Religionen große weltliche Macht haben. Das moderne Europa hat sich recht mühsam daraus befreit, und die meisten* halten das wohl für einen Fortschritt.

*unbelegte Behauptung aufgrund persönlicher Erfahrung.
:Blumen:

keko# 06.10.2016 11:11

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1261667)
Fragst Du Dich auch, warum die Religionen hier einen Spitzenrang einnehmen, dicht gefolgt von Ideologien wie Nationalismus, Rassismus und wo weiter? Mich würde interessieren, welchen tieferen Grund Du dafür siehst.
:Blumen:

Das muss ich micht nicht fragen.... das liegt in der Natur der Sache. Religionen beschäftigen sich mit Dingen, die nicht so richtig greifbar sind. Ein Paradies für Manipulationen :Lachen2:
An einem math. Ausdruck oder physik. Formel kann man halt nichts rütteln.

keko# 06.10.2016 11:19

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1261674)
Ich sprach deshalb von einer genetischen und kulturellen Evolution.



Natürlich existieren heute altruistische und egoistische Verhaltensweisen gleichermaßen. Es bildete sich jedoch ein gedanklich zu verstehender Mittelwert, im Sinne eines durchschnittlichen Verhaltens. Er ist das Ergebnis einer genetischen und kulturellen Entwicklung und bestimmt heute unsere moralischen Bewertungen mit.

Ich lege aber auf das und wert :cool:
Vor 70 Jahren wurden in DE Millionen Menschen industriell vergast und dass wir das heute gerade nicht tun, ist ein kultureller (i. w. S.) und kein genetischer Fortschritt. Kultur kann man auch schnell wieder verlieren, Gene nicht so einfach.

Klugschnacker 06.10.2016 11:32

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1261675)
Das muss ich micht nicht fragen.... das liegt in der Natur der Sache. Religionen beschäftigen sich mit Dingen, die nicht so richtig greifbar sind. Ein Paradies für Manipulationen :Lachen2:
An einem math. Ausdruck oder physik. Formel kann man halt nichts rütteln.

Aus meiner Sicht ist das noch nicht der entscheidende Punkt. An einer mathematischen oder physikalischen oder sonstwie wissenschaftlichen Hypothese lässt sich sehr wohl rütteln. Zehntausende Wissenschaftler tun das jeden Tag.

Wissenschaftliche Hypothesen sind grundsätzlich fehleranfällig. Sie können sich als falsch erweisen, und deshalb müssen wir ihnen jederzeit misstrauen. Alles Wissen ist immer nur vorläufig.

Vergleiche das bitte mit dem absoluten Wahrheitsanspruch der monotheistischen Religionen. Er gründet auf Offenbarungen, die keinerlei Zweifel dulden. Der Papst hat in theologischen Streitfragen "unfehlbare" Autorität, und das ist tatsächlich wörtlich gemeint.

Aus meiner Sicht ist es der Größenwahn dieses absoluten Wahrheitsanspruchs, der die monotheistischen Religionen so gefährlich macht. "Du wirst dran glauben, oder Du wirst dran glauben" (Schmidt-Salomon). Gleichzeitig ist er der Kern für die Unmoral dieser Anschauungen. Mal ehrlich keko: Wir ahnen doch längst, dass der Glaube, die Homo-Ehe sei eine Idee der Hölle, totaler Schmarrn ist. Vor anderthalb tausend Jahren war es vielleicht ein Irrtum, heute ist es einfach eine Lüge.
:Blumen:

maotzedong 06.10.2016 11:35

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1261682)

Der Papst hat in theologischen Streitfragen "unfehlbare" Autorität, und das ist tatsächlich wörtlich gemeint.

Wir drehen uns erneut im Kreis. Dazu zählen die Reformierten bspw. nicht :Blumen:

maotzedong 06.10.2016 11:36

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1261682)
Mal ehrlich keko: Wir ahnen doch längst, dass der Glaube, die Homo-Ehe sei eine Idee der Hölle, totaler Schmarrn ist. Vor anderthalb tausend Jahren war es vielleicht ein Irrtum, heute ist es einfach eine Lüge.
:Blumen:


Auch hier der Kreis...hier sind die Reformierten auch raus. Kenne sogar an meinem ehemaligen theoligschen Institut einen homosexuellen Professor der einen Fachbereich leitet und noch als Pfarrer tätig ist :Blumen:

Klugschnacker 06.10.2016 11:37

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1261678)
Ich lege aber auf das und wert :cool:
Vor 70 Jahren wurden in DE Millionen Menschen industriell vergast und dass wir das heute gerade nicht tun, ist ein kultureller (i. w. S.) und kein genetischer Fortschritt. Kultur kann man auch schnell wieder verlieren, Gene nicht so einfach.

Ja, das sehe ich auch so. Ich verstehe nicht, warum Du es mir als Argument entgegenhältst. Ich betone das Wirken einer kulturellen Entwicklung und habe das extra hervorgehoben. Gleichzeitig sind wir aber auch das Ergebnis einer genetischen Entwicklung. Wären wir beispielsweise Löwen, würden wir nicht über den moralischen Wert des Vegetarismus diskutieren. Unsere Natur ist ein Rahmen für unsere Kultur.

maotzedong 06.10.2016 11:37

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1261682)
Wissenschaftliche Hypothesen sind grundsätzlich fehleranfällig. Sie können sich als falsch erweisen, und deshalb müssen wir ihnen jederzeit misstrauen. Alles Wissen ist immer nur vorläufig.



Erneuter Kreis....wird in der systematischen Theologie auch täglich gemacht. Wird in der Exegese tagtäglich gemacht :Blumen:

Klugschnacker 06.10.2016 11:40

Zitat:

Zitat von maotzedong (Beitrag 1261686)
Auch hier der Kreis...hier sind die Reformierten auch raus. Kenne sogar an meinem ehemaligen theoligschen Institut einen homosexuellen Professor der einen Fachbereich leitet und noch als Pfarrer tätig ist :Blumen:

Ob er wohl ins Ausland gehen wird, um seinen Freund zu heiraten?

Allgemein: Ein Argument hat auch dann Gewicht, wenn es auf Deine spezielle Situation nicht zutrifft.
:Blumen:

zappa 06.10.2016 11:40

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1261682)
Wir ahnen doch längst, dass der Glaube, die Homo-Ehe sei eine Idee der Hölle, totaler Schmarrn ist. Vor anderthalb tausend Jahren war es vielleicht ein Irrtum, heute ist es einfach eine Lüge.
:Blumen:

Natürlich ist diese Vorstellung unsinnig und es wäre wünschenswert, die religiösen Systeme würden in den Ansichten, in denen die Lücke zwischen Glaubenssatz und alltagspraktischer Realität so deutlich klafft, endlich aufräumen.

Dennoch haben in der Alltagspraxis - selbst innerhalb der religiösen Systeme! - ein ordentlicher Teil einen sehr pragmatischen Weg gefunden und sind z.B. gleichzeitig homosexuell und religiös gläubig, lassen sich also davon nicht irritieren.

maotzedong 06.10.2016 11:42

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1261689)
Allgemein: Ein Argument hat auch dann Gewicht, wenn es auf Deine spezielle Situation nicht zutrifft.
:Blumen:


Da stellt sich die Frage was wirklich die Allgemeinheit ist ;)

Klugschnacker 06.10.2016 11:44

Zitat:

Zitat von maotzedong (Beitrag 1261688)
Erneuter Kreis....wird in der systematischen Theologie auch täglich gemacht. Wird in der Exegese tagtäglich gemacht :Blumen:

Die Theologie wird allgemein nicht als Wissenschaft anerkannt, ebenso wenig wie die Astrologie. Und zwar vorwiegend deshalb, weil ihre Methoden nicht Ergebnisoffen sind. Ein Theologe wird nicht mit der Entdeckung Karriere machen, dass es Gott nicht gibt.

Es wird daher (sorry) kaum einen wissenschaftlich denkenden Menschen überzeugen, wenn die Theologie mittels "systemisch-theologischer Selbstanalyse" den eigenen Glauben überprüft.
:dresche :Blumen:

keko# 06.10.2016 12:00

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1261687)
Ja, das sehe ich auch so. Ich verstehe nicht, warum Du es mir als Argument entgegenhältst. Ich betone das Wirken einer kulturellen Entwicklung und habe das extra hervorgehoben. Gleichzeitig sind wir aber auch das Ergebnis einer genetischen Entwicklung. Wären wir beispielsweise Löwen, würden wir nicht über den moralischen Wert des Vegetarismus diskutieren. Unsere Natur ist ein Rahmen für unsere Kultur.

Man hätte ja auf die Idee kommen können, wir wären Hitler genetisch überlegen. Ich sehe einen rein kulturelle Fortschritt, nichts genetisches innerhalb des Menschen.

Klugschnacker 06.10.2016 12:05

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1261704)
Man hätte ja auf die Idee kommen können, wir wären Hitler genetisch überlegen.

"Man" vielleicht, wenn man im Biologieunterricht einen Fensterplatz hatte.

Falls jemand mit der Differenzierung zwischen genetischer und kultureller Entwicklung Schwierigkeiten hat, kann man sie auch weglassen und einfach von Entwicklung oder Evolution sprechen. Das legt allerdings das Missverständnis nahe, es sei ausschließlich die genetische, biologische Evolution gemeint.

Bernd S. 06.10.2016 12:58

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1261682)
...

Vergleiche das bitte mit dem absoluten Wahrheitsanspruch der monotheistischen Religionen. Er gründet auf Offenbarungen, die keinerlei Zweifel dulden. Der Papst hat in theologischen Streitfragen "unfehlbare" Autorität, und das ist tatsächlich wörtlich gemeint.

Aus meiner Sicht ist es der Größenwahn dieses absoluten Wahrheitsanspruchs, der die monotheistischen Religionen so gefährlich macht....
:Blumen:

Welcher Wahn aus den von Menschen gemachten Ideologien hervorgehen, konnten wir doch gerade an den atheistischen Schrecknissen des 20. Jahrhunderts bei der SS, bei Stalins Gullags, Maos Vernichtungsorgien, Pol Pots Sadismus usw. sehen. Der in der Diskussion oft erzeugte Fokus auf das Christentum ist, wie ich finde (absichtlich?) zu eng. Auch im Christentum gab es freilich Pathologien (Beispiel der Hexenverfolgung, die ich ggü Jörn bereits ansprach). Der Unterschied ist, dass diese Dinge niemanden mehr schmerzen als die Christen. Und es war zugegebener Maßen für die Kirche nie wirklich gut, wenn sie zu sehr mit den politisch Mächtigen angebandelt hat, statt sie in die Pflicht zu nehmen, was ja auch oft geschah.
An dem Punkt (Kirchenverantwortliche vs. Politik) sehe ich derzeit in Deutschland aktuell ein großes Problem, muss ich gestehen.
Wenn ich als Mensch mit quasi unendlich viel politischer Macht ausgestattet werde und mich nicht mehr vor einer größeren Instanz zu rechtfertigen brauche, dann ist, und das können wir nun empirisch wirklich gut belegen, die Versuchung des Mißbrauchs bis hin zu unfassbaren Gräueltaten sehr groß.

Zur Unfehlbarkeit des Papstes und das was vielfach gerne reflexartig daraus gemacht wird. Das ist ein weit verbreiteter Irrtum. Ich möchte gerne aus Zeitgründen zitieren:
Dieses Dogma der Unfehlbarkeit bedeutet tatsächlich nicht, daß alles, was der Papst sagt, unfehlbar ist. Es bedeutet schlicht dieses, daß es im Christentum, jedenfalls nach katholischem Glauben, eine Letztentscheidungsinstanz gibt. Daß schließlich über die wesentlichen Fragen verbindlich entschieden werden kann und wir gewiß sein können, daß dann das Erbe Christi richtig ausgelegt ist. In irgendeiner Form ist diese Verbindlichkeit in jeder christlichen Glaubensgemeinschaft anwesend, nur
eben nicht auf den Papst bezogen.
Auch für die orthodoxe Kirche ist klar, daß die Konzilsentscheidungen in dem Sinn unfehlbar sind, daß ich mich verlassen kann: Hier ist das Erbe Christi richtig ausgelegt, das ist unser gemeinsamer Glaube. Es muß ihn nicht jeder neu sozusagen destillieren und aus der Bibel herausziehen, sondern der Kirche ist die Möglichkeit gemeinsamer Gewißheit gegeben. Der Unterschied zur Orthodoxie ist nur, daß das römische Christentum außer dem ökumenischen Konzil eine andere Vergewisserungsinstanz kennt, nämlich den Nachfolger des Petrus, der diese Vergewisserung ebenfalls leisten kann. Der Papst ist darin natürlich an Bedingungen gebunden, die gewährleisten – und ihn zudem zutiefst verpflichten – , nicht aus eigenem subjektivem Bewußtsein zu entscheiden, sondern in der großen Gemeinschaft der Überlieferung.
Zitatende.
:Blumen:

Faton 06.10.2016 13:39

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1261630)
Falls Du Gott nicht als Urheber der Liebe siehst, sondern ihn mit der Liebe identifizierst, wäre das ein Gottesbegriff, mit dem ich gut leben könnte. Freilich ohne die zusätzlichen Mystifizierungen der etablierten Religionen.
:Blumen:

Zweiteres ist für mich der Fall. Vielen Dank an dieser Stelle dafür, dass du meine Erklärungen sprachlich in diese Form geschärft hast, ich werde dich bei dem Thema in Zukunft vielleicht zitieren. ;)

keko# 06.10.2016 15:51

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1261708)
"Man" vielleicht, wenn man im Biologieunterricht einen Fensterplatz hatte.

Falls jemand mit der Differenzierung zwischen genetischer und kultureller Entwicklung Schwierigkeiten hat, kann man sie auch weglassen und einfach von Entwicklung oder Evolution sprechen. Das legt allerdings das Missverständnis nahe, es sei ausschließlich die genetische, biologische Evolution gemeint.

Beim Thema Biologie und Genetik könnte man auch mal darüber sinnieren, wieviel Unheil in deren Namen verbreitet wurde und wird. Untermensch, Herrenmensch usw. Meines Wissens sind das ja Wissenschaften, die aber auch missbraucht werden. Wissenschaft schützt also nicht vor Missbrauch. Ich komme da auf meine Einstellung zurück, dass der Mensch immer irgendeinen Grund findet, um anderen den Kopf einzuschlagen. Auch heute wird mit Genetik Schindluder betrieben und zwar ganz ordentlich. Atheisten führen ja oft auf, dass eine gottlose Welt friedlicher wäre. Zumindest aus meinem zeitlichen Horizont heraus kann ich das überhaupt nicht unterschreiben.

Klugschnacker 06.10.2016 16:22

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1261791)
Untermensch, Herrenmensch usw. Meines Wissens sind das ja Wissenschaften...

Entschuldigung, das sind keine Wissenschaften, auch keine missbrauchten Wissenschaften. Es ist eine Ideologie, nämlich Rassismus. In der Biologie werden zwar Rassen erforscht, das ergibt aber noch keinen Rassismus. Der entsteht erst durch eine ideologische Absicht.

Recht hast Du meiner Meinung nach damit (und das ist auch meine Antwort an Bernd_S), dass nicht nur die Religionen, sondern auch andere Ideologien und Machtstrukturen zu Unheil führen können. Dabei können die Religionen mäßigend, genauso aber auch antreibend wirken. Gefährlich sind aber nicht nur Religionen, sondern auch andere nichtrationale Ideologien.

Ich hatte vor etlichen Seiten unter dem allgemeinen Unverständnis, teilweise auch Hohn, versucht darzustellen, dass die Religionen eine tiefere Grundlage oder Ursache haben, die sie mit anderen Ideologien teilen. Nämlich der Fähigkeit der Menschen zum fiktiven Denken. Wir sind im Unterschied zu unseren genetischen Vorfahren in der Lage, uns allerlei auszudenken und wie reale Dinge zu behandeln. Geld, Staatsbürgerschaften, Ehen, Nationen, Götter, Geister, Menschenrechte usw. behandeln wir wie reale Dinge.

Diese Fiktionen können uns nützlich oder auch zum Verhängnis werden. Die Religion, also der Glaube an Götter, Geister, Engel, Teufel, Seele, Jenseits und Paradies ist eine unter ihnen. Es gibt jedoch viele andere Fiktionen, die ähnlich destruktiv oder konstruktiv sein können. Die Idee des Geldes oder der Menschenrechte halte ich für konstruktiv, ebenso die Idee der Nächstenliebe.

Ich bin demnach so ziemlich der Letzte, den man auf die ähnliche Gefährlichkeit von Fiktionen und Ideologien abseits der Religionen hinweisen muss. Denn ich habe die Tatsache ihrer grundsätzlichen Ähnlichkeit seitenlang (auch gegen Deine Argumente) verteidigt.

Der Nationalsozialismus, der Antisemitismus, der Rassismus, der Kommunismus und Antikommunismus etc. entfalteten ihre größte mitreißende Wirkung, als sie quasireligiöse, irrationale Züge annahmen. Aus einem Provinzpolitiker wurde ein "Führer", der sich in schicksalhafter Vorbestimmung gelenkt und instrumentalisiert sah. Er fantasierte mit großen Teilen seines "Volkes" über eine jüdische Weltverschwörung, der unter anderem Albert Einstein angehört haben soll. Es war ein Wahn. Ober er nun religiös oder ideologisch war oder, am wahrscheinlichsten, beides, ist ein wenig Sophisterei. Von ihren Grundlagen her ist es dasselbe.

Wie immer: no offense und danke für die Diskussion. :Blumen:


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