Klugschnacker |
25.08.2010 18:43 |
In den darauf folgenden Olympischen Spielen, 2004 in Athen, wurde Jan als einer der besten Zeitfahrer seiner Epoche sogar von Santiago Botero versägt. Der war wenige Wochen vorher bei der Tour de France Ullrichs Helfer und dabei so schlapp, dass er immer im ersten Drittel der Etappen die Flaschen holen musste – eine typische Aufgabe für die Lehrlinge einer Mannschaft.
Das Nachrichtenmagazin "Focus" fand nichts dabei, nach Ullrichs 7. Platz zu titeln:
Ullrich peinlich langsam
Trotz für ihn optimaler Verhältnisse brach der Topfavorit auch auf seiner Spezialstrecke völlig ein und fuhr im olympischen Zeitfahren über 48 Kilometer an der fest eingeplanten Goldmedaille mit Riesenabstand vorbei. Vier Tage nach Platz 19 im Straßenrennen blieb dem Olympiasieger von Sydney nach 59:02 Minuten nur Rang 7, 1:30 Minuten hinter dem Goldmedaillengewinner Tyler Hamilton (USA).
… Ullrich, der trotz moralischer Unterstützung vom Straßenrand durch seinen kurzfristig angereisten Betreuer Rudy Pevenage wie im Straßenrennen scheiterte, war auf dem heißen Asphalt auf dem Küstenkurs in Vouliagmeni völlig von der Rolle.
… Nach bisher wenig überzeugendem Saison-Verlauf, in dem nur der Gewinn der Tour de Suisse herausragte, sorgte Ullrich als Silbermedaillen-Gewinner von Sydney in dieser Disziplin am Mittwoch für ein weiteres negatives Ausrufezeichen.
Allerdings ist man in Deutschland weit davon entfernt, in Jan Ullrich zumindest zum Teil auch einen Betrogenen zu sehen. Von der BILD-Zeitung fällt mir dazu passend noch dieser Kommentar des "Kolumnisten" Franz Josef Wagner in die Hände. Er wurde nach Jans Ausschluss von der Tour 2006 veröffentlicht:
Lieber Jan Ullrich,
wie sehen Sie zur Zeit überhaupt aus? Ich hoffe, Sie haben ein rotfleckiges Gesicht und schlaflose Augen. Ich nehme an, daß Sie zur Zeit nicht auf Ihre Kleidung achten und sie deswegen von Rotwein, Tränen und Essensresten befleckt ist.
Ich stelle Sie mir als Hilfsbedürftigen vor.
Leider empfinde ich für Sie kein Mitleid wie für die Bedürftigen meines Sozialamtes in Berlin-Charlottenburg.
Das Doping meiner Charlottenburger ist eine Pulle Bier. Das Betteln nach Bier ist für mich ehrenhafter als das Betteln nach einer Pulle Blut. In Ihrem Unglück hatten Sie Glück. Alle Reporter waren überbeschäftigt mit der WM. So gab es keine Bilder von Ihnen, keine Intimität, keinen Schnappschuß... Grüße,
Arne
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