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-   -   Rechtsruck in Deutschland? (https://www.triathlon-szene.de/forum/showthread.php?t=38660)

DocTom 04.02.2021 16:51

Zitat:

Zitat von Schlafschaf (Beitrag 1582597)
...
Quelle

Gutes Interview, ich mag Sahra Wagenknecht und Gregor Gysi bzw ihre Einstellungen zum Thema auch sehr!
Auch nett:
https://mobile.twitter.com/i/web/sta...56977613787137

feinkost 04.02.2021 17:12

Ich glaube nicht, dass wir einen Rechtsruck in Deutschland haben.

Die typischen sozialdemokratischen Themen wurden von der CDU übernommen und alles was etwas konservativer daherkommt ist rechts und so rechts das es als Rechtsnationalfaschistisch (was weis ich was von) den links der CDU stehenden bezeichnet wird, so mein Empfinden.

Bezeichne ich einen stark dunkelhäutigen als "Schwarzen", so ist das rassistisch. Sagt er über sich selbst das er Schwarz ist, ist das OK. Den Begriff "Schwarz" kann man nun beliebig durch "Schwule", "Ausländer" oder was weis ich ersetzen.

Die Befindlichkeiten sogenannter Minderheiten gegen mir auf den Senkel.

Ich habe als Arbeitskleidung Marineblaue Cargohosen und ein Hemd an. Die kurzen fragen mich: "bist Du Polizei?", abgesehen von diesem blöden Dreiwortsatz (mehr geht wohl nicht) erkläre ich denen das ich nicht bei der Polizei arbeite. Die älteren, meist männliche Mitbürger mt dunklerer Haut, schwarzen Haaren und starkem Bartwuchs bedenken mich mit bösen Blicken und machen so kleine Machtspielchen wie: ich tret dir in den Weg und du musst mir ausweichen.
So sieht die Realität heute in der Stadt aus.

Basken, Kurden, Katalonier, Tamilen (hab ich welche vergessen?) Uiguren und sonstige
werden von linksgutmenschen hofiert weil sie ihren eigenen Staat (also wohl eigene Nation) haben möchten und gegen den etablierten Staat kämpfen.
Aber wenn ich sage das ich Deutscher bin, dann bin ich gleich der Nazi.

Dabei bin ich auch eine Minderheit inzwischen: keine Vorstrafen, keine Verurteilungen, keine Punkte in Flensburg, eine abgeschlossene Berufsausbildung und schon viele Jahre in meinem Beruf tätig. :Cheese:

Estebban 04.02.2021 17:26

Zitat:

Zitat von feinkost (Beitrag 1582606)
Ich glaube nicht, dass wir einen Rechtsruck in Deutschland haben.

Die typischen sozialdemokratischen Themen wurden von der CDU übernommen und alles was etwas konservativer daherkommt ist rechts und so rechts das es als Rechtsnationalfaschistisch (was weis ich was von) den links der CDU stehenden bezeichnet wird, so mein Empfinden.

Bezeichne ich einen stark dunkelhäutigen als "Schwarzen", so ist das rassistisch. Sagt er über sich selbst das er Schwarz ist, ist das OK. Den Begriff "Schwarz" kann man nun beliebig durch "Schwule", "Ausländer" oder was weis ich ersetzen.

Die Befindlichkeiten sogenannter Minderheiten gegen mir auf den Senkel.

Ich habe als Arbeitskleidung Marineblaue Cargohosen und ein Hemd an. Die kurzen fragen mich: "bist Du Polizei?", abgesehen von diesem blöden Dreiwortsatz (mehr geht wohl nicht) erkläre ich denen das ich nicht bei der Polizei arbeite. Die älteren, meist männliche Mitbürger mt dunklerer Haut, schwarzen Haaren und starkem Bartwuchs bedenken mich mit bösen Blicken und machen so kleine Machtspielchen wie: ich tret dir in den Weg und du musst mir ausweichen.
So sieht die Realität heute in der Stadt aus.

Basken, Kurden, Katalonier, Tamilen (hab ich welche vergessen?) Uiguren und sonstige
werden von linksgutmenschen hofiert weil sie ihren eigenen Staat (also wohl eigene Nation) haben möchten und gegen den etablierten Staat kämpfen.
Aber wenn ich sage das ich Deutscher bin, dann bin ich gleich der Nazi.

Dabei bin ich auch eine Minderheit inzwischen: keine Vorstrafen, keine Verurteilungen, keine Punkte in Flensburg, eine abgeschlossene Berufsausbildung und schon viele Jahre in meinem Beruf tätig. :Cheese:

Ja vielen Dank für diesen schönen Beitrag. Lässt sich doch an diesem so schön veranschaulichen, was so Linksgutmenschen (ich denke die Historie des Wortes „Gutmensch“ kennst du?) wie ich an solchen Aussagen so widerlich finden.

Schwarze Menschen, Schwule und andere Minderheiten haben jahrhundertelange diskriminierung und Demütigung erfahren. Noch heute kannst du ja mal versuchen, dich mit einem anderen Namen als Peter Schmidt für eine Mietwohnung zu bewerben.

Das einzige, was diese Minderheiten jetzt verlangen, ist die Sprache derer, die ihre Vorfahren im besten Falle diskriminiert, im schlimmsten Falle massakriert haben zu überdenken und gewisse Ausdrücke zu vermeiden.
Deutschland hat 500.000 Sinti und Roma in wenigen Jahren abgeschlachtet. Hätte man den Krieg gewonnen - gäbe es in Deutschland keine Sinti und roma mehr. Das Wort zigeuner wurde ihnen in den Arm tätowiert als Stigma, als Beweis dafür dass sie minderwertig waren. Und dir fällt es schwer eine Paprika Sauce anders zu nennen und fühlst dich dadurch belästigt oder bedroht? Du möchtest aber gefälligst wieder negerkuss sagen? Das ändern der Sprache ist nervig für dich? Was meinst du wie „nervig“ es ist ständig daran erinnert zu werden wie mit deinen Großeltern oder deren Vorfahren umgegangen wurde.

Zu deinen restlichen rassistischen Ausfällen ala „mehr als drei Worte gehen wohl nicht“ braucht’s wohl keinen Kommentar.

qbz 04.02.2021 17:32

ich bin gerade dabei Klaus Mann´s Autobiographie "Wendepunkt" (Sohn von Thomas Mann) zu lesen. Sein Leben als Intellektueller, Literat und homosexueller Mensch wurde sehr stark durch den aufkommenden Nationalsozialismus in DE und durch die Machtergreifung Hitlers beeinträchtigt und schwer belastet. Er flüchtete ins Exil und trat schliesslich, trotz antimilitaristischer Einstellung, der US-Armee bei. Er wandelte sich im Laufe der wachsenden Nazibewegung von einem sich anfänglich politisch eher abseits stehenden Literaten, der ein Leben mit vielfältigen Kontakten zu Künstlern führte, zu einem entschiedenen Gegner und aktiven Kämpfer gegen den deutschen Faschismus, was im Buch auch beschrieben wird. Ähnlich ging es seiner ihm sehr nahestehenden Schwester Erika Mann, die mit dem Vater Thomas Mann von München zunächst nach Paris, dann Zürich, dann nach Los Angeles flüchtete. Bei Thomas Mann brauchte es das drängende Zureden und den starken Druck seiner Kinder, damit er gerade noch rechtzeitig aus München flüchtete. Während der Mc Carthy Zeit, davor in den USA als Literatin und Intellektuelle respektiert und angesehen, hat man sie in den USA überwacht, wegen lesbischer Freundschaften durch den CIA diffamiert und aller Arbeitsmöglichkeiten beraubt, so dass sie mit dem Vater wieder nach Zürich flüchtete und dort politisch resignierte, sich aber in Kilchberg um den Nachlass des Vaters und ihres Bruders kümmerte. Erika, Klaus Mann und dem Vater haben übrigens die Nazis die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen.

Ich meine, bei zahlreichen berühmten deutschen Intellektuellen entwickelte sich quasi ihr antifaschistisches Bewusstsein und ihre antifaschistische Einstellung mit dem konkreten Erlebnis der Verfolgung ihrer Werke, der Verbrennung ihrer Bücher, der Verbannung ihrer Bilder aus den Museen, dem Verbot ihrer Musik und Filme, der Arisierung der Hochschulen. Heute wissen wir, man darf es nicht soweit kommen lassen und muss vorher die Demokratie schützen und verteidigen, der Staat, die Bevölkerung, die demokratischen Parteien!

Flow 04.02.2021 17:35

Zitat:

Zitat von Schlafschaf (Beitrag 1582597)

Gefällt mir auch ... :)
Zitat:

Wagenknecht: Man muss aufhören, Debatten zu moralisieren oder bewusst darauf auszurichten, Leute niederzumachen. Alle – vom konservativem bis zum linken Spektrum –, die ein Interesse daran haben, dass unser Land nicht wie die USA endet, mit dieser extremen Spaltung, sollten die Fähigkeit zurückgewinnen, mit Anstand und Respekt zu diskutieren. Das Selbstverständliche muss klar sein: Wer bestimmte Meinungen nicht teilt, ist deshalb noch lange kein Nazi, der gecancelt werden muss.

Estebban 04.02.2021 17:43

Zitat:

Zitat von Flow (Beitrag 1582611)
Gefällt mir auch ... :)

Mich würde ja interessieren: so oft wie hier darauf verwiesen wird doch bitte bitte bitte niemanden als nazi zu bezeichnen, bzw es soll ja endlich mal wieder gelernt werden zu diskutieren und nicht „Meinungen gecancelt“ werden... wo genau hat hier im Forum irgendjemand der bösen linksgutmenschen mal jemanden als nazi betitelt? Ein einziges Zitat „du nazi“ würde mir reichen.
Ansonsten wirkt es dann doch irgendwo sehr gekünstelt und als weinerliche Reaktion auf jede Form von Kritik, die sehr an Lisa Eckhardt erinnert, deren Karriere ja auch erst so richtig losging seit sie so richtig kräftig weggecancelt wird...

NBer 04.02.2021 17:46

Zitat:

Zitat von Estebban (Beitrag 1582614)
Mich würde ja interessieren: so oft wie hier darauf verwiesen wird doch bitte bitte bitte niemanden als nazi zu bezeichnen, bzw es soll ja endlich mal wieder gelernt werden zu diskutieren und nicht „Meinungen gecancelt“ werden... wo genau hat hier im Forum irgendjemand der bösen linksgutmenschen mal jemanden als nazi betitelt? Ein einziges Zitat „du nazi“ würde mir reichen.
Ansonsten wirkt es dann doch irgendwo sehr gekünstelt und als weinerliche Reaktion auf jede Form von Kritik, die sehr an Lisa Eckhardt erinnert, deren Karriere ja auch erst so richtig losging seit sie so richtig kräftig weggecancelt wird...


Ganze Parteien (bzw eine) leben von der Opferrolle......

qbz 04.02.2021 18:09

Zitat:

Zitat von feinkost (Beitrag 1582606)
........
Die typischen sozialdemokratischen Themen wurden von der CDU übernommen
......

Ich halte das für eine historisch nicht belegbare These, die ganz bewusst immer wieder als Narrativ verwendet wird, um die neoliberale, an den Interessen der großen Konzerne und der industriellen Landwirtschaft, den fossilen Energien und dem Autoverkehr orientierten Politik der CDU zu verschleiern. Bei der Wahl des CDU-Vorsitzenden erhielt Merz fast die Hälfte der Stimmen. Und auch Laschet zeichnet sich durch Neoliberalismus und Unterstützer der Kohle aus. Demgegenüber ist in der CDU der damals einflussreiche Arbeitnehmerflügel der CDU, wie er von Blüm repräsentiert wurde und der das Sozial- und Arbeitsministerium leitete, unter Merkel verschwunden.

Was richtig ist: Die SPD bewegte sich unter Schröder, zusammen mit den Grünen, deutlich in die Richtung der goßen Kapitalinteressen zuungunsten der Arbeitnehmerinteressen (Steuerreformen für Großverdiener und Aktionäre, Hartz IV, Auslandseinsätze der Bundeswehr, Jugoslawienkrieg), weg von der sozialdemokratischen Arbeitnehmeridentät, dem Kern der Volkspartei SPD, und verlor dadurch bundesweit allmählich fast die Hälfte der Wählerschaft an die anderen Parteien. Eine Fortsetzung und Kontinuität der Schröderschen bzw. SPD-Grünen Umverteilung von unten nach oben durch die CDU und der Privatisierungsvorhaben bedeutet neoliberale Politik pur. Gleichzeitig bildete sich eine rechtsextreme Opposition mit der AFD, die in allen Institutionen und den öffentlich-rechtlichen Medien vertreten ist.

Was die Wähler betrifft: Es wählen bundesweit vielleicht max. 15 % eher links, d.h. Wähler der Linke und linke Sozialdemokraten zusammengenommen.

Welche sozialdemokratischen Themen hat Merkel konkret übernommen? Der Mindestlohn wurde von der SPD in die Koaltion eingebracht, die Mindestrente SPD, und mit Heil bekleidet ein SPD-Minister das Arbeits- und Sozialministerium.

noam 04.02.2021 19:13

Zitat:

Zitat von feinkost (Beitrag 1582606)
Ich glaube nicht, dass wir einen Rechtsruck in Deutschland haben.

Ich glaube, dass man da zuallererst einmal Rechtsruck definieren muss. Haben wir einen öffentlichen Rechtsruck. Ja sicherlich. Wir haben eine Partei im Bundestag und in den Landtagen, die sich zu einem großen Teil über den Nationalismus definiert und alleine darüber viele Stimmen akquiriert.

Auch hatten wir in den vergangenen Jahren viele schreckliche Ereignisse des rechten Terrors.


Aber haben sich die Leute, die für diesen rechten Terror verantwortlich sind oder aus nationalistischem Interesse AFD wählen, erst jetzt in Richtung rechts bewegt? Ich glaube nicht. Ich glaube diese Menschen waren schon immer rechts, was auch die Vita von den für den rechten Terror verantwortlichen Menschen belegt.


Das einzige, was sich verändert hat, ist die Öffentlichkeit. Lange wurde rechts halt totgeschwiegen und man traf sich im geheimen. Nun bewegt man sich halt öffentlich.

FaulerVerfressenerHund 04.02.2021 19:14

Hund

El Stupido 04.02.2021 19:58

Zitat:

Zitat von Stefan (Beitrag 1582594)
Was soll mich denn am "wenden" stören?
Mir geht es darum, dass ihr beide sagt, dass man Faschist ist, wenn man kein Antifaschist ist. Nach der Wikipedia-Definition z.B. ist man Antifaschist, wenn man sich gegen den Faschismus wendet. Das kann natürlich eine militärische Operation, eine Demo, Posts gegen Faschismus in Foren...... sein.
Aber Dein Nachbar, der keine Leserbriefe gegen Faschismus schreibt, nicht dagegen demonstriert oder in den Krieg zieht, keine Flyer verteilt und nicht zur Wahl geht, der ist doch nicht zwangsläufig Faschist, weil er kein Antifaschist ist. Er kann natürlich trotzdem Faschist sein, aber nicht nur deswegen, weil er kein Antifaschist ist.

Nochmals ganz deutlich: Der Faschismus in der jüngeren deutschen Geschichte brachte Millionen Menschen ins Grab. Dazu kann es keine zwei Meinungen geben.
Auch wenn ich nicht aktiv auf antifaschistische Demos gehe (allgemein gesprochen....denn für mich persönlich kann ich das nicht verneinen), keine Flyer verteile, "in den Krieg ziehe" etc. kann bzw. soll bzw. muss ich doch gegen Faschismus sein. Die innere Haltung, das Ablehnen des Faschismus, die innere Haltung "NIE WIEDER" ist bereits Antifaschismus.

El Stupido 04.02.2021 20:03

Zitat:

Zitat von noam (Beitrag 1582629)
(...)

Aber haben sich die Leute, die für diesen rechten Terror verantwortlich sind oder aus nationalistischem Interesse AFD wählen, erst jetzt in Richtung rechts bewegt? Ich glaube nicht. Ich glaube diese Menschen waren schon immer rechts, was auch die Vita von den für den rechten Terror verantwortlichen Menschen belegt.

(...)

Zitat:

(...) Auch die im Mordfall Lübcke Angeklagten Stephan E. und Markus H. sind im Demonstrationszug der AfD mitgelaufen.(...) Im Prozess kam nun heraus: E. war nicht nur zusammen mit seinem Mitangeklagten Markus H. auf der Demonstration in Chemnitz – die Veranstaltung war für ihn auch Anstoß, Walter Lübcke etwas anzutun. Das belegen Aussagen, die Stephan E. selbst gemacht hat, im Februar 2020 bei der Polizei.(...)


Gab es nicht hier im Thread (finde es auf Anhieb gerade nicht) auch die Aussage, dass man als Polizeibeamt*in auf rechten Demos nichts zu befürchten habe und dort alles friedlich sei, ganz im Gegenteil zu Demos des linken Spektrum?

Stefan 04.02.2021 20:35

Zitat:

Zitat von El Stupido (Beitrag 1582637)
Nochmals ganz deutlich:

Du musst mir den Faschismus nicht erklären. Auf Beiträge mit rechten Tendenzen im Forum habe ich jeweils kritisch reagiert und im "echten Leben" mache ich das auch.

Mir ging es nur um Eure Definition. Deswegen müssen wir uns aber nicht stressen.

noam 04.02.2021 20:36

Zitat:

Zitat von El Stupido (Beitrag 1582639)

Na hier geht es um einen konkreten Tatentschluss zum Mord an einem Politiker. Ich denke gesinnungstechnisch hat sich bei denen nichts verändert. Das ist ja genau das, was ich meine. Die waren schon immer Nazis, die brauchten keinen Ruck nach rechts mehr. Die brauchten nur noch einen Anlass, einen Tropfen oder eine Inspiration um in ihrem ideologischen Kampf für fur empfundene Herrenrasse, zur Tat zu schreiten. Wenn man schon ganz rechts ist, gehts halt auch nicht weiter.

Leider gibt es zu viele solcher Menschen. Aber die gibt es eben auch nicht erst seit der AFD, wenn man an Rostock Lichtenhagen, Antonio Amadeu und viele weitere schreckliche Taten von ideologisch getriebenen erinnert.

Zitat:

Zitat von El Stupido (Beitrag 1582639)
Gab es nicht hier im Thread (finde es auf Anhieb gerade nicht) auch die Aussage, dass man als Polizeibeamt*in auf rechten Demos nichts zu befürchten habe und dort alles friedlich sei, ganz im Gegenteil zu Demos des linken Spektrum?

Das ist tatsächlich meine persönliche Erfahrung gewesen, dass der Einsatzabschnitt „Demo“ (Naziauflauf) im Vergleich zu „Gegendemo“ eigentlich immer recht unspektakulär abgelaufen ist und man doch wenig Probleme damit hatte, die Demoteilnehmer dazu zu motivieren Auflagen einzuhalten. Während man im Bereich „Gegendemo“ bei gleichgelagertem Einschreiten vornehmlich durch den schwarzen Block auch gerne mal mit Flaschen, Steinen, Brandsätzen oder Fäkalien beworfen oder angespuckt wurde. Hier muss man natürlich anführen, dass dies auf den schwarzen Block und seinem Solidarisierungseffekt beschränkt war. Mit den Mehrheitlich aus dem bürgerlichen Spektrum kommenden Demonstranten gab es auf den Demos, wo ich rumturnte, auch keine Probleme.

Aus dem Einsatzgeschehen geschlossene Einheiten bin ich zum Glück raus. Aktuell erscheint es mir als ob sich auch bei den Rechten eine Art schwarzer Block, aus Menschen die Aktiv die Konfrontation mit der Polizei suchen, bildet.

Schwarzfahrer 04.02.2021 20:40

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1582610)
...mit dem konkreten Erlebnis der Verfolgung ihrer Werke, der Verbrennung ihrer Bücher, der Verbannung ihrer Bilder aus den Museen, dem Verbot ihrer Musik und Filme, der Arisierung der Hochschulen. Heute wissen wir, man darf es nicht soweit kommen lassen und muss vorher die Demokratie schützen und verteidigen, der Staat, die Bevölkerung, die demokratischen Parteien!

Stimmt, die Auflistung läßt aufhorchen, es gibt auch aktuell ähnliche Entwicklungen, wenn auch (noch?) nicht ganz so dramatisch wie vor 80 - 90 Jahren (dafür weit über Deutschland hinaus): Lesungen bestimmter Autoren sind durch Gewaltandrohung nur noch unter Polizeischutz oder gar nicht möglich, Bücher werden aus Bibliotheken aussortiert, Statuen berühmter Menschen werden umgeworfen, Bilder werden aus Museen entfernt, Hochschulen lassen "unerwünschte" Dozenten nicht ihre Vorlesung halten oder Studenten mit unliebsamem Hintergrund werden öffentlich an den Pranger gestellt, Unliebsame Personen werden aus Filmen rausgeschnitten, (Beispiele sind zufällig, zu jedem Punkt finden sich viele Treffer). Dagegen muß man tatsächlich die Demokratie verteidigen, finde ich auch.

noam 04.02.2021 20:48

Zitat:

Zitat von El Stupido (Beitrag 1582637)
Nochmals ganz deutlich.

Was ihr hier betreibt ist Wortklauberei. Jeder normal denkende Mensch sollte gegen jede Art von Extremismus sein, sei er politisch oder religiös bedingt.

Da Faschismus unstrittig dem Extremismus zuzuordnen ist, sollte jeder gegen Faschismus sein.

Das Wort Antifaschist ist in unserer Sprache allerdings besetzt durch die mindestens zweifelhafte Antifa bzw. ihre militanten gewaltbereiten Mitglieder.

Dadurch läuft man natürlich Gefahr sich mit eben jenen gemein zu machen, wenn man sich als Antifaschist benennt, dies aber lediglich als Ablehnung von Faschismus verstanden wissen will.

Sollte sich die Antifa von ihren militanten Mitgliedern glaubhaft distanzieren und ein wenig in der Realität ankommen, dann würde der Begriff Antifaschist sicher deutlich weniger negativ aufgefasst werden und sicher auch wie du ihn als Voraussetzung für Demokratie verstanden werden können. Solange man aber mit dem Begriff Antifaschist Steinewerfen, Straßenkampf und Brandsätze verbindet, wird das wohl eher nicht geschehen, denn das hat mehr mit Faschismus als mit Demokratie gemein.

NBer 04.02.2021 21:07

Zitat:

Zitat von noam (Beitrag 1582659)
......Sollte sich die Antifa von ihren militanten Mitgliedern glaubhaft distanzieren.....

Wer oder was ist für dich "die Antifa"? Sprich von wem ganz konkret erwartest du eine Distanzierung?

JENS-KLEVE 04.02.2021 21:11

Wenn man versucht Faschismus zu definieren, ist es wichtig die Unterschiede zu Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus klar herauszuarbeiten.
Dann erkennt man recht schnell, dass im Vergleich zu diesen Begriffen, der Faschismus erst in Verbindung mit diesen Begriffen richtig gefährlich ist. Fußball Ultras, eingefleischte Musikfans und selbst die Antifa verwenden durchaus Elemente aus dem Faschismus. Nicht unbedingt verwerflich aber auch da ein gefährliches Spiel.

Estebban 04.02.2021 21:12

Zitat:

Zitat von noam (Beitrag 1582629)
Ich glaube, dass man da zuallererst einmal Rechtsruck definieren muss. Haben wir einen öffentlichen Rechtsruck. Ja sicherlich. Wir haben eine Partei im Bundestag und in den Landtagen, die sich zu einem großen Teil über den Nationalismus definiert und alleine darüber viele Stimmen akquiriert.

Auch hatten wir in den vergangenen Jahren viele schreckliche Ereignisse des rechten Terrors.


Aber haben sich die Leute, die für diesen rechten Terror verantwortlich sind oder aus nationalistischem Interesse AFD wählen, erst jetzt in Richtung rechts bewegt? Ich glaube nicht. Ich glaube diese Menschen waren schon immer rechts, was auch die Vita von den für den rechten Terror verantwortlichen Menschen belegt.


Das einzige, was sich verändert hat, ist die Öffentlichkeit. Lange wurde rechts halt totgeschwiegen und man traf sich im geheimen. Nun bewegt man sich halt öffentlich.



Damit hast du vermutlich vollkommen recht. Das Problem an der verstärkten Sichtbarkeit bzw. der größeren Öffentlichkeit sehe ich trotzdem.
Zwar hast du recht - die 15-20 Prozent mit rechtem Gedankengut gab es ja laut Soziologen immer, sie sind nur lauter geworden. Was mich vielmehr bestürzt / beängstigt sind die Stimmen, die sich vermeintlich bürgerlich geben und sich diesen 15-20 Prozent immer weiter annähern, weil hier ein Markt oder ein wählerpublikum wahrgenommen wird.
Dinge wie die Werteunion, Maassen oder und vor allem auch die WELT um den chefeinheizer Rainer Meyer und seinen Fürsprecher Poschardt sorgen dafür, dass ein potentiell gewalttätiges Milieu sich ernst genommen und in der Mitte der Gesellschaft wähnt.
Die Zeit hat es gestern sehr schön aufbereitet. Man möge sich vorstellen, was passiert wenn all das was ich heute von mir gegeben habe (mit dem man ja gerne auch anderer Meinung seien kann) in einer breiteren Öffentlichkeit mit klarnamen von einer Frau ausgesprochen wird.
https://www.zeit.de/2021/06/rainer-m...htsextremismus

Estebban 04.02.2021 21:17

Zitat:

Zitat von noam (Beitrag 1582659)
Was ihr hier betreibt ist Wortklauberei. Jeder normal denkende Mensch sollte gegen jede Art von Extremismus sein, sei er politisch oder religiös bedingt.

Da Faschismus unstrittig dem Extremismus zuzuordnen ist, sollte jeder gegen Faschismus sein.

Das Wort Antifaschist ist in unserer Sprache allerdings besetzt durch die mindestens zweifelhafte Antifa bzw. ihre militanten gewaltbereiten Mitglieder.

Dadurch läuft man natürlich Gefahr sich mit eben jenen gemein zu machen, wenn man sich als Antifaschist benennt, dies aber lediglich als Ablehnung von Faschismus verstanden wissen will.

Sollte sich die Antifa von ihren militanten Mitgliedern glaubhaft distanzieren und ein wenig in der Realität ankommen, dann würde der Begriff Antifaschist sicher deutlich weniger negativ aufgefasst werden und sicher auch wie du ihn als Voraussetzung für Demokratie verstanden werden können. Solange man aber mit dem Begriff Antifaschist Steinewerfen, Straßenkampf und Brandsätze verbindet, wird das wohl eher nicht geschehen, denn das hat mehr mit Faschismus als mit Demokratie gemein.

Diese Leute, welche unter dem Antifa Banner Gewalt auch und vor allem gegen Polizeibeamte anwenden tun vor allem eins: sie leisten der Sache einen Bärendienst. Ich würde mich jederzeit zur Antifa bekennen; distanziere mich aber von jeder Gewalt. Und ich gebe dir recht - man macht es sich zu einfach, sich immer nur dahinter zu verstecken zu sagen „die antifa gibt es ja gar nicht“ und damit das Problem zu übertünchen. Es gibt viele idioten, die Geradezu als Event zu Antifademos gehen und Gewalt suchen. Die sind mindestens ein genauso großes Problem und führen bei der Polizei eben zu den gleichen Vorurteilen, wie andersrum ala „die sind alle so“.
Trotzdem hoffe ich, dass der moralische Maßstab bei der Polizei nach Jahren der Ausbildung höher angesetzt werden darf, als bei den idioten, die es zweifelsfrei bei der Antifa gibt.

Siebenschwein 04.02.2021 21:19

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1582670)
Wenn man versucht Faschismus zu definieren, ist es wichtig die Unterschiede zu Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus klar herauszuarbeiten.
Dann erkennt man recht schnell, dass im Vergleich zu diesen Begriffen, der Faschismus erst in Verbindung mit diesen Begriffen richtig gefährlich ist. Fußball Ultras, eingefleischte Musikfans und selbst die Antifa verwenden durchaus Elemente aus dem Faschismus. Nicht unbedingt verwerflich aber auch da ein gefährliches Spiel.

Nö, Faschismus ist eine Gesellschafts- oder Herrschaftsform. Rassismus, Antisemitismus etc. sind Ansichten bzw. Ideologien, die typisch für den Faschismus als Gesellschaftsform sind. Du wirst ihn nicht ohne Rassismus kriegen. Von daher ist er nicht erst „ in Verbindung mit“ gefährlich- weil er eben dadurch gekennzeichnet ist.

Estebban 04.02.2021 21:20

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1582670)
Wenn man versucht Faschismus zu definieren, ist es wichtig die Unterschiede zu Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus klar herauszuarbeiten.
Dann erkennt man recht schnell, dass im Vergleich zu diesen Begriffen, der Faschismus erst in Verbindung mit diesen Begriffen richtig gefährlich ist. Fußball Ultras, eingefleischte Musikfans und selbst die Antifa verwenden durchaus Elemente aus dem Faschismus. Nicht unbedingt verwerflich aber auch da ein gefährliches Spiel.

Nationalismus bzw. völkisches Denken als die Auferstehung einer unterdrückten Nation inkl eines führerkultes ist elementarer Bestandteil jeder Faschismus Definition.
Gewalt gegen Andersdenkende ist abscheulich, totalitär aber eben kein Faschismus. Die Begriffe werden gerne synonym verwendet, sind es aber eben nicht

Edith sagt: da war schon jemand schneller

keko# 04.02.2021 21:39

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1582619)
Ich halte das für eine historisch nicht belegbare These, die ganz bewusst immer wieder als Narrativ verwendet wird, um die neoliberale, an den Interessen der großen Konzerne und der industriellen Landwirtschaft, den fossilen Energien und dem Autoverkehr orientierten Politik der CDU zu verschleiern....

Was richtig ist: Die SPD bewegte sich unter Schröder, zusammen mit den Grünen, deutlich in die Richtung der goßen Kapitalinteressen zuungunsten der Arbeitnehmerinteressen ...

Was die Wähler betrifft: Es wählen bundesweit vielleicht max. 15 % eher links, d.h. Wähler der Linke und linke Sozialdemokraten zusammengenommen.

....

Etablierte Parteien versammeln sich mehr oder weniger in der "Mitte", wie eine Gruppe Verängstigter, die eins eint, nämlich dass sie keine Antwort auf die Zukunftsfragen haben. Unsere Demokratie wird schwächer, aber nicht wegen Rechtsextremisten, sondern wegen Biotechnologie, KI und Big Data. Unsere Politiksystem ist aus dem letzten Jahrhundert, agiert wie in diesem und kann mit aktuellen technischen Entwicklungen nicht mehr Schritt halten. Politiker werden links und rechts überholt und verlieren die Kontrolle. Zukunftsfragen werden in der Öffentlichkeit nicht mal andiskutiert, dabei wäre es höchste Zeit.

NBer 04.02.2021 21:49

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1582685)
Etablierte Parteien versammeln sich mehr oder weniger in der "Mitte", wie eine Gruppe Verängstigter, die eins eint, nämlich dass sie keine Antwort auf die Zukunftsfragen haben. Unsere Demokratie wird schwächer, aber nicht wegen Rechtsextremisten, sondern wegen Biotechnologie, KI und Big Data. Unsere Politiksystem ist aus dem letzten Jahrhundert, agiert wie in diesem und kann mit aktuellen technischen Entwicklungen nicht mehr Schritt halten. Politiker werden links und rechts überholt und verlieren die Kontrolle. Zukunftsfragen werden in der Öffentlichkeit nicht mal andiskutiert, dabei wäre es höchste Zeit.

Alles richtig. Und trotzdem wird Deutschland vom absolut überwiegenden Teil der Welt beneidet. Und nun?
Bei aller berechtigter Kritik muss es hier irgendetwas geben, dass andere nicht haben, bzw etwas funktionieren, was anderswo nicht so funktioniert.
Vor allem auch in den Kommentarspalten der sozialen Medien geht mir die andauernde Schwarzmalerei mittlerweile gehörig auf den Senkel. Alle nur noch am Meckern. Ich glaube mal n Jahr woanders leben (müssen) würde viele Sichtweisen mal wieder zurechtrücken.

noam 04.02.2021 22:00

Zitat:

Zitat von NBer (Beitrag 1582668)
Wer oder was ist für dich "die Antifa"? Sprich von wem ganz konkret erwartest du eine Distanzierung?

Wer ist die Antifa? Ja das ist eine durchaus schwierig zu beantwortende Frage, die lokal sicher differiert.

Hier (also heißt in der Provinzhauptstadt in der Nähe) haben wir zB eine lokale Szene die sich über ihren Treffpunkt definiert. Große Teile der jungen Menschen die sich dort treffen zählen sich selbst zur Antifa und gehen damit sehr offensiv um. Leider sind diese Personen auch verantwortlich für viele Sachbeschädigungen und fallen auch im Rahmen von Demosntrationen immer wieder durch das Vorbereiten von Gewaltttaten oder Rückzugsraum bieten für entsprechende Täter auf.

Entsprechend würde ich mir von einer solchen Gruppe eine Abkehr von der Ausübung von Gewalt und eine Distanzierung von Gewalttätern bzw dem Bieten von Rückzugsorten wünschen.

Ähnliches gilt eben für entsprechende andere bekannte Orte der linken Szene wie zB die Rigaer Straße 94 oder die Rote Flora. Es fällt mir schwer Menschen als demokratisch zu akzeptieren, die Gewalt als Mittel der Wahl organisieren, akzeptieren, tolerieren und Ausübenden Schutz vor Repressalien bieten.

Zitat:

Zitat von Estebban (Beitrag 1582674)
Diese Leute, welche unter dem Antifa Banner Gewalt auch und vor allem gegen Polizeibeamte anwenden tun vor allem eins: sie leisten der Sache einen Bärendienst. Ich würde mich jederzeit zur Antifa bekennen; distanziere mich aber von jeder Gewalt. Und ich gebe dir recht - man macht es sich zu einfach, sich immer nur dahinter zu verstecken zu sagen „die antifa gibt es ja gar nicht“ und damit das Problem zu übertünchen. Es gibt viele idioten, die Geradezu als Event zu Antifademos gehen und Gewalt suchen. Die sind mindestens ein genauso großes Problem und führen bei der Polizei eben zu den gleichen Vorurteilen, wie andersrum ala „die sind alle so“.

Diese Idioten, von denen du sprichst, sind eben genau die, die ich als Berufsdemostranten bezeichne (und dafür regelmäßig vors Schienbein getreten bekomme). Diese werden eben in der öffentlichen Wahrnehmung und auch in meiner der Antifa zugerechnet, weil sich Leuchttürme der Szene eben nicht von diesen glaubhaft distanzieren bzw. ihnen sogar Rückhalt und Rückzugsort bieten.

Und damit tun diese Menschen "den Linken" eben nun wirklich keinen Gefallen, da sie eben dazu beitragen, dass zT wirklich gute Linke Ideen immer wieder mit diesen Menschen assoziiert werden und damit keine breiten Mehrheiten finden kann.

Siebenschwein 04.02.2021 22:01

Zitat:

Zitat von NBer (Beitrag 1582690)
Alles richtig. Und trotzdem wird Deutschland vom absolut überwiegenden Teil der Welt beneidet. Und nun?
Bei aller berechtigter Kritik muss es hier irgendetwas geben, dass andere nicht haben, bzw etwas funktionieren, was anderswo nicht so funktioniert.
Vor allem auch in den Kommentarspalten der sozialen Medien geht mir die andauernde Schwarzmalerei mittlerweile gehörig auf den Senkel. Alle nur noch am Meckern. Ich glaube mal n Jahr woanders leben (müssen) würde viele Sichtweisen mal wieder zurechtrücken.

+1

P.S: Zur Not reichen auch drei Wochen Indienurlaub ausserhalb des Fünfsternehotels.

keko# 04.02.2021 22:03

Zitat:

Zitat von NBer (Beitrag 1582690)
Alles richtig. Und trotzdem wird Deutschland vom absolut überwiegenden Teil der Welt beneidet. Und nun?
Bei aller berechtigter Kritik muss es hier irgendetwas geben, dass andere nicht haben, bzw etwas funktionieren, was anderswo nicht so funktioniert.
Vor allem auch in den Kommentarspalten der sozialen Medien geht mir die andauernde Schwarzmalerei mittlerweile gehörig auf den Senkel. Alle nur noch am Meckern. Ich glaube mal n Jahr woanders leben (müssen) würde viele Sichtweisen mal wieder zurechtrücken.

Deutschland ist in sehr vielen Bereichen ganz weit vorne und deshalb sehr attraktiv. Egal ob Menschenrechte oder Gleichberechtigung usw. Das sind aber Erfolge des Liberalismus und Humanismus, welche andere Formen zum Glück abgelöst haben. Zukünftige Herausforderungen kommen z.B. von Algorithmen, die uns möglicherweise in Teilen bald weit überlegen sind und eigenständig die Richtung vorgeben werden. Aus dem aktuellen Vorsprung, den Deutschland gegenüber den allermeisten Länder hat, würde ich in Zukunftsfragen auf einen Gestaltungsoffensive hoffen.

LidlRacer 04.02.2021 22:10

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1582695)
Zukünftige Herausforderungen kommen z.B. von Algorithmen, die uns möglicherweise in Teilen bald weit überlegen sind und die Richtung vorgeben werden.

Du schreibst ja öfters etwas in der Richtung. Leider habe ich nicht mal eine grobe Ahnung, wovon Du sprichst. Könntest Du das bitte etwas näher erläutern (wobei ich auch nicht weiß, welches der passendste Thread dafür wäre)?
Falls schon geschehen, reicht vielleicht ein Link.

keko# 04.02.2021 22:22

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1582697)
Du schreibst ja öfters etwas in der Richtung. Leider habe ich nicht mal eine grobe Ahnung, wovon Du sprichst. Könntest Du das bitte etwas näher erläutern (wobei ich auch nicht weiß, welches der passendste Thread dafür wäre)?
Falls schon geschehen, reicht vielleicht ein Link.

Z.B. kennt dich Google wegen deine Datenspuren, die du hinterlässt und die Computerprogramme analysieren können, möglicherweise besser als du dich selbst. So wäre es also denkbar, dass nicht du bei der nächsten Wahl zur Wahl gehst, sondern Google das für dich macht. Das ist ein Beispiel dafür, dass Algorithmen deiner subjektiven Wahl überlegen sind und in demokratische Prozesse aktiv eingreifen.

NBer 04.02.2021 22:27

Zitat:

Zitat von noam (Beitrag 1582693)
.......Große Teile der jungen Menschen die sich dort treffen zählen sich selbst zur Antifa und gehen damit sehr offensiv um. Leider sind diese Personen auch verantwortlich für viele Sachbeschädigungen und fallen auch im Rahmen von Demosntrationen immer wieder durch das Vorbereiten von Gewaltttaten oder Rückzugsraum bieten für entsprechende Täter auf......

Das meinte ich eigentlich auch. Wer sich unter dem Flagschiff "Antifa" versammelt hat ja nichts mit Antifaschismus im wortwörtlichen Sinn am Hut. Die kämpfen gegen die aktuellen Machthaber genau wie es der rechte Rand tut. Witzigerweise weil sie glauben, dass die aktuellen Machthaber nach rechts rutschen, während der rechte Rand glaubt, dass sie nach links rutschen. Zeigt eigentlich nur die Verblödung beider Seiten.
Was ich eigentlich sagen will....Antifa hat nichts mit Antifaschismus zu tun, oder linker Politik. Für mich, der ich mich auch eher links verorte, sind das Chaoten, die sich in ihren Aktionen auf linke Grundsätze berufen, aber eigentlich Anarchisten sind.

LidlRacer 04.02.2021 22:27

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1582699)
Z.B. kennt dich Google wegen deine Datenspuren, die du hinterlässt und die Computerprogramme analysieren können, möglicherweise besser als du dich selbst. So wäre es also denkbar, dass nicht du bei der nächsten Wahl zur Wahl gehst, sondern Google das für dich macht. Das ist ein Beispiel dafür, dass Algorithmen deiner subjektiven Wahl überlegen sind und in demokratische Prozesse aktiv eingreifen.

Ich wüsste nicht, warum Google für mich wählen sollte. Ganz sicher könnte niemand außer mir es dazu ermächtigen und ebenso sicher werde ich das nicht tun.

Siebenschwein 04.02.2021 22:29

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1582699)
Z.B. kennt dich Google wegen deine Datenspuren, die du hinterlässt und die Computerprogramme analysieren können, möglicherweise besser als du dich selbst. So wäre es also denkbar, dass nicht du bei der nächsten Wahl zur Wahl gehst, sondern Google das für dich macht. Das ist ein Beispiel dafür, dass Algorithmen deiner subjektiven Wahl überlegen sind und in demokratische Prozesse aktiv eingreifen.

Solange Amazon nicht intelligent genug ist, zu wissen, ob sie mir, nachdem ich aufhöre, Kondome zu kaufen, nun lieber Babywindeln oder eine Gummipuppe anbieten sollten, sollten wir politische Entscheidungen vermutlich doch noch nicht dem Computer überlassen.

qbz 04.02.2021 22:34

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1582655)
Stimmt, die Auflistung läßt aufhorchen, es gibt auch aktuell ähnliche Entwicklungen, wenn auch (noch?) nicht ganz so dramatisch wie vor 80 - 90 Jahren (dafür weit über Deutschland hinaus): Lesungen bestimmter Autoren sind durch Gewaltandrohung nur noch unter Polizeischutz oder gar nicht möglich, Bücher werden aus Bibliotheken aussortiert, Statuen berühmter Menschen werden umgeworfen, Bilder werden aus Museen entfernt, Hochschulen lassen "unerwünschte" Dozenten nicht ihre Vorlesung halten oder Studenten mit unliebsamem Hintergrund werden öffentlich an den Pranger gestellt, Unliebsame Personen werden aus Filmen rausgeschnitten, (Beispiele sind zufällig, zu jedem Punkt finden sich viele Treffer). Dagegen muß man tatsächlich die Demokratie verteidigen, finde ich auch.

Entschuldige bitte Schwarzfahrer, ich sehe das komplett anders. Eigentlich habe ich mit so einer Antwort auf das von mir geschilderte Schicksal von Erika und Klaus Mann nicht gerechnet. Wie würden Sie und andere Naziververfolgte von damals Dir antworten, wenn Sie könnten?

Zum ersten reisst Du meinen Satz aus dem Zusammenhang, indem Du nur einen Halbsatz zitierst und den konkreten Kontext (Nazizeit, Faschismus) weglässt, in den ich die Verfolgung stellte, "bei zahlreichen berühmten deutschen Intellektuellen entwickelte sich quasi ihr antifaschistisches Bewusstsein und ihre antifaschistische Einstellung mit dem konkreten Erlebnis der Verfolgung".

Zum Zweiten ist es komplett verdreht (pervers) - ich beginne mal nur mit Deinem ersten Zitat - die Absage einer Lesung, einer Buchpromotion von Sarrazin mit der Bücherverbrennung und der persönlichen Verfolgung, Ermordung oder Flucht von Literaten während der Nazizeit zu vergleichen. Sarrazin´s Buch war ein Bestseller, wurde von Bild schon im Vorfeld promotet und wenn seine eigene Buchpromotion an manchen Orten auf Proteste stiess, bewies genau das eine lebendige, funktionierende Demokratie.

Drittens relativiert man auf diese Weise das damalige Unrecht, indem man heutige Publizisten rassistischer Meinungen, sogar Bestseller, mit der damaligen Verfolgung, Vertreibung, Ermordung humanistischer, bürgerlicher und sozialistischer, jüdischer Schriftsteller und Künstler durch die Nazis gleichstellt und sie als Opfer statt als Schreibtischtäter sowie die Kritiker als Meinungsunterdrücker darstellt.

keko# 04.02.2021 22:42

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1582702)
Solange Amazon nicht intelligent genug ist, zu wissen, ob sie mir, nachdem ich aufhöre, Kondome zu kaufen, nun lieber Babywindeln oder eine Gummipuppe anbieten sollten, sollten wir politische Entscheidungen vermutlich doch noch nicht dem Computer überlassen.

Die Frage ist doch, wie viel Zeit noch bleibt, dass wir diese Entscheidung, wer entscheidet, noch selbst in der Hand haben. ;) Ich glaube: nicht mehr sehr viele Jahre.

Bockwuchst 04.02.2021 22:42

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1582699)
Z.B. kennt dich Google wegen deine Datenspuren, die du hinterlässt und die Computerprogramme analysieren können, möglicherweise besser als du dich selbst. So wäre es also denkbar, dass nicht du bei der nächsten Wahl zur Wahl gehst, sondern Google das für dich macht. Das ist ein Beispiel dafür, dass Algorithmen deiner subjektiven Wahl überlegen sind und in demokratische Prozesse aktiv eingreifen.

Man liest von dir in letzter Zeit öfter was in diese Richtung. Ich bin nicht sicher wie ich das einordnet soll. Wie meinst du das, Google geht für mich zur Wahl? Ich bin sicher, dass KI n mm und Machine Learning und was alles dazu gehört in Zukunft eine große Rolle spielen werden aber bei dir hier sich das in letzter Zeit sehr nebulös an. Du scheinst dich viel damit zu beschäftigen

Bockwuchst 04.02.2021 22:44

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1582706)
Die Frage ist doch, wie viel Zeit noch bleibt, dass wir diese Entscheidung, wer entscheidet, noch selbst in der Hand haben. ;) Ich glaube: nicht mehr sehr viele Jahre.

Auch das klingt für mich wieder rätselhaft. Wie meinst du das, wir können bald nicht mehr entscheiden, wer Entscheidungen trifft?

LidlRacer 04.02.2021 22:49

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1582705)
Zum Zweiten ist es komplett verdreht (pervers) - ich beginne mal nur mit Deinem ersten Zitat - die Absage einer Lesung, einer Buchpromotion von Sarrazin - mit der Bücherverbrennung und der persönlichen Verfolgung, Ermordung oder Flucht von Literaten während der Nazizeit zu vergleichen. Sarrazin´s Buch war ein Bestseller, wurde von Bild schon im Vorfeld promotet und wenn seine eigene Buchpromotion an manchen Orten auf Proteste stiess, bewies genau das eine lebendige, funktionierende Demokratie.

Drittens relativiert man auf diese Weise das damalige Unrecht, indem man heutige Publizisten rassistischer Meinungen, sogar Bestseller, mit der damaligen Verfolgung, Vertreibung, Ermordung humanistischer, bürgerlicher und sozialistischer Schriftsteller und Künstler durch die Nazis gleichstellt und sie als Opfer statt als Schreibtischtäter sowie die Kritiker als Meinungsunterdrücker darstellt.

Danke, ich stimme Dir 100% zu, hätte es aber nicht so gut ausdrücken können! :Blumen:

keko# 04.02.2021 23:08

Zitat:

Zitat von Bockwuchst (Beitrag 1582708)
Auch das klingt für mich wieder rätselhaft. Wie meinst du das, wir können bald nicht mehr entscheiden, wer Entscheidungen trifft?

Also da gibt es mehrere Möglichkeiten: zum einen lernt "Google" aus deinem bisherigen Wahlverhalten. Interessiertest du dich vor einer Wahl besonders für Beiträge zum Thema X von der Partei Y und hast dann die Partei Z gewählt, kann man dir vor der nächsten Wahl das Thema X der Partei Y bevorzugt präsentieren. Du entscheidest also nicht mehr, wenn du wählst, sondern der Algorithmus sagt dir, wenn du wählst.
Eine andere Möglichkeit wäre, dass man dir schmackhaft macht, dass "Google" eine objektivere Wahl trifft und du evtl. von subjektiven Eigenschaften getrieben wirst. In einem späteren Schritt könnte man dir die Möglichkeit entziehen. Ebenso wäre es denkbar, dass Menschen keine Autos mehr fahren dürfen, sondern nur noch Maschinen, weil sie besser fahren (kann man ja objektiv u. empirisch messen an den Unfällen).
Wer denkt, das ist Spuk: ich war letztes Jahr in einem Projekt in dem eine Software besser Ergebnisse erzielte als der Mensch. Das Projekt wurde aber abgeblasen und kam nicht in Serie, weil man nicht schlüssig nachvollziehen konnte, woran es lag (in diesem Fall war das Voraussetzung).

Roini 05.02.2021 06:18

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1582709)
Danke, ich stimme Dir 100% zu, hätte es aber nicht so gut ausdrücken können! :Blumen:

+1

Ich bin ja in den meisten Themen nur stiller Mitleser finde jedoch die ständigen Relativierungen in dieser Richtung von Schwarzfahrer sehr befremdlich.

El Stupido 05.02.2021 07:36

@ noam: Danke für die näheren Ausführungen deiner Sichtweise in den Posts gestern Abend. Natürlich sehe ich gewisse Sachen deutlich anders und du wirst dich bzgl. anderer Sachen sicherlich nicht mir anschließen können. Aber das ist ja auch nicht schlimm.

Ich sehe es aber positiv, dass du sehr wohl differenzieren kannst. Eine linke Demo ist eben nicht ein einziger, homogener Schwarzer Block. "Die ANTIFA" ist nicht gleich Gewalt, Sachbeschädigung etc.
Das es auch in der linken Szene Extremisten gibt steht außer Frage. Plündern von Geschäften, Anzünden von Autos oder Werfen von Pflastersteinen gegen Polizist*innen ist ein weites Überschreiten von Grenzen, ohne Frage.
Wenn ich mir die Statistik der PMK anschaue taucht bei links PMK aber oft auch der ANTIFA Sticker am Laternenmast als Sachbeschädigung auf oder eine bestellte Pizza für die PI vor Ort. Und da sehe ich einen deutlichen "Qualitätsunterschied" zu Verwendung von Zeichen verfassungswidriger Organisationen oder Gewaltdelikten. Und das Tragen von Shirts mit Aufdruck "HKN KRZ" ist noch nicht mal eine Straftat, lässt aber tief blicken.

Nur weil auf der linken Demo ein Teil gewaltbereit ist muss man nicht alle gleichsetzen. Wenn nach der Pandemie wieder 50.000 ins Stadion XY pilgern und darunter 300 Hools sind dann kann man die Zuschauerströme zwischen U-Bahn und Stadion ja auch nicht generell in eine Schublade stecken.

Wer aber zu Festivals wie "Schild & Schwert" oder "Rock gegen Überfremdung" fährt, dort auch "rumhitlert", Merch kauft etc. darf sich IMHO eher nicht darauf berufen, nicht pauschal in eine Schublade gesteckt zu werden.

Erich Kästner:
Zitat:

Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät. Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf ...„.
(zu finden u.a. hier)

Und wenn nach NSU, Halle, Lübcke, Morddrohungen im Namen des NSU 2.0, Neonazi-Musikfetivals mit Zuschauer*innenzahlen im vierstelligen Bereich, Hetzjagden auf Migrant*innen und einem politischen Arm des Rechtsterrorismus im Bundesparlament und den Länderparlamenten irgendwann jemand rückblickend sagt "Das konnte ja keiner ahnen" ist das - gerade mit Blick auf was keine 100 Jahre zurück liegt - verheerend.


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