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kleiner Kalauer zu Heffners Tod
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Arnes Posting zeigt die Spannweite der Frage. Jesus spricht von der Rettung des Einzelnen, also einem recht kleinen Rahmen. Unsere Kenntnisse über die Natur zeigen uns jedoch einen sehr großen Rahmen, in dem sogar die gesamte Menschheit bedeutungslos scheint.
Welcher Rahmen ist nun der richtige? Und woher will man das wissen? Nehmen wir an, wir kämen zur Einsicht, dass wir diese Frage nicht beantworten können. Das würde aber nicht bedeuten, dass der Sinn nicht existiert, sondern nur, dass wir ihn nicht kennen. Das ist vermutlich die Haltung vieler Gläubiger. Aber auch wenn wir den Sinn nicht kennen und vielleicht nie kennen werden, kann man trotzdem darüber nachdenken, welcher Sinn uns prinzipiell einleuchten und zufriedenstellen würde, unabhängig davon, ob wir einen Beweis haben. Ist es prinzipiell möglich, einen Sinn zu erfinden, der uns zufriedenstellen würde? Hier ist also meine Frage an die Gläubigen: Welcher Sinn wäre dergestalt, dass er uns zumindest theoretisch zufriedenstellen würde? Ich frage nicht nach Beweisen (an dieser Stelle). Sondern ich frage nach einem absichtlich erfundenen Sinn, der so beschaffen ist, dass er uns zufrieden stellt.
Keine der beiden Antworten, die "Große" wie die "Kleine", ist völlig befriedigend. Warum? Macht unsere Kenntnis des Großen die Hoffnung zunichte, der Sinn könne sich auf das Kleine beziehen? Und macht unsere Hoffnung auf das Kleine nicht die Erklärung des Großen unmöglich? Hier ist noch eine weitere Antwort, die den Unterschied zwischen Klein und Groß geschickt umgeht (es ist die Version des kath. Katechismus):
Alle genannten Antworten offenbaren Widersprüche. Ist es daher womöglich zutreffend, dass wir weder im Kleinen (Jesus) noch im Großen (Wissenschaft) einen Sinn finden können, und zwar nicht, weil wir ihn nicht gefunden hätten, sondern weil er prinzipiell undenkbar ist? |
Um den Thread nicht weiter mit der Sinnfrage aufzuhalten, könnten die folgenden Gedanken vielleicht eine Art Abschluss darstellen.
Was noch fehlt, ist die Frage danach, was man auf keinen Fall als Sinn akzeptieren würde. Nehmen wir eine absichtlich absurde These: Gott würde uns offenbaren, dass es natürlich die Bakterien sind, denen seine vorzüglichste Aufmerksamkeit gilt. Das ist in diesem fiktiven Gedankenexperiment leicht plausibel zu machen: Bakterien waren die ersten Lebensformen und damit die einzige Art von Leben, die von Gott direkt geschaffen wurde. Alle weiteren Lebensformen, auch der Mensch, dienen nur dazu, den Bakterien ein Habitat zu geben. Das erklärt, warum der Mensch vor allem aus Bakterien besteht, und warum alle Spezies irgendwann ausstarben, nur die Bakterien nicht. Würden wir unsere Rolle als Bakterien-Habitat als „Sinn“ akzeptieren? Würden wir Gott immer noch so heiß und innig lieben, wie der Katechismus es von uns verlangt? Würden wir einen Sinn darin finden, diesen Gott anzubeten? Wozu? Anders gefragt: Sind wir in dem, was wir als Sinn akzeptieren würden, selbstlos? Hier ist meine These: Genau das Gegenteil ist der Fall. Die einzige Eigenschaft eines Sinns, die nicht verhandelbar ist, ist dass er mit uns zu tun hat. Das ist der Kern. Es ist der Scharnier, an dem alles hängt. Der „Inhalt“ des Sinns ist egal. Solange wir es sind. Das ganze theologische Geschwurbel und all die abgehobene Philosophie ranken sich kunstvoll um einen sehr simplen Instinkt des Menschen, den bereits jedes Baby hat. Selbst wenn ein Baby noch überhaupt nichts weiß, weiß es stets (und energisch!) dies: Dass es geliebt und versorgt werden will. Warum? Um seiner selbst willen. Weitere Begründungen sind überflüssig. Was wir als „Sinn“ zwar instinktiv fühlen und wünschen, jedoch nicht exakt begründen können (und deswegen auch nicht in einem Forum dazu aufgefordert werden wollen), ist genau dies: ein angeborener Instinkt einer biologischen Spezies, deren Sinn das eigene Leben und Wohlergehen ist, um seiner selbst willen. Einen Sinn sehen wir nur dann, wenn er mit uns in einer positiven Weise zusammenhängt. Eine weitere Begründung, die über uns hinausgeht, interessiert uns nicht und wäre auch eher bedrohlich. Deswegen behauptet die Religion in der Regel, Gott liebe uns um unser selbst willen. Er liebt uns, weil er uns liebt. So großartig und liebenswert sind wir. Und mehr wollen wir gar nicht wissen. Der „Sinn“ ist kein abgehobenes theologisches Mysterium, sondern ein Ergebnis der Evolution. Es ist ein grundlegender Instinkt, ein Teil des Überlebensmechanismus, den vermutlich jede Spezies in irgendeiner Form entwickelt hat, jede auf seine Weise. Das Gedankenexperiment, der ewige Sinn des Universums hätte möglicherweise nichts mit uns Menschen zu tun, offenbart, dass uns das Universum eigentlich egal und alle Götter schnuppe sind: Es geht um uns, um unseren Sinn, für uns. Deswegen haben wir alle ein offenes Ohr für den „Sinn“ — solange wir darin im Zentrum stehen. Deswegen kann sich jede Religion darauf verlassen, dass die Menschen gerne an einen Sinn glauben, der den Menschen ins Zentrum stellt. Gleichzeitig wird peinlich darauf geachtet, keine Fragen zu stellen, die über den Menschen hinaus gehen könnten, oder die den Menschen nicht ins Zentrum stellen. Darauf reagieren die Menschen mit Angst oder Aggression, ohne eine Begründung zu nennen. Denn es gibt keine Begründung. Eben das ist die Eigenschaft eines Instinkts. Der Sinn ist ein leeres Gefäß. Sein einziger Inhalt ist das „Ich“. |
Noch ein schnelles Beispiel:
Nach einem verheerenden Tsunami rennen die Gläubigen aller Glaubensrichtungen in ihre Tempel, um für 20 Überlebende zu danken. Keine Anklage über die 100.000 Toten, sondern allenfalls hilflose Trauer, und die allseitige Versicherung, dass es am Ende einen Sinn haben wird. Das spendet Trost. Tatsächlich: Die hilflose Aussage im Gottesdienst, dass solche Katastrophen immer wieder geschehen werden, spendet Trost, sofern die Hoffnung auf einen „Sinn“ nicht angetastet wird. Denn noch mehr als den Tsunami fürchten die Menschen die bittere Wahrheit, dass sie nicht im Zentrum stehen, und dass dem Tsunami die Menschen ebenso egal sind wie ein Schwarm Fliegen. Dieser Gedanke ist schwer zu ertragen. Deswegen glauben wir lieber daran, dass 100.000 Tote einen Sinn haben, als uns dem furchtbaren Gedanken auszusetzen, dass wir allein sind, und dass wir nicht im Zentrum stehen. Wir behalten unseren Glauben an den Sinn sogar dann, wenn niemand einen Sinn erkennen kann — und sogar, wenn Berge an Leichen jeden Sinn zynisch erscheinen ließen. Daran kann man sehen, wie stark wir an diesem Instinkt festhalten. |
Zitat:
Damit kontrastierend gibt es auch andere Gottesvorstellungen. Eine von ihnen hat mich in meiner Jugend sehr interessiert und wird unter anderem von Hoimar v. Ditfurth vertreten. Ich werde sie nachfolgend in maximaler Kürze skizzieren: Die Welt ist noch nicht fertig. Sie entwickelt sich im Rahmen der Evolution über den ganzen Kosmos hinweg. Anstelle eines einmaligen Schöpfungsaktes gibt es eine viele Milliarden Jahre dauernde Evolution. Allerdings hat die moderne Kosmologie meiner unmaßgeblichen Meinung nach ein schwerwiegendes Gegenargument: Unser Universum dehnt sich aus, und zwar mit immer weiter zunehmender Geschwindigkeit. Das hat aus meiner Sicht zwei Konsequenzen, welche dagegen sprechen, dass mit dem Universum als Ganzes in Zukunft etwas Interessantes oder Sinnvolles (der Einzug des Geistes in die Materie) stattfinden wird. 1. Das Universum stirbt den Kältetod. Ein expandierendes Universum wird immer kälter, alle Energiegefälle verschwinden, alles kommt zum Erliegen. Jede Entwicklung bleibt stehen, außer der Expansion des Raumes.(Sorry für den länglichen Gedanken). |
interessant, in aller Kürze:
Woher kommt die Idee, Evolution (in einem sehr weiten Sinne, von Wasserstoff bis zum Gehirn übrigens) hätte ein Ziel? m. |
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