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Klugschnacker 19.10.2017 00:07

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1336893)
Die Plünderung war ein Motiv. Einverstanden.

Aber warum die Juden? Warum plünderte man nicht die Oberschicht oder den Klerus? Warum nicht die Banken oder Kaufhäuser?

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1336896)
Sehe ich eher wie Brecht, "erst kommt das Fressen, dann die Moral." ;)

Jörns Frage bleibt damit aber offen. Wie würdest Du sie beantworten? Warum die Juden?

MattF 19.10.2017 07:34

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1336882)
Mir ist auf jeden Fall kein Historiker bekannt, der die Auffassung vertritt, das Deutsche Reich hätte im 2. Weltkrieg die anderen Länder hauptsächlich wegen deren jüdischen Bevölkerung angegriffen.

Nicht wg.. Die Juden waren der Sündenbock. Es war die idiotische Begründung die man finden musste, wieso es gerecht war (aus Sicht der deutschen Rasseidiologie) den Rest der Welt anzugreifen.

Man hätte auch andere Sündenböcke finden können.

Das Motiv war sicher nicht die paar Milliarden Vermögen der Juden.

keko# 19.10.2017 08:04

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1336853)
Hallo keko, könntest Du ein etwas verändertes Beispiel nennen, bei dem Du die Konsequenzen Deiner Handlungen selbst zu tragen hättest? Das wäre für mich anschaulicher als das Beispiel mit den Flüchtlingen.

Oder noch besser: Wie wäre es, wenn andere handeln, aber Du trägst die Konsequenzen? Würdest Du dann auf korrekte Fakten und zutreffende Logik bestehen? Oder würdest Du Dich weiter an der Irrationalität erfreuen? Vor allem würden mich Beispiele interessieren, bei denen die Konsequenzen für andere gut, für Dich jedoch schlecht wären, und bei denen außerdem die Fakten nicht stimmen.

Das entspräche dann ungefähr der Situation der Kirchen, womit wir wieder beim Thema wären.

Ich verstehe deine Frage nicht. Ansonsten würde ich sie beantworten versuchen.

Ich wollte nur folgendes sagen: auch aus vernünftigen Gründen oder rationalen kann man quasi schrekckliches begründen. Ein Atomkrieg kann Überbevölkerung verhindern. Dass der größte Teil der Menscheit in Armut lebt, ist vernünftig, weil wir sonst die Ressourcen der Erde komplett verbrauchen.

Meiner Ansicht nach kennt die Natur keine Vernunft. Sie entsteht in unseren Köpfen und ist somit relativ.

qbz 19.10.2017 10:12

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1336893)
Die Plünderung war ein Motiv. Einverstanden.

Aber warum die Juden?

Warum plünderte man nicht die Oberschicht oder den Klerus? Warum nicht die Banken oder Kaufhäuser?

Der von Keko zitierte Nachbar eignete sich das fremde, jüdische Eigentum erst an, nachdem die Staatsmacht dieser Volksgruppe den Besitz sukzessive wegnahm. Diese Staatsmacht wurde in Teilen von der Oberschicht, den Banken, Unternehmern unterstützt bzw. sie kooperierten mit ihr in Erwartung von Extraprofiten.

@Mattf
Das geraubte Vermögen besass für den Staat durchaus erhebliche Relevanz. So führt dieser Bericht aus Berlin an, dass im Haushaltsjahr vor Kriegsbeginn ca. 9 % (!) der Reichseinnahmen von den Sondersteuern und der Teilenteignung der Juden kamen.

"Entsprechend stammten im letzten Haushaltsjahr vor Kriegsbeginn mindestens neun Prozent der Reichseinnahmen aus der fiskalischen Diskriminierung und Teilenteignung der jüdischen Bevölkerung. Mit ihnen konnte ein Staatsbankrott des Deutschen Reichs Ende 1938 abgewendet und die Kriegspläne finanziert werden."

holocaust-forschung-wie-berliner-finanzbehoerden-juedisches-eigentum-raubten

Diese Ausstellung vermittelte einen Eindruck, wie in Thüringen die Juden ab 1933 ausgeraubt wurden. Statt "Enteignung" und "Raub" erfanden die Nazis dafür den Begriff der sog. "Arisierung" von jüdischem Besitz.
der-grosse-raub

Einen Überblick über die geraubten jüdischen Vermögen in Europa durch den Holocaust findet man hier:
Holocaust. Die Bilanz der materiellen Schoah

"Scheurenberg untersucht auch, wie das geraubte Eigentum zur Deckung der Kriegsausgaben verwendet wurde. Die vorgelegten Daten zeigen, dass allein der Raub jüdischen Vermögens in Deutschland (ohne den Wert der Zwangsarbeit etc.) fast die gesamte Aufrüstung der Wehrmacht vor dem Zweiten Weltkrieg und 7 Prozent des gesamten Kriegshaushalts finanzierte."

Klugschnacker 19.10.2017 10:14

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1336915)
Ich verstehe deine Frage nicht. Ansonsten würde ich sie beantworten versuchen.

Jörn wollte wissen, ob Du irrationale Handlungen auch dann gutheißen würdest, wenn sie zu Deinem Nachteil geschehen. Oder ob Du in diesem Fall auf nachvollziehbare Begründungen wert legen würdest.

Zum Beispiel, wenn man Dir in folgenden Themenfeldern rational nicht begründete Vorschriften machen würde:

- Gebrauch von Verhütungsmitteln
- Sexuelle Selbstbestimmung von Dir und Deinen Familienmitgliedern
- religiöse Vorschriften zur Ernährung
- religiöse Bekleidungsvorschriften
- Amputationen an den Geschlechtsorganen Deiner Kinder
- religiöse Beschränkungen bei der Wahl des Ehepartners
- religiöse Beschränkungen von Meinungs-, Rede- und Pressefreiheit
- allgemeine Rechtsprechung nach religiösen Vorschriften
- und so weiter

Würdest Du auch hier das Irrationale als notwendiges Element des Menschseins begrüßen, wo Du selbst von den Konsequenzen betroffen bist? Das ist etwas anderes, solange nur Schwule oder Ausländer betroffen sind.

(Dies nur zur Erläuterung dessen, was gefragt war. Mir ist schon klar, dass Du die Fragen allesamt verneinen wirst).
:Blumen:

Klugschnacker 19.10.2017 10:20

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1336936)
... die geraubten jüdischen Vermögen in Europa durch den Holocaust ...

Unglaublich. Und wir Deutsche stellen uns heute an, wenn wir die Gedenkstätte in Auschwitz finanziell unterstützen sollen.
:(

tandem65 19.10.2017 10:46

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1336909)
Nicht wg.. Die Juden waren der Sündenbock. Es war die idiotische Begründung die man finden musste, wieso es gerecht war (aus Sicht der deutschen Rasseidiologie) den Rest der Welt anzugreifen.

Und ich dachte es ging im Osten gegen den Bolschewismus und um die Kornkammer im Osten.
Das ist das schöne hier im TS-Forum, da hat es immer wieder neue Erkenntnisse.

waden 19.10.2017 10:54

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1336936)
Der von Keko zitierte Nachbar eignete sich das fremde, jüdische Eigentum erst an, nachdem die Staatsmacht dieser Volksgruppe den Besitz sukzessive wegnahm. Diese Staatsmacht wurde in Teilen von der Oberschicht, den Banken, Unternehmern unterstützt bzw. sie kooperierten mit ihr in Erwartung von Extraprofiten.
..
Das geraubte Vermögen besass für den Staat durchaus erhebliche Relevanz.

Diesen Satz belegst Du treffend. Der ideologische Grund ist jedoch schon seit 1500 Jahren christlicher Kirchengeschichte gelegt; ich halte es für eine verkürzte Sicht, dass Hitler das nutzte, um Geld zu machen. Er griff eine Haltung auf, die es schon lange gab. Die ideologische (christliche) Grundlage, dass Juden in die Verdammnis kommen, war eine "willlkommene" Basis zur Stigmatisierung und Enteignung. Ein Beispiel unter sehr vielen: (der in diesem thread schonmal für seinen angeblichen Gottesbeweis zitierte) Thomas von Aquin: "Auch darin begeht die Kirche kein Unrecht, dass sie, da die Juden Sklaven der Kirche sind, über deren Güter verfügen kann ".
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Wenn die ideologische Grundlage tief eingepflanzt in den Köpfen sitzt, ist es leicht, genau in dieser Bevölkerungsgruppe zu Mord und Raub überzugehen.
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Papst Pius XII nahm bekanntlich auch keine ruhmreiche Haltung ein ("Lieber Freund, vergessen Sie nicht, dass in den deutschen Heeren Millionen Katholiken sind. Soll ich sie in Gewissenskonflikte bringen?")
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