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Chen Lu 18.12.2023 22:43

Es ist schwierig. Es ist schwierig.
Vor einigen Jahren hatte sich der ältere Brüder meiner Schwester während eines Triathlons auch schon mal etwas ausführlichere - man hat ja gute 9 Stunden Zeit - Gedanken über Triathlon+Partnerschaft gemacht.
Auch wenn's mit meinen Erinnerungen ähnlich bestellt ist, wie mit der Luft in Latexschläuchen; hier mal ein Rekonstruktionsversuch:
...
also bereits auf dem morgendlichem Weg zur Wechselzone lief ihm damals glatt ein süßer Hase(Leggings im camouflage-Look, Mini und ein kurzes Jeansjäckchen, schwarze Haare - womöglich eine Spanierin) über seinen Weg. Sie blieb auch noch direkt vor ihm stehen. Dunkle Rehaugen musterten ihn von oben bis unten. Dann öffnete sich langsam ihr Mund - tolle Lippen. Eine sanfte Stimme fragte ihn, ob er nicht Lust auf einen Cappuchini hätte? So etwas ist ihm noch nie passiert. Wie hatte er das nur verdient? Was tun?
Am Himmel jagten noch fette Regenwolken einander, aber es war trocken. Dann ging sein Blick wieder auf dieses wunderbare Geschöpf. Ohne groß nachzudenken kam es über seine Lippen: "Danke für die Einladung, aber ich glaube ich werde mich in meine Sportklamotten zwängen und erst mal ein "paar" km genießen."
Warum? Ja warum fiel diese Entscheidung so leicht und ganz ohne Nachzudenken? Ein tolles Abenteuer mit einer super Frau, ein gutes Abendessen mit seiner Freundin, ein toller Verwandtenbesuch mit seiner Ehefrau oder doch einfach nur Triathlon? Ich glaube ich weiß da ein paar Gründe, warum er sich damals für die Ausdauerprüfung entschieden habe.
Erstens ist es wesentlich sicherer. Ich glaube Neoprenanzüge machen einem keine Eifersuchtsdramen. Auch habe ich noch nie gehört, dass man sich bei unvorsichtigem Joggen langwierige und unappetitliche Geschlechtskrankheiten holt. Vielleicht mal einen Sonnenbrand, ein paar Schürfwunden - ok,ok, wenn's blöd kommt auch ein Schlüsselbein - beim Biken oder ein paar Blasen, aber was ist das schon im Vergleich zu Aids oder Herpes? Triathlon ist auch besser als jede Affäre - man muss es nicht geheim halten, man hat kein schlechtes Gewissen und es kann eine endlos lange Beziehung werden, die nie - na ja - langweilig wird.
Ist das wirkliche Liebe? Was sonst?
Ihn hatte es völlig erwischt und auch manch einer von euch würde ohne mit der Wimper zu zucken, sofort versprechen, den Rest seines Lebens, in guten wie in schlechten Zeiten dem Ausdauerdreikampf ewige Treue schwören. Man ist glücklich und zufrieden und man liebt es seinem Rad Geschenke, z.B. die superniegelnagelneuen Laufräder(Höchstprofil + haihautbeschichtet), zu machen. Man streichelt es sanft und verbringt soviel Zeit wie nur möglich mit ihm. Nennt es Sucht, ich nenne es Liebe!
Auch kann man es stundenlang tun - selbst wenn man über 30 ist. An einem guten Tag kann man 5 oder 6 Stunden trainieren und man will manchmal immer noch mehr.
Wenn man keinen Bock mehr auf seine Ausrüstung hat, oder sie arg gealtert ist, kann man sie einfach ablegen, ohne dabei gleich ein Menschenleben zu ruinieren. Für weniger als die Kosten eines Scheidungsanwaltes holt man sich eine ganze Palette neuer Schuhe, Tights und Tops - keine Tränen, keinen Ärger, kein Schmerz, keine Lügen und auch keine Therapie.
Es gibt auch keinen(hmm, na ja ???) Erfolgsdruck beim Triathlon. Dein Neo, dein Bike, dein Schuh lassen dich nie im Stich. Niemand dessen Ansprüche befriedigt werden müssen, dem du dich erklären musst, dem du am Frühstückstisch in die Augen schauen musst. Das Material ist gutmütig und verlässlich, und man ist sehr stolz wenn eine Zielzeit fällt. Es gibt keine Geheimnisse, die man verbergen, oder Lügengeschichten die man erzählen muss.
Auch ist die Triathlonbelästigung am Arbeitsplatz noch nicht verboten. Man bekommt keinen Ärger, wenn man den Sekretärinnen des Chefs von seinem letzten Lauf oder den neuen ultraleicht-Tretern, die man kürzlich im Shop gesehen hat, vorschwärmt. Alles was passieren kann, ist, dass die Leute dich für etwas ausgeflippt halten, aber man ist noch lange kein Sexualverbrecher.
Ferner ist auch das Vorspiel beim Triathlon wesentlich einfacher und viel effektiver. Man schlupft einfach in weniger als 10 Sekunden in die Schuhe hinein - und fertig. Man muss dabei nicht lange rumreden - mein Schuh will überall und immer... Kopfschmerzen, Hormone, Stimmungen und dreckiges Geschirr spielen jetzt überhaupt keine Rolle mehr.
Triathlonsport, obwohl mittlerweile ganz schön teuer - Pulsatoren, Gps,... ich glaube manche besitzen bereits einen eigenen Satelliten - ist auch immer noch wesentlich billiger als Sex und damit verbunden als Frauen, unabhängig davon, ob man Sex mit seiner Freundin hat, oder mit seiner Geliebten, oder gleichzeitig mit beiden. Allein die laufenden Kosten: Essen, Miete, Geschenke, Friseurrechnungen, Kinder und vor allem Nicht-Triathlonferien. Scheidungen oder Trennungen sind ebenfalls teure Nebenerscheinungen, verursacht durch Fremdgehen, nicht aber durch Triathlon.
Zu guter Letzt glaube ich, ich muss denjenigen erst finden der beim Schwimmen im See, beim Biken oder beim Laufen egal ob auf Asphalt oder im Gelände an Sex denkt. Andererseits, wenn man ein so fantastischer Läufer ist - "wie ich es bin" - ist es manchmal so, während ich Sex habe, dass meine Gedanken wandern und ich beginne mich zu erinnern, wie das Gefühl meiner Füße unter mir ist, wie sie total sensibel auf den Laufuntergrund antworten, taps, taps, taps..., ist das nicht ein berauschendes Gefühl?
Na ja, so überlegt man halt doch - was macht einem mehr Spaß? Es ist oft gar nicht so einfach, aber ab und zu fällt einem die Entscheidung doch nicht sehr schwer.
Übrigens, es war der beste Triathlontag des Jahres. Ich weiß aber gar nicht mehr war's in Almere oder in Kalmar, na egal irgendwas mit alm war's. Es lief zumindest super an. Er kam mal rechtzeitig zur Startlinie und schon erklang das Startsignal - er war gestartet, fast ohne es zu bemerken. Das Treten der Beine erfüllte ihn sogleich mit Wärme, sein Körper wurde von Wellen des Wohlgefühls durchlaufen und er erinnerte sich daran, dass ihn am Ende des Tages klebrige Cocktails erwarteten. Hier und da flammte sogar die Sonne durch ein Wolkenloch und wärmte seine klammen Gedanken. Er fasste Hoffnung. Aber was war das? Plötzlich verfinsterten sich die Wolken und es wurde grau und grauer und ein kalter Wind, der alle Haare seines Hauptes für einen Augenblick aufrecht stehen ließ, fuhr aus ihnen auf ihn hinab.
Gierig sog er noch die frische, bereits nach Eis und Schnee duftende Luft in seine Lunge - vergebens - es ging steil bergab...

... doch das Beste war, als er abends zum Campingplatz zurück kam, nach - ach Schwamm, oder besser einen ganzen Eimer Schwämme, drüber - , da wartete diese traumhafte Schönheit immer noch auf ihn. Nur hatte sie jetzt nicht mehr ihren sexy Mini mit dem tollen Top an, sondern stand vor ihm in einem hautengen Laufdress, das ihre Figur mindestens ebenso gut darstellte.
Und hatte sie da nicht sogar eine Startnummer in der Hand?
Um Himmels Willen, war das nicht sogar die Nummer die ihn bei km 40 überholte?
Oh Gott - ja.

...
in meiner, vielleicht, das möchte ich gerne einräumen, etwas zu naiven, Vorstellung von Partnerschaft würde ich niemals auf die Idee kommen ein Hobby/Interesse des Partners, wofür er wirklich brennt, was er liebt und wo er sich ausnahmslos wohlfühlt massiv einzuschränken. Ich freue mich doch auch, wenn er sich freut! Sollte das nicht grundlegend in einer Partnerschaft sein?
Aber jetzt das aber: bei Basejumpen, ungesichertem Fassadenklettern u.ä. sähe es, allerdings aus anderen Beweggründen als hier in post1 geschildert, schon anders aus.
Aber im Endeffekt gilt und zählt nur das was das Mädel denkt und wünscht und wenn klar kommuniziert wird, dass das Triathlontraining zuviel ist, dann ist das wohl so. Leider.
Viele gute Sachen wurden hier ja schon vorgeschlagen, ich bin auch die early bird(chen lu = Morgentau:-)) und auch sonst jeden halbwegs mgl. Weg Fahrradfraktion. Sonntags bis 9ne konnten früher schon mal gerne 120 Rad + Koppelung absolviert sein. Restsonntag - klar wenn noch ein kl. Lockerungsschwimmen mgl. ist, sag ich nicht nein - ganz nach Partnerwunsch!
Was wir die letzten Jahre gemacht hatten war z.B.: ich schwimme und die bessere Hälfte ist auf dem SUP unterwegs. Jedes Wochenende ein anderer See und danach wird - lass dir, Mädels lieben DAS:) , was außergewöhnliches einfallen - gepicknickt. Vielleicht hätte sie da Interesse?
Ich drücke die Daumen, dass es irgendwie doch für euch beide zusammen klappt.

Respekt für die verlorenen 18kg - ich bewundere sowas!!!

PabT 19.12.2023 00:33

Zitat:

Zitat von svmechow (Beitrag 1732355)
Indes: Es gibt wenig, das ich so sehr bereue und heute würde ich das mit Sicherheit anders machen.

Zitat:

Zitat von DocTom (Beitrag 1732560)
Klar, das Leben geht eh immer weiter und auf jeden Topf passen viele Deckel (mehr oder minder)

Ich wünschte, ich könnte nicht mitreden. Gleichwohl: als Triathlet, der keine Sportart richtig, aber einige so ein bisschen macht und als Bassist, der weder Gitarrist noch Drummer ist, aber zwischen beiden vermittelt, bin ich heute glücklich geschieden, mit meiner Exfrau gut befreundet und lebe polyamor mit gegenwärtig vier ehrlichen, verbindlichen, gleichzeitigen Beziehungen. Ohne die dämliche Affäre vor gut 10 Jahren, die ich am liebsten ungeschehen machen würde, wüsste ich vielleicht weniger über mich.

Zitat:

Zitat von Chen Lu (Beitrag 1732638)
Es ist schwierig. Es ist schwierig.

Danke für diese Krönung eines unglaublichen Threads!

keko# 19.12.2023 08:08

Zitat:

Zitat von Antracis (Beitrag 1732557)
Letztlich wird in Deutschland immer noch fast jede vierte Ehe geschieden und die meisten davon schaffen das, da bin ich sicher, nicht nur ohne Triathlon, sondern ohne jeglichen Sport. :Blumen:

....

Das sehe ich auch so. Ausuferndes Triathlontraining ist möglicherweise dann das i-Tüpfelchen, wenn eine Beziehung auf der Kippe steht.
Am vergangenen WE war ich im Freundeskreis in einer Männerrunde, bei der wir alle bereits Silberhochzeit feiern konnten. Die Paare und deren Lebensentwürfe sind verschieden, was aber uns Männer mit Sicherheit alle geeint hat, ist die tiefwissenschaftliche Erkenntnis: Happy wife, happy life :Cheese:

spanky2.0 19.12.2023 09:05

Zitat:

Zitat von PabT (Beitrag 1732642)
.... und lebe polyamor mit gegenwärtig vier ehrlichen, verbindlichen, gleichzeitigen Beziehungen.

Oh meine Güte, das stelle ich mir sehr anstrengend vor :Cheese: - quasi fast so stressig wie tindern - ich hab ja schon mit einer "alle Hände voll zu tun" :Lachanfall:

Siebenschwein 19.12.2023 09:16

Zitat:

Zitat von spanky2.0 (Beitrag 1732648)
Oh meine Güte, das stelle ich mir sehr anstrengend vor :Cheese: - quasi fast so stressig wie tindern - ich hab ja schon mit einer "alle Hände voll zu tun" :Lachanfall:


Die härteste und sofort einsetzende Strafe für Bigamie sind ja die zwei Schwiegermütter... wie das bei Tetragamie aussieht, will ich mir gar nicht mehr vorstellen. :confused:

Günsch7 19.12.2023 09:20

Hatte am Anfang mich kurz mitgeteilt, dann nun sehr viel mitgelesen und äußere mich nun nochmal kurz zu dem Thema.
Zuerst ich bin der klassiche Finisher und freue mich, wenn ich Anschluss am Mittelfeld habe.
Was mir aber einen enormen Push gibt, wenn ich meine Mädels und meine Frau am Rand entdecke und sie mich anfeuern.
Ich freue mich jetzt schon auf den (hoffentlich) Zieleinlauf beim 70.3 in Belgien mit der Familie am Ende des Teppichs.

Soviel zu meinen Ambitionen.

Was ich aber loswerden wollte, bevor ich mit dem Triathlon angefangen habe, war ich ein ganz guter Golfspieler.
Was aber im Gegenzug zum Ausdauertraining da an Zeit draufging, das hätte meine Ehe nicht überlebt!
Training zu festen Zeiten unter der Woche Abends. Dann am Wochenende Liga oder Turniere.
18 Loch-Turniere am Wochenende haben locker 8-9 Stunden ( An/Abreise etc.) in Anspruch genommen. Da war dann schnell mal der Tag hinüber und die Stimmung daheim echt angespannt.
Wenn dann noch die lockere Golfrunde mit den Jungs dazugekommen ist,da war es dann echt ein Problem zu Hause.

Dagegen ist Training für den Triathlon viel entspannter, Abends wennn alle versorgt sind, kann ich in Ruhe auf die Rolle gehen. Laufen früh morgens oder mal am Nachmittag, da können sogar meine Kinder auf dem Rad mitkommen, sofern sie noch wollen. Schwimmen direkt nach dem Office etc.
Kurz, ich bin nun mit dem Training viel flexibler und kann Familie und Training besser vereinen.
Klar gibt es immer noch Reibungspunkte, aber damit bin ich fein und da ich keinen AK-Blumentopf mehr gewinnen werde, kann ich auch mal eine Einheit ausfallen lassen.

PS: Meine Golfschläger habe ich an den Nagel gehängt und gehe höchstens noch 1-2 Runden mit meinen Freunden.

Adept 19.12.2023 09:23

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1732643)
Das sehe ich auch so. Ausuferndes Triathlontraining ist möglicherweise dann das i-Tüpfelchen, wenn eine Beziehung auf der Kippe steht.
Am vergangenen WE war ich im Freundeskreis in einer Männerrunde, bei der wir alle bereits Silberhochzeit feiern konnten. Die Paare und deren Lebensentwürfe sind verschieden, was aber uns Männer mit Sicherheit alle geeint hat, ist die tiefwissenschaftliche Erkenntnis: Happy wife, happy life :Cheese:

Könnte Ausuferndes Triathlon-Training nicht auch was mit Weglaufen vor Problemen im Leben zu tun haben? Extreme sind irgendwie immer problematisch.

Antracis 19.12.2023 09:43

Zitat:

Zitat von Adept (Beitrag 1732652)
Könnte Ausuferndes Triathlon-Training nicht auch was mit Weglaufen vor Problemen im Leben zu tun haben? Extreme sind irgendwie immer problematisch.

Vielleicht hat man aber einfach auch nur Bock, Sport zu machen und bewegt sich gerne.


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