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Angliru 12.12.2018 08:54

Meine 2 Cents zum Thema:

Wären die Leute beim Radkauf richtig beraten worden, dann würde eine Anpassung nicht notwendig sein. Es ist grundsätzlich ein Fehler sich fertige Bikes zu kaufen, welche, vergleichbar mit nem teueren Anzug von der Stange, zwar nicht schlecht sind, aber halt nicht perfekt zu jmd. passen. Die Beratung gehört vor den Kauf. Die ex post Beratung dient eigentlich mehr der Rettung des Nichtoptimalen und sagt mehr über den Verkäufer des Rads aus.

Oftmals haben Verkäufer keinen Plan oder sind so extrem gewinnorientiert, dass die froh drum sind, dass irgendein Depp denen die teure Kiste abkauft.

Eigentlich müsste man vor dem Radkauf zu einem Verkäufer, der extreme Erfahrung im Rennradbereich hat, dh entweder Ex-profi oder Ex-Mechamiker bei einem Pro-Team. Das Geschäft sollte viele Modelle führen und da sollte erst der passende Rahmen gesucht und mit passenden Komponenten aufgebaut werden. Natürlich ist es teurer als ein Gesamtrad für 6k im Sale, aber bei den Summen, die man für die Räder zahlt, sollte es selbstverständlich sein, gut beraten zu werden.

Was wir hier an den Threads sehen, ist es nicht der Fall.

Der Bike-Anpasser ist in meinen Augen derjenige der halt die Fehler der anderen versucht soweit es geht zu verbessern, oftmals mit mäßigem Erfolg, weil man sonst das Rad austauschen müsste. Der Ruf resultiert aus den zu hohen Erwartungen der Kunden. Da wird ne Bombenoptimierung erwartet, welche aufgrund des bereits oftmals begangenen Fehlkaufs kaum so groß ausfällt. Dann gibt's die Tuner, die ihre Bikes schon soweit ausreizen, dass da beim Fitter nicht geht.

Aus meiner Sicht müsste man vor dem Kauf sich drei großen des Rahmens aufbauen und dann schauen, wo das Optimum ist. Dies ist aber nur Profis vorbehalten, wobei dort sowieso Maßrahmen gefertigt werden.

Zusammengefasst: Wer keine hohen Erwartungen hat und sich eine Meinung (die nicht zwingend immer richtig sein muss) einholen will, geht zum Bike-Fitter. Wer Wunder erwartet, soll das Geld für Weihnachtsgeschenke ausgeben.

tandem65 12.12.2018 09:37

Zitat:

Zitat von sybenwurz (Beitrag 1424933)
Zitat:

Zitat von Bike-Felix (Beitrag 1424931)
...oder ist da seitens dir oder dem Händler von dem du es hast...

Der war gut!

Zitat:

Zitat von Stefan (Beitrag 1424952)
Gibts kein Bikefitting beim Distri in der Lagerhalle? ;)

In dem von Sybenwurz zitierten Satz ist ein Wort zu viel.;)

runningmaus 12.12.2018 10:00

Zitat:

Zitat von Angliru (Beitrag 1424955)
Meine 2 Cents zum Thema:

Wären die Leute beim Radkauf richtig beraten worden, dann würde eine Anpassung nicht notwendig sein. Es ist grundsätzlich ein Fehler sich fertige Bikes zu kaufen, welche, vergleichbar mit nem teueren Anzug von der Stange, zwar nicht schlecht sind, aber halt nicht perfekt zu jmd. passen. Die Beratung gehört vor den Kauf. Die ex post Beratung dient eigentlich mehr der Rettung des Nichtoptimalen und sagt mehr über den Verkäufer des Rads aus. .....

Ach, weisste.... bei dem Super -Duper Radhändler im Nachbarort ist es mir damals nicht mal geglückt ein Radl zu erwerben, weil ich denen nicht genau genug definieren konnte, was ich eigentlich damit wollte.... - schneller fahren als mit dem Trekkingrad? ...
Zuviel Beratung und Anpassung ist halt auch nicht optimal. *schulternzuck*

Das im Versand danach beim Rose erworbene (OK, mit ein bisschen Telefonberatung von denen) und selbst fertig eingestellte Rennrad konnte dann alles, was ich die nächsten 7 Jahre brauchte: RTF und Training fahren, und auch mal einen Triathlon oder Radmarathon, ... gelegentlich mal eine Einkaufsfahrt... :Huhu:

tandem65 12.12.2018 10:07

Hi Felix,

Zitat:

Zitat von Bike-Felix (Beitrag 1424931)
Direkte Frage - Hast du dein Rad denn "irgendwie" eingestellt oder ist da seitens dir oder dem Händler von dem du es hast schon was an der Position eingestellt worden?

Ich fahre jetzt seit 42 Jahren Rennrad.
Damals gab es beim Händler den Spruch passt und dann passte es.;)
Ich habe dann ausgeprägte Nackenschmerzen entwickelt.
1988 habe ich dann erstmals auch Vorbauten gefunden, Nitto Technomic für die Historiker, die es zuliessen den Lenker so zu Positionieren, daß ich länger mit weniger Schmerzen fahren konnte.
Dafür saß ich dann schon eher wie ein, wenn damals auch schmaler, Wohnzimmerschrank auf dem Rad.
1995 ist mir nach dem Dolimiti erstmals bewusst geworden, daß ich die Strecke schmerzfrei gefahren bin.
1998 habe ich mit leichten Beschwerden aus dem Ileosakralgelenk das erste mal für kanpp 2 Jahre Regelmässige Stabiübungen gemacht. Damit wurden dann meine Sitzpositionen hinfällig und ich habe deutlich angepasst.
2009 habe ich meine erste LD gemacht und habe 1 Tag vorher das erste mal für 70km auf einem TT gesessen.
2009 hat mir meine Frau ein Bike Fitting bei Llyod Thomas geschenkt.
Llyod hat mir den Vorbau 1cm angehoben und mal einen Nasenlosen Sattel montiert.
Ich war mit dem Sattel tatsächlich ruhiger auf dem Sattel, das konnte ich im Video sehen.
Ich finde das jetzt als keine riesigen Änderungen.
Ich bin auch mit seiner Arbeit zufrieden, auch wenn es keinen Wow-Effekt gab. Dafür habe ich aber ja auch mein Körpergefühl bestätigt bekommen, auch wenn es beim Sattel sehr tolerant ist. ;)
Aber, ich wäre nicht selbst auf die Idee gekommen einen Fitter aufzusuchen, da ich mit meiner Position im reinen war und keine Probleme hatte.

Bike-Felix 12.12.2018 13:54

@angirlu Ich bin allgemein der Meinung das professionelles Einstellen der Position zum Radkauf gehört. Ist allerdings seitens der Radläden nicht so leicht bzgl. Qualifikation und Zeit/ Kosten. Wobei ich da allgemein mit meinen Läden schon dran arbeite und da ja mehr Läden auf den Trichter kommen - leider meistens "nur" als extra Dienstleistung für xxx €.
Weiteres Problem ist dass oft nur eine Marke vertrieben wird und wenn das Zeitfahrrad/ Rennrad/ Aerorad o.ä. nur in der einen Größe annähernd sinnvoll aber dennoch nicht passend ist sagt kein Laden "probier mal Marke x" was ein unabhängiger Fitter machen kann - der es dann aber wieder als separate Dienstleistung anbieten "muss".

@runningmaus und tandem65, ich möchte euch ja auch nicht absprechen, dass ihr es selbst gut könnt ;) den Punkt hatte ich ja vorher bereits angesprochen. Es ist wichtig DAS sich mit der Position auseinandergesetzt wird - wer (Fahrer, Radladen, Bekannte, Bikefitter) das am "besten" kann ist sicher extrem individuell.
Sicher kann ein Fitter oft noch ein wenig raus holen - das sind dann aber meist die von tandem beschriebenen "kleinen" Änderungen.
Fraglich ist auch ob jemand mit Beinlängendifferenz etc. oder unzureichender Beweglichkeit überhaupt beschwerdefrei bleiben würde - vmtl. nicht und deshalb kommen wsl. meist die Leute mit Problem zum Dienstleister der dann im besten Fall noch eine Ursache finden & beheben kann.
Oft decken sich "Probleme" der Fahrer auch mit deren Gefühl "ich sitze zu tief, Lenker zu lang/ tief" usw. usf.

Wäre mal interessant die Radeinstellung UND die Physiologie von Menschen mit und ohne Beschwerden zu vergleichen und Rückschlüsse zu ziehen - gerade auch was langfristige Auswirkungen angeht. Merke ich mir für meine kommenden Studienjahre.

In dem regen Austausch hier kommen viele Interessante Aspekte auf, danke euch allen :Blumen:

sybenwurz 12.12.2018 15:01

Zitat:

Zitat von Angliru (Beitrag 1424955)
Es ist grundsätzlich ein Fehler sich fertige Bikes zu kaufen, ...

Nö. Jedenfalls nicht grundsätzlich.

Zitat:

Oftmals haben Verkäufer keinen Plan oder sind so extrem gewinnorientiert, dass die froh drum sind, dass irgendein Depp denen die teure Kiste abkauft.

Eigentlich müsste man vor dem Radkauf zu einem Verkäufer, der extreme Erfahrung im Rennradbereich hat, dh entweder Ex-profi oder Ex-Mechamiker bei einem Pro-Team.
Erstens ist ein Verkäufer ein Verkäufer und deswegen (oder eher gerade deshalb) noch lange kein Berater und zweitens: wo sollten so viele, wie man benötigen würde, herkommen?
Zeit ist Geld heutzutage, und das hat keiner mehr.
Deshalb sitzt man tagelang, am besten während der Arbeitszeit, vorm Rechner und guckt im Internet rum, und der Verkäufer bzw. deren Verkaufsleitung weiss genau, dass nach 20 Minuten der Kunde im Mittel bitte mit nem Rad unterm Arm an der Kasse steht. Da wird ein wenig was am Preis gedreht, dass gefällt den meisten, und auch wenns Bike hinterher nedd passt, kann man sich in der Gewissheit sonnen, dass mans billiger gekriegt hat.
Nachträglich auf Goodwill nen Vorbau tauschen ist einträglicher, als den Kunden nem Onlineshop zu überlassen.
Aber: es gibt Ketten, da ist dies das Geschäftsmodell, ansonsten ists so, weil der Kunde das so möchte.
Nicht offiziell natürlich, die Mechanismen die dazu führen, sind diffiziler.

Davon abgesehen hab ich mit Profis, egal ob ausm Radrenn- oder Radrennschrauberzirkus so meine Problem, weil da tendenziell einiges anders läuft als im richtigen Leben.
Die Tour zeigt ja gerne anlässlich von Paris-Roubaix irgendwelche Lifehacks (wie es neudeutsch heisst), aber es muss niemand glauben, dass solche Kniffe und noch viel mehr da aussergewöhnlich seien. Die schlimmsten Todsünden am Rad, teils echt wirklich lebensgefährlich, hab ich in der Nachbarschaft eines Ladens von nem Ex-Rennfahrer gesehen. Zum einen weil wegen erstemal gar keine Ahnung und zweitens, weil irgendwelche Teile rumlagen, die wegmussten und dann mit viel Phantasie aber null Fachwissen und Sachverstand zusammengeschustert wurden.
Das ist ne andere Welt mit eigenen Massstäben, die will hier bei nem annähernd fünfstellig kostenden und ansonsten satt vierstelligen Bike niemand kennenlernen.


Aber du sprichst ein generelles Szenario an, mit dem ich so meine Probleme hab.
Einerseits die Mannschaft im Laden, die den Kunden direkt vor sich hat und andererseits ne Internetcommunity, die anhand von Bilder urteilen soll, wie die Sitzposition ver(schlimm)bessert werden kann.
Wir haben uns da in ne meiner Meinung nach aussichtslose Lage manövriert, nachdem jede/r drauf bedacht ist, die Kumpels und Kumpane ausm Forum und vom Stammtisch zufriedenzustellen anstatt erstmal selbst zu gucken, was man braucht.
Einerseits fragt hier jede/r wegen jedem Schice und es hagelt sofort endlos Links, aber nur selten kommt die Frage, was denn vor Ort aufzutreiben wär.
Was ist denn so schlimm, wenn man ne Lampe, die man im Laden probeleuchten kann, vor Ort kauft, und der Rest vom Forum stattdessen irgendnen Chinaknaller bevorzugen würde?
Was spricht denn dagegen, ein Rad beim Händler um die Ecke zu kaufen, obwohl eines per Eigenimport aus Fernost deutlich billiger gewesen wäre und selbst von irgendnem Onlinevertrieb gelabelt und mit n bissl sowas wie Garantie versehen noch günstiger gekommen wär?
Niemand schreibt vor, dass man Zeug ausm Internet kaufen und dann mithilfe einer Internetcommunity modifizieren muss oder ersparte Beträge dann nem Bikefitter reicht statt dem verkaufenden Händler damit aufn Senkel zu gehen.
Der merkt schon irgendwann, wonach Nachfrage herrscht, sowohl bikemässig wie auch was die Einstellung und Anpassung angeht.
Aber wenn man sichs halt nur durch die Ausbeutung anderer (in dem Fall beispielsweise Arbeiter in taiwanesischen, kambodschanischen oder chinesischen Fabriken oder Versanddienstleisterangestellte(wobei es Sklaven mittlerweile fast besser treffen würde) gutgehen lässt, muss man halt den ein oder anderen Kolateralschaden wie Bauteile nachzuordern oder Bikefitter besuchen in Kauf nehmen.
Ich frag mich ständig, ob es reiner Zufall oder eigene Anspruchslosigkeit ist, dass ich dort, wo ich vor Ort einkaufe, immer (naja: fast immer) zufrieden bin, auf Leute treffe, die was von ihrem Handwerk verstehen. Ob ich Kletterzeugs kaufe, Bücher, Landkarten, Musikalien, Klamotten, Autoteile: ich bin damit und mit der Beratung zufrieden.
Jedenfalls, bis mir irgendwer ausm Internet anderes einreden will, alles besser weiss ohne mich zu kennen, oder weils doch noch am Ende vom www und zumindest dem Anschein nach irgendnen Link gibt, wo ich genau was ich gebraucht hätte für geschenkt nachgeschmissen gekriegt hätte.

Vielleicht isses auch genau so n Zufall, dass ich immer mit Läden zusammenkomme, wo die Räder passend verkauft werden und der Kunde vernünftig draufgesetzt wird.
Zumindest, wenn er uns lässt und nicht irgendwas im Internet gelesen haben will oder gleich irgendnen Klugschicer dabei hat, der alles besserzuwissen meint.

tandem65 12.12.2018 15:39

Zitat:

Zitat von sybenwurz (Beitrag 1425072)
Nö. Jedenfalls nicht grundsätzlich.

Als ob Bausätze das richtige auch nur für den Durchschnitt wären.

Mein 2. Rennrad mit passt scho Geometrie war halt eben von einem Ehemaligen Radprofi.
Das scheint ir nicht der Stein der Weisen zu sein. ;)

Bike-Felix 12.12.2018 16:01

Zitat:

Zitat von sybenwurz (Beitrag 1425072)
...

Danke für diesen ausführlichen Bericht aus der Sicht der Läden
:Blumen: :Blumen: :Blumen:

Bikefitter oder nicht, hier wird mal ein allgemeines Problem im Bereich des Radkaufs (plus Zubehör) angesprochen!!!


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