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noam 18.01.2015 16:30

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1108176)
Ich glaube, wir hatten diesen Artikel noch gar nicht, in dem aus Pechsteins abgehörtem Telefoat über ihre Blut-UV-Bestrahlung zitiert wird:

Herr Kittel, der ja nun als Speerspitze des neuen Radsports hierzulande vermarktet wird, war doch auch dort zur Bestrahlung, wenn ich mich recht erinner. Mir war so, als dass dies damals nicht als Doping verurteilt wurde, sondern erst danach als Doping betrachtet wurde, so dass man da fein raus ist.


Was das allerdings zeigt ist, dass "manche" Sportler alles tun, um ihre Leistung zu optimieren. Offensichtlich greifen sie hier auch zu absolut fragwürdigen Methoden obwohl sie dabei deutlich Bauchschmerzen im Hinblick auf die Dopingproblematik haben. Hier stellt sich mir dann die Frage, wer den Sportlern versichert, dass es sich nicht um Doping handelt? Ich glaube hier kommen dann die Funktionäre ins Spiel

HobbyStudent 18.01.2015 16:51

Zitat:

Zitat von DER SPIEGEL
"Mit denen möchte ich nicht verglichen werden", sagte Pechstein über den Radprofi Patrik Sinkewitz und Ex-Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle. "Die haben in ihren Körpern verbotene Mittel gehabt, es gibt positive Proben, also Beweise. Diese Klagen sind für mich lächerlich."

harte Worte

Hafu 18.01.2015 17:51

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1108176)
Ich glaube, wir hatten diesen Artikel noch gar nicht, in dem aus Pechsteins abgehörtem Telefoat über ihre Blut-UV-Bestrahlung zitiert wird:
Zitat:

Zitat von Spiegel
Dann plauderten die beiden Damen über einen Doktor Franke aus Erfurt, der eigenartige UV-Bestrahlungen des Blutes vornehme. Das habe sie, Pechstein, selbst einmal erlebt. Dieser Franke, so erzählt sie, habe bei ihr Blut abgenommen. Das Blut sei bestrahlt worden, und "dann läuft's wieder rein bei dir. Dat ist total abartig". Sie habe gar nicht genau gewusst, was mit ihr passiert sei.

Das sei ja auch irgend 'ne Art von Doping, find ick", sagt Pechstein in dem Telefonat. Sie habe sich gefragt: "Darf ich dat überhaupt?

Diejenigen, die Pechstein nur als unschuldiges Opfer betrachten, sollten sich ruhig mal im Detail mit der Erfurter Affäre befassen, die wir auch hier im Forum schonmal ausführlich diskutiert haben und die in all ihren Aspekten hier sehr übersichtlich dargestellt ist:

http://www.cycling4fans.de/index.php?id=5695

Die damals eingeleiteten Musterdopingverfahren z.B. gegen eine Eisschnelläuferin und einen Radfahrer endeten aus unterschiedlichen Gründen jeweils ohne Sperre, aber nicht weil etwa die NADA oder die beteiligten Antidopingkommissionen der Meinung waren, dass es sich bei der UV-Betrahlung des Blutes um eine verbotene Methode handelte (daran gibt es gemäß dem damals geltenen WADA-Code eigentlich keinen Zweifel), sondern insbesondere deswegen, weil zumindest einige Sportler den Arzt, der ja als Olympiastützpunkt-Arzt einen besonderen Vertrauensvorschuss genoss vor und während der Behandlung explizit gefragt hattem, ob das denn erlaubt sei und der Arzt sie -aus welchem Grund auch immer- falsch informierte.

Dass auch Pechstein (mit ihrer langen Erfahrung im Hochleistungssport, die jemand wie Kittel oder die ebenfalls sehr junge Eisschnelläuferin Hess, noch nicht hat) so etwas widerspruchslos mit sich machen lässt, ist ein starkes Indiz dafür wie sie eigentlich grundsätzlich innerlich tickt und welche Einstellung sie potenziell leistungssteigernden Methoden gegenüber hat.

Hafu 18.01.2015 17:57

Zitat:

Zitat von HobbyStudent (Beitrag 1108194)
Zitat:

Zitat von DER SPIEGEL
"Mit denen möchte ich nicht verglichen werden", sagte Pechstein über den Radprofi Patrik Sinkewitz und Ex-Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle. "Die haben in ihren Körpern verbotene Mittel gehabt, es gibt positive Proben, also Beweise. Diese Klagen sind für mich lächerlich."
harte Worte

Für mich klingt diese Argumentationslinie von Pechstein sehr ähnlich wie diejenige von Lance Armstrong die dieser jahrelang gebetsmühlenartig in entsprechenden Interviewfragen runtergeleiert hatte: "Ich war immer negativ, bei mir hat man in etlichen Tests nie eine Dopingsubstanz direkt nachgewiesen, also bin ich sauber"

HobbyStudent 18.01.2015 18:24

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1108209)
Für mich klingt diese Argumentationslinie von Pechstein sehr ähnlich wie diejenige von Lance Armstrong die dieser jahrelang gebetsmühlenartig in entsprechenden Interviewfragen runtergeleiert hatte: "Ich war immer negativ, bei mir hat man in etlichen Tests nie eine Dopingsubstanz direkt nachgewiesen, also bin ich sauber"

ganz genau so seh ich das auch. Wenn ein Verband schon mal den Arsch in der Hose hat, jemanden zu sperren, dann hab ich eigentlich keine Zweifel mehr an der Schuld des Dopers. Paragrafenreiterei danach ändert für mich auch nichts mehr. Heißt nicht, dass ich andere Meinungen nicht gelten lasse ;)

Klugschnacker 18.01.2015 19:11

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1108207)
Diejenigen, die Pechstein nur als unschuldiges Opfer betrachten, sollten sich ruhig mal im Detail mit der Erfurter Affäre befassen, die wir auch hier im Forum schonmal ausführlich diskutiert haben und die in all ihren Aspekten hier sehr übersichtlich dargestellt ist:

http://www.cycling4fans.de/index.php?id=5695

Die damals eingeleiteten Musterdopingverfahren z.B. gegen eine Eisschnelläuferin und einen Radfahrer endeten aus unterschiedlichen Gründen jeweils ohne Sperre, aber nicht weil etwa die NADA oder die beteiligten Antidopingkommissionen der Meinung waren, dass es sich bei der UV-Betrahlung des Blutes um eine verbotene Methode handelte (daran gibt es gemäß dem damals geltenen WADA-Code eigentlich keinen Zweifel), sondern insbesondere deswegen, weil zumindest einige Sportler den Arzt, der ja als Olympiastützpunkt-Arzt einen besonderen Vertrauensvorschuss genoss vor und während der Behandlung explizit gefragt hattem, ob das denn erlaubt sei und der Arzt sie -aus welchem Grund auch immer- falsch informierte.

Dass auch Pechstein (mit ihrer langen Erfahrung im Hochleistungssport, die jemand wie Kittel oder die ebenfalls sehr junge Eisschnelläuferin Hess, noch nicht hat) so etwas widerspruchslos mit sich machen lässt, ist ein starkes Indiz dafür wie sie eigentlich grundsätzlich innerlich tickt und welche Einstellung sie potenziell leistungssteigernden Methoden gegenüber hat.

Das tut alles nicht zur Sache. Es geht allein um die Frage, ob die Indizien, die zu ihrer Sperre führten, ausreichend waren. Sie war wegen keinem der Punkte, die Du aufführst oder andeutest, angeklagt.

Loretta 18.01.2015 19:25

Hallo Arne,

der Verband war der Meinung nach Prüfung der Sachlage, dass die Indizien ausreichend waren- auf dieser Grundlage wurde die Sperre ausgesprochen- was willst Du mehr?
Dass, wenn ein Athlet nicht der gleichen Meinung ist, dann mittels bizarr hoher Schadensersatzforderungen der Athlet dann versucht den Verband- dessen Regularien er schriftlich anerkannt hat- vor einem Zivilgericht zu verklagen? Wir sprechen hier übrigens von einer 2-jährigen Sperre und nicht von einem Kapitalverbrechen, welches eine Haftstrafe nach sich zieht...
Richtig, sie war deswegen nicht angeklagt. Diese Geschichte weckt aber starke Zweifel an der Ehrlichkeit der Sportlerin und der Einstellung zu Doping allgemein. Daraus wird dann ein Profil einer Sportlerin, die mit sehr auffälligen Blutwerten und der Bereitschaft zu dopen alle juristischen Mittel im Rahmen der Sportgerichtsbarkeit ohne Erfolg ausgeschöpft hat und nun den Weg über die zivilen Gerichte geht mit einer Schadensersatzsumme die in keinem Maße in einem Verhältnis zu ihren finanziellen Ausfällen steht.
Gruß,
Loretta

LidlRacer 18.01.2015 19:46

Zitat:

Zitat von Loretta (Beitrag 1108235)
... mit einer Schadensersatzsumme die in keinem Maße in einem Verhältnis zu ihren finanziellen Ausfällen steht.

Weißt Du, was sie verdient hat?
Ich nicht.
Wobei es natürlich letztlich nicht wirklich berechenbar ist, weil niemand weiß, wie sie sich platziert hätte, wie sich Sponsorenverträge entwickelt hätten etc.
Aber zumindest grob dürfte das analog zu den Vorjahren abschätzbar sein.

Loretta 18.01.2015 20:35

Nein, aber in einem Sport ohne viel Sponsoren oder Medien wird das eher nicht in einem 7-stelligen Bereich sein...
Und im Gegensatz zu einer Frisienger konnte sie auch nicht mit "sportfremden" Produkten, die einen größeren Konsumentenkreis erschließen (BH- Werbung) zahlungskräftige Sponsoren anlocken. Un

Was der genaue Grund dieser bizarren Summe ist wird Dir sicher einer der hier anwesenden Anwälte erklären können...sofern sie sich nicht einfach nur ihren Sportlerherbst vergolden lassen und dem Verband einen möglichst großen finanziellen Schaden zufügen will...aufgrund ihrer erlittenen seelischen Schäden :Kotz: :Kotz: :Kotz:

Klugschnacker 18.01.2015 23:24

Zitat:

Zitat von Loretta (Beitrag 1108235)
Hallo Arne,

der Verband war der Meinung nach Prüfung der Sachlage, dass die Indizien ausreichend waren. Auf dieser Grundlage wurde die Sperre ausgesprochen. Was willst Du mehr?

Keine Strafe ohne Schuld. Es bestehen begründete Zweifel, ob der damals herangezogene Blutwert eine Schuld Pechsteins ausreichend sicher nachweisen kann. Es besteht die Möglichkeit, dass der Verband sich irrte und sie zu unrecht gesperrt wurde. Wer für Fairplay streitet, sollte ein Interesse daran haben, das von unabhängiger Seite überprüfen zu lassen.

Der Blutpass war damals gerade erst eingeführt worden, und Pechstein war eine der ersten Athletinnen, die allein aufgrund schwankender Blutwerte, ohne positive Dopingprobe, gesperrt wurde. Es lagen damals noch sehr wenige Erfahrungswerte vor. Heute würde Pechstein aufgrund derselben Werte nicht mehr gesperrt; sie hat die damals beanstandeten Werte nach wie vor. Es ist nach meinem laienhaften Verständnis nicht auszuschließen, dass sie zu unrecht gesperrt wurde.

Ich habe zudem den ebenfalls laienhaften und unmaßgeblichen Eindruck, dass man diese berechtigten Bedenken vonseiten der Verbände arrogant formaljuristisch abgeschmettert hat. Das geht mir gegen den Strich.

Grüße,
Arne

monte gaga 19.01.2015 11:13

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1108279)
Keine Strafe ohne Schuld. Es bestehen begründete Zweifel, ob der damals herangezogene Blutwert eine Schuld Pechsteins ausreichend sicher nachweisen kann.

Hallo Arne,
ich empfehle nach so langer Zeit noch einmal die Lektüre des CAS Urteils im Wortlaut.

Es waren mitnichten die Blutwerte allein !

Der CAS würdigte eingehend das Verhalten der Sportlerin in Zusammenhang mit der Aufklärung des Sachverhaltes. Dabei ging es nicht allein um mangelnde Kooperation, sondern um aktive "Vernebelung" (die ihr, da sich die Richter dort nicht die Hosen mit der Beißzange anziehen, schlussendlich um die Ohren geflogen ist....).

Alles was danach kommt, halte ich für das Werk von Claudia Pechsteins "Spin Doctors"...

LidlRacer 19.01.2015 12:36

Zitat:

Zitat von monte gaga (Beitrag 1108325)
Hallo Arne,
ich empfehle nach so langer Zeit noch einmal die Lektüre des CAS Urteils im Wortlaut.

Es waren mitnichten die Blutwerte allein !

Der CAS würdigte eingehend das Verhalten der Sportlerin in Zusammenhang mit der Aufklärung des Sachverhaltes. Dabei ging es nicht allein um mangelnde Kooperation, sondern um aktive "Vernebelung" (die ihr, da sich die Richter dort nicht die Hosen mit der Beißzange anziehen, schlussendlich um die Ohren geflogen ist....).

Alles was danach kommt, halte ich für das Werk von Claudia Pechsteins "Spin Doctors"...

Habe das Urteil mal quer gelesen und kann Deine Einschätzung nicht nachvollziehen.
Hast Du ma'n Zitat?

Liest man nur das Urteil, könnte man meinen, die Lage sei völlig klar, da eine Blutanomalie zweifelsfrei widerlegt sei:
Zitat:

Zitat von CAS-Urteil
Nach Ansicht des Schiedsgerichts ist der von Prof. Schrezenmeier vorgelegte Beweis in dieser Sache ausschlaggebend, da in seiner Expertise grundsätzlich ausgeschlossen wird, dass die Athletin an einer nachweisbaren Blutkrankheit leidet.

Diese entscheidende Begründung ist tatsächlich absolut falsch, wie Prof. Schrezenmeier später erklärt hat. Er sei mehrfach vom Gericht falsch zitiert worden, es sei nur ein vorläufiger und kein Abschlussbericht gewesen, eine Blutkrankheit sei keinesfalls ausgeschlossen usw.

Nach meinem jetzigen Informationsstand halte auch ich das Urteil für skandalös falsch.

Klugschnacker 19.01.2015 13:39

Zitat:

Zitat von Loretta (Beitrag 1108090)
es gab massive Unregelmäßigkeiten gerade vor Großereignissen.

Das ist ein schwerwiegendes Argument, denn es legt die Interpretation nahe, dass Pechstein sich vor Großereignissen unerlaubter Mittel oder Methoden bedient hat.

Die Unregelmäßigkeiten bestanden darin, dass sie vor Großereignissen eine erhöhte Blutbildung im Knochenmark hatte. Man maß eine erhöhte Anzahl an gerade erst gebildeten, heranreifenden roten Blutkörperchen (Retikulozyten). Das würde man auch finden, wenn jemand mit EPO die Blutbildung stimuliert hätte. Allerdings würde dann auch die Hämoglobinmenge im Blut zunehmen, da die neu gebildeten Blutzellen Hämoglobin enthalten. Eine solche Zunahme der Hämoglobinmenge wurde jedoch nicht festgestellt. (Mögliche Erklärung: Pechstein hätte die überschüssige Blutmenge abgezapft, in der Absicht, sie sich später wieder zuzuführen).

Allerdings lassen sich diese Blutwerte auch durch die diagnostizierte Kugelzellenanämie Pechsteins erklären. Bei dieser Erbkrankheit – ihr Vater hat sie ebenfalls – gehen in Schüben immer wieder massenhaft rote Blutkörperchen zugrunde. Der Körper reagiert darauf mit einer erhöhten Blutneubildung. Das erklärt die erhöhte Zahl junger, heranreifender roter Blutkörperchen. Die Hämoglobinmenge im Blut ist dabei nicht erhöht, da ja durch das krankhafte Massensterben roter Blutkörperchen Hämoglobin verloren geht. Genau das hat man als Unregelmäßigkeit im Blut festgestellt: Blutneubildung hoch, Hämoglobinmenge normal.

Die zeitliche Übereinstimmung mit Großereignissen passt zwanglos zu den Befunden, die auch andere Patienten mit Kugelzellenanämie an sich feststellen: Dass großer körperlicher oder seelischer Stress Krankheitsschübe auslöst, bei dem dann viele rote Blutkörperchen untergehen. Diese Form der durch körperliche Belastung ausgelöste Hämolyse konnte von Andreas Weimann, Arzt und Biochemiker an der Charité in Berlin, bei Claudia Pechstein festgestellt werden.

Wer darüber etwas lesen will, findet bei Wikipedia Infos, außerdem hier:

Fall Pechstein: Ärzte schließen Doping aus

Die Doping-Sperre für die Eisschnellläuferin Claudia Pechstein fußt auf wissenschaftlichen Fehlern. Autor: Gerhard Ehninger, Vorsitzender der DGHO Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie.

Ob Claudia Pechstein in ihrer Karriere gedopt hat oder nicht, kann ich natürlich nicht beurteilen.

Triabolo82 19.01.2015 14:48

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1108344)

Nach meinem jetzigen Informationsstand halte auch ich das Urteil für skandalös falsch.

Dito :Danke:

sybenwurz 21.01.2015 22:07

Hier macht Werner Franke ein paar ganz interessante Aussagen u.a. zum Thema Pechstein und dem Urteil.

Hafu 22.01.2015 09:55

Zitat:

Zitat von sybenwurz (Beitrag 1108916)
Hier macht Werner Franke ein paar ganz interessante Aussagen u.a. zum Thema Pechstein und dem Urteil.

Sehr anhörenswert, das Interview mit Franke!
Danke Sybi, für den Link.:Blumen:

Franke kritisiert (zurecht!) die Sportgerichtsbarkeit (personelle Verflechtungen der berufenene Schiedsgerichte, intransparente Berufung der Richter, die selbst keinerlei biochemischen oder medizinischen Sachverstand haben und damit bei der Beurteilung von Dopingfragestellungen Laien sind).

Er hält das Pechstein-Urteil des CAS für falsch, da es deutliche Hinweise für Doping bei Pechstein gab, aber eben keine für eine Verurteilung ausreichenden Beweise.

Aber: Er ist der festen Überzeugung, dass Pechsteins Auffälligkeiten im Blutbild auf Doping und nicht auf eine genetische Anomalie zurückzuführen sind ("da mag die deutsche Gesellschaft für Hämatologie behaupten und erklären was sie will! Es stimmt nicht") nicht zuletzt auch weil zwei weitere Erfurter Eisschnelläuferinnen zum selben Zeitpunkt dieselben Blutbildveränderungen aufgewiesen hatten und weil sie nachweislich bei dem Erfurter Arzt mit der, so Franke "DDR-Methode" des Blutdopings in Behandlung war, was aber seitens der Verbände nie richtig aufgeklärt worden ist.

In der Quintessenz bestätigt Franke die "Läuse-und-Flöhe-Hypothese", von der auch ich denke, dass sie der Wahrheit am nächsten kommt:
Pechstein hat gedopt. Ihre Blutbildveränderungen lassen sich durch die milde genetische Anomalie nicht hinreichend erklären. Der Verband und die Sportgerichtsbarkeit war aber aufgrund fehlenden Sachverstand, mangelnder Ressourcen und auch aufgrund verbandsinterner Mauscheleien nicht willens und in der Lage einen überzeugenden indirekten Dopingbeweis zu führen (über die Machenschaften des Erforter OSP-Arztes ist ja eindeutig von Seiten des Olympiastützpunktes Erfurt die schützende Hand gehalten worden, vermutlich aus der Angst heraus, dass auch weitere Sportler und v.a. Verbandfsunktionäre bei lückenloser Ermittlung und Aufklärung in die Affäre hineingezogen werden könnten

Klugschnacker 22.01.2015 10:18

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1108967)
In der Quintessenz bestätigt Franke die "Läuse-und-Flöhe-Hypothese", von der auch ich denke, dass sie der Wahrheit am nächsten kommt:
Pechstein hat gedopt. Ihre Blutbildveränderungen lassen sich durch die milde genetische Anomalie nicht hinreichend erklären. Der Verband und die Sportgerichtsbarkeit war aber aufgrund fehlenden Sachverstand, mangelnder Ressourcen und auch aufgrund verbandsinterner Mauscheleien nicht willens und in der Lage einen überzeugenden indirekten Dopingbeweis zu führen

Ob das so ist, können wir nicht wissen. Wenn es zu einer Gerichtsverhandlung kommt, dann hätte der Verband die Gelegenheit, einen überzeugenden Beweis zu liefern. Falls er das kann, ist alles gut.

NBer 22.01.2015 11:03

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1108967)
.....Er hält das Pechstein-Urteil des CAS für falsch, da es deutliche Hinweise für Doping bei Pechstein gab, aber eben keine für eine Verurteilung ausreichenden Beweise........

witzig ist, das er selbst nach seiner aussage "was nicht bewiesen ist, kann nicht unterstellt werden", hinweise und unterstellungen nachschiebt (abreise ohne aufregen usw).

bei allem richtigen was er sagt, kommt er mir so vor, als wenn er sich persönlich als einzige aussagekräftige unabghängige dopinganlaufstelle in deutschland sieht.
er fordert dopingjäger mit medizin- UND juraausbildung, die zusätzlich auch keinerlei interesse am sport haben, was sie ansonsten schon befangen machen würde. die muss er sich glaube ich erst noch backen.
und bemerkenswert, wie er alle deutschen dopingfälle der nachwendezeit in 5min interview zur sportgerichtsbarkeit unterbringt.

monte gaga 22.01.2015 12:12

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1108967)
nicht zuletzt auch weil zwei weitere Erfurter Eisschnelläuferinnen zum selben Zeitpunkt dieselben Blutbildveränderungen aufgewiesen hatten und weil sie nachweislich bei dem Erfurter Arzt mit der, so Franke "DDR-Methode" des Blutdopings in Behandlung war, was aber seitens der Verbände nie richtig aufgeklärt worden ist.

Bringt mir um Himmelswillen die Doktores nicht durcheinander !
Dr. Franke hat nie in Erfurt praktiziert und bestrahlt - oder ?

Hafu 22.01.2015 12:33

Zitat:

Zitat von monte gaga (Beitrag 1109004)
Bringt mir um Himmelswillen die Doktores nicht durcheinander !
Dr. Franke hat nie in Erfurt praktiziert und bestrahlt - oder ?

Der Erfurter Dopingarzt in Diensten des dortigen Olympiastützpunktes heißt leider auch Franke.

Das eine ist halt der Erfurter Dr. Franke und das andere ist der Dopingexperte und Ehemnann der Diskuswerferin Brigitte Berendonk Professor Franke.

Hafu 22.01.2015 12:46

Zitat:

Zitat von NBer (Beitrag 1108987)
witzig ist, das er selbst nach seiner aussage "was nicht bewiesen ist, kann nicht unterstellt werden", hinweise und unterstellungen nachschiebt (abreise ohne aufregen usw).

bei allem richtigen was er sagt, kommt er mir so vor, als wenn er sich persönlich als einzige aussagekräftige unabghängige dopinganlaufstelle in deutschland sieht.
...

So ist Professor Franke eben. Manchmal finde ich seine Eitelkeit auch störend, aber er redet Klartext, ist nie langweilig, nimmt niemals Rücksichten, auch nicht auf sich selbst, provoziert gerne auch mal von ihm vermutete Doper,(z.T. sogar in der Hoffnung verklagt zu werden, weil zum Teil dann ermittelt werden muss und er derartige Prozesse auf lange Sicht bisher immer gewonnen hat).

Überzeugende und einfach praktikable Lösungen zum Dilemma der Sportverbände kann er leider auch nicht anbieten, was seine Analyse bestehender Missstände in diesem konkreten Dopingfall Pechstein, sowie auch im Verfahren gegen Dr. Huber bzw. die Freiburger Dopingärzte Heinrich und Schmid trotzdem nicht falsch macht.

Klugschnacker 28.01.2015 09:50

Claudia Pechstein bei Maischberger:
http://www.ardmediathek.de/tv/Mensch...bcastId=311210

Klugschnacker 28.01.2015 12:01

Zitat:

Zitat von Loretta (Beitrag 1108249)
Was der genaue Grund dieser bizarren Summe ist wird Dir sicher einer der hier anwesenden Anwälte erklären können...sofern sie sich nicht einfach nur ihren Sportlerherbst vergolden lassen und dem Verband einen möglichst großen finanziellen Schaden zufügen will...aufgrund ihrer erlittenen seelischen Schäden :Kotz: :Kotz: :Kotz:

Nachtrag: Die geforderten 4 Millionen Euro sind nach Pechsteins Auskunft ihre konkreter finanzieller Schaden (Verdienstausfälle etc.) plus EUR 400.000 Schmerzensgeld.

Zum finanziellen Schaden erlaube ich mir kein Urteil. Das geforderte Schmerzensgeld finde ich angemessen für ein möglicherweise zu unrecht erlittenes jahrelanges Martyrium einer öffentlichen Person.

Zum Vergleich: Jörg Kachelmann, vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen, klagt nach Auskunft seines Anwalts gegen die Blätter "Bild", Bunte" und "Focus" auf ein Schmerzensgeld 3,25 Millionen.

Pippo 28.01.2015 14:58

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1110329)
Das geforderte Schmerzensgeld finde ich angemessen für ein möglicherweise zu unrecht erlittenes jahrelanges Martyrium einer öffentlichen Person.

Jahrelanges Martyrium? Ne Weile nicht mit Schlittschuhen im Kreis fahren können?

Zum Vergleich würde ich nicht die marktschreierischen Forderungen eines Prominenten-Anwalts heranziehen, sondern tatsächlich ergangene Urteile.

Literaturempfehlung: Andreas Slizyk, Beck’sche Schmerzensgeld-Tabelle 2014

Leider hab ich manchmal den Eindruck, dass hier der Verstand aussetzt, sobalds um Sportler geht.

sybenwurz 28.01.2015 15:09

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1110329)
Die geforderten 4 Millionen Euro sind nach Pechsteins Auskunft ihre konkreter finanzieller Schaden (Verdienstausfälle etc.) ...

Ääh, ich dachte, Frau Pechstein wär bei der Bundespolizei angestellt/verbeamtet.
Kriegt man da, wenn man als Sportler gesperrt wird, parallel das Salär gestrichen?

Duafüxin 28.01.2015 15:23

Sie meinte bestimmt Sponsorengelder ... Preisgelder. .. Gibts auch Antrittsgelder?

Hafu 28.01.2015 15:31

Zitat:

Zitat von sybenwurz (Beitrag 1110350)
Ääh, ich dachte, Frau Pechstein wär bei der Bundespolizei angestellt/verbeamtet.
Kriegt man da, wenn man als Sportler gesperrt wird, parallel das Salär gestrichen?

Sie hat natürlich ihre Bezüge weiter erhalten, hat aber vorübergehend ihre Kaderstatus und damit auch ihre Sonderrechte verloren und hätte -man stelle sich das vor- während ihrer Dopingsperre- Innendienst als Polizeibeamtin leisten sollen. Da dies natürlich für eine gesperrte ehemalige Leistungssportlerin undenkbar ist, hat sie sich zwei Jahre lang für die komplette Dauer ihrer Sperre krank schreiben lassen.
Auch als sie dann bereits wieder an Wettkämpfen und am Trainingsbetrieb in Erfurt teilnehmen durfte, hat sie sich weiter krank schreiben lassen, solange, bis sie die Kadernormen wieder nachgewiesen hatte und wieder ihren Sonderstatus zurückerlangt hatte.

Streng genommen hat sie das Schmerzensgeld (mehr als zwei Jahre lang Beamtenbezüge ohne jede Gegenleistung und offensichtlich ohne Vorliegen einer begründbaren Erkrankung) bereits vom Steuerzahler erhalten.

Bei jedem normalen Arbeitnehmer (ohne Beamtenstatus), unabhängig von der Frage ob sie jetzt gedopt hat oder nicht, hätte ein solches Verhalten längst eine Kündigung und im Falle einer nachweisbaren Diagnose die zwangsweise Einleitung eines Rentenverfahrens zur Folge gehabt.

captain hook 28.01.2015 15:33

Sie wird das bestimmt anhand von Daten aus den Vorjahren belegen können. Sie macht das ja schon ne Weile. Wusste bislang garnicht, dass beim Eisschnelllauf soviel verdient wird. 3,6 Mio müssten ja entgangener Verdienst sein. Nicht schlecht für 2 Jahre, oder?!

Sollte sie unschuldig sein, finde ich 400.000€ nicht besonders viel, wenn man sich mal überlegt, wie man sie öffentlich über den Marktplatz geschliffen hat. Ganz zu schweigen vom Reputationsverlust einer in der Vergangenheit seeeeehr erfolgreichen Wintersportlerin.

Sollte das Gericht feststellen, dass sie ungerechtfertigter Weise gesperrt war, wird das mit der Kohle eh das kleinste Problem sein vermute ich.

Klugschnacker 28.01.2015 18:56

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1110364)
Streng genommen hat sie das Schmerzensgeld … bereits vom Steuerzahler erhalten.

Was ebenfalls zur Wahrheit gehört: Es gab ein Disziplinarverfahren gegen Pechstein. Es wurde eingestellt, weil sich nach Ansicht der Bundespolizeiakademie das zur Last gelegte Blutdoping nicht zweifelsfrei nachweisen ließ.

Es wurde in der Begründung darauf hingewiesen, dass das erforderliche Beweismaß in einem Disziplinarverfahren höher liege, als es in der Sportgerichtsbarkeit der Fall sei. Mit anderen Worten: Die Argumente, die zur einer Verurteilung im Sport genügen, reichen für ein Disziplinarverfahren nicht aus. (Quelle hier)

Speziell heißt es in der Begründung der Verfahrensniederlegung:

„Insgesamt ist festzuhalten, dass sämtliche in diesem Vorgang bereits ergangenen sportrechtlichen Entscheidungen … ein Beweismaß anwendeten, bzw. akzeptieren, das nicht den Anforderungen eines staatlichen Disziplinarverfahrens nach deutschem Recht genügt … Die Tatsache, dass eine sportgerichtliche Verurteilung wegen Dopings möglich ist, während eine disziplinarrechtliche Verurteilung scheitert, wirft ihrerseits Zweifel an der Angemessenheit des sportrechtlichen Beweismaßes auf.“
(Ralf Röger, Professor an der Fachhochschule des Bundes in Lübeck, zitiert aus der FAZ)

LidlRacer 28.01.2015 19:05

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1110329)
Die geforderten 4 Millionen Euro sind nach Pechsteins Auskunft ihre konkreter finanzieller Schaden (Verdienstausfälle etc.) plus EUR 400.000 Schmerzensgeld.

Zur Höhe des geforderten Schadensersatzes tragen vermutlich auch Verträge bei, die angeblich wegen des Dopingfalls nicht abgeschlossen wurden:
Zitat:

"Der Schaden, der auf sie zukommt, ist in einer olympischen Saison sicher siebenstellig", sagte ihr Manager Ralf Grengel der "Sport Bild". Grund ist ihre Verurteilung durch den Weltverband ISU zu einer zweijährigen Sperre wegen Blutdopings. Die Rekord-Winterolympionikin hatte sich vor Bekanntwerden des Doping-Falles angeblich in Gesprächen mit mehreren Sponsoren befunden.

Dabei soll es um Werbung auf ihrer Wettkampfkleidung sowie um die werbliche Nutzung ihrer Persönlichkeitsrechte gegangen sein.

"Diese Gespräche waren schon sehr weit und konnten jetzt nicht zum Abschluss gebracht werden", sagte Grengel.
http://www.t-online.de/sport/id_1943...nverluste.html (2010)

Weiß nicht, ob das auch bei Maischberger thematisiert wurde, hab's noch nicht gesehen ...

Hafu 28.01.2015 19:20

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1110410)
...Speziell heißt es in der Begründung der Verfahrensniederlegung (?):

„Insgesamt ist festzuhalten, dass sämtliche in diesem Vorgang bereits ergangenen sportrechtlichen Entscheidungen … ein Beweismaß anwendeten, bzw. akzeptieren, das nicht den Anforderungen eines staatlichen Disziplinarverfahrens nach deutschem Recht genügt … Die Tatsache, dass eine sportgerichtliche Verurteilung wegen Dopings möglich ist, während eine disziplinarrechtliche Verurteilung scheitert, wirft ihrerseits Zweifel an der Angemessenheit des sportrechtlichen Beweismaßes auf.“
(Ralf Röger, Professor an der Fachhochschule des Bundes in Lübeck, zitiert aus der FAZ)

Das was du zitierst ist nicht die Urteilsbegründung, sondern die Interpretation der beiden Verfahren durch einen am Disziplinarverfahren unbeteiligten Juristen.

Dass sich bei Pechstein sehr viele sog. Fachleute (juristische und medizinische) einmischen und auf die eine oder andere Seite schlagen ist ja hinreichend bekannt.

Dass in Dopingverfahren , in herkömmlichen Zivilverfahren, sowie wie in klassischen Stafverfahren unterschiedliche Maßstäbe gelten (z.B. kein "in dubio pro reo" in Dopingverfahren) haben wir an anderer Stelle schon seitenweise erörtert.

(OJ Smpson z.B. ist seinerzeit im Strafverfahren ("in dubio pro reo") ´vom Geschworenengericht freigesprochen worden und anschließend im Zivilverfahren zu Schadensersatz zu zahlen an die Angehörigen des Opfers verurteilt worden, weil eben insgesamt mehr für seine Schuld ls für seine Unschuld gesprochen hat, trotz Freispruchs im Strafverfahren.)

Klugschnacker 28.01.2015 21:56

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1110416)
Das was du zitierst ist nicht die Urteilsbegründung, sondern die Interpretation der bei den Verfahren durch einen am Disziplinarverfahren unbeteiligten Juristen.

Du hast gesehen, dass ich direkt die Begründung zur Verfahrenseinstellung auf der Website des Bundesministeriums des Innern verlinkt habe? Dort steht genau dasselbe: Nämlich dass die gegen Pechstein vorliegenden Beweise für ein Disziplinarverfahren nicht ausreichend sind.

Ich verstehe im Moment noch nicht, warum Du offenbar dagegen bist, dass das gegen Claudia Pechstein gefällte Urteil von einem ordentlichen Gericht überprüft wird. Der Verband hat dort alle Rechte und Möglichkeiten, den Beweis zu führen, dass Claudia Pechstein zurecht gesperrt worden ist.

Wenn er das kann, ist doch alles gut.

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1110416)
Dass in Dopingverfahren , in herkömmlichen Zivilverfahren, sowie wie in klassischen Stafverfahren unterschiedliche Maßstäbe gelten (z.B. kein "in dubio pro reo" in Dopingverfahren) haben wir an anderer Stelle schon seitenweise erörtert.

Da hast Du recht. Jetzt müssen wir halt mal schauen, ob diese Maßstäbe etwas zu unterschiedlich geworden sind.

Grüße, :Blumen:
Arne

Loretta 28.01.2015 22:49

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1110329)
Nachtrag: Die geforderten 4 Millionen Euro sind nach Pechsteins Auskunft ihre konkreter finanzieller Schaden (Verdienstausfälle etc.) plus EUR 400.000 Schmerzensgeld.

Zum finanziellen Schaden erlaube ich mir kein Urteil. Das geforderte Schmerzensgeld finde ich angemessen für ein möglicherweise zu unrecht erlittenes jahrelanges Martyrium einer öffentlichen Person.

Zum Vergleich: Jörg Kachelmann, vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen, klagt nach Auskunft seines Anwalts gegen die Blätter "Bild", Bunte" und "Focus" auf ein Schmerzensgeld 3,25 Millionen.

Uh, da ziehst Du ja einen üblen Vergleich: der Vorwurf der Vergewaltigung einer so öffentlichen Person wie bei Kachelmann mit einem "Martyrium" (alleine Deine Wortwahl ist grotesk!)mit einer möglicherweise zu unrecht bekommene Sperre zu vergleichen ist schon etwas hart, oder?
Das öffentliche Interesse für eine wegen Dopings gesperrte Sportlerin ist doch verschwindend gering. Bei Deinem Vergleich fehlt mir eindeutig die Verhältnismäßigkeit.
400000 Euro als Schmerzensgeld bekommt man übrigens noch nicht mal bei einer schweren Querschnittslähmung.
Manchmal kann ich mich nur wundern, mit welcher Hartnäckigkeit Du für Jan Ullrich, Claudia Pechstein, etc hier eine Lanze brichst.
Gruß,
Loretta

PS: Die Berichterstattung dieser Blätter war auch ein etwas anderer als Bei Claudia Pechstein...und Kachelmann klagt auch nicht auf Schmerzensgeld gegen den Staat oder die Anklägerin. Ein kleiner Unterschied, oder?

Klugschnacker 28.01.2015 23:09

Zitat:

Zitat von Loretta (Beitrag 1110471)
Ein kleiner Unterschied, oder?

Sicher. Ich sage ja auch nicht, das wäre alles dasselbe. Aus meiner Sicht bist Du derjenige, der alles in einen Topf wirft. Jeden Fall muss man für sich einzeln betrachten, auch den von Jan Ullrich, Claudia Pechstein und Lance Armstrong. Es genügt meiner Meinung nach nicht, alle Dopingfälle über einen Kamm zu scheren.

LidlRacer 28.01.2015 23:23

Zitat:

Zitat von Loretta (Beitrag 1110471)
Uh, da ziehst Du ja einen üblen Vergleich: der Vorwurf der Vergewaltigung einer so öffentlichen Person wie bei Kachelmann mit einem "Martyrium" (alleine Deine Wortwahl ist grotesk!)mit einer möglicherweise zu unrecht bekommene Sperre zu vergleichen ist schon etwas hart, oder?
Das öffentliche Interesse für eine wegen Dopings gesperrte Sportlerin ist doch verschwindend gering. Bei Deinem Vergleich fehlt mir eindeutig die Verhältnismäßigkeit.

Eine falsche Dopingverurteilung ist wohl so ungefähr das Schlimmste, das einem Sportler passieren kann. Mag sein, dass das früher anders war und in anderen Ländern noch anders ist.
Und gerade im Pechstein-Fall war das öffentliche Interesse alles andere als gering.
Die geforderte Summe liegt eine Größenordnung unter der bei Kachelmann - wobei auch da noch nix entschieden ist.

Absurd erscheint mir das also nicht - mal abgesehen davon, dass im Gegensatz zu Pechsteins Selbstdarstellung keineswegs feststeht, dass sie unschuldig ist ...

Loretta 28.01.2015 23:34

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1110478)
Sicher. Ich sage ja auch nicht, das wäre alles dasselbe. Aus meiner Sicht bist Du derjenige, der alles in einen Topf wirft. Jeden Fall muss man für sich einzeln betrachten, auch den von Jan Ullrich, Claudia Pechstein und Lance Armstrong. Es genügt meiner Meinung nach nicht, alle Dopingfälle über einen Kamm zu scheren.

Von Lance Armstrong habe ich hier nicht gesprochen, sondern von Deinen teilweise seltsamen Vergleichen.
Du hast Claudia Pechsteins Schadenersatzforderungen mit denen von Jörg Kachelmann- wie erwähnt gegen Zeitungen, die ihn in seinen Augen verunglimpft haben, nicht gegen die damaligen Ankläger- verglichen.
Das Wort Martyrium benutzt man normalerweise in etwas anderen Situationen, mir fallen da nur wirklich schwere menschliche Tragödien in diesem Zusammenhang ein wo die Opfer dann unter Folter, etc. von Straftätern litten.
Wie Du Dich auch für Jan Ullrich stark gemacht, ihn als "Opfer" bezeichnet hast war auch schon sehr gewöhnungsbedürftig.
Das scheinst Du anders zu sehen. Vielleicht solltest Du mal mit einem wirklichen Opfer aus einer Straftat konfrontiert werden, dann ändert sich vielleicht Deine Wortwahl.
Gruß,
Lorant

Loretta 28.01.2015 23:45

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1110480)
Eine falsche Dopingverurteilung ist wohl so ungefähr das Schlimmste, das einem Sportler passieren kann. Mag sein, dass das früher anders war und in anderen Ländern noch anders ist.
Und gerade im Pechstein-Fall war das öffentliche Interesse alles andere als gering.
Die geforderte Summe liegt eine Größenordnung unter der bei Kachelmann - wobei auch da noch nix entschieden ist.

Absurd erscheint mir das also nicht - mal abgesehen davon, dass im Gegensatz zu Pechsteins Selbstdarstellung keineswegs feststeht, dass sie unschuldig ist ...

Das öffentliche Interesse war bei ihr im Vergleich zu dem Kachelmann- Prozess verschwindend gering. Da interessiert die breite Masse 10x mehr, wer Dschungelkönig wird...
Dass eine falsche Dopingverurteilung für einen Sportler schlimm ist- ob es das Schlimmste ist sei dahingestellt- ist ohne Frage.
Doof ist dann natürlich auch, wenn das Handy abgehört wird und zumindest Zweifel an der Einstellung gegen Doping offensichtlich werden...
Von einem Martyrium würde ich aber trotzdem nicht sprechen wollen, dieser Begriff wird doch in einem ganz anderen Kontext gebraucht.

Klugschnacker 28.01.2015 23:57

Zitat:

Zitat von Loretta (Beitrag 1110481)
Von Lance Armstrong habe ich hier nicht gesprochen, sondern von Deinen teilweise seltsamen Vergleichen. Du hast Claudia Pechsteins Schadenersatzforderungen mit denen von Jörg Kachelmann- wie erwähnt gegen Zeitungen, die ihn in seinen Augen verunglimpft haben, nicht gegen die damaligen Ankläger- verglichen.

Ich bin kein Jurist. Schadenersatzforderungen richten sich nach meinem Verständnis gegen denjenigen, der den Schaden zu verantworten hat. Ob das ein Verband ist oder eine Zeitung – ich verstehe nicht, worin Du da einen prinzipiellen Unterschied siehst.

Mein Vergleich bezog sich auf die konkrete Höhe der Geldforderung. Damit wollte ich nicht ausdrücken, dass sämtliche Aspekte der beiden Fälle vergleichbar wären.

Zitat:

Zitat von Loretta (Beitrag 1110481)
Das Wort Martyrium benutzt man normalerweise in etwas anderen Situationen, mir fallen da nur wirklich schwere menschliche Tragödien in diesem Zusammenhang ein wo die Opfer dann unter Folter, etc. von Straftätern litten.

Ja, da hast Du recht. Ich habe für unterschiedlich verursachtes Leid denselben Begriff benutzt. Für Claudia Pechstein handelte es sich wohl um eine "menschliche Tragödie". Sicher haben aber andere mehr gelitten als sie.

Zitat:

Zitat von Loretta (Beitrag 1110481)
Wie Du Dich auch für Jan Ullrich stark gemacht, ihn als "Opfer" bezeichnet hast war auch schon sehr gewöhnungsbedürftig.

Ich sehe ihn gleichzeitig als Täter und Opfer. Wenn einem eine Sache ausschließlich als weiß oder ausschließlich als schwarz erscheint, hat man sie meistens nicht genügend durchdacht. Jan Ullrich hat seine sportliche Strafe zurecht bekommen. Dass man ihn 5 Jahre nach Karriereende nicht den Ötztaler mitradeln lässt, ist hysterisch.

Zitat:

Zitat von Loretta (Beitrag 1110481)
Vielleicht solltest Du mal mit einem wirklichen Opfer aus einer Straftat konfrontiert werden, dann ändert sich vielleicht Deine Wortwahl.

Welche Wortwahl? Hier geht es doch nirgends um ein Opfer einer Straftat, oder stehe ich auf dem Schlauch? Falls Du den Begriff "Märtyrer" meinst, schau mal bei Wikipedia. Das sind keine Opfer von Straftaten. Sondern Menschen, die an ihrer Überzeugung oder ihrem Glauben festhalten und deshalb zu leiden haben.

Peace: Arne

Klugschnacker 29.01.2015 00:11

Zitat:

Zitat von Loretta (Beitrag 1110483)
Das öffentliche Interesse war bei ihr im Vergleich zu dem Kachelmann- Prozess verschwindend gering. Da interessiert die breite Masse 10x mehr, wer Dschungelkönig wird...

Da hast Du Recht. Ich Fall geht aber durch alle überregionalen Zeitungen, Spiegel, FAZ, Die Zeit, Die Welt, sie sitzt bei Maischberger. Das nur vorläufige Urteil des letzten Prozesses kam in der Tagesschau und in den heute-Nachrichten. Und so weiter.

Das Entscheidende scheint mir zu sein, dass sie ausreichend prominent ist, um eine von der konkreten Person losgelöste mediale Identität zu haben. Claudia Pechstein ist für die allermeisten Deutschen das, was über sie in der Zeitung steht und im Fernsehen kommt. Wohin sie auch geht, überall trifft sie auf Menschen, die bereits eine Meinung von ihr haben.

Wer von uns Bratwürsten einen ramponierten Ruf hat, kann in eine andere Stadt ziehen und neu anfangen, sich wieder aufrappeln. Das ist bei einer prominenten Person, die fast 20 Jahre lang im Winter die Flimmerkiste bevölkerte, eine ganz andere Sache.

Grüße,
Arne

Loretta 29.01.2015 00:17

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1110484)
Ich bin kein Jurist. Schadenersatzforderungen richten sich nach meinem Verständnis gegen denjenigen, der den Schaden zu verantworten hat. Ob das ein Verband ist oder eine Zeitung – ich verstehe nicht, worin Du da einen prinzipiellen Unterschied siehst.

Nun, im Fall von Kachelmann hätte er ja die Klägerin auf Schadensersat verklagen können. Hat er aber nicht, sondern die Zeitungen, die ihn- unabhängig vom Ausgang des Prozesses vorverurteilt haben und auf Seiten der Klägerin standen.


Mein Vergleich bezog sich auf die konkrete Höhe der Geldforderung. Damit wollte ich nicht ausdrücken, dass sämtliche Aspekte der beiden Fälle vergleichbar wären.

Ein Vergleich zwischen einem Rufmord, der von mehreren Zeitungen wegen einer angeblichen Vergewaltigung betrieben wurde und einem womöglich nicht gerechtfertigten Dopingurteil würde ich persönlich auf keiner Ebene ziehen.

Ja, da hast Du recht. Ich habe für unterschiedlich verursachtes Leid denselben Begriff benutzt. Für Claudia Pechstein handelte es sich wohl um eine "menschliche Tragödie". Sicher haben aber andere mehr gelitten als sie.

Eine Tragödie für den Sportler Claudia Pechstein wäre meine Formulierung.



Ich sehe ihn gleichzeitig als Täter und Opfer. Wenn einem eine Sache ausschließlich als weiß oder ausschließlich als schwarz erscheint, hat man sie meistens nicht genügend durchdacht. Jan Ullrich hat seine sportliche Strafe zurecht bekommen. Dass man ihn 5 Jahre nach Karriereende nicht den Ötztaler mitradeln lässt, ist hysterisch.

Laut Deiner Argumentation einer Schwarz- Weiß Malerei wäre dann jeder Täter ein Opfer. Somit auch ein ehemaliger Nazi Mörder aus Ausschwitz? Das sehe ich dann doch anders. Wenn wir schon an Grundsatzfragen gehen.



Welche Wortwahl? Hier geht es doch nirgends um ein Opfer einer Straftat, oder stehe ich auf dem Schlauch? Falls Du den Begriff "Märtyrer" meinst, schau mal bei Wikipedia. Das sind keine Opfer von Straftaten. Sondern Menschen, die an ihrer Überzeugung oder ihrem Glauben festhalten und deshalb zu leiden haben.

Peace: Arne

Also ich finde unter Martyrium folgendes:
http://www.duden.de/rechtschreibung/Martyrium
Und davon ist Claudia Pechstein doch etwas entfernt, oder hat der Papst sie schon zur Heiligsprechung vorgeschlagen:Cheese: ?

Peace und Gute Nacht,
Lorant


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