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Adolf Glassbrenner
Betrogene Liebe
Es flog ein schöner Schmetterling Auf eine schöne Rose, Und flüsterte manch' schelmisch Wort Mit schmeichelndem Gekose. Die Rose atmet Frühlingsduft Im warmen Strahl der Sonne, Sie herzt und küsst den Schmetterling, Und duftet Lieb' und Wonne. Der Schmetterling flog weiter fort Auf Tulpen und auf Nelken; Die Rose sah ihm zitternd nach Und ließ die Blätter welken. |
Heinrich Heine ...
Du schönes Fischermädchen,
Treibe den Kahn ans Land; Komm zu mir und setze dich nieder, Wir kosen Hand in Hand. Leg an mein Herz dein Köpfchen, Und fürchte dich nicht zu sehr, Vertraust du dich doch sorglos Täglich dem wilden Meer. Mein Herz gleicht ganz dem Meere, Hat Sturm und Ebb und Flut, Und manche schöne Perle In seiner Tiefe ruht. |
Ringelnatz - kurz und schmerzlos
Die Badewanne prahlte sehr.
Sie hielt sich für das Mittelmeer. |
Jetzt immer sonntags statt donnerstags?:Huhu:
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Hermann Hesse
Ich bin der Hirsch und du das Reh,
Der Vogel du und ich der Baum, Die Sonne du und ich der Schnee, Du bist der Tag und ich der Traum. Nachts aus meinem schlafenden Mund Fliegt ein Goldvogel zu dir. Hell ist seine Stimme, sein Flügel bunt, Der singt dir das Lied von der Liebe, Der singt dir das Lied von mir. |
und noch einen Heinrich Heine als Nachschlag ...
Und als ich euch meine Schmerzen geklagt,
Da habt ihr gegähnt und nichts gesagt; Doch als ich sie zierlich in Verse gebracht, Da habt ihr mir große Elogen gemacht. |
Ringelnatz - kurz und schmerzlos
Die Nacht war kalt und sternenklar,
Da trieb im Meer bei Norderney Ein Suahelischnurrbarthaar. – Die nächste Schiffsuhr wies auf drei. Mir scheint da mancherlei nicht klar, Man fragt doch, wenn man Logik hat, Was sucht ein Suahelihaar Denn nachts um drei am Kattegatt? |
Ringelnatz - wieder kurz und schmerzlos
Ich habe dich so lieb
Ich habe dich so lieb! Ich würde dir ohne Bedenken Eine Kachel aus meinem Ofen Schenken. |
'n Abend!
Weiterhin vielen Dank für die stetige Gedichte-Flut! Judith, die vertrauensvoll darauf hofft, dass auch mal wieder eines dabei ist, das ihr auch gefällt. |
Zitat:
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Ringelnatz
Es waren zwei Moleküle.
Die saßen auf einer Mühle Und sahen zu, wie das Mühlrad trieb, Und waren zufrieden und hatten sich lieb. Und keiner, keiner wusste warum, Als nur ein Mann der Adressen schrieb. |
Ringelnatz
Man stirbt hier vor Langeweile,
Dachte die Nagelfeile Beim Mittagessen! Und machte sich, wie von ungefähr, Über den Fingernagel her, Beim Mittagessen! Da begann eine silberne Gabel zu schrei'n: "Meine Dame – Sie sind hier nicht allein!" |
Christian Morgenstern
Ein schwarzer Pudel, dessen Haar
Des Abends noch wie Kohle war, betrübte sich so höllenheiß, weil seine Dame Flügel spielte, trotzdem er heulte: dass (o Preis dem Schmerz, der solchen Sieg erzielte!) er beim Gekräh der Morgenhähne aufstand als wie ein hoher Greis - mit einer silberweißen Mähne. |
Zitat:
Martha my dear though I spend my days in conversation Please Remember me Martha my love Don't forget me Martha my dear Hold your head up you silly girl look what you've done When you find yourself in the thick of it Help yourself to a bit of what is all around you Silly Girl. Take a good look around you Take a good look you're bound to see That you and me were meant to be for each other Silly girl. Hold your hand out you silly girl see what you've done When you find yourself in the thick of it Help yourself to a bit of what is all around you Silly girl. Martha my dear you have always been my inspiration Please Be good to me Martha my love Don't forget me Martha my dear. |
Ja, gefällt mir. Aber Gedichte in der Muttersprache gefallen mir noch besser. Leider teile ich deine Leidenschaft für Morgenstern, Ringelnatz & Co nicht so sehr.
Schöne Grüße und Danke! J. |
Ernst Meister vielleicht ?
Bei Ankunft nachts
Bitte nicht bellen Sondern, kurz, 1 x schellen. |
oder vielleicht Charles Baudelaire ?
Prächtig ist heute die weite -
Stränge und sporen beiseite - Reiten wir auf dem wein In den feenhimmel hinein! Engel für ewige dauer Leidend im fieberschauer - Durch des morgens blauen kristall Fort in das leuchtende all! Wir lehnen uns weich auf den flügel Des windes der eilt ohne zügel. Beide voll gleicher lust Lass schwester uns brust an brust Fliehn ohne rast und stand In meiner träume land! |
Ja! Jaa!
Schön! Danke. J. |
Ringelnatz
Man mische 7 Pfund Palmin
Mit gleichviel Milch und Terpentin. Dann füge man ein Hühnerei Und etwas Öl nebst Essig bei. Dies nun zu festem Brei gerührt, Wird dann in einen Strumpf geschürt. Das ganze lässt man 13 Wochen In lauem Seifenwasser kochen. Dann wird es mit Gelee garniert Und im verdeckten Topf serviert. (Doch halte man zu rechter Zeit Ein offenes Töpfchen sich bereit.) |
Alfred Lichtenstein
Helle Länder sind deine Augen.
Vögelchen sind deine Blicke, Zierliche Winke aus Tüchern beim Abschied. In deinem Lächeln ruh ich wie in spielenden Booten. Deine kleinen Geschichten sind aus Seide. Ich muss dich immer ansehen. |
Eine echte Trouvaille, danke.:Blumen:
Wem es wie mir geht und den Autor nicht kennt: http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Lichtenstein. Mit 25 Jahren gestorben, ein Jammer... |
Goethe ...
Es war ein fauler Schäfer,
Ein rechter Siebenschläfer, Ihn kümmerte kein Schaf. Ein Mädchen konnt' ihn fassen, Da war der Tropf verlassen, fort Appetit und Schlaf! Es trieb ihn in die Ferne, Des Nachts zählt' er die Sterne, Er klagt' und härmt' sich brav. Nun, da sie ihn genommen, Ist alles wieder kommen, Durst Appetit und Schlaf. |
John Irving
Alle Hunde lieben Prosa, ganz besonders dieser diese:
Ich starb in jenem heißen Sommer 1965 nach einer kleinen Affäre mit einem ungebackenen Brot – ich fraß eine Schüssel Hefeteig, und dann döste ich in der Sonne. Großer Fehler! Lyrisch belegt: Hunde sind a) die besseren Menschen und b) die besseren Dichter. |
Gottfried Benn
Das Leben hat doch
keinen geraden Gang, nie gehabt, die Schöpfung auch nicht, Sie brechen Ihr Leben in Stücken ab wie man Schokolade bricht, plötzlich ist sie alle. |
Goethe ...
Es hat ein hübsches Maidel
Nur allzuviel zu tun, Der Bursche trinkt manch Seidel Und kann hernach nicht ruhn. Und wenn sie dann sich trafen, Wer kann dann was dafür? Er hat den Rausch verschlafen, Der Rausch er schläft mit ihr. |
Moin grip!
Als ich eben laufen war und mich auf dein heutiges Gedicht freute, fiel mir ein kleines Dankeschön-Präsent für dich ein. Wenn du mir per PN deine Adresse schickst, schicke ich es dir. Schöne Grüße & schönen Tag, Judith. |
Pearson Marx
Knuddeln! Knuddeln! Immer dieses blöde Knuddeln!
Das ist der Preis dafür, dass sie mich liebt. Selbst wenn ich gierig Futter schlinge und meine Lefzen tropfen, Kriecht sie auf allen vieren zu mir ran – Und alles, was sie will, ist Knuddeln! Knuddeln! Belästigt und verfolgt, Das ist der Preis für dreimal täglich Gassi gehen. Selbst wenn ich Fliegen schnappe oder Sonnenstrahlen, Kriecht sie wie eine große Schlange an mich ran – Und dieser fellbesessne Blick in ihren Augen… |
Klabund
Die Luft ist voll von deinem Duft,
O süßer Leib du von Jasmin! Die Uhr schlägt drei. Am Horizont Die ersten rosa Wolken ziehn. Die ersten rosa Wolken ziehn Am Horizont. Die Uhr schlägt drei. O süßer Leib du von Jasmin, Die Luft ist voll von deinem Duft! |
Ohh sehr poetisch. Ich hoffe ich darf hier mal ein Kompliment zum Ausdruck bringen, ich finde die Gedichte sehr schön. Demnächst werde ich mich wohl auch an eines heranwagen!!
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Ringelnatz ...
Ich wollte, ich wär' eine Fledermaus,
Eine ganz verluschte, verlauste, Dann hing ich mich früh in ein Warenhaus Und flederte nachts und mauste, Daß es Herrn Silberstein grauste. Denn Meterflaus, Fliedermus, Fledermaus – (Es geht nicht mehr, mein Verstand läuft aus.) |
Charles Bukowski
Er war ein leichter Gegner, fett
wie eine Hummel, ich brachte ihn außer Atem, die Linke ein paarmal vor, die Rechte unter seiner Deckung durch, ich ließ mir Zeit; alle tranken Bier und warteten auf den Hauptkampf und ich dachte dran, wie wir uns das Haus einrichten würden, ich würde eine Werkbank brauchen, diverses Handwerkszeug, und da kam er mit einer Rechten bei mir durch – ich hatte zu den Deckenlampen hoch- gesehen, und im nächsten Augenblick war die Meute am Schreien und ich lag auf den Knien, wie zum Gebet, und als ich hochkam, war er stark und ich schwach; naja, sagte ich mir, geh ich halt wieder zurück auf die Farm, ich war schon immer ein schlechter Sieger. |
Volker von Törne
In einem Lokal
Bat ich einmal Die Kellnerin Weil ich oft durstig bin Um einen Kirsch Unwirsch Kam sie zurück Brachte ein Stück Kirschtorte Mir fehlten die Worte |
Ringelnatz
Herr Steuermann, ach Steuermann.
Mein Herz ist gar so schwer. "So bind ein gut Stück Eisen dran Und wirf es über Bord ins Meer." Ob meine schwangere Liebste weint? Eine Trän? Zwei Trän? Drei Trän? Ho! Meine krumme Mutter meint, Ich sei ein reicher Kapitän. Ist Mutters Haus mit Stroh bedeckt, Wie sie sich freuen kann. Doch wie ein Sturm mit Branntwein schmeckt, Das geht sie einen Hundsdreck an. |
Goethe ...
Was dem Auge dar sich stellet,
Sicher glauben wirs zu schaun; Was dem Ohr sich zugesellet, Gibt uns nicht ein gleich Vertraun. Darum deine lieben Worte Haben oft mir wohlgetan; Doch ein Blick am rechten Orte, Übrig läßt er keinen Wahn |
Ringelnatz
Es setzten sich sechs Schwalben
Auf sechs Dückdalben Und haben 3 Minuten vereint Um den Herzog von Alba geweint Und flogen weiter und hatten zu sechst Doch richtig die ganzen Dückdalben beklext. |
Erich Kästner
Neues vom Tage
Da hilft kein Zorn. Da hilft kein Spott. Da hilft kein Weinen, hilft kein Beten. Die Nachricht stimmt! Der Liebe Gott ist aus der Kirche ausgetreten. |
Charles Bukowski
Musik am Morgen
Es ist besser als Liebe, denn es hinterlässt keine Wunden: am Morgen stellt sie das Radio an, Brahms oder Ives oder Strawinski oder Mozart. Sie kocht die Eier und zählt laut die Sekunden: 56, 57, 58 … Sie pellt die Eier, bringt sie mir ans Bett. Nach dem Frühstück sitze ich in meinem alten Sessel und höre mir die Musik an. Sie trinkt ihr erstes Glas Scotch und raucht ihre dritte Zigarette. Ich sage ihr, dass ich mal wieder auf ein paar Pferde wetten muss. Sie ist seit zwei Tagen und Nächten da. "Wann sehe ich dich wieder?" frage ich. "Wann du willst", meint sie. Ich nicke, und das Radio spielt Mozart dazu. |
Hi Grip!
Da du mein überaus liebenswertes Angebot zur Übersendung eines kleinen Dankeschöns für die stete Pflege dieses Ortes der Poesie ja ohne Worte ausgeschlagen, also nicht angenommen hast, bedanke ich mich jetzt hier mit einem Gedicht, das mir gefällt und das zum Thema hier passt: Viel Spaß mit Johann Wolfgang Goethe::Blumen: Geständnis Was ist schwer zu verbergen? Das Feuer! Denn bei Tage verrät's der Rauch, Bei Nacht die Flamme, das Ungeheuer. Ferner ist schwer zu verbergen auch Die Liebe; noch so stille gehegt, Sie doch gar leicht aus den Augen schlägt. Am schwersten zu bergen ist ein Gedicht; Man stellt es untern Scheffel nicht. Hat es der Dichter frisch gesungen, So ist er ganz davon durchdrungen. Hat er es zierlich nett geschrieben, Will er, die ganze Welt soll's lieben. Er liest es jedem froh und laut, Ob es uns quält, ob es erbaut |
Wieso ist mir dieser Thread bisher durchgegangen? Ich bin ganz begeistert von ihm, dankeschön :Blumen: !
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Liebe Judith, wie wäre es mit Charles Baudelaire ?
Die Katzen
Verliebte glühend und gelehrte brütend Verehren wenn des alters reife naht Die katzen sanft und stark - des hauses saat - Gleich ihnen fröstelnd und das zimmer hütend. Des wissens freunde und der sinnesglut - Der stillen schauerlichen nacht genossen - Der Orkus nähme sie zu toten rossen: Bezwänge sich zum dienst ihr hoher mut. Sie gleichen wenn sie sinnen edlen büsten: Den großen sfinxen hingestreckt in wüsten Die ewig schläfert eine traumes-hand. Aus ihren hüften funken sich entfernen Und goldne teilchen wie ein feiner sand Ihr rätselvolles augenrund besternen. |
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