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the grip 16.01.2014 10:26

Wilhelm Busch:
 
Mein Kind, es sind allhier die Dinge,
Gleichviel, ob große, ob geringe,
Im Wesentlichen so verpackt,
Daß man sie nicht wie Nüsse knackt.

Wie wolltest du dich unterwinden,
Kurzweg die Menschen zu ergründen.
Du kennst sie nur von außenwärts.
Du siehst die Weste, nicht das Herz.

the grip 18.01.2014 19:58

Christian Morgenstern:
 
Der Seufzer

Ein Seufzer lief Schlittschuh auf nächtlichem Eis
und träumte von Liebe und Freude.
Es war an dem Stadtwall, und schneeweiß
glänzten die Stadtwallgebäude.

Der Seufzer dacht an ein Maidelein
und blieb erglühend stehen.
Da schmolz die Eisbahn unter ihm ein -
und er sank - und ward nimmer gesehen.

the grip 21.01.2014 10:28

Matthias Claudius:
 
Der Mensch

Empfangen und genähret
Vom Weibe wunderbar
Kömmt er und sieht und höret,
Und nimmt des Trugs nicht wahr;
Gelüstet und begehret,
Und bringt sein Tränlein dar;
Verachtet, und verehret;
Hat Freude, und Gefahr;
Glaubt, zweifelt, wähnt und lehret,
Hält nichts, und alles wahr;
Erbauet, und zerstöret;
Und quält sich immerdar;
Schläft, wachet, wächst, und zehret;
Trägt braun und graues Haar;
Und alles dieses währet,
Wenn‘s hoch kommt, achtzig Jahr.

the grip 23.01.2014 10:13

Ralf Rothmann:
 
Mit der Brille auf der Nase

Hab mich im Griff
daß es wehtut, Baby
verirre mich selten
in tiefen Gefühlen
brauch alle Kraft
um bei Kräften zu bleiben
brauch jede Nacht
um im Trüben zu wühlen
bin für die Liebe verloren.
Das Tier in mir
hat Schlappohren.

the grip 26.01.2014 10:30

Ludwig Thoma:
 
Die weisen Juristen

Ja, ja, den Künstlern fehlt die Logik!
Sie genie´ßen nicht die rechte Pädagogik.
Ich denke von ihnen auch gering,
G’rad so, wie der Herr von Nieberding.
Es geht keiner auf die Universität,
Und lernet dortselbst von früh bis spät,
Wie dieses thut ein braver Jurist,
Der drei Jahre lang sauft und frißt,
Und die Mitgift der armen Schwestern,
Verjubelt in flotten Korpssemestern,
Bis er, weil es nicht anders geht,
Sich endlich mürrisch dazu versteht,
Und er lernt in zehn Wochen den ganzen Mist,
Den er bedarf als guter Jurist,
Um andere Leute gering zu schätzen
Und selber recht saudumm daher zu schwätzen.

the grip 28.01.2014 10:08

Richard Dehmel:
 
Hans im Glück

Hättest du mich doch gesehen,
wie ich durch den Sommer ging:
Augen bloß für meine Zehen,
böse jedem Schmetterling.
Glück und Unglück nannt´ ich dumm;
gott, wie ging ich Weiser krumm!

Jetzt ist Feld und Himmel grau,
und viel Unglück wird geschehen,
treulos Weib, geliebte Frau,
denn du hast mich angesehen,
und ich gehe wie ein Licht;
gott, wie leuchtet mein Gesicht!

the grip 30.01.2014 10:11

Wolf Wondratschek:
 
Mitternachts-Mandala

Ich liege im Bett
Und rundherum nur dunkle Nacht
Ich geh den Berg hoch
Um dort irgendjemand zu treffen
Der mir zeigt
Wie einfach es ist
Bei Sonnenaufgang wieder runterzugehn
Ins Tal

the grip 02.02.2014 10:51

Wilhelm Busch:
 
Mein Kind, es sind allhier die Dinge,
Gleichviel, ob große, ob geringe,
Im Wesentlichen so verpackt,
Daß man sie nicht wie Nüsse knackt.

Wie wolltest du dich unterwinden,
Kurzweg die Menschen zu ergründen.
Du kennst sie nur von außenwärts.
Du siehst die Weste, nicht das Herz


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