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the grip 06.03.2008 07:51

Wieder Kurt Schwitters ...
 
Sie puppt mit Puppen

Die Puppen puppen mit kleinen Puppen,
Die kleinen Puppen puppen mit winzigen Puppen,
Die winzigen Puppen puppen mit Pueppchen,
Die Pueppchen puppen mit kleinen Pueppchen,
Die kleinen Pueppchen puppen mit winzigen Pueppchen,
Die winzigen Pueppchen puppen,
Keiner puppt mit ihr.
Ah, Du meine Puppe,
Meine suesse Puppe,
Mir ist alles schnuppe,
Wenn ich meine Schnauze
Auf die Deine - bauze.
Pueppchen Schnueppchen
Puppe Schnuppe
Schnuppe bauze.
Die Baeuzchen, Pueppchen, Puppenfraun
Sie machen nur noch schnauze bauze.

the grip 13.03.2008 12:52

Wieder Ein Urwerk Von Kurt Schwitters:
 
Doppelmoppel

Der Herr von Doppelmoppel
Hat alle Dinge doppel.
Er hat ein Doppelkinn
Mit Doppelgruebchen drin.
Er fuehrt ein Doppelleben,
Das zweite stets daneben.
Er hat ein Doppelweib
Zum Doppelzeitvertreib.
Der Herr von Doppelmoppel
Hat eben alles doppel.

the grip 20.03.2008 09:20

Zu Ostern nochmal: KURT SCHWITTERS
 
Relativitaet

Da das Leben relativ ist,
Und der eine Absatz schief ist,
Ist der andre desto mehr
Gradereer.

Dabei ist er auch schon sehr
Und allmaehlich mehr und mehr,
Was noch niemand wahrgenommen,
Auf die schiefe Bahn gekommen.

Steht er aber mal allein,
Sieht's ein jeder Trottel ein,
Dass auch dieser Absatz schief ist,
Weil das Leben relativ ist.

the grip 27.03.2008 07:51

Schwitters, Schwitters, Schwitters ...
 
Die rote Nelke

Die gluehendrote, welke Nelke
Sprach zu sich selber: 'Wenn ich welke,
Dann welke ich mich selber tot,
Dann bin ich nicht mehr gluehendrot.'

Oh Mensch, der du dies je gelesen,
Wenn du einmal nicht mehr gewesen,
Dann wirst du nie und nimmermehr,
Und wuenschtest du es noch so sehr.

the grip 03.04.2008 15:35

Diesmal Ein Ringelnatz-gedicht:
 
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Steine am Meeresstrand

Steine schaumumtollt,
Zornig ausgerollt
Ueber Steine. -
Freiheit, die ich meine,
Gibt es keine.

Stille nun. Entbrandet
Ruht ihr, feucht umsandet,
Unzaehlbar gesellt,
Von der Zeit geschliffen
Oder kampfentstellt. -
Alle von der Welt
Lange rauh begriffen,
Schweigt ihr. - Ihr begreift die Welt.

Wie ich euch sortiere,
Spielerisch verfuehrt:
Fruechte, Goetzen, Tiere,
Wie es Phantasie so legt,
Habt ihr in mir aufgeruehrt,
Was seit Kindheit mich bewegt.

Spitze, truebe, glatte, reine,
Platte, freche, winzig kleine,
Ausgehoehlte, fette Steine,
Plumpe, schiefe, trotzig grosse -

Ja ihr predigt ernst wie froh,
Meistens simpel, oft apart,
Weit umgrenzte, willenlose
Freiheit. - Predigt ebenso
Fromm wie hart.

reimt the grip, dessen rechte Schulter seit Dienstagmorgen so ähnlich aussieht wie im Röntgenbild (außer 2 Schrauben weniger) ... und 3 Tage Kompressionsstrümpfe tragen mußte ...

the grip 10.04.2008 08:00

Nochmal Ringelnatz ...
 
Der Buecherfreund

Ob ich Biblio- was bin?
Phile? 'Freund von Buechern' meinen Sie?
Na, und ob ich das bin!
Ha! und wie!

Mir sind Buecher, was den andern Leuten
Weiber, Tanz, Gesellschaft, Kartenspiel, Turnsport, Wein, und weiss ich was, bedeuten.
Meine Buecher - - - wie beliebt? Wieviel?

Was, zum Henker, kuemmert mich die Zahl.
Bitte, doch mich auszureden lassen.
Jedenfalls: viel mehr, als mein Regal
Halb imstande ist zu fassen.

Unterhaltung? Ja, bei Gott, das geben
Sie mir reichlich. Morgens zwoelfmal nur Nuechtern zwanzig Brockhausbaende heben - - - Hei! das gibt den Muskeln die Latur.

Oh, ich musste meine Buecherei,
Wenn ich je verreiste, stets vermissen.
Ob ein Stuhl zu hoch, zu niedrig sei,
Sechzig Buecher sind wie sechzig Kissen.

Ja natuerlich auch vom kuenstlerischen
Standpunkt. Denn ich weiss die Ruecken
So nach Gold und Lederton zu mischen,
Dass sie wie ein Bild die Stube schmuecken.

Aeusserlich? Mein Bester, Sie vergessen
Meine ungeheure Leidenschaft,
P?anzen fuers Herbarium zu pressen.
Buecher lasten, Buecher haben Kraft.

Junger Freund, Sie sind recht unerfahren, Und Sie fragen etwas reichlich frei.
Auch bei andern Menschen als Barbaren
Gehen schliesslich Buecher mal entzwei.
Wie? - ich jemals auch in Buechern lese??
Oh, Sie unerhoerter Ese - - -
Nein, pardon! - Doch positus, ich saesse Auf dem Lokus, und Sie harrten Draussen meiner Rueckkehr, ach dann nur Ja nicht laenger auf mich warten.
Denn der Lokus ist bei mir ein Garten,
Den man abseits ohne Zeit und Uhr
Duengt und erntet dann Literatur.

Buecher - Nein, ich bitte Sie instaendig:
Nicht mehr fragen! Lass dich doch belehren!
Buecher, auch wenn sie nicht eigenhaendig Handsigniert sind, soll man hoch verehren.
Buecher werden, wenn man will, lebendig.
Ueber Buecher kann man ganz befehlen.
Und wer Buecher kauft, der kauft sich Seelen, Und die Seelen koennen sich nicht wehren.

the grip 17.04.2008 07:59

Wieder Ringelnatz ...
 
Zu dir

Sie sprangen aus rasender Eisenbahn
Und haben sich gar nicht weh getan.

Sie wanderten ueber Geleise,
Und wenn ein Zug sie ueberfuhr,
Dann knirschte nichts. Sie lachten nur.
Und weiter ging die Reise.

Sie schritten durch eine steinerne Wand, Durch Stacheldraehte und Wuestenbrand, Durch Grenzverbote und Schranken Und durch ein vorgehaltnes Gewehr, Durchzogen viele Meilen Meer.

Meine Gedanken.

Ihr Kurs ging durch, ging nie vorbei.
Und als sie dich erreichten,
Da zitterten sie und erbleichten
Und fuehlten sich doch unsagbar frei.

trididi 17.04.2008 17:42

passt irgendwie
 
Heinz Erhardt:

Zwang

Du mußt dich zu sehr vielen Dingen,
willst du sie tun,geradezu zwingen!
Trotzdem wirkt das-was dir gelungen-
oft zwingend leicht und ungezwungen


trididi


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