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Klugschnacker 24.01.2023 09:58

In Freiburg haben wir in vielen Straßen Tempo 30. Auch auf der dicksten Durchgangsstraße, die auf insgesamt vier Fahrspuren von Ost nach West quer durch die Stadt geht.

Anfangs ist das ungewohnt für Autofahrer. Nach meiner persönlichen Wahrnehmung kommt man aber genauso schnell bzw. langsam durch die Stadt wie vorher mit 50 km/h. Man steht ohnehin alle paar hundert Meter an einer Ampel, um den Querverkehr durchzulassen. Ob man jetzt mit 30 oder 50 zur Ampel fährt und dort wartet, ist einerlei.

Über das real mögliche Tempo entscheidet wohl vor allem das Verkehrsaufkommen und nicht das Tempolimit auf 50 oder 30 km/h. Mit anderen Worten: Würden wir sämtliche Geschwindigkeitsbegrenzungen aufheben, kämen wir wohl keine Sekunde schneller durch die Stadt. Außer nachts.

Die Straße direkt vor meiner Haustüre darf tagsüber mit 50 km/h, nachts mit 30 km/h befahren werden. Trotzdem bin ich nachts natürlich schneller, weil ich an den Ampeln in einer kürzeren Schlange stehe und alles aufgrund des geringeren Verkehrs etwas besser flutscht. Das wirft aus meiner Sicht die Frage auf, wozu tagsüber die 50 km/h gut sein sollen, wenn ich de facto langsamer bin als nachts mit 30 km/h. Also erscheint es mir sinnvoll, die Sache zu vereinheitlichen und flächendeckend 30 km/h in Innenstädten festzulegen.

E-Bikes sollten ebenfalls 30 fahren dürfen, dann haben alle die gleiche Geschwindigkeit, was dem Verkehrsfluss zugute kommt.

(Nebenbei: In Freiburg stehen überall Blitzer. Tempo 30 wird durchgesetzt. Das empfinde ich paradoxerweise als angenehm. Anders ist es in meiner zweiten Heimat München: Wo dort Tempo 30 vorgeschrieben ist und ich mich daran halte, werde ich von den anderen Autofahrern wie ein Quertreiber und Störenfried behandelt. Jeder versucht, die Nervensäge möglichst schnell zu überholen. Kaum jemand hält sich dort an die erlaubten 30 km/h. Selbst Busfahrer ziehen gereizt vorbei. Das nervt.)

keko# 24.01.2023 10:12

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1696984)
Es gibt nicht nur dich auf dieser Welt.

...,.

Wie gesagt: mein altes Cityrad Marke Herkules ist seit vielen vielen Jahren mein wichtigstes Verkehrsmittel. :Blumen:
Trotzdem habe ich die Option zu jeder Zeit mein Auto zu nutzen, das vollgetankt vor meinem Haus steht.

Optionen <==> Freiheit.

So lange das so bleibt, habe ich kein Problem mit irgendwas :Blumen:

Genussläufer 24.01.2023 10:18

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1696974)
Wenn alle mit dem Rad fahren, habe ich ja freie Bahn. :Cheese:
Ist wie mit dem Engergiesparen: wenn alle Gas sparen, ist genug für mich da. Und wenn keiner mehr eine Flugreise macht, habe ich mehr Optionen...
von daher: weiter so! :Cheese:

Interessanter Ansatz. Meine Frau meinte gestern zu mir, daß ich doch nicht so viele Laufschuhe bestellen soll und verwies auf die Umwelt. Darauf erwiederte ich, daß wir doch lieber dort ansetzen sollten, wo der Hebel groß ist... "Lass uns das Haus verkaufen und in eine Wohnung mit deutlich weniger Fläche ziehen." Ihr Gegenargument: "Warum? Das ist doch schon da."

Damit hat sich Recht. Auf den ersten Blick macht das keinen Sinn. Wenn aber nachhaltig die Nachfrage nach solchen Immobilien sinken würde oder sich auf mehr Köpfe verteilen würde, gäbe es sehr sicher mittelfristig eine Veränderung im Angebot.

Wenn also nur Du noch Gas verbrauchen würdest und einer von wenigen Fliegern wärst, hättest Du sicher nur sehr kurz Freude daran. Die Airlines würden die Linien reduzieren und es würden deutlich Skaleneffekte verloren gehen. Das Angebot würde wieder deutlich kleiner werden. Investitionen würden kaum stattfinden. Die Preise würden steigen. Die Freude wäre also von kurzer Dauer ;)

TriVet 24.01.2023 10:24

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1696991)
.."Lass uns das Haus verkaufen und in eine Wohnung mit deutlich weniger Fläche ziehen."

Damit wärst Du vielleicht mehr im Trend als gedacht.
Hier wird von empfohlenen 35 qm/Person geredet:
https://www.deutschlandfunkkultur.de...stadt-100.html

Daraus:
Gerade in Ballungsräumen fehlen Wohnungen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Einer sei, dass seit 1950 sukzessive immer mehr Wohnraum pro Kopf verbraucht werde, sagt Florian Fischer-Almannai, Professor für Wohnbau in Aachen. Die vorhandene Wohnfläche sei in den vergangenen Jahrzehnten weniger gewachsen als der Verbrauch, der aktuell im Schnitt bei rund 47 Quadratmeter pro Kopf liegt.

keko# 24.01.2023 10:29

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1696991)
....

Wenn also nur Du noch Gas verbrauchen würdest und einer von wenigen Fliegern wärst, hättest Du sicher nur sehr kurz Freude daran. Die Airlines würden die Linien reduzieren und es würden deutlich Skaleneffekte verloren gehen. Das Angebot würde wieder deutlich kleiner werden. Investitionen würden kaum stattfinden. Die Preise würden steigen. Die Freude wäre also von kurzer Dauer ;)

Ich gebe dir recht! Es muss eine Balance vorhanden sein. Der junge Mensch in der PANARAMO-Reportage hat dies ja frei und offen geäussert: es funktioniert (seine Privatflüge), weil sich das nur ein kleiner Teil leisten kann.

Provokant gedacht: Ist das vielleicht langfristig das stabilste Modell um den Klimawandel zu bekämpfen? Rel. wenige Besitzende und eine Masse Mittelloser?

Genussläufer 24.01.2023 10:53

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1696996)
Provokant gedacht: Ist das vielleicht langfristig das stabilste Modell um den Klimawandel zu bekämpfen? Rel. wenige Besitzende und eine Masse Mittelloser?

Sehr philosophische Frage und schwer klar zu beantworten. Man müsst hier politische Lage, Ökologie und Interdependenzen berücksichtigen. Ist also sehr subjektiv und abhängig davon wie man die Kriterien in der Argumentation gewichtet. Liest sich wie eine Ausrede und ist es auch :Lachen2:

Um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten, benötigen wir stabile Verhältnisse, technologischen Fortschritt und den Willen der Menschen im Konsum zu priorisieren. Wenn Du die ärmere Bevölkerung aus der Entwicklung ausschließt, wirst Du keine politische Stabilität bekommen. Allein das macht vieles deutlich schwieriger. Wenn Wohlstand, Bildung und Versorgung sich nicht weiter nachhaltig verbessern, wird das auch Druck auf das Bevölkerungswachstum geben. Partizipation für alle ist also wichtig. Ob es nun ein Recht für jeden geben muss, einen Langstreckenflug zu absolvieren, steht auf einem anderen Blatt. Auch wir können uns das häufig nur leisten, weil es nicht korrekt bepreist ist.

"Augenblick verweile doch. Augenblick Du bist so schön."

Klappt eben nicht. Und wenn wir eine so unausgewogene Situation wie jetzt haben, wird das erst recht nicht funktionieren. Wir halten die eine Seite klein und gaukeln uns einen bezahlbaren Luxus vor. Wohlwissend, daß dieser Luxus Preiskomponenten enthält, die wir auf anderer Menschen Kreditkarte buchen.

Edit: Sorry für die Ausschweife. Das hat wirklich gar nichts mehr mit dem Fadentitel zu tun!

Schwarzfahrer 24.01.2023 13:21

Zitat:

Zitat von Matthias75 (Beitrag 1696973)
Ich wäre für ein gestaffeltes Tempolimit: 50 auf breiten Zufahrt- und Durchgangsstraßen, möglichst Kraftfahrzeuge und Fahrräder getrennt, um Konflikte zu vermeiden, sobald es von der breiten Straße weg geht, flächendeckend Tempo 30.

M.

Sehr rationaler Ansatz, den ich teile, weil es die Hautpfunktion des Verkehrs (vorankommen) mit berücksichtigt.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1696986)
In Freiburg haben wir in vielen Straßen Tempo 30. Auch auf der dicksten Durchgangsstraße, die auf insgesamt vier Fahrspuren von Ost nach West quer durch die Stadt geht. ...

Bei einer Ortsdurchfahr in der Nachbarschaft hat man auch Tempo 30 eingeführt. Es steht zusätzlich das Schild "Lärmschutz" dran. Über den Nutzen für Verkehr und Umwelt kann man diskutieren; Staus gab es dort nie, Ampeln nur als Gelegenheits-Fußgängerampeln. Dem Lärmschutz wird auf jeden Fall dadurch mäßig genutzt. Tempo 30 kann mein Auto sinnvoll nur im 3. Gang, dann bei ca. 1200 U/min. Tempo 40 - 45 kann ich im vierten Gang mit ca. 1000, max. 1100 U/min rollen (habe ich dort früher meist gemacht). Leiser bin ich damit bei 30 sicher nie. Wäre interessant, eine vorher/nachher Lärmpegelmessung zu sehen - vielleicht fahren andere auch 40 - 50 immer im 3. Gang, dann ist es natürlich eine Verbesserung mit 30.

TRIPI 24.01.2023 14:08

Ich würde jetzt mal behaupten dass deine Reifen immer lauter sind bei höherer Geschwindigkeit.

kullerich 24.01.2023 15:00

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1696986)
(Nebenbei: In Freiburg stehen überall Blitzer. Tempo 30 wird durchgesetzt. Das empfinde ich paradoxerweise als angenehm. Anders ist es in meiner zweiten Heimat München: Wo dort Tempo 30 vorgeschrieben ist und ich mich daran halte, werde ich von den anderen Autofahrern wie ein Quertreiber und Störenfried behandelt. Jeder versucht, die Nervensäge möglichst schnell zu überholen. Kaum jemand hält sich dort an die erlaubten 30 km/h. Selbst Busfahrer ziehen gereizt vorbei. Das nervt.)

Sehr schöne Anmerkung. Hier in der von mir bewohnten Kleinstadt ist im letzten November die Gültigkeit von Tempo 30 deutlich erweitert worden, und es sind sogar mobile Blitzer angeschafft worden... Die Einstellung der Stadtverwaltung dazu spricht aus der Formulierung, dass das Nicht-Nutzen dieser Blitzer eine Massnahme des "Weihnachtsfriedens" sei. Hier ist also (in Wahrnehmung der Stadtverwaltung...) nicht der Regelverletzer, sondern die Kontrolle davon der Bruch des Friedens.... Scheint mir für München auch zuzutreffen, deiner Schilderung nach...

sybenwurz 24.01.2023 15:17

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1696996)
Provokant gedacht: Ist das vielleicht langfristig das stabilste Modell um den Klimawandel zu bekämpfen? Rel. wenige Besitzende und eine Masse Mittelloser?

Ich denke, dass dann selbst 'der Deutsche' zu Mitteln greifen würde.
Wir haben aktuell ja eher so Fokus auf rechte Gewalt, Spinner und Reichsbürger, in deZusammenhang den Vergleich zu Links, und betrachten frühere Revolutionen zumeist aus dem Blickwinkel der berechtigten Interessen einer Mehrheit des Volks, gegen Willkür, Diktatur, Unterdrückung u.ä. aufzubegehren.
Sobald die Schere zwischen Arm und Reich aber weiter aufklafft, kann ich mir schon gut vorstellen, dass 'der Pöbel' nicht endlos bereit ist, diese ungleiche Verteilung analog zu Mustern früherer Jahrhunderte hinzunehmen.
Die werden aber halt wahrscheinlich nimmer mit Knüppeln und Dreschflegeln losziehn.

DocTom 24.01.2023 16:28

Zitat:

Zitat von sybenwurz (Beitrag 1697042)
Ich denke, dass dann selbst 'der Deutsche' zu Mitteln greifen würde...
Die werden aber halt wahrscheinlich nimmer mit Knüppeln und Dreschflegeln losziehn.

Die ziehen nie los, oder kannst du dir Gelbwestenaktionen im Stile Frankreichs in D vorstellen?:Blumen:

Mo77 24.01.2023 17:35

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 1696992)
Damit wärst Du vielleicht mehr im Trend als gedacht.
Hier wird von empfohlenen 35 qm/Person geredet:
https://www.deutschlandfunkkultur.de...stadt-100.html

Daraus:
Gerade in Ballungsräumen fehlen Wohnungen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Einer sei, dass seit 1950 sukzessive immer mehr Wohnraum pro Kopf verbraucht werde, sagt Florian Fischer-Almannai, Professor für Wohnbau in Aachen. Die vorhandene Wohnfläche sei in den vergangenen Jahrzehnten weniger gewachsen als der Verbrauch, der aktuell im Schnitt bei rund 47 Quadratmeter pro Kopf liegt.

Ich werde mir bestimmt kein Haus kaufen was knapp 50qm größer ist..
:Blumen:

Matthias75 25.01.2023 08:40

Zitat:

Zitat von DocTom (Beitrag 1697049)
Die ziehen nie los, oder kannst du dir Gelbwestenaktionen im Stile Frankreichs in D vorstellen?:Blumen:

Die wählen dann alle aus Protest FDP und wir haben dann Lindner als Kanzler und Kubicki als Vize. Kann auch keiner wollen....

M.

sybenwurz 25.01.2023 09:54

Zitat:

Zitat von DocTom (Beitrag 1697049)
Die ziehen nie los, oder kannst du dir Gelbwestenaktionen im Stile Frankreichs in D vorstellen?:Blumen:

Du hast meinen Beitrag nicht verstanden. Es gehen bereits Leute auf die Strasse. Wir tun sie aber als Spinner, Rechtsradikale, Querdenker usw. ab.
Aber je weiter die Schere aufklafft, umso mehr Zulauf nicht nur aus der Unterschicht, sondern auch dann ehemaligen Mittel- und Oberschicht werden solcherart Gruppierungen finden. Damit auch Typen, die die Massen instrumentalisieren und führen können und deren Bildung nicht nur aus Vormittags-TV besteht.
Klar, gibts bereits schon, sind aber immer nur noch Randerscheinungen.
Denkst du 'Merkel muss weg' oder 'Volksverräter' sind Floskeln, die der Bildungsflüchtling zu definieren in der Lage ist, oder sind es aber nur Synonyme dafür, dass 'die da oben' was haben, und die Krakeler auf der Strasse nix?

DocTom 25.01.2023 17:38

Zitat:

Zitat von sybenwurz (Beitrag 1697096)
...
Klar, gibts bereits schon, sind aber immer nur noch Randerscheinungen.
Denkst du 'Merkel muss weg' oder 'Volksverräter' sind Floskeln, die der Bildungsflüchtling zu definieren in der Lage ist, oder sind es aber nur Synonyme dafür, dass 'die da oben' was haben, und die Krakeler auf der Strasse nix?

naja, gerade die von Dir gezeigten Beispiele zeigen am Ende doch (siehe Verhaftung Prinz Reuss), dass die Geldelite sich den Schutz der Stattsmacht durch "Lobby-Arbeit (Bestechung(?))" erhält und sichert. Und die Finanzskandale der letzten Jahre haben auch gezeigt, dass da nicht wirklich etwas bewegt und dagegen unternommen wird. CumCum und CumEx sind ja nicht abgestellt, redet halt nur keiner offen drüber,. Nimm nun noch die Art des Durchgreifens schon bei den Stuttgart 21 Demos (normale, alte Menschen durch Polizei zusammengeknüppelt), dann sehe ich da noch keine Politiker- oder Finanzadelköpfe durch revoltierende Massen in D oder der EU rollen.
omtc
t.:Huhu:

keko# 26.01.2023 11:53

Zitat:

Zitat von sybenwurz (Beitrag 1697042)
Ich denke, dass dann selbst 'der Deutsche' zu Mitteln greifen würde.
Wir haben aktuell ja eher so Fokus auf rechte Gewalt, Spinner und Reichsbürger, in deZusammenhang den Vergleich zu Links, und betrachten frühere Revolutionen zumeist aus dem Blickwinkel der berechtigten Interessen einer Mehrheit des Volks, gegen Willkür, Diktatur, Unterdrückung u.ä. aufzubegehren.
Sobald die Schere zwischen Arm und Reich aber weiter aufklafft, kann ich mir schon gut vorstellen, dass 'der Pöbel' nicht endlos bereit ist, diese ungleiche Verteilung analog zu Mustern früherer Jahrhunderte hinzunehmen.
Die werden aber halt wahrscheinlich nimmer mit Knüppeln und Dreschflegeln losziehn.

Wir Deutsche können auch sehr gut demonstrieren, wie wir aus unserer Geschichte wissen. Sensationell friedlich der Mauerfall.
Druck von oben erzeugt irgendwann Gegendruck. Von daher ist es geschickter, wenn man die Menschen so weit bringt, dass sie Dinge selbst tun: Ich hörte in meinem Umfeld völlig erstaunt schon mehrmals Bekannte sagen, dass die Inflation noch zu niedrig sei und die Preise zu niedrig.

:Blumen:

Mitsuha 26.01.2023 14:56

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1696986)
(Nebenbei: In Freiburg stehen überall Blitzer. Tempo 30 wird durchgesetzt. Das empfinde ich paradoxerweise als angenehm. Anders ist es in meiner zweiten Heimat München: Wo dort Tempo 30 vorgeschrieben ist und ich mich daran halte, werde ich von den anderen Autofahrern wie ein Quertreiber und Störenfried behandelt. Jeder versucht, die Nervensäge möglichst schnell zu überholen. Kaum jemand hält sich dort an die erlaubten 30 km/h. Selbst Busfahrer ziehen gereizt vorbei. Das nervt.)

Naja, was erwartet man, wenn man eine Gesellschaft hat, die den Egomanen heranzieht und auch noch belohnt. Die Leute sind rücksichtslos und rammen mit ihren Ellenbogen alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Auf der Strasse, auf der das Überholen nicht so einfach getätigt werden kann, wird dann halt anders aggressiv gefahren, weil "ich ich ich".

Schwarzfahrer 30.01.2023 12:37

Zitat:

Zitat von TRIPI (Beitrag 1697026)
Ich würde jetzt mal behaupten dass deine Reifen immer lauter sind bei höherer Geschwindigkeit.

Klar, Abrollgeräusche steigen mit Geschwindigkeit; wie hoch ihr Anteil am Gesamtlärm eines Autos ist, dürfte sehr vom Motor und vom Reifenprofil ab; ich glaube mich zu erinnern, daß Abroll- und Windgeräusche bei Autobahntempo überwiegen, während in der Stadt die Motorgeräusche den Rest übertünchen. Gestern fuhr ein schwerer E-SUV an mir vorbei (Stadtverkehr), der war rein aus den Abrollgeräuschen (vermutlich nagelneue Winterreifen) lauter, als der nachfolgende uralte Opel Corsa mit Benzinmotor (vermutlich mit glatt abgefahrenen Reifen und niedertourig unterwegs :))

Übrigens, hier noch ein paar Aspekte zum Nutzen von Tempo 30 innerorts. Wenn man das liest, bleibt vom Umweltaspekt wenig übrig (dürfte für Verbrenner gelten; E-Autos sind da linearer bzgl. Verbrauch, da spart Tempo 30 wohl immer zu höheren Geschwindigkeiten). Was nicht heißen muß, daß es generell sinnlos ist, nur halte ich den Nutzen bzgl. Verkehrssicherheit in Wohngebieten (das bei Durchgangsstraßen oft keine Rolle spielt) für ein weit besseres Argument, als den Umwelt- oder CO2-Aspekt.

trina 30.01.2023 13:49

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1697510)
Klar, Abrollgeräusche steigen mit Geschwindigkeit; wie hoch ihr Anteil am Gesamtlärm eines Autos ist, dürfte sehr vom Motor und vom Reifenprofil ab; ich glaube mich zu erinnern, daß Abroll- und Windgeräusche bei Autobahntempo überwiegen, während in der Stadt die Motorgeräusche den Rest übertünchen. Gestern fuhr ein schwerer E-SUV an mir vorbei (Stadtverkehr), der war rein aus den Abrollgeräuschen (vermutlich nagelneue Winterreifen) lauter, als der nachfolgende uralte Opel Corsa mit Benzinmotor (vermutlich mit glatt abgefahrenen Reifen und niedertourig unterwegs :))

Übrigens, hier noch ein paar Aspekte zum Nutzen von Tempo 30 innerorts. Wenn man das liest, bleibt vom Umweltaspekt wenig übrig (dürfte für Verbrenner gelten; E-Autos sind da linearer bzgl. Verbrauch, da spart Tempo 30 wohl immer zu höheren Geschwindigkeiten). Was nicht heißen muß, daß es generell sinnlos ist, nur halte ich den Nutzen bzgl. Verkehrssicherheit in Wohngebieten (das bei Durchgangsstraßen oft keine Rolle spielt) für ein weit besseres Argument, als den Umwelt- oder CO2-Aspekt.

Hallo schwarzfahrer,
und hast Du mal geguckt, wer so ne Presseinfo rausgibt?


Über das Forum Mobilität.Freiheit.Umwelt (MFU)

Das Forum Mobilität.Freiheit.Umwelt (MFU) ist ein Zusammenschluss von Interessenvertretungen aus dem automotiven Sektor. Aufgabe und Ziel ist es, die Verkehrspolitik aktiv mitzugestalten. Dazu zählen die Stärkung der multimodalen Fortbewegung und die Sicherstellung einer nachhaltigen gesellschaftspolitischen Akzeptanz für individuelle Mobilität sowie eines entsprechenden Umfeldes und einer positiven gesellschaftspolitischen Einstellung zum Thema "Automobil".

keko# 30.01.2023 15:20

Zitat:

Zitat von Mitsuha (Beitrag 1697229)
Naja, was erwartet man, wenn man eine Gesellschaft hat, die den Egomanen heranzieht und auch noch belohnt. Die Leute sind rücksichtslos und rammen mit ihren Ellenbogen alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Auf der Strasse, auf der das Überholen nicht so einfach getätigt werden kann, wird dann halt anders aggressiv gefahren, weil "ich ich ich".

Durch unser Wohngebiet ging mal eine zeitlang eine Umeitung, weil die Hauptstraße saniert wurde. 100m rechts von unserem Haus ist eine große Schule für geistig behinderte Kinder. 50 rechts eine Kindergarten. Die Polizei stellte daher vor unserem Haus eine digitale Geschwindikgkeitsanzeige auf und reduzierte die erlaubte Geschwindigkeit auf 20 (statt 30km/h). Die höchste Geschwindigkeit, die ich auf der Anzeige sah, waren 92km/h. 60-70 waren keine Seltenheit. Mehrmals kontaktierten Anwohner die örtliche Polzei. Die machten dann auch Messungen, allerdings im Berufsverkehr, wo man sich über 20km/h schon freut. Ganz oben in meiner Hitliste waren auch Überholvorgänge von Autos auf dem Zebrastreifen.
Die Dummheit mancher Autolenker scheint grenzenlos.
:(

Genussläufer 30.01.2023 15:24

Zitat:

Zitat von trina (Beitrag 1697514)
Hallo schwarzfahrer,
und hast Du mal geguckt, wer so ne Presseinfo rausgibt?

Du wirst zu diesem Thema verschiedene Untersuchungen finden. Die Aussagen sind in der Regel sehr vage. In Bezug auf Klimaveränderungen sind die Ergebnisse - im Gegensatz zu Temporeduzierungen auf Autobahnen - eher neutral. Das kann je nach untersuchter Stadt mal leicht positive oder auch klar negative Effekte haben. Es scheint so zu sein, daß es ggf. keinen Sinn macht, bundesweit so eine Regelung zu treffen.

Vielleicht gibt es andere gute Gründe für solch eine Regelung wie z.B. Unfallhäufigkeit. Das kann ich nicht beurteilen. Klimaseitig wäre es sinnvoll, den Individualverkehr vollkommen unattraktiv zu machen oder zu verbieten. Das kann durchaus legitim sein. Dann sollte man es auch beim Namen nennen und der Wähler kann entscheiden.

Argumente an den Haaren herbeizuziehen, empfinde ich nicht als legitim. Genau das scheint bei der Diskussion innerstädtischer Temporeduktionen von 50 auf 30 der Fall zu sein.

Ich persönlich bin eher dafür, den innerstädtischen Individualverkehr auf Null zu setzen. Das würde ich auch so kommunizieren und mit den damit verbundenen Vorteilen versuchen, Mehrheiten dafür zu gewinnen. Sollte es diese nicht geben, fänd ich eine Scheinargumentation über das Klima wenig hilfreich. Genau das passiert hier aber häufig und diskreditiert somit viele andere gute Initiativen.

keko# 30.01.2023 15:31

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1697518)
...
Ich persönlich bin eher dafür, den innerstädtischen Individualverkehr auf Null zu setzen. Das würde ich auch so kommunizieren und mit den damit verbundenen Vorteilen versuchen, Mehrheiten dafür zu gewinnen. ....

Durchaus möglich, dass wir in nicht allzu ferner Zukunft sowieso dahin kommen: Städte als kombinierte Schlaf- und Arbeitsorte mit kleinen Läden für den täglichen Gebrauch. Ansonsten Belieferungen über die bekannten Plattformbetreiber.
Eines meiner Kinder arbeitet in einem Vorort von Lissabon in so einer Umgebung für eine weltweit bekannte Internetplattform (Netflix).

Genussläufer 30.01.2023 15:48

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1697519)
Durchaus möglich, dass wir in nicht allzu ferner Zukunft sowieso dahin kommen: Städte als kombinierte Schlaf- und Arbeitsorte mit kleinen Läden für den täglichen Gebrauch. Ansonsten Belieferungen über die bekannten Plattformbetreiber.
Eines meiner Kinder arbeitet in einem Vorort von Lissabon in so einer Umgebung für eine weltweit bekannte Internetplattform (Netflix).

Eine Entwicklung in diese Richtung hast Du teilweise schon in Deutschland. Auch wenn es erstmal nur die Zentren sind, sammeln wir Erfahrungen und können unsere Modelle weiterentwickeln. Viele Städte sind so immens autozentriert, da wirst Du eine Umstellung nicht von heute auf morgen hinbekommen. Wenn es aber attraktive Vorbilder gibt - genau das unterscheidet 2023 von 2003 - fällt der Schritt, diese Richtung überhaupt erst einzuschlagen, deutlich leichter.

Matthias75 30.01.2023 20:25

Zitat:

Zitat von trina (Beitrag 1697514)
Hallo schwarzfahrer,
und hast Du mal geguckt, wer so ne Presseinfo rausgibt?


Über das Forum Mobilität.Freiheit.Umwelt (MFU)

Das Forum Mobilität.Freiheit.Umwelt (MFU) ist ein Zusammenschluss von Interessenvertretungen aus dem automotiven Sektor. Aufgabe und Ziel ist es, die Verkehrspolitik aktiv mitzugestalten. Dazu zählen die Stärkung der multimodalen Fortbewegung und die Sicherstellung einer nachhaltigen gesellschaftspolitischen Akzeptanz für individuelle Mobilität sowie eines entsprechenden Umfeldes und einer positiven gesellschaftspolitischen Einstellung zum Thema "Automobil".

Die Studie wurde von der TU Wien durchgeführt, allerdings im Auftrag verschiedener Verbände. Ob die an einem neutraleren Ergebnis interessiert waren, kann ich nicht einschätzen. Hier gibt es eine etwas ausführlichere Zusammenfassung.

Allerdings lässt mich der letzte Absatz an der Ernsthaftigkeit dieser Untersuchung zweifeln: Zum Thema Verkehrssicherheit wird lediglich darauf hingewiesen, dass aufgrund der hohen Sicherheitsstandard der Fahrzeuge mit keinen nennenswerten Änderungen der Unfallfolgen bei einer Geschwindigkeitsreduzierung zu rechnen sei. Zudem wäre die Ursache für die meisten schweren Unfälle massive Geschwindigkeitsüberschreitungen. Klar, wenn man alle anderen Verkehrsteilnehmer von den Straßen nimmt, sind die einzigen verbliebenen Verkehrsteilnehmer - die Autofahrer - natürlich durch ihre Fahrgastzelle bestens geschützt.

Daraus lässt sich natürlich keine Aussage über die Qualität der restlichen Studie ableiten. Für ,ich ist es aber doch ein Fingerzeig, in welche Richtung die Interessen der Auftraggeber und der Studienersteller gehen.

M.

Klugschnacker 30.01.2023 20:47

Wir haben doch seit Jahrzehnten 30er-Zonen in den Städten. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der das auf diesen Strecken rückgängig machen wollte.

Selbst wo Bundesstraßen bei Ortsdurchfahren Tempo 30 vorschreiben, geht doch die Debatte nicht um die Aufhebung dieser Geschwindigkeitsbeschränkung. Sondern darum, wie man die Belastung der Anwohner durch Lärm, Dreck und Abgase in Zukunft reduzieren kann. Es hat doch fast jeder kapiert, dass der heutige Autoverkehr in einem grenzwertigen Ausmaß den öffentlichen Raum für sich beansprucht. Ich kenne niemanden, dem man das noch groß erklären müsste.
:Blumen:

noam 30.01.2023 21:23

Man muss das ganze ja auch nicht absolutistisch sehen. Es ist ja durchaus möglich innerhalb geschlossener Ortschaften die grundsätzliche zulässige Höchstgeschwindigkeit auf 30km/h festzulegen und diese auf Straßen, wo dies überhaupt keinen Sinn macht, durch Verkehrszeichen auf 50km/h oder 70km/h anzuheben, was im ländlichen Raum durchaus bereits vorkommt.


Anekdote am Rande: So dürfen LKW teilweise innerorts (VMax durch VZ) schneller fahren als außerorts (§3 StVO 60km/h).

Schwarzfahrer 30.01.2023 21:24

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1697539)
Wir haben doch seit Jahrzehnten 30er-Zonen in den Städten. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der das auf diesen Strecken rückgängig machen wollte.

Ich glaube auch, daß in Wohngebieten solche Tempo-30-Zonen keine Gegner haben, da es dort wirklich primär um Verkehrssicherheit, vor allem für Fußgänger, Anwohner geht. .

Sehr wohl kann man aber darüber diskutieren, ob es grundsätzlich sinnvoll ist, Hauptdurchgangsstraßen von 50 km/h auf 30 km/h zu reduzieren. Oder sollte man doch unterscheiden, ob es eine Wohnstraße/von Fußgängern stark mitgenutzte Strecke ist, oder ob dort kaum direkte Anwohner betroffen sind, nur z.B. Pendler, bzw. der Verkehrsfluß. Ist in unserer Gegend in einigen Orten der Fall; Pendler, die keine Lust dazu haben, fahren dann statt dessen z.T. lieber 10 km Umweg, was nicht wirklich umweltfreundlicher ist. Tempo 30 nur aus Prinzip einführen, ohne konkrete lokale Gründe ist nicht zielführend. Argumente wie Verbrauchsreduktion oder Lärmschutz stimmen nicht überall, und wenn sie falsch sind, senken sie die Akzeptanz unnötig.

Genussläufer 30.01.2023 21:49

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1697539)
Wir haben doch seit Jahrzehnten 30er-Zonen in den Städten. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der das auf diesen Strecken rückgängig machen wollte.

Selbst wo Bundesstraßen bei Ortsdurchfahren Tempo 30 vorschreiben, geht doch die Debatte nicht um die Aufhebung dieser Geschwindigkeitsbeschränkung. Sondern darum, wie man die Belastung der Anwohner durch Lärm, Dreck und Abgase in Zukunft reduzieren kann. Es hat doch fast jeder kapiert, dass der heutige Autoverkehr in einem grenzwertigen Ausmaß den öffentlichen Raum für sich beansprucht. Ich kenne niemanden, dem man das noch groß erklären müsste.
:Blumen:

Das steht doch außer Frage. Wie oben geschrieben, gibt es sehr gute Gründe, die Geschwindigkeit innerorts zu begrenzen. Der Klimaschutz ist hier aber nicht im Vordergrund. Es wäre doch scheinheilig, sich dahinter zu verstecken. Das kann in einigen Orten zutreffen, in anderen nicht. Verkehrssicherheit. auch den Autoverkehr weitere Attraktivität zu nehmen, wären auch legitime Ziele. Und sie wären ehrlich.

Klugschnacker 30.01.2023 22:04

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1697543)
Das steht doch außer Frage. Wie oben geschrieben, gibt es sehr gute Gründe, die Geschwindigkeit innerorts zu begrenzen. Der Klimaschutz ist hier aber nicht im Vordergrund. Es wäre doch scheinheilig, sich dahinter zu verstecken. Das kann in einigen Orten zutreffen, in anderen nicht. Verkehrssicherheit. auch den Autoverkehr weitere Attraktivität zu nehmen, wären auch legitime Ziele. Und sie wären ehrlich.

Ich bin ehrlich. Klimaschutz erschöpft sich nicht in der Frage, wie viel beim Auto aus dem Auspuff kommt, bei 30 oder 50 km/h.

Wenn wir die Klimaziele erreichen wollen, brauchen wir eine Verkehrswende. Es muss in Zukunft erheblich weniger Auto gefahren werden. Also sollten wir uns Gedanken machen, wie wir unsere Städte und den Verkehr umgestalten. Fußgänger, Radfahrer und von mir aus auch Rollerfahrer müssen in Zukunft mehr Raum in den Städten bekommen. Das geht aber nicht, wenn die Autos mit einem Affenzahn durch die Städte rasen und alle anderen Verkehrsteilnehmer an den Rand drängen.

Es geht aus meiner Sicht nicht darum, ob auf einer schnurgeraden, vierspurigen Straße bei einem alten Dieselfahrzeug bei 30 oder 50 km/h mehr Kohlendioxid entsteht, und ob sich hinter den Sieben Bergen bei den sieben Zwergen ein Dorf findet, bei dem man das Gegenteil gemessen hat. Das sind aus meiner Sicht Zeitverschwendungsstrategien von Auto-Lobbyisten.

Mir scheint, dass wir uns da grundsätzlich einig sind.

Klugschnacker 30.01.2023 22:12

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1697542)
Sehr wohl kann man aber darüber diskutieren, ob es grundsätzlich sinnvoll ist, Hauptdurchgangsstraßen von 50 km/h auf 30 km/h zu reduzieren. [...] Pendler, die keine Lust dazu haben, fahren dann statt dessen z.T. lieber 10 km Umweg, was nicht wirklich umweltfreundlicher ist.

Sicher mag es Einzelfälle geben, wo eine allgemeine Regelung nicht optimal ist. Das gilt aber für jede Regel, jede Geschwindigkeit und damit auch für 50 km/h.

keko# 30.01.2023 22:19

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1697520)
Eine Entwicklung in diese Richtung hast Du teilweise schon in Deutschland. Auch wenn es erstmal nur die Zentren sind, sammeln wir Erfahrungen und können unsere Modelle weiterentwickeln. Viele Städte sind so immens autozentriert, da wirst Du eine Umstellung nicht von heute auf morgen hinbekommen. Wenn es aber attraktive Vorbilder gibt - genau das unterscheidet 2023 von 2003 - fällt der Schritt, diese Richtung überhaupt erst einzuschlagen, deutlich leichter.

Ich habe da nichts dagegen. Ich bin bekennender HomeOffice-Fan. Ich kann zum Einkaufen, zum Arzt, ins Schwimmbad und in die Kneipe laufen. Bequem wie ich bin, nehme ich mein uraltes Herkules-Citybike ;-)
Vernetzte, mobile Endgeräte in Form von Autos werden in Zukunft zudem völlig neue Möglichkeiten der Verkehrssteuerung bieten.

:Blumen:

Genussläufer 30.01.2023 22:24

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1697545)

Mir scheint, dass wir uns da grundsätzlich einig sind.

Da bin ich mir ziemlich sicher. Vor allem sind wir uns bei der Forderung nach dem wohl größten Hebel einig, daß es einer vollumfänglichen Verkehrswende bedarf :Blumen:

Die wirksamste Strategie ist, daß deutlich weniger gefahren wird. Zwei Möglichkeiten dies zu forcieren sind erstens das Fahren teurer zu machen (z.B. Maut in der Stadt, höhere Parkgebühren oder limitiertes Parkangebot, etc.) und zweitens das Fahren noch unattraktiver zu machen. Eine Maßnahme könnte hier eine deutliches Tempolimit zu setzen. Wenn du mit mit folgenden Recht hast:

Zitat:

Sondern darum, wie man die Belastung der Anwohner durch Lärm, Dreck und Abgase in Zukunft reduzieren kann. Es hat doch fast jeder kapiert, dass der heutige Autoverkehr in einem grenzwertigen Ausmaß den öffentlichen Raum für sich beansprucht. Ich kenne niemanden, dem man das noch groß erklären müsste.
sollte das in einer Stadt auch durchsetzbar sein. Das wäre ein großer Schritt in Richtung Mobilitätswende zumindest auf regionaler Ebene. Wenn man das nicht durchsetzen kann, ist die Region einfach noch nicht bereit dazu. Dann helfen mehr und mehr gute Vorbilder aus anderen Regionen.

tridinski 31.01.2023 10:23

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1697550)
Vernetzte, mobile Endgeräte in Form von Autos werden in Zukunft zudem völlig neue Möglichkeiten der Verkehrssteuerung bieten.

ich hoffe dass diese Entwicklung in den Ballungsräumen weg geht von "jeder hat eine bzw. mehrere Blechkiste(n) vor der Tür" hin zu dass diese vernetzten, autonomen Vehikel als Teil des öffentlichen Verkehrs fahren und somit um ein vielfaches mehr genutzt werden als die heutigen Autos, die ja bekanntlich 23h am Tag nur rumstehen. Der öffentliche Raum kann viel besser genutzt werden als als gigantischer Parkplatz. Im Zuge dessen fände ich sehr hilfreich:
- Ausbau Fahrradinfrastruktur
- Ausbau Öffis
- Citymaut für private Autos
- Reduktion von Auto-Parkplätzen in der City

Klugschnacker 31.01.2023 10:54

Von autonom fahrenden, gemeinsam genutzten Fahrzeugen als Ersatz für den Individualverkehr sind wir meiner Meinung nach derzeit so weit weg wie vom Mars.

Vielleicht entwickelt sich die künstliche Intelligenz in den kommenden 30 Jahren in ausreichendem Maße, sodass solche Konzepte in 80 Jahren flächendeckend ausgerollt werden und das persönliche Automobil ablösen. Vielleicht aber auch nicht.

Ganz sicher wird das nicht in den kommenden 20 Jahren stattfinden, in welchen wir die Zahl der Automobile halbieren wollen, um den Klimawandel zu verlangsamen.

Aus meiner Sicht reiht sich dieses Thema in weitere Ideen aus Wolkenkuckucksheim ein, die uns eine Lösung vorgaukeln, im Kern diese aber nur in eine angenehm weit entfernte Zukunft verschieben: Grenzenlose Energie aus Fusionsreaktoren, billige Sonnenenergie aus der Sahara, Grillfleisch aus Stammzellen, Flugreisen mit grünem Wasserstoff, Rückgewinnung von CO2 aus der Atmosphäre und Einlagerung auf dem Grund der Meere.

Falls wir eine Verkehrswende wollen, dann wird diese mit den aktuell verfügbaren Technologien stattfinden oder erstmal ausfallen. Ich bin von letzterem überzeugt. Denn wir wollen uns mit dem Kern der Sache nicht abfinden: Dass wir in Zukunft auf gewisse Dinge werden verzichten müssen.

Genussläufer 31.01.2023 10:55

Zitat:

Zitat von Nogi87 (Beitrag 1697563)
Und wieso gibt es nur die Lösung die eine Alternative schlechter zu machen?

Ich schrieb nicht, daß es die einzige Variante wäre, sondern die wirksamste. Das ist ein großer Unterschied.

Zitat:

Ich wohne auf dem Dorf und brauche für die 32km zur Arbeit 35 Minuten. Mit Bu8s und Bahn brauche ich mit 3 mal umsteigen 95 Minuten.
Man kann den Autoverkehr für mich niemals so unattraktiv machen dass ich auf die Bahn umsteige. Selbst bei einem Benzinpreis von 5 Euro und kostenlosem Bahnticket sind mir die 2 Stunden die ich mit dem Auto schneller bin mehr Wert.
Ein Teil der Lösung muss hier natürlich auch sein, daß entsprechende Mobilitätsangebote zu Pendlerknoten entstehen. Das kann über den ÖPNV passieren oder ggf. auch über Parkmöglichkeiten, um dann konzentriert in die Innenstädte zu gelangen. Im Prinzip ist es wie in der Logistik. Die "letzte Meile" ist die schwierigste. Der Weg zur Arbeit kann aber aus der Betrachtung nicht ausgenommen werden. Dafür ist diese Komponente viel zu relevant in der Gesamtrechnung Verkehr. Egal welchen Sektor Du betrachtest, fast jeder wird irgendwo Einschränkungen oder zumindest Veränderungen hinnehmen müssen. Ob das Wärme, Produktion, Verkehr, Bau oder Landwirtschaft betrifft. Wenn dieses Land bis 2050 CO2neutral sein will, ist das gar nicht anders möglich.

keko# 31.01.2023 10:56

Zitat:

Zitat von tridinski (Beitrag 1697562)
ich hoffe dass diese Entwicklung in den Ballungsräumen weg geht von "jeder hat eine bzw. mehrere Blechkiste(n) vor der Tür" hin zu dass diese vernetzten, autonomen Vehikel als Teil des öffentlichen Verkehrs fahren und somit um ein vielfaches mehr genutzt werden als die heutigen Autos, die ja bekanntlich 23h am Tag nur rumstehen. Der öffentliche Raum kann viel besser genutzt werden als als gigantischer Parkplatz. Im Zuge dessen fände ich sehr hilfreich:
- Ausbau Fahrradinfrastruktur
- Ausbau Öffis
- Citymaut für private Autos
- Reduktion von Auto-Parkplätzen in der City

So ein Ausbau erfordert halt viel Arbeit, um kein Rückschritt zu sein. Nicht alle Stadtbewohner sind fitte Triathleten, die finanziell gut dastehen.

Ein aktuelles Beispiel: ein Nachbar hatte 2 Schlaganfälle und ist nun Pflegefall. Seine liebe Frau ist nun quasi zwingend auf das Auto angewiesen, sonst ist das kaum zu bewerkstelligen (sie arbeitet noch halbtags). Die Bevölkerung in DE wird älter und demnach weniger mobil.
Mag sein, dass Autos 23h am Tag rumstehen, aber die eine Stunde kann halt sehr hilfreich sein.

Schwarzfahrer 31.01.2023 12:57

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1697545)
Wenn wir die Klimaziele erreichen wollen, brauchen wir eine Verkehrswende. Es muss in Zukunft erheblich weniger Auto gefahren werden. Also sollten wir uns Gedanken machen, wie wir unsere Städte und den Verkehr umgestalten. Fußgänger, Radfahrer und von mir aus auch Rollerfahrer müssen in Zukunft mehr Raum in den Städten bekommen. Das geht aber nicht, wenn die Autos mit einem Affenzahn durch die Städte rasen und alle anderen Verkehrsteilnehmer an den Rand drängen.

Mit Raum allein ist es nicht getan. Eine Verkehrswende in Deinem Sinne (weniger motorisierter Individualverkehr) ist nur realistisch, wenn auch das Umfeld dazu umgestaltet wird: d.h. alle wesentlichen Infrastrukturen und Dienstleistungen (Geschäfte, Ärzte, Schulen, Freizeit, Arbeit) müssen dann näher am Wohnen sein, als aktuell. In Großstädten mag man viel mit Umgestaltung des Verkehrsraumes erreichen, nicht jedoch außerhalb der Zentren. Wenn der Lebensmittelladen 2 km weit ist, der Arzt in einer anderen Richtung 10 km, die Arbeit wieder anderswo 30 km (je nach Wohnort, besonders im ländlichen, kommt schnell nochmal ein Faktor 2 - 4 drauf), dann bleibt der Bedarf an Autoverkehr. Schon darum geht es nicht mit pauschalen Maßnahmen, sondern nur lokal-regional angepasst.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1697545)
Es geht aus meiner Sicht nicht darum, ob auf einer schnurgeraden, vierspurigen Straße bei einem alten Dieselfahrzeug bei 30 oder 50 km/h mehr Kohlendioxid entsteht.... Das sind aus meiner Sicht Zeitverschwendungsstrategien von Auto-Lobbyisten.

Wenn fürs Tempolimit nur CO2 als Grund angegeben wird, dann geht es im Einzelfall bzgl. Akzeptanz auch darum, ob dieses Argument stimmt. Diskussion als Zeitverschwendung abzutun ist nicht wirklich überzeugend.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1697549)
Sicher mag es Einzelfälle geben, wo eine allgemeine Regelung nicht optimal ist. Das gilt aber für jede Regel, jede Geschwindigkeit und damit auch für 50 km/h.

Genau, u.a. finde ich deshalb keine pauschalen Tempolimits sinnvoll, sondern vielmehr adaptive Ansätze, wie inzwischen auf vielen Autobahnen: je nach Ort, Verkehrsaufkommen und Randbedingungen angepasste Limits (anpassung auf jeden Fall je nach Ort/Umfeld, aber wenn möglich, auch zeitlich), die damit immer für eine möglichst gute Kombination von Sicherheit und Verkehrsfluß sorgen.
Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1697551)
Die wirksamste Strategie ist, daß deutlich weniger gefahren wird. Zwei Möglichkeiten dies zu forcieren sind erstens das Fahren teurer zu machen (z.B. Maut in der Stadt, höhere Parkgebühren oder limitiertes Parkangebot, etc.) und zweitens das Fahren noch unattraktiver zu machen.

Beides wird nur sehr wenig bewegen, solange die oben genannten Randbedingungen für den Mobilitätsbedarf sich nicht ändern - diese Ansätze als erstes werden zwar evtl. die ärmeren zu etwas weniger überflüssige Fahrten bewegen, aber eine sehr große Zahl von Menschen, die auf die Mobilität angewiesen sind (s. z.B. kekos Beitrag) verprellen, und gegen die "Verkehrswende" mobilisieren.

Über alternative Lösungen zur Mobilität in Kombination, wie sie tridinski auflistet, erreicht man sicher mehr Menschen - auch wenn der Aufbau von sowas sicher dauert, und erst mal nur im dichter bewohnten städtischen Bereich aussichtsreich ist.
Zitat:

Zitat von tridinski (Beitrag 1697562)
...fände ich sehr hilfreich:
- Ausbau Fahrradinfrastruktur
- Ausbau Öffis
- Citymaut für private Autos
- Reduktion von Auto-Parkplätzen in der City


Roini 31.01.2023 13:30

Mich umtreibt bei der Diskussion immer die Frage was den gegen ein Tempolimit spricht.

Oder anders formuliert: was sind die großen Vorteile wenn ich auf der Autobahn auf Teilstrecken so schnell fahren kann wie ich will :Gruebeln:

sabine-g 31.01.2023 13:30

Ich habe jahrelang an einer Straße gewohnt, die eine Tempo 30 Zone war, dies ist noch eine Steigerung von einfach nur Tempo 30.
Gehalten haben sich die wenigsten dran, es gab viele Messungen, insbesondere im dunkeln sind viele schneller als 50 gefahren.

Wenn hier jemand behauptet es gibt keinen Unterschied im Lärmpegel zwischen 50 und 30km/h, den kann ich nur auslachen.
Dazwischen liegen Welten.

Wir haben das Haus nach 11 Jahren verkauft und haben was gekauft ohne Straße vor der Tür.
Grund: Lärm, Verkehrslärm

Dasselbe in Sachen Verkehrslärm gilt natürlich auch für andere Geschwindigkeiten im direkten Vergleich: 100/130 , 70/100, etc.

Harm 31.01.2023 13:40

Zitat:

Zitat von Roini (Beitrag 1697579)
Mich umtreibt bei der Diskussion immer die Frage was den gegen ein Tempolimit spricht.

Oder anders formuliert: was sind die großen Vorteile wenn ich auf der Autobahn auf Teilstrecken so schnell fahren kann wie ich will :Gruebeln:

DANKE:liebe053: :bussi:

Und das gleiche gilt für 30 in der Stadt. Es gibt keine ernsthaften Gründe dagegen!


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