Den Thread hier habe ich ja u.a. deswegen eröffnet, weil mich die Frage umgetrieben hat,
warum ein zweifellos intelligenter Mensch wie zu Guttenberg, der sich glänzend in der Öffentlichkeit verkaufen kann, der in der Lage ist gut mit Sprache umzugehen, frei zu reden und selbst in Bierzelten oder Fußballstadien die Leute mitreißen kann, eine Dissertation schreibt, in der er derartig eklatant fremde Texte 1:1 kopiert.
In meiner Sicht ist zu Guttenberg der beste Redner in der deutschen Politik seit Joschka Fischer und er hat zweifellos hervorragende politische Instinkte, das belegen sein Verhalten in der Opel-Affäre, sein Mut, den Afghanistan-Einsatz einen Krieg zu nennen und auch die Courage, in der CSU für die Abschaffung der mittlerweile überkommenen Wehrpflicht einzutreten.
Wieviel echte politische Substanz hinter zu Guttenberg steht, ob er
auch ein Blender oder eben
nur ein Blender war, das weiß ich ehrlich gesagt immer noch nicht.
Dass der Rücktritt richtig, überfällig und eigentlich zu spät angesichts des offensichtlichen Fehlverhaltens und der Beweislage war, will ich hier gar nicht in Abrede stellen, aber das Warum des Betrugs habe ich immer noch nicht restlos verstanden. Joschka Fischer hatte ja auch keinen Doktortitel, hat es aber bis zum Außenminister gebracht und wäre in der richtigen Partei wohl auch irgendwann Bundeskanzler/ Budespräsident geworden.
In
diesem gut recherchiertem Artikel aus der FAZ (die sich in den letzten zwei Wochen nicht mit berechtigter Kritik an der Dissertation zurückgehalten hat), der sich mit zu Guttenbergs familiärem Hintergrund, seiner Kindheit, auch dem Druck, den wohl auch seine Familie auf ihn ausgeübt hat, beschäftigt, wird manches besser nachvollziehbar.